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Alexis Tsipras (griechisch Αλέξης Τσίπρας , * 28. Juli 1974 in Athen) ist ein griechischer Politiker. Er ist Vorsitzender der linken Partei SYRIZA und seit dem 26. Januar 2015 griechischer Ministerpräsident.[1]

Alexis Tsipras

Alexis Tsipras (*)

Ausbildung, Beruf, Familie

Alexis Tsipras wuchs als jüngstes von drei Kindern[2] in einer Mittelschicht-Familie im Athener Stadtviertel Exarchia auf.[3] Sein Vater wurde in Arta (Epirus) und seine Mutter in Eleftheroupoli (Gemeinde Pangeo, Ostmakedonien) geboren.[4][5][6] Tsipras lebt mit der IT-Ingenieurin Peristera Baziana[2] zusammen, mit der er zwei Kinder hat.[7][8]

Nach einem abgeschlossenen Bauingenieur-Studium an der Nationalen Technischen Universität Athen und einem Aufbaustudium in Stadt- und Raumplanung arbeitete er in der Bauwirtschaft. Daneben veröffentlichte er drei stadtplanerische Studien.[9] Von 2003 bis 2004 leistete er seinen Wehrdienst bei der Marine ab.[10]

Politischer Aufstieg

Tsipras begann sein politisches Engagement im Alter von 16 Jahren in der Kommunistischen Jugend Griechenlands (KNE). Er nahm an Schülerprotesten während der Schulbesetzungen von 1990 und 1991 teil.[9] Als sich die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) 1991 vom Linksbündnis Synaspismos trennte und die verbleibenden Gruppen eine gemeinsame Partei bildeten (ebenfalls unter dem Namen Synaspismos), verließ Tsipras die KNE und schloss sich der Jugendorganisation des Synaspismos an.[11]

Bereits als Student engagierte er sich in Organisationen der „reformierten Linken“ und war Vorstandsmitglied des Verbands der Bauingenieurstudenten an der Nationalen Technischen Universität. Er war zudem studentisches Senatsmitglied seiner Universität und von 1995 bis 1997 im Vorstand des Nationalen Studentenbund Griechenlands (EFEE).[9]

1999 wurde er zum Sekretär der Jugendorganisation des Synaspismos gewählt, eine Position, die er bis zum dritten Parteitag der Organisation im März 2003 innehatte. In dieser Zeit übernahm er eine führende Rolle bei der Bildung des griechischen Sozialforums und nahm auch international an globalisierungskritischen Protestaktionen teil. Auf dem vierten Parteitag des Synaspismos im Dezember 2004 wurde er mit 42 % als Fünfter in das Zentralkomitee und daraufhin in den Parteivorstand gewählt, verantwortlich für die Themenbereiche Bildung und Jugend.[9]

Bei der Athener Kommunalwahl im Oktober 2006 war Tsipras Bürgermeisterkandidat der Liste „Offene Stadt“ (griechisch Anichtí Póli, Ανοιχτή Πόλη); die Liste kam auf 10,5 % der Stimmen und Tsipras zog in den Stadtrat ein.[9]

Auf dem fünften Parteitag des Synaspismos im Februar 2008 wurde er als Nachfolger von Alexandros Alavanos mit 70 % der Stimmen zum Vorsitzenden der Partei gewählt.[9] Tsipras kandidierte bei der Parlamentswahl im Oktober 2009; im Wahlkampf fiel er durch populistische Äußerungen auf.[12] Er zog nach der Wahl ins griechische Parlament ein, wo er Vorsitzender der SYRIZA-Fraktion wurde. Im Mai 2012 wurde das bisherige Parteienbündnis SYRIZA in eine Partei umgewandelt, um bei der anstehenden Parlamentswahl am 17. Juni 2012 die Chance auf die von der Verfassung vorgesehenen Bonussitze für die stärkste Partei zu haben. Tsipras ist seitdem Vorsitzender dieser Partei. Der Synaspismos löste sich anschließend auf. Bei der Wahl 2012 wurde SYRIZA mit 26,9 Prozent zweitstärkste Partei.

Seit dem Kongress der Partei der Europäischen Linken (EL) im Dezember 2010 ist er zudem einer der Vizepräsidenten der Europäischen Linken.[13] Im Zuge der Wahlkämpfe zur Parlamentswahl am 6. Mai 2012 und 17. Juni 2012 stieg sein Bekanntheitsgrad im Ausland erheblich.[14]

Bei der Europawahl 2014 war Tsipras Spitzenkandidat der Europäischen Linken und Kandidat für das Amt des Präsidenten der EU-Kommission.[15]

Tsipras und SYRIZA kritisierten vor ihrer Regierungsübernahme die Politik der Europäischen Union angesichts des Ukrainekriegs von 2014/2015. Nachdem Truppen der Russischen Föderation die Halbinsel Krim besetzt hatten und Russland sich das Gebiet angeeignet hatte, war Tsipras nach Moskau gereist und hatte verkündet, die EU müsse einen Dialog mit Moskau führen, statt Sanktionen gegen Russland zu verabschieden.[16]


