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Finsternisse (Sonnen- und Mondfinsternisse). Es wird zweckmäßig sein, der folgenden Untersuchung in knappster Form die wesentlichsten astronomischen Tatsachen voranzustellen, mit gelegentlichem Hinweis auf einzelne antike Belege. Die Sonnen-F. ist in Wahrheit nur eine Bedeckung der Sonne durch den Mond, die schon von den Alten (Seneca de benef. V 6) wie noch heute mit dem Vortreten einer Wolke vor die Sonne verglichen wurde und für die Bewohner verschiedener Gegenden in verschiedener Art und zu verschiedenen Zeiten, für die westlicher wohnenden früher, eintritt (vgl. z. B. Kleomedes 178. 13ff. Z. Olympiod. meteor. 210, 28ff.) oder auch gar nicht, wie die Wolke ihren Schatten nur auf einen Strich wirft und dem außerhalb Stehenden die Sonne nicht verdeckt. Die Sonnen-F. ist also eine lokale Erscheinung. Die Sonnen-F. kann nur bei Konjunktion von Sonne und Mond, also Neumond, stattfinden. Da die Mondbahn nicht mir der Ekliptik in derselben Ebene liegt, sondern in einem Winkel von über 5° zu ihr steht, und die scheinbaren Durchmesser von Sonne und Mond nur je etwa einen halben Grad betragen, so geht der Mond meist nördlich oder südlich an der Sonne vorbei, ohne eine F. zu verursachen; nur wenn der Mond bei der Konjunktion in der Nähe seiner Knoten (σύνδεσμοι) oder Schnittpunkte mit der Ekliptik steht, ist eine F. möglich. Wenn die Spitze des Kernschattens des Mondes nicht bis zur Erde reicht, so erscheint die Mondscheibe vor der Sonnenscheibe kleiner als diese, und es tritt eine ringförmige Sonnen-F. ein. Eine partielle Sonnen-F. ist möglich, wenn die Sonne weniger als 18° 21' [2330] vom Knoten entfernt ist, eine totale oder ringförmige, wenn weniger als 12°. Die totalen Sonnen-F. sind für einen gegebenen Ort selten: ,Athen hat im 4. Jhdt. v. Chr. nur eine totale Sonnen-F., jene vom 15. August 310, gesehen‘ (Ginzel Handb. d. Chronol. I 41). Erst wenn die Phase wenigstens 9 Zoll (9/12 des Sonnendurchmessers, griech. δάκτυλοι) erreicht, wird eine nicht vorausgesagte F. allgemein auffällig; nur bei sehr niedrigem Stand der Sonne am Horizont können auch kleinere Verdunkelungen leicht bemerkt werden (ebd.): auch das trägt dazu bei, die Auffindung einer Periode für die Sonnen-F. zu erschweren. Die Mond-F. entstehen dadurch, daß der Mond in den kegelförmigen Schatten tritt, den die Erde nach der der Sonne entgegengesetzten Seite wirft, können also nur bei Opposition des Mondes zur Sonne, also Vollmond, geschehen, und zwar nur dann, wenn die Sonne sich zu dieser Zeit in der Nähe eines Mondknotens befindet; eine partielle Mond-F. kann eintreten, wenn die Sonne vom Knoten nicht mehr als 12° 4', eine totale muß eintreten, wenn sie nicht mehr als 4° 10' vom Knoten entfernt ist. Die Mond-F. erblickt man überall, wo der Mond über dem Horizont ist (ungenau ausgedrückt Manil. I 227ff.), in gleicher Größe und zu gleicher Zeit; aus der Verschiedenheit der Ortszeiten kann man also die geographische Länge der verschiedenen Beobachtungsorte bestimmen (antike Beispiele bei Plin. n. h. II 180. Ptolem. Geogr. I 4). Da der den Schattenkegel der Erde abschneidende Kreis größer ist als der Mond und man letzteren in 12 Zolle zu teilen pflegt, so kann eine Mond-F., vom Mittelpunkt der Mondscheibe bis zum Rand des Schattenkegels, auch mehr als 12 Zoll, bis zu 20 (nach Ptolemaios Synt. VI 8 u. ö. über 21) haben. Die größte Dauer der Totalität für eine Mond-F. beträgt 13/4 Stunde, für eine Mond-F. überhaupt nahezu 4 Stunden; die der Totalität für eine Sonnen-F. gewöhnlich nur 3–5, höchstens 7 Minuten, die der ringförmigen bis 12', die der Partialität für eine zentrale Sonnen-F. (d. h. eine, bei der die Mittelpunkte von Sonne und Mond zusammenfallen) etwa 2 Stunden. Für alles weitere muß auf die Handbücher der Chronologie (bes. Wislicenus und neuestens Ginzel) und populären Astronomie verwiesen werden.

