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Libanios.
A. Leben.

Α. Leben. Hauptquelle seine eigenen Schrif­ten; am wichtigsten, weil den Ereignissen am nächsten stehend, die Briefe, aber auch diese mit Kritik zu benützen, da es sich um die Äußerun­gen eines sehr subjektiven Autors handelt; be­dauerlicherweise nur für die J. 355–365 und 388–393 erhalten. Die nur in lateinischer Fassung erhaltenen, angeblich von Francesco Zambeccari übersetzten Briefe sind gefälscht. Die unter dem Titel βίος ἢ περὶ τῆς ἑαυτοῦ τύχης (or. I) über­lieferte Selbstbiographie, nach § 51 im Alter von fast 60 Jahren begonnen und in noch höherem Alter zu Ende geführt, steht einem großen Teile der Erlebnisse zeitlich recht fern. Desgl. or. II πρὸς τοὺς βαρὺν αὐτὸν καλέσαντας, im 67. Lebens­jahre (§ 2) abgefaßt. Von zeitgenössischen Äuße­rungen kommen einige Briefe des Kaisers Iulian und – ohne Namennennung – Stellen in Reden des Ioannes Chrysostomos in Frage. Die Korre­spondenz zwischen Basileios und L. (t. XI 572ff.) ist wahrscheinlich erst nach seinem Tode ent­standen. Der L. des pseudoamphilochischen βίος des Basileios gehört der in Kappadokien entstan­denen Legende an (Foerster Stud. z. vergl. Lit.-Gesch. V 5ff.). Eine kurze Biographie lie­fert sein jüngerer Zeitgenosse Eunapios in den βίοι σοφιστῶν (p. 495 Dübner), ohne persönliche [2486] Kenntnis und nicht ohne Übelwollen. Wie Eunap. § 8 bezeugt, hat er auch in seinem Geschichtswerke über Iulian des L. gedacht (FHG IV 24 frg. 25). Daraus schöpften wahrscheinlich Zosimos IV 41 (über den Aufstand von Antiocheia vom J. 388), Lyd. de mens. IV 118 (L. habe mit οἰωνοσκόποι dem Iulian den Zug gegen die Per­ser auszureden gesucht), Zonar. XIII 16 und Kedren. I p. 313 Β (über die ἀλεκτορομαντεία des Iamblichos unter Valens). Auch die Artikel des Suidas Λιβάνιος, Ἀκάκιος, Προαιρέσιος werden durch Hesych auf Eunapios zurückgehen. Vgl. Martinus De fontibus Zosimi, Berlin 1866, 20. Güldenpenning-Ifland Theodosius d. Gr., Halle 1878, 8. Geffcken Herm. LV 291. Sudhaus De ratione quae intercedat inter Zos. et Amm., Bonn 1870, 77. Jacobi De Festi breviarii fontibus, Bonn 1874, 57. Rein­hardt D. Perserkrieg d. Kaisers Iulian, Dessau 1892, 28.
I. Geburtsjahr.

I. Geburtsjahr. Direkte Überlieferung fehlt, doch stellt eine Reihe von Indizien das J. 314 sicher. 1. ep. 727 v. J. 362 schreibt L. im Alter von 48 Jahren; 2. ep. 947, vom J. 390, im Alter von 76 Jahren; 3. an den ersten nach dem Tode Iulians in Antiocheia gefeierten Olympien im J. 364 war L. 50 Jahre alt (βίος 139); 4. als Kaiser Valens Anfang 372 zuerst nach Antiocheia kam und von L. durch eine Rede begrüßt werden sollte, ging das 57. Lebensjahr des L. zu Ende (βίος 144); 5. in B.s Geburtsjahre war der Groß­vater des Empfängers von ep. 1036 Postumianus Consul. Das war C. Ceionius Rufius Volusianus mit Ammianus, Consul des J. 314, ein Verwand­ter des Rufius Praetextatus Postumianus, des Consuls vom J. 448 (CIL VI 1761): vgl. Vaglieri s. Consules bei Ruggiero Diz. epigr. II 968 und 1170. Gegen dieses Ergebnis spricht nicht or. XXX 6, wo L. sich etwas ungenau aus­drückt, wenn er sagt, Constantin habe den Maxentius und den Licinius (323) besiegt παίδων … ἡμῶν ὄντων. Ebensowenig darf man (mit Sievers 208) aus or. LIII 4 folgern, daß L. kurz vor der Zeit der Olympien, also im Juli des J. 314, geboren sei. Auch hier gibt L. nur eine allgemeine Zeitbestimmung: ich war bereits 14 Jahre alt, als mein älterer Oheim Panolbios die Olympien gab und mich noch nicht einer Einladung für würdig erachtete.

II. Geburtsstadt.

II. An der Geburtsstadt Antiocheia am Orontes ist kein Zweifel. Eunap. 2 und Chorikios Ἐπιτ. Προκοπίου p. 6, 14 Boiss. bezeugen sie. L. selbst weist oft auf diese seine πατρίς hin.
III. Name des Vaters.

III. Der Name des Vaters ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Suid. s. Φασγάνιος … dem Pape-Benseler folgt – nennt L.s Vater Phasganios, aber da dies der Name seines Mutterbruders ist, liegt es nahe, an eine Ver­wechslung zu denken. Fälschlich wird Phasganios neben L. zum Lehrer des Aphthonios ge­macht in dem Commentariolus zu Aphth. des Cod. Rehdiger. 12 (XIV = S. I 2. 3) fol. 137 v. herausg. von Schaefer De Aphthonio sophista, Breslau 1854 (angenommen von Brzoska o. Bd. I S. 2797). Erst recht verfehlt war, wie schon Reiske in der Vita Libanii 2 (vol. I vor dem βίος) bemerkt hat, auf Dionysios als Vaternamen zu schließen aus ep. 245. 9 (t. X 232, 11), wo [2487] wohl ἐν Διονύσου zu lesen ist. L. spricht auffal­lend wenig von seinem Vater: er muß ihn sehr früh verloren haben (or. LV 3 = frg. 23, t. XI 625). Ohne Gewähr ist, was Reiske 4 sagt: anno aetatis secundo amittebat patrem. L. sagt nur (βίος 4) ᾤχετο πρὸ ἀκμῆς, aber aus den fol­genden Worten (5) τεττάρων δή μοι τουτονὶ διελθόντων τὸν τρόπον ἐνιαυτῶν πέμπτου, τε ἐπὶ τοῖς δέκα ἡπτόμην geht hervor, daß der Vater schon tot war, als L. im 11. Lebensjahr stand.
Familie.

Familie. L. entstammte einer der durch Bildung, Reichtum und öffentliche Leistungen angesehensten Familien der Stadt (βίος 2). Daß der Urgroßvater aus Italien eingewandert sei, bestreitet L.; es sei das nur behauptet worden, weil er einmal eine Rede in lateinischer Sprache gehalten habe (βίος 3). Aber die Familie hatte sehr gelitten. Die Söhne des Urgroßvaters waren hingerichtet worden und hatten einen großen Teil ihres Vermögens verloren, so daß der Vater seine im heiratsfähigen Alter stehenden Schwe­stern in sein Haus nahm (βίος 4). Auch der Großvater mütterlicherseits entstammte einer angesehenen Familie, war rhetorisch gebildet und entging nur mit Mühe der Hinrichtung. Er hinterließ außer einer Tochter zwei Söhne, die Vorkämpfer des Rates der Stadt wurden, Panolbios und Phasganios. Auch er starb bald nach dem Vater des L., so daß die Erziehung der drei Kinder, von denen L. das mittlere war (βίος 197), ganz der Mutter zufiel, die von Vormündern nichts wissen wollte. Sie sorgte zwar mit dem Wenigen, das der Mann hinterlassen hatte, für das leibliche Wohl der Kinder, auch für den Unterricht, war aber zu schwach. Auch die Brü­der, die ihr zur Seite standen, insbesondere der ältere, Panolbios, gaben ihr nach (βίος 13). So brachten die Knaben einen großen Teil ihrer Zeit auf dem Lande, fern von Büchern zu. Ein Um­schwung trat, wie L. sagt, mit seinem 15. Lebens­jahre ein: damals wurde er von heißer Liebe zu den λόγοι erfaßt und entsagte allen ländlichen Vergnügungen, insbesondere dem Taubensport, wie auch den Gladiatorenkämpfen, Pferderennen und szenischen Aufführungen (βίος 5).
Lehrer.

Lehrer. Den Namen seines ersten Lehrers nennt L. nicht, doch läßt er sich ermitteln. Es war Ulpianus aus Askalon (or. XXXVI 10), vor­her in Emesa tätig (Suid. s. v.), Lehrer des Sophisten Proairesios (Suid. s. v. Eunap. vit. soph. p. 480), wie des Juristen Makedonios (Lib. ep. 1353). Er war streng, aber tüchtig. L. be­dauerte später, ihn nicht genügend ausgenutzt zu haben. Er starb, als L. mit den Studien an­fing Ernst zu machen (βίος 8; or. IV 9, wo nicht Zenobios, sondern Ulpianos gemeint ist, wie Schemmel Woch. f. klass. Phil. 1917, 188 bemerkt bat). Auf ihn folgte Zenobios aus Elusa in Palästina, dem L. an Naturell sehr unähnlich (or. XXXVI 11), ohne pädagogische Begabung, εἴδωλά γέ τινα σοφιστῶν von L. (βίος 8) genannt (vgl. Reiske De Zenobio soph. Antioch., Leip­zig 1759). Mit Unrecht wird unter den Lehrern des L. von Sievers 10, 15 Kleobulos aufge­führt. Denn daß die Worte ὁ ἐμὸς μὲν διδάσκα­λος ep. 68, 1 vom Sommer 359, von Kleobulos gebraucht, nicht einen einstmaligen Lehrer des L. bezeichnen können, zeigt § 4 οὐδὲ γὰρ ἡμεῖς [2488] ὀργῇ χρώμεθα πρὸς αὐτόν, εἰ πλησίον ἡμῶν οἰκῶν αὐτὸν τέρπει μἀλλον ἢ ἡμῖν σύνεστι sowie ep. 69, 2 vom selben Jahre, in dem Kleobulos sowohl ὁ καλός als ὁ ἑταῖρος genannt wird. Es war einer der Lehrer, deren sich L. beim Unterricht bediente, daher ὁ ἐμὸς διδάσκαλος genannt ep. 68, 1 und 52, 3 vom selben Jahre. Auch Olympianos, dessen Schüler Saturninus war (ep. 1489 vom J. 365), hat L. gehört (Sievers 10, 15), aber das konnte außerhalb eines Schulzusammenhangs geschehen, und der Empfänger von ep. 670 vom J. 361 heißt nicht Olympianos, sondern Ulpianos und war als Praeses Cappadociae ein junger Mann.

L. verdankt also seinen Lehrern nur wenig. Er stellte sich auf sich selbst (βίος 8). Deshalb enthielt er sich beim μελετᾶν jeglicher schöpferischen Tätigkeit, deklamierte und schrieb nicht, sondern beschränkte sich auf die Lektüre und – mit Hilfe eines Mnemotechnikers – auf das Auswendiglernen der Alten. In den 5 Jahren (329–334), in denen er allen Verlockungen und Heiratsanträgen widerstehend dieser Tätigkeit oblag, hat er sich jenen Schatz von klassischer Lektüre angeeignet, mit dem er einzig dasteht. Auf Zureden eines Kameraden, des Kappadokiers Iasion (βίος 11), entschloß er sich, nach Athen zu gehen. Die Mutter willigte, wenn auch unter Tränen, ein. Nachdem er noch an den von seinem Oheim Phasganios gegebenen Olympien des J. 336 teilgenommen hatte, trat er die Reise an, zu Lande bis Byzanz und von da mit einem Segel­boot (βίος 15). In Athen trat er nicht in ein Schülerverhältnis zu seinem Landsmann Epiphanios, auch nicht zu Proairesios, der große Anziehungskraft ausübte, da er sogleich von den Anhängern des Arabers Diophantos für diesen eingefangen wurde (βίος 16; ep. 1458, 1. Eunap. 2. Suid. s. Διόφαντος). Die Annahme bei Sievers 46 und 48 u. a., L. habe Schüler eines sonst un­bekannten Aristodemos werden wollen, beruht auf Mißverständnis der sprichwörtlichen Redens­art Ἀριστόδημος ἐτηρούμην ὁ Σύρος im βίος 16, die dem Tyrannen Aristodemos von Cumae gilt (fehlt bei Salzmann Sprichwörter u. sprich­wörtl. Redensarten bei L., Tübingen 1919). Offi­ziell ein Schüler des Diophantos, nahm er nichts von diesem an; aber auch nichts von den andern Professoren. Ihren Epideixeis wußte er wenig Ge­schmack abzugewinnen. Auch Epiphanios, zu dem er sich persönlich hingezogen fühlte, enttäuschte ihn (βίος 23). Obwohl er sich gleich Basileios und Gregor v. Nazianz von den Raufereien, Zechgelagen und der Hetärenwirtschaft, ja sogar vom Ballspiel zurückzog, wußte er sich doch auf seine Weise in Respekt zu setzen (βίος 22). Die Stadt Athen ließ er mit ihrer Schönheit und ihren Er­innerungen stark auf sich wirken, wovon es selbst in seinen späten Schriften wie ep. 962, 2 vom J. 390 an Nachklängen nicht fehlt. Auch machte er Reisen: die Städte der Peloponnesos fand er die schönsten unter der Sonne (ep. 947). Haupt­sächlich studierte er wieder die Alten, und er gelangte bald zu solchem Ansehen, daß er, was für viele der Gegenstand höchster Sehnsucht war, für eine Professur in Athen in Aussicht genom­men wurde. Zur Hebung der dortigen völlig ver­kommenen Verhältnisse und der verrotteten Disziplin sollten drei neue Professoren angestellt [2489] werden, darunter zwei, ein Ägypter und ein Sy­rer, die viel älter und schon länger in Athen tätig waren, und L., der erst im, 25. Lebensjahre (339) stand (βίος 25; or. II 13/4; ep. 1274). Er folgte dem Rufe, wurde auch mit den jungen Leuten fertig, hatte aber doch auch viel Anfechtungen und Neid zu ertragen. Er entschloß sich daher, die Stadt, wenn auch nur für einige Zeit, zu verlassen. Krispinos von Herakleia Pontika, der sich in Athen zum Redner ausbildete, dem L. gleichalterig, aber wie ein Sohn zu ihm aufblickend, war zur Ordnung seiner Angelegen­heiten nach Hause gerufen worden und bat L., ihn zu begleiten. So reisten sie 340 zusammen ab, unterwegs auch in Konstantinopel Vorträge haltend, die mit Beifall aufgenommen wurden. Nach Erledigung der Angelegenheiten des Krispi­nos trat L. die Rückreise an, in Konstantinopel bewegte ihn aber der Rhetor Nikokles von Lakedaimon zum Bleiben, um sich als Lehrer der Rhetorik niederzulassen. Er fuhr noch einmal nach Athen, um sich von der eidlich bekräftigten Verpflichtung zur Wiederkehr zu lösen (βίος 31ff.), fand aber bei der Rückkehr nach Konstantinopel die Lage stark verändert vor. Auf Ersuchen des Rates war ein Rhetor aus Kappadokien in die Professur (θρόνος) berufen worden. Doch hatte L. als Privatlehrer großen Zuspruch, so daß ihm öffentliche Anstellung versprochen wurde (βίος 37). Zu dieser aber kam es nicht. Vielmehr kehrte Bemarchios, der obwold Heide, den Kon­stantin in Reden und einem Geschiehtswerk verherrlicht hatte und auch bei Konstantios in Gunst stand, im siebenten Monat nach der Ankunft des L. nach Konstantinopel zurück und verbündete sich mit den beiden dortigen Profes­soren gegen L. (Schwabe Analecta Libaniana, Berlin 1918, 42–57). Sie benützten einen Auf­stand, bei dem sich der Statthalter Alexandros entfernt hatte, um die gesetzwidrige Verhaftung des L. durchzusetzen; zwar kehrte Alexandros bald zurück und der Aufstand wurde vom Kaiser Konstantios im Winter 342/3 niedergeschlagen (or. LIX 96), aber Alexandros wurde durch den schlimmeren Limenios ersetzt. Dieser, wie L. sagt, von tödlichem Haß gegen ihn erfüllt, ließ seinen Bibliographos erfolglos foltern und er­ging sich in Drohungen, L. möge sich aus dem Staube machen, wenn er nicht die Bekanntschaft mit dem Tode machen wolle. L. beschloß zu weichen. Eunap. § 6 drückt sich zweideutig aus, L. sei gewichen διαβολῆς αὐτῷ τινος γενομένης περὶ τὰ μειράκια, ἣν θεμιτὸν οὐκ ἦν ἐμοὶ γρά­φειν ἒς μνήμην ἀξιολόγων ἀνέντι τὴν γραφήν, Sokrates h. III 1, 13 läßt L. durch Konstantios vertrieben werden ὑπὸ τῶν παιδαγωγῶν, gegen die er seinen Zorn in der Rede κατὰ τῶν παιδα­γωγῶν (frg. 8 t. XI 618) ausgelassen habe: das geschah wahrscheinlich erst erheblich später (s. u.). L. ging nicht, wie Eunapios angibt, sogleich nach Nikomedeia, sondern nahm eine Berufung nach Nikaia in Bithynien als Lehrer der Rhetorik an (βίος 48; ep. 901 vom J. 388). Kurze Zeit darauf folgte er einer Berufung nach Nikomedeia, diesmal unter Billigung des Statthalters (βίος 48). Die hier verbrachten 5 Jahre (344–348) er­klärt er (βίος 51) für die Blütezeit seines Lebens. Er erfreute sich guter Gesundheit, bester Stimmung [2490] und Arbeitslust, großen Zuspruchs von Schülern, zahlreicher Ehrungen, vieler Beweise von Freundschaft und Liebe (βίος 51). Zwar machten ihm auch hier Nebenbuhler und Widersacher, deren einer ihn τὸ ἀθάνατον κακόν nannte, zu schaffen, aber er brachte bald den einen aus Nikomedeia gebürtigen Kollegen, der ihm einen Prozeß angehängt hatte, zum Schweigen (βίος 66ff., Themist. προτρ. Νικομηδεῦσιν or. XXIV vom J. 344/8 sagt aus eigener Anschauung p. 301 b οἱ μέν τινες ἐπιχώριον ᾄδοντες μέλος, οἱ δὲ Ἀσσύριον καὶ ἐκ Λιβάνου κηλοῦσιν ὑμᾶς, vgl. Brinkmann Rh. Mus. LXIV 639). Der Statt­halter von Bithynien Pompeianus berief den Himerios von Athen, um L. einen Triumph zu bereiten, da man von der Minderwertigkeit des Himerios überzeugt war, der dem Rufe auch nur widerwillig folgte (ep. 742. Phot. bibl. cod. 165 p. 108 b, 7). Mit Aristainetos und Alkimos ver­band L. innigste Freundschaft. Der Zuzug von Studenten, auch aus Konstantinopel, wuchs (βίος 53). Auch Iulian hielt sich damals Studien halber in Nikomedeia auf, hatte sich aber, wie L. selbst sagt, seinem Lehrer, wahrscheinlich Nikokles, verpflichten müssen, sich nicht als Hörer des L. einschreiben zu lassen, während Socr. h. c. III 1 von einem Verbote des Kaisers Konstantios spricht. Iulian verschaffte sich aber täglich Abschriften der von L. gehaltenen λόγοι und studierte sie eifrigst, daß er als Schüler des L. galt (or. XV 6) und L. selbst auch in den späteren Reden Iulians etwas den seinigen Verwandtes und in ihm sei­nen Schüler zu erkennen glaubte (or. XVIII 14/15; ep. 369, 2). Die Kunde von diesen Erfolgen führte zu Gesuchen, um seine Rückberufung nach Konstantinopel beim Proconsul (βίος 74). L. mußte sich schließlich widerwillig dem Befehle des Kaisers fügen (βίος 74 und 198. Eunapios übergeht diesen zweiten Lehraufenthalt in Kon­stantinopel). Er fühlte sich dort unfrei und un­zufrieden (ep. 391; βίος 77). Nach wie vor hielt er sich von Schmausereien und Trinkgelagen fern und suchte, so gut es ging, eine Lehrtätig­keit auszuüben, aber selbst die Schar der Schüler, die er aus Nikomedeia mitgebracht hatte, zer­stob rasch. Eines Grundes zum Mißbehagen ge­denkt L. selbst nicht, und doch wird auch dieser eine große Rolle gespielt haben, das ist die überragende Stellung, welche Themistios, nicht am wenigsten infolge der Verbindung von Philosophie und Rhetorik, in Konstantinopel einnahm. Äußerlich standen sie gut miteinander, innerlich waren sie ohne Verhältnis. Gerade daß sie in der Rhetorik teilweise verwandte Ziele verfolgten, mochte auf ein Zusammenwirken erschwerend wirken. Doch füllte sich allmählich auch das Auditorium des L. (βίος 79). Die Proconsuln überboten einander in Ehrenbezeugungen, der Kaiser zeichnete ihn durch reiche Geschenke aus (βίος 80), aber als das Unerhörte geschah, daß die Stadt Athen den Ruf als Professor an ihn, den Nicht-Athener, ergehen ließ, da der Proconsul Achaiae, Strategios Musonianos, für ihn gewirkt hatte (βίος 81f. 106; über die Befürchtungen der dorfigen Kollegen βίος 83; or. II 14), lehnte er unerwarteterweise ab. Aber seine Abneigung gegen Konstantinopel blieb und mit ihr sein Streben, fortzukommen nach seiner Vaterstadt. [2491] Zunächst ließ er sich (353) vom Kaiser einen viermonatlichen Urlaub nach Antiocheia geben. Hier trat er mit einer Epideixis auf, die so durch­schlagenden Erfolg hatte, daß die Antiochener seine dauernde Gewinnung in Aussicht nahmen. Nach Ablauf des Urlaubs wieder in Konstanti­nopel erlangte er ein ärztliches Gutachten, daß das rauhe Klima Konstantinopels für sein Kopf­leiden ebenso schädlich wie das milde Klima von Antiocheia heilsam sei (ep. 480), der Proconsul nahm auch das Gutachten an, endlich gab der Kaiser auf die einflußreiche Fürsprache des Datianos (ep. 409) die Einwilligung zur Übersiedlung nach Antiocheia, wenn auch nur auf Widerruf (βίος 95; or. II 17). So machte sich L. auf die Heimreise. Als Wermutstropfen fiel in seine Freude die Nachricht vom plötzlichen Tode seiner ihm zur Frau bestimmten Base. Auch fand er die Heimat in gedrückter Stimmung: der Zorn des Gallus lag schwer auf ihr; ein Teil der Ratsmit­glieder war wegen freimütiger Äußerungen hin­gerichtet, ein Teil lag im Gefängnis. L. selbst geriet in den Verdacht, sich an Zauber gegen Gallus und Konstantios beteiligt zu haben, und erhielt die Verwarnung, an Thrakien zu denken (βίος 100). Zenobios, der ihm die Nachfolger­schaft zugedacht hatte, gab seine Professur nicht auf, und L. war darauf angewiesen, eine Privat­schule zu eröffnen. Von den Schülern (nicht mehr als 15) war der größte Teil ihm von Konstantinopel gefolgt (βίος 101). Aber nach der ersten Vorlesung, einem πρόλογος und einer ἅμιλλα πρός τι τῶν Δημοσθένους (ep. 405, 4 vom J. 355) stieg die Zahl bedeutend. Noch mehr, als er seine Vor­lesungen in ein besser – am Markte – gelege­nes Haus verlegte, und erst recht, als ihm im Rathaus ein Auditorium bewilligt wurde, das er bis zu seinem Tode behielt (ep. 1075). Dem Trei­ben der Pädagogen, die die Schüler wie eine Ware verhandelten, trat er in einer besonderen Rede κατὰ τῶν παιδαγωγῶν entgegen (ep. 405 = frg. 8 t. XI 618), und nicht nur den Zenobios, sondern auch den jüngeren, aber unfähigen und untäti­gen ἀντίτεχνος Eubulos (s. t. X 760 zu p. 400 not. exeg. 6) setzte er aufs Trockene. Er gewann so viel Schüler, daß er sich nicht mit allen im Laufe eines Tages beschäftigen konnte. Als Eubu­los eines Plagiates an einer Rede des L. auf Strategius Musonianus überführt und dafür beim Consularis Syriae Nikentios belangt wurde, brach er mit seinem Anhange völlig zusammen (βίος 116). Unter diesen Umständen mußte L. ein kaiserliches Schreiben, das ihn zur Rückkehr nach Konstantinopel aufforderte, als einen schweren Schlag empfinden, den es mit allen Kräften abzu­wehren galt (ep. 405. 438. 441). Auf Fürsprache des Datianos erlangte er 356 die kaiserliche Ein­willigung zum Bleiben (ep. 490). Das Gehalt wurde ihm zwar bis auf weiteres einbehalten (ep. 454. 464. 572), aber er erlangte jetzt doch großen Einfluß durch die Gunst, deren er sich bei dem zum Praefectus praetorio ernannten Strategius Mus. (ep. 430: βίος 106–109) wie bei dessen Nachfolger Hermogenes (βίος 115), bei Domitius Modestus, dem Comes Orientis, und Nikentios, dem Consularis Syriae, zu erfreuen hatte. Er selbst bezeugt, wie er diese Gunst zu Fürsprachen ausnützte. Schlechter war sein Verhältnis [2492] zum nächsten Praefectus praetorio Elpidios (ep. 740). Dazu kamen harte Schicksalsschläge: der Tod seiner nächsten Freunde, Eusebios (βίος 118; ep. 72) und Aristainetos (beim Erdbeben von Nikomedeia, 24. August 358: ep. 33. 388), seines Oheims, des Ratsherrn Phasganios (359: ep, 96. 33), ‚des Auges von Asien und Tur­mes des L.‘ (βίος 117), endlich seiner Mutter, die den Tod ihres Bruders nicht zu ertragen ver­mochte. Erst die Thronerhebung Iulians und damit die höchste Ehrung der λόγοι (or. XVIII 161) ließ ihn die Widerwärtigkeiten und das Leid vergessen (βίος 118 ἐγέλασά τε καὶ ἐσκίρτησα καὶ σὺν ἡδονῇ λόγους καὶ συνέθηκα καὶ ἔδειξα). Hatte sich doch an die Bekanntschaft von Nikomedeia eine sehr intime, von L. selbst als für ihn nicht ungefährlich bezeichnete Korrespondenz geknüpft, so daß Iulian sich wunderte, daß L. der antiochenischen Gesandtschaft, die ihn auf dem Marsche dahin zu begrüßen hatte, keinen Brief an ihn mitgegeben habe (βίος 120; ep. 716). L. aber erklärte Zurückhaltung für ein Gebot des Anstandes (vgl. ep. 716 vom J. 362). An der letzten Station vor Antiocheia, Phlegrai (βίος 93), hatte sich auch L. eingefunden. Iulian wäre beinahe an ihm vorbeigeritten. Auf L. aufmerksam gemacht machte Iulian Halt, reichte ihm die Rechte, wechselte Scherzworte mit ihm und fragte, wie einst Herodes den Polemon und Marc Aurel den Aristeides: ‚Wann werden wir dich hören?‘ (βίος 120). Nach Verlauf einiger Tage hielt L. die Bewillkommnungsrede im Namen der Stadt (προσφωνητικὸς Ἰουλιανῷ or. XIII; ep. 770). Des weiteren hielt er sich aber dem Palaste fern, erschien nicht ungerufen, weil er der wahre Freund des Kaisers sein wollte (or. XVIII 201). ‚Ich liebte‘, sagt er βίος 121, ‚den Mann, die Herrschaft aber umschmeichelte ich nicht.‘ L. bemerkte, daß jemand dieser Freundschaft entgegenarbeite – wer, läßt sich nicht ausmachen; Sievers 92, 39 vermutet Nikokles; Cobet Mnem. N. S. III 250 der Philosoph Maximos –, Priskos aber beseitigte die Scheide­wand. Iulian lud ihn ein und bat ἀλλὰ θαμίζειν ἡμῖν, worauf L. erwiderte: καλούντος γε (βίος 124) ‚Ich gehe‘, schreibt er 362/63 dem Antipatros ep. 797, 3, ‚zum König, wenn gerufen, sonst nie, dies aber nicht ununterbrochen, und wenn ich einge­treten bin, höre ich ihm zu und lasse mich über­zeugen und antreiben. Das sind die Früchte der Audienzen, nie aber: den bringe aus dem Amte, den ins Amt, den ehre, den vertreibe aus dem was er hat‘ (vgl. auch βίος 125). Er erbat nichts für sich, nicht einmal die Rückgabe der konfis­zierten großväterlichen Güter. Des L. νόθος Kimon machte Iulian aus eigenem Antriebe erbberechtigt (or. XVII 37). Daß L. Quästor wurde war nichts als ein Titel (Iul. ep. 27 Hertl. ist adressiert Ἰουλιανὸς Λιβανίῳ σοφιστῇ καὶ κοιαίστωρι). Er verwandte sich beim Kaiser in einer besondern Rede (or. XIV, Ende 362) für Aristophanes mit Erfolg (Iul. ep. 74). Ebenso nahm er sich (ep. 796) des Hierax beim Kaiser an; er betont dabei, daß der kaiserliche Entscheid keine Gunst für ihn gewesen sei. Auch mit der Wie­deraufnahme der Zahlung seines durch Elpidios einbehaltenen Gehaltes habe Iulian nichts zu tun gehabt; dies verdankte er der Rechtlichkeit des [2493] Salutios (ep. 740). Das Verhältnis scheint in der Tat ein ideales gewesen zu sein. Julian habe, schreibt L. βίος 125, das Gefühl gehaht und geäußert, daß seine eigene Mutter ihn nicht lieber gehabt haben könne als L. Und er redet ihm an (ep. 27) ἔρρωσό μοι, ἀδελφὲ ποθεινότατε καὶ προσφιλέστατε, worauf L. in der Antwort (ep. 758) seinerseits seiner Liebe zu ihm Ausdruck gibt, wie er ihn später in der Monodie seinen Genossen und Freund nennt (or. XVII 36). Dabei war es Keineswegs leicht, dieses Verhältnis aufrecht zu erhalten. Widerwillig, nur dem Drängen der Ausspannung verlangenden Soldaten nachgebend (or. XVIII 168) blieb der Kaiser den Winter 362/63 in Antiocheia: er hätte am liebsten sofort den Strafzug gegen die Perser angetreten. Dazu verstimmte ihn tief der Brand des Apollontempels in Daphne am 22. Oktober 362, an dem nur ein Götterfeind die Schuld tragen konnte; andrer­seits fühlte sich die christliche Bevölkerung durch die Schließung der großen Kirche be­schwert, die zur Strafe für die Saumseligkeit des Rates bei der Untersuchung der Brandschuld er­folgte. Dazu kam infolge anhaltender Dürre eine enorme Teuerung. Der Erlaß eines Maximaltarifs durch den Kaiser führte zu Zurückhaltung des Getreides seitens der Landleute und zu Schie­bungen seitens der Verkäufer. L. machte sich zum Fürsprecher einer Getreidebewilligung sei­tens des Kaisers (or. XV 7 u. 82) und trat für den für die Erfolglosigkeit seiner Maßnahmen verantwortlich gemachten Rat ein, mit größter Freimütigkeit (βίος 126), der Kaiser aber nahm das durchaus freundlich auf und belohnte L. durch den Auftrag, die Festrede zum Antritt des Konsulates am 1. Januar des J. 363 zu halten. Die noch erhaltene Rede εἰς Ἰουλιανὸν αὐτοκρά­τορα ὕπατον (or. XII) riß den Kaiser zu stürmischem Beifall hin (βίος 129). Nach dem Mahle sprach Iulian zu L. die Worte, die als sein Ab­schiedsgeschenk gelten sollten: ‚Du scheinst mir nach deinen Worten zu den Rhetoren, nach deinen Taten zu den Philosophen zu gehören‘ {βίος 131). Innerlich grollte Iulian den Antiochenern: er war entschlossen, nach der Rückkehr vom Feldzuge nicht mehr in Antiocheia, sondern in Tarsos zu residieren; dem Rate, der ihm am 4. März 363 das Geleit gab, erklärte er, sie möch­ten in dieser Sache auch nicht auf L. ihre Hoff­nung setzen; diesen werde er mit nach Tarsos nehmen. Von L., der in Tränen war, nahm er Abschied, ohne selbst zu weinen, schrieb ihm aber von der letzten Station des Reiches Hierapolis aus einen langen Brief (Iul. ep. 27. βίος 132). In der Antwort (ep. 712) wünscht L. ihm Sieg, Erhaltung seiner Freundschaft und als drittes etwas, was er nicht aussprechen wolle – offenbar Aufgabe des Gedankens an die Ver­legung der Residenz. L. wagte sogar eine Rede an den Kaiser zu richten (πρεσβευτικὸς πρὸς Ἰουλιανόν or. XV), um ihn zu einer gerechteren Würdigung der Stadt zu veranlassen und die Vorwürfe des Misopogon zu entkräften, wie er andererseits auch seine Landsleute in der Rede πρὸς Ἀντιοχέας περὶ τῆς τοῦ βασιλέως ὀργῆς or. XVI zur Ein- und Umkehr ermahnte. Die erste Rede kam nicht mehr in die Hände des Kaisers (or. XVII 37). Die Angabe des Lydos de mens. [2494] IV 118 a W., daß L. und alle μάντεις Iulian vom Perserzuge abgeredet hätten, kann nicht auf or. XVIII 164 oder XVII 19 oder eine andere erhal­tene L.-Stelle zurückgehen, wohl aber auf Eunapios, und hat, was L. betrifft, wenig Gewähr. Auf die Nachricht vom Tode Julians wollte L. im ersten Augenblicke Hand an sich legen (βίος 135; or. XVII 31. XVIII 242). In Briefen an Vertraute, wie Skylakios, schüttete er sein Herz aus (ep. 1220). Den Plan einer geschichtlichen Dar­stellung der Taten Iulians gab er bei dem Mangel an sicheren Nachrichten, die er von Soldaten zu erlangen versuchte, auf; er erkor den rhetorisch geschulten Teilnehmer am Zuge, Seleukos, zum Geschichtschreiber desselben (ep. 1508). Iovian, der am Tage (27. Juni 363) nach dem Tode Iulians zum Kaiser ausgerufen war, betrachtete L. mit Argwohn; einer Verschwörung gegen sein Leben entging L. nur durch Zufall (βίος 137). Doch starb Iovian am 16. Februar 364, und am 25. Februar wurde auf Vorschlag des Salutius der Pannonier Valentinian zum Kaiser ausgerufen, der am 29. März seinen Bruder Valens zum Mitregenten für den Osten ernannte. So­lange Salutius Praefectus Praetorio Orientis war, bediente L. sich seines Einflusses, um Schlimmes von Freunden abzuwehren, doch wurde er selbst durch körperliches Leiden an öffentlicher Wirk­samkeit gehindert (βίος 139–142). So ließ er sich auch nicht auf das Abenteuer des Prokopios ein, eines Verwandten Iulians, der sich in Konstantinopel zum Kaiser ausrufen ließ und Freunde des L. in hohe Stellungen berief. Zwar wurde L. von Fidelius, dem Eubulios zuliebe, verdächtigt, aber es stellte sich bald seine Un­schuld heraus (βίος 163–165); nach neun Mo­naten war Prokopios gestürzt. Als Valens im Winter des J. 371/72 (s. Amm. XXIX 1, 4. Mommsen Cod. Theod. I p. CCL. Schul­ten österr. Jahresh. IX 63 meint, im November 371) selbst nach Antiocheia kam, hielt L. die Begrüßungsrede, wobei es seine Gegner einzurichten wußten, daß er sie nur zur Hälfte vortragen konnte und gerade die Hauptsache, den Gotenzug des Kaisers, weglassen mußte, (βίος 144). Valens gab dem Gesetz, durch das L.s Sohn Kimon erbberechtigt wurde, Gültigkeit (βίος 145), hatte aber L. im Verdacht, an der Verschwörung des Theodoros gegen ihn in An­tiocheia Anteil gehabt zu haben. Aber weder Aussagen von Gefolterten noch die Korrespon­denz des L. ließen eine Schuld desselben erken­nen (fr. 52). Er selbst sagt (βίος 173), daß er der Mantik seine Rettung verdankte, die ihn mit Anweisung versah, wen er zu befragen habe, wen nicht. Zonaras XIII 16 und Kedrenos p. 313 Β berichten aus gemeinsamer Quelle, wahrscheinlich Eunapios, L. und Iamblichos, der Lehrer des Proklos, hätten sich der ἀλεκτορομαντεία, d. h. der Befragung eines Hahnenorakels schuldig gemacht, wer nach Valens zur Regie­rung kommen werde, und Iamblichos habe sich durch Gift der Verurteilung entzogen. Nach Suid. s. Ἱάκωβος hat ein Iakobus, der ἀλεκτορομαντεία bezichtigt, auf Rat des L. Gift genom­men. Letzterer Name wird der richtige, Iam­blichos ein Versehen der Quelle sein. L. selbst aber wird an jener ἀλεκτορομαντεία nicht beteiligt [2495] gewesen sein; er wäre, da Valens mit furcht­barer Strenge (Amm. XXIX 1, 23) vorging, schwerlich mit dem Leben davongekommen, wenn sich irgendeine Schuld herausgestellt hätte. Doch fiel Valens am 3. August 378 in der Schlacht bei Adrianopel. Bald starb auch der Statthalter von Syrien Protasios, der L. übel gesinnt war, aber zu dem Nachfolger stand L. nicht besser, so daß er ihm zu seinen Reden keine Einladungen schickte. Zu Theodosios, der am 19. Januar 379 zum Kaiser ausgerufen wurde, ist L. in keine persönliche, sondern nur in schriftliche, aber durchaus freundliche Beziehungen getreten. Aber die Anfänge seiner Regierung brachten L. viel Schweres: Der Hufschlag eines Pferdes brachte ihn bei dem Versuche, einen Streit auf der Straße zu schlichten, dem Tode nahe; bald darauf geriet er heimreitend durch ein Mauleselgespann in Lebensgefahr (βίος 183 und 216). Durch den Tod wurden ihm vier hochbegabte, von Theodosios für hohe Ämter in Aussicht ge­nommene Schüler entrissen; desgleichen sein Ge­hilfe Maximos, zwei seiner Leibsklaven, endlich sein Freund Eusebios (βίος 182–188). Besonders litt er geistig wie körperlich unter der plötzlich eingetretenen völligen Erblindung seines jünge­ren, bei ihm lebenden Bruders (βίος 197). Das Verhältnis zu Sabinos, dem Schwiegersohn seines Vetters, bereitete ihm viel Ungemach (βίος 190–194). Auf Bitten von Freunden erließ der Kai­ser eine Verordnung, die die Folgen der Auf­hebung des Gesetzes über Kimons Erbberech­tigung beseitigte (βίος 195). Als im J. 382 Miß­wuchs und Teuerung herrschten, ließ der Comes Orientis Philagrios einige Bäcker öffentlich peitschen; sie sollten aussagen, ob er von ihnen be­stochen sei, wie die Christen (οἱ δυσσεβεῖς) be­haupteten. L. trat dem mit Gefahr seines Lebens entgegen (or. XXIX 6. XXXIV 4). So hieß er der Wohltäter (βίος 210), er, dem von Geg­nern kränkendes Betragen zum Vorwurf gemacht wurde, wogegen er sich in der Rede πρὸς τοὺς βαρὺν αὐτὸν καλέσαντας (or. IV) verteidigte. Ganz schlecht war das Verhältnis zu Philagrios’ Nachfolger Proklos (383). L. mied jeden Verkehr mit ihm (or. X 3), der nicht ἀρχή, sondern τυραννίς ausübte. Proklos suchte seinen Haß zu verbergen, indem er L. durch ein Bildnis aus­zeichnete (or. XLII 43). Zu L.s Freude wurde Proklos noch vor den Olympien des nächsten Jahres 384 abberufen. ‚Die Seelen der von ihm Gemordeten verfolgten ihn wie bellende Hunde‘, schreibt L. (βίος 221), und noch oft kommt er später in seinen Reden, besonders or. X und XLII auf die von ihm begangenen Scheußlich­keiten zurück. Erfreulich gestaltete sich das Verhältnis zu dem Nachfolger Ikarios, dem Sohne des unter Valens hingerichteten Theodoros: er war ein Pflegling der Musen, ein Freund der λόγοι, und ehrte den L. wie ein Sohn seinen Vater (βίος 225). Als der Pöbel sich gegen Ika­rios erhob wegen der nicht genügenden Erwär­mung der Bäder, riet L. zur Verhaftung und Ab­urteilung der Schuldigen. Als bei Hungersnot und Brotmangel die Bäcker infolge der durch Ikarios erfolgten Herabsetzung des Brotpreises in die Berge flüchteten, bewog L. ihn zur Zurück­nahme der Verordnung (βίος 226). Trotz mancher [2496] willkürlichen Maßnahmen des Ikarios trat keine dauernde Entfremdung ein, und L. konnte bei ihm viel für die Eltern seiner Schüler erwirken. Gegen den Nachfolger Tisamenos (386) richtete L. wegen seiner Härte zwei Flugschriften an Theodosios κατὰ Τισαμενοῦ (or. XXXIII, vgl. βίος 251) und περὶ τῶν δεσμωτῶν (or. XLV). Verhängnisvoll wurde fürAntiocheia das folgende J. 387 in dem Kelsos Consularis Syriae war. Als Theodosios, um die Decennalia seiner Regierung zu feiern, eine Erhöhung der Steuern anordnete, erhob sich der Pöbel der Stadt zu einem wütenden Aufstande, zertrümmerte die Bildnisse des Kaisers und seiner Familie, steckte das Haus eines Mannes, der Gehorsam für den Befehl des Kaisers verlangt hatte, in Brand und wurde nur durch die bewaffnete Macht des Comes Orientis vor noch Ärgerem bewahrt. Die Übeltäter wur­den hingerichtet; die Stadt, besonders der Rat mit strenger Strafe bedroht. Der alte Bischof Flavianos machte sich auf den Weg zum Kaiser nach Konstantinopel, um dessen Gnade zu er­flehen, aber schon war die von diesem gesandte Untersuchungskommission, bestehend aus dem Magister officiorum Kaisarios und dem Magister equitum Ellebichos, unterwegs. L. war durch die Ereignisse sehr erschüttert, ohne besonders her­vorzutreten, ging auch nicht, wie Zosimos IV 41 infolge Mißverständnisses der Fiktionen der ersten und zweiten der fünf nachträglich ver­faßten Reden (or. XIX–XXIII) sagt, zum Kai­ser, sondern blieb in Antiocheia, obwohl die Zahl seiner Schüler bis auf sieben zusammengeschmol­zen war (or. XXXIV 14; βίος 241), trug aber doch viel zur Beschwichtigung des Kaisarios und Ellebichos und damit zur gnädigen Entscheidung des Kaisers bei (βίος 253. Vgl. Hug Antiochia und der Aufstand des J. 387, Winterthur 1863, wiederh. in Studien a. d. klass. Alt. I, Freiburg u. Tübingen 1881, 133. Goebel De Ioannis Chrys. et L. orr. quae sunt de seditione Antiochensium, Götting. 1910). Auch an der Gesandtschaft, welche die Stadt Antiocheia im nächsten Jahre 388 an Theodosios schickte, um ihn zur Niederwerfung der Erhebung des Maximus zu beglückwünschen, nahm L. nicht teil, was seinen ehemaligen Schüler, den Ratsherrn Thrasydaios, zu einer Klage wegen Flucht vor einer Leiturgie und zur Androhung einer Klage wegen Feind­schaft gegen den Kaiser und Freundschaft für Maximus veranlaßte (or. XXXII 27f.). Doch brachte ihm einer der Gesandten außer einem für Kimons Erbrecht günstigen Bescheid ein ehrenvolles Handschreiben des Kaisers mit (βίος 257f.). Es enthielt vielleicht auch das Anerbieten des Titels Praefectus praetorio, welches Eunap (p. 7, 23 τὸν γὰρ τῆς αὐλῆς ἔπαρχον μέχρι προση­γορίας ἕχειν ἐκέλευον) als von den nach Iulian regierenden βασιλεῖς gemacht erwähnt (vgl. Mommsen Herm. XXXVI 210). L. lehnte es ab, wie er selbst or. II 8 und Eunap. a. a. O. be­zeugen, aber auf die Auszeichnung durch das Handschreiben kam er noch oft zu sprechen (or. XXX 1. XLV 1. XLVII 16). Den Statthalter machte sich L. dadurch zum Feinde, daß er gegen das Niederschlagen der Zypressen von Daphne auftrat (βίος 262). Um sich zu rächen, berief der Statthalter zuerst einen lateinischen, sodann einen [2497] griechischen Rhetor, die L. erfolglos Abbruch zu tun versuchten (βίος 255. 262; or. XXXVIII 6). Auch ein vom Statthalter angestifteter alter Sykophant, der den L. nicht nur der Steuerhinter­ziehung, sondern auch der Majestätsbeleidigung beschuldigte, fiel mit beiden Anklagen beim Kai­ser und dem Praefectus praetorio Tatianos voll­ständig ab (βίος 265f.; ep, 840. 845), und der Statthalter wurde abberufen (βίος 267). Ebenso dessen Nachfolger Eustathios 388 (Seeck 147), der einen Verwandten des L., Romulus, zu der Aussage zwingen wollte, L. habe die Mantik gegen das kaiserliche Haus in Bewegung gesetzt. Aber Romulus blieb fest und Eustathios mußte weichen (or. LIV 40. 62. 75; ep. 844; βίος 274). L. hatte eine mächtige Stütze in Konstantinopel nicht an Themistios, wohl aber an dem ihm in schwärmerischer Freundschaft ergebenen Franken Richomer, der, im Herbst oder Winter 383 als Magister militum nach Antiocheia versetzt, ihn kennen und als gleichgestimmter Verehrer der Götter und hellenischer Bildung schätzen ge­lernt hatte. Von Konstantinopel aus, wohin er das Jahr darauf (384) zum Antritt des Consulats berufen worden war, bemühte er sich für L. und vermochte den Kaiser dazu, L. – wenn auch ver­geblich – dorthin zu berufen (βίος 220). ‚Mit den Nachfolgern des Eustathios‘, sagt L. βίος 282, ‚hatte ich nicht viel Verkehr; der eine war ein Krämer, dem alles feil war, der andere be­stechlich, der dritte ein Schlemmer und wahn­sinnig gegen L. eingenommen‘. Der erste war Eutropios, dem L. in der um 389 verfaßten Flug­schrift or. IV (21–33) Käuflichkeit, Erpressung und Gewinnsucht zum Vorwurf machte, die bei­den andern vermutlich Severus und Lucianus, gegen die er sich in den Flugschriften or. LVII und LVI wendete. – Die letzten Lebensjahre des L. waren sehr getrübt sowohl durch körperliche Leiden, wie Unbeweglichkeit (βίος 280) und Verlust des Augenlichtes (ep. 1051), als auch durch Schicksalsschläge. Sein Freund Olympios († 389) hatte ihn zum Universalerben eingesetzt, aber so viele Legate vermacht, unsichere Posten und Verpflichtungen hinterlassen, daß L. durch den An­tritt der Erbschaft in große Verlegenheit geriet (βίος 275–278). Bald darauf starb nach langer Krankheit seine treue Haus- und Bettgenossin (βίος 278). Auch an seinem und dieser Sohne Kimon (Arrabios) erlebte er Kummer. Dieser hatte sich 391, gegen den Rat des L., um die Praefectur von Cypern beworben, aber schwere Krän­kungen zwangen ihn zur baldigen Aufgabe des Amtes. Als Kimons Aufnahme in den Senat im großen Rate von Konstantinopel verhandelt wurde, erwies sieh Proklos als seinen Gegner (ep. 1042), und man warf ihm auch seine uneheliche Abkunft (ep. 1064) vor. Auf der Rückfahrt von Konstantinopel stürzte Kimon aus dem Wagen, brach ein Bein und starb bald nach seiner An­kunft in Antiocheia. L. will zwar den Gegnern Verzeihung angedeihen lassen (ep. 1063), war aber über den Tod des einzigen Sohnes untröstlich. Dazu kam der Tod seines intimen Famulus Kalliopios. Wenn auch richtig sein wird, was Nikephoros zu Synes. de insomn. p. 155 sagt, daß L. bis in sein höchstes Alter μελέται verfaßte, so ist doch begreiflich, worüber er ep. 1075 [2498] klagt, daß der Zulauf der Schüler erheblich nachließ, und kein Wunder, daß er sich nach dem Tode sehnte (ep. 1045). Noch erlebte er den Sturz des Praefectus praetorio Tatianos und seines Sohnes Proklos und ihre Ersetzung durch Rufinus, der einen Tag bei ihm in Antiocheia verlebte (ep. 1219). In ep. 1081 vom J. 393 spricht er davon, daß Aristainetos soeben eine Rede auf ihn in Antiocheia gehalten habe, und in ep. 1097 aus demselben Jahre äußert er, daß er wohl nur noch wenige Tage zu leben habe, und so ist, da keine Äußerung darüber hinausweist, sein Tod wohl in dieses Jahr zu setzen. Apokryph ist die Antwort, die er, dem Tode nahe, auf die Frage, wem er seine Schule hinterlasse, getan haben soll (Sozom. VIII 2. Kedren. 1 p. 574 Bonn.); dem Ioannes (Chrysostomos), wenn diesen nicht die Christen geraubt hätten.