Griechischer Ministerpräsident

SYRIZA erhielt bei der vorgezogenen Parlamentswahl vom 25. Januar 2015 36,3 % der Stimmen. In Griechenland erhält die Partei mit den meisten Wählerstimmen 50 Parlamentssitze zusätzlich, um eine handlungsfähige Regierung bilden zu können; somit kam SYRIZA auf 149 der 300 Sitze im griechischen Parlament. Am Tag darauf vereinbarten SYRIZA und die nationalkonservative Partei ANEL („Unabhängige Griechen“) eine Koalition; daraufhin wurde Tsipras von Staatspräsident Karolos Papoulias zum Ministerpräsidenten ernannt.[17] Tsipras ernannte die Mitglieder seines Kabinetts. Am 11. Februar 2015 sprach ihm das Parlament mit 162 Stimmen das Vertrauen aus. [18]
Tsipras' erste Amtshandlung - Gedenken der Opfer der deutschen Wehrmacht in Kesariani

Tsipras fordert einen teilweisen Erlass der griechischen Staatsschulden und eine Lockerung der für geleistete Unterstützungszahlungen von der so genannten Troika im Gegenzug auferlegten Sparmaßnahmen. Er kündigte ein „Sofortprogramm“ mit Ausgaben in Höhe von etwa 11,5 Milliarden Euro zur Linderung sozialer Not an.[19] Seit dem Bekanntwerden der Staatsschuldenkrise 2009 ist die griechische Wirtschaft erheblich geschrumpft (siehe auch Eurokrise#Griechenland).

Das Regierungsprogramm nannte vier Schwerpunkte bzw. Ziele: humanitäre Krise bekämpfen, Wirtschaft wieder ankurbeln, Steuergerechtigkeit schaffen, Beschäftigungsförderung und Umwandlung des politischen Systems zur Stärkung der Demokratie.[20]

Als erste Amtshandlung legte Tsipras an der Gedenkstätte am Schießstand von Kesariani Blumen nieder.[21]

Im April 2015 geriet Tsipras innerhalb der EU in Kritik, als er den russischen Präsidenten Wladimir Putin besuchte.[22]
Weblinks

Homepage von Alexis Tsipras als Spitzenkandidat bei der Europawahl 2014
Der Tag der Entscheidung: Machtwechsel in Griechenland - Video vom 25. Januar 2015 in der ARD Mediathek

Einzelnachweise

Nach Wahl in Griechenland: Tsipras als Ministerpräsident vereidigt - tagesschau.de
Manfred Ertel: Athens Wahlfavorit Tsipras – Mamas Liebling greift nach der Macht. In: Spiegel Online, 20. Januar 2015
Zacharias Zacharakis: In Griechenlands linker Herzkammer. In: Zeit Online, 25. Januar 2015
Tsipras schilderte 2010 bei einer Dienstreise in die Türkei gegenüber der Lokalpresse, dass ein Teil seiner Vorfahren in Babaeski als Teil der früher dort ansässigen griechischen Bevölkerungsgruppe im heute türkischen Ostthrakien lebte. Dünyanın konuştuğu Yunan lider Çipras, Babaeskili çıktı. Hürriyet, abgerufen am 31. Januar 2015.
Großeltern von Tsipras sind aus Thrazien, TRT Deutsch, 29. Januar 2015
Tsipras’ family migrated to Greece from western Turkey: Report, Hürriyet Daily News, 29. Januar 2015
fimes.gr (griechisch) 8. Mai 2012
palo.gr (griechisch)
Biographie Alexis Tsipras auf Enet.gr (Eleftherotypia), Stand: 9. Oktober 2009, abgerufen am 27. Januar 2015
Ο Αλέξης στο ναυτικό, Espresso (Online), 21. April 2008
Συνέντευξη: Αλέξης Τσίπρας (Ωχ, τι έγινε ρε παιδιά; Κατάληψη;), Schooligans 23. April 2008
FAZ.net 29. Mai 2012: Abteilung Attacke. - Leeres Gerede, Gewaltverharmlosung und pseudorevolutionäres Geschwätz: Der Links-Politiker Alexis Tsipras steigt trotz seltsamer Ansichten in Griechenland zum potentiellen Königsmacher auf.
www.european-left.org The executive board (aufgerufen 1. Februar 2015)
z.B. durch ein Interview, in dem er die Situation von Griechenland und seinen Gläubiger als ein Gleichgewicht des Schreckens bezeichnete (Beide Seiten halten Atomwaffen in den Händen. Unsere Kreditgeber besitzen als Atomwaffe die Einstellung ihrer Zahlungen. Wir dagegen drohen damit, die Begleichung unserer Staatsschulden zu stoppen.) stern.de 29. Mai
Alexis Tsipras: „Sparprogramme führen zu einem Teufelskreis“. euronews.de vom 16. Dezember 2013
welt.de 28. Januar 2015: Julia Smirnova , Boris Kalnóky: "Mit Tsipras hat Russland einen neuen Verbündeten", aufgerufen am selben Tag
Ernennung, Präsidialdekret 18 vom 26. Januar 2015, PDF (griechisch)
Süddeutsche vom 11. Februar 2015: „Tsipras gewinnt Vertrauensabstimmung im Parlament“
Syriza-Politiker Paraskevopoulos: „Wir haben das ausgerechnet.“ Theodoros Paraskevopoulos im Gespräch mit Friedbert Meurer, Deutschlandfunk, 27. Januar 2015
Das Regierungsprogramm von Syriza (deutsch)
I Avgi vom 27. Januar 2015 (griechisch): www.avgi.gr
http://www.sueddeutsche.de/politik/tsipras-in-moskau-hunderte-millionen-euro-von-putin-einfach-so-1.2428089

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