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Ibrahim Pascha (* 1789 in Nusretli, Makedonien; † 10. November 1848 in Kairo) war ein ägyptischer General und 1848 Vizekönig von Ägypten. Er eroberte 1832 Syrien.

Kampf gegen die Mamelucken

Ibrahim Pascha war der älteste Sohn Muhammad Alis, des Paschas von Ägypten und somit Thronfolger. Während sein Vater um die Herrschaft über Ägypten kämpfte, wurde der sechzehnjährige Ibrahim mit seinem Bruder als Geisel zu den Osmanen geschickt. Als Muhammad als Pascha anerkannt wurde und die englische Expedition unter General Fraser besiegt hatte, wurde ihm erlaubt, nach Ägypten zurückzukehren. Als Muhammad Ali 1813 nach Arabien ging, um gegen die Wahhabiten Krieg zu führen, wurde Ibrahim als Befehlshabender in Oberägypten zurückgelassen. Er setzte die Unterdrückung der Mamelucken fort. 1816 folgte er seinem Bruder Tusun als Befehlshaber der ägyptischen Streitkräfte in Arabien nach. Muhammad Ali hatte bereits begonnen, europäische Disziplin in der Armee einzuführen, und Ibrahim hatte wahrscheinlich eine entsprechende Ausbildung erhalten, aber seine ersten Feldzüge führte er mehr im alten asiatischen Stil als seine späteren Operationen.

Vernichtung der Wahhabiten

Der Feldzug dauerte zwei Jahre und endete in der Vernichtung der Wahhabiten als politischer Macht. Ibrahim landete am 30. September 1816 in Yembo, dem Hafen von Medina. Die Heiligen Städte waren von den Wahhabiten zurückgewonnen worden, und Ibrahims Aufgabe war es, ihnen in die Wüste in Nejd zu folgen und ihre Festungen zu zerstören. Mit der Ausbildung, die die ägyptischen Truppen erhalten hatten, und mit ihrer Artillerie hatten sie eine deutliche Überlegenheit im offenen Feld. Aber die Schwierigkeit, die Wüste zum Wahhabiten-Stützpunkt in Deraiya, rund 400 km östlich von Medina, zu durchqueren, und der Mut ihrer Gegner machten den Eroberungszug äußerst mühsam. Ibrahim zeigte große Energie und Zähigkeit, teilte alle Entbehrungen seines Heers, und ließ sich nie von Rückschlägen entmutigen. Gegen Ende September 1818 hatte er den Wahhabiten-Führer zur Aufgabe gezwungen und Deraiya eingenommen, das er zerstören ließ. Am 11. Dezember 1819 zog er triumphal in Kairo ein.

Die Griechische Revolution

Konteradmiral Comte van Heiden (oder Heyden), Admiral Sir Edward Codrington, Admiral Comte de Rigny, Navarino

Nach seiner Rückkehr unterstützte er den französischen Oberst Sève (Süleyman Pascha), der beauftragt worden war, die Armee nach dem europäischen Modell zu drillen. Ibrahim setzte ein Beispiel, indem er sich als Rekrut selbst dem Drill unterwarf. Als 1824 Muhammad Ali vom Sultan zum Statthalter von Morea ernannt worden war, um gegen die aufständischen Griechen zu helfen, schickte er Ibrahim mit einem Flottengeschwader und einer Armee von 17.000 Mann. Die Expedition stach im Juli 1824 in See, war aber monatelang nicht zu mehr als einem stetigen "Kommen-und-Gehen" in der Lage. Die Angst vor den griechischen Brandern hielt seine Fahrt nach Morea auf. Als die griechischen Seemänner wegen ausstehender Lohnzahlungen meuterten, konnte er am 26. Februar 1825 in Modon landen. Er blieb in der Morea, bis er am 1. Oktober 1828 von den westlichen Mächten zur Kapitulation gezwungen wurde. Ibrahims Operationen in der Morea waren energisch und grausam. Er besiegte die Griechen mühelos auf offenem Feld, und obwohl die Belagerung Messolongis seinen eigenen und den türkischen Truppen schwere Verluste brachte, führte er sie am 24. April 1826 zu einem erfolgreichen Ende. Die griechischen Guerillatruppen plagten seine Armee, und als Rache verwüstete er das Land und schickte tausende von Einwohnern in die Sklaverei nach Ägypten. Diese Repressionsmaßnahmen erregten große Empörung in Europa und führten erst zur Intervention der englischen, französischen und russischen Geschwader (siehe Schlacht von Navarino), dann zur Landung einer französischen Expeditionstruppe. Gemäß den Kapitulationsbedingungen vom 1. Oktober 1828 verließ Ibrahim das Land. Englische Offiziere, die ihn bei Navarino sahen, beschrieben ihn als klein, dick und von Pocken entstellt; seine Fettleibigkeit vermindere aber nicht seine Aktivitäten auf dem Schlachtfeld.