Vgl. Berger De L. disputationes sex, Wit­tenberg 1696–1698. Reiske Vita L. ab ipso tradita (vor Bd. I der Ausgabe). Petersen De L. sophista I, Kopenhagen 1827. Le Comte Beugnot L. et les sophistes, Paris 1844 (ein Essay). Μonnier Histoire de L. I; examen critique de ses mémoires depuis l’époque de sa naissance jusqu’ à l’année 355, Paris 1860. Petit Vie de L., Paris 1866 (m. Übers. d. βίος S. 171–273). Sievers Das Leben des L., Berlin 1868 (scharfsinnig und ergebnisreich). Flach Art. in Ersch u. Grubers Encycl. 1889 (ungenügend und fehlerhaft).
B. Werke.

B. Werke.
a) Die erhaltenen

a) Die erhaltenen zerfallen in 6 Gruppen: 1. Reden (λόγοι), 2. Deklamationen (μελέται). 3. Vorübungen (προγυμνάσματα), 4. Leben des Demosthenes und Inhaltsangaben nebst Beurtei­lung seiner Reden (ὑποθέσεις τῶν λόγων Δημοσθένους), 5. Briefsteller (ἐπιστολιμαῖοι χαρακτῆρες), 6. Briefe.
I. Reden (λόγοι).

I. Reden (λόγοι).

L. selbst hat keine Ausgabe seiner Reden ver­anstaltet. In der erst nach seinem Tode ge­machten Ausgabe, auf die die uns erhaltenen besten Hss. zurückgehen, ist weder eine streng historische, noch eine streng sachliche, auf Gat­tungen eingestellte Anordnung durchgeführt ge­wesen. Doch sind noch jetzt gewisse Gruppen zusammengehöriger Reden erkennbar. Es ist da­her angezeigt, der Reihenfolge der ältesten und besten Hss. zu folgen. Nicht alles sind wirkliche Reden. Es stehen darunter auch Flugschriften oder Pamphlete; manche Stücke sind wohl durch Überarbeitung und Erweiterung aus wirklichen Reden hervorgegangen.

An der Spitze der Ausgabe standen, wie noch jetzt aus der Reihenfolge in den Hss. erkennbar, die auf die Person des L. bezüglichen fünf Reden:

or. Ι. Βίος ἢ περὶ τῆς ἑαυτοῦ τύχης (t. Ι 10–206 Foerster), eine Selbstbiographie, von L. im Alter von fast 60 Jahren, also 374, begonnen (§ 51). Er erwähnt den Aufenthalt des Valens in Antiocheia und die Beziehung des Eutropios zur Stadt im J. 370 oder 371; vgl. Schulten Österr. Jahresh. IX 40ff. Der Schluß von 171 an ist wohl später hinzugefügt, vielleicht in zwei Absätzen (§ 179–233 im J. 384, § 234–285 nach J. 388), nach Sievers 203f. und 143, 54 unbeweisbarer Vermutung. Sie endet kurz vor seinem [2499] Tode, erwähnt noch den Unfall seines Sohnes Kimon, aber nicht mehr dessen 391 erfolgten Tod. Sie ist durchaus rhetorisch gehalten: sein Leben steht unter dem Einflüsse der Τύχη, wo­bei zwei Auffassungen miteinander ringen, die eine, daß sein Leben eine Mischung von Glück und Unglück sei, die andere, daß es unter dem Schutze der gütigen Göttin Tyche stehe. Vgl. Μalzacher Die Tyche bei L., Diss. Straßburg (Tübingen) 1918, 53–69. Über ihre Stellung in der Geschichte der Autobiographie Misch Gesch. der Autobiogr. Ι 357ff. Sie ist reich an dichte­rischen Reminiszenzen, besonders aus Homer, aber, da sie viel zu erzählen hat, auch an Anklängen und stilistischen Anlehnungen an Herodot (z. B. οἷ für αὐτῷ), dazu wie immer an platonischen Gedanken und demosthenischem Sprachgut. Mor. Schmidt gab einen deutschen Auszug in Wcstermanns Monatsheften VI, 1859, 492–500, Duncombe Julian selected works t. II, Lond. 1780 eine englische, Petit Vie de L., Paris 1866 eine französische, Schestakow Die Be­den des L. I, Kasan 1912 eine russische Über­setzung, Monnier Histoire de L., Paris 1806 eine kritische Würdigung ihres ersten Teiles (bis zum J. 355); desgl. Hugi Der Antiochikos des L., Solothurn 1919, 7–37.

or. II πρὸς τοὺς βαρὺν αὐτὸν καλέσαντας (t. I 239–262) im 67. Lebensjahr, also 380 (§ 2; ep. 12) verfaßt, verteidigt L. gegen den Vorwurf, daß er mit den Jahren βαρύς und ἐπαχθής geworden sei. Wohl gebe ihm die Gegenwart viel Anlaß zu Mißvergnügen und mache ihn zum Lobredner der Vergangenheit (26. 47), aber in der Hauptsache sei der Vorwurf, den man seinem Gange (βάδισις φορτική), seiner Stimme, seinem Blicke mache, auf seine Krankheit zurückzuführen (18): in Wahrheit verdiene er nach wie vor den Bei­namen ὁ ἐπίχαρις (20), der den Ernst des Berufs durch Freundlichkeit mildere.

or. III πρὸς τοὺς νέους περὶ τοῦ λόγου (t. Ι 268–278, im Cod. Laur. LVII 44, überschrieben πρὸς τοὺς ἐγκαλοῦντας ὅτι μὴ μελετῴη nach dem Titel von Aristid. or. LI t, II 571 Dind.). Flug­schrift nach dem Aufstand von 387 (§ 29); er klagt über Mangel an Teilnahme und Aufmerk­samkeit seitens der jungen Leute und recht­fertigt das Einstellen der Vorträge, deren Wiederaufnahme von ihrer Besserung abhänge.

or. IV περὶ τοῦ μὴ ληρεῖν (t. Ι 287–300, im Cod. Patmius überschrieben πρὸς τὸν ἐγκαλέσαντα ὡς ληρῴδοῦντα), Flugschrift nach der Niederwer­fung des Aufstandes des Maximus im Juli 388 (13) an den Consularis Syriae Eutropios gerichtet, zeigt, daß L. recht wohl bei Verstande sei, um die Schlechtigkeiten des Eutropios, der ihn des öftern λῆρος genannt hat, zu durchschauen.

or. V Ἄρτεμις (t. I 305–320), eine Epideixis als Dank für seine und seiner Schüler Rettung aus Lebensgefahr, der Folge eines während des Vortrages erfolgten Balkensturzes. an einem Artemisfeste in der Vorstadt Meroe gehalten nach 364; in diesem Jahre wurde L. zuerst vom Po­dagra heimgesucht (βίος 139), das § 47 er­wähnt wird.

Es folgen drei kleine, aber besonders viel in den byzantinischen Schulen gelesene Reden, die den Eindruck von Diatriben machen.

[2500] or. VI περὶ ἀπληστίας (t. I 354–360), gegen die Unersättlichkeit und damit gegen die ver­meintliche Ungerechtigkeit der Tyche gerichtet, mahnt zur Anbetung dieser Göttin.

or. VII ὅτι τὸ πλουτεῖν ἀδίκως τοῦ πένεσθαι ἀθλιώτερον (t. Ι 373–376), stark persönlich ge­halten (§ 1); gegen die gerichtet, welche sich aus der Besitzergreifung von Tempelgut bereicherten (10), daher zeitlich von or. XXX ὑπὲρ τῶν ἱερῶν nicht weit entfernt, wohl in die 80er Jahre des 4. Jhdts. zu setzen.

or. VIII περὶ πενίας (t. I 385–390, in den jungen Schul-Hss. περὶ φίλων überschrieben), verficht den Satz: Freunde sind ein Schatz; es verarmt, wer ihrer viele verliert (14), vielleicht im Anfange der Regierung des Theodosios unter dem Eindrucke des plötzlichen Verlustes vieler seinem Herzen nahestehenden Freunde niederge­schrieben.

or. IX εἰς τὰς καλάνδας (t. I 393–398), eine Rede auf das Fest der Kalenden am 1. Januar (Nilsson Archiv f. Rel. XIX 50. Radermacher Ber. Akad. Wien Bd. 187 Abh. 3 106) in der Schule – er redet die Hörer an ὦ νέοι p. 394, 1 – gehalten, ein Werk hohen Al­ters (3). W. Schmid Philol. LXXIII 447 nennt als Jahr der Abfassung 392, indem er die Worte § 13 ἔπεισε (ἡ ἑορτὴ) δὲ καὶ πατέρα θανάτῳ παιδὸς κείμενον αὑτόν τε ἐσθίοντα – ἐλθεῖν ἐπὶ λουτρά auf L. selbst und den Tod seines Sohnes Kimon bezieht. Aber in den Worten liegt nichts was zu dieser Beziehung nötigt, und L. hätte da­durch in unglaublicher Weise die Wirkung seiner Worte abgeschwächt. Er hätte sagen müssen nicht, daß er ins Bad gehe, sondern, was viel schwerer wiegt, daß er eine Rede halte. Auch das Weinen würde er erwähnt haben, das er bei der Ausarbeitung der Reden in dieser Zeit nicht bemeistern konnte (ep. 1045), er würde seine Trauer als Entschuldigungsgrund für sein bisheriges Schweigen § 3 angeführt haben. Es ist wenig glaublich, daß er, den nichts in dieser Zeit, nicht der eigene θρῆνος auf Kimon, nicht der des Priskion (ep. 1037. 1039) trösten konnte, sich gerade ein so heiteres Thema ausgesucht haben sollte. Die Rede berührt sich vielfach und hat Verwechslungen erfahren mit der ἔκφρασις καλανδῶν t. VIII 472. Sie ist von Asterios von Amaseia am 1. Januar 400 bekämpft worden im λόγος κατηγορικός τῆς ἑορτῆς τῶν καλανδῶν (Migne Ρ. t. XLI 2115), nach Försters Ver­mutung (p. 391 not. 1) ausgeführt Max Schmid Beitr. z. Lebensgesch. d. Asterios, München (Leipzig) 1911, 41.

or. Χ περὶ τοῦ πλέθρου (t. Ι 401–411), Flugschrift, 383/84 verfaßt gegen die zu große, vom Statthalter Proklos vorgenommene Erweiterung des Πλέθρον, des Gebäudes, in dem die Olym­piakämpfer ihre Übungen vornahmen (O. Mül­ler Antiquitates Antiochenae II § 12), als der alten Schlichtheit und dem Ernste (σεμνότης § 20) abträglich.

or. XI Ἀντιοχικός (t. I 437–535), Lobrede auf Antiocheia, in abgekürzter Form vorgetragen an den Olympien des J. 358/59 (ep. 36, 2 τέταρτος (λόγος) ἥκει σοι ⟨ἡ⟩ τῆς ἡμετέρας εὐφημία, ἧς ἔν γε τοῖς Ὀλυμπίοις ὅσον ὁ νόμος ἐπέτρεψεν ἤκουσεν ἡ πόλις ep. 1243, 2 = frg. 23), später (360), [2501] also noch unter Konstantios (vgl. or. XI, 2) zu der vorliegenden Gestalt erweitert, in der Form den entsprechenden Vorbildern des Isokrates und Aristeides, im Inhalt, soweit er die Geschichte und Topographie der Stadt angeht, dem Werke des Pausanias von Damaskos über Antiocheia folgend. Sie ist mit besonderer Kunst nach den Vorschriften der Rhetorik, aber auch mit beson­derer Anschaulichkeit, und in dieser den Aristei­des übertreffend (s. Friedländer Johannes v. Gaza 98f.) ausgearbeitet und schließt sich außer an Isokrates und Aristeides besonders an Demosthenes an – an viel mehr Stellen, als unter dem Texte angeführt sind – und nament­lich in den geschichtlichen Abschnitten an Herodot und Thukydides. Hauptquelle für Geschichte und Topographie von Antiocheia O. Müller Antiquitates Antiochenae und Foerster Antiochia am Orontes, Arch. Jahrb. XII 103–149. Hugi Der Antiochikos des L., eingel., übers. u. komment., Solothurn 1919 (nur § 1–131, s. Richtsteig Berl. Phil. Woch. 1919, 1033ff.). Nikolaos Mesarites hat für seine um 1200 abge­faßte Beschreibung der Apostelkirche von Kon­stantinopel (Heisenberg Grabeskirche und Apostelkirche II) die Rede ausgebeutet und ganze Stellen ausgeschrieben (Richtsteig 1038ff.).

Es folgen 7 Reden, die auf Iulian Bezug nehmen, nicht in chronologischer Reihenfolge.

or. XII εἰς Ἰουλιανὸν αὐτοκράτορα ὕπατον (t. II 9–45), auf Iulian beim Antritt seines Consulats am 1. Januar 363 in Antiocheia auf Ge­heiß des Kaisers (βίος 127) gehalten und ver­öffentlicht (ep. 785), wünscht ihm Glück und erzählt sein bisheriges Leben und seine Taten, wobei besonders Iulians Sendschreiben an den Rat und das Volk von Athen (64) benützt sind. Stilistisches Vorbild mehr Demosthenes als Ari­steides.

or. XIII προσφωνητικὸς (besser bezeugt als προσφωνηματικὸς) Ἰουλιανῷ (t. II 63–82) zur Begrüßung Iulians in Antiocheia 362 auf dessen Wunsch gehalten (ep. 736, 2/3), von L., der sich nicht ganz wohl fühlte, zuerst zurückgehalten, dann veröffentlicht (ep. 770) und mit besonderem Bei­fall aufgenommen, erzählt auch das Leben Iulians, aber viel kürzer als or. XII. In bezug auf das Vorbild gilt das zu or. XII Gesagte.

or. XIV πρὸς Ἰουλιανὸν ὑπὲρ Ἀριστοφάνους (t. II 87–113), offener Brief an Iulian zugunsten des Aristophanes von Korinth, eines Freundes der Götter und der hellenischen Bildung, der im J. 362 wegen Bestechung und Majestätsbeleidi­gung verurteilt worden war. Iulian antwortete L. mit der Bitte, mit ihm zu erwägen, was jenem zuteil werden könne (Iul. ep. 74), worauf L. sei­nen offenen Brief mit der Antwort Iulians ver­öffentlichte (ep. 758, 4), so daß die Briefe des Iulian und L. auch jetzt noch in Hss. hinter der Rede erscheinen. Iulian gewährte dem Aristo­phanes etwas Kleines (ep. 1154).

or. XV πρεσβευτικὸς πρὸς Ἰουλιανόν (t. II 120–154), eine Rede nicht, wie fingiert (§ 5), im Namen der Stadt wirklich vor Iulian gehalten, sondern nur an ihn geschickt – daraus die falsche Nachricht bei Socr. h. e. III 17 μηκέτι εἰς πολλοὺς εἰρηκέναι und Cassiod. hist. trip. VI 40 –, um den Zorn des Kaisers zu beschwichtigen, [2502] der die Stadt am 4. März 363 verlassen hatte, um den Feldzug gegen die Perser anzu­treten. Iulian hat die Rede nicht mehr gelesen oder wenigstens nicht mehr berücksichtigt (or. XVII 37). Auch hier besonders stilistisches Vorbild Demosthenes.

or. XVI πρὸς Ἀντιοχέας περὶ τῆς τοῦ βασιλέως ὀργῆς (t. II 160–182), ziemlich zu derselben Zeit wie or. XV verfaßte Flugschrift, nicht bemüht, die Schuld der Stadt gering erscheinen zu lassen (31ff.), sondern zur Buße durch Schließung des Theaters, Verbot von Balletts und Mimen (41), Einschränkung der Pferderennen und der Be­leuchtung der Bäder auffordernd – damit der Kaiser nicht seine Drohung wahr mache und in Tarsos Residenz nehme (53).

Wie XV und XVI, gehen XVII und XVIII zusammen.

or. XVII μονῳδία ἐπὶ Ἰουλιανῷ t. II 206–221), Klagerede auf Iulian, nicht unmittelbar nach Empfang der Nachricht von dem am 26. Juni 363 erfolgten Tode Iulians – in dieser Zeit enthielt sich L. jeglichen Redens und Schrei­bens (ep. 1264) –, sondern zwei Jahre später (365) verfaßt, wie die Erwähnung der Kelten, Skythen, Sauromaten § 30 beweist. Verweist auf eine künftige Darstellung der Taten des Kaisers (31). Vorbild mehr Aristeides als Demosthenes. Lateinische Übersetzung von Nicol. Perotti. Bessarions Vorbild für seine Monodie auf Kaiser Ma­nuel Palaiologos († 1424).

or. XVIII ἐπιτάφιος ἐπὶ Ἰουλιανῷ (εἰς τὸν Ἰουλιανόν dett., Ἰουλιανός unrichtig Socr. h. e. III 22 und aus diesem Nikeph. Kall. h. e. X36), t. II 236–371, nicht wirklich gehalten, nur geschrie­ben, wie Sokrates angibt, auf die Meldung von der Erhebung Iovians, überhaupt nicht mehr 363, wie noch v. Borries Herm. XXVII 176 annahm, sondern erst 365, wie der Hinweis (292f.) auf die Erdbeben vom 21. Juli d. J. (Amm. XXVI 10, 15. Hier. chron. II 197 Sch.) beweist. Es ist ein wirklicher Epitaphios mit eingehender Darstellung des Lebens und der Taten, wofür sowohl Schriften Iulians (v. Borries Herm. XXVII 183. Asmus Philol. LXI 581. Koch Jahrb. f. Phil. CXLVII 362), als auch Nachrichten von Soldaten, die am Perserzuge teilgenommen hatten, benützt sind (ep. 214), aufgebaut nach allen Regeln und mit allen Mitteln der Rhetorik. Stilistisches Vor­bild besonders Demosthenes. Benutzt von Socr. h. e. III 1 und Sozom. VI 1, aus denen Nikeph. Kall. h. e. X 36 u. 34, Cassiod. hist. trip. VII 2 und Hist. miscella XI 24 geschöpft haben.

Diese und eine weitere auf Iulian bezügliche or. XXIV sind getrennt durch fünf auf den Aufstand von Antiocheia im J. 387 bezügliche Reden, die nicht während desselben, wie die Mehrzahl (außer 1 und 19) der 21 Homilien des Presbyters Ioannes εἰς τοὺς ἀνδριάντας, sondern erst nachher geschrieben sind.

or. XIX πρὸς Θεοδόσιον τὸν βασιλέα περὶ τῆς στάσεως (t. II 385–414), nicht im Senat von Konstantinopel vor Theodosios gehalten, wie Zosim. IV 41 aus der Einkleidung der Einleitung 1f. schloß – denn L. war in Antiocheia ge­blieben (βίος 252) –, sondern später verfaßt nicht ohne Bezugnahme auf die Homilien des Ioannes (Gοebel De Ioann. Chrys. et L. orr. quae sunt [2503] de seditione Antiochensium, Gött. 1910). L. wendet sich wegen der στάσις, die eine νόσος (9) war, nur an die Milde des Kaisers.

or. XX πρὸς Θεοδόσιον τὸν βασιλέα ἐπὶ ταῖς διαλλαγαῖς (t. II 421–444) preist den Kaiser wegen der bewiesenen Milde und ladet ihn mit seinem Sohne zum Besuch der Stadt ein. Auch darin, wenn auch geringere, Bezugnahme auf Ioannes (Gοebel 32. 35).

or. XXI εἰς Καισάριον μάγιστρον (t. II 449–466), an Kaisarios nach Konstantinopel geschickt, dankt für die Vermittlung bei Theodosios und fordert ihn auf, sich in Antiocheia ein Landhaus bauen zu lassen. Bezugnahme auf Ioannes noch geringer (Gοebel 43).

or. XXII εἰς Ἐλλέβιχον (t. II 471–493) dankt dem Magister equitum Ellebichos, der bald nach der erteilten Verzeihung von Theodosios nach Konstantinopel berufen worden war. Bezugnahme auf Ioannes wie bei XXI (Goebel 46f.).

or. XXIII κατὰ τῶν πεφευγότων (t. II 496–507 = or. XXXIV t. II 296 Reiske) in der Ῥοδωνιά des Makarios Chrysokephalos (= frg. 46 a) fälschlich εἰς τὴν τῶν πολεμίων καταδρομήν, im Cod. Marcian. 437 κατὰ τῶν ἐγκαταλιπόντων τῶν τὴν πόλιν Ἀντιόχειαν διὰ φόβον τοῦ βασιλέως überschriebene Flugschrift gegen die, welche wäh­rend des Aufstandes die Stadt und ihn selbst nebst ihren Studien im Stich gelassen hatten, zwischen XIX und XX geschrieben.

or. XXIV περὶ τῆς τιμωρίας Ἰουλιανοῦ (t. II 514–533 = or. XXIII t. II 27 R.), offener Brief nicht an Valens, obwohl in zwei Hss., Urbin. 126 und Marcian. Append. XCI 2 mit der Beischrift πρὸς Οὐάλεντα versehen, da dieser in der Rede § 4 p. 516, 1 als gefallen genannt ist, sondern an Theodosios und Gratian gerichtet – daher die Anrede bald ὦ βασιλεῦ bald ὑμεῖς (39) –, und zwar vor dessen Siege über die Goten vom 17. November 379, führt den Gedanken aus, daß der Tod Iulians zu rächen sei (39).

