ART

10) Iulianus von Askalon. Ἐπαρχικὰ ἀπὸ τῶν τοῦ Ἀσκαλωνίτου Ἰουλιανοῦ τοῦ ἀρχιτέκτονος ἐκ τῶν νόμων ἤτοι ἐθῶν τῶν ἐν Παλαιστίνῃ betitelt sich ein metrologischer Text bei Hultsch Metrol. script. I 200f. Es handelt sich dabei um eine Tafel palästinensischer Geometermaße, die jenen (im übrigen meines Wissens nicht bekannten) I. nicht sowohl zum Verfasser als vielmehr zum Benutzer gehabt hat. Eine andere, anonym gehende Brechung derselben Tafel fand Pernice in zwei vatikanischen Hss. (Vat Gr. 852 f. 15v und 914 f. 188v). Dieselbe zeigt gegenüber dem Hultschschen Text stärkere Abweichungen, die, [18] wie genauere Untersuchung ergibt, auf einer Überarbeitung beruhen. Übrigens ist die Tafel auch in der Iulianischen Fassung keineswegs rein, da einige offenkundige Zusätze wie (p. 201, 13 κατὰ – 15 ἔθος; 18–21) beiden Brechungen gemeinsam sind und demgemäß aller Wahrscheinlichkeit nach bereits von I. gelesen worden sind, der selbst mit ziemlicher Sicherheit der byzantinischen Periode zugewiesen wird (vgl. Hultsch Metrol. script. I 54f.). Aber gerade diese Zusätze entbehren nicht des Interesses. Mit ihrer Hilfe nämlich wird es ersichtlich, daß die Norm der Tafel die philetärische mit dem Fuße von 351 oder (seit der Römerzeit [vgl. Viedebantt demnächst Klio 1913]) 355 mm ist, und daß es neben dem philetärisch-geometrischen System in Palästina ein anderes gegeben hat, das auf einer οὐργία bezw. ὀργυιὰ. (Vat.) ἁπλᾶ (παλαιά? vgl. 201, 15 κατὰ τὸ νῦν κρατοῦν ἔθος) benannten Klafter von 1,872 m und auf einem Fuße (1/6) von 312 mm aufgebaut war. Die Elle dieses Systems (11/2Fuß) stellt sich genau zu dem Betrage der altbabylonischen Elle von 468 mm, in der wir vermutlich auch den μέτριος πῆχυς der Griechen (Herodot. I 178) zu erblicken haben (vgl. Böckh Metrol. Unters. 266. Hultsch Metrologie² 46f. 437ff. 597f. Viedebantt Herm. XLVII 1912, 590ff. 620f.). Von allgemeinerem Interesse ist in dem Texte eine (auf Zusatz beruhende) Stelle über das von Eratosthenes benutzte Stadion, dessen einwandfreie Bestimmung, wie bekannt, den Schlüssel für die Beurteilung der Erdmessung des Alexandriners bildet. Es heißt dort (die Klammern geben die Abweichungen der Vaticani): τὸ μίλιον κατὰ μὲν Ἐρατοσθένην καὶ Στράβωνα τοὺς (ἀκριβεῖς) γεωγράφους ἔχει σταδίους η καὶ γ’ (θ’) ἤτοι ωλγ γ’ (ωλς). Diese Stelle besagt nach antiker Zitierweise kaum mehr als: ,Strabon berichtet von Eratosthenes, dieser rechne 81/3 Stadien usw. auf die Meile‘. Dem aber liegt offensichtlich eine Verwechslung mit Polybios zugrunde, da Strabon von Eratosthenes (in der erhaltenen Geographie) das nirgends, von Polybios dagegen ausdrücklich bei Gelegenheit der Beschreibung der egnatischen Straße (s. o. Bd. V S. 1988ff.) bezeugt: Πολύβιος προστιθεὶς τῷ ὀκτασταδίῳ δίπλεθρον, ὅ ἐστι τρίτον σταδίου (VII C 322) bezw. Πολύβιος … τὸ τρίτον τοῦ σταδίου προσλαμβάνων ἐπὶ τοῖς ὀκτὼ τοῦ μιλίου σταδίοις (VII frg. 57). Übrigens leistet sich der Interpolator gleich noch eine zweite derartige Oberflächlichkeit; denn in einer nur in den vatikanischen Hss. erhaltenen, bei I. dagegen (weil auf ägyptische Verhältnisse Bezug nehmend) ausgeschiedenen Notiz sagt er: ὁ παρασάγγης Περσικόν ἐστι μέτρον. οὐ παρὰ πᾶσι δὲ τὸ αὐτὸ (δέχεταιμέτρον om Vat. 852), ἀλλὰ παὰ μὲν τοῖς πλείστοις τεσσαρακονταστάδιός ἐστι. παρ’ ἄλλοις δὲ καὶ ἑξηκονταστάδιος. καί ἐστι πολλω (πολὺ Vat. 852) πλέον ἐν ἄλλοις καθ’ ἅ φησι Στράβωνπροφέρων μάρτυρα (τοῦ λόγου om. Vat. 914) τὸν πολυμαθῇ Ποσειδώνιον. ἡ σχοῖνος Ἑλληνικόν ἐστι μέτρον τὸ αὐτὸ τῷ παρασάγγῃ, ποτὲ μὲν τεσσαρακονταστάδιος, ποτὲ δὲ ἑξηκονταστάδιος. Die Stelle nimmt deutlich Bezug auf Strab. XVII C 804, wo aber nicht Poseidonios, sondern Artemidor von Ephesos als Gewährsmann genannt wird. Die Feststellung dieser Ungenauigkeiten aber ist deshalb wichtig, weil man seit Nissen (Die Erdmessung des Eratosthenes [19] Rh. Mus. LVIII 1903, 241. Vgl. Knaack o. Bd. VI S. 365) gerade auf Grund jener ersten I.-Stelle dem Eratosthenes in der Erdmessung ein Stadion von 1/8,333 (römische) Meile d. i. (ca. 9,48 : 8,333 =) ca. 177,6 m zuspricht, trotzdem andere Quellen widersprechen. Vgl. Viedebantt Klio 1913.
[Viedebantt.]

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