ART

363) Iulius Modestus, namhafter Grammatiker unter Tiberius, nach Sueton. de gramm. 20 Freigelassener des C. Iulius Hyginus in studiis atque doctrina vestigia patroni secutus.

Literatur, P. Wessner bei Teuffel-Kroll R. Lit-Gesch. II § 282, 1. M. Schanz R. Lit.-Gesch. II 2³, 433f.

Wir kennen die Titel zweier Schriften von ihm: 1. De feriis in einem Buche. Daraus führt Macrobius I 4, 7. 10, 9. 16, 28 drei Stellen an. 2. Quaestiones confusae, wovon Gell. III 9, 1 das zweite Buch zitiert, in dem die merkwürdige Geschichte vom Pferd des Seius stand. In der praef. 9 nennt Gellius diesen Titel zusammen mit epistulae morales und epistolicae quaestiones. Eine Anzahl von Fragmenten, die sich auf Orthographie, Flexion, Etymologie und Semasiologie beziehen, ist in der grammatischen Literatur enthalten, eines bei Quint. I 6, 36, bei dem ebenso wie bei Gellius ein Zitat aus Gavius Bassus vorangeht, woher Wessner a. a. O. folgert, daß sich Modestus auf diesen beidemal berufen habe. Vgl. auch L. Ruske De Gellii fontibus, Glatz 1883, 38. P. Wessner ist ferner geneigt, alle jene Bruchstücke den Quaestiones confusae zuzuschreiben Bemerkenswert in dieser Hinsicht ist es vielleicht, daß ein Teil der betreffenden Bruchstücke sich in einem Kapitel des Charisius findet, das De extremitatibus nominum et diversis quaestionibus überschrieben ist. Hervorgehoben zu werden verdient, daß Modestus zu denjenigen Theoretikern gehorte, die lateinische Worter aus dem Griechischen herleiteten (Charis. 75, 13. 103, 28. Diom. 365, 16). Nicht unwichtig ist die Notiz bei Charis. 73, 12, wonach er für den Genetiv plurum eintrat; vgl Woldt De analog. disciplina, Königsberg 1911, 75. Die übrigen [681] unter seinem Namen auf uns gekommenen Fragmente sind weiter unten erwähnt. Was man außerdem noch über seine schriftstellerische Tätigkeit feststellen zu können geglaubt hat, ist durchaus unsicher. In der Horazvita, die in ein paar Hss. der ps.-acronischen Scholienmasse vorangeht (ed. Keller I 3, 7), werden als Horazkommentatoren genannt: Porphyrion, Modestus et Helenius Acron. Diesen Modestus identifizierte Bergk Ztschr. f. d. Altertumswiss. 1845, 118 mit dem Schüler des Hyginus. Ihm pflichtete Ribbeck Prol. crit. 121 bei. Dagegen setzte Heynemann De interpolationibus in carm. Horat., Bonn 1871, 67 unter Zustimmung von M. Hertz Anal. ad Hor. hist. I (1876) 11, 5 ihn gleich mit dem von Martial. X 21 erwähnten gelehrten Grammatiker und vermutete in diesem wiederum den im Vatic. 3317 zu Verg. Georg. II 497 als Urheber einer daselbst mitgeteilten Geschichte genannten Aufidius (aufidus cod.) Modestus; vgl. Goetz o. Bd. II S. 2294. Eine weitere Hypothese stellte Ribbeck a. a. O. auf. Er sah in dem Modestus bei Martial den Iulius Modestus – das ist nachmals von W. Gilbert Jahrb. f. Philol. CXXXV (1887) 148 höchst wahrscheinlich gemacht – setzte aber auf dessen Konto auch die Bemerkung eines Modestus in den Schol. Vatic. Georg. III 53 über die Bedeutung von tenus = fine und wollte desgleichen die ohne Quellenangabe bei Nonius 375, 29–377, 33 stehende Erörterung über protinus und tenus den Quaestiones confusae zuweisen. Letztere Vermutung schwebt ganz in der Luft. Wäre aber der erste Teil jener Voraussetzung richtig, was nicht unmöglich, so müßten wir auch die übrigen Modestusfragmente in den Vergilscholien: Brev. expos. Georg. I 170. 364. 378 (= Schol. Bern, in anderer Fassung, vgl. Fragm. Bob. bei Keil Gr. l. VII 542, 23) auf die nämliche Quelle zurückführen, und ihr Inhalt schließt ihre Herkunft von unserem Grammatiker nicht aus. Ob freilich das alles dann als aus den Quaestiones oder etwa als aus einem Vergilkommentar herstammend anzusehen wäre, läßt sich nicht entscheiden. Mit der erwähnten Angabe über Aufidius Modestus kann es trotzdem seine Richtigkeit haben, zumal da Plut. quaest. conv. II 15 uns mit einem seiner Zeitgenossen namens Αὐφίδιος Μόδεστος bekannt macht. Wo wir in späteren Zeiten die Spuren des Grammatikers antreffen, liegt sicher keine direkte Benutzung vor. Iulius Romanus bei Charis. 125, 3 kennt ihn aus Plinius, und diesem dürfte auch anderwärts die Vermittlerrolle zugefallen sein, so bei Charis. 101, 1 (in etwas anderer Fassung bei Iulius Romanus 204, 22), wie Wessner a. a. O. bemerkt hat (vgl. auch O. Froehde Jahrb. f. Philol. Suppl. XVIII [1892] 609), falls nicht Terentius Scaurus als Zwischenglied anzunehmen sein sollte, dem Diomedes sein Modestuszitat verdankt; vgl. den unter Scaurus’ Namen gehenden Traktat de orthographia VII 12, 10 K. Beda de orth. VII 277, 20 K. hat zweifelsohne aus Charis. 101, 1 geschöpft.
[Tolkiehn.]

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