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Gaius Sempronius Gracchus (* 153 v. Chr.; † 121 v. Chr.) war ein römischer Politiker des 2. Jahrhunderts vor Christus. Er war der jüngere Bruder von Tiberius Sempronius Gracchus und verfolgte wie dieser ein populares politisches Programm, was schließlich zu seiner Tötung durch konservative Kräfte des römischen Senats führte.

Leben

Gaius wurde im Jahr 153 v. Chr. als jüngster Sohn des älteren Tiberius Sempronius Gracchus und der Cornelia Africana geboren. Die Gracchen, obwohl nicht patrizischer Herkunft, waren als Zweig der Familie der Sempronier, die der römischen Nobilität angehörten, von großem politischen Einfluss. Gaius’ Mutter war eine Tochter des Scipio Africanus und seine Schwester Sempronia war die Frau des Scipio Aemilianus, des Eroberers von Karthago. Gaius wurde von seiner Mutter erzogen, einer römischen Matrona von hohem moralischem Anspruch.

Gaius’ militärische Karriere begann in Numantia als Militärtribun beim Stab seines Schwagers Scipio Aemilianus. Als junger Mann beobachtete er den politischen Aufruhr, den sein älterer Bruder Tiberius verursachte, als er versuchte, Gesetze für eine Agrarreformen durchzubringen. Tiberius wurde im Jahr 132 v. Chr. in den Nähe des Kapitols bei einer bewaffneten Auseinandersetzung mit politischen Gegnern, die von ihrem Vetter Publius Cornelius Scipio Nasica Serapio angeführt wurden, getötet. Nach Tiberius’ Tod erbte Gaius das Vermögen der Familie der Gracchen.

Gaius begann seine politische Karriere sechs Jahre später, im Jahr 126 v. Chr., als Quaestor des Konsuls Lucius Aurelius Orestes in Sardinien. Nach wenigen Jahren des politischen Friedens in Rom, wurde Gaius für das Jahr 123 v. Chr. zum Volkstribun gewählt, so wie jedes männliche Familienmitglied vor ihm – und die Konservativen erwarteten bald Ärger von seiner Seite. Gaius hatte ähnliche Ideale wie Tiberius, hatte aber die Zeit genutzt, um aus den Fehlern seines Bruders zu lernen.

Sein Programm (siehe Leges Semproniae) enthielt nicht nur die Agrargesetze, die verlangten, dass Grundbesitz der Reichen an die Armen gegeben werden sollte, sondern auch Bestimmungen zur Regelung des Getreidepreises. Darüber hinaus versuchte er die Anzahl der Jahre und Feldzüge zu begrenzen, die ein Mann verpflichtet war, in der Armee zu dienen. Andere Maßnahmen beinhalteten die Schaffung eines Gerichtshof gegen Erpressungen, um illegale Einkommen von Senatsmitglieder daraus zu bestrafen, sowie die Gewährung des römischen Bürgerrechts an verschiedene italische Stämme, die mit Rom verbündet waren. All dies missfiel erwartungsgemäß dem Senat, der streng darauf achtete, dass die eigenen Privilegien nicht angetastet wurden. Auch den Rittern kam er entgegen, indem er ihnen durch ein Gesetz , künftig allein die Besetzung von Richtewrstellen zusicherte. Das war für sie nicht nur ein willkommener Erfolg, sondern , hatte unmittelbare ökonomische Bedeutung. Da sich nämlich aus den Provinzen die Klagen über die Steuerpächter häuften, waren sie zufrieden die Prozeßführung in ihren Händen zu halten. Sie konnten von ihren Standesgenossen so das Schlimmste fernhalten, die Ausplünderung der Provinzen fortsetzen.

Im Jahr 123 v. Chr. bewarb sich Gaius um eine weitere Amtszeit (für das Amtsjahr 122 v. Chr. – das Amtsjahr eines Volktribunen beginnt am 10. Dezember) als Volkstribun – ein außergewöhnliches politisches Vorgehen, da es einen Verstoß gegen den mos maiorum, den tradierten Wertekanon der römischen Aristokratie darstellte – und wurde mit der überwältigenden Unterstützung der römischen Plebejer gewählt. In diesem Jahr arbeitete er weiter an der Umsetzung seiner Reformen, wobei er – vor allem aufgrund der Gründung der Kolonie Iunonia auf dem Boden Karthagos, und der Fortsetzung seine Bemühungen zum Bürgerrecht – sich der wachsenden Opposition des Senats gegenübersah. Da Gaius die Bodenreform weiterführen wollte, brauchte er vor allem Land, denn der Ager publicus war fast restlos vergeben. Unbearbeiteten Boden gab es ausreichend in der Provinz. Daher die Gründung der Kolonie auf dem Boden von Karthago. Gaius versuchte eine dritte Amtszeit mit Marcus Fulvius Flaccus als Partner durchzusetzen. Aber dieses Mal verloren sie die Abstimmung und mussten in der Folge zusehen, wie alle ihre Gesetze durch die neuen konservativen Konsuln Quintus Fabius Maximus Allobrigicus und Lucius Opimius zurückgezogen wurden.

Weil sie das Ergebnis der Wahlen nicht akzeptierten, griffen nun Gaius und Fulvius Flaccus zu den Waffen, um ihre Wahl mit Gewalt durchzusetzen, was vom Senat dadurch beantwortet wurde, dass er den Notstand ausrief (senatus consultum ultimum) und sie zu Feinden der Republik erklärte. Fulvius Flaccus wurde mit seinen Söhnen ermordet, Gaius hingegen gelang es mit Philokrates, seinem Sklaven, zu fliehen. Verfolgt von den Männern der Konservativen Fraktion, ließ sich Gaius in einem Keller, in dem er sich versteckte, von seinem Sklaven ermorden. Nach seinem Tod wurden etwa 3000 Männer, die im Verdacht standen, zu seinen Anhängern zu gehören, getötet, deren Vermögen konfisziert. Schon 10 Jahre später entstand ein Gesetz, dessen Bestimmungen alle Teilerfolge der Gracchen zunichte machte.

Gaius Gracchus hinterließ nur eine Tochter aus seine Ehe mit Licinia Crassa. Das Mädchen Sempronia, Erbin des Vermögens der Gracchen, heiratete Fulvius Flaccus Bambalus. Die beiden hatten ebenfalls nur eine Tochter (Fulvia), die später zuerst die Frau von Publius Clodius Pulcher wurde und anschließend die von Marcus Antonius.


Nachruhm

In Erinnerung an den gerechten Volkstribun und unbestechlichen Republikaner nahm der französische Revolutionär und Frühsozialist François Noël Babeuf den Beinamen Gracchus an; ironischerweise wurde er selbst von den Peripetien der geliebten Revolution, wie einst Gaius von der Republik, verschlungen.

Zu den verwandtschaftlichen Beziehungen der Scipionen und Gracchen siehe Scipio-Paullus-Gracchus.

Siehe auch: Gracchische Reform


Quellen

  1. Plutarch, Gaius Gracchus, englische Übersetung

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