Es folgt eine Rede, die sich zu den Diatriben (vgl. VI–VIII) stellt.

or. XXV περὶ δουλείας (t. II 538–572 = or. XXIV t. II 63 R.) will zeigen, daß ein jeder Mensch Sklave sei; am Schluß (72) Ausblick auf eine Rede, die davon handelt, ob der Philosoph frei sei (= frg. 39 a), verfaßt in höherem Alter, vielleicht in der Zeit nach dem Aufstande von Antiocheia (44–72). Ganz unwahrscheinlich nimmt Κοck CAF III 668 die ῥῆσις einer attischen Komödie, wie der Θηβαῖοι des Philemon als Vorlage an; wahrscheinlicher die Ansicht von Helm Lucian u. Menipp 248, daß eine kynische Diatribe, wie Bions περὶ δουλείας (Stob. III 2, 38 = 187, 5 Hense) als Vorlage gedient habe.

Es folgen 4 Reden, die es mit Ikarios, dem Comes orientis vom J. 384 zu tun hatten.

or. XXVI πρὸς Ἰκάριον (t. III 4–19 = XXV t. II 91 R.}, offener Brief an Ikarios, bald nach Antritt seines Amtes mit der Mahnung, die Spuren seines Vorgängers Proklos zu verlassen und nicht die Verschuldung einzelner der gan­zen Stadt in Rechnung zu setzen, sondern zwar gegen die Schuldigen mit Strenge vorzugehen, gegen die übrigen aber, besonders die Unterbeamten, Nachsicht und Milde zu üben.

ot. XXVII κατὰ Ἰκαρίου α’ (t. III 23–43 = [2504] or. XXVI t. II 110 R.), offener Brief gegen Ika­rios vom J. 385 (§ 28), der des Mangels an Freund­lichkeit und Gewissenhaftigkeit angeklagt wird.

or. XXVIII κατὰ Ἰκαρίου β’ (t. III 47–58 = XXVII t. II 134 R.), offener Brief nach α’ aber noch in demselben J. 385 verfaßt, an einen König, dessen Name (§ 2) in zwei Silben und einem Buchstaben, d. i. Theod mit dem des Angeschuldigten d. i. Theodoros, Signum für Ika­rios (Sievers 163, 75) übereinstimmt, was auf Arkadios nicht paßt, an den Νaber Mnem. XVI 118 gedacht hat, sondern auf Theodosios, bei dem L. sich heftig über das den Ratsherren, namentlich Lamachos, von Ikarios angetane Unrecht beschwert.

or. XXIX ὑπὲρ ἑαυτοῦ διὰ τὴν πρὸς Ἀντίοχον συνηγορίαν (t. III 63–79 = or. XXXVIII t. II 327 R.), bei Makarios in der Ῥοδωνιά überschrie­ben κατὰ τῶν πλεονεκτούντων, bei Thomas Mag. κατὰ Ἰκαρίου, offener Brief, der sich über die Unbilden beschwert, die dem Bäcker Antiochos von Candidus angetan worden waren, den Ikarios dem Getreidewesen vorgesetzt hatte, und L. wegen des Schutzes, den er der Frau des An­tiochos hat angedeihen lassen, verteidigt, wohl im J. 384 abgefaßt.

Es folgen ohne Rücksicht auf Zeitfolge und Inhalt

or. XXX πρὸς Θεοδόσιον τὸν βασιλέα ὑπὲρ τῶν ἱερῶν (t. III 87–118 = or. XXVIII t. II 155 R.), offener Brief an Theodosios mit der Bitte, die Heiligtümer vor den Angriffen der Mönche (οἱ μελανειμονοῦντες οὗτοι § 8) zu schützen, nicht erst 390 verfaßt, wie Gothofredus, Reiske und Sievers annehmen, sondern schon 384. wenn die Worte § 53 νῦν πρὸς ἄλλοις τισὶ παρέζευξας σεαυτῷ συμφέρειν τῇ βασιλείᾳ νομίσας ἄν­δρα ὀμνύντα θεοὺς πρός τε τοὺς ἄλλους καὶ σέ auf Richomer zu beziehen sind, wie Tillemont und Fοerster 81 annehmen, dagegen erst 388, wenn auf Tatian, wie Gothofredus, Sie­vers und zuletzt Van Lοy Byz. Ztschr. XXII 313–319 annehmen. Englische Übersetzung von Lardner Collection of ancient testimonies to the truth of the Christ. Religion, London 1764 (Hs. im Brit. Mus. Add. Ms. 6210 fol. 122). Son­derausgabe L. de Sinner Novus Delectus Pa­trum Graec. 227 c f.

or. XXXI πρὸς τοὺς Ἀντιοχέας ὑπὲρ τῶν ῥη­τόρων (t. III 124–146 = XXIX t. II 204 R.), schon 355 an die Antiochener (§ 1. 18) gerichtet mit der Bitte, der Rat möge die üble Lage der Rhetoren, d. i. der vier ihm Hilfe leistenden Lehrer (8) bessern.

or. XXXII πρὸς Νικοκλέα περὶ Θρασυδαίου (t. III 149–162 = XXX t. II 223 R.), offener Brief an Nikokles in Konstantinopel bald nach dem Aufstande von Antiocheia gegen Ende des J. 387 oder Anfang 388 (Seeck 221) verfaßt – die Worte 27 ἐχθρὸν μὲν οἷς τοῦτο οὐκ ἤρεσκεν ἔφασκον εἶναι με τῷ βασιλεῖ, φίλον δὲ τῷ τυράννῳ scheinen darauf hinzudeuten, daß der Prätendent Maximus († 28. Juli 388) noch nicht abgetan war –: Thrasydaios mache ihn mit Unrecht da­für verantwortlich, daß er wider seinen Willen statt Monedemos in die Gesandtschaft an den Kaiser gewählt worden sei, und L. wünscht, daß daraus kein für ihn ungünstiges Mißverständnis beim Kaiser entstehe (28).

[2505] or. XXXIII πρὸς Θεοδόσιον τὸν βασιλέα κατὰ Τισαμενοῦ (t. III 165–187 = or. XXXI t. II 239 R.), offener Brief an Theodosios mit heftiger Beschwerde über den Consularis Syriae Tisamenos im J. 386 – denn § 15 wird auf die Constitutio de expensis ludorum et officiorum des Cod. Theod. XV 9, 1 als προπέρυσιν (zwei Jahre zuvor) erlassen hingewiesen – und der Bitte um seine Abberufung.

or. XXXIV πρὸς τὰς τοῦ παιδαγωγοῦ βλασφη­μίας (t. III 191–206 = or. XXXII t. II 266 R.), an seine Schüler (ὦ παῖδες § 1 u. 25), daher bei Makarios in der ῥοδωνιά überschrieben πρὸς τοὺς μαθητὰς ἕνεκα τῶν ὑβρισάντων, bald nach dem Aufstande von Antiocheia (6. 14) zur Wider­legung des ihm von einem Pädagogen gemachten Vorwurfe der Schädigung in der Bezahlung für drei Monate (5).

or. XXXV πρὸς τοὺς οὐ λέγοντας (t. III 210–224 = or. XXXIII 1. II 284 R.), offener Brief, wohl gleichzeitig mit or. XLVIII, also 388 an diejenigen seiner ehemaligen Schüler gerichtet, die sich im Rate oder in den Gerichten in Still­schweigen hüllten, mit der Ermahnung, nicht länger in dieser ἀφωνία zu verharren (§ 1).

or. XXXVI περὶ τῶν φαρμάκων (t. III 227–235= or. XXXV t. II 307 R.), Klagerede vom J. 386 (vgl. βίος 243f. t. I 188, 18–191, 2) an seine Sohüler (§ 2) darüber, daß keiner von ihnen durch die gegen ihn angewendeten Zaubermittel, wie den in seinem Hörsaal aufgefundenen Kadaver eines Chamäleon, in Erregung versetzt werden sei.

or. XXXVII πρὸς Πολυκλέα (t. III 239–249 = or. XXXVI 1. II 316 R.), offener Brief an den ehemaligen Praeses Phoeniciae Polykles über die Gründe der Aufhebung seines Verkehrs mit ihm, unter denen die Verschiedenheit der Beurteilung Iulians und des Verhaltens zu diesem der wich­tigste ist, geraume Zeit nach dem Tode des Elpidios, der § 3 als vor längerer Zeit erfolgt erwähnt wird – Seeck 170 meint sehr bald nach 363 –, wohl zur öffentlichen Abwehr von Vorwürfen, die gegen Iulian nach dessen Tode erhohen worden waren.

or. XXXVIII κατὰ Σιλβανοῦ (t. III 252–263), Flugschrift gegen Silvanus, seinen ehemaligen Schüler (§ 2), nachmals Ratsherrn von Antiocheia, mit dem Ziele, für seine vielen Schlechtigkeiten solle der Rat ihm die Atelie entziehen (20) und ihn zur Leiturgie (23) heranziehen, nach 388 ver­faßt: denn der Rhetor Latinus, den Antiocheia in diesem Jahre erhielt (βίος 255), wird in der Rede erwähnt.

or. XXXIX Ἀντιόχῳ παραμυθητικός (t. III 266–276), in den ῥοδωνιά des Makarios über­schrieben πρὸς Ἀντίοχον κατὰ Μιξιδήμου, Trostschrift für den Lehrer der Rhetorik Antiochos wegen der Schädigung, die er von Mixidemos er­fahren hat, mit einer Mahnung zum Widerstande (24), wahrscheinlich vor 384 verfaßt, in welchem Jahre L. dem Ikarios einen Rhetor Anti­ochos empfiehlt (or. XXVII 10).

or. XL πρὸς Εὐμόλπιον (t. III 279–292), offener Brief an seinen ‚Freund‘ Eumolpios, wohl den Consularis Syriae von 384 (or. XXVII 6), in dem L. sich über verschiedene Ungerechtigkeiten beklagt, wie die Ernennung des der λόγοι völlig [2506] entbehrenden Sohnes des Alexandros zum Assessor des Domitius Modestus, des Bruders des Eumolpios, und den Wortbruch bezüglich einer von L. auf Domitius Modestus zu haltenden Rede (171.).

or. XLI πρὸς Τιμοκράτην t. III 295–304, offener Brief an Timokrates, wahrscheinlich den Comes Orientis (vom J. 388? βίος 267. Sievers 189, 8), in die Mahnung ausklingend, die Theaterklaque, weil käuflich, gering zu achten.

or. XLII ὑπὲρ Θαλασσίου (t. III 308–333), offener Brief an Theodosios hald nach 388 mit der Klage, daß Optatus (§ 6–32), Proklos (33–44) und der Solin des Gaison (45–50) es ver­hindert haben, daß Thalassios, sein Freund und Gehilfe, vom Senate in Konstantinopel aufge­nommen wurde, und mit der Bitte, die diesem ge­schlagene Wunde durch Übertragung eines Am­tes zu heilen (54). Thalassios ist nachträglich in den Senat aufgenommen worden, wie ep. 922–930. 939. 943 zeigen.

or. XLIII περὶ τῶν συνθηκῶν (t. III 337–348) in der ῥοδωνιά des Makarios fälschlich πρὸς μαθητὰς ὁμιλία überschrieben, Flugschrift vor 386 verfaßt, in der L. den Lehrern der Rhetorik, die er (§ 1 u. 16) ὦ φίλοι anredet, den Rat gibt, den Abfall von Schülern durch Verträge zu hindern.

or. XLIV εἰς Εὐστάθιον τὸν Κᾶρα (t. III 353–355), fälschlich in der ῥοδωνιά des Makarios ἡ πρὸς μαθητὰς ὁμιλία δευτέρα überschrieben, eine kurze an die Antiochener gerichtete Lobrede auf den Karer Eustathios, der erst vor kurzem als Rhetor nach Antiocheia gekommen ist und nachmals sich des Lobes sehr unwürdig gezeigt hat (or. LIV 2).

or. XLV πρὸς τὸν βασιλέα περὶ τῶν δεσμωτῶν (t. III 359–376), Flugschrift an Theodosios vom J. 386 oder bald darauf mit der Anempfehlung strenger Beobachtung des Gesetzes vom 30. De­zember 380 (Cod. Theod. IX 3, 6) de custodia reorum.

or. XLVI κατὰ Φλωρεντίου (t. III 379–400), offener Brief an Theodosios gegen den Consularis Syriae Florentius, wahrscheinlich 392 nach dem Sturze des Tatian und Proklos (Seeck 158; Rh. Mus. LXXIII 98).

or. XLVII περὶ τῶν προστασιῶν (t. III 404–422), offener Brief an Theodosios nach 388, vielleicht 391 oder 392, mit der Bitte, die – übrigens schon von Valens gegebene – Lex (Cod. Theod. XI 24, 2) in Gültigkeit zu setzen, wo­nach die Landleute von den militärischen Schutz­plätzen (προστασίαι), um sich nicht unter deren Schutze zu Plünderungen verleiten zulassen (§ 7), ausgeschlossen werden sollten.

Von der Vermehrung der Zahl der Mitglieder des Antiochenischen Rates handeln die folgenden zwei Reden:

or. XLVIII πρὸς τὴν βουλήν (t. III 428–449), nach 388 gehalten, mahnt den Rat, alles daran zu setzen, daß die Zahl seiner Mitglieder wachse.

or. XLIX πρὸς τὸν βασιλέα ὑπὲρ τῶν βουλῶν (t. III 452–468), kurz vor XLVIII an Theodosios gerichtet, er solle sich die Vermehrung der Zahl und des Ansehens der Ratsversammlungen durch gesetzliche Maßnahmen angelegen sein lassen.

or. L πρὸς τὸν βασιλέα ὑπὲρ τῶν γεωργῶν περὶ [2507] τῶν ἀγγαρειῶν (t. III 471–487), in der ῥοδωνιά des Makarios περὶ τὸν ἐν τῇ πόλει πηλοῦ überschrieben, um 385 an Theodosios gerichtet mit der Bitte, daß der Kaiser die ἀγγαρεία (W. Schmid Lit. Zentralbl. 1906, 901. Rostowzew Klio VI 252. VII 142. Zucker S.-Ber. Akad. Berl. 1911, 804. Fiebig Ilb. Jahrb. 1916 I 488) als Verpflichtung der nach Antiocheia fahrenden Landleute zur Abfuhr von Bauschutt aufhebe und unter Strafe stelle.

Eng zusammen hängen

or. LI πρὸς τὸν βαοιλέα κατὰ τῶν προσεδρευόντων τοῖς ἄρχουοιν (t. IV 6–22), offener Brief, bald nach 388 an Theodosios, mit der Bitte um ein gesetzliches Verbot der Beamtenbelagerung und

or. LII πρὸς τὸν βααιλέα εἰσφορὰ νόμου κατὰ τῶν εἰσιόντων εἰς τὰς τῶν ἀρχόντων καταγωγάς (t. IV 25–50 = or. LIII t. III 72 R.), in der ῥοδωνιά des Makarios ὑπὲρ τοῦ δικαίου über­schrieben, ebenfalls bald nach or. LI, deren wei­tere Ausführung sie ist, an Theodosios gerichtet.

or. LIII περὶ τῶν ἐν ταῖς ἑορταῖς κλήσεων (t. IV 54–69 = or. LIV t. III 108 R.), Flug­schrift, in hohem Alter verfaßt, gegen die Ein­ladung von Knaben zu den hohen Festen, beson­ders den Olympien.

or. LIV πρὸς Εὐστάθιον περὶ τῶν τιμῶν (t. IV 72–106 = or. LV t. III 125 R.), offener Brief an Eustathios, den gewesenen Consularis Syriae (s. or. XLIV), um 390 mit der Beschwerde, daß er durch ihn nicht Ehren empfangen, sondern verloren habe. Der Anfang anscheinend verloren.

or. LV πρὸς Ἀναξέντιον (t. IV 110–128 = or. LVI t. III 185 R. Αὐξέντιον unrichtig bei Makarios), offener Brief an seinen Schüler Anaxentios mit der Mahnung, seine Schule nicht vor Abschluß seiner Ausbildung zu verlassen und nicht auf Drängen seines Vaters vor der Zeit nach seiner Heimat Gaza zurückzukehren; aus ungewisser Zeit, doch nach der ganzen Haltung eher dem Mannes- als dem Greisenalter zuzu­schreiben.

or. LVI κατὰ Λουκιανοῦ (t. IV 132–146 = or. LVII t. III 205 R.), offener Brief gegen Lukian, der 388 Comes Orientis war und sein Amt zügellos verwaltet, besonders den Rat hart behandelt hatte, aber durch ein Reskript des Theodosios abgesetzt worden war, zugleich mit einer Mahnung an den Rat, in Zurückweisung von Unbilden einmütig zu sein; wohl nicht 388, wie Seeck Rh. Mus. LXXIII 84ff. meint, son­dern erst zwischen 389 und 392 abgefaßt.

or. LVII κατὰ Σευήρου (t. IV 150–174 = or. LVIII t. III 227 R.), in der ῥοδωνιά des Makarios fälschlich πρὸς Ἀντίοχον κατὰ Σευήρου überschrieben, offener Brief gegen den Consularis Syriae Severus, seinen ehemaligen Schüler, der ihn durch Auspeitschung seines Klienten Malchos verletzt und danach den Antiochos vergeb­lich zur Versöhnung geschickt hatte; ungewiß, in welchem Jahre, doch in hohem Alter geschrieben.

or. LVIII πρὸς τοὺς νέους περὶ τοῦ τάπητος (t. IV 181–200 = or. LIX t. III 252 R.), Tadel­rede an seine Schüler wegen der Prellung des Pädagogen, nach dem Aufstande von Antiocheia 387 gehalten.

or. LIX Βασιλικὸς εἰς Κωνοτάντιον καὶ Κώνσταντα [2508] (t. IV 208–296 = or. LX t. III 272 R.), mit προθεωρία, die früheste der erhaltenen Re­den, in Nikomedeia gegen Ende 348 oder 349 gehalten mit Benützung der ersten Rede des Themistios vom J. 347, wie der Eusebianischen Vita Constantini (Gladis De Themistii L. Iuliani in Constantium orr., Breslau 1907), nach allen Regeln der Rhetorik aufgebaut, mit erheb­licher stilistischer Anlehnung an Thukydides und Herodot, weniger an Isokrates, aber auch reich an platonischen und neuplatonischen oder christ­lichen Gedanken (Richtsteig Libanius qua ratione Platonis operibus usus sit, Breslau [Liegnitz] 1918).

or. LX μονῳδία εἰς τὸν ἐν τῇ Δάφνῃ νεὼν τοῦ Ἀπόλλωνος (t. IV 311–321 = or. LXI t. III 332 R.), Klagerede, gleich nach dem Brande vom 22. Oktober 362 gehalten (ep. 785. 795. Io. Chrys or. de S. Babyla 21 t. II p. 573 Β Montf. τῆς μονῳδίας, ἣν εἰς τὸν δαίμονα τοῦτον ὁ τῆς πόλεως τότε εἰργάσατο σοφιστής. Iul. ep. 27 p. 517 2; Misop. p. 469, 8), nur in Stücken durch die sie bekämpfende Rede des Ioannes Chrysostomos vom J. 382 erhalten und erst spät in dieser Ge­stalt durch junge Hss. ins Corpus der L.-Reden gelangt. Vorbild war Aristeides in seinen Mono­dien, besonders der auf Smyrna. Vgl. Naegele Chrysostomus und L., Studi e ricerche int. a S. Giovanni Cris. pubbl. a cura del comitato per il XVo centenario della sua morte, Roma 1908. Εgelie Sertum Nabericum 87–92.

or. LXI μονῳδία ἐπὶ Νικομηδείᾳ (t. IV 329–341 = or. LXII. t. III 337 R.), Klagerede auf den durch das Erdbeben vom 25. August 358 erfolgten Untergang der Stadt, bald nach der Katastrophe nur im engsten Kreise vorgetragen dann von den Hörern verbreitet (ep. 31. 34. 24. 25. 33), zuletzt veröffentlicht. Auch für sie war Aristeides, besonders die Monodie auf Smyrna Vorbild.

or. LXII πρὸς τοὺς εἰς τὴν παιδείαν αὐτὸν ἀποσκώψαντας (t. IV 346–383 = or. LXV t. III 434 R.), in der ῥοδωνιά des Makarios κατὰ τῶν λοιδορούντων, in den Hss. πρὸς τοὺς λέγοντας μή τινας τῶν ὁμιλητῶν ὠφελῆσθαι παρ’ αὐτοῦ ἐπὶ λόγοις überschrieben, Flugschrift nach 366 als dem Jahre der p. 373, 16 und 376, 15f. erwähn­ten Tötung des Andronikos, verfaßt, in der er sich gegen den Vorwurf, daß er kein Redner der Jugend, sondern nur ein Rhetor sei, verteidig.

or. LXIII ὑπὲρ Ὀλυμπίου (t. IV 387-404), Flugschrift vom J. 389 oder 390, sucht das Andenken seines jüngst verstorbenen Freundes Olympios gegen die Verunglimpfungen enttäuschter Erben zu schützen (βίος 275f.; ep. 1051 t. XI 175, 6), abgesehen von Zitaten des Makarios nur durch den jungen Codex Barberinus erhalten, aus dem Siebenkees die Rede abschrieb, die Golz in dessen Anecdota Gr., Nürnberg 1798 höchst mangelhaft veröffentlichte.

Noch ist zu den Reden zu rechnen: or. LXIV die ἀντιλογία πρὸς Ἀριστείδην ὑπὲρ τῶν ὀρχηστῶν (t. IV 420–498), eine Verteidi­gung der Pantomimen gegen den Angriff des Aristeides, aus dessen Rede viele Stellen ange­führt werden, wohl 361 geschrieben, wenn, wie es scheint, identisch mit der ep. 615 d. J. (ἐν δὲ τῷ πρὸς Ἀριστείδην μάχομαι) erwähnten Rede benützt, [2509] wie Chorikios in der Apologie ὑπὲρ τῶν ἐν Διονύσου, die unter Lukians Namen überlieferte, in ihrer Echtheit wohl zu Unrecht bestrittene (P. Schulze Jahrb. f. Phil. CXLVIII 833ff. Bieler D. Echtheit d. luc. Schrift de salt., Halle 1894. Helm Lucian u. Menipp 365f.; für Echtheit Robertson Essays and Studies pres. to Ridgeway, Cambridge 1913, 180–185. Kraemer W. f. Phil. 1917, 911f. Zur Schrift π. ὀρχήσεως vgl. Mesk Wien Stud. XXX 59–74. Latte De saltationibus Gr., Gießen 1913, 1–16. Fehrle W. f. Phil. 1915 nr. 35. Auch diese Rede ist mit großer Kunst aufgebaut. Bemerkenswert die starke Ausbeutung des Thukydides und Platon (Richtsteig 152). Sonderausgabe Foerster, Rostock 1878.
II. Deklamationen (μελέται).

II. Deklamationen (μελέται). Auch von ihnen hat L. selbst keine Samm­lung veranstaltet. Die Anordnung der nach sei­nem Tode gemachten Ausgabe läßt sich infolge der großen Verschiedenheit der Reihenfolge in den zahlreichen Hss. nicht mehr wiederherstellen. Doch treten zwei Gruppen hervor: mythologisch-historische und ethologische.

An die Spitze der

α) mythologisch-historischen ist zu stellen die

decl. 1 ἀπολογία Σωκράτους (t. V 13–121 = or. LII t. III 1 R.), die sich in einem großen Teile der Hss. unter den Reden findet, auch stark persönlich gehalten ist, da L. für die Person des Sokrates große Sympathie hegt, in Wirklichkeit aber eine μελέτη ist, da sie als Widerlegung der Anklage des Anytos einem Freund des Sokrates in den Mund gelegt ist. Er wollte sich, scheint es, in seiner Weise dem Iulian in dessen Kampfe für die alte Philosophie an die Seite stellen. Als Vorlage wählte er zur Widerlegung die κατηγορία Σωκράτους des Polykrates, wenn er ihr auch nicht Punkt für Punkt mit gleicher Ausführlichkeit folgte und im ganzen mehr Gewicht auf die Anklage wegen Verderbnis der Jugend als wegen Asebie legte, wie gegenüber Ηug Des Rhetors L. Apol. des Sokr. (N. Schweiz. Mus. I 189) und Rogge L. apol. Socr., Amsterd. 1891, 7ff. von Μarkοwski De L. Socratis defensore (Bresl. Phil. Abh. 40). Mras Ztschr. f. ϋ. G. LX1V 316ff. Mesk Wien. Stud. XXXVII 56–84 gezeigt worden ist. Nebenbei hat er sich stark an die sokratischen Dialoge Platons, besonders apol. und sympos., sowie Gorgias, aber auch an Xen. mem. und apol., sowie an die Briefe des Sokrates und der Sokratiker gehalten. Die Beweis­führung ist nach allen Regeln der Rhetorik mit großer Kunst durchgeführt (Markowski 1501). Auch an Demosthenes, Isokrates und Thukydides linden sich mannigfache Anklänge. Als ungefähre Entstehungszeit läßt sich das J. 362 (vgl. ep. 694) vermuten. Sonderausg. Rogge Amsterd. 1891. Übers. u. erl. Apelt, Leipzig 1922. Vgl. Meiser Zu d. Dekl. d. L. über Sokr., S.-Ber. Akad. München 1910, Abh. 6.

Inhaltlich sehr nahe steht ihr

decl. 2 Κωλύουσι Σωκράτην ἐν τῷ δεσμωτηρίῳ[WS 1] διαλέγεσθαι καὶ ἀντιλέγει τις (t. V 127–147 de Socratis silentio), in der ein Schüler des Sokrates bittet, daß dieser im Gefängnis nicht vom Verkehr mit Freunden abgeschlossen, sondern ihm [2510] wenigstens am Vorabend des Todestages eine Unterredung verstattet werde. Anschluß beson­ders an Platons Phaidon und Xenophons Apologie; stilistisch weicht sie von der Apologie nicht un­erheblich ab, darf aber als ein durch diese über­holtes Jugenderzeugnis angesehen werden (Mar­kowski 172f.). Schon der Verfasser des 3. Le­xikon Segu. zitiert Δημοσθένης μικρὸς (d. i. Lib.) ἐν τῇ σιωπῇ Σωκράτους. Zuerst her. v. Μοrelli Aristid. or. adv. Leptinem, Lib. decl. pro Socrate, Vened. 1785 aus Cod. gr. 514 der Marciana. Vgl. Kohl De scholast. decl. argumentis ex historia pttitis, Paderborn 1915, Nr. 181/2.

Von den mythographischen μελέται behandelt ein großer Teil den ἐπικὸς κύκλος. An der Spitze stehen die zwei Gesandtschaftsreden des Menelaos und des Odysseus an die Troianer zwecks Herausgabe der Helena.

decl. 3 und 4 Πρεσβευτικὸς[WS 2] πρὸς τοὺς Τρῶας ὑπὲρ τῆς Ἐλένης. Μενέλεως (t. V 199–221), Ὀδυσσεύς (228–286 = decl. 1 und 2 t. IV 1 und 15 R.), mit προθεωρίαι, in denen er ausführt, daß er sich an die Besonderheiten der Charaktere bei­der Helden, wie sie Homer (Il. III 212ff.) ausgeführt habe, aber auch an Herodot II 118 gehalten habe, und mit einem θεώρημα zu I 15 p. 210. Vgl. Kohl Nr. 4. Sie erfreuten sich von jeher größter Beliebtheit, die erste noch mehr als die zweite, obwohl letztere die eindrucksvollere ist, seit Erasmus’ Erstausgabe mit lat. Übers., Basel 1522. Der Pole Kochanowski benützte sie 1578 für eine Tragödie (Sinkο Eos XXI 1916, 97ff.). Erstdruck des Ὀδυσσεύς ed. Ferr. 1517, fol. 141. Auf die zweite verfaßte Manuel Ρalaiοlοgοs die Antwort des Troianers An­tenor, von der nur das Prooemium im Cod. Par. gr. 3041 (t. V 226) erhalten zu sein scheint.

decl. 5 πρὸς τὸν Ὀδυσσέως ἐν Λιταῖς πρεσβευτικὸν[WS 3] ἀντιλογία Ἀχιλλέως (t. V 303–360 = decl. 3 t. IV p. 47–80 R.), auch ἀντιρρητικὸς πρὸς τὸν ἀριστείδου ὀδυσσέα, oder ἀπολογητικὸς πρὸς τὴν πρεσβείαν ἀγαμέμνονος, oder ἀχιλλέως ἀπολογία in schlechteren Hss. überschrieben, die Antwort des Achilleus auf die Bitte des Odysseus, vom Groll gegen Agamemnon abzustehen nach Il. IX 307ff. (Kohl Nr. 7), und zwar die Gegen­rede auf Aristeides Odysseusrede (t. II 584–608 Dind.). Und so könnte man das J. 361 als Abfassungszeit annehmen, wenn ep. 615, 3 δύο λόγους, ὧν ἐν μὲν τῷ πρὸς Ἡρόδοτον, ἐν δὲ τῷ πρὸς Ἀριστείδην μάχομαι auf die Deklamationen zu beziehen wäre. Aber sowohl λόγους als μάχο­μαι paßt besser auf or. LXIV ὑπὲρ ὀρχηστῶν. Erstausgabe mit der Aristeidesrede von Camerarius (Hagenau 1535) aus einer von Obsopoeus abgeschriebenen, dem Vindobonensis (Vi) nahestehenden Hs. des Pistorius in Ansbach (bei Foerster noch nicht benutzt). Vgl. t. VII 738f.

decl. 6. Μετὰ τὴν τῆς Τροίας ἅλωσιν καὶ τὴν Ἀγαμέμνονος τελευτὴν Ὀρέστης ἀπεκτονὼς τὴν μη­τέρα ὡς ἀνδροφόνον κρίνεται φόνου. ἀντέγκλημα (t. V 370–410 = decl. 5 t. IV 110–133 R.) mit προθεωρία. Orestes verteidigt sich vor einem Gerichtshofe (Anrede: ὦ ἄνδρες) wegen des Mutter­mordes mit Anlehnung an Eur. Orestes (Kohl Nr. 17). Fraglich ist die Beobachtung des akzen­tuierenden Satzschlusses, von Maas Woch. f. kl. [2511] Phil. 1911, 1256 behauptet, bestritten von Heit­mann De clausulis L., Münster 1912, 7. Es bleibt zu untersuchen, ob es L. mit der Lex Meyeriana zeitweise versucht hat oder ob die Dekl. wie der Proklos ihm abzusprechen ist. Vgl, Lib. t. VII 641 not. 1. Münscher Burs. Jahresber. CLXX 1915, 147ff.

decl. 7 Ἀλκίππη θυγάτηρ Ἄρεος ἦν, ἐτύγχανε δὲ Ποσειδῶνος υἱὸς Ἁλιρρόθιος ἐρῶν αὐτῆς, ὃ μαθὼν Ἄρης τοῦτον ἀπέκτεινε. καὶ δικάζεται Ποσειδῶν Ἄρει ὑπὲρ Ἁλιρροθίου (t. V 418–431) und 8 ἐκ τοὺ ἐναντίου ὁ Ἄρης (432–448 = decl. 21 und 22 t. IV 402–409 und 410–419 R.), Prozeßverhandlung vor dem von den Göttern be­setzten Areopag. Wahrscheinlich fingiert nach Dem. XXIII 66, vgl. Kohl Nr. 1. Gasda Krit. Bem. zu d. Dekl. d. L. 15 spricht die Deklamatio­nen mit Unrecht dem L. ab und einem byzantini­schen Rhetor zu.

