ART

Ikaros. 1) Insel vor dem Festland des kleinasiatischen Kariens im Ikarischen Meer (s. d.), jetzt amtlich ebenso, im Mund des Volkes Νικαργιά (s. Bürchner Peterm. Mitt. 1894, 256), von den Osmanen Kariôt (vom Ethnikon) genannt. Über die Prothese des .N s. Hatzidákis Einleitung in die Neugriech. Gramm. 51. Der ältere einheimische Name wenigstens bis auf 150 v. Chr. Ἔκκαρος. ἡ Ἴκαρος(ῑ, ᾰ) Hom. hymn. XXXIV 1. Herodot. VI 95. Thuk. III 29. VIII 99; ἡ Ἔκαρος Quotenlisten des Parthenontempels U. Koehler Abh. Akad. Berl. 1869 I 156; Ἴκαρος Ps.-Scyl. 58 (zu den Kykladen gerechnet). 113. Arist. mir. ausc. c. 81. 836 b 11; Ethn. Ἐκκαρέων Münzen, später als das zweite vorchristliche Jahrhundert Head-Sworónos Ἱστορ. Νομισμ.. II 143; Ἴκαρος: Strab. XIV 635 (aber Ἰκαρία: X 488. XIV 639. 673f.). Diod. poet. frg. III 66. Plin. n. h. IV 68. V 135. Aelian. n. an. XV 28. Solin. XI 30. Arrian. exp. Al. VII 20, 5. Athen. I 30 B. II 61 A. Avien. orb. t. 800. Aethl. in Clem. protr. 4. Priscian. perih. 607. Hermol. Steph. Byz.; Οἰνόη Achill. Tat. II 2; Ἰκαρία s. Apollod. II 6, 3. ΙΙΙ 5, 3. Diod. IV 77, 8. o. Lucan. VIII 244. Strab. s. o. Mel. ΙΙ 7, 11. Plin. ep. VΙΙ 4, 3. Ptolem. V 2, 19 M. Itin. Ant. 525. Athen. III 91 b. Agathem. 26. Hermol.-Steph. Byz. s. Δράκονον. Eustath. Dionys. per. 609. Isid. orig. XX 6, 26. Not. episc. III 566: der Bischof war damals dem Mitropoliten von Rhodos untergeordnet; jetzt gehört I. zum Sprengel des Erzbischofs von Samos. Der etymologisch schwer zu erklärende Name Ἔκαρος, Ἔκκαρος, Ἴκαρος (in Papes Wörterb. der griech. Eigenn.² stehen zwei Etymologien: 1. Weidau von Κάρα, 2. Holzplatz. Fick Vorgriech. Ortsnamen 55. 76. 114. 116 erklärt das Wort für lelegisch oder hettitisch) scheint der ältere gewesen zu sein, wie es bei den vielen Namen der benachbarten Inseln und Eilande der Fall ist. Später wurde die Form Ἰκαρία häufiger gebraucht, vielleicht unter ähnlichen Einflüssen wie Χία γῆ (= Χίος); vgl. Παρία, Ναξία Hermol.-Steph. Byz. Durch Prothese des ν (s. o.) vgl. den Namen der Klippe Νίκαρις an der Südküste bei Jalós (d. h. Αἰγιαλός Karte), durch Verschiebung des Akzentes wie bei Ἀρακλειά [979] (= Ἡράκλεια, Τζιά), (= Κέως), Ναξία und Παροναξιά (= Πάρος und Νάξος) bei Veränderung der Aussprache, der Endung -ία entstand Νικαριά.

An dichterischen Beinamen für I. sind überliefert Μάκρις (wie Chios), Hermol.-Steph. Byz. Eustath. Dionys. per. 520. Plin. n. h. IV 68 und Δολίχη Apollod. II 6, 3. Callim. Dian. 187. Plin. n. h. IV 68 wegen der von Südwesten nach Nordosten gestreckten Umrisse der Insel und Ἰχθυόεσσα (Ἰχθυοῦσσα Heracl. Pont. frg. 41) Hermol.-Steph. Byz. Eparch. FHG IV 404, 2. Plin. n. h. IV 68 wegen des Reichtums an Fischen in den die Insel umspülenden Seegewässern; s. auch Athen. VII 283 b.

