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Maxentius auf einem Follis

Maxentius auf einem Follis (http://www.cngcoins.com)

Marcus Aurelius Valerius Maxentius war römischer Kaiser vom 28. Oktober 306 bis zum 28. Oktober 312. Der von ihm beherrschte Teil des Römischen Reiches umfasste Italien und Nordafrika. Er starb in der Schlacht an der Milvischen Brücke im Kampf gegen Konstantin den Großen.

Leben

Aufstieg

Maxentius wurde um 278 geboren, das genaue Jahr ist unbekannt. Er war der Sohn des späteren Kaisers Maximian und der Eutropia.

Maximian wurde 285 von Diokletian zum Kaiser erhoben und mit der Verwaltung der Westhälfte des Römischen Reiches beauftragt. Constantius I. und Galerius vervollständigten ab 293 als „Juniorkaiser“ (Caesares) Diokletians System einer Herrschaft von vier Kaisern, die sogenannte Römische Tetrarchie.

Ob Maxentius zu dieser Zeit als Thronerbe betrachtet wurde, ist unsicher. Dafür spricht, dass er in einer Lobrede aus dem Jahr 289 als Nachfolger angesprochen wurde, und dass er früh (vermutlich um 293) Valeria Maximilla, die Tochter des Kaisers Galerius, heiratete und damit die verwandtschaftliche Verbindung zu den Kaisern weiter gestärkt wurde. Dagegen spricht, dass wir von keinen höheren zivilen oder militärischen Ämtern wissen, die Maxentius inne gehabt hätte, und dass Diokletian vielleicht schon frühzeitig eine Erbfolge in der Tetrarchie ablehnte. Mit Valeria Maximilla hatte Maxentius zwei Söhne, Valerius Romulus (etwa 293–309) und einen jüngeren mit unbekanntem Namen.

Im Jahr 305 dankten Diokletian und Maximian gleichzeitig ab, und die bisherigen Juniorkaiser Constantius und Galerius rückten zu „Oberkaisern“ (Augusti) auf. Obwohl mit Maxentius und Konstantin, dem Sohn des Constantius, zwei erwachsene Söhne von Kaisern zur Verfügung standen, wurden sie beide übergangen und stattdessen Severus und Maximinus Daia zu Caesaren ernannt. Lactantius (de mortibus pers. 18) führt diese Wahl darauf zurück, dass Galerius Maxentius gehasst habe und Kandidaten vorzog, die er besser beeinflussen konnte; andere Gründe könnten sein, dass Diokletian, wie erwähnt, eine Erbfolge nicht zulassen wollte, oder dass er Maxentius für ungeeignet für die militärischen Aufgaben eines Kaisers hielt.

Als Constantius schon 306 starb, erhob das Heer in Britannien seinen Sohn Konstantin am 25. Juli zum Kaiser. Galerius bestätigte ihn kurz darauf im Amt als Caesar über Britannien, Gallien und Spanien. Das bildete den Präzedenzfall für Maxentius’ Erhebung wenige Monate später.


Die Erhebung zum Kaiser

Unter der Tetrarchie hatte die Stadt Rom viel von ihrer früheren Bedeutung als Hauptstadt eingebüßt. Nominell galt sie immer noch als Zentrum des Reiches, doch als ständige Residenz dienten den Kaisern günstiger zu den Grenzen gelegene Städte wie Trier, Mailand, Thessaloniki, Nikomedia oder Antiochia. Rom selbst besuchten sie nur selten.

Nachdem Diokletian schon vorher die in Rom stationierte Kaisergarde, die Prätorianer, stark reduziert hatte, erreichte 306 die Nachricht Rom, dass die Prätorianer nun vollends abgezogen und außerdem Rom der normalen Kopfsteuer unterworfen und damit den anderen Städten des Reiches gleichgestellt werden sollte. Daraufhin kam es zu Unruhen in der Bevölkerung und unter den verbliebenen Truppen. Einige Offiziere wandten sich an Maxentius, der zu dieser Zeit auf einem Landgut in der Nähe Roms lebte, und boten ihm den Kaiserthron an. Offensichtlich rechnete man damit, dass Galerius, nachdem er Konstantin im Amt bestätigt hatte, auch dem Kaisersohn Maxentius die Anerkennung nicht verweigern könnte. Maxentius akzeptierte, versprach den Truppen in der Stadt Geldgeschenke und wurde am 28. Oktober 306 öffentlich zum Kaiser ausgerufen. Die Usurpation verlief offenbar ohne größeres Blutvergießen (der Historiker Zosimos nennt nur ein Opfer); der Stadtpräfekt lief zu Maxentius über und behielt sein Amt.