Die geschichtlichen μελέται entnehmen ihren Stoff mit Vorliebe der attischen Geschichte.

decl. 9 Μετὰ τὰ ἐν Σαλαμῖνι ἀναλαμβάνειν ἀξιοῖ Νεοκλῆς (Them. Vater) τὸν Θεμιστοκλέα (den er früher verstoßen hatte) und 10 ἐκ τοῦ ἐναντίου ὁ Θεμιστοκλῆς (t. V 459–483 und 484–507 = decl. 19 und 20 t. IV 374–388 und 388–401 R.). Kohl Nr. 61. Starke Aus­beutung des Herodot und der Rede des Aristeides ὑπὲρ τῶν τεττάρων (t. II 238ff. Dind.); eine Anspielung ist vielleicht in den Worten von ep. 706 (362/63) περὶ Μιλτιάδην ἢ Θεμιστοκλέα ληροῦντας zu sehen.

decl. 11 Ὁ Κίμων αἰτῶν ὑπὲρ τοῦ πατρὸς δεθῆναι (t. V 511–528 = decl. 6 t. IV 335–348 R.). Im ganzen unhistorisch (Kohl Nr. 51), im ein­zelnen hält sich L. mehr, wenn auch nicht so sehr als der ihn benutzende Chorikios in seinem Μιλ­τιάδης (ed. Foerster Ind. lect. Bresl. 1892/93), an Herodot als an Ephoros (vgl. jedoch § 32).

decl. 12 Τίμων ἐρῶν Ἀλκιβιάδου ἑαυτὸν προσαγγέλλει (t. V 534–564 = decl. 9 t. IV 181–198 R.). Timon, der Misanthrop, erbittet, als er sich der Liebe zu Alkibiades verfallen fühlt, vom athenischen Rate die Todesstrafe. Im ganzen unhistorisch (Kohl Nr. 115). Benutzt ist vielleicht ein größeres biographisches Werk, wie Neanthes von Kyzikos περὶ ἐνδόξων ἀνδρῶν, besonders aber die attische Komödie, Benützung des Timon Lukians tritt stark zurück. Vgl. t. V 529. Binder Über Timon, Ulm 1856, 18f. Ρiccοlοmini Sulla legenda di Timone, Torino 1875. 814, 47 nimmt Lukian-Benützung an. Bertram D. Timonlegende, Heidelberg 1906, Cap. 4: da­zu Münscher Burs. Jahresber. CIL 1910. 76ff.

decl. 13 Οἱ ἀλλήλων ἐγεύσαντο πολίορκούμενοι ὑπὸ τῶν Ἀθηναίων καὶ κρίνονται Ἀθηναῖοι ὑπὸ τῶν Κορινθίων ἀσεβείας (t. VI 7–48 = decl. 19 t. IV 348–373 R.), die Rede vor den Amphiktyonen (ὦ ἄνδρες Ἕλληνες p. 9. 22). Es ist dies auf ältere Muster (Hermog. inv. II 5) zurückgehende Übertreibung des Berichtes des Thukydides II 70 (Kohl Nr. 137 a u. b), woraus sich die vorwiegende Heranziehung des Thukydides neben den Philippiken des Demosthenes erklärt. Gregorios Kyprios hat eine ἀντιλογία verfaßt, in der sich die Athener vor den Lakedaimoniern ver­teidigen (t. VI 49–82), hält sich aber mehr an [2512] Thukydides als an L. (p. 49 not. 1. Maas Byzant. neugr. Jahrbb. 1 48).

decl. 14 Νόμος τὸν τύραννον μὴ θάπτεσθαι καὶ τὸν ἀποκτείναντα δωρεὰν λαμβάνειν. Κάλλαισχρος ἀποκτείνας Κριτίαν τὸν υἱὸν τυραννοῦντα αἰτεῖ θάψαι (t. VI 87–108 = decl. 26 t. IV 441–459 R). Gegen die historische Überlieferung, nach der Kritias im Kampfe bei Munichia (vgl. Kohl Nr. 166ff.) fiel. Studium der Zeitgeschichte, besonders des Xen. erkennbar, benützt in der unechten decl. 43.

decl. 15 Νόμος καλοῦ βίου γέρας εἶναι καὶ ἀμφισβητοῦσι πρὸς ἀλλήλους Κέφαλος καὶ Ἀριστοφῶν. Κέφαλος (t. VI 115–145) und 16 εἰς τὸ ἐναν­τίον Ἀριστοφῶν (146–184). Um den Preis für ein schönes Leben streiten Kephalos und Aristophon, ersterer sich darauf stützend, daß unter den vielen von ihm beantragten Psephismen nicht ein gesetzwidriges gewesen sei, letzterer darauf, daß er nicht weniger als 75 Anklagen wegen Gesetzwidrigkeiten siegreich bestanden habe. Der Streit ist geschichtswidrig und nur aus dem Gegensatz der Anschauung der beiden Staats­männer, wie ihn Aischin. III 194 formuliert, kon­struiert (Kohl Nr. 222). Die Autorschaft des L. ist zweifelhaft. Weder Syrianos und Sopatros noch die συναγωγὴ λέξεων χρησίμων, aus der Suidas und Zonaras schöpfen, kennen L. als Verfasser. Der erste Zeuge für diesen ist Ioannes Doxop. Auch stilistische Eigentümlichkeiten und Wortschatz erwecken Bedenken (vgl. p. 110). Endlich stehen sie außerhalb des großen Stroms der hsl. Überlieferung und finden sich nur in zwei Hss., Paris, gr. 2998 (daraus zuerst her. von Foerster Herm. IX 29–66), und mit Ergänzung einer größeren Lücke Matrit. 4679 (ebd. XII 217–222. danach Oeuvres de Ch. Graux II 523–529).

Daran schließen sich 7 Deklamationen, die man zusammenfassend als Philippische bezeich­nen kann, weil sie sich auf Philipp von Makedonien beziehen.

decl. 17 Οὐκ ἀντεῖπε τῷ Φιλίππῳ γινομένῳ ἀμφικτύονι ὁ Αἰσχίνης μόνος πεμφθεὶς πυλαγόρας καὶ ἐπανελθὼν κρίνεται δημοσίων ἀδικημάτων (t. VI 192—239 = or. LXIV t. III 396–433 R.). Ein Bürger zieht in der athenischen Volksver­sammlung heftig gegen Aischines los, weil er als Pylagore in der Amphiktyonenversammlung kei­nen Widerspruch dagegen erhoben habe, daß Phi­lipp an Stelle der Phoker aufgenommen werde. Das Thema ist als solches fingiert (Kohl Nr. 280), bezieht sich auf Ereignisse des J. 346 und beruht auf dem Studium von ἱστορίαι Φιλιππικαί, d. h. wohl eines Werkes, das Theopomp und Ephoros benutzten (nach Βielski De aetatis Demosthenicae studiis L., Bresl. Philol. Abh. 48, 53ff. Ein Prunkstück epideiktischer Bered­samkeit mit starker Benützung des Demosthenes, besonders der Kranzrede, und des Aischines, be­sonders der Rede περὶ παραπρεσβείας.

[decl. 18 Νόμος τὸν ξενίας ἁλόντα πιπράσκεσθαι. ἑάλω ξενίας ὁ Δημοσθένης. ἔπεμψε Φίλιππος ὠνούμενος αὐτόν. γράφει Δημάδης διδόναι, Ὑπερίδης δημόσιον εἶναι (t. VI 244–262 = decl. 17 t. IV 323–335 R.). Hyperides beantragt, daß Demosthenes, dem das Bürgerrecht aberkannt worden ist, nicht nach Demedes Antrag an Philipp [2513] verkauft werde, sondern als Staatssklave in Athen verbleibe. Das fingierte Thema ist schon vor L. bei Apsines (336, 18 H.) behandelt, vgl. Kohl Nr. 252. Die Deklamation zeigt nichtlibanianische, erst der Spätzeit angehörige Wortformen, wie ἦς statt ἦσθα, und Gebrauchsweisen, wie ἵνα = ὥστε, in der Behandlung auch eine gewisse Dürf­tigkeit mit Neigung zu Wiederholungen. Dazu kommt erhebliche Gleichgültigkeit gegen den Hiatus. Das alles beruht vielleicht auf Nach­ahmung des Hypereides. Neben diesem ist Demo­sthenes und Thukydides, aber auch Deinarchos und L. selbst (decl. 17. 19. 20 und ὑποθέσεις) benutzt. Vgl.Bielski 78–83. Es ist ein nicht uninteressantes Stück späterer Schulrhetorik.]

decl. 19 Μετὰ τὰ ἐν Χαιρωνείᾳ Φίλιππος ἐξήτησε Δημοσθένην. ὁ δῆμος ᾔτησε πέντε ἡμέρας εἰς σκεψιν. ἐν ταύταις ὁ Δημοσθένης ἀποθνήσκειν ἀξιοῖ (t. VI 266–289 = decl. 13 t. IV 240–253 R.). Die Deklamation beruht auf dem Stu­dium jener ἱστορίαι Φιλιππικαί (s. decl. 17) und des Demosthenes. Vgl. Bielski 59–63. Kohl Nr. 299.

[decl. 20 mit derselben Aufschrift wie 19 bis auf διάσκεψιν statt σκέψιν und ἀποθανεῖν statt ἀποθνήσκειν (t. VI 295–314 = decl. 46 t. IV 817–826 R.) ist, obwohl sachlich ohne Anstöße (Bielski 63f.) und obwohl der Verfasser des Coislinianischen Traktats περὶ συντάξεως drei Stellen aus ihr unter demselben Namen Δημοσθέ­νους τοῦ μικροῦ wie decl. 2 zitiert, nach Ausweis sprachlicher Eigentümlichkeiten für eine spätere Nachbildung von decl. 19 zu halten, wie zuerst Jacobs (p. 290 n. 2) bemerkt hat.]

decl. 21 Μετὰ τὰ ἐν Χαιρωνείᾳ ἔπεμψε Φίλιπ­πος ὑπισχνούμενος τοὺς δισχιλίονυς αἰχμαλώτους ⟨ἀποδώσειν⟩, εἰ λάβοι Δημοσθένην. ἀξιοῖ Δημοσθένης ἐκδίδοσθαι (t. VI 318–338 = decl. 15 t. IV 266–279 R.). Das Thema ist fingiert, da Demo­sthenes nach der Schlacht fern von Athen war und Philipp die Gefangenen ohne Lösegeld frei­gab, im übrigen beruht die Deklamation auf Stu­dium jener ἱστορίαι Φιλιππικαί (s. decl. 17) und des Demosthenes. S. Bielski 65. Kohl Nr. 296.

decl. 22 Ἐξῄτησεν ὁ Φίλιππος τὸν Δημοσθένην. κατέφυγεν ἐπὶ τὸν Ἐλέοθ βωμόν ὁ Δημοσθένης. ἀποσπασθεὶς ἐξεδόθη. καὶ ἀφεθεὶς ὑπὸ τοῦ Φιλίππου γράφει παρ’ Ἀθηναίοις ἀνελεῖν τὸν βωμόν (t. VI 346–369 = decl. 14 1. IV 253–265 R.). Das Thema ist fingiert, vielleicht nach der Er­zählung über Kallistratos bei Lykurg. Leocr. 93 (Kohl Nr. 305): im übrigen beruht die Deklamation hauptsächlich auf Demosthenes (Bielski 66). Sie erfreut sich besonderer Be­liebtheit, auch das Relief in Dublin mit der In­schrift ΔΗΜΩΣΘΕΝΗΣ ΕΠΙΒΩΜΙΟΣ (Mi­chaelis bei Schaefer Dem. III 410². Abbott Hermathena XXXVI) scheint auf sie zurückzu­gehen, aber Nikolaos Kabosilas läßt in seinem συμβουλευτικὸς Ἀθηναίοις περὶ τὸν ἐν αὐτοῖς Ἐλέου βωμόν einen Athener die Niederreißung desselben Altars beantragen (Choric. ed. Boiss. p. 350/2), ohne Bezugnahme auf Demosthenes und L. (vgl. t. VI 660).

[decl. 23 Ἐκδοθεὶς Φιλίππῳ Δημοσθένης καὶ ἀφεθεὶς μὴ πολιτευόμενος πρίνεται δημοσία. Δημοσθένους ἀπολογία (t. VI 374–434 -= decl. 16 t. IV 280–323 R.). Das Thema ist fingiert [2514] (Kohl Nr. 307, vgl. 227 und 292); die Durch­führung beruht auch hier auf den ἱστορίαι Φιλιππικαί[WS 4] und Demosthenes (Bielski 83–90). Viele sprachliche Anstöße, so daß Unechtheit wahrscheinlich.]

Nicht der attischen Geschichte gehören an

decl. 24 Νόμος ἐν Λακεδαίμονι τὸν εἴσω τριά­κοντα ἐτῶν μὴ δημηγορεῖν. Θηβαῖοι τὴν ἐν Λεύκτροις μάχην νικήσαντες πρέσβεις πρὸς Λακεδαιμονίους πεπόμφασι πόλεμον ἀπειλοῦντες, ἢν μὴ Μεσήνην ἀφῶσιν αὐτόνομον. λεγόντων ἀφεῖναί τινων Ἀρχίδαμος νέος ὢν ἔτι παραινεῖ τὸν πόλεμον δέξασθαι. πέπεικε, τροπὴ γέγονε τῶν δυσμενῶν καὶ γράφεταί τις παρανόμων Ἀρχίδαμον. μελετῶμεν τὸν Ἀρχίδαμον (= Ἀρχίδαμος) (t. VI 443–461 = decl. 24 t. IV 420–430 R.) mit προθεωρία. Das Thema ist fingiert (Kohl Nr. 201) nach dem Ἀρχίδαμος des Isokrates VI. Lateinische Übersetzung von Bened. Bursa seit 1442 Prof. in Ferrara, das prooem. publ. t. VI 440.

decl. 25 Ἐν Κορίνθῳ γέγονεν ἑταίρα τις εὐπρε­πὴς Λαὶς ἐραστὰς πολλοὺς ἐπισπωμένη τῷ κάλλει. ἐντεῦθεν πολλῆς ὑποφθειρομένης νεότητος γράφει τις ἀπελαύνειν τῆς πόλεως Λαίδα. ἔπεισε. μετὰ ταῦτα πολλῶν κατὰ τὴν πόλιν γινομένων μοιχῶν καὶ νόμου κειμένου τὸν λαμβανόμενον ἐπ’ αὐτο­φώρῳ μοιχὸν ἀποκτίννυσθαι πολλοὶ τὴν ἀπὸ τοῦ νόμου ζημίαν ὑπέμενον. καὶ γράφει τις Λαίδα πάλιν κατάγειν ἑτέρου τινὸς ἀντιλέγοντος. μελετῶμεν τὸν ἂντιλέγοντα (= Lais) (t. VI 467–492 = decl. 25 t. IV 430–446 R.) mit προθεωρία (Übertragung einer Thesis (Anon. Rhet. Gr. VIII 409, 13 W.) auf die berühmte Lais (Kohl Nr. 224).

An der Spitze der

b) ethologischen Deklamationen steht als berühmteste und lustigste

decl. 26 Δύσκολος γήμας λάλον γυναῖκα ἑαυτὸν προσαγγέλλει (t. VI 511–544 = decl. 6 t. IV 134–150 R.): ein Hypochonder, der eine Frau ge­nommen hat, die ihm durch ihre Geschwätzigkeit das Leben unerträglich macht, bittet den Rat um Darreichung des Schierlingsbechers. Sie ist ein Prachtstück des χαρακτηρισμός, auf Studium der betreffenden Literatur sowie der jüngeren atti­schen Komödie zurückgehend (Heiberg Den gnavne Mand og den snakkesalige Kone. En Ovelsestale av L., Kopenhagen 1918), wenn auch die Annahme Kocks (Herm. XXI 394. CAF III 670. 39), daß eine Komödie, der Δύσκολος Menanders zugrunde liege, wie er in der Annahme wörtlicher Entlehnungen verfehlt ist, zu weit gegangen ist. Wie gefeiert die Deklamation war, zeigen ep. 17 und 19 der Basileios-L.-Korrespondenz, auch Chorikios hat sie im Φιλάργυρος benützt (vgl. Rother De Choricii studiis Libanianis, Breslau 1912, 51). Lateinische Übersetzung von Saltza, Lipsiae 1511, italienische von Stratico (Strategos) in Venedig (Hdr. mit gr. Text in der Vallicellana CXVI 14, s. t. VI 505).

decl. 27 Δύσκολος ὤλισθεν. ὁ παῖς παρὼν ἐγέλασε, καὶ ἀποκηρύττει αὐτόν (t. VI 550–563 = decl. 36 t. IV 612–621 R.): Die Deklamation be­ruht wie 26 und die folgenden auf dem Studium der Literatur der χαρακτηρισμοί und der atti­schen Komödie, über ἀποκηρύττειν in juristi­scher Bedeutung s. Lewald Ztschr. d. Sav.-Stift. 1913, 441f. und Cuq Un nouveau document sur l’Apokeryxis, Mémoires de l’acad. inscr. Par. 1913

[2515] decl. 28 Παράσιτος ἐπὶ δεῖπνον κληθεὶς βουλόμενος θᾶττον ἀπαντῆσαι ἵππον λαβὼν τῶν ἐξ ἱπποδρόμου ἦλθεν εἰς τὴν οἰκίαν τοῦ κεκληκότος. βωμὸς δὲ ἦν πρὸ τῆς αὐλείου θύρας, νομίσας δὲ καμπτὸν (Zielstein der Rennbahn) εἶναι τὸν βωμὸν ὁ ἵππος ἔκαμψε καὶ συναρπάσας τὸν παράσιτον ἀπήγαγε, καὶ μείνας ἄδειπνος τῇ ὑστεραία ἑαυτὸν προσαγγέλλει (t. VI 573–588 = decl. 7 t. IV 150–158 R.) und erbittet den Tod für sich von den Richtern. Auszug bei Tzetzes 160. ἱστορία – chil. VIII 23–31.

[decl. 29 Παράσιτος τοῦ τρέφοντος αὐτὸν φιλοσοφήσαντος ἑαυτὸν προσαγγέλλει (t. VI 593–610 = decl. 11 t. IV 216–227 R.) und erbittet den Schierlingsbecher. Ohne Witz und dürftig, reich an dem L. fremden Wendungen und Wörtern, von Jacobs als Nachahmung von decl. 28 er­kannt.]

decl. 30 Φθονερὸς τοῦ γείτονος αὐτοῦ πλουτήσαντος ἐξαίφνης ἑαυτὸν προσαγγέλλει (t. VI 617658 = decl. 8 t. IV 159–180 R.), in jüngeren Hss. Δύο γείτονες ἦσαν πτωχοί· καὶ τοῦ ἑνὸς αἴφνης πεπλουτηκότος ὁ ἕτερος προσιὼν τοῖς δικασταῖς αἰτεῖ κώνειον überschrieben.

decl. 31 Νόμος τὸν εὑρόντα θησαυρὸν τῇ πόλει διδόναι χιλίας. φιλάργυρος εὕρων θησαυρόν, πεντα­κοσίας δραχμᾶς, καὶ ἀπαιτηθεὶς χιλίας ἀποθανεῖν ἀξιοῖ (t. VII 7–37 = decl. 10 t. IV 198–216 R.). Benutzt im φιλάργυρος des Chorikios (Rh. Mus. XLIX 503f.) Rοther 50.

decl. 32 Φιλάργυρος ἐρασθεὶς ἑταίρας καὶ μισθὸν ἀπαιτούμενος ἑαυτὸν προσαγγέλλει (t. VII 42–72 = decl. 47 t. IV 827–840 R.) und erbittet den Schierlingsbecher.

decl. 33 Φιλαργύρου παῖς ἀριστεύσας ᾔτησεν εἰς τὴν δωρεὰν θαλλοῦ στέφανον καὶ ἀποκηρύσσεται (t. VII 79–109 = decl. 37 t. IV 622–638 R.): Ausgangspunkt wohl Aischin. III 187 über den Olivenkranz, u. a. sind Aristoph. Wolken benutzt. Muster für Chorikios φιλάργυρος (Rh. Mus. XLIX 504f.) und die Entgegnung des Sohnes (Rh. Mus. XLIX 481). Pietsch De Choricio Patrocli decl. auctore, Bresl. Phil. Abb. 42 (1910) 81f. Rother 17–49.

[decl. 34 Φιλαργύρου παῖς τοῦ πατρὸς αὐτοὶ κάμνοντας ηὔξατο τῷ Ἀσκληπιῷ τάλαντον δώσειν, εἰ ὁ πατὴρ τὴν νόσον διαφύγοι. ὑγιάνας ὁ πατὴρ ἀποκηρύττει τὸν παῖδα (t. VII 117–141 = decl. 39 t. IV 654–669 R.) mit προθεωρία. Öde, trocken, kunstlos und dürftig, häufige Wieder­holungen von Wörtern und Sätzen, Polysyndeta und Asyndeta, hybride Formen, wie ἦς statt ἦσθα (vgl. decl. 18), οἶδας statt οἶσθα, οἶσα statt ᾔνεγκα, ἐκέρδησα statt ἐκέρδανα, nicht Demosthenes und Platon (Richtsteig 160) sind benutzt, son­dern L. selbst, besonders decl. 33. Gegenrede des Sohnes von Gregorios Kypros (t. VII 142–179).]

decl. 35 Πλούσιος ἐν λιμῷ θρέψειν ὑπισχνεῖτο τὴν πόλιν, εἰ ἐκδιδοίη τὸν ἐχθρόν αὐτῷ. ἡ μὲν οὐκ ἔδωκεν, ὁ δὲ (der Arme) ἀξιοῖ ἀποθανεῖν κατὰ τὸν τοῦτο δίδοντα νόμον (t. VII 185–201 = decl. 12 t. IV 227–240 R.), damit die Stadt von der Hungersnot befreit werde.

decl. 36 Νόμος τὸν θορύβου καὶ στάσεως αἴτιον ἀποθνήσκειν. πένης ῥήτωρ ἐχθρὸς ἦν πλουσίῳ τὰ πολιτικά. ἐν λιμῷ καὶ πολιορκία ὁ πλούσιος ἐπηγγείλατο νίκην, εἰ τοῦ πένητος ἡ γλῶττα τμηθείη· ἔλαβε. νυκτὸς ἐξελύλών ἀπεδίωξε τοὺς πολεμίους. [2516] τὴν ἡμέραν δημηγοροῦντος αὐτοῦ ὁ πένης παρὼν ἐδάκρυσε. κατέλευσεν ὁ δῆμος τὸν πλοῦσιον καὶ ὁ πένης ὑπάγεται τῷ νόμῳ (t. VII 207–233 = decl. 42 t. IV 707–723 R.): Verteidigung des Armen, der wegen Erregung eines Aufruhrs an­geklagt ist.

decl. 37 Πλούσιος ἀριστεύσας ᾒτησεν εἰς τὴν δωρεὰν τοὺς φυγάδας ἐπανελθεῖν. αὖθις ἀριστεύ­σας ᾒτησε τοὺς ἀτίμους ἐνίιμους γενέσθαι. τρίτον ἀριστεύσας καὶ δεσμωτῶν αἰτησάμενος λύσιν τυραννίδος ἐπιθέσεως ὑπὸ ῥήτορος κρίνεται (t. VII 240–259 = decl. 31 t. IV 540–552 R.). Lateinische Übersetzung von Chierigato (Foerster Zambeccari 43. 328).

deel. 38 Φήμη ἦν συνεῖναι τὸν πλούσιον τῇ τοῦ πένητος γυναικί. ἔθηκεν ὁ πένης νόμον κελεύοντα τοὺς μοιχοὺς ἀκρίτους ἀποκτιννύναι. ἐνράψατο ὁ πλούσιος (als gesetzwidrig), εἷλε καὶ κρίνει αὐτὸν ὁ πένης μοιχείας (t. VII 265–290 = decl. 32 t. IV 552–568 R.).

decl. 39 Φήμη ἦν συνεῖναι τὸν πατέρα τῇ τοῦ παιδὸς γυναικί. νόμον ἔθηκεν ὁ πατὴρ ἐξεῖναι τοὺς παῖδας ἀκρίτους ἀποκτιννύναι. τίθησι καὶ ὁ παῖς νόμον ἐξεῖναι τοὺς μοιχοὺς ἀκρίτους ἀποκτιννύναι (t. VII 295–316 = decl. 33 t. IV 568–581 R.).

[decl. 40 Νόμος τὸν ἄνδρα τὴν προῖκα τῆς μοιχευθείσης ἀποκερδαίνειν. ἐπείρασέ τις τὴν ἑαυτοῦ γυναᾶκα ὡς ἀλλότριος ἐπὶ μοιχείᾳ καὶ εἷλεν. ὁ πατὴρ τὴν αἰσχύνην πτοηθεὶς ἐπέδωκεν ἑτέραν προῖκα, ὁ δὲ καὶ ταύτην ἐφ’ οἷς καὶ τὴν προτέραν κατέσχε καὶ ὁ πατὴρ αὖθις ἑτέραν ἐπέδωκεν. ὡς δὲ ταῦτα πολλάκις ἐκεῖνος μὲν ἐποίει, ἡ δ’ ἠπατᾶτο. τελευταῖον ὁ πατὴρ καὶ ἀμφότερους ἀποκτείνας κρίνεται (t. VII 324–366 = decl. 34 t. IV 581–612 R.) mit προθεωρία. Ohne Grazie und Schlicht­heit, unbehilflich und geschwätzig, Stileinheit fehlt, viele poetische, L. fremde oder nur in ande­rer Bedeutung vorkommende Wörter: folglich. L abzusprechen. Verfasser ist jünger als der um 485 lebende Sopatros von Alexandreia, der Lehrer des Severus von Antiocheia (Vita Severi in Kugener Patrol. Orient II 12), in dessen διαίρεσις ζητημάτων eine fast gleiche μελέτη (Rhet. gr. VIII 229, 17f. W.) stand, und scheint identisch mit dem Verfasser von decl. 43.]

decl. 41 Λοιμὸς ἐπεῖχε τὴν πόλιν, ἔχρησεν ὁ θεὸς παύσασθαι τὸν λοιμόν, εἰ ὁ δῆμος ἑνός του τῶν πολιτῶν παῖδα θύσειεν. ἔλαχεν ὁ τοῦ μάγου. ὑπισχνεῖται, παύσειν τὸν λοιμόν, εἰ ἀπόσχοιντο τοῦ παιδός. βουλεύονται (t. VII 371–394 = decl. 42 t. IV 723–738 R.): ein Bürger spricht gegen die Annahme des Versprechens des Magiers. In des­sen Zeichnung fließen Züge des Teiresias aus Soph. König Oidius v. 387ff. mit denen eines christlichen Priesters zusammen. Der Magier selbst stammt aus der Schilderung der Pest bei Thuk. II 47, 3.

decl. 42 Τύραννος ᾒτησεν ἐξ ἀστυγείτονος πό­λεως μειράκιον ὡραῖον ἀπειλῶν πόλεμον, εἰ μὴ λάβοι. ἐδέξατο τὸν πόλεμον ἡ πόλις. ἐπῆλθεν ὁ τύραννος, πολιορκουμένης τῆς πόλεως ὁ πατήρ ἀποκτείνας τὸ μειράκιον ἔρριψεν ἀπὸ τοῦ τείχους ἐπελθόντος τοῦ τυράννου κρίνεται φόνου (t. VII 400–430 = decl. 27 t. IV 460–478 R.): Nachgebildet von Chorikios im παιδοκτόνος (Lib. t. IV 771 R.; p. 205–238 Boiss.). S. Rother 38–44.

[decl. 43 Νόμος ἦν μετὰ τοῦ τυράννου καὶ τοὺς παῖδας ἀποσφάττεσθαι, ἕτερος νόμος τὸν τυραννοκτόνον [2517] ὅτι βούλοιτο αἰτεῖν. γυνὴ τὸν ἑαυτῆς ἄνδρα τυραννοῦντα ἀποσφάξασα εἰς δωρεὰν αἰτεῖ τοὺς παῖδας. μελετῶμεν τὸν ὑπὲρ τῆς τυραννοκτόνου λέγοντα (t. VII 437–474 = decl. 45 t. IV 798–817 R.) mit προθεωρία. Unecht aus denselben Gründen wie decl. 40, die von demselben jugend­lichen Verfasser herrührt. Auch hier ist eine Deklamation der Sopatros-Sammlung benützt; da­neben der τυραννοκτόνος des Chorikios und der Κάλλαισχρος (decl. 14) des L. Vgl. Rother 73ff.

decl. 44 Νόμος τὸν ἐπὶ τῆς ἐκκλησίας ὀφθέντα ξένον ἀποθνήσκειν ὑπὸ τοῦ στρατηγοῦ. ξένος ὀφθεὶς ὑπαγόμενος ἔφη τι μηνύειν ἔχειν ἀπόρρητον, ἀπέκτεινεν αὐτὸν ὁ στρατηγός. μετὰ ταῦτα ἡ πόλις ἐτυραννήθη. καταλυθέντος τοῦ τυράννου κρίνεται, συνειδότος (diese hsl. Lesart ist im Hinblick auf decl. 49 p. 689, 12 statt des von Reiske konjizierten ὡς συνειδώς beizubehalten; t. VII 480–521 = decl. 28 t. IV 479–501 R.): Der Strategos d. i. Gouverneur (vgl. Cohen De magistratibus Aegypt. externas Lagidarum provincias administrantibus, Haag 1922. Philipp Lit. Zentrbl. 1913, 1397f.) verteidigt sich gegen die Anklage der Mitwisserschaft mit dem Plane des Tyrannis erstrebenden Bürgers.

[decl. 45 τὰς πλείους ψήφους κρατεῖν νόμος ἐκέλευεν, ἑπτὰ δικαστῶν δύο κατέγνωσαν θάνατον, δύο ἀτιμίαν, τρεῖς φυγήν, ἀξιοῖ φεύγειν ὁ κατεγνωσμένος (t. VII 526–543 = decl. 29 t. IV 502–511 R.) mit προθεωρία. Dürftig im Inhalt und in der Behandhmgsweise, bietet die Dekla­mation auch verschiedene dem L. fremde Formen und Wörter. Der akzentuierende Satzschluß ist strikt beobachtet: Schülerarbeit späterer Zeit. Erst Ioannes Doxopatri im Kommentar zu Hermogenes περὶ εὑρέσεως kennt sie als Bestandteil des Corpus der L.-Deklamiationen. Gasda Krit. Bem. z. d. Dekl. d. L. Lauban 1874, 20.]

decl. 46 Ἔχων τις γυναῖκα καὶ ὢν ὑπὸ πατρὶ ἀπεδήμησεν. ἐγένετο ὑπὸ λῇσταῖς. ἔγραψε πρὸς τὸν πατέρα λυθῆναι δεόμενος, ὁ δὲ οὐχ ὑπήκουσεν. ἡ γυνὴ ἀποδομένη τὰ ὄντα αὑτῇ ἐπλευσεν ἐπὶ τῷ λύσασθαι. ναυαγίᾳ ἐχρήσατο. ἐξεβράσθη εἰς τὸν τόπον ἐν ᾧ ἦν ὁ ἀνήρ. ἰδὼν ἐκεῖνος τὸ σῶμα καὶ ἐπιγνοὺς ἐδάκρυσε. γνόντες οἱ λῇσταί τὴν αἰτίαν ἀφῆκαν αὐτόν. ἐπανελθὼν ἀναγκάζεται ὑπὸ τοῦ πατρὸς γαμεῖν καὶ μὴ βουλόμενος ἀποκηρύσσεται (t. VII 550–577 = decl. 37 t. IV 639–653 R.) mit προθεωρία, die ein Pompeianus verfaßt hat (σκέμμα προὔβαλεν heißt in den Hdrr. der Ekloge[WS 5]): der Sohn bittet die Richter, der Ver­stoßung die Genehmigung zu versagen.

decl. 47 Ἔχων τις δύο παῖδας πρὸς τὸν ἕτερον ἐχθρωδῶς διέκειτο. ἀρρωστῶν ἐκέλευσε τῷ παιδὶ ἐν ταῖς διαθήκαις αὐτὸν μόνον ἐγγράφειν κληρονόμον. ὁ δὲ καὶ τὸν ἀδελφὸν ἔγραψεν. ὑγιάνας ὁ πατὴρ καὶ εὑρὼν καὶ τὸν ἕτερον ἐγγεγραμμένον ἀποκηρύττει τὸν ἐγγράψαντα (t. VII 583–608 = decl. 39 t. IV 669–686 R.): der Sohn bittet die Richter, der Verstoßung die Bestätigung zu versagen.

decl. 48 Δύο τις ἔχων παῖδας τὸν ἕτερον ἀπεκήρυξεν. ὁ ἐπὶ τῆς οἰκίας ἀριστεύσας ᾒτησεν εἰς τὸ γέρας τὸν ἀδελφὸν ἀναληφθῆναι. ἀντειπόντος τοῦ πατρὸς οὐκ ἔπεισεν. ἀξιοῖ καὶ αὐτὸς ἀποκηρύττεσθαι (t. VII 612–639 = decl. 40 t. IV 687–707 R.).

[decl. 49 Διέσωσέ τις ἐμπρησμοῦ γενομένου τὸν [2518] ἑαυτοῦ πατέρα. πειρώμενος σῴζειν καὶ τὴν μητέρα καὶ τοῦ σῶσαι διήμαρτε καὶ τοὺς ὀφθαλμοὺς προσαπώλεσεν. ἐπεισήγαγεν αὐτῷ μητρυιὰν ὁ πατήρ. αὕτη δεδεμένον φάρμακον ἐν τοῖς ἱματίοις τοῦ παιδὸς ἔδειξε τῷ πατρί. καὶ πυνθανομένου τοῦ πατρὸς πόθεν εἴη τὸ φάρμακον οὐδὲν ἀπεκρίνατο. μετὰ ταῦτα γράφων διαθήκην τῇ μὲν γυναικὶ τὸν κλῆρον εἴασεν, ἀποκληρονόμον δὲ τὸν παῖδα κατέλιπε. καὶ νυκτὸς θορύβου γενομένου κατὰ τὴν οἰκίαν καὶ πολλῶν συνελθόντων εὕρηται ὁ μὲν πατὴρ νεοσφαγής, τὸ δὲ ξίφος τοῦ παιδὸς παρακείμενον, ἡ δὲ μητρυιὰ παρακαθεύδουσα, ὁ δὲ τυφλὸς ἑστὼς ἐπὶ τοῦ οὐδοῦ τῆς οἰκίας ἐν ᾓ καθ’ ἑαυτὸν ἔμενεν. ἀντεγκαλοῦσιν ἀλλήλοις (als Mörder) ὁ τυφλὸς καὶ ἡ μητρυιά (t. VII 647–699 = decl. 43 t. IV 739–770 R.) mit προθεωρία: die Anklage des Sohnes gegen die Stiefmutter; weitschweifig, Beobach­tung des akzentuierenden Klauselgesetzes, viele von L. gemiedene Wörter und Wortformen, dem L. abzusprechen (v. Rοhden De mundi miraculis. Bonn 1875, 40ff.). Zu den Hss. hinzuzufügen Par. Suppl. 675 saec. XV fol. 239, der wohl aus Ath. Laur. S. Athanasii Ω 123 geflossen ist.]

decl. 50 Ἐγράψατό τις τὸν ἑαυτοῦ παῖδα βουλεύσεως. ὁ παῖς ἀκρίτως ἀποθανεῖν ἀξιοῖ κατὰ τὸν περὶ τῶν ἀκρίτων νόμον (t. VII 703–726 = decl. 48 t. IV 841–852 R.).