I.-Sage. Im Altertum galt die Meinung, die Insel habe ihren Namen nach I., dem Sohn des Daidalos aus Athen, bekommen, der in der Nähe der Insel beim Flug über das Meer herabgestürzt und auf ihr von Daidalos (Ovid. met. VIII 135) oder Herakles bestattet worden sein soll. Daher Ἰκάρου ἕδος Aischyl. Pers. 890. Das Grab des I., einen niedrigen Hügel, zeigte man im Altertum auf der Insel, Paus. IX 11, 5 (s. den Art. I. Nr. 2 und Buondelmonte Liber Insularum 51). Zur Etymologie vgl. Fick Griech. Ortsnamen 55.

Größe, Lage. Das Areal von I. ist von Strelbitzki (Superficie de l’Europe 155, S. Pétersbourg 1832) auf 267,3 qkm berechnet: worden. Bei Papamichalópulos und Kritsás (Ἑλληνικαὶ Νῆσοι 131) sind nach der Ναυτικὴ Ἑλλάς als Arealbetrag 257 qkm angegeben. Die Südwest-Nordostachse beträgt 45 km (Bürchner Peterm. Mitt. 1894 Karte). Die Angabe in Kotsobilles Νέος Λιμενοδείκτης 400 21,5 Seemeilen Länge von I. ist unrichtig; es wären das nur 39 km. Bei Scyl. 113 und Agathem. 26 sind στάδια τ’ ἐπὶ μῆκος = 300 Stadien Länge angegeben (zu hoch gerechnet). Die wahre Länge betrüge etwa 214 Stadien. Die Länge von 38 römischen Meilen Plin. n. h. IV 68 ist um 10 km zu groß. Der Umfang der Insel, der bei einer Umfahrung in ½ Seemeile (== 930 m) Abstand von den Küsten auf 47 Seemeilen ([= 87,19 km] so Kotsobilles) berechnet wird, wird (wohl irrtümlich infolge von Verwechslung des Wortes περίμετρος und μῆκος) bei Strab. XIV 649 auf 300 Stadien (= 55,5 km, ca. 39 Seemeilen) angegeben.

Bei Ps.-Scyl. 113. Hermol.-Steph. Byz. und Isid. orig. XX 6, 26 wird I. zu den kykladischen Inseln des Agäischen Meeres gerechnet, bei Plin. n. h. IV 68 aber zu den sporadischen.

Sie liegt vor der Küste des kleinasiatischen Ioniens, Plin. n. h. V 135 im Ikarischen Meer (Plin. n. h. IV 68. Ptolem. V 2, 19 M.), das sich zwischen Samos und Mykonos ausbreitet, Plin. n. h. IV 51. Agathem. 26 (s. d.). Die Entfernungsangaben zwischen Naxos, Delos, Samos bei Plin. n. h. IV 68 sind irrig. Von dem Westkap Kantharion (jetzt Κατάβασις) der Insel Samos nach dem Ostkap Drakanon (jetzt Φανάρι) auf I. sind es in Wahrheit 18 km; bei Strab. XIV 635 ist der Abstand (zu gering) auf 80 Stadien berechnet; bei Ps.-Scyl. peripl. 113 die Entfernung zwischen Santos und I. auf einen πλοῦς προσριστίδειος (in Wahrheit aber gegen [980] 110 Stadien), ebenso viel soll zwischen den Μελάντιοι σκόπελοι und I. liegen; in Wahrheit sind es aber nur 190 Stadien.

Oreographisches. Horizontale Gliederung. Abdachungen. In gleichmäßig sanftem Aufstieg erhebt sich die submarine Basis der Insel in Schichthöhen, die zum heutigen horizontalen Umriß parallel sind (vgl. Kärtchen und Cold Küstenveränderungen Karte I). Nach der Lage der Ruinen bei Thermai und beim ehemaligen Hafen Na ist kaum an eine Küstenveränderung zu denken. Wenn man sich zu Schiff von Süden her der Insel nähert, bietet sich dem Reisenden ein Anblick dar, der noch großartiger ist als das Bild, das die Südküste der Insel Samos zeigt. In kurz gemessenen steilen Absätzen liegen die Umrisse eines ganz riesigen kieloben gelegten sehr schmalen Schiffs vor uns. Der Gebirgszug, der im allgemeinen jetzt mit dem Namen Athéras (= luftige Höhe) bezeichnet wird, gipfelt von Osten nach Westen in Höhen von 697, 1031, 974, 1026, 1041 m (s. die Karte). Beim Näherkommen bemerkt man die Geringfügigkeit der horizontalen Gliederung im Süden, die später auch beim Überblick über die Nordgestade zutage tritt. I. hat keinen einzigen Hafen, sondern nur einige Reeden, ὕφορμοι beim Vorgebirg Drakanon (jetzt Phanári) πρόσοσμος. Schon im Altertum wird sie als ἀλίμενος (Strab. XIV 639) bezeichnet. Die Bezeichnung τρχεῖα (FHG IV 404) paßt besonders auf die Südsteilküste mit den Mengen herabgestürzter hellbrauner Gneisgranitblöcke. Diese Küste ist geradezu ein Schulbeispiel für eine mittelmeerische archäische Steilküste.

