ART

Lucius Appuleius Saturninus (* um 138 v. Chr.; † 10. Dezember 100 v. Chr.) war ein römischer Popular

Leben

Als Quaestor (104 v. Chr.) überwachte er den Kornimport im Hafen von Ostia, wurde aber durch den Senat abgesetzt (ein unübliches Vorgehen) und durch Marcus Aemilius Scaurus ersetzt, einem der Anführer der Optimaten. Er scheint nicht der Unfähigkeit oder des Missmanagements beschuldigt worden zu sein, so dass wohl die Willkür bei seiner Abberufung ihn in die Arme der Popularen trieb.

103 v. Chr. wurde er zum Tribun gewählt. Er schloss sich Gaius Marius an, und um sich auch die Gunst von dessen Soldaten zu sichern, schlug er vor, jedem seiner Veteranen in Africa 100 Joch Land zu überlassen, und trug damit wesentlich zum vierten Konsulat des Marius im Jahr 102 v. Chr. bei. Eine Gelegenheit, sich am Adel zu rächen, bot sich ihm bei der Ankunft der Botschafter des Königs Mithridates VI. von Pontus im Jahr 101 v. Chr., die große Geldsummen zur Bestechung des Senats mitbrachten. Saturninus machte kompromittierende Enthüllungen, durch die die Gesandten beleidigt wurden. Er wurde wegen Verletzung des Völkerrechts vor Gericht gebracht, und entkam der Verurteilung nur durch einen ad-misericordiam-Appell vor dem Volk. Dem ersten Tribunat des Saturninus ist vermutlich auch sein maiestas-Gesetz zuzuordnen, dessen genaue Vorschriften unbekannt sind, dessen Ziel aber wohl die Stärkung der Macht des Tribuns und des Popularen war: das Gesetz drehte sich um die minuta maiestas (verminderte Autorität) des römischen Volkes, das heißt, um alle Taten, die geeignet waren, die Integrität des Gemeinwesens zu beeinträchtigen, behandelte also Umfassenderes als das moderne Wort Verrat. Dieses Gesetz ermöglichte auch Mitglieder des Senates bei Verstoß aus dem Senat zu entfernen und bedrohte somit das Kooptionsprinizp innerhalb der römischen Eliten, das durch die Censoren Senatsmitglieder rekrutierte. Weiterhin Saturninus brachte auch ein Gesetz ein, dessen Ziel es war, das einfache Volk durch Erwerb von Getreide zu einem festgelegten Preis zu unterstützen. Der Quaestor Quintus Servilius Caepio erklärte, dass der Staatsschatz dies nicht aushalte, und Saturninus eigene Kollegen sprachen daraufhin ihr Veto aus. Saturninus befahl dennoch, mit der Abstimmung fortzufahren, so dass Caepio die Versammlung mit Gewalt auflösen musste.

Hauptziel von Santurninus’ Hass war Quintus Caecilius Metellus Numidicus, der sich als Censor vergebens darum bemüht hatte, Saturninus wegen Unmoral aus dem Senat auszuschließen. Um sich beim Volk beliebt zu machen, das weiterhin das Gedenken an die Gracchen pflegte, zeigte sich Saturninus mit Equitius, einem bezahlten Freigelassenen, der von sich behauptete, der Sohn des Tiberius Gracchus zu sein. Obwohl Cornelia, die Mutter der Gracchen, sich weigerte, ihn anzuerkennen, bewarf das Volk Caecilius Metellus mit Steinen, weil dieser Equitius die Bürgerrechte verweigerte. Später wurde Equitius zum Tribun gewählt.

Marius, der sich bei seiner Rückkehr nach Rom nach dem Sieg über die Kimbern durch Volksentscheide eine Landverteilung an seine Veteranen erreichen wollte, schloss eine Übereinkunft mit Saturninus und seinem Verbündeten Gaius Servilius Glaucia, die von den Veteranen des Marius und dem notleidenden einfachen Volk unterstützt wurde. Marius wurde im Jahr 100 v. Chr. zum sechsten Mal zum Konsul gewählt. Saturninus brachte nun ein Agrargesetz in Erweiterung des bereits vorgestellten afrikanischen Gesetzes ein, in dem vorgeschlagen wurde, alles Land nördlich des Padus (Po), das zuvor im Besitz der Kimbern war, einschließlich des Gebiets der unabhängigen Kelten, die von ihnen zeitweise unterworfen worden waren, für die Verteilung unter den Veteranen des Marius bereitgehalten werden sollte.