Wegen des Inhalts, nicht wegen der Form, darf den Deklamationen angeschlossen werden die in der einzigen Hs. Par. 2720 s. XV/XVI fol. 95 als μελέτη λιβανίου überschriebene

[decl. 51 Monodie eines φιλάργυρος t. VII 729–736: ein Geizhals klagt über den Verlust eines von ihm vergrabenen und von Dieben entführten Schatzes. Sicher unecht wegen der abweichenden Sprache und des Stils. Sie zeigt Studium des L., wenn auch weniger als des Lukian, namentlich des Ikaromenippos, und der attischen Komödie, wenn auch Κοcks Verfahren, der Deklamation ganze Komödienverse zu entnehmen, nicht zu billigen ist. Erstausgabe Boissonade Anecd. gr. I 165–170.]
III. Προγυμνάσματα

III. Προγυμνάσματα (‚Vorübungen‘, d. i. Anfängerübungen) sind ebenfalls nicht von L. selbst herausgegeben worden; die Ausgabe, die nach seinem Tode veranstaltet wurde, umfaßte Proben aller Gattungen in der Reihenfolge, die in der Rhetorenschule herrschend geworden war. Doch mischte sich auch hier, wie bei den μελέται, im Laufe der Zeit viel Unechtes ein. Daß das ganze Corpus unecht sei, ist eine haltlose Behauptung von Maas BLZ 1915, 1392f., vgl. Münscher Burs. Jahresher. CLXX (1915) 140.

1. μῦθοι (t. VIII 24–28 = IV 85Sf. R.): α’ Οἱ λύκοι παρὰ τῶν προβάτων, Wölfe und Schafe. β’ Σεμνὸς ἦν ὁ[WS 6] ἵππος, Pferd und Schildkröte. γ’ Ἔδοξε τῷ Διΐ, Krähe und Schönheitsgericht der Vögel.

2. διηγήματα, echt nur α’–γ’ (t. VIII 33f. = IV 855 R.): α’ περὶ Δηιάνειρας, β’ περὶ Ὑακίνθου, γ’ περὶ Ἀλφειοῦ, bedenklich die folgenden drei (t. VIII 35–37 = 1108 und 1106 R.): δ’ περὶ τῆς Πίτυος, Pitys, Pan und Boreas. ε’ περὶ τοῦ Ἀγαμέμνονος, Opfer der Iphigenie. ς’ περὶ Δαναοῦ καὶ Αἰγύπτου, Danaos und Hypermnestra. Unecht, zum Teil sicher und wahr­scheinlich von Nikolaos von Myra (vgl. Orinsky De Nicolai et Lib. qu. fer. progymnasmatis, Bresl. [2519] Auszug 1920, ausführliche Anzeige Richtsteig Philol. Woch. 1921, 697ff.); die übrigen im Vat. gr. 305 (t. VIII 38–58 = 1099–1111 R.) er­haltenen: ζ’ περὶ Ἡφαίστου, Lösung der Fesseln der Hera durch Hephaistos. η’ περὶ Ἀκαλανθίδος. θ’ περὶ Καπανέως. ι’ περὶ Ἀδραστείας. ια’ περὶ Πολυκράτους (Vorlage Herodot. III 41 f.) ιβ’ περὶ Καλλιστοῦς. ιγ’ περὶ Σιμωνίδου. ιδ’ περὶ Νεο­πτολέμου. ιε’ περὶ Ἀλκήστιδος. ις’ περὶ Κανδαύλου. ιζ’ περὶ Δάφνης. ιη’ περὶ Πρόκνης καὶ Φι­λομήλας. ιθ’ ἄλλως (von Nikolaos nach Orinsky a. a. O.). κ’ περὶ Μαρσύου καὶ αὐλῶν. κα’ περὶ Πασιφάης. κβ’ ἄλλως (von Nikolaos nach Orin­sky). κγ’ περὶ Ἡρακλέους. κδ’ ἄλλως (von Nikolaos nach Orinsky). κε’ περὶ Λητοῦς. κς’ περὶ Ἀλεκτρυόνος. κζ’ περὶ τῆς τοῦ Πάριδος ἡρπαγῆς. κη’ περὶ Ἰκαρίου. κθ’ περὶ Ἀρίωνος. λ’ περὶ Ἀλφειοῦ. λα’ περὶ Δηιάνειρας (von Nikolaos nach Orinsky). λβ’ περὶ Πίτυος (von Ni­kolaos 8). λγ’ περὶ Ἀταλάντης. λδ’ ἄλλως (von Nikolaos 10). λε’ περὶ Κηφέως καὶ Περσέως. λς’ αλλως (von Nikolaos[WS 7] 6). λζ’ περὶ Ῥήνου (von Nikolaos nach Orinsky). λη’ περὶ τῶν Ἀλωαδῶν καὶ περὶ Ἐλάτης (von Nikolaos nach Orinsky). λθ’ περὶ Ἐνιπέως (von Nikolaos nach Orinsky). μ’ περὶ τοῦ τῆς Ἀμαλθείας κέρως. μα’ περὶ Δανάης.

Diese διηγήματα publizierte nach einer Ab­schrift des Vatic. 305 zuerst Allatius Excerpta Varia, Rom 1641, 47ff. Eine Auswahl gab J. Jacobs De progymnasmaticorum studiis mythogr., Marburg 1899, 16f. Die Entdeckung Mosels (s. Werner De L. stud. Herodoteis, Breslau 1910, 8, 2), aufgenommen von Orinsky (s. Richtsteig Philol. Woch. 1921, 700), daß manche dieser διηγήματα nach der Silbenzahl ge­baut seien, so daß eine Gliederung nach Strophe, Antistrophe und Epodos sich ergeben soll, er­scheint völlig unglaublich. v. Wilamowitz (Herm. LVII 1923, 84) konstatiert, daß die ἄλλως-Stücke und einige andere Überarbeitungen streng nach dem Klauselgesetz seien (nr. 19. 22. 24. 28. 30. 31. 34. 36. 39); es sind im wesent­lichen dieselben, die Orinsky dem Nikolaos zuschreibt.

3. χρεῖαι (t. VIII 63–102 = t. IV 856–875. 1122–1159 R.). α’ Ἀλέξανδρος ἐρωτηθεῖς παρά τινος, ποῦ ἂν ἔχοι τοὺς θησαυρούς, τοὺς φίλους ὑπέδειξεν· ein beliebtes Thema (vgl. or. VIII 8. Theon prog. 5), wohl nachgebildet in der Chrie einer 1744 im Haag verkauften, heute verschol­lenen Hs.: Ἀλέξανδρος ὁ Μακεδὼν ἐρωτηθείς, ποῦ οἱ θησαυροὶ τῶν χρημάτων οἷς τὰ ἐν χερσὶ κατορθοῖ, τοὺς φίλους ἔδειξεν. β’ Διογένης μειράκιον ἰδὼν ἀτακτοῦν τὸν παιδαγωγὸν ἔπαισεν ἐπειπών τι γὰρ τοιαῦτα παιδεύεις, ebenfalls be­liebtes Thema (Hermog. prog. 3 p. 6, 19ff. R. Doxop. zu Aphthon. homil. II 285, 13 W.), stark benützt von Nikolaos prog. 8, I 272, 21 W. γ’ Ἰσοκράτης τῆς παιδείας τὴν μὲν ῥίζαν ἔφη πικράν, τοὺς δὲ καρποὺς γλυκεῖς, ebenfalls be­liebt (Hermog. 3 p. 7, 13ff. Aphthon. 3, t I 63, 14 W. Doxop. z. d. St. t. II 272, 14. [δ’ Θεό­φραστος ἐρωτηθείς, τί ἐστιν ἔρως, ἔφησε πάθος ψυχῆς σχολαζούσης, inhaltlich schwach und for­mell dürftig, dem L. abzusprechen mit v. Rohden De mundi miraculis 42.]

4. γνῶμαι (t. VIII 106–120 = t. IV 875 [2520] —881. 1125ff. R.). α’ οὒ χρὴ παννύχιον εὕδειν βουληφόρον ἄνδρα (Hom. Il. II 24), beliebtes Thema (Hermog. 4. Aphth. 4; dazu Doxop. t. II 306, 22ff. Vgl. W. Schmid Lit. Zentralblatt 1915, 665). [β’ ἡ αὐτὴ γνώμη ἑτέρως, von α’ abhängig, unecht.] [γ’ δεῖ δὴ χρημάτων καὶ ἄνευ τούτων οὐδὲν ἔστι γενέσθαι τῶν δεόντων aus Dem. Ol. I 20 geschöpft, mit weitgehender Be­nützung des Demosthenes (Fuhr Berl. Phil. Woch. 1916, 1167) und des L., wohl vom selben Ver­fasser wie Chrie δ’.]

5. ἀνασκευαί, refutationes (t. VIII 123–135 = IV 881–884. 1127–1131 R.). α’ ὅτι οὐκ εἰκὸς τὸν Χρύσην εἰς τὸν ναύσταθμον ἐλθεῖν τῶν Ἑλλή­νων, aus Hom. Il. I 15ff, geschöpft. [β’ ὅτι οὐκ εἰκότα τὰ κατὰ τὸν Αἴαντα τὸν Λοκρόν, die Ver­gewaltigung der Kassandra behandelnd (s. Hom. Od. III 135, Hypotheseis der Iliupersis und der Nostoi), vielleicht von demselben Verfasser, wie Chrie δ’ und γνώμη γ’.]

6. κατασκευαί, confirmationes (t. VIII 138–154 = t. IV 884–893. 1131–1134 R). α’ ὅτι εἰκότα τὰ κατὰ τὴν κρίσιν τῶν Ἀχιλλέως ὁπλῶν, in der gleichen κατασκευή des Nikolaos I 292 W. benützt. β’ ὅτι εἰκότα τὰ κατὰ τὴν Ἀχιλλέως ὀργήν. [γ’ ὅτι εἰκότα τὰ κατὰ τὸν Αἴαντα τὸν Λο­κρόν, nicht von L., vielleicht vom Verfasser der ἀνασκευή β’, mit der sie sich stark berührt.]

7. κοινοὶ τόποι (t. VIII 158–208 = t. IV 893–924 R.). α’ κατὰ ἀνδροφόνον, mit weit­gehender Benützung des Demosth. β’ κατὰ προδότου. γ’ κατὰ ἰατροῦ φαρμακέως. δ’ κατὰ τυ­ράννου. ε’ ὑπὲρ τυραννοκτόνου.

8. ἐγκώμια (t. VIII 216–277 = IV 925–929. 1074–1077 R.). α’ Διομήδους. β’ Ὀδυσσέως. γ’ Ἀχιλλέως. δ’ Θερσίτου. ε’ Δημοσθένους, mit Benützung des Demosth. und der Hypotheseis mit βίος des Demosth. von L. (Bielski 66f.), sowie des Demosth. Enkomions unter Lukians Na­men oder dessen Quelle (Drerup Dem. im Ur­teile des Alt., Würzburg 1923, 212ff.). ς’ δι­καιοσύνης. ζ’ γεωργίας. η’ βοὸς συγγραφικῷ χαρακτῆρι, das auserlesene Hauptstück aus den Enkomien, benutzt von Nikolaos I (332, 23 W.). [θ’ φοίνικος καὶ μηλέας, nur in drei jungen, auf dieselbe Vorlage zurückgehenden Hss., dem L. zu­geschrieben, gehört dem Nikolaos (I 265 W.)].

9. ψόγοι (t. VIII 282–328 = t. IV 962–991 R.). α’ Ἀχιλλέως. β’ Ἕκτορος. γ’ Φιλίππου, mit Be­nützung des Demosth. und der ἱστ. Φιλιππικαί (s. zu decl. 17, Bielski 68 und 41). δ’ Αἰσχίνου, mit Benützung des Demosth. und Aischin. nebst Hypotheseis und βίοι (Bielski 70f.). ε’ πλούτου. ς’ πενίας, ein sehr beliebtes, auf den Πλούτος des Aristophanes zurückgehendes Thema. Vgl. Wilh. Meyer Laudes inopiae, Gött. 1915. ζ’ ὀργῆς, das Hauptstück unter den ψόγοι des L. [η’ ἀμπέλου, von Nikolaos (= Rhet. I 343 W).].

10. συγκρίσεις (t. VIII 334–360 = t. IV 992–1008 R.). α’ Ἀχιλλέως καὶ Διομήδους. β’ Αἴαντος καὶ Ἀχιλλέως. γ’ Δημοσθένους καὶ Αἰσχίνου. Quellen wie beim ἐγκώμιον Δημοσθ. und ψόγος Αἰσχίνου (s. Bielski 72), benutzt von Nikolaos σύγκρ. 2 (Rhet. I 358 W.). δ’ ναυτιλίας καὶ γεωργίας. ε’ ἀγροῦ καὶ πόλεως.

11. ἠθοποιίαι (t. VIII 372–437 = t. IV 1009–1046. 1096–1098 R.). α’ τίνας ἂν εἴποι λόγους Μήδεια μέλλουσα ἀποσφάττειν τοὺς ἑαυτῆς παῖδας, [2521] von Euripid. Medea abhängig, stark mit Ovid. Her. 12 sich berührend. β’ τ. ἂ. ε. λ. Ἀνδρομάχη ἐπὶ Ἕκτορι. γ’ Ἀχιλλεὺς ἐπὶ Πατρόκλῳ κειμένῳ. ὁ Ἀχιλλεὺς ἡττωμένων τῶν Ἑλλήνων. ε’ Αἴας μέλλων ἑαυτὸν ἀποσφάττειν. ς’ Αἴας μετὰ τὴν μανίαν, mit starker Anlehnung an Soph. Aias. ζ’ Αἴας στερηθεὶς τῶν ὅπλων, Echtheit zweifelhaft. η’ ἡ Νιόβη κείμενων τῶν παίδων, benutzt von Aphthonios (I 102 W.) und Nikolaos (I 304, 25). [θ’ τὸ αὐτό, weitschweifig und kunstlos, Echtheit zweifelhaft.] ι’ ὁ Βελλεροφόντης μέλλων μάχεσθαι τῇ Χιμαίρᾳ. ια’ ζωγράφος γράφων τὸν Ἀπόλ­λωνα εἰς δαφνινὸν ξύλον τοῦ ξύλου μὴ δεχόμενου τὰ χρώματα. ιβ’ Ἀχιλλεὺς ἐρῶν μετὰ τὰν ἀναίρεσιν Πενθεσιλείας. [ιγ’ τὸ αὐτό, wie 9.] ιδ’ ὁ Χειρὼν ἀκούσας ἐν τῷ παρθενῶνι τὸν Ἀχιλλέα εἶναι. ιε’ Ἀχιλλεὺς ἀφαιρούμενος τὴν Βρισηΐδα. ις’ Πολυξένη κελευομένη παρὰ τῶν Ἑλλήνων κομιζεσθαι λεγόντων αὐτῆ ὅτι νύμφη ἔση τοῦ Ἀχιλλέως, Echtheit zweifelhaft. ιζ’ Μήδεια γαμοῦντος ἑτέραν Ἰάσονος, Echtheit zweifelhaft. ιη’ πόρνη σωφρονήσασα, das Hauptstück unter den ἠθοποιίαι. ιθ’ δειλὸς θεασάμενος πόλεμον ἐν τῇ ἰδίᾳ οἰκίᾳ γεγραμμένον, Echtheit zweifelhaft. [κ’ δειλὸς φιλάργυρος εὕρων χρύσεον ξίφος, wie 9.] κα’ ὁ Μενέλαος μαθὼν περὶ τῆς Ἀγαμέμνονος τελευτῆς, benützt von Nikolaos (I 391 W). κβ’ Μενοικεὺς ὑπὲρ νίκης τῆς πατρίδος ἑαυτον ἀποσφάξαι βουλόμενος, dasselbe Thema bei Nikolaos (I 382 W.), Echtheit zweifelhaft. κγ’ Ὀδυσσεὺς ἐν τῷ τοῦ Κύκλωπος σπηλαίῳ καταληφθείς. [κδ’ Ὀδυσσεὺς πρὸς τὸν Κύκλωπα ὁρῶν τοὺς ἑταίρους ἐσθίοντα, wie 9.] [κε’ Ὀδυσσεὺς τοὺς μνηστῆρας ἀνελών, wie 9.] [κς’ εὐνοῦχος ἐρῶν, nur in einer jungen Paris. Hs. s. XV, sicher unecht, von Orinsky Nikolaos zugeschrieben, wohl nicht erst auf Grund von Fortunat. I 20 p. 96, 32 H. in neuerer Zeit gemacht.] [κζ’ ζωγράφος γράψας κόρην καὶ ἐρασθεὶς αὐτῆς, nur in demselben Paris, dem L. zu­geschrieben, in andern Hss. mit Recht unter dem Namen Severus. Vgl. t. VIII 368.]

12. ἐκφράσεις (t. VIII 460–546 = t. IV 1046–1096. 1111–1121 Ρ.). Die Zahl der unter L.s Namen überlieferten Beschreibungen beträgt 30. Nur die ersten 7 sind aus inneren, auch sprach­lichen, und äußeren (hsl.) Gründen für echt zu halten. α’ πεζομαχίας (in geringeren Hss. πολέ­μου). β’ γραφῆς ἐν τῶ βουλευτηρίῳ. γ’ δρόμου τῶν ἡρώων, Friedländer Johannes von Gaza 86, 2 glaubt darin akzentuierende Satzschlüsse zu finden und spricht sie L. ab. δ’ ἑτέρας γρα­φῆς ἐν τῷ βουλευτηρίῳ. ε’ καλανδῶν. ς’ μέθης. ζ’ ἔαρος συγγραφικῷ χαρακτήρι (vgl. Sinkο Melet. patrist. II 74 L. und die ἔκφρασις ἔαρος bei Gregor v. Naz. or. 44). Die folgenden neun sind dem Nikolaos zuzuschreiben (vgl. t. VIII 443 und Orinsky). η’ λιμένος. θ’ κήπου. ι’ θήρας. ια’ ναυμαχίας. ιβ’ λέοντος κατέχοντος ἔλαφον. ιγ’ Ἡρακλέους καὶ Ἀνταίου. ιδ’ ἑτέρα τῶν αὐτῶν. ιε’ Ἡρακλέους ἑστῶτος ἐν τῇ λεοντῇ. ις’ Ἥρας. Hervorstechend ist das dem Nikolaos eigene Studium des Thukydides, Beobachtung der akzentuierenden Klauseltechnik und Hiatus­scheu. – Die folgenden 12 mit Recht im Paris. 2918 Nikolaos zugeschrieben: ιζ’ Τρωάδας ἀπεστραμμένης. ιη’ Πολυξένης σφαττομένης ὑπὸ τοῦ Νεοπτολέμου. ιθ’ Προμηθέως. κ’ Μήδειας. κα’ Χιμαίρας. κβ’ Παλλάδος. κγ’ Αἴαντος. [2522] κδ’ Ταῶνος. κε’ τοῦ Τυχαίου. κς’ Ἡρακλέους[WS 8] βαστάζοντος τὸν Ἐρυμάνθιον κάπρον. κζ’ Ἀλεξάν­δρου τοῦ κτιστοῦ. κη’ Ἐτεοκλέους καὶ Πολυνείκους. Aus späterer Zeit sind: κθ’ πανηγύρεως, die Kenntnis der Lobrede des Chorikios auf Marcian voraussetzt (s. Rother 66f.; t. VIII 443 not. 1). λ’ κάλλους, aus der Schule von Gaza, s. t. VIII 445. not. 1.

Über die Frage der Realität der geschilderten Personen und Gegenstände s. Petersen Commentationes de Lib. sophista, Kopenhagen 1827. Matz De Philostratorum in describendis imaginibus fide, Bonn 1868. Lange Rh. Mus. XXXV 127. Bergstedt Studia archaeolog., Ups. 1881, 27–80; De descriptionib. statuarum L. mit text­kritischen Berichtigungen, nicht benützt bei Foerster. Friedländer Johannes v. Gaza 86.

13. θέσεις (t. VIII 550–566 = IV 1058–1064. 1134–1137 R.). α’ εἰ γαμητέον, ein beliebtes Diatribenthema (vgl. Bickel Diatribe in Senecae fragm. 1915, 18f. Wageningen Mnem. XLV 41f. Buddenhagen Περὶ γάμου, Zürich 1919. [β’ εἰ τειχιστέον. γ’ εἰ πλευστέον. β’ und γ’ im Paris. 2918 mit Recht Nikolaos zugeschrieben (= Rhet. I 415–418 W.)].

14. συνηγορίαι (t. VIII 568–571 = IV 1137f. R.). [νόμου τοῦ κελεύοντος τὰς τῶν ἀδελφῶν γαμετὰς μὴ γαμεῖν, von Nikolaos (= Rhet. I 419–420 W.)]
IV. Ὑποθέσεις τῶν λόγων Δημοσθένους.

IV. Ὑποθέσεις τῶν λόγων Δημοσθένους (t. VIII 600–681), eine auf Bitten des Proconsuls Montios und zunächst nur für diesen um 352 in Konstantinopel verfaßte Einführung in das Studium der Reden des Demosthenes, später als Einleitung zu den Werken des Demosthenes sehr verbreitet, in verstümmelter Gestalt auf uns gekommen; L. folgte einer Anordnung der Reden, wie sie uns ziemlich treu in einer Klasse von Hss. erhalten ist, an deren Spitze der Marcianus 416 (F) steht. Für den vorausgeschickten βίος ist außer den Reden des Demosthenes und Aischines älteres biographisches Material benutzt, vgl. Drerup 205ff., ἱστορίαι Φιλιππικαί nach Bielski 42. In den Hypotheseis verhält er sich im ganzen referierend, nur selten kritisch; so meint er, or. ε’ περὶ τῆς εἰρήνης sei nur vorbereitet, nicht wirklich gehalten; or. ζ’ περὶ Ἁλοννήσου spricht er, wie Kaikilios (frg. 139 Ofenloch), Demosthe­nes ab p. 619, 8: sowohl ἡ φράσις als ἡ τῆς συνθέσεως ἁρμονία weiche ab; sie sei ἀνειμένη τε καὶ διαλελυμένη, und am Schluß wende der Redner nicht παρρησία, sondern ὕβρις an; die Rede sei wohl von Hegesippos. or. ις’ περὶ τῶν πρὸς Ἀλέξανδρον συνθηκῶν sei unecht und wohl von Hypereides, auf den gewisse Ausdrücke führ­ten p, 629, 1f. Bei den beiden Reden π. Ἀριστογείτονος (or. κδ’) stimmt er denen, die, wie Dionys, sie für unecht erklärten, nicht bei p. 644. 17; desgleichen bei π. Νεαίρας (or. κε’) p. 645, 6 und den Vorniundschaftsreden (κη’–λβ’); sie be­ruhen auf Nachahmung des Isaios, dem sie von anderer Seite zugeschrieben wurden p. 651, 9f.; desgl. bei πρὸς τὴν Λακρίτου παραγραφήν (or. μβ’): τὸ τῆς φράσεως ἀνειμένον passe gerade für ἰδιωτικοὶ ἀγῶνες p. 663, 8, endlich bei πρὸς Φαίνιππον περὶ ἀντιδόσεως (or. να’) p. 672, 12.

In der Anordnung der Olynthischen Reden folgt er nicht Dionys, sondern Kaikilios, die [2523] gleiche findet sich in unseren Hss., vgl. Wolf Noch einmal Dionysios od. L.?, Progr. Czernow. 1882 gegen Holzinger Beitr. z. Erklärung des Demosthenes I. Dionysios oder L.?, Prag 1856. Blaß Chronol. Demosthenica vor Dem. or. I 25.

Die Schrift ist benutzt von Photios bibl. cod. 265, Joannes Doxop. im Comm. zu Hermog. und Gregorios Korinth. zu Hermogenes π. μεθ. δεινότ.
V. Ἐπιστολιμαῖοι χαρακτῆρες.

Unter L.s Namen geht in zahlreichen byzan­tinischen Hss. eine theoretische Schrift:

[V. Ἐπιστολιμαῖοι χαρακτῆρες], bei Her­cher Epistologr. Gr. 6ff.: Demetrii et L. qu. fer. τύποι ἐπιστολιμαῖοι et ἐπιστ. χαρ., ed. Weichert, Leipzig 1910; ein Briefsteller, eine Anweisung zur Abfassung von Briefen, inhaltlich mit den Forderungen sich berührend, die L. an die Epistolographie stellt, bezw. der χάρις und σαφήνεια p. 21, 1 (vgl. ep. 716), der durch τὰ πράγματα bedingten Kürze p. 20, 12 (vgl. ep. 561), Empfeh­lung der Briefe der παλαιοί p. 19, 14. 21, 13 (vgl. ep. 1034. 1036; βίος 84, 13), ἀρχαϊσμοί λέξεων, ἀττικίζειν, aber nicht ὑπεραττικίζειν p. 19, 9, in einzelnen Urteilen p. 15, 9 (vgl. ep. 12S3. 1225. 521. 1219), endlich in der Fülle eingelegter ἱστορίαι, μῦθοι, παροιμίαι und γνῶμαι, aber die Vorschriften der Alten über das Briefschreiben stimmen zu allen Zeiten im wesent­lichen überein. Die Anordnung ist mangelhaft, der Verfasser, sicher nicht L., war wahrschein­lich (Weichert XXVI) Christ. Die Annahme Weicherts, die Schrift gehe auf Vorträge oder Anweisungen des L. selbst zurück, ist durch nichts begründet (vgl. Münscher DLZ 1912, 991ff.). Möglich, daß der Verfasser Proklos hieß, da sie auch unter dem Titel Πρόκλου τοῦ Πλατωνικοῦ π. ἐπ. χαρακτῆρος überliefert ist, wo τοῦ Πλατωνικοῦ späterer Zusatz sein wird, wie τοῦ Φαληρέως hinter Δημητρίου in dem Titel der τύποι ἐπίστολιμαῖοι, einer Arbeit eines unter den letz­ten Lagiden in Ägypten lebenden Demetrios (s. Brinkmann Ρh. Mus. LXIV 330. Weichert XVΙΙ). Genannt wird Philostratos (p. 19, 14), d. i. der erhaltene Brief über den ἐπιστολικὸς χαρακτήρ des III Phil. Lemnios, des Verfassers des Heroikos und der Eikones (Münscher Phil. Suppl. X 469f. 510). Übereinstimmungen mit Gregor. Naz. ep. 51 an Nikobulos p. 15 H. und Syrian zu Hermog. π. στάσεων II 19, 2 R. be­ruhen auf der Einheitlichkeit der Tradition und beweisen keine unmittelbare Abhängigkeit. Unter L.s Namen werden Stellen daraus zitiert in den Sentenzen des sog. Maximos Confessor (Serm. VI 550 Combef.), das ist der einzige sichere Terminus ante quem; wahrscheinlich entstammt die Schrift dem 6. Jhdt. (Rabe Rh. Mus. LXIV 295). Ein beträchtlicher Teil der in den Hss. überlieferten Musterbriefe ist später eingefügt und mit christlichem Inhalt erfüllt, so die zwei auch in jüngeren L.-Hss. stehenden Briefe ep. 1550 und 1551.
VI. Ἐπιστολαί.

VI. Ἐπιστολαί (1–839 t. X 1–758. 840–1544. t. XI 1–562. Erstausgabe Wolf, Am­sterdam 1738). L. hatte das lebhafte Bedürfnis, sich auch mit Abwesenden auszusprechen, und schrieb daher sehr gern Briefe. Die Zahl der auf uns gekommenen ist größer als die irgend­eines andern antiken Schriftstellers. Sie beträgt – von den untergeschobenen abgesehen – 1544, [2524] also mehr als das Doppelte der Zahl der Briefe Ciceros. So sind es nicht nur Äußerungen freund­schaftlicher Gesinnungen und sehnsüchtiger Stim­mungen, sondern er berührt auch fast alle mög­lichen anderen Themata. Er jauchzt auf in Hoff­nungen, gibt aber auch tiefer Niedergeschlagen­heit Ausdruck; er ist stark in Versicherungen von Liebe, kann aber auch, wenn auch selten, zürnen. Er will Freude machen und gefällig sein, hält aber auch mit Tadel nicht zurück. Er emp­fiehlt gern, mahnt aber auch zuweilen ab. Er tröstet, bittet aber auch um Trost. Er nimmt sich der Hilfsbedürftigen, besonders der Ver­leumdeten an, bittet aber auch um Beistand und Mitwirkung. Nie verliert er sein Ziel aus den Augen, hält sich immer an die Sache (τὰ πράγ­ματα, ἡ χρεία); er bespiegelt sich nicht, redet auch nicht nach dem Munde, wohl aber nach dem Maße von Einsicht und Kenntnis des Emp­fängers. Wo er auf Verständnis rechnen kann, gefällt er sich in Anspielungen, die recht ver­steckt sein können, z. Β. in bezug auf Leon ep. 1395, oder in Nachbildung von Situationen pla­tonischer Dialoge (Richtsteig 43f.). Im übrigen redet er klar, witzig, graziös, attisch. Mit Recht sagt Jac. Burckhardt Constantin 322, L. mache aus jedem Briefchen ein kleines Kunst­werk. Wie er gern Allgemeinheiten und Sentenzen einflieht, so besonders Stellen aus Homer, Hesiod, Pindar, Euripides und Platon, der ihm hier natur­gemäß mehr bietet als Demosthenes. Auch Aristophanes weiß er auszubeuten (vgl. Herm. XII 207–216). Ihm selbst war Julian unerreichtes Muster in der Verbindung von ἰσχύς und σαφή­νεια (or. XIII 52 τὴν δοκοῦσαν ὥραν τῶν ἐμῶν ἐπιστολῶν παρελήλυθας t. II 81, 19, vgl. 213, 4. 363, 19). Sonst wurde ihm schon bei Lebzeiten die Palme in der Epistolographie zuerkannt. Da­zu kam, daß sich unter seinen Korrespondenten so hochstehende und bedeutende Männer wie Iulian, Themistios, Aristainetos, Ammianus Marcel­linus, der Franke Richomer u. a. befanden. Die Folge war, daß man es sich zur Ehre rechnete, mit ihm in brieflichem Verkehr zu stehen, daß die Zahl seiner Korrespondenten im Laufe der Jahre sehr groß war, so daß er sich veranlaßt sah, wie andere stark durch Korrespondenz in Anspruch genommene Männer (Cic. in Verr. III 167. vgl. Jahrb. f. Phil. 1876, 491. Birt Buchwesen 21) Briefkopialbücher anzulegen; vgl. ep. 1307 J. 364 t. XI 371, 6 τὸ βιβλίον παρενεγκών παρεῖχον ἀναγινώσκειν ἄμφω καὶ τὴν ἀπολογίαν δοὺς ἀντίγραφα δέομαι πέμπειν ὑμῖν und ep. 933 J. 390 τὴν μὲν ἐπιστολὴν οὐκ ἀδικήσομεν οὐ8’ ἐξαλείψομεν. Wohl wird bei der Abfassung der Briefe wenigstens zu Zeiten die Rücksicht auf eine mögliche Ver­öffentlichung mitgesprochen haben. Aber daß L. selbst Sammlungen seiner Briefe herausgegeben habe, ist eine unerwiesene Annahme von Seeck (Die Briefe des L. zeitlich geordnet, Leipz. 1906), gegen die sich schon Silomon De L. epistularum libris I–VI, Gött. 1909, 50 mit Recht gewendet hat. Wie vorsichtig L. hierin sein mußte, sagt er selbst ep. 1264 vom J. 364 t. XI 342, 5. Wohl aber wird eine Ausgabe der Briefe bald nach L.s Tode Bedürfnis gewesen sein, und der Herausgeber wird sich an die Kopialbücher gehalten haben – denn über große Strecken ist [2525] auch in den erhaltenen Briefen noch die zeit­liche Abfolge unbestreitbar (dies erkannt von Sievers, genauer nachgewiesen von Seeck, den Silomon in Einzelheiten berichtigt) –, aber nur, soweit er konnte. Denn L. wird erst im Laufe der Jahre dazu übergegangen sein. So wird sich erklären, daß Briefe aus der Jugend ganz fehlen und Briefe aus der in Nikomedeia verlebten Zeit spärlich erhalten sind, etwas mehr aus dem Anfange der fünfziger Jahre. In größerer Zahl treten sie erst mit dem J. 355 auf und stei­gen von 357 bis Frühjahr 365. Diese 7 Jahre sind es, über die wir durch die Menge der er­haltenen Briefe am besten unterrichtet sind. Mit dem Sommer 365 werden sie wieder seltener; von 366 bis 387 fehlen sie wieder fast ganz, gewiß weil das Briefbuch nicht zu erlangen oder nicht in Ordnung war. Von 387 an werden sie wieder häufiger; mit 393 hören sie auf. Die Zahl der nicht aus dem Kopierbuch, sondern anderswoher, wie aus dem Besitz oder Nachlaß von Empfängern, entnommenen Briefe wird nur klein gewesen sein. Mit diesem Corpus aber deckt sich leider das auf uns in einer Hs. des 11. Jhdts. (Vat. 83) gekom­mene Corpus nicht. Zwar zeigt dieses noch die Reste der zeitlichen Anordnung, auch noch einer durchgehenden Zählung α’ bis ‚αφμ’ (= 1535), so daß nur wenig verloren sein wird, aber die zeitliche Anordnung ist stark gestört. Der Vaticanus (= V) ist nicht unversehrt gehalten; schon im 12. Jhdt. war seine kleinere Hälfte in Verlust geraten und wurde aus einer andern Hs. ergänzt (= V II), wobei es nicht ganz ohne Wie­derholungen, aber auch nicht ohne gewisse Ände­rungen abging, die sich als Störungen der ur­sprünglichen Reihenfolge erweisen, wie sie in anderen, leider nicht vollständigen, Hss. (Vatic. 85 = Va, den Seeck irrtümlich als Vorlage von V ansah. Voss. 77 = Vo) erhalten ist, so daß deren Reihenfolge, in der Ausgabe zu folgen ist. Eine nochmalige spätere Revision des Bestandes des Vat. 83 führte noch zu einigen nicht erheb­lichen Einschaltungen (= V III), die sich z. Τ. freilich als Wiederholungen herausstellen, und zu einer Einteilung des Corpus in 6 Bücher von je 300 Briefen, so daß 1544 echte Briefe heraus­kommen. Dazu stimmt in bemerkenswerter Weise, daß Francesco Zambeecari, der – wahrschein­lich schon vor 1466 – nach Griechenland gereist war und einen fünfjährigen Aufenthalt daselbst zur Sammlung der Briefe des L. verwendet hat, deren Zahl Zambeccari (Die Briefe des L., Stutt­gart 1878, 319) im Vorwort seiner Übersetzung an Bentivoglio auf mehr als 1500 angibt. Er wird den Vat. 83 gekannt, wenn nicht gar er­worben und nachmals an die Bibliotheca Vaticana verkauft haben. Allerdings bietet er die latei­nische Übersetzung von mehreren hundert Briefen, die in jenem Codex, aber auch in allen andern der mehr als 400 Hss. fehlen, aber diese lateini­schen Briefe haben nichts mit L. zu schaffen – man glaubt in ihnen in einer andern Welt zu sein –, sondern sind Fabrikate des Zambeccari selbst, eingeschoben unter wirkliche Überset­zungen von L.s Briefen, für die er nicht den Vaticanus, sondern einen Dresdensis oder Casanatensis benützte; sie wurden fälschlich noch als echt benutzt. z. B. von Harrant Les écoles d’Antioche [2526] 26 und 86. Übertreibend gab Zaccagni Collectanea monumentorum vet. eccl., Rom 108 p. XLIX die Zahl der in vatikanischen Hdrr. befind­lichen L.-Briefe auf mehr als 2000 an. Zu den wenigen nicht im Vat. 83 stehenden und wohl nicht aus den Kopialbüchern geflossenen Briefen gehören einige an christliche Bischöfe, wie 1543 und 1544 an Amphilochios und Optimos. Sie werden den Adressaten verdankt. Denn gerade christliche Kreise legten früh Wert auf solche Zeugnisse der Wertschätzung durch das Haupt der Epistolographie. Aus diesem Streben ging auch pseudoepigraphe Briefstellerei hervor. Dazu gehört wahrscheinlich die schon am Anfang des 6. Jhdts. bei Severus, dem Patriarchen von Antiocheia, nachweisbare Korrespondenz des Basileios und L. t. XI 572–597; drei Stücke daraus sind in anderer Fassung und mit anderen Adressen aus einem Cod. Patmensis, hrsgeg. v. Maas S.-Ber. Akad. Berl. 1912, 1112–1126; welches die Originalfassung, ist strittig, ebenso die Echtheit der ganzen Sammlung (Markowski Berl. phil. Woch. 1913, 1150f. Maas ebd. 1470f. Laube De litt. L. et Basilii commercio, Breslau 1913, dazu Pasquali Berl. phil. Woch. 1914, 1508–1519. Vgl. Münscher Burs. Jahresber. CLXX 1915, 150ff. Es sollte wohl dadurch gezeigt wer­den, wie hoch L. den Basileios nicht bloß als Menschen, sondern auch als Schriftsteller geschätzt habe. Zuletzt wurden in diese auf 26 Stück an­gewachsene Sammlung auch zwei echte Briefe des L. an Basileios (24 und 25 = ep. 501 und 647) aufgenommen. Isidoros von Pelusion betrachtete einen Brief des L. an einen Ioannes als an seinen Lehrer Ioannes Chrysostomos[WS 9] gerichtet (ep. II 42 = [1533 t. XI 569]. Wie Isidoros, so be­wunderte auch Photios und mit ihm das ganze griechische Mittelalter den L. als Briefschreiber. Und so wurde ihm auch der eine oder andere Brief untergeschoben, in durchaus naiver Weise, indem sich der Verfasser offen als Christ be­kannte (ep. 1547–1551). Eigentliche Fälschungen fehlen; wohl aber sind ihm manche Briefe ande­rer Schriftsteller versehentlich in Hss. zugeschrie­ben, vgl. die Zusammenstellungen t. XI p. 603f.