1. Terminologie.

Das im Griechischen gewöhnliche Wort für Sonnen- und Mond-F., ἔκλειψις (latein. defectus oder defectio), das auch in moderne Sprachen übergegangen ist, hat seine feste technische Bedeutung erst in der Zeit zwischen Herodot und Thukydides erhalten; während Herodot an einer Stelle (VII 37) noch ein sehr bezeichnendes Objekt damit verbindet – ὁ ἥλιος ἐκλιπὼν τὴν ἐν οὐρανῷ ἔδρην; ganz ähnlich Aristophanes Wolken v. 584 ἡ σελήνη δ'ἐξέλειπε τὰς ὁδούς –, ist das Wort bei Thukydides zweimal schon ganz als Terminus technicus behandelt (I 23, 3 ἡλίου τε ἐκλείψεις. II 28 ὁ ἥλιος ἐξέλιπε ohne Objekt). Vielleicht war für die Prägung eines festen Sprachgebrauchs der Einfluß des Anaxagoras von Bedeutung, der πρῶτος σαψέστατόν τε πάντων καὶ θαρραλεώτατον περὶ σελήνης καταυγασμῶν καὶ σκιᾶς λόγον εἰς γραφὴν καταθέμενος (Plut. Nic. 23) hier mehr als andere aufklärend gewirkt zu haben scheint: daß er das Wort ἔκλειψις gebraucht habe, läßt sich [2331] aus den Berichten (Diels Vorsokr. p. 320 nr. 77) nicht sicher erweisen, ist aber nach Hippolytos (ebd. p. 314 Z. 4 ἐκλείπειν δὲ τὴν σελήνην γῆς ἀντιφραττούσης) doch recht wahrscheinlich. Weniger nahe liegt es mit dem Scholiasten zu Apoll. Rhod. III 533 und Letronne Journ. des sav. 1838, 429 an Demokrits Einfluß zu denken. Bei Älteren wie Anaximander und Xenophanes hat ἐκλείπειν und ἔκλειψις vielleicht den bloßen täglichen Untergang von Sonne und Mond bezeichnet, vielleicht auch atmosphärische und astronomische Verfinsterungen (Diels Doxogr. 354, 11, vgl. 582, 26; Doxographen sind dafür freilich schlechte Zeugen). Sicherlich wechselt noch bei Theophrast π. σημ. I 5 ἀπόλειψις (ἡλίου) mit ἔκλειψις (σελήνης) im Sinne von Herbst- und Winterzeit für die Sonne, der zweiten Monatshälfte für den Mond; ἀπολείπειν übrigens auch im gewöhnlichen Sinn von ἐκλείπειν bei Aristoteles 90 a 18. Das Wort ἔκλειψις wurde später als für die Sonnen-F., die ja nur eine Bedeckung oder ein Davortreten des Mondes (ἐπιπρόσθησις) ist, ungeeignet getadelt (διόπερ οὐδὲ ῥητέον αὐτὰς κυρίως ἐκλείψεις, ἀλλ' ἐπιπροσθήσεις, τοῦ μὲν γὰρ ἡλίου οὐδε ἒν μέρος οὐδέποτε ἐκλείψει Gemin. c. 10; ähnlich Achill. p. 47, 4 M.). Die übrigen älteren Bezeichnungen statt des später allgemein üblich werdenden ἔκλειψις siehe in Abschn. 2. Selten ist ἐπισκότησις oder ἐπισκοτισμός, auch ἐπισκιάζειν u. ä. Die auf die einzelnen Vorgänge bei den F. bezüglichen Termini technici sind größerenteils rein wissenschaftliche Prägungen. Der Eintritt des Monds in den Erdschatten und damit der Beginn der Mond-F. heißt gewöhnlich ἔμπτωσις (so Gemin. a. a. O. τὴν εἰς τὸ σκίασμα τῆς γῆς ἔμπτωσιν τῆς σελήνης. Nechepso-Petosiris in Catal. cod. astr. graec. VII 131, 11 usw.) oder auch περίπτωσις (Kleomedes p. 212, 27 Z.); ἔμπτωσις (und σύμπτωσις Theon Προχ. καν. I 23) wird dann auch auf die Sonnen-F. übertragen (so Ptolem. Synt. VI 10 p. 531, 20 Heib. Theon in Ptolem. Synt. p. 332). Das Ende der F. wird mit ἐκφαίνεσθαι (so Kleomedes), gewöhnlich aber mit ἀποκαθαίρεσθαι (z. B. Plut. Aem. Paull. 17; Nic. 23. Nechepso a. a. O. p. 138, 5 usw.), ἀποκάθαρσις, ἀνακάθαρσις oder κάθαρσις bezeichnet, worin wohl noch ein Rudiment älterer Anschauungen zu sehen ist.