Nur ganz unreife Erosionstäler, von χείμαροι (= Trockenbächen) gebildet, schneiden ein. Auf wenigen Quersteilpfaden durch die jäh ansteigende Urgesteinskette erreicht man nach ein paar Stunden den Hochgrat des Scheidegebirges und die Möglichkeit des Abstiegs nach Norden zu den sanfter geneigten Hängen in den in allen Dimensionen ausgedehnteren nördlichen Inselteil, der durch zahlreiche unreife Chimarostäler durchfurcht ist. Von den Warten des Hochgrates (daher der Name Ráches) aus, die zum großen Teil nach ihrer Höhe benannt sind: Ypsilís, Atschides (Strahlengebirg?), Ypsonás u. a., sieht man, soweit nicht die hochwachsenden Juniperusbäume (ἀγριόκεδροι, φίδοι [daher der Name Phidon oros im Westen]) den Ausblick hemmen, daß die Insel – si parva licet componere magnis – in ihrer Gestaltung mutatis mutandis der Skandinavischen Halbinsel ähnelt. Im Sommer hat kein Chimaros auf I. viel Wasser. Die Rinnsale haben auch bezeichnende Namen, z. B. Chálaris (= Tröpfler), Arýs (= spärlich). Am Nordsaum sind auch einige schmale dreieckflächige Küstenniederungen.

Bei der Umschau sieht man auch, daß die ikarische Kette, gleichwie die parallelen, aber weniger hohen Züge durch die Furniinseln (antik Korassiai) zwischen dem Südwesten von Samos und dem Nordosten von I., oreograpnisch, nicht geognostiseh zusammengehören.

Winde. Nach dem Sprachgebrauch der Nikarioten heißt der nördliche sanftere Abhang des Athéras-Gebirges ἐξ ἀνέμω, d. h. Windseite, [981]

Ikaros 1

[983] weil diese Seite von den Winden viel häufiger bestrichen wird; der Ostteil der Insel heißt προεσπέρα und der vom Winde weniger bestrichene Südteil ἐξ σπόδα (vgl. στὰ πόδια). Das hohe Scheidegebirge ist von Einfluß. Die temporären Windstillen des Ἰκάριον πέλαγος (s. d.) sind und waren sehr lästig Plin. ep. IV 3. Gegen Ende des Oktobers mußte ich bei bewegter See den Morgenwind erwarten, um von Ewdilos nach Samos segeln zu können.

Täler. Auf den Nordabhängen der Insel, die teilweise fruchtbare Krume haben, ist vor allem die Hochfläche von Messareá (= Binnenland) und nächst ihr das niedrigere Muscheltal des Kampos (= Fläche) und eine ausgedehnte Niederung beim Vorgebirge Drakanon (= Sichel; jetzt Phanári) wichtig. Auf den ersten zwei finden sich die meisten ikarischen Inschriften oder Teile von ihnen, ein Zeichen, daß sie im Altertum bevölkert waren. Die Nikarioten von heute obliegen dem Obstbau (Pfirsiche, Erdbeerbäume, Birnen, Feigen mehrerer Arten, Citratfrüchte, Reben usw.).

Geologisches. Die Gesteine der Insel sind, soweit sie zutage liegen, fast durchaus archaiisch. Vgl. A. Philippson Peterm. Mitt. 1902, 4 und Ztschr. der Ges. f. Erdkunde 1095, 423. Öfters ist der Gneisgranit basal. Außerdem findet sich Glimmerschiefer, ein bläulicher halbfeinkörniger Kalkstein, den man außer einem gelblichen Halbmarmor zu Inschriften benutzte. Die krystallinische Beschaffenheit von I. zeigt, daß die Zone, in der Thera, Amorgos und Anaphe liegen, sich nicht mit Drehung gegen Chios fortsetzen. Einige Smirgellager werden jetzt ausgebeutet.