Den erhaltenen Werken kommen an Zahl bei­nahe gleich
b) die verlorenen

b) die verlorenen. Unter ihnen nehmen wieder den größten Raum ein:
I. Reden.

I. Die Reden. Wenn L. im J. 360 im Ἀντιοχικός or. XI 1 sagt, daß er unter seinen Zeit­genossen die meisten Schriften verfaßt habe, so bezieht sich das in erster Linie auf die Reden, die er selbst als Lob- und Empfehlungsreden (ἐπαινέσας und συμβουλεύσας) charakterisiert. Ge­rade die Menge derselben wurde ihm zum Vor­wurf gemacht, so daß er später von öffentlichen Reden Abstand nahm und sich auf den Schul­betrieb beschränkte (or. II v. J. 381, 25). Allerdings war die Fruchtbarkeit nicht zu allen Zeiten die gleiche: sie war am stärksten in Nikomedeia (344–348), wo die Schüler seine Prologe auswendig lernten und ständig vortrugen (βίος 51–55), und im Anfange der Wirksamkeit in Antiocheia (βίος 109. 117. 119), am schwächsten unter dem Ein­drucke des Todes Iulians (or. XVII 38; ep. 1128) und in den ersten vier Jahren der Regierung des ihm feindlich gesinnten Valens (βίος 143), schwach [2527] auch im Anfange der Regierung des Theodosios unter dem Eindrucke der plötzlichen Erblindung seines jüngeren Bruders (βίος 200 und 203), so­wie infolge seiner Erkrankung im J. 388 (βίος 245), von Altersbeschwerden und Schicksalsschlä­gen, wie dem Tode seines Sohnes Kimon (ep. 1106. 1039). Vgl. t. XI p. 611–616. Bei weitem die meisten dieser Reden kennen wir nur aus kurzen Selbsterwähnungen, besonders in den Brie­fen und im βίος. Von ihrem Wortlaut ist nichts erhalten. Während in der Fragmentsammlung (t. XI 609–673) lediglich die geschichtliche Reihen­folge berücksichtigt ist, empfiehlt sich hier eine Anordnung nach den Gattungen und innerhalb dieser nach der Abfassungszeit. Reden, über deren Charakter gar nichts zu ermitteln ist, bleiben hier unberücksichtigt. Wir beginnen mit den Lobreden (ἔπαινοι, ἐγκώμια). Schon auf der Reise von Athen nach Konstantinopel im J. 340 hielt er gemeinsam mit seinem Freund Krispinos von Herakleia Lobreden auf Athen, die mit großem Beifall aufgenommen wurden (βίος 29 = frg. 1, vgl. Schwabe Anal. Libaniana, Berl. 1918, 44f.). Es folgten Lobreden auf die Tochter des Strategios um 350 (ep. 580 frg. 3), zwei auf Gallos 353 und 354 (βίος 91. 97 frg. 6 und 7), auf seinen Lehrer Zenobios 354 (ep. 405; βίος 108 frg. 11), auf Strategios 358? (ep. 36. 345. 353; βίος 111 frg. 20), auf Iulian und seine Taten in Gallien 360 (?) und 363 (ep. 610; or. XII 46), auf Domitius Modestus 370/377 (or. XIII 26. XVII 31 frg. 24 und 24a. or. XL 17 frg. 32), Hypatios 378 (βίος 179f. frg. 34), Ellebichos 384 oder 385 (βίος 232; or. XXII 2 frg. 38), Proklos 383/4? (or. XLII 44 frg. 39), auf Priskian vor 390 (ep. 956 = frg. 41), Richomer 391 (βίος 219; ep. 1007 frg. 44), Tatian 391 (ep. 1021 frg. 45). Eine von ihm im J. 365 verfaßte Lobrede auf den Prätendenten Prokopios sollte bei ihm im Manuskript zu finden gewesen sein, doch leug­nete er sie ab (βίος 163 frg. 311. Daran schließen sich mehrere Reden auf die Olympien: die erste vor 364 (ep. 1243 = frg. 27), die zweite 380 (βίος 184 = frg. 35), die dritte 384 (βίος 222 = frg. 40) und der προσφωνητικός für Valens beim Einzuge in Antiocheia im Winter 371/72 (βίος 144 frg. 33). Aber auch die Zahl der θρῆνοι und μονωδίαι ist beträchtlich: auf seinen Lehrer Zenobios 354 (ep. 405; βίος 104 = frg. 10), seinen Freund Aristainetos 358/59 (ep. 33. 36. 388 = frg. 21), seinen Oheim Phasganios 359/60 (ep. 283 = frg. 22), seine Mutter 359/60 (or. LV 3 = frg. 23), Kynegios vor 364 (ep. 1265 = frg. 28), seinen Freund Eusebios 380 (βίος 188 = frg. 36), seinen Sohn Kimon 391 (ep. 1039 = frg. 46). Nicht sowohl persönliche als sach­liche Themata behandelte er in den Reden: κατὰ τῶν παιδαγωγῶν 355 (ep. 405. Socr. h. e. III 1, 13), in der er die Überhebung der Pädagogen geißelte, περὶ εὐφυίας 354 an Akakios, in der er dessen außerordentliche, natürliche Begabung rühmte und sich selbst nur Ausdauer und Sorg­falt in der Benützung von Lexicis zuschreiben wollte (ep. 405. Eunap. vit. soph. Acac. p. 176 = frg. 12), περὶ μισθοῦ über Honorar 358/9 (ep. 36 = frg. 19), über den Philopolis des Themistios, wenigstens 363 begonnen (ep. 1430 = frg. 26), περὶ τοῦ νόμου τοῦ κωλύοντας λέγειν vor 390 [2528] (ep. 916 = frg. 42), περὶ τῶν οἰκετῶν vor 391 (or. XLVII 24 = frg. 43). Endlich gehören hierher zahlreiche προάγωνες und πρόλογοι, der eine 364 (ep. 1183. 1536 = frg. 30), der andere vor 381, in dem er sich gegen übertriebene Bei­fallsbezeigungen als Beeinträchtigungen des Platon und Demosthenes wandte (or. II 24 = frg. 37), ein dritter auf Tyche 355 (ep. 405 = frg. 14), sowie ἅμιλλαι gegen Demosthenes 355 (ep. 405 = frg. 15) und gegen Herodot 361 (ep. 615 = frg. 25). Letztere bilden den Übergang zu den
II. Deklamationen.

II. Deklamationen. Auch von diesen wer­den sehr viele verloren sein, wenn auch nur von zweien die Titel erhalten sind. Es sind dies:

1. Κατέλυσαν Πίνδαρον Θηβαῖοι ἐπὶ τῷ τοὺς Ἀθηναίους ἐγκωμιάσαι καὶ γράφει τις τοὺς Αθηναίους στρατεύειν ἐπ’ αὐτοὺς τοὺς Θηβαίους (= frg. 49). Kohl Nr. 188.

2. Ἀλκιβιάδης δᾳσὶ μυστικαῖς ἐκώμασε καὶ κρίνεται ἀσεβείας, Rede eines Atheners in der Volks­versammlung (= frg. 50); vgl. Sopator V 169, 25 W. Kohl Nr. 117. Beide werden mit fast vollständigen Prooimien von Ioannes Doxop. im Kommentar zu Hermog. π. εὑρέσεως zitiert; weder Inhalt noch Sprache sprechen gegen die Echtheit. Her. von Cramer Anecd. Oxon. IV und Foerster Mélanges Graux, Paris 1884, 629f.

Erst recht von den
III. Briefe.

III. Briefen wird eine Unzahl verloren sein, wenn auch nur wenige direkt bezeugt sind, wie solche, die an Julian geschrieben (frg. 51–51b) waren, oder mit der Verschwörung des Theodoros in Antiocheia vom J. 372 zusammenhingen (frg. 52) oder an Kirchenmänner, wie Gregor v. Nyssa gerichtet waren (frg. 53), falls das nicht Fiktionen waren wie die Korrespondenz mit Basileios. Von Spätern angeführte Fragmente, die sich nicht im erhaltenen Corpus finden (frg. 54–56), sind von mehr als zweifelhafter Echtheit.

Gar nichts erhalten ist von den
IV. Gedichte.

IV. Gedichten. L. wußte, daß er kein Dichter sei. Τίς ὁ ἐξαπατήσας ὡς ἐγὼ ποιητικός; schreibt er 363 an Gaius ep. 1347 und setzt hinzu: ἐγὼ δὲ ἔπη φιλῶ μέν, ἐργάζεσθαι δὲ οὐκ οἶδα. καίτοι πολλάκις ἐπεθυμησα, ἀλλ’ ἡ φύσις οὐκ ἠκολούθησε (frg. 57). Ein Hochzeitsgedicht für den trefflichen Herkulianos, den Sohn des Hermogenes, hatte er sich um dieselbe Zeit abgerungen φυγὼν ἀεὶ δήποτε τὸ τὰ τοιαῦτα ᾄδειν (frg. 57 a), und dem Asklepios von Tarsos wollte er ebenfalls um diese Zeit ein kleines Gedicht darbringen, wenn er ihm ein Heilmittel gegen den Schwindel gebe (frg. 57 b). Wir wissen nicht, ob es dazu gekommen ist. Der metrischen Grabinschrift auf das Grab Iulians in Tarsos (Zosim. III 34, 6) εἰς Ιουλιανὸν τὸν βασιλέα ist im Palatinus der Anthologie (VII 747) nachträglich von der Hand des Schreibers Λιβανίου hinzugefügt worden, ge­wiß nicht aus alter echter Überlieferung, sondern als Konjektur, wie sie im Schol. des Marcianus 437 am Ende des Epitaphios Iulians von L. or. XVIII t. II 371 vorgetragen ist, und hätte von Stadtmüller nicht aufgenommen werden sollen. Das Epigramm der Anthologie (= frg. 89) er­weist sich nur als Abschwächung des von Zosimos überlieferten. Ebensowenig kann bei den Versen, die Antonius in der Melissa I 24 zitiert πιστοῦ φίλου νόμιζε μηδὲν ἄξιον κτλ. (frg. 88 a), [2529] erst recht nicht bei dem ποίημα λεγόμενον λιβανίου τοῦ σοφιστοῦ des Cod. Ath. Iberon 1367 (= frg. 90) von L. die Rede sein.

Sehr viele Schriften sind L. untergeschoben worden. Vgl. Foerster Zur Schriftstellern des L., Jahrb. f. Philol. 1876, 209f.
C. Die untergeschobenen

C. Die untergeschobenen. Ganz rein haben sich nur die Reden gehalten. Unter den Deklamationen sind viele unechte: so zunächst drei, die nachweislich dem Chorikios angehören (der Ch.-Ausgabe vorbehalten): 1) der Πάτροκλος = t. IV 80 R.; 239 Boiss.; 2) ῥήτορος λόγος mit προθεωρία = t. IV 512 R.; 3) τύραννος ᾔτησεν ἐξ ἀστυγείτονος κόρην ὡραίαν t. IV 771 R. Vgl. Pietsch De Choricio Patrocli decl. auctore, Bres­lau, Phil. Abh. 42 (1910), 8–10, dazu Münscher DLZ 1911, 990–993, sodann mehrere andere, die sich nicht auf einen bestimmten Verfasser zurückführen lassen; die oben in eckige Klam­mem eingeschlossenen: 18. 20. 23. 34. 40. 43. 45. 49. 51, Mangel an Kunst, Dürftigkeit, dem L. fremde Wortformen oder Wörter sprechen gegen ihre Echtheit. Vielfach beruhen sie auf Studium oder Nachahmung des L. selbst. Noch größer ist die Zahl der unechten Progymnasmata, die zum Teil nur aus äußeren Gründen mit sol­chen des L. zusammengeraten sind, wie die Mehr­zahl der διηγήματα (ζ’–μα’), χρεία δ’, γνῶμαι β’ und γ’, ἀνασκευὴ β’, κατασκευὴ γ’, ἠθοποιίαι θ’, κ’, κδ’–κς’, ἐκφράσεις κθ’ und λ’. Eine beson­dere Gruppe bilden darunter die im Paris. 2918 mit Recht dem Nikolaos von Myra zugeschrie­benen: διηγήματα λβ’, λδ’, λς’, ἐγκώμιον θ’, ψό­γος θ’, ἐκφράσεις ιζ’–κη’, θέσεις β’ und γ’ und die συνηγορία, mit denen wiederum die διηγήματα ιθ’, κβ’, κδ’, λα’, λζ–λθ’, die ἠθοποιία κς’ und die ἐκφράσεις η’ bis ις’ solche Ähnlichkeit des Stils aufweisen, daß sie Orinsky demselben Ver­fasser zugeschrieben hat, worin ihm schon Leo­pardi Rh. Mus. III 5 vorangegangen war. ἢθοποιία κζ’ gehört dem Severus von Alexandreia. Bemerkenswert ist, daß von einigen die Progym­nasmata des Hermogenes dem L. zugesprochen wurden (Schol. Vindob. 130 zu Hermog. π. στά­σεων 5 [= frg. 86]). Auch unter die Briefe sind nicht nur vereinzelte ψευδεπίγραφοι geraten, auch der ganze, ursprünglich für sich stehende Brief­wechsel zwischen Basileios und L. ist angeschlos­sen worden. Aber auch vielerlei anderes wurde ihm beigelegt, wie schon Photios am Schluß seines Artikels Libanios (bibl. cod. 90) sagt: πολλὰ αὐτοῦ καὶ παντοδαπὰ συγγράμματα λέγεται. So sollte er dem Iulian bei der Abfassung des Misopogon geholfen haben (Elias Cret. zu Greg. Naz. or. IV p. 50 vers. lat. Colon. 1690 und Ba-silius Minim. zu or. II bei Boissonade Notic. et Extr. XI 126 = frg. 87), was Asmus Wochenschr. für klass. Philol. (1905) 912 zu glauben geneigt ist. Das ἐγκώμιον εἰς Παυσανίαν des Demosth., das nach Dion. Hal. Dem. 44 σοφιστικοῦ λήρου μεστόν war, wird im Lex. Seguer. π. συντάξεως Bekk. Anecd. 140, 13 dem kleinen Demosthenes, also dem L. beigelegt (= frg. 85). Eine Sammlung von γνῶμαι in einem Codex der Universitätsbibliothek von Athen, saec. XII/XIII, die Aussprüche vieler Philosophen und Weisen enthält (= frg. 88), trägt den Namen des L. Sentenzen, die Antonios in der Melissa I 24 und [2530] 25 (= frg. 88a) anführt, sind bereits oben er­wähnt. Aber auch ganz anders geartete Schrif­ten sind mit seinem Namen versehen worden: so der metrische Traktat περὶ ἰαμβικοῦ μέτρου, d. i. Schol. Hephaest. Β Buch V (p. 280 Consbruch) im Cod. Barocc. gr. 72 s. XV. fol. 176 v (= frg. 91), der vielfach überlieferte Traktat περὶ γενέσεως ἀνθρώπου· καὶ ὅθεν τρίτα καὶ ἔννατα καὶ σαρακοστὰ τοῦς κεκοιμένοις im Paris. gr. 2894 saec. XIII (= frg. 93), eine polemische Schrift gegen des Porphyrios Kommentar zur Metaphysik des Aristoteles, über die Razes ein besonderes Buch geschrieben haben soll, wobei L. aus Anabu oder Abammon verderbt ist (= frg. 95). Ein Dialog über den Vorzug des Römers Scipio vor dem Griechen Alexander und dem Punier Hannibal soll zwar von Lukian (12. Toten­gespräch) verfaßt, von L. aber ‚verbessert und ver­mehrt‘ und danach von Ioannes Aurispa ins Latei­nische übersetzt sein. Er ist natürlich ein Erzeugnis des Aurispa selbst (= frg. 96), das später von Philesius ins Deutsche und nachmals zu Ehren Cäsars verändert worden ist in Julius, der erst Römisch Keiser, Straßburg 1507. Auch commentarii rerum graecarum soll L. verfaßt und Aretino ins Italienische übersetzt haben nach Ausweis einer Hs. saec. XV/XVI der Bibliotheca Chisiana M. VI 13 (= frg. 97), während es sich in Wahrheit um die Arbeit des Aretino selbst han­delt (= Gronov Thes. ant. gr. VI col. 3392–3418). Endlich behauptet der Geographus Ravennas, daß er seine Angaben über den Umkreis des Mare Ponticum, Thracia, Mysia, Macedonia in Buch IV einem Werke des Livanius philosophus entnommen habe (= frg. 94), was ihm Miller Die ältesten Weltkarten, VI, Stuttgart 1898, 44 ge­glaubt hat.
C. L. der Sophist.

C. L. der Sophist. Das Element, indem L. lebt, sind die λόγοι. Sie überragen ihm noch die ἱερά. Er spricht von ἡ περὶ τοὺς λόγους μανία (ep. 254 t. X 242, 17) und urteilt, daß aller Reichtum Tand sei gegen ihre Beherrschung (ep. 1081 t. XI 198, 10). Das Ideal der λόγοι aber sieht er verwirklicht durch die Alten. So hat er schon als φοιτητής anstatt zu produzieren durch mnemotechnischen Unterricht τὰ τῶν πα­λαιῶν sich angeeignet (βίος 8). Dies muß man sich vergegenwärtigen, wenn man die schier un­erschöpfliche Fülle von Reminiszenzen aus Homer, Demosthenes, Platon bei L. begreifen will. Die attischen Redner sind für ihn Schätze; Demo­sthenes kann er nur mit Midas vergleichen, wie Isokrates mit Kinyras, Lysias mit Kroisos, or. LV 21. Und wenn er Krankheit halber geistige Tätigkeit meiden muß, so ist ihm das nicht nur φυγὴ ἀπὸ γραφῆς τε καὶ ποιήσεως λόγων, sondern auch φυγὴ ἀπὸ βιβλίων, ἐν οἷς οἱ τῶν ἀρχαίων πόνοι (βίος 246). Er weiß, daß er für dieselben Ideale kämpft wie Demosthenes, ep. 860 vom J. 388 ᾧ (Διογνήτῳ) μεγάλην ὀφείλω χάριν καὶ ἐγὼ καὶ Δημοσθένης ὀνείδους ἡμᾶς ἀπηλλαχότι καὶ πᾶσιν ποιήσαντι δῆλον ὅτι καὶ μόνα ταῦτα δύναται νίκας φέρειν, wenn er auch ep. 809 (vom J. 363) einen Vergleich seiner Reden mit denen des Demosthenes ablehnt wie den von Lumpen mit einem schönen Gewände und den Empfänger des Briefes Euagoros ermahnt, seine Reden nicht jenen gleich oder unmittelbar hinter jene zu stellen, [2531] damit er nicht zu sehr abfalle. Er gesteht zu, daß er im Wettstreit mit Homer und Demosthenes viele Tage zugebracht habe (or. XXXIV 15). Und so sagt er in dem ἐγκώμιον Δημοσθένους t. VIII 251, 9: παρὰ τοῦ Δημοσθένους γέγονεν ἡμῖν τὸ δύνασθαι λέγειν. Die Menge der Anklänge an Demosthenes ist in den Reden, Deklamationen, Progymnasmen naturgemäß viel häufiger als in den Briefen, Kruse De L. Dem. imitatore, Breslau (Trebnitz) 1915 (nicht erschöpfend). Vgl. Fuhr Berl. phil. Woch. 1915, 1098–1100. Nach Aus­weis des Lexic. Seguer. III π. συντάξεως erhielt er den Beinamen Δημοσθένης ὁ μικρός (vgl. Rh. Mus. XXXII 86f. Proll. t. I 74 not. 3. frg. 85 t. XI 662). Nächst Demosthenes verdankt er unter den attischen Rednern am meisten dem Isokrates (besondere Untersuchung lohnend). Aber auch Platons Einfluß auf L. ist sehr groß ge­wesen, in inhaltlicher wie formeller Hinsicht.(Richtsteig L. qua ratione Platonis operibus usus sit, Breslau (Liegnitz) 1918. Besonders für Erzählungen und Beschreibungen ist Herodot ausgebeutet (Werner De L. studiis Herodoteis, Breslau 1910) und Thukydides, über den eine Untersuchung noch aussteht. Weniger hat ihm Xenophon geboten, dessen Schriften er mir zum Teil und zwar besonders die sokratischen, aber auch den Kynegetikos kennt (Münscher Philol. Suppl. XIII 2, 200ff.). Aber auch Schriften wie Kritias’ πολιτεία Λακεδαιμονίων (Diels Vorsokr. 573) hat er gelesen und zitiert in der ethischen Rede περὶ δουλείας or. XXV 63: die κατηγορία Σωκράτους von Polykrates hat er in seiner ἀπολογία Σω­κράτους zu widerlegen unternommen (t. X 1ff.). Für seine auf Demosthenes und seine Zeit be­züglichen μελέται, προγυμνάσματα und ὑποθέσεις hat er außer dessen Reden wahrscheinlich ein auf Theopomp und Ephoros zurückgehendes von ihm als ἱστορίαι Φιλιππικαί bezeichnetes Geschichts­werk benützt (Bielski Bresl. phil. Abhdl. 48).

Dem gegenüber tritt die jüngere Sophistik stark in den Hintergrund. Hochgestellt hat er eigentlich nur den Aristeides: ihm in der Kunst nahezukommen ist ihm wertvoller als der Reich­tum des Midas; seinen Spuren zu folgen, seinen Reden die eigenen möglichst ähnlich zu gestalten und von seinen Schülern zu hören, daß ihm dies gelungen sei, ist sein ständiges Ziel (ὑπὲρ τῶν ὀρχηστῶν = or. LXIV 4). Mit ἀντιλογίαι, wie der obengenannten für die Mimen oder einer Antwort des Achilleus auf die Versöhnungsrede des Odysseus von Aristeides (t. II 584 Dind., vgl. frg. 25) gegen ihn in die Schranken zu treten ist ihm höchste Ehre und Freude. Wie er geradezu von seinem ἔρως (or. LXIV 4) zu ihm spricht, so hat er sich auch Bilder von ihm verschafft. Um herauszubringen, welches das echte, liest er vor ihnen Aristeides ‚heilige Reden‘ und achtet dar­auf, was diese dazu sagen (ep. 1534 des J. 365, von Sievers 12 dahin mißverstanden, L. lasse das Bild entscheiden, welche Rede echt sei). So fehlt es nicht an Spuren der Benützung der Re­den des Aristeides, besonders der Monodien und πολιτικοί, in den gleichartigen Reden des L. Viel geringer war die Wirkung, die sein Lands­mann Lukian auf ihn geübt hat. Er nennt ihn nicht, hat ihn aber gekannt und seine Schrift π. ὀρχήσεως in ὑπὲρ τῶν ὀρχηστῶν benützt. Doch waren [2532] beide nach Naturell und Art der Schriftstellerei zu verschieden. Ob er Plutarch gekannt hat, ist ganz zweifelhaft (vgl. t. VI 370), sichere Spur der Benützung fehlt. Für Fragen allgemeiner enzyklopädischer Bildung tat ihm die πραγματεία χρηστομαθειῶν des Helladios Resantinoos, aus deren vier Büchern Photios Bibl. cod. 279 Aus­züge erhalten hat (vgl. Heimannsfeld Rh. Mus. XLIX 570), gute Dienste. Er hat aus ihr Verzeichnisse derer, die aus niederem Stande zur Herrschaft gelangt waren, in der Rede gegen Severus (LVII 52) entnommen (vgl. Philol. XXXV 710; Herm. XIV 469). Ebenso hat er für die landläufige Mythologie ein Handbuch benutzt, dessen Angaben sich vielfach mit Philostratos Heroikos und Diktys berühren (vgl. Dunger Dictys-Septimius, Dresden 1878, 44f.).

Noch größer ist seine Vorliebe für die Alten in bezug auf die Dichter. In keinem lebt er so wie im Homer. Auch Hesiod (Theogonie und Erga) verdankt er viel; desgleichen Pindar, Aischylos, Sophokles, Aristophanes. Sein besonderer Liebling ist aber Euripides. ὁ Εὐριπίδης, schreibt er schon 357/58 an Eudaimon Pelusiotes, ep. 255, οὐκ ἀγνοεῖς ὅπως περικάομαι τοῦ ποιητοῦ; τοῖς ἠτνχηκόσι τῶν πολιτῶν ἀπὸ τῶν δραμάτων ἐφύλαξε τὰς ψυχάς. Daher sind Zitate aus Eur. besonders häufig, auch wo er nicht mit Namen genannt ist. Auch der jüngeren attischen Komödie, besonders der des Menander, hat er ein eingehendes Stu­dium zugewendet und sie für viele seiner ethologischen μελέται, besonders die der δύσκολοι, παράσιτοι, φθονεροί, φιλάργυροι ausgebeutet, wenn auch keine derselben sich ausschließlich an eine Ko­mödie hält. Mit der alexandrinischen und späte­ren Dichtung zeigt er nur wenig Bekanntschaft.

Stilbildend haben am stärksten die attischen Redner und unter ihnen wieder in erster Reihe Demosthenes auf ihn gewirkt in den Reden und historischen Deklamationen. Am meisten zeigt sich dies in seiner entschiedenen Neigung zur Konzinnität im Bau von Sätzen und Satzteilen und in der Verwendung von ihr dienenden Figu­ren, vor allem der Anapher, der Annominatio, des Chiasmus, der Alliteration, über die ausführlich gehandelt hat Rother De L. arte rhetorica quaest. selectae, Breslau (Liegnitz) 1915; diese Figuren finden sich zwar in den drei epideiktischen Reden, dem Ἀντιοχικός (or. XI), dem Ἒπιτάφιος ἐπὶ Ἰουλιανῷ (or. XVIII) und dem Βασιλικός εἰς Κωνστάντιον καὶ Κώνσταντα (or. LIX), am häufigsten, aber doch auch in den Flugschriften und offenen Briefen des hohen Alters sind sie keineswegs sel­ten, z. Β. κατὰ Σευήρου (or. LVII). Auf das Vor­bild der attischen Redner ist auch die Scheu vor­ dem Hiatus und die Verwendung quantitierender (nicht akzentuierender) Klauseln zurückzuführen (vgl. Heitmann De clausulis L., Münster 1912. Bestritten von Maas Woch. f. kl. Philol. 1913, 576f. und de Groot Handbook of ant. Prose Rhythm. I, Groningen 1918, vgl. Münscher Burs. Jahresber. CLXX 1915, 147ff. Foerster t. VII 641). L. war aber auch ein ausgezeichneter und be­liebter Lehrer. Schon bei seinem ersten Aufent­halt in Konstantinopel gewann er als Privatlehrer mehr als 80 Schüler, die teils von auswärts kamen, teils von den dortigen Lehrern abfielen (βίος 37). Auch in Nikomedeia darf er sich rühmen, [2533] fortwährenden Zuwachs von νέοι zu haben. Es findet ein Wettlauf dahin statt, und er bildet den Anziehungspunkt (βίος 51–58). Auch bei seinem ersten öffentlichen Auftreten in Antiocheia hat er Ungeheuern Zulauf; um Platz zu bekom­men, übernachtete man im Hörsaal. Und wenn auch die Zahl der Schüler anfangs klein war, so wuchs sie rasch mit der Verlegung des Audito­riums in die Nähe des Marktes und ins Rathaus (βίος 102), und der Tag wollte nicht reichen, sich mit allen zu beschäftigen (ebd. 104). Nur die Namen der bekannten Schüler hier aufzuzählen ist unmöglich. Und dabei übt er eine strenge Disziplin: wer etwas Ehrenrühriges tut, wird fortgeschickt, und gegen Nachlässigkeit gibt es Schläge (ep. 1330). Daher war er genötigt, sich Hilfskräfte anzunehmen: schon 355 waren es vier (or. XXXI 9). Wir kennen Gaudentios (ep. 543 u. 749; or. XXXVIII 1), der sich später selbständig machte, und Kleobulos (ep. 68 vom J. 359, s. o. S. 0000). Kalliopios (ep. 625 vom J. 361 κουφίζοντος ἐμοὶ τὸ περὶ τοὺς νέους ἄχθος) und Eusebios (ep. 904 vom J. 388 τὸν ὑπ’ ἐμοὶ ποιμαίνοντα τοὺς νέους, ep. 903 und 905). Die eigene Bezeichnung eines solchen Hilfslehrers ist ὑποδιδάσκαλος (vgl. subdocere); doch findet sich bei L. διδάσκαλος (ep. 174, 749. 68 ὁ ἐμὸς μὲν διδάσκαλος, σὸς δὲ καὶ ἐμὸς φίλος Κλεόβουλος), aber auch ῥήτωρ (vgl. or. XXXI 38). Von ihm ist verschieden der Amanuensis (φύλαξ), der speziell die Sorge für die λόγοι hat. Ein solcher war ihm allerdings auch jener Kalliopios gewesen, zuerst in Konstantinopel, dann in Antiocheia (ep. 215 κοινωνὸς τῶν τε ἐνταῦθα λόγων τῶν τε ἐν Θρᾷκῃ πόνων), aber wohl mehr nebenamtlich. Denn als ersten Gehilfen, den er sich halten mußte, wenn er nicht zu­grunde gehen wollte, nennt er selbst (or. XLII 3) den Maximos (von Seeck 211 nr. XIII fälsch­lich für einen Buchhändler erklärt) im J. 380. Nach seinem Tode trat Thalassios – Sievers 28 sagt fälschlich Thessalus – mit dem Beinamen Philosophos (ep. 930) an seine Stelle (βίος 184), derselbe, für den L. sich im J. 388 bei Theodosios in or. XLII verwendet hat. Er nahm sein Amt in musterhafter Weise wahr. Im J. 390 schreibt L. (ep. 927) Θαλάσσιος, ᾧ βίος σεσώσθαι τοὺς ἡμετέρους λόγους, δῶρόν μοι δέδοται παρὰ τῶν θεῶν τῶν λογίων. Seiner Tätigkeit glaubte er es allein zu danken, daß er sich ganz den λόγοι widmen konnte (ep. 929; ep. 924, 2 τοῖς τε ἑαυτοῦ πόνοις τἀμὰ βελτίω ποιῶν φυλακὴ γιγνόμενος τοῖς ὑπ’ ἐμοῦ συντιθεμένοις λόγοις τῶν τε ἐν τοῖς ἀρρωστήμασι κακῶν ἀφαιρῶν οὐκ ὀλίγα). Wie alle Amanuensen war er der Stenographie kundig, durch den vertrauten Umgang mit L. aber hatte er sich auch höhere Bildung erworben (or. XLII 25). Sein Nachfolger wurde Priskion im J. 391 (ep. 1000). Von den Amanuensen wie­derum sind verschieden die Abschreiber (βιβλογράφοι oder βιβλιογράφοι). Als solche sind für L. tätig 361 Maionios (ep. 629 vom J. 361) und Theophilos, letzterer, was keineswegs die Regel war, sehr eifrig (ep. 623 von demselben Jahre). Er klagt auch über Mangel an Schreibern (ep. 605) und deren Saumseligkeit: αὐτίκα war ihnen gleichbedeutend mit: in zwei Monaten.