2. Populäre und mythische Auffassungen des Vorgangs.

Die in Indien und bei den Germanen, aber auch sonst auf dem ganzen Erdkreis weitverbreitete Vorstellung (J. Grimm Deutsche Mythol. II 668ff. O. Schrader Reallex. d. indogerm. Altertumskunde 827 s. v. Sterne. Tylor Anfänge der Cultur I 323ff. Lasch Die Finsternisse in der Mythologie und im religiösen Brauch der Völker, Arch. f. Relig.-Wiss. III 97ff.), daß den beiden Gestirnen durch irgend eine fremde Macht, ein Ungeheuer Gewalt geschehe, ist in Griechenland und den andern Ländern der antiken Kultur keineswegs ganz zu vermissen, wenn sie auch mehr nur an gewissen Anzeichen hervortritt, die besonders Letronne in seinem Aufsatz ,Opinions populaires et scientifiques des anciens sur les éclipses‘ Journ. des sav. 1838, 424ff. gesammelt hat. Von den vier Homerstellen (Il. XVI 567. XVII 268. 367; Od. XX 356f), die sich etwa als Sonnen-F. auffassen lassen, sind wenigstens [2332] die beiden letzteren im Altertum zum Teil so gedeutet worden, vgl. Schol. T zu Il. XVII 366; Schol. B und V zu Od. XX 356. Eustath. p. 1859, 16; besonders Plut. de fac. in orb. lun. 931 F in einer sehr gelehrten Erörterung, die (so auch v. Wilamowitz Textgesch. d. Lyriker 40, 1) auf alte Quelle – am ehesten wohl auf Eudemos ἀστρολογ. ἱστ. – zurückgeht. In den zwei letztgenannten Homerstellen, für die freilich wie für alle die Deutung auf bloß meteorologische Verfinsterung durchaus offen bleiben muß, begegnen bezeichnende Ausdrücke (οὐδὲ ἠέλιον σῶν ἔμμεναι οὔτε σελήνην und ἠέλιος δὲ οὐρανοῦ ἐξαπόλωλε). Der erstere erinnert an das später von der ἔκλειψις begegnende laborare des Gestirnes: ἥλιος ἀμαυρώθη Herodot. IX 10 (vgl. denselben Ausdruck auch Catal. cod. astr. IV 111, 15. 112, 11. 24). Verg. Georg. II 478 defectus solis varios lunaeque labores; Luna vim passa noch bei Maximus Taur. de def. lun. I, Migne lat. 57, 483; πάθημα oder πάθος bei Aristot. 982 b 16. Arrian. anab. III 7, 6. Philostrat. Her. 10, 2; noch bei Kleomed. 192, 16 Z. τοῦ θεοῦ πάθος in astronomischer Erörterung; bei Plinius n. h. II 54 nach der von Detlefsen mit Unrecht verworfenen Lesart der Hss. hominum mente in defectibus scelera aut mortem aliquam siderum pavente; weiteres bei Roscher Selene S. 89, 348. Gruppe Gr. Mythol. 900, 2. Mon Dieu, q’elle est souffrante hört noch ein Beobachter bei einer Mond-F. französische Bauern des 18. Jhdts. klagen, Migne Dict. des superstitions, Art. Eclipse (sonst wertlos). Das ἐξαπόλωλε aber hat seine Parallele in dem Pindarischen Hyporchem (frg. 107 Schr.), das die verfinsterte Sonne als ἐν ἀμέρᾳ κλεπτόμενον anruft: darnach wird man an die Vorstellung denken müssen, daß irgend ein Gott oder Dämon das Gestirn ,gestohlen‘ hat, wie etwa die Aloaden den Ares binden und ihn dann Hermes ἐξέκλεψεν. Von einer solchen Sage scheint sich aus früher griechischer Zeit nichts gerettet zu haben; was in einem späten Weltschöpfungsmythus und anderen späten Texten und bildlichen Darstellungen in Hss. (das Material gesammelt Catal. cod. astr. gr. V 2, 130ff. VII 123, 1) von einem gewaltigen Drachen überliefert wird, der, ein Abbild der Mondbahn, die Sonnen- und Mond-F. verursacht, ist als ,chaldäische‘ Weisheit ausdrücklich bezeichnet und aus der späteren Astrologie in die frühe Zeit nicht zurückzuversetzen (vgl. zu diesem Drachen, nach dem noch heute der ,drakonitische‘ Monat benannt ist, auch Tannery Rech. sur l’hist. de l’astr. anc. 182, der jene Texte noch nicht kennt). Allein die Annahme, daß man das ,leidende‘ Gestirn durch Dämonen bedroht geglaubt habe, wird völlig auch für die frühere Zeit gesichert durch die im ganzen Altertum verbreitete und sicher uralte Sitte, dem Gestirn durch Erzklang und lautes Geschrei gegen den bösen Dämon zu Hilfe zu kommen, wie Alexander Aphrod. probl. 2, 46 ausdrücklich sagt: κινοῦσι χαλκὸν καὶ σίδηρον ἄνθρωποι πάντες ὡς τοὺς δαίμονας ἀπελαύνοντες, ebenso Plutarch a. a. O. 944 B κροτεῖν ἐν ταῖς ἐκλείψεσιν εἰώθασιν οἱ πλεῖστοι χαλκώματα καὶ ψόφον ποιεῖν καὶ πάταγον ἐπὶ τὰς ψυχάς. Die Zeugnisse sind gesammelt von Letronne a. a. O. 430. Rohde Psyche1 319, 2. 365, 2; besonders bezeichnend ist die Schilderung bei Tacitus ann. I 28, auch bei Maximus [2333] von Turin in der genannten Predigt; dazu noch Manilius I 221ff. Auch dieser Brauch hat eine ungemein weite Verbreitung auf der Erde; im heutigen Griechenland hat ihn L. Ross noch 1844 erlebt (Politis bei Roscher Selene 187).

Wie die Dämonen, so können auch die Künste irdischer Zauberer den Mond peinigen und ihn vom Himmel herabholen. Diese Vorstellung ist schon bei Aristophanes Wolken v. 749ff., bei Hippokrates π. ἱρῆς νούσου 1 (v. Wilamowitz Griech. Leseb. 272), im Gorgias des |Platon p. 513 A, dann bei Horaz epod. 5, 45 u. s. sehr oft zu finden; vgl. die Stellen bei Martin Rev. Archéol. N. S. IX 179. Roscher a. O. 85ff.; auch Gundel De stellarum appellat. et relig. Romana 124ff. Schon bei Aristophanes und Platon sind es die thessalischen Weiber, die diese Zauberkraft besitzen, aber freilich auch teuer büßen müssen (durch den Verlust ihres Augenlichtes, offenbar nach dem Satz ὅμοιον ὁμοίῳ, denn Luna ist das Auge der Nacht, νυκτὸς ὄμμα oder ὀφθαλμός schon dem Aischylos Pers. 428; Sept. 390, vgl. weiteres bei Gruppe a. O. 380, 3) Dieses Märchen ,für alte Weiblein‘, wie es Kleomedes nennt (p. 208, 4), hat sich sogar an einen speziellen Namen, den der Aglaonike oder Aganike geheftet, vgl. die Stellen o. Bd. I S. 824. Menander hat den alten Glauben in seiner Komödie Θεττάλη dargestellt (Plin. n. h. XXX 7). Noch bei Claudian de bello Pollent. 235f. glaubt Stilichos Heer nicht an die natürliche Erklärung der Mond-F., sondern an die Wirksamkeit thessalischer Zauberinnen, die das Gotenheer begleiten; magorum carmina, durch die nach dem Volksglauben der Mond de caelo deducitur, erwähnt Maximus von Turin in der zweiten seiner Predigten de def. lunae. Ein rf. Vasenbild mit zwei Zauberinnen, die den Mond herabziehen, bei Tischbein Engrav. III 44. Roscher a. a. O. Taf. III 3. Reinach Rép. d. vas. II 319, 2. Diese zauberische Tätigkeit des Herabnehmens des Mondes, die bei Aristophanes, Platon u. a. als καθαιρεῖν bezeichnet wird, seltener als κατάγειν u. ä., lat. deducere, detrahere u. dgl., erklärt den älteren Namen für ἔκλειψις, den Demokrit (frg. 161 Diels = Schol. Apoll. Rhod. III 533, vgl. auch IV 59) mitteilt: τὸ παλαιὸν ᾤοντο αἱ φαρμακίδες τὴν σελήνην καὶ τὸν ἥλιον καθαιρεῖν· διὸ καὶ μέχρι τῶν Δημοκρίτου χρόνων πολλοὶ τὰς ἐκλείψεις καθαιρέσεις ἐκάλουν. Die moderne Deutung des Kirkemärchens – die Zauberin Kirke als Mondgöttin, Odysseus als Sonnengott von ihr zurückbehalten (ein Jahr lang nach Homer!) – als Sonnen-F. setzt eine sehr spät gewonnene Erkenntnis des Wesens dieses Phänomens nur mythenbildende Zeiten voraus und ist schon darum unmöglich (die Literatur mitgeteilt bei Roscher Myth. Lex. II 1196).

