ART

 

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Iannis Xenakis (Griechisch Ιάννης Ξενάκης) (* 29. Mai 1922 in Brăila, Rumänien; † 4. Februar 2001 in Paris) war ein Komponist und Architekt griechischer Herkunft, der größtenteils in Frankreich gelebt hat. Xenakis' Musik ist stark von seinem Interesse an mathematischen und akustischen Gesetzmäßigkeiten geprägt. Aus stochastischen Phänomen wie Regen, einer Menschenmasse, einem Bienenschwarm leitete er ab 1954 einen eigenen Musikstil, die stochastische Musik ab. Darüber hinaus versuchte Xenakis, Verfahren und Erkenntnisse der Spieltheorie, Mengenlehre und der Zahlentheorie in seinen Kompositionen umzusetzen.

1999 erhielt er den inoffiziellen Nobelpreis für Musik, den Polar Music Prize.

Le Polytope de Cluny

Leben

Xenakis wurde in einer in Rumänien lebenden griechischen Familie geboren. 1932 wanderte er mit seien Eltern nach Griechenland aus. Er studierte von 1940 bis 1946 Ingenieurwissenschaften in Athen, engagierte sich im Widerstandskampf gegen die Nazi-Besatzung und im anschließenden Bürgerkampf, erlitt eine schwere Gesichtsverwundung und geriet in Gefangenschaft, wurde zum Tode verurteilt, flüchtete und ging 1947 als politischer Flüchtling nach Paris. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich der Musik nur autodidaktisch gewidmet, jetzt aber erhielt er musikalischen und kompositorischen Unterricht bei Arthur Honegger, Darius Milhaud und Olivier Messiaen. Gefördert hatte ihn Ende der fünfziger Jahre auch der Dirigent Hermann Scherchen, der 1955 den ersten Essay von Xenakis über die Krise der seriellen Musik in seinen "Gravesaner Blättern" abgedruckt und mehrere der Stücke von Xenakis zur Uraufführung gebracht hat.

Kurz nach seiner Übersiedlung nach Paris kam es zur Begegnung mit dem Architekten Le Corbusier, bei dem Xenakis zwölf Jahre als Assistent arbeitete und an den Plänen für Häuser in Nantes und Marseille, den Konvent von La Tourette, das Versammlungsgebäude in Chandigarh und das Stadion in Bagdad beteiligt war. Den Philips-Pavillon der Brüsseler Weltausstellung 1958 entwarf er nach hyperbolischen Lineaturen, mit denen er zur gleichen Zeit schon seine erste Komposition "Metastasis" für einundsechzig Instrumente, geschrieben hatte. Und die Uraufführung von "Metastasis" bei den Donaueschinger Musiktagen 1955 unter der Leitung von Hans Rosbaud brachte Xenakis den Durchbruch an die Spitze der internationalen Szene der neuen Musik.

1965 erhält er, auch dank der Unterstützung durch Georges Pompidou, die französische Staatsbürgerschaft. 1966 folgt die Gründung des EMAMu (Équipe de Mathématique et d’Automatique musicales), ab 1972 unterrichtet Xenakis zusätzlich an der Universität Paris.

In den folgenden drei Jahrzehnten entstehen neben zahlreichen Kompositionen auch viele Essays und Analysen eigener und fremder Werke.

Iannis Xenakis starb im Februar 2001 in Paris.

Xenakis mit DJ Spooky (Paul D. Miller ) (Quelle)

Kompositionsverfahren

Gemeinsamer Nenner fast aller Kompositionen Xenakis' ist die Einbeziehung nichtmusikalischer Ideen; so wendet er zum Beispiel mathematische, geometrische, architektonische oder philosophische Prinzipien beim Komponieren an. Diesem Ansatz verdankt sich auch seine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten digitaler Rechner. In dem von ihm 1966 begründeten Pariser Studio CEMAMU werden mit dem UPIC-Programm graphische Kurven und Zeichnungen in Klang und Klangabläufe übersetzt.

Ohne dass die Kenntnis des jeweiligen Formalisierungsaspekts für den Hörer und das Hören der Musik von Xenakis eine Voraussetzung ist, sagt die Reihe der benutzten naturwissenschaftlichen Gesetze und Theoreme doch etwas über den Horizont dieses kompositorischen Innovators: Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Zufallsverteilungen, darunter das Maxwell-Boltzmann-Gesetz, die gaußsche Verteilung und Markow-Ketten, mathematische Spieltheorie und Mengentheorie, die Boolesche Algebra und die Chaostheorie. Da die verschiedenen Ansätze zu sehr verschiedenen Resultaten führen, sind die Stücke nicht ohne weiteres als von Xenakis geschrieben zu identifizieren.