Vermutlich wandten sich die Verschwörer auch an Maximian, der sich auf einen Ruhesitz in Lukanien zurückgezogen hatte, um ihn davon zu überzeugen, als Kaiser wieder in die aktive Politik zurückzukehren. Maximian lehnte vorerst ab.

Regierungsjahre

Maxentius wurde in Mittel- und Süditalien, den afrikanischen Provinzen und auf den Inseln Sizilien, Sardinien und Korsika anerkannt. Norditalien blieb unter der Herrschaft des Augustus Severus, der zu der Zeit in Mailand residierte. Zunächst vermied er es, sich einen der üblichen Kaisertitel Augustus oder Caesar zuzulegen, und nannte sich princeps invictus, unbesiegter Herrscher, in der Hoffnung, Galerius würde ihn ebenso wie vorher Konstantin anerkennen. Galerius lehnte das ab: Er wollte vermeiden, dass den Thronerhebungen des Konstantin und des Maxentius noch weitere Usurpationen folgten. Konstantin kontrollierte unangefochten die Gebiete seines Vaters und damit auch die Rheinarmee, eine der großen Heeresgruppen des Reiches, und Galerius konnte in seinem Fall vorgeben, dass es sich um die normale Nachfolgeregelung der Tetrarchie handelte: Der Augustus („Oberkaiser“) Constantius starb, der bisherige Caesar („Unterkaiser“) Severus rückte nach, und Konstantin wurde neuer Caesar. Bei Maxentius war beides nicht gegeben: Es gab keinen verstorbenen Kaiser, den er ersetzen könnte, er wäre also der fünfte, und er verfügte nur über sehr wenig militärische Macht. Es schien also, als könne man Maxentius’ Usurpation relativ leicht unterdrücken. Im Frühjahr 307 marschierte daher der Augustus Severus mit einer Armee nach Rom.

Der größte Teil dieser Armee bestand aus Soldaten, die vorher jahrelang unter Maxentius’ Vater Maximian gedient hatten. Als Severus Rom erreichte, lief ein großer Teil seiner Truppen zum Sohn ihres früheren Kommandanten über, der mit großen Geldsummen nachhalf. Während dieser Ereignisse kehrte auch Maximian selbst nach Rom zurück und nahm erneut den Kaisertitel an. Severus zog sich mit dem Rest seiner Armee nach Ravenna zurück, wo er sich kurz darauf dem Maximian ergab. Maxentius nahm nun auch Norditalien bis zu den Alpen und im Osten bis zur Halbinsel Istrien in Besitz und bezeichnete sich jetzt auch als Augustus, da eine Versöhnung mit Galerius offensichtlich nicht mehr möglich war.

Schon im Sommer 307 versuchte Galerius persönlich, die Usurpation zu unterdrücken, und kam ebenfalls mit einer Armee nach Italien. Maxentius verschanzte sich in Rom, zu dessen Belagerung Galerius nicht die Mittel hatte. Während der Verhandlungen wiederholte Maxentius, was ihm bereits bei Severus’ Armee gelungen war: Mit hohen Bestechungsgeldern und der Autorität des Altkaisers Maximian im Rücken bewegte er viele Soldaten des Galerius, zu ihm überzulaufen. Galerius musste sich daraufhin zurückziehen. Wohl im Zusammenhang mit der Invasion des Galerius wurde auch Severus von Maxentius getötet, auch wenn die Umstände seines Todes nicht völlig gesichert sind. Danach war Maxentius’ Herrschaft über Italien und Afrika fest etabliert.

Noch 307 bemühte sich Maxentius um gute Beziehungen zu Konstantin, möglicherweise auch, um von ihm Unterstützung im Kampf gegen Galerius zu erhalten. Dazu reiste Maximian im Sommer nach Gallien, um Konstantin mit seiner Tochter Fausta, der Schwester des Maxentius, zu verheiraten. Trotz der auf diese Weise hergestellten verwandtschaftlichen Beziehungen blieb Konstantin im Konflikt zwischen Galerius und Maxentius neutral.

Nach der Rückkehr Maximians aus Gallien kam es im April 308 zum Bruch zwischen Vater und Sohn. Auf einer Heeresversammlung in Rom versuchte Maximian, seinen Sohn abzusetzen. Die anwesenden Soldaten stellten sich jedoch auf Maxentius’ Seite, sodass Maximian Rom verlassen musste. Er floh zu seinem Schwiegersohn Konstantin nach Gallien.