Einen Fortschritt im astronomischen Verständnis setzt (trotz Lasch a. a. O. 150f.) die Erklärung der F. als Kampf von Sonne und Mond voraus; so ist des Aristipp scherzhafte Prophezeiung in Plutarch. Dio 19 (nach Helikons Voraussagung einer Sonnen-F.) und (ebenfalls von einer Sonnen-F.) der Ausdruck des Livius XXII 1, 9 pugnantemque cum luna solem zu verstehen. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß von den sämtlichen Auffassungsweisen der F., die Lasch a. a. O., vgl. 143ff., bei den verschiedensten [2334] Völkern nachgewiesen hat, kaum eine im Volksglauben der Antike fehlt, selbst der dritte von seinen fünf Gesichtspunkten nicht, Verfinsterungen des Gestirnes aus Trauer oder Schrecken: sole lugente für die Sonnen-F. bei Christi Tod sagt Maximus von Turin, hom. XXVIII 86, und alle die später anzuführenden Fälle von Verfinsterungen beim Tod eines bedeutenden Mannes gehören hierher. Aus Entsetzen verläßt die Sonne ihren Pfad in Versionen der Atreussage, woraus zuletzt eine Sonnen-F. (Athen. VI 231 C) oder (Hyg. fab. 258) gar die Prophezeiung einer Sonnen-F. durch Atreus wird (Heiberg Nord. Tidskr. f. filol. VII 12, 101); ferner beim Tod des Caesar nach M. Antonius bei Joseph. ant. XIV 309.

3. Religiöse Abwehrmaßregeln.

Wie Geschrei und Erzklang den bösen Zauber zu brechen suchten, so hören wir gelegentlich auch von Beschäftigung der griechischen und römischen Priesterschaft mit dem als gefahrdrohend empfundenen Phänomen. Bemerkenswert sind dafür besonders die Angaben des Plutarch im Nikias 23 (vgl. Diodor. XIII 12, 6 und dazu Busolt Gr. Gesch. III 2, 1378, 2): die Seher werden zusammenberufen, um Rat wegen der vor dem beabsichtigten Abzug eingetretenen Mond-F. zu geben; da Stilbides kurz vorher gestorben ist, fehlt es an sachkundigem Ratschlag, wie der Exeget Philochoros bemerkt; daher sei das Zeichen falsch gedeutet worden. Nach des ἐξηγητής Autokleides (Bd. II S. 2597) Vorschriften hätte der rituelle Brauch eine Beobachtung τῶν περὶ ἥλιον καὶ σελήνην ἐπὶ τρεῖς ἡμέρας gefordert; der übelberatene Nikias verlangt das Abwarten einer ganzen Monatsperiode, ,als ob der Mond nicht sogleich‘ nach Verlassen des Schattens ,rein geworden sei‘ (ἀποκαθαρθεῖσαν, s. o. S. 2331). Die Kollegien der ἐξηγηταί haben sich also mit diesem wie mit andern Himmelszeichen (Stengel Kultusaltertümer2 67) beschäftigt, und zwar, wie Philochoros beweist, trotz lange gefundener natürlicher Aufklärung des Vorgangs. Auch in Theben werden vor Pelopidas letztem Auszug (Diod. XV 80. Plut. Pelop. 31) die Seher bei der Sonnen-F. zu Rat gezogen. Pindars Hyporchem ist offenbar für eine religiöse Feier aus Anlaß der Sonnen-F. bestimmt gewesen. In Rom gehören die F. zu den prodigia (z. B. Liv. XXII 1, 8 usw.); ihrer und eines Steinregens wegen ist die Stadt 346 v. Chr. nach Liv. VII 28, 7 plena religione, so daß P. Valerius Publicola zum dictator feriarum constituendarum causa eingesetzt wird. Einiges über diese prodigia zuletzt bei Lembert Progr. Augsburg 1905, 22ff. Diese Beispiele mögen genügen; interessanter ist die Einwirkung wissenschaftlicher Aufklärung in dem Opfer, das nach Arrian. III 7, 6 Alexander bei der Mond-F. vor der Schlacht von Gaugamela, auf Aristandros Rat, darbringen läßt: ἔθυε τῇ τε σελήνῃ καὶ τῷ ἡλίῳ καὶ τῇ γῇ, ὅτων τὸ ἔργον τοῦτο λόγος εἶναι κατέχει, also ein auf richtiger Kenntnis des Naturvorgangs basierendes Opfer (bei Plut. Alex. 31 etwas anders, ἀπόρρητοί τινες ἱερουργίαι und Opfer an Phobos).