So kann es nicht wundernehmen, daß Ioannes Chrysostomos auf Verständnis rechnen konnte, wenn [2534] er L. (or. de S. Babyl. 118. IV 298) als ὁ τῆς πόλεως τότε σοφιστής (im J. 362) bezeichnet, und daß L. seine Kollegen, Zenobios, Eubulos, Akakios, aus dem Felde schlug. Nur bei einem ist ihm das nicht gelungen, bei Themistios in Konstantinopel. Sie waren dort im J. 350 zusammengetroffen und hatten sich angefreundet (ep. 793 vom J. 362/63), aber es war kein inneres Verhältnis daraus erwachsen, obwohl sie in bezug auf den Ethnicismus gleicher Anschauung huldigten (ep. 402). L. mochte wohl fühlen, daß Themistios auf philosophischem Gebiet ihm überlegen war, und Themistios fürchtete mit Recht die Macht der Beredsamkeit des L. Dies wird nicht wenig dazu beigetragen haben, daß L. sich in Konstantinopel nicht wohl fühlte und sich nach einem Wirkungskreise, in dem er allein herrschte, dem in seiner Vaterstadt Antiocheia, sehnte. Er wird daher an Themistios einen beredten Fürsprecher seines Gesuches, dauernd in Antiocheia bleiben zu dürfen, beim Kaiser Konstantin gehabt haben (ep. 62. 434). Und andrerseits entsprach es gewiß durchaus seiner Überzeugung, daß Themistios nicht fur die Verhältnisse von Antiocheia passe, und da er von einer Übersiedlung dahin dringend abriet (ep. 402 vom J. 355). Die räumliche Trennung hat das Verhältnis zwischen beiden erträglich gemacht, aber nicht von Grund aus gebessert. Der Briefwechsel will nicht recht in Gang kommen (ep. 476), und bleibt höflich, ja überhöflich und dreht sich meistens um Empfehlungen Dritter. Auch fehlt es nicht an Mißverständnissen und gereizten Berichten über mißliebige Äußerungen (ep. 62 vom J. 359/60; ep. 818 vom J. 363; ep. 1477 vom J. 365), die durch starke Schmeicheleien, wie Themistios sei ein zweiter Platon (ep. 793), seine stete Rede sei der Preis der wundervollen Reden des Themistios (ep. 402), die Εrhöhung des Themistios freue ihn so, als wenn sie ihm widerfahren sei (ep. 66), nicht aus der Welt geschafft werden. Der letzte Brief stammt aus dem J. 365, also müssen sie, da Themistios bis 388 nachweisbar ist, auseinander gekommen sein. Themistios hatte eine viel größere Stellung, das größere Ansehen als Rhetor aber genoß bei Lebzeiten wie nach seinem Tode L.

Nicht Rivalität, aber doch Gegnerschaft bestand zwischen L. und Himerios von Athen. Äußerlich zwar huldigte auch dieser dem Δημοσθένους ζῆλος, auch war das Verhältnis zu Aristeides wie zu Platon (vgl. Richtsteig Byz.-Neugriech. Jahrb. Bd. II 1–32) das gleiche, aber sein Ideal waren nicht die Alten, er war ein Moderner, wie er selbst sagt, or. XXI 3 ἄγε δή, ὦ παῖδες, καθάπερ τι πῦρ ἄσβεοτον τοὺς λόγους πάντα ἐξάπτωμεν καὶ τηρῶμεν ἐν τῷ πυρσῷ τούτῳ τὴν σωτηρίαν τῆς πόλεως. αἴροιτο δ’ ἂν ὁ πυρσὸς οὗτος ἄνω καὶ καταυγάζοι τὰ σύμπαντα, εἰ μὴ τοῖς ἀρχαίοις ἀεὶ τύποις οἱ ποιηταὶ τῶν λόγων στέργοιεν, ἀλλ’ ἀεί τι δαίδαλμα νέον ἐπινοοῦντες τεκταίνονται. Zu diesen δαιδάλματα νέα wird auch das Akzentklauselgesetz gehört haben, das L. sich nicht zu eigen machte. Diesem sind die λόγοι des Himerios οὐ γνήσιοι, und verächtlich nennt er ihn im J. 362 (ep. 742) τὸν Ἀθήνηθεν τὸν ἐσθήμασι λαμπρόν. Er hatte ihn in Nikomedeia kennen gelernt, als dieser sich widerwillig vom Consularis Bithyniae Pompeianus, der seine Schwäche [2535] kannte, zu einer Gastvorlesung hatte verleiten lassen, bei der er schrecklich abfiel (ep. 742. Phot. bibl. cod. 165 p. 108 b 6, vgl. ep. 570).

Einen ernsthaften Gegner aber, der ihm viel Kopfschmerzen machte, sah L. in Berytos und in dem dort blühenden Rechtsstudium. Er er­kennt zwar an, daß die νόμοι ihr Gutes haben; aber sie müssen auch den λόγοι ihr Gutes lassen, und das tun sie nicht. Es herrscht durchaus der Glaube, daß ein guter Sachwalter nur aus Berytos hervorgehen könne: daher segeln, gehen, fliegen alle, Knaben, Männer, Greise dahin (ep. 1011 vom J. 391). Und doch ist Megethios, nur von Demosthenes herkommend, ein ausgezeichne­ter Sachwalter geworden (ep. 1203 vom J. 364). Erst recht gilt seine Abneigung den Stätten der Rechtswissenschaft in Italien, also Rom – sie sind nur für langsamere Geister (or. IV 18) –, und viele Städte haben ihre jungen Leute von dort nicht viel besser zurückerhalten als das liebe Vieh. Daher verwahrt er sich (ep. 951 im J. 390) aufs nachdrücklichste dagegen, daß Kalliopios behaupte, L. schicke junge Leute zum Studium nach Rom: kein Vater könne behaupten, daß er ihm einen solchen Rat für seinen Sohn gegeben habe. Aber nicht bloß im Hinblick auf das Recht, sondern auch in bezug auf die Sprache verwahrt er sich dagegen: οὐδ’ ὑβρίζω μὲν τὴν Ἑλλάδα φωνήν, κοσμῶ δὲ τὴν Ἰταλῶν (ep. 951). Er ist des Lateinischen nicht, wenigstens nicht genügend, mächtig gewesen; um Briefe des Symmachus und des Postumianus zu verstehen, bedarf er eines Dolmetschers (ep. 1004. 1036). Daher findet sich kein lateinisches Wort, selbst kein Terminus technicus, bei ihm, vielleicht abgesehen von dem Lehnwort καλάνδαι, obwohl auch dieses weder in der Rede εἰς τὰς καλάνδας (or. IX) noch in der ἔκφρασις τῶν καλανδῶν (descr. 5 t. VIII 472) selbst, sondern nur im Titel vorkommt (vgl. Kubitschek Wien. Stud. XXIV 572f. Hahn Philol. LXXVI 191). Im ganzen ist L. Römertum und römisches Wesen unsympathisch. Wenn er in der Menschenfreundlichkeit Iulians den Aus­fluß seines Hellenentums (daß er Hellene sei und über Hellenen herrsche) sieht, so hofft er, daß das Geschlecht des Aeneas das nicht übelnehmen werde (or. XV 25). Antiocheia übertrifft Rom, wenn auch nicht an Größe, so an Schönheit und Bildung (or. XI 270). Aber auch von der Ab­lösung der Seleukidenherrschaft durch die Römer in Antiocheia urteilt er, der Gott habe alles mit der Herrschaft der Römer wie mit einer goldenen Kette umschlungen (or. XI 129), aber die neuen Herren hätten die Stadt nicht ihres Vorzuges, die Metropolis von Asien zu sein, beraubt (ebd. 130). Daher übergeht er auch die von den römischen Kaisern errichteten Bauten möglichst mit Stillschweigen. Und wie lateinische Wörter, meidet er auch Erzählungen aus italischer Ge­schichte und Anführung großer Römer.
D. L. als Mensch.

D. L. als Mensch.
1. Sein Verhalten zur Religion.

1. Sein Verhalten zur Religion. Wie Iulian, so hat auch L. die ἱερά und λόγοι für verschwistert gehalten (or. XVIII 157. LXII 8). Er ist der Religion seiner Väter und seiner Fa­milie treu geblieben. Er hält es für seine Pflicht, den Göttern Verehrung darzubringen in Heilig­tümern und an Altären, durch Gebete und durch [2536] Opfer. Und diese Götter sind die altüberlieferten, wie Zeus, Poseidon, Demeter usw., aber auch die namenlosen Hüter des Landhaus. Diese muß man ehren durch Weihgeschenke (ἀναθήματα), nicht bloß, wie sie von der Hand des Gold­schmieds gefertigt werden, sondern auch wie sie aus der Hand der Götter selbst hervorgehen, durch Trauben und andere Früchte, aufgehängt an ihren Bildern (ep. 22). Er glaubt an die Per­sönlichkeit der Götter, behält sich aber das Recht vor, an der Überlieferung ihrer Taten durch die Dichter (μῦθοι), besonders an Homer, Kritik zu üben. So am Streite des Helios und Poseidon, or. XIV 28, und an der Auferweckung des Hippolytos durch Asklepios – auf diese, nicht auf Auferweckungen Christi, wie Wolf meinte, beziehen sich auch die Worte ep. 282 σὺ γὰρ ἄνθρωπον μὲν τεθνεῶτα οὐκ ἂν ἀναστησαις, ὥσπερ ἐν μύθοις, vgl. or. XIII 42. XX 8. LXIII 18. Er verzichtet auch nicht auf das Recht einer Umdeutung des Mythus von der Verfolgung der Daphne durch Apollon und ihrer Verwandlung in Lorbeer (or. XXXI 43), wie der goldnen Äpfel der Hesperiden in schöne (ep. 22. t. X 21, 3). Zu den altüberlieferten Göttern gesellen sich auch die aus orien­talischen Kulten auf griechischen Boden ver­pflanzten, wie Sarapis (or. XIV 7) und Isis (or. XVIII 171), und die erst in hellenistischer Zeit in den allgemeinen Kult aufgenommene Tyche (Malzacher Die Tyche bei L., Straßburg 1918. Misson Recherches sur le paganisme de L., Louvain 1914. 30f.). Sie gehört nicht den Zwölf Göttern an, doch weist ihr L. einen Thron im Himmel an (or. XXV 13). So nennt er sie des öfteren ἡ θεός (ep. 303. 455. 1521), zweimal auch ἡ δαίμων (βίος 84; decl. XLVII 27), aber nicht auch ὁ δαίμων (wie Misson 52 behauptet; decl. XI 31 t. V 526, 8 ist ἡ zu schreiben, wie in der auf diese Deklamation zurückgehenden Dekla­mation des Chorikios, Milt. 36 p, 9, 21. Und or. XXI 17 t. II 458, 8 fällt τοῦ δαίμονος nicht mit τῆς τύχης zusammen, sondern steht im all­gemeinen Sinne ‚die Gottheit‘, ebenso wie τῷ δαίμονι, or. XI 129 t. I 478, 18). Sie freut sich, den Daniederliegenden zu erheben und den Hohen niederzuwerfen (ep. 1081. 1361; decl. XXX 10); sie tut alles, was sie will, ohne zu fragen, ob mit Recht oder Unrecht (or. LVII 52 und 53; ep. 1391). Man kann mit ihr nicht streiten noch Rechenschaft von ihr fordern (or. XXV 12); sie gebt ihre eigenen Wege (βίος 133 ἀλλ’ ἡ Τύχη γὰρ τὰ αὑτῆς, or. II 56) und kann auch ungerecht werden. Sie sieht das Kommende voraus (βίος 78); aber die Götter haben doch auch Einfluß auf sie, können sie überreden (or. LVII 55), und er selbst betet zu ihr, sie möge sich mit einem seiner Freunde aussöhnen (ep. 84, vgl. 303. 1227). Wie hier keine genaue Abgrenzung herrscht, so auch keine absolute Sicherheit. Wenn ihm Tyche als θεός oder δαίμων Lenkerin der Schicksale der Menschen ist, so redet er doch auch in diesem Sinne von θεῶν τις, θεός τις, δαίμων τις, ja selbst von τὸ θεῖον (aber nicht ἡ θειότης, vgl. Misson 47) wie von θεοί. Doch neben ihr walten auch unerbittlich die Moirai (or. XVIII 298. XXV 7 und 10). Aber auch die ἀνάγκη ist allmächtig und die Götter sind ihr untertan (ep. 831 t. X 750, 3. ep. 638 ebd. 586, 19). Wie Tyche, so [2537] helfen auch die Götter insgesamt (ep. 1202 t. XI 286, 15) und einzeln, wie Zeus Meilichios, zu dem er betet (ep. 220 t. X 203, 12), Artemis, die ihn und seine Schüler vor dem Unterprang durch Ein­sturz des Hauses bewahrt hat (or. V 52; βίος 142), keiner mehr als Asklepios, ὁ φιλανθρωπότατος θεός (ep. 1483). Auch er selbst hat in seinen Leiden zu ihm Zuflucht genommen, zuerst durch einen Sklaven (βίος 141ff.), und der Gott hat ihm Traumgesichte geschickt und Befreiung wenigstens von einem Teil seiner Leiden und einen er­träglichen Zustand (ebd. 143). Da L. vorher viele Ärzte und Heilmittel, Umschläge usw. gebraucht hatte, machte die Sache großes Aufsehen. Auch die Wiedergewinnung von ⅔ der Kraft des Fußes im J. 364 schreibt er dem φιλόδωρος θεός Askle­pios zu, der sich dazu der Hände zweier Epiroten bedient habe (ep. 1300): denn das Werk der Ärzte ist in Wahrheit das des Asklepios (ep. 1803). Es war ein aus dem Heiligtum des Asklepios erhaltener Zweig, dem er diese Wirkung zuschreibt. So bittet er auch 362 den Akakios, seines Kopfübels im Gebet an Asklepios zu gedenken (ep. 695), und schickt seinen Bruder aus, um für ihn im Heiligtum des Asklepios in Tarsos zu beten (ep. 706), und bittet den Heortios, Demetrios und Saturninos, sich an diesen Gebeten zu beteiligen (ep. 707 und 727). Deshalb muß man zu den Göttern beten, ihnen danken, opfern und Ge­schenke darbringen. Sie bestimmen aber nicht bloß das leibliche Wohl, sondern auch den see­lischen Zustand, besonders den Willen, in Träu­men (wie Herakles βίος 67), Orakeln, Gesichten, Weissagungen, ja bei hervorragenden Persönlich­keiten auch in Erscheinungen (or. XV 30), Ver­kehr und Gemeinschaft (Θεῶν συνουσία, or. XII 95, vgl. Misson 106). So mochte er Männern wie Ioannes Chrysostomos (ad vid. iun. 1) als πάντων δεισιδαιμονέστατος erscheinen. Die schon in der Jugend erfolgte Aufnahme in die Myste­rien verbürgte ihm die Aussicht auf ein glück­liches Jenseits (ep. 96). Er war von Athen aus nach Argos gereist, um sich aufnehmen zu lassen (βίος 23), also in die Mysterien der Hera, die Paus. II 38, 2 als die alleinigen dort nennt. Zu der Tatsache, daß er nicht in die Mysterien von Eleusis aufgenommen worden ist, stimmt es, daß von diesen Mysterien so gut wie gar nicht bei ihm die Rede ist. Daß er auch in die Mysterien des Mithras eingeweiht gewesen, nimmt Asmus W. f. kl. Phil. 1904, 238 an und hält Misson 150 für möglich. Aber der Grund, daß Iulian ihn in seinen Briefen mit ?δελφός anredet, ist hinfällig. Denn die Anrede ἔρρωσὀ μοι ἀδελφὲ ποθεινότατε καὶ προσφιλέστατε (Iul. ep. 3) und σώζοιό μοι, ποθεινότατε καὶ φιλικώτατε αδελφέ, ὑπὸ τοῦ τὰ πάντα ἐφορῶντος θεοῦ (ep. 44) gibt keinen Terminus technicus, sondern einen bloßen Zärtlichkeitsausdruck.

So sehr L. für die echt griechischen Kulte eingenommen war, wie er auch das Fest der Olym­pien oft verherrlicht hat, so sehr war er gegen ihre Auswüchse, besonders gegen das zu seiner Zeit wiederaufgelebte Fest der Maiuma in Daphne, das er zwar nicht mit Namen nennt, aber doch deutlieh bezeichnet als das Fest ἐν ᾖ τὸ μηδὲν ὀκνεῖν πολύ (or. X 14), τὴν μυρία κακὰ τῇ πόλει φέρουσαν ἑορτήν (or. XLI 16), τοῦτο γάρ ἐστίν ἡ [2538] ἑορτὴ τὸ μηδενὸς ἀπέχεσθαι τῶν αἰσχρῶν (or. XLV 23), ἦν δὲ τὸ πάντα τρόπον ἀσχημονεῖν ἑορτην ποιεῖν (or. L 11).
2. Sittliches Verhalten.

2. Sittliches Verhalten. In bedeutsamer Weise hat L. die Konsequenzen aus seinem Glau­ben wie aus seiner philosophischen Überzeugung für sein sittliches Verhalten gezogen. Bewahrte ihn seine Philosophie, die stärker war, als ge­meinhin angenommen wird und die Iulian richtig erkannte (βίος 131, vgl. L. bei Ibsen Kaiser und Galiläer), davor, sich auf die Nachricht vom Tode Iulians ins Schwert zu stürzen, so machte ihn seine Götterfurcht gottergeben, zufrieden mit dem von ihnen Verhängten (ep. 1325; or. LII 43), aber auch gerecht (or. XXIX 31ff.), getreu den Freunden bis über den Tod hinaus (or. LXIII 38), hilfsbereit (or. XXIX 18), mitleidig (ep. 864) und milde (ep. 720). Dem kam auch sein Naturell entgegen. L. war eine weiche Natur. Und so hat er es nicht immer verstanden, Nein zu sagen, wo es nötig war. Er sagt selbst (ep. 656, vgl. ep. 659), daß er sich zwingen ließ, Schlechtes zu loben. So hat er auch dem Proklos, den er nach seinem Tode angegriffen hat (or. XLII), bei Lebzeiten geschmeichelt. Und auch sonst ist er der Versuchung zu schmeicheln erlegen, wenn auch nicht in gewinnsüchtiger Absicht. Was er von sich selbst sagte, daß er es nicht verstehe, sich um die Türen der Mäch­tigen zu drehen, weshalb er ἀσθενής geblieben sei, daß er es vielmehr vorziehe, zu singen wie die Nachtigall (ep. 617 v. J. 631), das war auch das Urteil des Themistios. L. verschmähe τὰς τῶν ἀρχόντων δυνάμεις θεραπεύειν (ep. 476 ν. J. 356). Er hat es daher auch zu keiner hohen Stellung gebracht und hat wenig äußere Ehren davon getragen. Sowohl über χρήματα als über τιμαί fühlte er sich erhaben; nicht aber über die δόξα, wie er ep. 140 v. J. 359/60 sagt νῦν ὄντως μοι τοὺς μισθοὺς ἀπέδωκας, οὐ χρυσίον καὶ ἀργύριον, ἀλλ’ οὗ χάριν καὶ τῶν πατρῴων ἀπέστην, τοῦτο δέ ἐστι δόξα. Und es ist kein Widerspruch, wenn er sagt, daß er seine eigenen Reden, weil der Schönheit entratend, nicht bewundere, aber sich glücklich preise, daß ein Mann wie Demetrios ein solches Urteil über sie fälle (ep. 341 v. J. 358/59).

Jene Milde bestimmte aber auch seine Stellung zu Andersgläubigen. Sie ließ ihn sich beim Präfecten Priskianos im J. 364 für die Manichäer in Palästina, ‚die niemanden ein Unrecht tun, von einigen aber betrübt werden‘, verwenden (ep. 1253). Sie bestimmte endlich auch seine Stellung gegenüber denen, in denen er infolge seiner Götterfurcht (θεοσέβεια) seine Gegner sehen mußte. Fühlte er sich als einen der θεοῖς φίλοι (ep. 813. 1364), so waren sie θεοῖς ἐχθροί. Bestritten sie die Götter und setzten an deren Stelle einen Menschen, noch dazu einen Toten, so waren sie in seinen Augen ἄθεοι und δυσσεβεῖς (βίος 146. 206; ep. 695; or. XIII 11). Aber sie taten mehr; sie predigten gegen die Götter (or. XVIII 286 οἱ κατὰ τῶν θεῶν δημηγοροῦντες), oft in Schwärmen schreiend wie die Dohlen (κολοιοί nach Il. XVII 755) oder hielten es für einen Gottesdienst zu verhöh­nen den Gott der Sonne Helios und des Himmels Zeus und die mit ihm Herrschenden, sie waren der Ansicht, daß die Heiligtümer weichen müßten [2539] den Gräbern und verweilten mit Vorliebe bei diesen (or.LXII 10) oder in der Einsamkeit von Höhlen (or. II 32) und vernachlässigten ihr Äußeres in jeder Weise, so daß man es verwünschte, wenn man einen dieser blassen halbnackten Schwarz­kutten und Barfüßer (τοὺς ὠχριῶντας λέγω, τοὺς ἀνυποδήτους, τοὺς γυμνοὺς ἐξ ἡμισείας decl. XXIX 22; οἱ μελανειμονοῦντες οὗτοι, die aber mehr als Elefanten verzehren können or. XXX 8) auch nur begegnete. Und Leute, die einem weiß machen wollen, daß all dieser Unsinn, den sie begehen, die Armut, der Hunger, der Glaube an die Auf­erstehung der Toten sinnvoll und nachahmenswert sei (decl. XXIX, 22; an welcher Stelle die Christen zwar nicht genannt, aber doch deutlich genug bezeichnet sind), was sind sie anders als Schwindler (γόητες) oder Wahnwitzige und geistig gebundene (πλάνη, ἀχλύς und δεσμά or. XIII 12)? Aber sie haben auch Tempel und Tempelgüter weggenommen und eingezogen! Dem ist Iulian mit Recht ent­gegengetreten, er, der die Wahrheit an Stelle der Unkenntnis, das Echte an Stelle des Falschen, die alten Herrscher an Stelle der jüngst übel ein­gedrungenen gesetzt hat (or. XIII 12), Und die Christen haben die Tempelgüter wieder heraus­geben müssen. Dies findet L. nicht anders als recht und billig. Aber Unrecht und Grausamkeit ist zu vermeiden. So hält er es für unrecht, wenn die Phoiniker den Wiederaufbau von Heilig­tümern verlangen, nachdem sie das Haus, das unter Konstantios aus diesen Heiligtümern[WS 10] her­gestellt worden war, in Besitz genommen haben (ep. 1064, 6). So erhebt er auch seine Stimme gegen die Vergewaltigung eines Christen im J. 362/68 (ep. 763 u. 819). Orion, sein alter Freund in Bostra, hat seines Amtes in Gerechtigkeit ge­waltet, und hat viele vor Unbilden bewahrt. Jetzt ist er kaum der Vergewaltigung entgangen, er selbst und seine Familie, von seiten von Leuten, die ihre Hand nach Fremdem ausstrecken, wenn sie vorgeben, den Göttern zu helfen. L. schreibt deshalb an Belaios, spricht mit ihm und schreibt ihm nochmals (ep. 819) καὶ γὰρ (Ὠρίων) εἰ διέστηκεν ἡμῶν τῇ περὶ τὸ θεῖον δόξῃ, βλάπτοι μὲν ἂν αὑτόν, εἴπερ ἐξηπάτηται, παρὰ δὲ τῶν συνήθων οὐκ ἂν εἰκότως πολεμοῖτο. Jene aber geberden sich ὡς ταύτῃ γε χαριούμενοι τοῖς θεοῖς, obwohl πλεῖστον ἀπέχοντες τοῦ περὶ τὰς τῶν θεῶν τιμὰς νόμου; Belaios soll es hindern, τί ἂν κερδαίνοιμεν ἀπὸ τῆς αἰκίας, δι’ ἣν εὐδοκιμήσει παρὰ τοῖς ἡμῖν ἐναντίοις; er soll nicht Märtyrer schaffen, wie jenen Markos von Arethusa (Theodor. h. e. III, 7. Suid. s. Μάρκος). Solche auf angeborenem Gerechtigkeitssinn und Milde beruhende Toleranz ist aber etwas ganz anderes, als die Vertrautheit mit Stellen des Neuen Testamentes, wie sie Wolf in den Noten zu seiner Ausgabe der Briefe und in neuerer Zeit Vollert Kaiser Julians religiöse und philosophische Überzeugung, Gütersloh 1899, 73 angenommen haben. Es handelt sich an den betreffenden Stellen immer nur um allgemeine Gedanken ohne Gleichheit oder Ähn­lichkeit der Form, wie Misson 17 richtig bemerkt hat, oder die Stellen gehören nicht dem L., sondern der unechten Korrespondenz mit Basileios an. Daß L. auch mit Christen Verkehr gehabt hat, ist sicher. Vielleicht ist er schon für Nikomedeia von ihm selbst bezeugt in der Stelle des βίος 74 [2540] ὄντων τε τῶν κατὰ τοῦτο λεγόντων, ὡς συνείην ἀνθρώποις, οὓς ἐξέβαλεν ἂν κατὰ τὸν Ἀρχιλόχου φονέα τοῖς χρησμοῖς ὁ Πύθιος ἐπικειμένων τε τῶν ἔξω τῆς αἰτίας τοῖς ἐν αὐτῇ, wie für Antiocheia durch die Erzählung des Ioannes Chrysostomos ad vid. iun. 1. Wenn Maas S. Ber. Akad. Berlin 1912, 1123 es für mindestens recht unwahrschein­lich erklärt, daß Ioannes mit den Worten τὸν σοφιστὴν τὸν ἐμόν den L. als seinen Lehrer be­zeichne, so hat er übersehen, daß das Urteil πάντων δὲ ἀνδρῶν δεισιδαιμονέστατος ἐκεῖνος ἦν gerade auf L. paßt und nur, da es mit der Ge­schichte selbst nichts zu tun hat, eingefügt ist, um diesem einen Hieb zu versetzen, daß aber auch die Pointe der Geschichte, der Ausruf Βαβαί, οἷαι παρὰ Χριστιανοῖς γυναῖκές εἰσιν, gerade für L. charakteristisch ist. Und daß Ioannes darauf aus ist, von L., ohne ihn anders als ὁ τῆς πόλεως σο­φιστής oder ὁ σοφιστής zu nennen, trotzdem er sein Lehrer gewesen war, in den wegwerfendsten Ausdrücken (ὦ ληρόσοφε, ὦ μιαρέ, γέλως ταῦτα καὶ λῆρος) zu reden, zeigt seine Rede de S. Babyla. Weder ‚die von höchster Achtung zeugenden Briefe des Gregor von Nyssa‘ (frg. 53), noch der Unterschied in der Redekunst zwischen L. und Ioannes dürfen für die Entscheidung dieser Frage ins Feld geführt werden (vgl. Münscher Burs. Jahresber. CLXX 1915, 1521). Für ein gutes Ver­hältnis des I,. zu Christen dürfen aber auch andere seiner Briefe angeführt werden. Die zwei an Bischöfe gerichteten 1543 und 1544 sind unan­fechtbare Zeugnisse. Gibt der letztere, um 374 an Optimos geschrieben, seiner Freude über die Berufung des Optimos auf den Bischofsstuhl und dem Wunsche auf rednerischen Erfolg und der Bitte um Sendung eines begabten Schülers Aus­druck, so weiß der erste, 377 geschrieben, zur Freude des Schreibers schon von den glänzenden rednerischen Erfolgen des neugewählten Bischofs zu berichten. Geradezu Intimität bezeugen die zwei an Basileios 356 und 361 (?) gerichteten Briefe 501 und 647, aber sie sollen hier außer Betracht bleiben, weil nicht über allem Zweifel steht, daß der Kappadokier und nicht ein anderer Basiieios ihr Adressat ist. Aber hätte die junge Korrespondenz zwischen Basiieios und L. über­haupt so fingiert werden können, wie es geschehen ist, wenn von einem schroffen Verhält­nis des L, zu Basiieios und zum Christentum überhaupt etwas überliefert gewesen wäre? Hätte endlich sich die Legende bilden können, daß L. nicht bloß Hausgenosse des Basileios, sondern auch Christ geworden sei, wie sie sich zuerst im βίος des hl. Basileios von Ps.-Amphilochios (Amphil. op. ed. Combefis, Par. 1644. 179ff.), findet, danach in lat. Übersetzung des Subdiakon Ursus z. Ζ. des Papstes Nicolaus L. noch wortgetreuer in der eines Wiener Anonymus (Stud. z. Vergl. Lit.-Gesch. V 6ff.), danach auch im Speculum historiale des Vincentius Bellovacensis XIV 43 und 44, und durch eine französische Übersetzung in einem der Miracles de Nostre Dame, mit dem Zusätze, daß L. sich das linke Auge ausbohren läßt, um die Mutter Gottes zu schauen, und auch das rechte hingeben will, wenn er sie noch einmal schauen darf, was diese so rührt, daß sie ihm beide Augen zurückerstattet und ihn zu sich heraufnimmt, zuletzt noch in einem Jesuitendrama, [2541] Dillingen 1690 (a. a. O. V 36), dahin ver­ändert, daß L. zwar als Zauberer und heidnischer Philosoph zuerst ein Werkzeug des Satans ist, zuletzt aber doch ‚bewegt durch fremden Scha­den‘ zu Christo zurückkehrt.

Aber nicht nur das weiche Naturell, sondern auch das körperliche Leiden und die Kränklich­keit, von der L. den weitaus größten Teil seines Lebens heimgesucht war, ist bei der Beurteilung seines Charakters in Anschlag zu bringen. Zuerst handelte es sich um ein Kopfleiden. Es trat ein, als er im Alter von 20 Jahren stand (ep. 727). Er las mit seinem Lehrer in der Schule die Acharner des Aristophanes, als es plötzlich Nacht wurde und ein Donnerschlag mit Blitzstrahl er­folgte, der ihn völlig blendete und ein bleibendes Angstgefühl mit Schweiß hinterließ. Er tat nichts dagegen, ja verheimlichte es, und so nahm es zu und hörte, wenn auch zeitweise sich bessernd, nie auf, auch nicht, als er die Hilfe der Götter und Ärzte in Anspruch nahm (βίος 9. 10; ep. 362. 727. 367. 430. 383. 1518.).

Nach 16 Jahren trat es so heftig auf, daß er fürchtete, den Verstand zu verlieren, und sich voll den Göttern den Tod erbat (βίος 243.). Dazu trat mit dem Frühjahr des J. 355 ein heftiges Nierenleiden. Auch von diesem wurde er nicht befreit: ein Aderlaß verschaffte nur Erleichterung (ep. 393); das Jahr darauf (356) war es so stark, daß er für seinen Beruf fürchtete (ep. 492). Das dritte war ein Augenleiden, das im Winter 362/63 auftrat und zu steigender Bewölkung führte (ep. 798. 1064). Besonders schmerzhaft aber wurde das mit dem 50. Lebensjahre auftretende Podagra (βίος 139), Wenn sich die Arzte davon eine Besserung des Kopfleidens versprachen, so war das nur φλυαρία (βίος 150). Das Podagra aber machte sich im Laufe der Zeit nicht nur wie anfangs im Winter, sondern auch im Sommer geltend (βίος 247; ep. 1518). Auch Kurzatmig­keit, Schwindelanfälle, Furcht zu fallen quälten ihn. (Von Verdauungsbeschwerden redet nur der Verfasser des unechten Briefes 1547). Kein Wunder, daß er glaubte behext zu sein. Fand sich doch auch der Kadaver eines Chamäleon in seinem Auditorium (βίος 248). Wenn nun auch Asklepios, zu dem er seine Zuflucht nahm, ihm nicht wenig abnahm (βίος 143), so blieb doch so viel übrig, daß nur ein kleiner Bruchteil genügt haben würde, ihn dahinzuraffen, und daß die Ärzte ihm selbst Enthaltung vom Briefschreiben auferlegten (ep. 1110). Nimmt man hinzu, daß er auch durch maßloses Arbeiten gegen seine Gesundheit wütete (or. LXIV 99), daß er sich von Gastmählern wie von Bädern und Balletten fernhalten mußte, und an die λόγοι wie angenagelt war, so begreift man leicht, daß er ein Hypochonder (δύσκολος) wurde, wäh­rend er von Natur zu Lachen und Frohsinn aufgelegt war. Er, der den Beinamen ὁ ἐπίχαρις geführt hatte, hieß jetzt ὁ βαρύς. Zwar verteidigt er sich gegen diese Bezeichnung in or. II im J. 381, aber wenn er auch die Krankheit dafür verantwortlich macht (§ 18), wird doch die Sache selbst damit nicht aus der Welt geschafft.

Wie aber das Podagra nach seiner eigener Aussage seinen Gang schwerfällig gemacht hatte er sich daher von einem Sklaven führen ließ [2542] wenn er nicht ritt (or. II 21), so verriet auch sein ganzes Aussehen die andauernde Kränklich­keit. Schon mit 42 Jahren sah er aus wie ein alter Mann (ep. 495). Iulian erkannte ihn, als er nach Antiocheia kam, nicht wieder (βίος 93). Er war mager und blaß (βίος 91). Im übrigen wissen wir nicht, wie er aussah. Zwar hatten viele große Städte Ehrenstatuen von ihm errich­tet (or. II 15), Proklos auch ein Porträt (σανίς) von ihm im Rathause von Antiocheia anbringen lassen (or. XLII 43), Thrasydaios hatte sein Bild­nis über seinem Bette hängen und wunderte sich, dasselbe nicht bei allen andern Schülern zu fin­den (or. XXXII 10), aber es ist kein Bild auf uns gekommen. Das einzige, was den Anspruch erhebt, sein Bildnis wiederzugeben, ist apokryph. Es zeigt ihn bärtig, nach rechts blickend, in der Linken ein aufgeschlagenes Buch, in der Beeil­ten eine Feder haltend: auf dem Pult steht ein Tintenfaß. Es kann nur eine Miniatur wieder­geben. Thevet Hist. des plus illustres hommes avec leurs portraits, Paris 1695, I 339, der es veröffentlicht, bemerkt: er habe es mitgebracht du mont Synai. Es gibt heute keine L.-Hss. mit Bildnissen. Wenn es aber auch aus einer solchen stammen sollte, so fehlt doch die Beglaubigung des Porträts als solches. Auch für die 1895 in Antiocheia ausgegrabene Marmorstatue eines ‚Red­ners‘ (Foerster Arch. Jahrb. XIII 184) ent­behrt die Bezeichnung L. der Beglaubigung, wenn sie auch, aus dem Stile zu schließen, seiner Zeit angehören mag. Michon Rev. arch. XXXIV 461 und Bull. de la Société des antiquaires de France 1899, 209 wollte in ihm den ‚Iulian‘ wiedererkennen, dagegen Foerster Arch. Jahrb. XVI 531.

Erwägt man einerseits die Hinneigung des L. zur alten klassischen Literatur, andererseits das Festhalten an den altüberlieferten volkstümlichen Gottheiten, so wird man die Bezeichnung des L. als des letzten Griechen gerechtfertigt finden, aber der neuerdings in russischen Kreisen geheg­ten Anschauung, daß er der erste Vertreter der byzantinischen Kultur sei, keine Berechtigung zugestehen.
6. Nachleben des Libanios und gelehrte Be­schäftigung mit ihm.

