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Scala. 1) Die Treppe im griechischen und römischen Hause war anfänglich nur eine Leiter, was sowohl κλῖμαξ als scalae zunächst bedeuten. Diese Benenung blieb, als man die Sprossen durch Bretter ersetzte. Eine solche Haustreppe war ohne Verschalung. Eine Komödienszene auf einer Vase zeigt eine derartige Treppe vor dem Eingang eines Hauses (Schreiber Bilderatlas Taf. V 11 = Daremberg-Saglio IV S. 1108 Fig. 6146). Die literarische Überlieferung über die Anlage von Treppen im antiken Hause ist sehr gering. Im Palast der Kirke führt eine Treppe wahrscheinlich von außen auf das Dach (Hom. Od. X 558 = XI 63). Das Haus des Odysseus besitzt ein Obergeschoß, zu dem man auf einer hohen Treppe hinaufsteigt (Od. I 880. XXI 5; vgl. II 358. XXIII 364). Nach Noack Hom. Paläste 68 gehören diese Stellen in Od. XXI. XXII. XXIII den jüngsten Schichten der Odyssee, etwa dem 8. Jhdt., an. In Athen führten vor dem Perserbrand Treppen von außen in höher gelegene Räume (Aristot. oeconom. II 5 p. 1347a. Baumeister Denkmäler 152f.). Für das athenische Hofhaus in klassischer Zeit sind Obergeschosse und Treppen durch Lys. I 9. Demosth. XLVII 56 und vielleicht durch Xen. mem. III 9 bezeugt [345] (Becker-Göll Charikles II 140ff.). Die Ausgrabungen haben viele steinerne Treppenanlagen sowohl aus der kretisch-mykenischen, als auch aus der hellenistischen Zeit freigelegt oder ihr Vorhandensein nachgewiesen. Bewundernswert sind aus vorgeschichtlicher Zeit die stattlichen, breiten Freitreppen in den Palästen von Phaistos, Knossos (Noack Hom. Pal. Abb. 1. 2. 5. 7. 8 Taf. I) und Hagia Triada (Lamer Griech. Kultur i. Bilde² Abb. 2). In Phaistos und Knossos besteht die Treppenanlage aus zwei im rechten Winkel aufeinanderstoßenden Treppenfluchten. Diese montumentalen Freitreppen, deren Breite 10–16½ m beträgt, dienten nicht bloß dem Verkehr, sondern boten auch bei Schauspielen willkommene Sitzgelegenheit, waren also Treppenweg und Theater zugleich (Baumgarten-Poland-Wagner D. Hellen. Kultur S. 30 Abb. 29. Daremberg-Saglio Fig. 6143). In den kretischen Palästen lassen sich auch mehrere Stockwerke nachweisen, deren Verbindung durch steinerne und hölzerne Treppen hergestellt wurde (Noack a. O. S. 92, 4. Lamer a. a. O. Abb. 1). Die Privathäuser auf Kreta haben flache Dächer mit bedeckten Treppenaufgängen (s. o. Bd. VII S. 2532, 50). In der Burg von Tiryns verbinden ebenfalls steinerne Treppen die tiefer liegenden Galerien mit der Oberburg. Ein Treppenweg von 65 zum Teil in den Felsen gehauenen Stufen führt vom Nebenpförtchen zwischen den Mauern zum Hof hinter dem Männersaal (Baumgarten-Poland-Wagner a. a. O. S. 43 Abb. 51). Solche in den Felsen geschnittene Treppen gab es auch in Athen. Sie führten zu obern Räumlichkeiten, die unabhängig waren von den untern. Spuren davon aus der Zeit nach dem Brande bemerkt man auf den felsigen Höhen der Weststadt (s. o. Bd. VII S. 2540, 8ff.). Aus hellenistischer Zeit sind Stufen einer solchen Treppe im Tempel der ägyptischen Götter auf Thera sichtbar (Ziebarth Kulturbilder aus griech. Städten² S. 24 Abb. 4). In einem Privathaus auf Delos zeigen sich Treppenläufe zum Teil mit Treppenabsätzen (Bull. hell. XIX 497). Im hellenistischen Priene sind bisweilen Treppen zu den fehlenden Obergeschossen vorhanden (Wiegand-Schrader Priene 291. Ziebarth a. a. O. 60, vgl. Wieseler Gött. Gel. Nachr. 