4. Beziehung des Vorgangs auf die Menschenwelt.

Der Schrecken, den Sonnen- und Mond-F. erregten, ist für alle Völker des Altertums, Griechen, Römer, Perser, Gallier (Polyb. [2335] V 78, 1), Makedonen (König Archelaos nach Seneca de benef. V 6) usw. so vielfach bezeugt, daß es unnötig ist, dafür Belege zu sammeln. Am lehrreichsten ist vielleicht Plutarch Nikias 23, der an das Phänomen der Mond-F. – sie war schwerer zu begreifen und auch darum länger gefürchtet als die Sonnen-F. – einen Überblick der Geschichte der griechischen Aufklärung knüpft von Anaxagoras bis Platon (vgl. dessen Timaeus 40 CD). Es ist aber nicht bloß der abnorme Vorgang selbst, das Erlöschen des lieben Lichtes, das den Naturmenschen wie das Tier in Angst versetzt (vgl. die analoge Furcht des Naturmenschen beim täglichen Sonnenuntergang, Manilius I 66. Plut. de lat. viv. 1130 B, im Gegensatz zu Lucrez V 972); vielmehr knüpft sich überall, auch in Griechenland, daran die Vorstellung eines üblen Vorzeichens und des Götterzornes (Demokrit bei Sextus adv. math. IX 24). Wir hören sehr zeitig von solchen unmittelbar an das Ereignis geknüpften Befürchtungen. Archilochos heller Verstand behandelt die Sache offenbar am wenigsten ängstlich (frg. 74 Bgk.) wie später Aristophanes Wolken 584ff.; er verlernt nur das Wundern über irgend etwas Überraschendes, wenn am hellen Tag Zeus Nacht werden läßt. Die übrigen Lyriker, die Plut. de fac. 19 und nach der gleichen gelehrten Quelle (s. o. S. 2332) Plinius n. h. II 54 nennt (Mimnermos, Stesichoros, Kydias), sind verloren; aber Pindar bietet in seinem Hyporchem gleich überraschend vollständig die ganze Leihe fast aller möglichen und auch später üblichen Deutungen des πάγκοινον τέρας, das ihn allerdings die ernste Fassung nicht verlieren läßt. Meteorologische Vorgänge wie Mißwachs, Frost, Schnee, nassen Sommer, Überschwemmung, Sintflut, aber auch Krieg und στάσιν οὐλομέναν – all das kann dieses σᾶμα bedeuten. Die spätere Auffassung, wie sie gelegentlich auch bei Historikern sich kundgibt, befürchtet die gleichen Dinge (beispielshalber noch bei Philostorgios XII 8 als Folge einer Sonnen-F. Dürre und großes Sterben, und vieles bei Astrologen). Das gemeinsame Schlagwort, das diese συμπάθεια zwischen Erde und Himmel (Diog. Laert. IV 64) bezeichnet, ist eben ἔκλειψις: das Versagen des gewohnten himmlischen Lichtes läßt ein Versagen der im Irdischen wirkenden Kräfte erwarten, sodaß dann Feindliches überhand nehmen kann. Die gegen Tiberius meuternden römischen Soldaten bei Tac. ann. I 28 ziehen ganz unmittelbar die Parallele: miles rationis ignarus omen praesentium accepit, suis laboribus defectionem sideris adsimulans; und wie beim Thyestesmahl sich die Sonne abkehrt (z. B. Lucan. I 540ff.), so fürchten diese Meuterer sua facinora aversari deos. Wenn zwei Heere sich in Schlachtordnung gegenüberstehen, so muß die etwa eintretende Sonnen- oder Mond-F. dem einen oder andern Unglück bringen, συμφορῶν τινων μεγάλων ἐκ θεοῦ γενόμενον σημεῖον (Plut. Nik. 23); hier kommt dann von orientalischer Seite her die astrologische Geographie zu Hilfe, die in Keilschriften frühe bezeugt ist (Anz Ursprung des Gnosticismus 66f. Winckler Preuß. Jahrb. CIV 234. 251f. Gunkel Schöpfung und Chaos 9). So wird von den μάγοι, die Xerxes vor dem Zug gegen Griechenland befragt, nach Herod. VII 37 die Sonne ganz technisch als προδέκτωρ [2336] (d. h. ἑρμηνεύς, Diodor. II 30, 3) der Hellenen, der Mond als der der Perser bezeichnet, und diesen daher der Sieg, den Hellenen die ἔκλειψις verkündet, weil eine Sonnen-F. eingetreten war; den gleichen Schluß ziehen für die Mond-F. vor der Schlacht von Gaugamela die ägyptischen Wahrsager zu Gunsten Alexandere nach Curtius IV 10, 6f. (umgekehrt Nechepso-Petos. 342, 49 R., desgleichen Lydus de ost. p. 18, 14 W.2 Bouché-Leclercq L’astrol. gr. 339, 1). Daß Schlacht und Sieg nach Aristandros Deutung im gleichen Monat eintreten mußten (Arrian. III 15, 7), ist bei der Mond-F. verständlich und läßt nebenbei auch des Nikias Erwägung (s. o. S. 2334) begreiflich werden; freilich war auch die andere von Philochoros gegebene günstige Deutung, für φεύγοντες sei gerade die ἐπίκρυψις ein gutes Zeichen (Plut. Nic. 23), in diesem Fall möglich.

