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Illyrien (albanisch: Iliria) ist eine vage Bezeichnung für den westlichen Teil der Balkanhalbinsel. Illyricum ist der alte lateinische Name für das ursprünglich von den Illyrern bewohnte Gebiet östlich der Adria.

Antike

Im Altertum selbst wurde das Gebiet häufiger als Dalmatia bezeichnet, Illyricum als Bezeichnung für die Balkanhalbinsel war aber ebenfalls in Gebrauch.

Im Zuge der Illyrischen Kriege gerieten die Küsten Illyriens im 2. Jahrhundert unter den Einfluss der Römer. Doch bestanden dort noch längere Zeit autonome Klientelstaaten und Poleis. Erst im ersten Jahrhundert v. Chr. wurden die Gebiete von Lissus bis an die Grenzen der Halbinsel Histria als Provinz organisiert. Als Cäsar 58 v. Chr. Prokonsul der beiden Gallien und Illyriens wurde, umfasste letzteres einen mehr oder weniger breiten Küstenstreifen, während das Binnenland noch unberührt von der römischen Herrschaft war. Erst unter Kaiser Augustus wurde die Provinz Illyria bis fast zur Donau ausgedehnt.

Ein großer Aufstand der Illyrer zwischen 6 und 9 n. Chr. konnte von den Römern nur sehr mühsam unterdrückt werden und trug wahrscheinlich dazu bei, dass die Herrschaft über Germanien nicht gesichert werden konnte. Fortan blieb das Gebiet, das zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert viele Kaiser (darunter Diokletian und Justinian I.) hervorbringen sollte, weitgehend ruhig. In der Spätantike, nach der Reichsreform des Diokletian, unterstanden die italischen, nordwestafrikanischen, pannonischen und dalmatischen Provinzen einem Praefectus praetorio Illyrici, Italiae et Africae. Nach der Reichsteilung von 395 zählten einige illyrische Gebiete zum Oströmischen Reich und gehörten damit zu den wenigen Provinzen des überwiegend griechischsprachigen Ostens, in denen Latein noch im 6. Jahrhundert die Verkehrssprache war. Wie der Rest der Balkanhalbinsel auch wurde das Illyricum seit etwa 580 von slawischen Gruppen besiedelt.


Neuzeit

Seit der Renaissance kam dieser Name gemäß der latinisierenden Zeitmode wieder in Gebrauch. Die Begriffe Illyrer und illyrisch wurden dabei oft mit den Südslawen beziehungsweise den südslawischen Sprachen gleichgesetzt.


Illyrische Provinzen

Während der Napoleonischen Kriege wurde dieser Name gemäß der klassizistischen Zeitmode auch für administrative Zwecke verwendet. Die im Frieden von Schönbrunn 1809 abgetrennten Teile Österreichs wurden von Frankreich als Illyrische Provinzen (mit Hauptstadt Laibach) organisiert. Es bestand aus den Départements Carinthie (Osttirol und der Westteil Kärntens - Unterkärnten blieb bei Österreich), Carniole (Krain), Istrie (das Küstenland), Croatie Civile ("Zivilkroatien") und Croatie Militaire ("Militärkroatien", das heißt die Militärgrenze), Dalmatie (Dalmatien), Raguse (Ragusa, das heißt Dubrovnik).


Königreich Illyrien

Nach der Rückgabe dieser Provinzen an Österreich 1814 organisierte man dieses Gebiet als Königreich Illyrien mit etwas anderen Grenzen: Unterkärnten wurde dazugenommen, dafür das westliche Kroatien und Dalmatien ausgeschieden. 1849 wurde dieses Königreich aufgelöst.


Panslawismus

Von den Illyristen, den vor allem aus Kroatien stammenden Begründern des südslawischen Nationalismus in Österreich-Ungarn Mitte des 19. Jahrhunderts, wurde der Begriff als Gesamtbezeichnung für die südslawischen Länder verwendet. Illyrer war dabei als die Einzelvölker zusammenfassende ethnische Bezeichnung für alle Südslawen vorgesehen. In dieser Rolle wurde es später jedoch von der Bezeichnung Jugoslawen abgelöst.


Heute

Eine Erinnerung an diese Gebietsbezeichnung ist der Name der slowenischen Stadt Ilirska Bistrica.

Bereits im 19. Jahrhundert hatten Philologen und Historiker die Vermutung geäußert, dass nicht die Südslawen, sondern die Albaner die Nachfahren der antiken Illyrer seien. Intensive sprachwissenschaftliche und archäologische Forschungen des 20. Jahrhunderts haben diese These teilweise bestätigt, dennoch sind die Anhänger dieser Position wirklich überzeugende Beweise bislang schuldig geblieben: Eine Verbindung zwischen den antiken Illyrern und den modernen Albanern ist denkbar. Dennoch proklamierten Albaner im mazedonischen Struga Anfang 1992 eine "Autonome Albanische Republik Illyria", die auch die von Albanern bewohnten Gebiete Nordostmazedoniens umfassen sollte.


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