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15) C. Fufius Geminus. a) Name. C. Fufius Geminus in Consulatsdatierungen: CIL V 5832.[1] VI 10293.[2] I² p. 71 Fasti Arv. (C. Fufius G[eminus]). XV 4603 (C. Geminus). Fufius Geminus Tac. ann. VI 10 (Hs. Fugius, korrigiert in Fusius); vgl. V 1. 2. Γάϊος Ῥοῦφος Γεμίνιος Dio-Xiphil. LVIII 4, 5 (vgl. Boissevain z. St.). C. Fufius Cassiod. Fufius Geminus Tertull. adv. Iud. 8. Sulp. Sev. Chron. II 11, 8. 27, 5. Fufius oder Rufius oder Rufinus Geminus Prosper (Mommsen Chron. min. I 410). Ruffius Geminus Fasti Vind. post. (Mommsen ebd. 281). Rufus Fasti Hydat., Chron. Pasch. (Mommsen 220) und sonst. Eine Bestätigung für das Cognomen Rufus oder Rufinus glaubt Dressel in der Inschrift eines Wasserleitungsrohres zu finden, die er [Mutiliae] M. f. Priscae G. Rufi oder Rufi[ni] ergänzt und der Gattin des F. vindiziert (CIL XV 7580[3] mit Anm.); doch ist die Ergänzung bei der Häufigkeit des Cognomens Prisca unsicher, die Verlesung oder Verschreibung des Namens Fufius, namentlich in später Zeit, begreiflich.

b) Leben. F. war wohl der Sohn des Consuls vom J. 2 v. Chr. (Nr. 14); seine Mutter hieß [209] Vitia (Tac. ann. VI 10; Nipperdey korrigiert Vibia). Aus der Zeit vor seinem Consulat wissen wir nichts über ihn (die Inschrift CIL VI 3675[4] = 30856 wurde früher irrig auf F. bezogen; auf dem Stein ist C. Fulvius ...s zu lesen; vgl. Hülsen zu VI 30856). Im J. 29 n. Chr. war er Consul ordinarius mit L. Rubellius Geminus (s. o. zum Namen); es ist das Consulatsjahr der beiden Gemini (CIL VI 2489.[5] XV 4573.[6] Tac. ann. V 1. Coll. leg. Mos. VIII 7, 3. Epiphan. adv. haer. 446 A. C [II p. 487f. Dind.]. Consularfasten usw.; irrig duobus Silanis Fasti Hydat. Mommsen Chron. min. I 220), in welches nach der altchristlichen Tradition die Kreuzigung Christi gehören soll (Tertull. adv. Iud. 8. Lactant. div. inst. IV 10, 18. Sulp. Sev. II 11, 8. 27, 5. Mommsen Chron. min. I 57. 220. 281. 409. Hippolyt. in Daniel. IV 23 [Ῥούφου καὶ Ῥουβελλίωνος, doch zum falschen Jahr] und sonst; vgl. Zöckler in Herzogs Realenzykl. f. prot. Theol. ΙX³ 37ff., wo auch Literatur zu finden). F. und Rubellius führten die Fasces während des ersten Halbjahres; im zweiten Semester waren A. Plautius und L. Nonius Asprenas Consuln (CIL I2 p. 71;[7] vgl. Klein Fasti cos. z. J. Vaglieri bei Ruggiero Diz. epigr. II 1068).

F. verdankte seine Stellung der Kaiserin-Mutter Livia. Is gratia Augustae floruerat, schreibt Tacitus (ann. V 2), aptus adliciendis feminarum animis, dicax idem et Tiberium acerbis facetiis inridere solitus. Seine Frau Mutilia Prisca stand der Kaiserin Livia gleichfalls sehr nahe (Tac. ann. IV 12. Ioann. Antioch. frg. 79, 7 [Μουκία] = Dio LVIII 4, 7 Boissevain) – man könnte vermuten, daß die greise Augusta die Heirat ihrer beiden jungen Günstlinge zuwege gebracht habe. An den Disharmonien, die in der kaiserlichen Familie herrschten, hatte das Paar seinen redlichen Anteil; Prisca benützte ihren großen Einfluß auf Livia, um sie der Witwe des Germanicus, Agrippina, völlig zu entfremden (Tac. ann. IV 12). Bei den gespannten Beziehungen, die zwischen Tiberius und seiner Mutter bestanden, konnte die engere Umgebung der Greisin nicht auf das Wohlwollen des Herrschers rechnen. F. tat durch boshaftes Raisonnement (vgl. Tac. ann. V 2) noch das Seinige dazu, um sich beim Caesar unmöglich zu machen – besondere Sympathien wird dieser Kenner des weiblichen Herzens einem Manne wie Tiberius ohnehin nicht eingeflößt haben.

Als Livia gerade im Consulatsjahr ihres Günstlings starb, enthielt der Brief, den der Kaiser unmittelbar nach ihrem Tode an den Senat schrieb, Ausfälle gegen F., doch ohne Namensnennung (Tac. ann. V 2). Jedenfalls war es in erster Linie F. gewesen, der die Senatsbeschlüsse veranlaßte, die das Andenken der Augusta feiern sollten, von Tiberius jedoch stark restringiert wurden (Tac. ebd.). Auch die unschlüssige Haltung der Consuln, als ein neuer Vorstoß des Tiberius bezw. Seianus gegen das Haus des Germanicus erfolgte (Tac. ann. V 3–5), mußte auf den Kaiser einen schlechten Eindruck machen. Im folgenden oder zweitnächsten Jahre (geraume Zeit vor dem Sturze Seians am 18. Oktober 31) ereilte F. und seine Gattin ihr Schicksal. Vor dem Senate des Majestätsverbrechens angeklagt, [210] suchte er vergebens die Anklage durch Öffnung seines Testamentes zu entkräften, in welchem er Tiberius zu gleichem Teile wie seine Töchter als Erben eingesetzt hatte (Dio LVIII 4, 5. 7). Wenn ihm zugleich μαλακία vorgeworfen wurde (Dio LVIII 4, 6), so stimmt dies zu Tacitus’ Charakteristik (s. o.) und entspricht der sittlichen Fäulnis des damaligen Hochadels; wird doch auch seine Gemahlin des Ehebruchs mit Iulius Postumus bezichtigt (Tac. ann. IV 12). Durch die Art ihres Todes versöhnten beide mit ihrem Vorleben. F. tötete sich selbst, nachdem er dem Quaestor, der das Urteil vollstrecken sollte, die Worte zugerufen hatte: ἀπάγγειλον τῇ γερουσίᾳ, ὅτι ἀνὴρ οὕτως ἀποθνήσκει (Dio LVIII 4, 6); ebenso fand Prisca durch Selbstmord ihr Ende (Dio ebd. Ioann. Antioch. frg. 79, 7 = Dio LVIII 4, 7 Boissevain; vgl. Suet. Ti. 51 [Tiberius] omnis amicitias et familiaritates [der Livia] ... intra breve tempus afflixit). Die zwei Töchter des Ehepaares wurden in die Katastrophe des Hauses mitgerissen (Ioann. Antioch. a. a. O.), der zuletzt auch F.s hochbetagte Mutter, angeblich weil sie den Tod ihres Sohnes beweint hatte, zum Opfer fiel (Tac. ann. VI 10).
[Groag.]
Anmerkungen (Wikisource)
Corpus Inscriptionum Latinarum V, 5832.
Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 10293.
Corpus Inscriptionum Latinarum XV, 7580.
Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 3675.
Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2489.
Corpus Inscriptionum Latinarum XV, 4573.
Corpus Inscriptionum Latinarum I, 71.

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