Die nächstliegende Deutung jeder F. aber war immer die auf Tod oder Sturz eines großen Mannes, vor allem eines Herrschers. Usener (Rh. Mus. LV 286f.) hat diese Vorstellung schon bei Homer Il. XVI 567 und XVII 268 (Tod des Sarpedon und Kampf um Patroklos Leiche) entdeckt; die gleiche Ideenverbindung bringt den Tod des Karneades mit einer Mond-F., den des Romulus und des Caesar mit einer Sonnen-F., den des Nerva mit einer historisch nicht nachweisbaren Sonnen-F. in Zusammenhang. Proklos Tod geht ein Jahr vorher (Marinus vita Procli c. 37) eine totale Sonnen-F. voraus; die Parallele zwischen Christi Tod und der wunderbaren Sonnen-F. ruht auf eben dieser Anschauung. Dion beruhigt mit der gleichen Vorstellung seine durch eine Mond-F. beim Auszug gegen Dionys geängstigten Mannschaften (σημαίνειν γὰρ τὸ δαιμόνιον ἔκλειψίν τινος τῶν ἐπιφανῶν, und der ,Glänzendste‘ ist eben Dionys. Plut. Dio 24); Pelopidas wird vor dem Auszug gegen Iason gewarnt wegen der Sonnen-F., die offenbar ein himmlisches Zeichen πρὸς ἄνδρα λαμπρόν sei (Plut. Pelop. 31); und wenn Kaiser Claudius die Sonnen-F. an seinem Geburtstag 45 n. Chr. öffentlich voraussagen läßt, nebst der astronomischen Begründung (Cass. Dio LX 26, 1), so soll damit natürlich der Deutung auf βασιλέως ἔκλειψις die Spitze abgebrochen werden. Vgl. noch für Perseus von Makedonien Plut. Paull. 17, für Gordian III. Hist. aug. Gord. III 23, 2, für Licinius Aurel. Vict. Caes. 41, 7 (wenn Tarutius und Dionys. Hal. II 56 auch die Empfängnis des Romulus mit einer Sonnen-F. in Beziehung bringen, so ist das nur chronologische Künstelei). Die christliche Lehre hat natürlich mit diesen Anschauungen nicht sofort zu brechen vermocht und auch ihrerseits in diesen Vorgängen signa imminentis irae dei (Tertullian. ad Scap. c. 3, wie bei Tacitus caelestis irae) oder venturum iudicem (Hieron. ad Pammach. c. 42) gefürchtet; Entsetzen über unschuldig vergossenes Blut als Ursache der Sonnen-F. bei Gregor. Tur. II 3. Noch im 14. Jhdt. entsteht wegen einer Sonnen-F. Aufruhr gegen den Herrscher von Trapezunt bis zur Gefahr der Steinigung für ihn, Catal. cod. astr. VII 152; und wahrscheinlich ließen sich die Belege auch aus dem Mittelalter und der Renaissance häufen.

5. Spezifisch astrologische Deutung.

Die Beziehung des Vorgangs am Himmel auf das [2337] eigene Schicksal ist nur ein Einzelfall eines unendlich weit verbreiteten, weil in der menschlichen Natur gegründeten symbolisierenden Bedürfnisses; sie bedarf eben darum keines Systems als Grundlage, was zum Schaden historischer Erkenntnis neuerdings vielfach verkannt wird. Wohl aber hat die Astrologie hier, bei dem Vorgang der Sonnen- und Mond-F., unmittelbarer an das allgemeine Bewußtsein sich halten können, als sie es sonst in ihrer unerfreulichen Gelehrsamkeit tun konnte. So sind ihre an die F. geknüpften Prophezeiungen denen wenigstens zum Teil ganz ähnlich, die etwa die Soldaten des Dion oder die Meuterer gegen Tiberius durchaus kunstlos sich zurecht gemacht haben; auffallend nahe stehen ihr die bei Pindar. Es handelt sich zumeist um Tod des Herrschers oder sonst eines großen oder ,glänzenden‘ Mannes, um Mißwachs, Hungersnot, Pest, Krieg, Aufruhr und Städtezerstörung; ein Hof um den Mond bei Gelegenheit der F. deutet auf Belagerung usw. Solche Auslegungen der Sonnen- und Mond-F. für jeden Monat des Jahrs hat das Grundwerk der griechischen Astrologie, das des Nechepso-Petosiris (um 150 v. Chr.) gegeben (das betreffende Kapitel jetzt nach Hephaistions [I 21] und eines Anonymus Auszügen am vollständigsten Catal. cod. astr. VII 129ff.; der von Hertlein Herm. VIII 173ff. herausgegebene Text – angeblich von dem Byzantiner Leo dem Weisen – ist in Wirklichkeit direkt aus dieser Quelle geflossen; indirekt wohl auch der Anonymus in Ludwichs Max. p. 122). Weiteres z. B. Catal. III 49f. V 1, 55 (f. 209 v); Ptolemaios hat Tetrab. II 10 darüber gehandelt, darnach und nach andern Quellen Lyd. de ost. c. 9. Vgl. Bouché-Leclercq a. O. 348ff. Frappierend ist die genaue Analogie, die die babylonischen Verfinsterungstafeln (Sayce Transact. of the Society of Bibl. Archeol. III 145ff. Bouché-Leclercq a. O. 45ff. Virolleaud Ztschr. f. Assyriol. XVI 201ff.) zu den griechischen Donnerbüchern wie denen des Nigidius bei Lydus de ost. c. 27 bieten; das erklärt sich jetzt durch F. X. Kuglers Entdeckung, daß auch diese babylonischen Tafeln von atmosphärischen, nicht von astronomischen Vorgängen handeln (ZDMG LVI 60ff.). – Zur Literatur für 2–5 füge ich noch A. G. Walch De superstitione veterum circa defectum Lunae 1775, mir unzugänglich.