Kolonien sollten in Sizilien, Achaea und Macedonia gegründet werden, für die das Tolosanische Gold, der von Quintus Servilius Caepio (Praetor 110 v. Chr.) unterschlagenen Tempelschatz, eingesetzt werden sollte. Des weiteren sollte die italische Bevölkerung zu diesen Kolonien zugelassen werden, und da es sich um Bürgerkolonien handelte, hätten die Rechte dieser Menschen denen der Römer teilweise gleichgestellt werden müssen. Dieser Teil des Gesetzes wurden von vielen Römern abgelehnt, die anderen nicht gestatten wollten, an ihren Privilegien teilzuhaben. Eine Klausel bestimmte, dass innerhalb fünf Tagen nach dem Beschluss jeder Senator einer Eid ablegen sollte, dass er das Gesetz beachten werde, unter Androhung von schweren Bußgeldern und Ausschluss aus dem Senat. Alle Senatoren legten den Eid ab, bis auf Caecilius Metellus, der deswegen ins Exil ging. Senatorische Gegner argumentierten gegen das Gesetz, weil Donner gehört worden sei; Saturninus antwortete, der Senat solle lieber ruhig bleiben, weil dem Donner ansonsten Hagel folgen würde. Die Gesetzentwürfe (leges Appuleiae) ließ Saturninus schließlich mit Hilfe der Veteranen des Marius beschließen.

Marius, der sich von seinen Kollegen übergangen und durch ihre Exzesse kompromittiert fühlte, dachte ernsthaft daran, mit ihnen zu brechen, und Saturninus und Glaucia sahen ihre einzige Aussicht auf Unversehrtheit in einem weiteren Verbleib im einem öffentlichen Amt. Saturninus wurde für die Amtszeit, die am 10. Dezember 100 v. Chr. begann, zum dritten Mal zum Tribun gewählt, und Glaucia, obwohl bereits Praetor und daher bis zum Ablauf von zwei Jahren nicht wählbar, wollte für das Konsulat kandidieren. Doch Marius ließ Glaucias Kandidatur nicht zu. Marcus Antonius Orator wurde ohne Gegenkandidaten gewählt, der andere, Gaius Memmius, der höchstwahrscheinlich gewählt worden wäre, wurde durch von Saturninus und Glaucia gedungene Männer während des Wahlgangs erschlagen. Saturninus besetzte daraufhin außerdem noch das Kapitol und versuchte wohl eine Legitimierung einer Kandidatur von Glaucia zu erzwingen. Dieser Vorgang erzeugte einen vollständigen Umschwung in der öffentlichen Meinung. Der Senat traf sich am folgenden Tag, erklärte Saturninus und Glaucia zu Staatsfeinden, und forderte Marius auf, die Republik zu verteidigen. Marius hatte keine Alternative als zu gehorchen. Saturninus, in einer Straßenschlacht auf dem Forum am vorigen Tag unterlegen, floh mit seinen Anhängern zurück ins Kapitol, wo sie – die Wasserversorgung war unterbrochen – bald zur Aufgabe gezwungen waren. Marius, der ihnen Verschonung des Lebens versprochen hatte, brachte sie in die Curia Hostilia, in der Absicht, gegen sie gemäß dem Gesetz vorzugehen. Aber die impulsiveren Mitglieder der aristokratischen Partei kletterten aufs Dach, rissen die Dachziegel heraus und steinigten Saturninus und viele andere zu Tode. Glaucia, der in ein Haus geflohen war, kam ebenfalls gewaltsam ums Leben.

Literatur

Quellen

Appian, Bell. civ. i. 28-33;

Diodorus Siculus xxxvi 12;

Plutarch, Marius, 28-30;

Livius, Epit. 69; Florus iii. 16; Vell. Pat. ii. 12; Auctor ad Herennium i. 21;

Sextus Aurelius Victor, De viris illustribus, 73;

Paulus Orosius v. 17;

Cicero, Pro Balbo, 21, 48, Brutus, 62, De oratore, ii. 49, De haruspicum responsis, 19, Pro Sestio, Pro Rabirio, passim.

Sekundärliteratur

Theodor Mommsen, Römische Geschichte, Buch. iv. Kap. 6;

G. Long, Decline of the Roman Republic, ii. ch. 10;

E. Klebs in Pauly-Wissowas Realencyclopädie, ii. 1 (1896).
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