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Schiwa, (Ind. M.), der furchtbare Zerstörer, das dritte Glied der indischen Dreieinigkeit; nach der Lehre der Schiwaiten der höchste Gott (ausser Brahm), derjenige, welchem Brama und Wischnu untergeordnet sind, nach den Lehren der Bekenner des Wischnuismus und des Bramaismus aber niederer als Wischnu oder Brama. Er wird gewöhnlich, wie unser Bild ihn zeigt, auf einem Stiere, Nundi, dem Symbol der Weisheit, reitend, seine Gattin, die schöne Parwati, auf seinem Schooss haltend, dargestellt. Was die Maler und Bildner nur Abschreckendes in sein Antlitz legen konnten, haben sie gethan; doch, wie grausam er ist, wie blutdürstig er die schrecklichsten Opfer fordert, so ist er doch voll zärtlicher Liebe zu seiner Gattin, und hat ihr selbst die Hälfte seines Körpers eingeräumt, damit sie nie von ihm getrennt sei. So ist er denn auch der Gott der Erzeugung alles Lebenden; und sich der Freuden der Liebe enthalten, heisst seinen Geboten zuwider handeln, denn er selbst brachte hundert Götterjahre in den Armen der reizenden Uma zu (welche eine frühere Gestalt der Parwati ist), und ist so der Erwecker alles Lebens, wie er der Zerstörer, der Vernichter ist: ein Widerspruch, der sich dadurch auflöst, dass nach der Natur- und Religions-Lehre der Indier eigentlich keine Vernichtung stattfindet, sondern Alles nur Verwandlung, Veränderung der Form, Uebergehen aus einer Gestalt in die andere ist. Sch. erscheint als unendliche Feuersäule, welche Brama und Wischnu nicht ermessen können, und als Mahadewa (grosser Gott); ferner in einer grossen Zahl anderer Awataras, in denen er immer durch Zerstörung für das Wohl der Welt wirkt. Sein Dienst ist daher auch so grausam und blutig, wie er wollüstig ist, und hauptsächlich ihm zu Ehren werden die vielen Dewedaschies in den Pagoden der Indier gehalten.


Indische Mythologie

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