Erforschung der Insel. Die geringen Reste von Berichten aus dem Altertum FHG II 224 und IV 287. 404. Recht wenige Europäer, die über sie berichten, haben die Insel selbst bereist. Der Naturforscher P. Aucher-Eloy (Relations I 55) verzeichnet nur seinen Aufenthalt bis 3. April 1832. Die zusammenfassendste Schrift über I. ist das Büchlein des früheren Staatssekretärs des Fürstentums Samos Epaminondas Stamatiádis Ἰκαριακὰ ἤτοι ἱστορία καὶ περιγραφὴ τῆς νήσου Ἰκαρίας Ἐν Σάμῳ 1893, 159 Seiten. Er war zweimal auf der Insel. Ich besuchte I. zweimal allerdings in der subtropischen Regenzeit und suchte die alten Inschriften zu sammeln und die Topographie der Insel zu erforschen.

Altertümer von I. Die Tributlisten und anderen Abgabenlisten zum delisch-attischen Seebund (Köhler Abh. Akad. Berl. 1869, 3) führen die Thermaier und die Oinaier von der Insel I. als tributär auf. Über Oinoe auch FHG IV 404, 1. Es ist wohl sicher, daß das Gebiet der Thermaier da zu suchen ist, wo an zwei Stellen der Südsteilküste warme Quellen (beschrieben von Landerer) sich ins Meer ergießen. So schon Roß Inselreigen II 162. Die östliche Stelle ist 2½ Wegkilometer von A. Kírikos bei Messaktí im Meer sprudelnd etwa 50° C. (im Oktober bei heiterem Wetter) warm, eine andere ebendort 75 m landwärts gelegen von einer Temperatur von etwa 37° C.; an beiden Stellen Reste alter Gebäude. Die zweite Stelle [984] befindet sich bei einem Kloster A. Ewangelistria oder Τρεῖς Ἱεράρχαι 5 Wegkilometer südwestlich von A. Kírikos von wechselnder Temperatur ohne nennenswerte ältere Baureste. Das Städtchen (πολισμάτιον) Drakanon (Strab. XIV 639) ist wohl durch den gleichen Namen des Vorgebirges (jetzt Phanárion) in der Niederung des Ostgestades festgelegt. An der Strabonstelle ist noch als beste Reede von I. Ἱστοί genannt (s. den Art. Istoi o. Bd. VIII S. 2050). Sie soll gegen Westen (ζέφυρος) gelegen haben. Als Reeden kommen dort nur in Betracht Armenistís beim Kap Strephómi und die durch von Winterbächen herabgebrachten Baumstämmen versperrte Reede Ná auch Paläó liména genannt. Nun habe ich aber an einem Haus des παπᾶς Spanós im Kampos eine 0,88 m hohe, 0,39 m breite und 0,06 m dicke Inschriftplatte aus weißlichem Marmor aus dem 4. oder 3. vorchristl. Jhdt. gefunden, in der die Ἱστιαῖοι genannt sind und außer von einem δημιουργὸς auch von einem στεφανηφόρος die Rede ist. In einer anderen Inschrift in einem Besitztum des Klosters Ossías Theoktístis fand ich einen πρύτανις erwähnt. Dieser Beamte kommt auch in Miletos vor, von dem aus I. besiedelt worden sein soll. Auf I. kommt es oft vor, daß die Inschriften im Mittelalter verschleppt wurden. Ich glaube daher, daß als Gebiet der Histaier der nordwestliche Teil der Insel bis nach dem heutigen Ewdilos anzusprechen ist.

Dann bliebe für die Oinaier das östlich daran anstoßende Gebiet mit der Messaréa darin übrig. In ihrem Gebiet scheint sich der Pramnische Felsen (πέτρα) befunden zu haben, der vor einem hohen Berge lag. Bei ihm wurden Reben (ἱερά, Διονυσιάς) gezogen FHG IV 404, 1. 493, 5 a (πέτρα καὶ παρ’ αὐτῇ ὄρος μέγα), aus denen man einen herben, nicht süßen oder dicken Medizinwein (φαρμακίτης bereitete (s. S. 985).