Xenakis, Mycenae Alpha

Rezeptionsgeschichte

Aufgrund seiner Kritik an der frühen Serialität von Karel Goeyvaerts, Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez wurde die Musik von Xenakis nach seinem Durchbruch in Deutschland in den sechziger Jahren ganz ähnlich wie die von Luigi Nono und von John Cage - nur sehr gelegentlich aufgeführt. Bei den Darmstädter Ferienkursen hat er nie als Kompositionsdozent mitgewirkt und nur einmal in den späten achtziger Jahren eine Einladung als Ehrengast akzeptiert. Der in Frankreich und in den weiteren lateineuropäischen Ländern neben Olivier Messiaen und Pierre Boulez berühmteste lebende Komponist überhaupt erhielt in Deutschland erst seit 1974 wieder die Beachtung und Darstellung, zum Beispiel durch das große Xenakis-Festival der Stadt Bonn und des Westdeutschen Rundfunks Köln, dessen Initiatoren Jürgen Nagel und Wolfgang Becker-Carsten im September an drei Tagen mit zahlreichen Konzerten, einem Vortrag von Xenakis, einer Ausstellung von Musik- und Architekturplänen im Rathaus, Filmen über ihn und mit Musik von ihm und elektronischer Musik im U-Bahnhof, sowie einem "Diatope"-Projekt im Zelt vor dem Hauptbahnhof Xenakis nachhaltig ins öffentliche Bewusstsein brachten.

Seitdem hatte sich die Beachtung für Xenakis und sein umfangreiches Werk in Deutschland normalisiert. Zu den bekanntesten Kompositionen gehören seine Klavierstücke "Herma", "Evryali" und "Mists", seine Schlagzeugstücke "Persephassa", "Psappha" und "Rebonds" seine Ensemblestücke "Eonta" und "Échanges" und seine Orchesterstücke "Metastasis", "Pithoprakta" und das mit achtundachtzig im Publikumsraum verteilten Musikern gespielte "Terretektorh". Sein letztes Auftragswerk mit dem Arbeitstitel "Prometheus" für die Eröffnung des Olympiade-Kulturprogramms in Athen konnte er nicht mehr realisieren. Der mit ihm beauftragte Regisseur Robert Wilson bediente sich für dieses Projekt aus dem Gesamtwerk der fünfundvierzig außerordentlich produktiven Jahre dieses Komponisten der Gegenwart.
Die anfangs etwas zögerliche Beachtung, die Xenakis‘ Werk entgegenschlug, mag auch an seinen ungewöhnlichen Klängen liegen. Wer seine Musik nicht kennt, klicke auf die beiden Links auf dieser Website, sehr schön kann man sich selbst ein Bild machen. Gut ist dabei zu erkennen, wie sich Xenakis orchestraler Instrumente bedient und sie in seinen experimentellen Kompositionen und Werken jedoch verfremdet einsetzt. So nutzt er zwar beispielsweise klassische Blasinstrumente für Orchester (wie hier gut zu sehen die Trompete), setzt sie so pointiert und mit anderen Instrumenten gemischt ein, dass ein großer Klangteppich entsteht – durchaus ungewohnt für unsere Ohren, nicht jedoch ohne seinen ganz eigenen Reiz.

Das Gesamtkunstwerk Philips-Pavillon/poème elèctronique für die Expo Brüssel 1958 von Xenakis, Le Corbusier und Edgar Varése hat sich nachhaltig auf die Entwicklung der Klangkunst ausgewirkt.

Kompositionen

Le Sacrifice (Anastenaria), für Orchester (54 Instr.) 1952/53

Métastasis, für Orchester (61 Instr.) 1954

Pithoprakta, für Orchester (61 Instr.) 1955-56

Achorripsis, für 21 Instr. 1956-57

Cendrées, für Chor (4 x 18 Stimmen) und Orchester 1973

Weblinks

Literatur von und über Iannis Xenakis im Katalog der DDB

http://www.iannis-xenakis.org/ (französisch)

Pavillon Philips

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