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Euhemerus oder Euhemeros (* um 340 v. Chr.; † um 260 v. Chr.) war ein griechischer Philosoph, Schriftsteller und Mythenautor, geboren in Messana auf Sizilien (oder Chios, Tegea oder Messene auf dem Peloponnes), lebte um 300 v. Chr. am Hof von des mazedonischen Königs Kassander.

Er ist hauptsächlich bekannt durch seine Heiligen Aufzeichnungen, eine philosophisch-utopischer Reiseroman, die auf archaischen Inschriften basiert, die er auf seinen verschiedenen Reisen durch Griechenland gefunden haben wollte. Er verlässt sich besonders auf einen Bericht zur frühen Geschichte, den er während einer Reise entlang der Küste Arabiens, die er im Auftrag Kassanders, seines Freunds und Mäzens, unternahm, auf der Insel Panchaia in einem Tempel auf einer goldenen Säule entdeckt habe. Es gibt keinen Zweifel, dass die Insel nicht existiert.

In seinem Werk systematisiert er zum ersten Mal eine altorientalische (vielleicht phönizische) Methode, die Volksmythen zu interpretieren, behauptend, dass die Götter, die die Hauptobjekte volkstümlicher Verehrung seien, ursprünglich Helden und Eroberer gewesen seien, die dadurch einen Anteil an der Verehrung ihrer Subjekte verdient hätten. Dieses System ist weit verbreitet, und besonders die frühen Christen nahmen es als Bestätigung ihres Glaubens, dass die antike Mythologie lediglich eine Ansammlung von Fabeln aus menschlischer Eingebung gewesen sei. Euhemerus war ein standhafter Verfechter der kyrenäischen Philosophie, und von manchen antiken Schriftstellern wird er als Atheist bezeichnet. Sein Werk wurde von Ennius ins Lateinische übersetzt, das Original jedoch ging verloren, und von den Übersetzungen sind auch nur ein paar kurze Fragmente erhalten.

Diese rationalisierende Interpretationsmethode ist als Euhemerismus bekannt. Es gibt keinen Zweifel, dass sie wahre Elemente enthält, da bei den Römern die stufenweise Vergötterung der Ahnen und die Apotheose der Kaiser ein wesentliches Merkmal der religiösen Entwicklung waren, und es sogar bei einfachen Leuten möglich ist, die Herkunft der Familie und der Stammesgötter bis zu großen Häuptlingen und Kriegern zurück zu verfolgen. Auch Snorri Sturluson hat sich dieser Methode bedient, wenn er die Götter als weit in der Vergangenheit lebende Könige bezeichnete. Alle Theorien über Religionen, die der Verehrung der Ahnen und dem Totenkult große Bedeutung beimessen, sind in großem Maße euhemeristisch. Aber als einzige Erklärung für den Ursprung der Gottesidee ist dies in der vergleichenden Religionswissenschaft nicht akzeptiert. Dennoch war sie im Frankreich des 18. Jahrhunderts eine beachtliche Modeerscheinung: Der Abbé Banier war in seiner Mythologie et la fable expliqués par l'histoire offen euhemeristisch; andere führende Euhemeristen waren Étienne Clavier, Sainte-Croix, Desiré-Raoul Rochette, Émile Hoffmann und in hohem Maße Herbert Spencer

Euhemeros von Messene, Marek Winiarczyk

Literatur

  • Truesdell S. Brown: Euhemerus and the Historians, in: HThR 39 (1946), 259-274. (engl.)
  • Carsten Colpe: Utopie und Atheismus in der Euhemeros-Tradition, in: Manfred Wacht: Panchaia. Festschrift für Klaus Thraede, Münster 1995, 32-44. ISBN 3-402-08106-7
  • B. Kytzler: Der utopische Roman in der klassischen Antike, in: H. Hofmann (Hrsg.), Groningen Colloquia on the Novel, Bd. 1 (1988), 7-16.
  • Herman Franke van der Meer: Euhemerus van Messene, Dissertation an der Universität Amsterdam, 1949. (holl.)
  • Roland J. Müller: Überlegungen zur „Hiera Anagraphe“ des Euhemeros von Messene, in: Hermes 121 (1993), 276-300.
  • Marek Winiarczyk: Euhemeros von Messene. Leben, Werk und Nachwirkung. (= Beiträge zur Altertumskunde. Bd. 157). Saur, München und Leipzig 2002. ISBN 3-598-77706-X
  • Marianne Zumschlinge: Euhemeros. Staatstheoretische und staatutopische Motive, Dissertation an der Universität Bonn, 1976.

Weblinks

Literatur von und über Euhemerus im Katalog der DDB

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