Die Eroberung Syriens

Nachdem 1831 die Auseinandersetzung seines Vaters mit der Pforte offenkundig geworden war, wurde Ibrahim beauftragt, Syrien und Palästina zu erobern. Er führte seine Aufgabe mit bemerkenswerter Energie durch. Er nahm am 27. Mai 1832 nach schwerer Belagerung Akko ein, besetzte am 18. Juni Damaskus, besiegte am 8. Juli die türkische Armee bei Homs und am 29. Juli eine weitere bei Beilan. Nach diesen Siegen fiel Ibrahim Pascha in Anatolien ein und stieß auf Istanbul vor. Am 21. Dezember schlug er den Großwesir vernichtend bei Konia. Zweifellos waren Colonel Sève und die europäischen Offiziere in der Armee eine Hilfe, aber seine Gelehrigkeit gegenüber ihren Ratschlägen und seine persönliche Kühnheit und Energie stehen vorteilhaft gegen die Trägheit, Ignoranz und Eitelkeit der ihm gegenüberstehenden türkischen Generäle. Er kann für sich selbst diplomatisches Urteilsvermögen und Feingefühl dafür beanspruchen, die Unterstützung der Bevölkerung sichergestellt und Vorteil aus ihren Rivalitäten gezogen zu haben. Am 8. April 1833 wurde der Frieden von Kütajeh geschlossen und Muhammad Alis Herrschaft über Syrien vorerst anerkannt. Nach dem Feldzug von 1832/33 blieb Ibrahim als Statthalter in Syrien. Seine Regierung wurde wesentlich durch die Steuern beeinträchtigt, die er für seinen Vater eintreiben musste, so dass Rebellionen ausbrachen.

Statthalter in Syrien und Palästina

Als Statthalter in Syrien und Palästina führte er Reformen im Sinne der französischen Revolution durch; durch die Installierung säkularer Gerichtshöfe brach er erstmals im Islam mit der unberschränkten Gültigkeit der Scharia; jetzt konnten auch Christen und Juden z. B. in Jerusalem in den Gemeinderat gewählt werden. Als die religiösen Institutionen im Islam zur Revolte aufriefen, ließ er diese mit ägyptischen Truppen niederschlagen. Erstmals durften jetzt im Islam Christen Waffen tragen. Im Libanon wurde die Reformpolitik vom Amir Bashir II. al-Shehabi unterstützt, der 1840 mit Hilfe der Engländer vertriebenen wurde. Bemerkenswert ist, dass er erstmals im Islam das Prinzip der Gleichheit von Muslimen und Christen durchsetzte.

1838 fühlte sich die Pforte stark genug, den Kampf wiederaufzunehmen. Ibrahim errang am 24. Juni 1839 seinen letzten Sieg für seinen Vater bei Nisibis. Aber Großbritannien und Österreich intervenierten, um die Integrität des Osmanischen Reichs zu bewahren. Ihre Geschwader unterbrachen seine Kommunikation über See mit Ägypten, eine allgemeine Revolte isolierte ihn in Syrien, und er war schließlich gezwungen, im Februar 1841 das Land zu räumen. Ibrahim verbrachte den Rest seines Lebens in Frieden, aber seine Gesundheit war ruiniert. 1846 stattete er Westeuropa einen Besuch ab und wurde dort mit Respekt und großer Neugier empfangen. Als sein Vater 1848 geistesschwach wurde, regierte er bis zu seinem eigenen Tod am 10. November des selben Jahres.

Literatur

Nicolae Jorga: Geschichte des osmanischen Reiches, Gotha 1913, ISBN 3-8218-5026-4

Vorgänger Muhammad Ali Pascha

Vizekönig von Ägypten 1848

Nachfolger

Abbas I.

Referenz: "http://de.wikipedia.org/"
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