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Denar der Julia Maesa

Julia Maesa († wohl 224) war die Großmutter der römischen Kaiser Elagabal (218–-222) und Severus Alexander (222–-235). Sie ermöglichte beiden, die Kaiserwürde zu erlangen. Da beide beim Regierungsantritt noch Jugendliche waren, übte sie erheblichen Einfluss aus; besonders beim Herrschaftswechsel 222 kam ihr eine Schlüsselrolle zu. Unter schwierigen Verhältnissen gelang es ihr, ihrer Familie die Macht zu erhalten.

Herkunft

Maesa stammte aus der syrischen Stadt Emesa (heute Homs). Ihre Familie war dort sehr angesehen; es waren wohl Nachkommen des arabischen Fürstengeschlechts, das die Stadt noch im 1. Jahrhundert n. Chr. beherrscht hatte, bevor Emesa in die römische Provinz Syria eingegliedert wurde. In dieser Familie war das Amt des Oberpriesters des Gottes Elagabal erblich, dessen Kult im religiösen Leben der Emesener eine zentrale Rolle spielte. Von Maesas Vater Julius Bassianus ist nur bekannt, dass er dieses Amt ausgeübt hat.

Verschwägerung mit der Kaiserfamilie

Überregionale Bedeutung erlangte die Familie erst durch die wohl 187 geschlossene Ehe der Julia Domna, der Schwester Maesas, mit dem künftigen Kaiser Septimius Severus. Maesa verbrachte die gesamte Regierungszeit des Septimius Severus (193–211) und die seines Sohnes und Nachfolgers, ihres Neffen Caracalla (211-–217), am Kaiserhof. Sie war mit dem Konsular Julius Avitus Alexianus verheiratet und hatte zwei Töchter; die ältere hieß Julia Soaemias, die jüngere Julia Mamaea. Avitus stammte aus dem Ritterstand. Wohl schon bald nach seiner Machtübernahme sorgte Septimius Severus dafür, dass der Gatte seiner Schwägerin Maesa in den Senatorenstand aufgenommen wurde. Später wurde Avitus Statthalter der Provinz Raetia. Um 198/200 war er Konsul. 208-–211 nahm er am Britannienfeldzug des Kaisers teil. Unter Caracalla war er erst Statthalter der Provinz Dalmatia, dann 215– -216 Proconsul der Provinz Asia.

Aufstieg zur Macht

Am 8. April 217 wurde Caracalla ermordet. Nachfolger wurde sein Prätorianerpräfekt Macrinus, der an dem Mordkomplott beteiligt war. Dies bedeutete einen Dynastiewechsel. Bald darauf starb Julia Domna. 217/218 starb auch Avitus in hohem Alter. Maesa musste sich mit ihren beiden Töchtern und deren jugendlichen Söhnen auf Befehl des Macrinus in ihre Heimatstadt Emesa zurückziehen. Dort verfügte sie über ein großes Vermögen und Einfluss.

Mit Caracalla war die männliche Nachkommenschaft des Septimius Severus ausgestorben, aber die Soldaten trauerten der alten Dynastie nach, und Macrinus war unbeliebt. Diese Situation bot Maesa eine Chance, ihren eigenen Nachkommen die Kaiserwürde zu verschaffen, obwohl sie mit dem Dynastiegründer Septimius Severus nicht blutsverwandt, sondern nur verschwägert war. Ihr Umfeld begann, gegen Macrinus zu agitieren. Der vierzehnjährige Sohn ihrer älteren Tochter Julia Soaemias, Varius Avitus (Elagabal), wurde als unehelicher Sohn Caracallas ausgegeben; sein wirklicher Vater, der Gatte der Julia Soaemias, war 217 gestorben. Mit diesem Appell an die Loyalität zur Dynastie der Severer und mit der Aussicht auf großzügige Geldgeschenke aus dem Vermögen Maesas ließen sich die Soldaten der Legio III Gallica, die in der Nähe von Emesa stationiert war, zum Aufstand gegen Macrinus bewegen. Die Rebellion breitete sich rasch aus.

Am 8. Juni 218 kam es in der Nähe von Antiocheia zur Entscheidungsschlacht, die chaotisch verlief, da es beiden Heeren an kompetenter Führung mangelte. Julia Maesa und Julia Soaemias waren auf dem Schlachtfeld anwesend. Der zeitgenössische Geschichtsschreiber Cassius Dio berichtet, dass die Truppen des Macrinus zunächst die Oberhand hatten, aber Maesa und Soaemias die bereits fliehenden Soldaten Elagabals zum Standhalten bewegen konnten und so den Sieg ermöglichten.