Auf der Kaiserkonferenz von Carnuntum im Herbst desselben Jahres wurde Maxentius erneut die Anerkennung als legitimer Kaiser verweigert. Anstelle des Severus wurde Licinius zum Augustus ernannt, mit der Aufgabe, gegen Maxentius vorzugehen.

Ende 308 rebellierten die Truppen der afrikanischen Provinzen und erhoben Domitius Alexander in Karthago zum Kaiser. Der Verlust Afrikas brachte Maxentius in eine schwierige Lage, da seine Hauptstadt Rom von den Getreidelieferungen aus diesen Provinzen abhängig war. Dennoch gelang es Maxentius erst 310, ein kleines Heer unter dem Kommando seines Prätorianerpräfekten Rufius Volusianus zu entsenden, das Domitius Alexander besiegte und den Aufstand niederschlug; die abtrünnigen Provinzen wurden hart bestraft. Im Gegenzug verlor er im selben Jahr Istrien an Licinius, der den Feldzug jedoch nicht fortsetzen konnte, da er die Verteidigung der Donaugrenze vom todkranken Galerius übernehmen musste.

Maxentius’ Sohn Valerius Romulus, den er als Nachfolger vorgesehen hatte, starb 309 im Alter von ungefähr 14 Jahren. Maxentius ließ ihn zum Gott erheben und in einem Mausoleum auf dem Gelände der Maxentiusvilla an der Via Appia bestatten.

Nach Maximians erneutem Versuch, die Kaiserwürde zurückzuerlangen, und seinem darauffolgenden Tod 310 verschlechterten sich Maxentius’ Beziehungen zu Konstantin schnell. Dieser war ein Bündnis mit Licinius eingegangen, und es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis einer der beiden Kaiser erneut gegen Maxentius vorgehen würde. Er versuchte, sich dagegen mit einer Allianz mit Maximinus Daia abzusichern, die jedoch nicht mehr zum Tragen kam.

Tod

Im Frühjahr 312 überschritt Konstantin mit einem Heer die Alpen. In mehreren Schlachten, vor allem bei Turin und Verona, besiegte er die in Norditalien stationierte Armee des Maxentius und erreichte Ende Oktober Rom. Man konnte erwarten, dass Maxentius sich in Rom verschanzen und die Belagerung aussitzen würde, die für den Angreifer bedeutend aufwendiger und verlustreicher werden würde; er war damit sowohl gegen Severus als auch gegen Galerius erfolgreich gewesen. Überraschend entschied er sich jedoch dafür, Konstantin an der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312 in einer offenen Schlacht (Schlacht bei der Milvischen Brücke) entgegenzutreten. Die antiken Quellen führen diesen Entschluss im allgemeinen auf Vorzeichen, Maxentius’ Aberglauben oder göttliche Vorsehung zurück. Eine große Rolle dürfte der Umstand gespielt haben, dass der Tag der Schlacht zufällig sein dies imperii, der glückverheißende Tag des Regierungsantritts, war: Am 28. Oktober 306 war er zum Kaiser ausgerufen worden.

Die Schlacht fand im Norden der Stadt, einige Kilometer vor den Mauern und am jenseitigen Tiberufer entlang der Via Flaminia statt. Lactantius zufolge kämpfte Konstantin unter dem Zeichen des christlichen Kreuzes, das ihm vorher in einem Traum erschienen war. Er besiegte Maxentius’ Truppen, die sich in Richtung der Stadt zurückzogen. Beim Versuch, den Tiber zu überqueren, stürzte Maxentius in den Fluss und ertrank. Sein Körper wurde aufgefunden und der Kopf am nächsten Tag bei Konstantins Einzug in Rom als Beweis seines Todes mitgeführt.

Innenpolitik

Über die inneren Verhältnisse der Herrschaft des Maxentius ist man nur schlecht informiert, da keine Quelle ausführlich darüber berichtet und die meisten stark von der späteren Propaganda des Siegers Konstantin beeinflusst sind.

Maxentius’ Stellung beruhte einerseits auf dem Nimbus der Stadt Rom, die immer noch als eigentliche Hauptstadt des Reiches anerkannt war und als deren conservator („Erhalter“) er sich präsentierte; zum anderen, wie bei jedem Kaiser, auf der Armee; und schließlich zu Beginn seiner Herrschaft auf der Autorität seines Vaters Maximian.

