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Katapulta (ὁ καταπάλτης, Nfm. καταπέλτης), das Geschütz (= tormentum, ὄργανον), in engerem Sinne das Pfeilgeschütz, als solches auch genauer bezeichnet durch Hinzufügung von ὀξυβόλος oder ὀξυβελής (K. mit scharfem Geschoß im Gegensatz zu καταπάλτης λιθοβόλος oder πετροβόλος, K. mit Steingeschoß). Die Techniker gebrauchen dafür gewöhnlich den Ausdruck εὐθύτονον, im Gegensatz zum παλίντονον. Die Alten geben keine Erklärung dieser beiden Namen. Nach Köchly und Rüstow[WS 1] (Griech. Kriegsschriftsteller I 318) heißen die Euthytona ‚Geradspanner‘, weil ihre Bogenarme beim Spannen wagrecht liegen blieben, die Palintona ‚Winkelspanner‘, weil ihre Bogenarme beim Spannen schräg heruntergezogen wurden. Ob aber Palintonon diese Bedeutung gehabt haben kann, ist fraglich. Ein etymologisch ansprechendere Erklärung hat R. Schneider gegeben (Berl. Philol. Wochenschr. 1905, 50): ‚Ein Geschütz heißt εὐθύτονον, wenn der Spannnerv nur einmal zwischen den Spannbolzen hinläuft, aber παλίντονον, wenn er nach dem ersten Umlaufe wieder denselben Weg zwischen den Spannbolzen zurücklegt‘. Aber er hat diese Erklärung später selber als sachlich unmöglich wieder zurückgenommen, weil man mit einem einzigen Nervenstrange nicht schießen kann. (Schneider Geschütze auf handschriftlichen Bildern, Metz 1907; Ergänzungsheft zum Jahrb. d. Gesellschaft für Lothr. Gesch. u. Altertumsk. 70). Nach Bauer (Griech. Kriegsaltert.² 428) sollen die Ausdrücke den Unterschied der Geschoßflugbahn beider Geschützarten bezeichnen. Das Euthytonon ist danach das Flachgeschütz, das wagrecht oder in einem sehr flachen Winkel, das Palintonon das Steilgeschütz, das wie die modernen Mörser bis zu einem Winkel von 45° schoß. Das ist sachlich richtig, aber beide Ausdrücke beziehen sich offenbar nicht auf die Richtung der Flugbahn ihrer Geschosse, sondern auf die Art der Spannung ihrer Sehnen (vgl. unten νευρότονον). Was für ein unterscheidendes Merkmal die Alten bei der Wahl der beiden Ausdrücke im Auge gehabt haben, muß dahingestellt bleiben. ‚Es muß etwas höchst Einfaches und Selbstverständliches gewesen sein, weil die Techniker, sonst so gewissenhaft in ihren Erläuterungen, darüber sich jede Erklärung gespart haben‘ (Schneider). Ursprünglich bestand die K. aus einer auf ein starkes hölzernes Gestell gesetzten Armbrust (die gewöhnliche Armbrust hieß γαστραφέτης, Bauchspanner, auch σκορπίος, scorpio, weil sie beim Spannen mit dem vorderen Ende auf den Erdboden, mit dem hinteren gegen den Bauch gestemmt wurde), d. h. aus einer mit einer Rinne und einer Abzugsvorrichtung versehenen [2483] Holzplatte, der Geschoßführung, auf die der Pfeil gelegt wurde, und einem eisernen elastischen Bogen, der mittels der Bogensehne gespannt wurde und die Triebkraft lieferte. An Stelle des Bogens traten sodann als Krafterzeuger zwei voneinander unabhängige Arme, die in senkrecht gestellten, aus zusammengedrehten Sehnen gebildeten Zylindern steckten und an ihren äußeren Enden (wie die des früheren Bogens) durch eine Sehne verbunden waren. Daher wurde die K. auch tormentum, Torsionsgeschütz oder durch Drehung gespanntes, und νευρότονον, durch (gedrehte) Sehnen gespanntes Geschütz genannt. Wurde die Verbindungssehne angezogen, so wurden die Arme in den sich mitdrehenden senkrechten Sehnenzylindern gegeneinander zusammengezogen; wurde die Verbindungssehne sodann wieder losgelassen (abgedrückt), so schnellten sie mit der Kraft der sich wieder zurückdrehenden Sehnenzylinder zurück und mit derselben Kraft trieb die wieder nach vorn schnellende Bogensehne den Pfeil aus der Geschoßführung hinaus. Zu der verstärkten Kraft der Bogenarme mußte auch eine Verstärkung der Kraft treten, mit der die Bogensehne gespannt, d. h. zurückgezogen werden sollte. Die Kraft der menschlichen Arme allein reichte dazu nicht mehr aus. Man brachte daher am hinteren Ende der Geschoßführung eine wagrechte Welle an und verband diese durch Taue oder einen Flaschenzug mit der Bogensehne. Sie konnte mittels Handspeichen gedreht und dadurch die Bogensehne ohne Anstrengung bis an den Abzug zurückgezogen (eigentlich zuzückgewunden) werden. Je nach, der Länge und dem Durchmesser der Pfeile unterschied man ähnlich wie noch heute gewisse Kaliber, die zwischen einer Pfeillänge von 0,67 bis 1,37 m und einem Pfeildurchmesser von 0,074 bis 0,148 m schwankten. Die mittlere Tragweite der K. scheint 350 m betragen zu haben (nach Köchly und Rüstow a. a. O. 329 soll sie 2½ Stadien = 1500′, also etwa 450 m betragen haben; vgl. Droysen a. a. O. 198). Die ersten K. sind von den italischen, griechischen und karthagischen Werkleuten hergestellt Worden, die Dionysius d. Ä. hatte nach Syrakus kommen lassen. Diod. XIV 41f. (K. in Athen zuerst erwähnt im J. 355, CIA II 61). Eingehend beschrieben werden die K. von Philon Περὶ βελοποιϊκῶν, Heron Βελοποιϊκά, Biton Κατασκευαὶ πολεμικῶν ὀργάνων καὶ καταπαλτικῶν, Vitruvius de architectura X 13–15. Philon, Heron und der Abschnitt aus Vitruvius sind mit deutscher Übersetzung, erkl. Anm. und Abbild. herausg. von Köchly und Rüstow, Griech. Kriegsschriftsteller, 1853, I; Biton zusammen mit Philon und Heron von Thévenot Mathem. vet. Graeci, Paris 1693 und von Wescher Poliorcétique des Grecs, Paris 1867. Ein kritisch neubearbeiteter Text von Philons Βελοποιϊκά mit Übersetzung und Abbildungen ist enthalten in der oben angeführten Abhandlung von R. Schneider Geschütze auf handschr. Bildern. Neuere Literatur außer den bereits oben angeführten Werken: Dufour Mém. sur l'artillerie des anciens et sur celle du moyen-âge, Paris-Genf 1840. Rüstow und Köchly Gesch. des griech. Kriegswesens 1852, 378ff. Köchly und Rüstow Griech. Kriegsschriftsteller I 187ff. [2484] Deimling Die Geschütze der Alten, 24. Philol.-Vers. 1865, 223f. Praktisch ist das Problem der antiken Geschütze gelöst von Oberst Damm durch Herstellung zweier Modelle, die (seit 1906) im Museum der Saalburg stehen.
[Lammert.]
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