6. Nachleben des L. und gelehrte Be­schäftigung mit ihm. Wie bei Lebzeiten so wurde er auch nach seinem Tode bewundert und lebte fort, soweit die griechische Sprache und Kultur fortlebte. Daß er nicht ins Lateinische übersetzt wurde, darf nicht wundernehmen bei dem Manne, dem alles Römische so zuwider war (eine angebliche lateinische Übersetzung von St. Omer enthielt Briefe des Symmachos, s. Foer­ster Rh. Mus. XXX 466ff.; die erhaltenen latei­nischen Briefe des L. sind ein Machwerk des Fr. Zambeccari). Aber auch gedacht wird seiner in der römischen Literatur nur, wo diese von der griechischen direkt abhängig ist, wie bei Hieron. chron. zum J. 2384 ab Abr. (p. 197 Sch. L. Antiochenus rhetor insignis habetur), Cassiod. hist. trip. VII 2, danach Hist. misc. XI 24 nach Sokr. h. e. III 1 und Sozom. VI 1. Ursus in der vit. Basilii nach Ps.-Amphilochos (s. o.), in der Subscription von Prisc. Praeexerc. (frg. 86), oder wo es Schwindelliteratur ist, wie Geogr. Rav. IV 2–10 = frg. 94 und der Dialog de Alexandro Hannibale Scipione (frg. 96), ein Machwerk des [2543] Iohnn. Aurispa. Aber auch zu den ins Armenische, Syrische, Arabische, Altslawische übersetzten Auto­ren hat er nicht gehört (der heut zu Grunde gegan­gene Cod. slavicus: Grammatiea Epistolae Libanii der Bibl. Monast. S. Germani a Pratis Benedict Congr. S. Mauri [Montfaucon Bibl. II 1041] ist ohne Gewähr). Erst nach dem Tode des L. wurden Ausgaben seiner Werke veranstaltet. Daß diese freilich alles umfaßten, was er geschrieben hatte, ist schwer glaublich. Manches wird nicht mehr aufzutreiben gewesen oder nicht aufgenommen worden sein, wie man es auch in der Folgezeit vorzog, Auswahlen, und zwar immer dünner, zu treffen. Die allgemeine Anerkennung, die L. (ὁ ἐπ’ εὐγλωττίᾳ παρᾶ πᾶσι βεβοημένος Isid. Pelus. II 42) genoß, ließ darüber hinwegsehen, daß er in dem Lager gestanden hatte, das von der zur Herrschaft gelangten Religion hatte bekämpft werden müssen. Andernfalls wäre die Korrespon­denz zwischen Basileios und L. nicht denkbar. Auch die Schule von Gaza, die selbst den Über­gang ins andere Lager vollzog, wendete ihm eifriges Studium zu, so daß nicht wenige ihrer Erzeugnisse ihm zugeschrieben wurden (Pietsch und Rother). Auch den Reichtum und die Schönheit seiner Gedanken verkannte man nicht und nahm sie in Gnomologien auf (wie die des sog. Maximos und die Melissa des Antonios und die ῥοδωνιά des Makarios Chrysokephalos), oder man versah ganze Gnomensammlungen, wie die des 12./13. Jhdts. der Athener Nationalbibliothek XXXII (= frg. 88), mit seinem Namen. Konnten auch fromme Leser von Stellen wie or. XIII 12 ἀντὶ τοῦ vεωστὶ εἰσκωμάσαντος oder XVIII 178 ἐπιθίμενος ταῖς βίβλοις) αἳ τὸν ἐκ Παλαιστί­νης ἄνθρωπον θεόν τε καὶ θεὸν παῖδα ποιοῦσι, es sich nicht versagen, ihrer Entrüstung mit starken Worten Ausdruck zu leihen, so änderte dies doch nichts au der Wertschätzung der maß­gebenden Leute. Der Patriarch Photios († 891), der den L. (λόγοι, μελέται, ἐπιστολαί) in 2 Bänden las, schwerlich also mehr als wir hatte, nennt ihn κανὼν καὶ στάθμη λόγου Ἀττικοῦ (bibl. cod. 90), rühmt an ihm τήν τε ἔμφυτον τοῦ λόγου καὶ αὐτοσχέδιον χάριν, wenn er auch, übrigens ähn­lich wie Reiske t. III 179 n. 52, urteilt, daß L. in den Reden durch Umschreibung sowohl wie durch Kürzung des Ausdrucks manche Dun­kelkeit bewirkt habe, erklärt ihn auch für ein Muster des Briefstiles (vgl. auch ep. 207), macht sich, ohne ihn zu nennen, seine in den ὑποθέσεις geäußerten kritischen Urteile und anderes zu eigen (cod. 265 col. 492 a 14. 495 a 35ff., vgl. t. VIII 598). Der Dichter Ioannes Geometres feiert ihn wegen des dem Honig gleichen Flusses der Rede (Cod. Par. Suppl. 352 εἰς τὸν Λιβάνιον. Cramer anecd. Par. IV 312). Der Rhetor Ioannes Doxapatri benützt seine μελέται, darunter auch uns nicht Erhaltenes, wie den Πίνδαρος und Ἀλκιβιάδης, um an ihnen die Vorschriften des Hermogenes π. εὑρέσεως und π. στάσεων und des Aphthonios zu erläutern (vgl. zu frg. 49 und 50). Auch Eustathios, der seinen Namen nicht wie Ioannes Geometres, von λιβάς, sondern vom Berge Libanon herleitet ep. 7, worin ihm Michael Akominatos in der μονῳδία εἰς Εὐστάθιον 9 ed. Tafel p. 379 folgt, zeigt eine weitgehende Bekannt­schaft mit seinen verschiedenen Schriften. Nikolaos [2544] Mesarites benützt um 1200 ganze Stellen des Ἀντιοχικός für seine Beschreibung der Apostel­kirche von Konstantinopel. Auch die Gramma­tiker und Lexikographen von Suidas und dem ano­nymen Verfasser der Schrift περὶ συντάξεως, dem er unter der Bezeichnung ὁ μικρὸς Δημοσθένης (s. ο.) geläufig ist, bis auf Georgios Lakapenos, Thomas Magister und Andreas Lopadites herab, haben ihn stark für Sprachliches ausge­beutet. Eine Auswahl aus seinen Reden, Dekla­mationen und Progymnasmata wurde Gegenstand der Schullektüre (vgl. t. I 321), dazu eine von Lakapenos veranstaltete Auswahl von 264 Briefen. Es wurden daher seine Schriften sehr viel abgeschrieben, zunächst auf Pergament, dann auf Bombyx, zuletzt auf Papier. Die Zahl der auf uns gekommenen beträgt weit über 500. Nicht bloß durch Lektüre, auch durch Nachahmung und Widerlegung suchte man sich an ihm zu schulen. Gregorios Kyprios schreibt ἀντιλογίαι gegen zwei seiner μελέται, die Κορίνθκη und den φιλάργυρος άπαχηρνττων (t. VI 49 und VII 142), Manuel Palaiologos ließ Antenor gegen den πρεσ­βευτικός des Odysseus auftreten (das προοίμιον t. V 226), Bessarion bildete seine Monodie auf Manuel Palaiologos (f 1424) der des L. auf Iulian (or. XVII) nach. Bekanntschaft mit ihm gehört zur allgemeinen Bildung. Theodoros Hyrtakenos kennt seine Monodie auf Nikomedeia (Anecd. I 255, 24 Boiss., vgl. t. IV 322 n. 4) und seine Briefe, Nikephoros Chumnos die ἔκφρασις μέθης (Anecd. II 100, 10 Boiss. t. VIII 452). Ioannes Glykys (p. 52, 19 ed. Jahn) den Ὀρέστης (t. V 378, 16φ.), Manuel Chrysoloras schreibt in der σύγκρισις παλαιάς καὶ νέας Ῥώμης p. 478 ep. 1083 aus, Notaras (Anecd. V 433, 1 Boiss.) kennt den Briefwechsel zwischen Basileios und L., und wenn er es in einem Briefe noch für nötig hält, zu ὁ θὐραθεν σοφιστής den Namen Λιβάνιος hinzuzufügen, so weiß Georgios Plethon, daß er verstanden wird, wenn er ὁ Σύρος ῥήτωρ sagt (synt. rhet. t. VI 594, 1 W.). Schon ein großer Teil der zuletzt genannten Namen führt auf Beziehungen zu Italien hin, und Ioannes Argyropulos hat die Korrespondenz des Basileios und L. ins Lateinische übersetzt (Hs. der ehemaligen Bibliothek Zalusciana, Foerster Zambeccari 44). So erwachte auch im Abendlande die Sehnsucht, den L. kennen zu lernen. Daß Filelfo den Codex der Briefe des L. (heut in Leiden) bei seinem Schwiegervater Ioannes Chry­soloras gesehen hat, läßt sich nicht behaupten. Aber daß Christophoro de’ Buondelmonti 1418 in Kreta einen Codex des L. für Cosimo de’ Me­dia (= Laur. LVII 21), Enea Silvio und Fran­cesco Piccolomini den Chisianus, Johann von Ragusa als Gesandter in Konstantinopel 1433 eine Hs. der Briefe des L. für die Bibliothek seiner Dominikaner (heut in Basel) erwarb, steht ur­kundlich fest (s. Beer Eine Hs.-Schenkung a. d. J. 1443, Serta Harteliana 270–274). Leonardo Giustiniani besaß den Codex der Reden des L. (= Pal. 282), Angelo Poliziano den der ἐπιστολιμαῖοι χαρακτῆρες (= Laur. LX 14 laut Aufschrift) Konstantinos Laskaris den Matrisensis, Theodoros Gaza den Vindobonensis. In den siebziger Jah­ren des 15. Jhdts. ging Zambeccari nach Griechenland und ließ sich hier die Sammlung der [2545] Briefe des L. angelegen sein. Er brachte mehr als 1500 zusammen, die vielleicht in einer Hs., dem heutigen Cod. Vat. 83, enthalten waren, Joannes Aurispa schickte 1423 einen Codex nach Venedig. Ianus Laskaris brachte 1491 und 1492 Hdrr. der Reden, Deklamationen und Progymnasmata aus Griechenland für Lorenzo Medici heim (= Laur. LVII 27 und LVIIl 2; vgl. Vogel Serap. XV 156. Piccolomini Riv. di filol. II 401ff.). Und um die Wende des 15. und 16. Jhdts. war L. in jeder größeren Bibliothek, meist in mehreren Exemplaren, zu finden. Und noch das 15. Jhdt. sah in Italien als die ersten Er­zeugnisse gelehrter Beschäftigung mit L. latei­nische Übersetzungen einzelner Reden und Dekla­mationen. N. Perotti übersetzte die Monodie auf Iulian (or. XIII), Benedict. Bursa den Archidamos (Hs. der Bibl. des Seminars von Padua Ν 87. t. VI 439), vermutlich auch die Antilogie des Achilleus (Cod. Vat. 1392. t. V 297), Chierigato von Vicenza 1464 den πλούσιος ἀριστεύσας (t. VII 240. Zambeccari 43 und 330). Und mit Beginn des 16. Jhdts. beteiligen sich auch Deutsche an dieser Übersetzerarbeit: so übersetzt schon 1501 der in Italien ausgebildete Wiegand v. Salza den schwierigen δύσκολος λάλον γήμας γυναῖκα (t. VI 507) richtig und elegant, beiläufig den griechischen Text emendierend; Erasmus 1503 den Πρεσβευτικός des Menelaos (t. V 196) und zwei Ethopoiien (t. VIII 369). Mit dem 16. Jhdt. beginnt aber auch die Herausgebertätigkoit: Aldus gibt 1500 die Ἐπιστολαὶ ἀμοιβαῖοι Βασι­λείου καὶ Λ. heraus, während er sich die Heraus­gabe der übrigen Briefe noch vorbehält. Er ist nicht dazu gekommen, sondern nur 1504 zur Heraus­gabe der ὑποθέσεις. Vorher erschienen: 1501 in Ρeggio ἐπιστολιμαῖοι χαρακτῆρες von Ponticus Virunius (Weichert p. LXX); 1503 der Μενέ­λαος (benutzt von dem Polen Kochanowski, s. o.), und die zwei Ethopoiien von Erasmus (erneut Basel 1522). Neben diesen kleinen Spezialausgaben verdient den Namen einer Editio princeps die Ausgabe, die 1517 in Ferrara bei Mazziochi er­schien, Libanii Sophistae Declamationes Sermones et Dissertationes, besorgt von dem Griechen S. Kapsalis, gewidmet dem Kardinal Hippolyt von Este, der die Mittel gewährte, auf Grund einer Abschrift die Arsenios von Monembasia aus dein heut in Wolfenbüttel (Gud. 511) befind­lichen Codex gemacht hatte, 42 μελέται, λόγοι und προγυμνάσματα (Schulauswahl) mit allen Feh­lern der Hs. Vollständige Ausgabe der Progymnasmata, aber unter dem Namen des Theon von Angelus Barbatus, Rom 1520, erheblich verbes­sert – schon zeigte sich die Überlegenheit der Deutschen auf diesem Gebiet – von Joachim Camerarius, Basel 1541, der vorher (Hagen. 1535) die in der Ed. Ferr. fehlende ἀντιλογία Ἀχιλλέως zusammen mit der Rede des Aristeides aus einer ihm von Opsopoeus geschickten Hs. gut heraus gegeben hatte (t. V 303).

Beschränkte Auswahl der Briefe (54 + 19), Paris s. l. e. a. in zwei τμήματα, wohl besorgt von Gr. Morel, der 1551 und 1558 die ἐπιστολιμαῖοι χαρακτῆρες neu herausgab (Weichert p. LXXI). Die lateinische Übersetzung der Briefe, wenigstens des zweiten τμῆμα, verfaßte Pichon. Neubearbeitung Hartung, Basel 1548, Sambucus, [2546] ebd. 1552, wiederholt bei Morel in Paris (Weichert p. LXXIf,). Übersetzung von Anemoecius (Windhäuser) (nach der Ausgabe des Virunius) Epistolarum Laconicarum farragines duae, Basel 1545.

Der Anfang des 17. Jhdts. brachte Spezial­ausgaben von drei Reden, die zu solchen des Ioannes Chrysostomos in Beziehung stehen, or. XIX. XX. LX, in der Ausgabe des letzteren von Henri Savile t. VIII ’Eton. 1612, ließ aber auch den Plan zu einer Gesamtausgabe der Werke des L. in F. Morel in Paris entstehen. Einer Spezialausgabe des δύσκολος λάλον γήμας mit lateinischer Übersetzung 1597 (t. VI 508) folg­ten von 1601–1606 weitere Deklamationen, Progymnasmen und Reden; 1606 Bd. I der Ge­samtausgabe (προγυμνάσματα und μελέται); von 1609 bis 1616 wieder Spezialausgaben; endlich 1627 Bd. II der Gesamtausgabe (die λόγοι), dar­unter sehr viele zum erstenmal gedruckt; be­nützt sind in erster Linie Hss. aus Paris, aber auch aus München, und besonders von Rom aus der Vaticana, doch sind griechischer Text und lateinische Übersetzung sehr fehlerhaft, Briefe sind sehr wenige eingefügt. Die Herausgabe auch der Briefe verhinderte Morels Tod 1630.

Ergänzungen zur Ausgabe von Morel boten: Gothofredus aus einer Abschrift des Cod. Α vier auf das Beamtenwesen unter Theodosios be­zügliche Reden: Libanii orationes quatuor, Cöln 1631), denen er eine fünfte, schon von Morel publizierte beifügte mit Anmerkungen. Ferner Gothofredus Notae autographae z. d. Briefen (Hamburger Stadtbibliothek Cod. 43), mit Les­arten einer Pariser Hs. L. Allatius klagte bit­ter (Apes Urbanae, Romae 1633 p. 177 ed. Rom. = 249 ed. Fabr.), daß Morel mit des Allatius Abschriften von Reden schmählich umgegangen sei (Cod. Par. gr. 583 enthält die Reste dieser Abschriften) und gab in den Excerpta varia Gr. soph. ac rhet., Romae 1641, den größten Teil der διηγήματα, einen Teil der ἐκφράσεις und die Rede εἰς τὰς καλάνδας (nicht die ἔκφρασις καλανδῶν) aus Cod. Vatic. gr. 305 und Barberinus 351 zum ersten Male heraus. Lambeck Bibl. Caes. Vind. comm. lib. VI 1674 p. 244–256 zwölf Briefe mit lateinischer Übersetzung, von Holsten aus Cod. Vat. 113 abgeschrieben, wiederholt von Richard, Frankf. u. Lpz. 1707. Valesius versprach, 15 Reden aus einer Pariser Hs. mit lateinischer Übersetzung und Kommentar herauszugeben (z. Socr. h. e. III 19 p. 194 ed. Par., vgl. t. L 33. IV 299); nur 4–5, heut verschollen, fanden sich im Nachlaß. Adami beabsichtigte eine Neuausgabe des ganzen L. (Amadutius Anecd. litter. I 7; vgl. t. I 284). Auch der Plan des Dänen Rostgaard, eine alles umfassende Ausgabe der Briefe, kam nicht über die Vorbereitungen hinaus; er brachte nur einen Apparat von über – allerdings zum Teil unechten – 1600 griechischen und fast 400 lateinischen Briefen zusammen; letztere entnahm er größ­tenteils der Ausg. von Sommerfeldt (vgl. Bauch Arch. f. Lit. XII 321. Sommerfeldt Ztschr. f. Kirchengesch. XXXII 596ff.) L. gr. Declamatoris epistolae, Krakau 1504 und einer Mailänder Hds. (Kgl. Bibliothek Kopenhagen). Eine anerkennens­werte Leistung waren des Wittenberger Professors [2547] Berger De Lib. disputationes (I 1696. II–VI 1698). Tillemont Histor. des Empercures IV bietet wenig über L. Jo. T. a Bellerophontes Sommaire de la vie de L. tiré de ses ecrits blieb Manuskript (Coisl. 400).

Am meisten hat das 18. Jhdt. für L. geleistet. Zwar hat es auch hier nicht an unerfüllten Hoff­nungen gefehlt – diese sind bei der Größe des Unternehmens von L. untrennbar. Winckelmann ist nicht viel über den Plan zusammen mit Giacomelli ‚viele noch ungedruckte Reden aus der Vaticana und Barberina mit Übersetzung ans Licht zu stellen‘ (Brief an Franke, März 1757, Werke von Meyer und Schulze IX 202; vgl. IX 184) hinausgekommen. Der aus Neapel gebür­tige Bibliothekar N. a. Forlosia hat 1740 eine Ausgabe von 19 Reden, von denen 13 unbekannt waren, aus Cod. Vindob. phil. 93 im Manuskript (= Cod. Vindob. lat. 9756*) mit lateinischer Übersetzung fertig gestellt, ist aber vor der Her­ausgabe gestorben (1758). Oehlschläger (Olearius) druckte (anonym) die aus Bodl. Langbain. Advers. 20, einer Kopie des Barocc. 219, abgeschriebene und ins Lateinische übersetzte Rede περὶ τῆς Ἰουλιανοῦ τιμωρίας (or. XXIV, vgl. t. II 512), Lipsiae 1702, starb aber bald darauf, ohne zur Herausgabe der drei anderen aus jener Ox­forder Hs. abgeschriebenen Reden gekommen zu sein. J. A. Fabricius gab außer dieser noch drei andere Reden (II. XVI. XVIII) mit Über­setzung und einige Briefe heraus in der Bibl. Gr. t. VII 145–378, vgl. 411 (Hamburg 1715) und lib. IV c. 28 § 4; lib. V c. 10 p. 397; lib. V c. 18 t. VIII 37–54. Den fehlenden Schluß von or. XVI ergänzte Berchetti aus dem schlechten Cod. Laur. 32. 13 in Amadutii Anecd. litt. ex Mss. codd. eruta I. Rom 1773, 9–22 (vgl. t. II 159), wie Amaduzzi selbst Anecd. II p. 3–16 aus demselben Codex den echten Schluß der Rede bot, während der bei Morel gedruckte nichts als dessen Verlegenheitsprodukt ist (Foerster Philol. LIX 400f. t. II 537). Erheblicher Zuwachs bei Bongiovanni L. Soph. orr. XVII nunc primum ex mss. codicibus eruit lat. vertit notisque ill., Ven. 1754, aus 2 Venediger Hss. (16 neue Reden: die Rede κατὰ Σεβήρου unter der Aufschrift πρὸς τὴν βουλήν bereits bei Morel). Erste Übersetzung in neuere Sprachen Lardner (ὑπὲρ τῶν ἱερῶν) Collection of ancient testimon. to the truth of the Christ. Religion, Lond. 1764 (Hs. des Brit. Mus. Add. Mss. 6210 fol. 122) und Duncombe (βιός und μονῳδίαι auf den Apollontempel von Daphne und auf Nikomedeia) Julian selected works II, Lond. 1780. Aber am bedeutungsvollsten war doch, daß die gelehrte Welt endlich eine vollständige Ausgabe der Briefe und eine kritische Ausgabe der Reden, Deklama­tionen und Progymnasmen erhielt durch Joh. Christ. Wolf und Reiske. Wolf hatte schon 1798 in Oxford aus dem apographum Langbainianum nicht nur die drei Reden XXIV, II, XVIII (vgl. t. I 231f.), sondern auch mehr als 300 Briefe abgeschrieben (Abschriften heute in Hamburg), davon veröff. er epist. adhuc non editarum Centuria c. vers. Lat. et not., Lpz. 1711. Ferner aus Abschrif­ten des Berolinensis und Spanthemianus Auswahlen: Anecd. gr. sacra et profana II p. 331–348 und [II p. 262—299 (Hambg. 1722 und 1723). Für [2548] die Gesamtausgabe erhielt er den Apparat von Rostgaard aus Kopenhagen zur Benutzung und baute auf ihm seine Ausgabe Amsterdam 1738 auf. Die Ausgabe des Benzelius (nur 20 Briefe nach wenig wertvollen Hss.) Viginti epist. adhuc ineditae, Londini Gothor. 1735), benutzte Wolf in der Appendix. Er hielt sich ganz an die Reihenfolge, in der Rostgaard die Briefe hatte abschreiben lassen, wodurch die ältesten und besten Hss. (Vat. 83 und 85) zu kurz kamen: er fügte eine lateinische Übersetzung bei, war aber doch seiner Aufgabe nicht ganz gewachsen wegen ungenügender Kenntnis der Zeit und der übrigen Werke des L. (vgl. Reiske De quibusdam argumentis e repetitis 13 und Monnier Histoire de L. 116), auch der griechischen Sprache – Ruhnken zu Tim. lex. p. 137 nennt ihn virum graec. linguae medioeriter peritum – (vgl. Bast Ep. crit. 136). Er reicht in keinem Betracht heran an den Mann, der den Höhe­punkt wie aller Philologie im 18. Jhdt., so auch der gelehrten, dem L. gewidmeten Bestrebungen bildet, an J. J. Reiske. Reiske hatte schon in jungen Jahren in Holland L. gelesen, seine ersten Notae zum Text sind im Cod. Dorvillianus X. I. 4, 27 der Bodleiana erhalten, zum Teil in Nova Miscellanea vol. V p. 721 und 722 (Leipz. 1747) veröffentlicht. Von neuem ging er an die Lektüre des L. in Leipzig und veröffentlichte den Ertrag im V. Bde. der Animadversiones, Leipz. 1766, sowie in den Abhandl. De Zenobio soph. Antioch. und De quibusdam argumentis e L. re­petitis, Lpz. 1759. Mit den Jahren faßte er eine immer größere Vorliebe für L.. trotzdem er für seine Fehler keineswegs blind war. So schreibt er Brief 426 an Lessing 1772, was noch heut gilt: ,Ich kann Ihnen nicht genug sagen, wie große Stücke ich auf diesen Autorem halte. In dem feinen und galanten Briefstyl kommt er dem Plinius bey, ja je zuweilen übertrift er ihn. Unter den Alten kenne ich keinen, der mit Wolanstand und grace so Complimente schneiden könne. Seine Dekla­mationen stecken so voll drolliger Laune, beissender Satyre und treffender Charaktere (und das alles in der wahrhaften Sprache des Demosthenes, das ist, in dem ausgelesensten Griechischen), daß ich mich nicht genug wundern kann, wie ein Mann, von dem unsere schönen Geister gar vieles hätten lernen, oder bey dem sie doch wenigstens uralte Muster solcher Züge, die man für nagelneu hält, hätten finden können, so sehr hat verborgen bleiben können, daß gar viele, welche doch mit Horaz und Terenz, und was dem ähnlich ist, gar wohl bekannt sind, vor seinem Namen beinahe erschrecken dürften.‘

So traf er alle Vorbereitungen für eine neue Ausgabe zunächst der Reden, Deklamationen und Progymnasmen, zog Hss. aus Augsburg, Mün­chen und Wolfenbüttel heran, bei deren Vergleichung er von seiner Frau Ernestine Christine unterstützt wurde, korrigierte die Wolfsche Aus­gabe der Briefe durch, versah sie zum Teil mit kurzen sachlichen Anmerkungen (dazu ein Nach­trag = Supplementa), verfaßte endlich eine Vita L. ab ipso tradita und eine Prosopographia Libaniana, starb aber vor Vollendung des Werkes 1774. Seine Frau übernahm die Herausgabe, wobei sie leider die Fassung, für die er sich [2549] entschieden hatte, nicht in den Text setzte, son­dern in den Noten ließ. Es erschien Bd. I Al­tenburg 1784, sodann die ganze Ausgabe in 4 Bd. 1791–1797 (die Briefe blieben ausgeschlossen), eine bewundernswerte Leistung. Reiske hat un­zählige Stellen mit glücklichem Scharfsinn emendiert, auch um die Erklärung sich erfolgreich be­müht.

‚Die Reiskin‘ gab eine Declamation – in Wahrheit des Chorikios – Τύραννος ᾔτησεν ἐξ ἀστυγείτονος κόρην, Leipz. 1775. heraus, die sie in die Gesamtausgabe t. IV, 771 aufnahm, sowie deutsche Übersetzungen einiger Declamationen, Progymnasmen und Briefe in ‚Zur Moral‘ II, Leipzig 1782.

Die Arbeiten des 19. Jhdts. bewegten sich in der ersten Hälfte überwiegend auf dem Gebiete der Textkritik, in der zweiten bezogen sie sich auf das Leben des L., nur wenige beschäftigten sich mit den Ekphrasen. Pr. Jacobs zog Hss. in München und Wolfenbüttel heran und be­deckte das Exemplar der Ausgabe von Reiske {heute in der Bodleiana) mit Emendationcn; er­ legte sich Kollektaneen an unter dem Titel Miscellanea critica oder Lectiones in den J. 1812 und 1813 (s. t. I 77). Das zu den demosthenischen De­clamationen Gefundene gab Dübner Rev. de philol. II 1–6 und 425–427 heraus. Später kam das Exemplar an Jules Adert in Genf, dann in den Besitz von Jul. Nicole, der darüber ohne Kenntnis der Vorgänge Herm. XLIII 229 berich­tet hat (s. t. V 198). Jacobs hat selbst sehr viele Emendationcn veröffentlicht, besonders zu Declamationen und Progymnasmen: Additamenta animadversionum in Athen. Deipnos., Jena 1809 und Darmst. Allg. Schulztg. 1832 II n. 7 und 8. Notae in Lib. Apologiam, Gotha 1816 (Acta philol. Monac. II 3, 435. 4, 4 71). In Echtheitsfragen ist sein Urteil, weil auf ein entwickeltes Stilgefühl gestützt, fast immer wertvoll (s. t. 1 76f.).

Auf die demosthenischen Declamationen be­schränkt sich Weiske De hyperbole errorum in hist. Philippi commissor. genitrice I–III, Leipz. 1818–1819. Graf Giac. Leopardi zog Hdrr. heran, ergänzte z. Β. 1822 aus dem Cod. Barberinus die große Lücke or. III 85 (t. I 34. Sin­ner Novus S. Patrum Gr. delectus, Paris 1812. 227–248), gab glänzende Verbesserungen zu den Progymnasmen (t. VIII 1 und 549, Abschrift in der Bibl. Nationale in Florenz, wonach Veröffent­lichung Rh. Mus. III 1–14). Sintenis ver­öffentlichte Textverbesserungen Herm. I 468; andere am Rande des in der Gymnasialbibliothek von Zerbst befindlichen Exemplars der Reiskeausgabe. Minder vorsichtig Cobet Mnem. X 193–198; Nov. Ser. II 378. 402–410. III 1–17. 141–156. 249ff. V 103–112. 129–158, größten­teils wiederholt Miscellanea Critica, Lugd. Bat. 1S76, 138–168 und Collectanea Crit. 1878, 99–138. 254–304. Boissonade hat zur Verbesserung des Textes eine große Zahl Pariser Hdrr. (963. 1000. 2918. 3017. 3025. 3035) mit Er­folg herangezogen; Gasda besonders Vindob. 93 12. Jhdts., wie den Augustanus und 2 Parisini (3016 und 3017), aber auch vieles aus eigenem beigetragen in 4 Gynmasialprogrammen (Hirschberg 1868. Lauban 1870. 1871. 1874). Monnier [2550] edierte 10 Reden: Λιβανίου ἐκλεκτοὶ λόγοι mit wenig Kollektionen des Chisianus, wenigen Text­verbesserungen, aber einer eleganten französischen Übersetzung; die Ausgabe ist im Druck (389 S.) vollendet, aber nicht in den Handel gelangt (s. Egger Hellenisme en France II 471; vgl. t. I 15). Er bildet zugleich den Übergang zur zwei­ten Gruppe der Gelehrten des 19. Jhdts., die sieb mit L.s Leben beschäftigt haben. 1866 er­schien in Paris seine Dissertation De rhetoricae diseipulis ac magistris per Orientem in quarto Christ. aevi s., in der er sich vorzugsweise mit L. als Lehrer der Rhetorik befaßte, und seine Histoire de L. I (s. o.). Schon vorher erschienen Petersens Commentationes de Liban. Soph., Kopenhagen 1827, worüber Goethe urteilte ‚ganz allerliebst, mit großer Klarheit und Mäßigung‘ (Tagebücher XI 187, 6. 7, 23. Nov. 1827, vgl. 186, 11–15. 188, 12f.). Noch mehr wurde Goethes Interesse geweckt durch Petersens Comment. II–IV 1827 und 1828 De aliquot L. descriptionibus operum artis, in denen Ekphraseis mit Heranziehung von Denkmälern behandelt waren, und er ging sie mit Heinr. Meyer am 4. März 1828 durch (vgl. Weimarer Ausgabe XLIV S. 5 irr. 5). Diese Studien sind fortgeführt von Bergstedt u. a. (s. o. S. 2522). Es folgten die Arbeiten über das Leben dss L. von Beugnot, Petit und Sievers (s. o. S. 2498)

Die spätere Literatur knüpft an Foersters Ausgabe an. Neues enthält sie verhältnismäßig nur wenig: die beiden ἀντιλογίαι des Κέφαλος und Ἀριστοφῶν (decl. XV. XVI), und das διήγημα (ε’) περὶ τοῦ Ἀγαμέμνονος (t. VIII 36), Brief ιη’, aber größere Lücken sind ausgefüllt in ὑπὲρ τῶν ἱερῶν (or. XXX), in der κατηγορία μάγου (decl. XLI), der von Morel gefälschte Schluß der or. XXV περὶ δουλείας ist ausgemerzt. Ebenso sind drei μελέται als dem Chorikios gehörig und die lateinischen Briefe als Machwerke Zambeccaris ausgeschieden. Von den erhaltenen Schriften ist auf Grund einer Untersuchung aller Hss. eine Recensio hergestellt, aber auch der Emendatio weitester Spielraum ge­lassen, am wenigsten in den gut überlieferten ὑποθέσεις, mehr in den Reden, besonders ὑπὲρ Ὀλυμ­πίου, ‚dem Augiasstall‘, noch mehr in den μελέται, am meisten in den viel gelesenen Progymnasmen und den Briefen. Foerster begann mit den Vor­arbeiten 1868, mit dem Druck 1902. Dieser ist bis Bd. XI, umfassend die Briefe 840–1553 nebst den pseudepigraphen und den Fragmenten fort­geschritten. Doch steht noch Bd. IX aus (ἐπιστολιμαῖοι χαρακτῆρες und die Prolegomena zu den Briefen) sowie der Indexband, den Richtsteig übernommen hat, und ein Band Chorikios. Foer­sters sonstige Arbeiten sind: Zwei unedierte De­klamationen des L., Herm. IX 22–71 mit emendationes ebd. 373–381 und X 7–22 und einer Ergänzung aus dem Matritensis XII 217–222 (wiederholt in Les textes gr. publies par Ch. Graux, Paris 1S86, 523–529). Anzeige der Aus­gabe Libanii opera in Teubners Mitteilungen 1874 N. 4. Zur Schriftstellerei des L., Jahrb. f. Phil. 1876, I 209–225. II 491–504. III 633–641; Helladios und Libanios, Philol. XXXV 710–711; Ein Vers des Helladios, Herm. XIV 469–472: Libaniana, Rh. Mus. XXXII 86–96; Aristophanes oder ein anderer. Herm. XII 207–216; De L. [2551] libris manuscriptis Upsaliensibus et Lincopiensibus, Rostock 1877; Francesco Zambeccari u. die Briefe des L., Stuttgart 1878: ὑπὲρ τῶν ὀρχηστῶν rec., Rostock[WS 11] 1878; L. et Choricii fragmenta, Mélanges Graux (1884) 629–641; Mitteilungen über Hdrr. des L., Ber. Akad. Berl. 1885, 899–918; Anzeige L. apol. Socratis rec. Rogge, DLZ 1892 nr. 15; Über einen Palimpsesten des L. in Jerusalem, Ber. Akad. Berl. 1896. 1321–1340; Expletur lacuna in L. μάγου κατηγορία, Rh. Mus. LII 296f.; Eine Fälschung im L., Philol. LIX 400–405; De L., Pausania, templo Apollinis Delphico, Album Gratulat. Herwerdeno 1902, 45–54. Russische Übersetzungen Schestakow Reden des L. (mit An in.) Γ, Casan 1912 (16 Reden). Anklänge an Platon, Demosthenes, Thukydides, Herodot, die Tragiker und Aristophanes sammelt Middleton Stud. in the orations of L., Aberdeen 1919 (vgl. Richtsteig Berl. Phil. Woch. 1920, 481ff.). Letzte Literaturberichte Münscher Burs. Jahresber. CXLIX 1910, 142ff. CLXX 1915, 139ff.


[Foerster (†)-Münscher.]


Anmerkungen (Wikisource)

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