Anfangs verfügte er nur über wenige Truppen, vor allem die in Rom stationierten Kaisergarden und Stadtmilizen. Nach den Feldzügen des Severus und Galerius hatte sich seine Armee durch die Überläufer stark vergrößert, und schließlich zog er auch nach der Rückeroberung Afrikas Truppen von dort ab, um Italien zu schützen. Im Vergleich zu anderen Teilen des Reiches war Maxentius’ militärische Macht allerdings nie besonders groß.

Der Anlass für Maxentius’ Erhebung zum Kaiser war die geplante Besteuerung Roms gewesen; dementsprechend blieb die Bevölkerung der Hauptstadt wohl weiterhin privilegiert. Dennoch benötigte Maxentius große Summen an Geld, um die großzügigen Spenden an die Soldaten (besonders die Bestechungen der Truppen des Severus und Galerius), seine Repräsentation, das umfangreiche Bauprogramm in Rom und schließlich die allgemeine Verteidigung seines Herrschaftsgebiets zu finanzieren. Dabei scheint insbesondere das anfänglich gute Verhältnis zum Senat durch „freiwillige“ Abgaben dieses Standes belastet worden zu sein. Eine ganze Reihe prominenter Senatoren, darunter der erwähnte Prätorianerpräfekt Volusianus, setzten jedenfalls nach Maxentius’ Tod ihre Karriere unter Konstantin ungehindert fort, was verschiedentlich als Hinweis interpretiert wurde, dass Teile des Senats Konstantin unterstützten. Ebenfalls der Geldbeschaffung diente die Prägung zahlreicher, vom Metallgehalt her minderwertiger Münzen, womit der Kaiser schon im Krisenjahr 307 begann. Durch den Verlust Afrikas und die damit verbundenen Einschränkungen bei der Getreideversorgung kam es zu einer Hungersnot in Rom, und Unruhen in der Stadt sollen 6.000 Opfer gefordert haben; beides hat sicher nicht zur Popularität des Maxentius beigetragen.

Umfangreich, besonders im Hinblick auf die kurze Regierungszeit, war das Bauprogramm des Maxentius. In Rom restaurierte er den Tempel der Venus und Roma gegenüber dem Kolosseum, errichtete den Komplex der Maxentiusvilla an der Via Appia mit Zirkus und Mausoleum und begann den Bau der Maxentiusbasilika am Forum Romanum, die dann von Konstantin fertiggestellt wurde. Außerhalb der Hauptstadt ist insbesondere ein ausgedehntes Straßenbauprogramm in Italien zu nennen.

In seiner Religionspolitik zeigte sich Maxentius natürlich als Verehrer der traditionellen Götter, die an die alte Größe Roms erinnerten; besonders prominent sind Hercules und Mars, die Schutzgötter seines Vaters. Gegenüber dem Christentum zeigte er sich tolerant und beendete in seinem Reichsteil jede Verfolgung. Während seiner Regierungszeit kam es als Nachwirkung der diokletianischen Verfolgung zu teilweise blutigen Auseinandersetzungen innerhalb der christlichen Gemeinde, so dass Maxentius 309 gezwungen war, mit Marcellus I. und Eusebius nacheinander zwei römische Bischöfe der Stadt zu verweisen. Die eigentliche Religionsausübung behinderte er jedoch nicht.


Nachwirkung

Nach dem Sieg Konstantins wurde Maxentius konsequent verteufelt und als grausamer, blutdürstiger und unfähiger Tyrann dargestellt. Dieser Einfluss der offiziellen Propaganda führte auch dazu, dass er von der späteren christlichen Tradition unter die Verfolger gerechnet wurde, obwohl zeitgenössische Quellen wie Lactantius nichts darüber berichten. Diese Diffamierung hinterließ ihre Spuren in allen erhaltenen Quellen, christlichen wie heidnischen, und bestimmte das Bild des Maxentius bis ins 20. Jahrhundert hinein. Erst ein umfassenderer Gebrauch nicht-literarischer Quellen wie Münzen und Inschriften und ein kritischerer Umgang mit den schriftlichen Nachrichten über Maxentius’ Regierung haben zu einer Revision der Einschätzung dieses Kaisers geführt.


Literatur

  • E. Groag: Maxentius, in: Pauly-Wissowa, Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaften (RE), XIV.2 (1930), Sp. 2417–2484.
  • Wolfgang Kuhoff: Diokletian und die Epoche der Tetrarchie, Frankfurt/Main u.a. 2001.
  • Mats Cullhed: Conservator Urbis Suae, Stockholm 1994.

Weblinks

Vorgänger Severus

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