1890, 406). Wie zu den kretischen Palästen gab es auch Freitreppen zu den Tempeln an der Hauptfront oder innerhalb der Tempel, wie zu Didyma (Ziebarth a. a. O. S. 88ff. Abb. 18 nach Pontremoli-Haussoulier Didymes), zu großartigen Altären (Zeusaltar von Pergamon) und Denkmälern (Grabmal des Maussolos, Lamer a. a. O. Abb. 141), zu Theatern (in Milet vom Hafenkai aus Ziebarth a. a. O. 76). Über diese Treppenanlagen sowie über die Treppen, die in den Theatern von der Orchestra aus radial ansteigen und die Sitzreihen in die einzelnen Cunei einteilen, oder die in der Mitte (Schreiber Bilderatlas Taf. V 13) oder rechts oder links von der Bühne in die Orchestra führen (Ziebarth a. a. O. 74), s. die Art. Theatron, Templum. Auch die mehrstöckigen Prachtschiffe Ptolemaios’ IV. und Hierons II. hatten Treppen (Athen. V 205 d. 207 c), das erstere auch eine Wendeltreppe (κλῖμαξ ἑλικτή 206 a), vgl. Caspari Das Nilschiff Ptolemaios IV., Arch. [346] Jahrb. XXXI S. 25 Abb. 12. S. 53. 69. In diesem Schiffe konnten die Treppen die Höhe des Unterstockes nur in mehreren Absätzen überwinden. Sonst waren die griechischen Treppen nur eine Reihe ununterbrochener Stufen ohne Absätze und Änderung der Richtung. Doch sieht man schon in vorgeschichtlicher Zeit in Knossos wohlgefügte Wendeltreppen, denen sogar gelegentlich an der Biegung der Schmuck einer Säule nicht fehlt (Springer-Michaelis Kunstgesch. I⁸ S. 87 Abb. 181 F). Zahlreiche Lichtschachte führen daselbst den Treppen und Gängen Luft und Licht zu. In den Häusern hellenistischer Zeit gab es Treppen mit vier Rampen mit oder ohne Absatz (Daremberg-Saglio IV 1107 Fig. 6144). Derartige Anlagen in Stein, zum Teil heute noch benutzbar, weisen ebenfalls der Tempel A in Selinus, der Herculestempel, die Tempel der Iuno Lacinia, der Concordia zu Akragas, das Didymaion zu Milet auf (Caspari a. a. O. 58, 1 und Literatur ebd.) und der Turm von Andros (Schreiber a. a. O. L 5; vgl. o. Bd. I S. 2171, 1). Verschiedenartige Treppenanlagen waren auch in den Städten mit ungleich hoch gelegenen Stadtteilen nötig. Sie waren teils in den Fels gehauen teils künstlich angelegt. So überwindet in Priene eine Felsentreppe zur Akropolis die Höhendifferenz von 200 m in Zickzacklinien (Ziebarth a. a. O. 40 Abb. 9 nach Wiegand-Schrader Priene), steile Schmalgassen mit Stufen führen bis zum Felsgrat hinauf. In Pergamon stieg man auf einer Freitreppe zum Markte hinauf (Ziebarth a. a. O. 38) und auf einer überwölbten Wendeltreppe, das erste Beispiel einer überwölbten Treppe (Athen. Mitt. 1904 Taf. XI), zur Ephebenterrasse. Das Gewölbe diente dazu, eine höher gelegene Rampe zu tragen, wie auch in der Basilika von Pergamon. Ähnliche Felsentreppen wie in Priene waren besonders in Thera erfordert (Ziebarth a. a. O. 21).