Rolle in der Regierungszeit Elagabals

Erst im Sommer 219 traf der neue Kaiser Elagabal mit seiner Mutter und Großmutter in Rom ein. Wegen seiner Jugend und weil er sich mehr für Religion als für Politik und Verwaltung interessierte, fiel die Besorgung der Regierungsgeschäfte in erster Linie seiner Großmutter Maesa zu. Sie führte den Titel Augusta. Julia Soaemias war ebenfalls Augusta, aber sie war vermutlich eher unpolitisch und nicht so ehrgeizig wie Julia Maesa, die ihr rangmäßig klar übergeordnet war. Maesa konnte aber nicht verhindern, dass sich der sehr eigenwillige Elagabal bald mit seinen orientalischen Sitten und seiner unbesonnenen Religionspolitik verhasst machte. Vergeblich empfahl sie ihm Rücksichtnahme auf die Erwartungen der Römer und vor allem der Soldaten.

Die nur dem Namen nach severische, in Wirklichkeit syrische Dynastie hatte in Rom, wo Caracallas Tod im Senat bejubelt worden war, keinen eigenen Rückhalt und war völlig auf das Wohlwollen der dort stationierten Soldaten angewiesen. Angesichts der sich abzeichnenden Katastrophe begann Maesa zusammen mit ihrer jüngeren Tochter Julia Mamaea, deren jugendlichen Sohn Severus Alexander als Nachfolger Elagabals aufzubauen. Auch er wurde als unehelicher Sohn Caracallas ausgegeben. Elagabal musste ihn adoptieren und zum Caesar erheben. Aus der Rivalität zwischen den beiden Vettern und ihren Müttern entwickelte sich ein Existenzkampf, in dem Maesa auf der Seite ihrer jüngeren Tochter stand. Am 11. März 222 wurden Julia Soaemias und Elagabal von meuternden Soldaten ermordet und Severus Alexander übernahm die Kaiserwürde. Es zeugt von Maesas taktischem Geschick, dass dieser heikle Machtwechsel glatt verlief, obwohl der neue Kaiser erst dreizehnjährig war, die Syrer nach den Erfahrungen mit Elagabal alles andere als beliebt waren und die Soldaten ohne Weiteres eine Person ihrer eigenen Wahl hätten zum Kaiser ausrufen können.

Rolle in der Regierungszeit des Severus Alexander

Im Unterschied zu Elagabal erwies sich Severus Alexander als einsichtig und gehorsam. Allerdings galt seine Loyalität weniger seiner Großmutter als seiner machtbewussten und durchsetzungsfähigen Mutter. Maesa war damals schon recht betagt und ist wohl im Jahr 224 gestorben; anschließend wurde sie zur Gottheit erhoben. Ob sie an dem Machtkampf zwischen den Prätorianerpräfekten Julius Flavianus und Geminius Chrestus einerseits und dem bedeutenden Juristen Ulpian andererseits, der für alle drei tödlich endete, beteiligt war, wissen wir nicht. Es bleibt ungewiss, ob es damals – wie manche Forscher vermuten – eine Partei Maesas und eine Gegenpartei Mamaeas gab und wer gegebenenfalls diesen Parteien angehörte.

Urteil der Quellen

Über Julia Maesa informieren die zeitgenössischen Historiker Cassius Dio und Herodian sowie die mehr als ein Jahrhundert nach den Ereignissen entstandene Historia Augusta. Trotz Maesas Verantwortung für die Machtergreifung Elagabals, den alle Geschichtsschreiber mit Abscheu betrachteten, wird sie in den Quellen nicht verurteilt, sondern teils neutral, teils mit Respekt geschildert. Herodian betont – gewiss mit Recht – ihren starken Ehrgeiz.

Literatur

Bruno Bleckmann: Die severische Familie und die Soldatenkaiser. In: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.): Die Kaiserinnen Roms. Beck, München 2002, S. 265–-339, insbes. S. 277, 279-–291, 293, 297, ISBN 3-406-49513-3.

Helmut Halfmann: Zwei syrische Verwandte des severischen Kaiserhauses. In: Chiron 12, 1982, S. 217–235.

Erich Kettenhofen: Die syrischen Augustae in der historischen Überlieferung. Bonn 1979, ISBN 3-7749-1466-4.

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