6. Die astronomische Beschäftigung mit den Finsternissen bei den Babyloniern und Ägyptern.

In der Frage, ob die Babylonier eine wirkliche Erkenntnis des Wesens der Sonnen- und Mond-F. gehabt haben, ist zur Zeit bei der Unsicherheit vieler Grundlagen noch Zurückhaltung geboten. Die Auffindung gewisser wichtiger Perioden für die Wiederkehr der F. durch die babylonischen Astronomen ist unzweifelhaft (s. darüber S. 2339); aber trotz der genauen und jahrhundertelangen Beobachtungen, die das voraussetzt, hat einer der besten Kenner der Geschichte der Astronomie, P. Tannery, es durchaus für möglich gehalten, daß sie die wahre Natur der Eklipsen nicht erkannt haben (Recherch. 182), so wenig er das Gegenteil ausschließen wollte. In Bezug auf die Sonnen-F. ist ein hauptsächlicher Anstoß neuerdings weggeschafft, die von Virolleaud (s. oben) edierten und übersetzten [2338] Texte und andere der gleichen Art; sie geben astrologische Deutungen für die Sonnen-F. an verschiedenen Tagen der einzelnen Monate, in der Regel für den 1., 9., 11., 13.–16., 18., 20., 21., 28.–30. Wäre von einem Mondjahr und von wirklichen Sonnen-F. die Rede, so müßte mit Bouché-Leclercq a. O. 47f. hier ein ungeheuerliches Armutszeugnis für die babylonischen Astrologen gefunden werden, denn die Sonnen-F. kann sich ja nur bei Neumond ereignen. Allein hier kann es sich, wie Kugler a. O. gezeigt hat, nur um atmosphärische Verfinsterungen durch die in Mesopotamien sehr gefürchteten Gewitterstürme handeln (ganz- und sogar zweitägige Verfinsterung auch bei dem Anonymus in Ludwichs Max. p. 123, 3 beachtet). Ein positives Zeugnis dafür, daß die Babylonier die Ursache der Sonnen-F. kannten, scheint nicht vorzuliegen; wenn indes die Angabe des Herodot VII 37 über die Deutung der Sonnen-F. durch die persischen Magier (s. o. S. 2335) als historisch gelten dürfte, so würde die Frage beantwortet sein, ob man im Orient zur Zeit der Perserkriege über die Ursache der Sonnen-F. klar war; denn die Deutung ist nur dann naheliegend, wenn bei der Sonnen-F. sozusagen der Mond als der Sieger gilt. Für die Mond-F. haben wir zwei sich widersprechende Traditionen bei griechischen Schriftstellern. Nach Diodor. II 31, 6 haben die ,Chaldaeer‘ gewußt, daß der Mond fremdes Licht hat und daß er die Eklipsen durch den Erdschatten erfährt, also darüber ,Ähnliches wie die Griechen‘ gelehrt. Dabei aber haben sie die Erde für σκαφοειδῆ καὶ κοίλην erklärt, so daß ihnen jeder Schluß aus der Gestalt des Erdschattens ferne gelegen haben muß; sie haben weiter nach der seltsamen Angabe Diodors II 30, 5 die Sonnen- und Mond-F. aus den Bewegungen der fünf Planeten vorhergesagt, was auf eine rein astrologische Voraussage oder aber auf eine schlechte Wiedergabe durch Diodor schließen läßt. Anderes hat dagegen der Priester des Bel, Berossos, gelehrt (Aet. Plac. II 25. 29. Vitruv. IX 2, besonders Kleomedes II 4 Anf.). Darnach ist der Mond halb feurig (ἠμίπυρος), halb dunkel, hat eine Drehung um seine Achse und wendet abwechselnd immer andere Teile der Sonne zu, beleuchtete oder unbeleuchtete. Gegen diese Erklärung der Mondphasen hat Kleomedes, d. h. wohl Poseidonios, ausdrücklich bemerkt, daß Berossos dabei nicht in der Lage gewesen sei, zu zeigen, wie die Mond-F. geschehe; denn ein Mond mit eigenem Licht müsse natürlich im Schatten der Erde gerade noch leuchtender statt verdunkelt werden. Wir lernen daraus, daß auch nach Berossos die Mond-F. durch den Erdschatten verursacht wurde; wie weit wir aber hier Beeinflussung durch die griechische Philosophie ausschließen können, bleibt ungewiß.

