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Zagreus (altgriechisch Ζαγρεύς) ist eine Figur aus der thrakischen Mythologie und wurde in die griechische Mythologie integriert. Er war dort der Sohn des Zeus und der Persephone. Zagreus wird meist als kleines Kind mit Stierkopf dargestellt, da er sich zur Verteidigung in verschiedene Tiergestalten verwandeln konnte.

Zagreus

In einer Höhle schwängerte Zeus, der die Gestalt einer Schlange angenommen hatte, Persephone. Persephone gebar daraufhin Zagreus, dem Zeus wegen seiner großen Zuneigung zu Persephone sein göttliches Erbe zusprach. Zeus liebte Persephone, obwohl sie seine Nichte und Tochter war.

Zeus kannte die Eifersucht seiner Gattin Hera und ließ seinen neugeborenen Sohn Zagreus in einer Höhle verstecken und von Kureten bewachen, welche mit Schildertrommeln das Kindergeplärr übertönen sollten.
Tod

Auf Heras Befehl machten Titanen Zagreus ausfindig und versuchten, diesen aus seiner bewachten Höhle zu locken, um ihn zu töten. Zuerst versprachen sie ihm Äpfel, die es ihm ermöglichen sollten, die Gestalt einer Frau anzunehmen. Anschließend versprachen sie ihm die Gabe, Tierlaute zu verstehen. Zagreus ließ sich aber erst vom dritten Geschenk, einem Spiegel, aus der Höhle locken. Zagreus, der sich jederzeit in Tiergestalten verwandeln konnte, vergaß, beeindruckt von seinem Spiegelbild, die Vorsicht, worauf die Titanen sich auf ihn stürzten. Zagreus verwandelte sich im Kampf gegen die Titanen in einen Löwen und anschließend in einen Stier, unterlag ihnen jedoch.

Er wurde von ihnen in sieben Teile zerrissen, in einem Kessel, der auf einem Dreifuß stand, gekocht, über dem Feuer gebraten und verschlungen.

Doch die Hörner des gebratenen Kindes erinnern daran, dass es sich um ein geopfertes Zicklein oder Kälbchen handelt, dessen Leiden denen des Gottes genau entsprachen.

Über diesen Frevel erzürnt, erschlug der Göttervater Zeus mit seinen Blitzen die Titanen, die zu Staub zerfielen. Der Staub der Titanen vermischte sich im Regen mit den übrig gebliebenen Resten des verspeisten Zagreus und bildete eine eigenartige, schlammige Masse. Aus diesem göttlichen Schlamm formte Prometheus den Menschen, der eine gute und eine schlechte Seite aufweist, genauso wie der Schlamm, der aus einer Mischung aus dem göttlichen, guten und reinen Zagreus und den schlechten und unreinen Titanen besteht.

Nach Meinung der Orphiker konnte man durch Reinigung und Initiationen das titanische Element verlieren und ein Bakchos werden.
Verschiedene Traditionen der Geschichte

Es gibt, neben dieser orphischen, verschiedene andere Traditionen der Geschichte der Tötung des Zagreus durch die Titanen:

Fortsetzung A

Zeus habe die Glieder gesammelt und sie Apollon übergeben, der sie in Delphi bestattete. Dort wurde jährlich in der winterlichen Abwesenheit des Apollon seine „Auferstehung“ gefeiert.

Fortsetzung B

Der „erste Weinstock“ entstand aus der Asche der verbrannten Glieder des Zagreus. Es wurde auch berichtet, Rhea habe die im Kessel gekochten Glieder gesammelt und wieder zusammengefügt. Zagreus ist ins Leben in der Gestalt des Dionysos zurückgekehrt und wurde Persephone zurückgegeben. In einer ähnlichen Version entstand Zagreus aus eigener Kraft neu und lebte im Hades bei seiner Mutter.

Fortsetzung C

Nur das Herz des Zagreus habe Athene beiseite getan. Dieses Herz gab Zeus der Semele zu essen oder in einem Trank, durch den diese Dionysos gebar. Tatsächlich war es ein anderes Körperteil, den eine Göttin in einem zugedeckten Korb versteckte, der Phallos.

Der Unterschied zwischen den letzten beiden Geschichten ist gering.
Antike Quellen

Der Zagreus-Mythos wird u. a.von Nonnos beschrieben:

„[…] und während sich Zagreus im Spiegel beschaute,
hieben sie ihn mit einer Tartaros-Klinge in Stücke.
Zagreus beschloß sein Leben, zerfleischt vom Schwert' der Titanen,
aber begann als Dionysos gleich auf's neue zu atmen,
konnte sich nunmehr in vielen Gestalten abwechselnd zeigen, […]“

– Nonnos von Panopolis: Dionysiaka. (Leben und Taten des Dionysos).[1]
Weiteres

Seit 2013 ist er Namensgeber für den Zagreus Ridge, einen Gebirgskamm im Grahamland in der Antarktis.
Einzelnachweise

Nonnos: Werke in zwei Bänden. Aus dem Griechischen übertragen und herausgegeben von Dietrich Ebener. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1985.

Literatur

Johannes Schmidt: Zagreus. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 6, Leipzig 1937, Sp. 532–538 (Digitalisat).
Wolfgang Fauth: Zagreus. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IX A,2, Stuttgart 1967, Sp. 2221–2283.
Bernhard Gallistl: Der Zagreus-Mythos bei Euripides. In: Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft. 7, 1981, ISSN 0342-5932, S. 235–252.
Alberto Bernabé Pajares, Paul Gautier (Hrsg.): Poetae epici Graeci. Testimonia et fragmenta. Pars I, Band 2, Stuttgart 1987. S. 233–274, ISBN 978-3-8154-1706-5. (Übersicht über die antiken Quellen)
Richard L. Gordon: Zagreus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12/2, Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01487-8, Sp. 665 f.
Ruth Lindner: Zagreus. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VIII, Zürich/München 1997, S. 305–306.

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Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen - Die Heroen-Geschichten, dtv, ISBN 3-423-30031-0

Michael Grant und John Hazel, Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, dtv, ISBN 3-423-32508-9

Robert von Ranke-Graves: "Griechische Mythologie - Quellen und Deutung", rororo, ISBN 3-499-55404-6

Bilder der Griechischen / Römischen Mythologie chronologisch sortiert.. (Englisch)

Lexikon der Griechischen Mythologie

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