Das lat. Singular s. in der Bedeutung von Treppe, von Varro de l. l. IX 68f. Quint. I 5, 16 verworfen, ist erst später üblich (Georges Ausführl. lat.-deutsch. Handwörterb.⁸ s. v.). Zu den Obergeschossen des römischen Hauses, wenn solche vorhanden waren, führten Treppen teils von außen, wie aus Liv. XXI 62, 3. XXXIX 14, 2 hervorgeht, teils von innen. Ersteres war hauptsächlich bei Miethäusern, insulae (s. o. Bd. IX S. 1593 und Bd. I A S. 990ff.), der Fall, wenn der obere Teil getrennt und besonders vermietet war (Mau Pompeji in Leben und Kunst² 287. Dig. XLIII 17, 3, 7). In den Tabernen führte oft eine Treppe zu einem kleinen oberen Raum (Cic. Phil. II 21), pergula genannt (Overbeck Pomp.⁴ 364. Mau a. a. O. 285ff. Fig. 147; Führer durch Pomp.⁵ 116). Zu den Obergemächern derselben Wohnung, cenacula (s. o. Bd. III S. 1898), sind in Pompeii in verschiedenen Häusern Reste oder Spuren vorhanden (Mau Pompeji S. 283f. 339 Fig. 177. S. 369 Fig. 199. 202). Fig. 202f. ebd. zeigt eine Treppe, die von der Straße ins Haus führt, und entsprechend auf der Hinterseite eine, auf der man ins Freie gelangt. Ein besonders schönes Beispiel einer Anlage von Stockwerken und Treppen bietet das Haus Kaiser Joaefs II. (ebd. S. 363ff. Fig. 194). Daselbst waren einige Vorratsräume nur durch Leitern zugänglich. In [347] der Kaiserzeit waren die Miethäuser in Rom sehr hoch. Martial wohnte drei Treppen hoch (I 117, 7), ärmere Leute mußten noch mehr Treppen erklimmen (VII 20, 20). Das Material der Treppen war vielfach nur Holz, sonst auch Ziegelbau (Overbeck S. 364 Fig. 179p) oder Stein, kostbare aus Marmor (Not. d. scavi 1878, 28. 88). Oft sind die untersten Stufen der pompejanischen Treppen von Stein, während die oberen von Holz waren (Overbeck 506). Meistens waren die Treppen nicht sehr bequem; die hölzernen entbehren gewöhnlich der Verschalung, auch die aufgemauerten sind steil und schmal (Nissen Pompejan. Stud. 602). Die scalae graecae, auf denen allein die Frau des Flamen dialis mehr als drei Stufen ersteigen durfte (Gell. X 15, 29. Serv. Aen. IV 646), waren wohl weniger steil und auf der Rückseite verschalt oder vielleicht von Wänden umgeben (s. o. Bd. VI S. 2491, 2). Für die Anlage von Treppen mit mäßiger Steigung gibt Vitruv. IX 1, 8 Vorschriften, 3 Höhe: 4 Basis (Choisy Vitruve t. III S. 56. IV Taf. IX 6). Die dunkeln Treppenhäuser oder der Raum unter der Treppe wurden gern als Versteck benutzt (Cic. Mil. 40; Phil. II 21), besonders von Sklaven (Hor. ep. II 2, 15). Außer den Haustreppen sind in Pompeii bemerkenswert die Freitreppen zum Tempel des Iuppiter (Mau Pomp. S. 59 Fig. 21), Apollo (S. 77 Fig. 34), der Isis (Fig. 88ff.), wo es nebst verschiedenen andern auch eine Geheimtreppe für die Priester gab (Overbeck S. 107 Fig. 57 c’), ferner die ursprünglich bedeckte monumentale Steintreppe zum großen Theater vom Forum triangulare herunter, auf der wahrscheinlich der festgebende Beamte seinen Einzug hielt (Mau a. a. O. S. 165 Fig 81, 5 Taf. IV), die Treppen, die von außen zum obersten Rang des großen Theaters führten (S. 144 Fig. 71), und diejenigen zum Wehrgang der Stadtmauer, von denen eine breite, ziemlich steile aus Tuffsteine am Herculaner und eine ähnliche von geringerer Ausdehnung am Stabianer Tor erhalten sind (Overbeck S. 46 Fig. 7. Mau S. 243 Fig. 121. 124). Beliebt waren auch Treppenstufen bei Brunnen. So ließ in der Casa del Centenario eine Marmorfigur einen Wasserstrahl über eine Marmortreppe in ein Bassin fallen (Mau 371), desgleichen im Hause des Lucretius (ebd. S. 372. Engelmann Pompeji², Berühmte Kunststätten nr. 4 Fig. 76) und beim Mosaikbrunnen in der Casa della Fontana grande (Engelmann a. a. O. Fig. 81). Eine großartige Wendeltreppe von 182 Stufen befindet sich im Innern der Traianssäule, die deswegen columna cochlis hieß (Daremberg-Saglio I S. 1352 Fig. 1789). Der römische Gewölbebau ermöglichte die großartigen, bedeckten Treppenanlagen im Colosseum (s. o. Bd. VI S. 2518ff.), in den Thermen des Caracalla (Durm Baukunst der Etrusker und Römer Fig. 391 b), im Tabularium auf dem Kapitol (Delbrück Hellenist. Bauten in Latium S. 31 Taf. VI). Die Treppen, die in den Theatern von der Mitte ausstrahlen, nennt Vitruv. V 6, 3 scalaria (s. Theatron).
[Hug.]

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