Wo das Tauropolion, ein Heiligtum der Artemis (s. unten), lag, ist sehr ungewiß. L. Roß Inselreisen II 163 suchte es bei der Kirche des Heiligen Georgios unweit des Paliókastron Κασκινᾶς (s. das Nebenkärtchen), das seinen Namen von dem löcherigen Gestein hat und auch in der mittelgriechischen Ballade Journ. hell. Stud. 1 294 Stamatiádis Ἰκαριακά 36f. eine Rolle spielt. Ob es aber nicht weiter nördlich in der Nähe der Kirche der Heiligen Irini (s. das Nebenkärtchen zu suchen ist? Reste alter Wachttürme (nicht immer unzweifelhaft aus dem Altertum), jetzt καστράκια genannt, sind besonders auf den Höhen der Nordabhänge sichtbar. Grabanlagen (θολάρια) sind bei Ewdilos dann in der Messareá und bei Armenistí (dort auch Grabinschriften mit Androhung von Geldstrafen) vohanden. Auf I. soll das Kultbild der Artemis ein behauenes Holzstück gewesen sein, Clem. Alex. protr. c. 4 p. 13. Arnob. VI 11. Zu Zeiten des Strabon und zu denen des Plinius gab es nur mehr zwei Städte auf I.

Geschichte von I. Dionysos soll beim Vorgebirg Drakanon durch Schenkelgeburt zur Welt gekommen sein; s. o. Bd. V S. 1025, dazu Maaß Herm. XXVI 178f. Die geschichtlichen Nachrichten aus dem Altertum sind sehr dürftig: Roß meint (a. a. O. 163), das Vorhandensein [985] des Tauropolion lasse auf Ansiedler aus Argos schließen. Später Gründung der ikarischen Städtchen durch die Milesier, gleichzeitig mit dem auf Leros (vgl. auch die Inschrift bei Stamatiádis Ἰκαριακά 21: Σαμίων ἀποίκων Ἰκαρίας αὐτοκράτορι Καίσαρι Λέριοι πανδημεί), dann Weideplatz der Samier. Die Inschriften zeigen die gewöhnlichen Sprachformen der benachbarten ionischen Städte. Die gewöhnlich in solchen Städten amtierenden Beamten (s. o.) und ein γυμνασιάρχης (Stamatiádis 21 fanden sich auch in I. Von I. sind an Münzen bekannt: 1. solche von Oinoë in AR und AE etwa um 300 v. Chr. G. Av.: Artemiskopf; stürmender Stier (Beziehung [?] auf das Wort Ταυροπόλιον); Kopf des jungen Dionysos (vgl. Geburtssage). Rev. ΟΙΝΑΙΩΝ anrennender Stier; Widder; Traube. 2. autonome der vereinigten Ikarier in AE: Av. Zeuskopf, Rev. ΕΚΚΑΡΕΩΝ, weibliche Gestalt, die sich auf ein Skeptron stützt. Kaiserliche aus der Zeit des Commodus: ΙΚΑΡΙΕΩΝ, Head-Svoronos Ἱστορία Νομισμ. II 143. Cat. Brit. Mus. Caria 347. Es scheint somit nach den attischen Inschriften und den Münzen im 5. und 4. vorgriechischen Jahrhundert I. in selbständige Gaue gegliedert gewesen zu sein. Später erscheinen gemeinsame Münzen mit großen Unterbrechungen; zur Zeit des Hadrianus und wahrscheinlich schon vorher waren Samier eingewandert, die ihre Staatsangehörigkeit behielten.

Produkte. Das berühmteste war der Wein, Dionysias oder Pharmakites der ἱερά genannten Rebe (s. den Art. Pramnos). Wo der Pramnische Felsen anzusetzen ist (ob bei Πέζι), ist zweifelhaft. Pilze (darunter giftige) Eparchid. FHG IV 404.

Mittelalter. Über die Insel als Verbannungsort von byzantinischen Großen und die Zugehörigkeit zum XVII. Thema des byzantinischen Reiches, Stamatiádis Ἰκαριακά 23. Reste christlicher Kirchenbauten aus dem Mittelalter bei der Kirche der Heiligen Irini auf dem Kampos s. Karte zur Mitropolis Rhodos Not. episc. III 566.

Über die Feudalzeit Stamatiádis 25.

Neuzeit s. Stamatiádis 37ff. und besonders Hatzidákis Indogerm. Forsch. II (1893) 371ff. 1912 haben die Nikarioten durch einen Aufstand gleichzeitig mit den Samioten das osmanische Joch abgeschüttelt.
[Bürchner.]

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