Es muß fraglich heißen, wie weit wir überhaupt derartige theoretische Betrachtungen bei den Babyloniern in früherer Zeit suchen dürfen; ihre Stärke lag offenbar, wie Ginzel neuerdings mit Recht betont hat, in der ausgedehnten Empirie, zu der sie durch das astrologische Bedürfnis gezwungen wurden. Der Vorzug, den diese empirische Himmelsbetrachtung mit sich brachte, ist die Sammlung von sicherlich jahrhundertelangen Beobachtungen, die die Entdeckung gewisser [2339] Perioden ermöglichten, durch welche sich die F. vorhersagen ließen. Diese Perioden sind zunächst der Saros (über den Namen, eigentlich nur = Periode, vgl. Suidas s. v. Ginzel Handb. d. Chronol. I 129), eine Periode von 223 synodischen Monaten = 65851/3 Tagen = 18 Jahren 101/3 Tagen, innerhalb dessen sich die F. ungefähr wiederholen (Genaueres über den Grad von Wahrscheinlichkeit, den man mit dieser Periode für die Voraussagung von Mond- und Sonnen-F. erreichen kann, bei Newcomb-Engelmann Popul. Astronomie2 27f.). Für ein einzelnes Land oder einen bestimmten Ort lassen sich die Sonnen-F. mit weit mehr Aussicht auf Erfolg auf Grund der dreifachen Sarosperiode = 54 Jahre 31 Tage vorhersagen, die Ptolemaios und Geminos ἐξελιγμός = ganze Schwenkung nennen; Ptolemaios verweist Synt. IV 2 darauf, daß die ἔτι παλαιότεροι unter den alten Mathematikern diese Periode angewendet haben, um mit ganzen Tagen zu rechnen. Daß diese Periode ,seit alten Zeiten‘ durch Beobachtung gefunden war, bemerkt auch Geminos (isag. c. 18 p. 202, 6 M.) und schreibt sie (p. 204, 16) den Chaldäern zu. Zu erklären bleibt freilich, daß Diodor. II 31, 6 erklärt, daß sie über die Sonnen-F. ἀσθενεστάτας ἀποδείξεις φέροντες οὐ τολμῶσι προλέγειν οὐδ' ἀκριβώς ὑπὲρ ταύτης περιγράφειν τοὺς χρόνους. Die Bestimmtheit von Diodors Ausdruck sieht nicht nach Erfindung aus, kann auch nicht als bloße ,Meinung‘ abgetan werden; sie läßt sich ganz wohl verstehen, selbst wenn man sie nicht auf eine Zeit zurückführt, wo der für die Vorhersagung von Sonnen-F. ungemein brauchbare ἐξελιγμός noch nicht bekannt war (er ergibt zwar für 128 Sonnen-F. in Kleinasien von 900–1 v. Chr. nicht weniger als 95 Treffer, Ginzel Handb. d. Chronol. I 43; aber ein volles und sicheres Gelingen der Voraussage war doch nicht erreicht). Seit wann sie aber den ἐξελιγμός kannten, ist wohl kaum ermittelt; das οἱ ἔτι παλαιότεροι des Ptolemaios weist jedenfalls auf eine Zeit vor Eudoxos zurück. Ein direktes Zeugnis von Nichteintreten einer vorausberechneten Sonnen-F. liefert ein keilschriftlicher von Smith entdeckter Bericht eines Hofastronomen aus dem 8. Jhdt., in welchem gleichzeitig das Eintreten einer vorausberechneten Mond-F. gemeldet wird, nebst den daran sich knüpfenden Vorzeichen für die benachbarten Länder (mitgeteilt in Übersetzung in Abhandlungen z. Gesch. d. Mathem. I [1877] 120. Tannery Pour l'hist. de la science hell. 57). Solche Erfahrungen konnten wohl vorsichtig machen; und auch die Beobachtungsverhältnisse sind bei den Sonnen-F. für den antiken Beobachter weit ungünstiger. Ginzel (Spez. Kanon der Sonnen- und Mond-F. 265. 270) ist geneigt, auch die Kenntnis der Kallippischen Periode, die ebenfalls für die F.-Vorausbestimmung sehr günstig ist, bei den Babyloniern anzunehmen. Die genauen keilschriftlichen Tafeln des Mondlaufs aus dem 2. Jhdt. v. Chr., die F. X. Kugler Die babylon. Mondrechnung (Freib. 1900) verständlich gemacht hat, ergeben für die Mond-F. eine systematische Vorausbestimmung auch der Größe, für die Sonnen-F. dagegen nur wenig (S. 157). Wenn in dieser Zeit die babylonische Astronomie sich anscheinend von der Astrologie [2340] emanzipiert und große wissenschaftliche Fortschritte gemacht hat, so muß – entgegen der früher auch von mir gebilligten Abweisung eines Einflusses der Griechen auf die späte babylonische Astronomie (Kugler 52ff., vgl. Boll Sphaera 198 Anm.) – der von Bidez (Bérosse et la grande année, Mélanges P. Frédericq 1904, 18, vgl. auch schon Bouché-Leclercq a. O. 37, 2) gegebene Hinweis gewürdigt werden, daß im 3. und 2. Jhdt. v. Chr. auch auf diesem Boden die griechische Wissenschaft und Philosophie einzog, der Stoiker Archedemos im 2. Jhdt. in Babylonien eine Schule gründete und schon frühe im 3. Jhdt. Antiochos I. Soter den Kultus des Nebo, des babylonischen Hermes, förderte, des Gottes von Borsippa, wo die Astronomie von den Priestern gepflegt wurde (Strab. XVI 739); Seleukos von Seleukeia, der nämliche, der des Aristarch von Samos kühne heliozentrische Hypothese aufnahm, ist nach Strabons Zeugnis (ebd.) ein ,Chaldäer‘ gewesen; der Einfluß der griechischen Wissenschaft auf die Einheimischen ist also ebenso gut bezeugt, wie der der babylonischen auf Hipparch durch die von ihm benützten babylonischen Aufzeichnungen über F., von denen wir jetzt eine bereits griechisch und keilschriftlich besitzen (Ptolem. Synt. V 14 und Oppert Ztschr. f. Assyriol. VI 104. Ginzel Spez. Kanon 258). Im übrigen vgl. über die babylonische F.-Berechnung und Beobachtung noch Ginzel in Lehmanns Beitr. z. alt. Gesch. I 193ff. 375ff. Die aus Keilschriften bekannten historischen F., die ich unten in Abschnitt 12 nicht anführe, hat C. F. Lehmann in Ginzels Spez. Kanon 235ff. bearbeitet; mit wesentlichen Zusätzen sind sie aufgeführt in Ginzels Handbuch d. Chronol. (1907) I 134ff. Sie beginnen mit dem 8. Jhdt. v. Chr.; die älteste ist eine totale Sonnen-F. vom 15. Juni 763. Die älteren lassen alle den Schrecken erkennen, den die Erscheinung verursachte; am merkwürdigsten ist die Erwähnung der ,vielen Zauberinnen‘ dicht neben der Meldung einer Sonnen-F. (nur atmosphärisch?), die an oben Gesagtes über griechischen Aberglauben erinnert.

Auf ägyptischem Boden ist bis jetzt von F.-Aufzeichnungen nichts gefunden worden (über eine nicht eingetroffene Voraussagung einer Mond-F. Ginzel Spez. Kanon 260), und bei Ptolemaios findet sich ebenfalls keine Spur, daß er oder einer seiner Vorgänger irgend welche benützt hat (Ginzel Chronol. I 153). Unter den heiligen Büchern, die der ὡροσκόπος bei Clem. Alex. Strom, VI 35, 4 in Händen hat, ist keines über Sonnen- und Mond-F. Diodor versichert (I 50) allerdings, daß die Priester von Theben die Sonnen- und Mond-F. genau erforscht zu haben glaubten und κατὰ μέρος, also wohl auch örtlich, darüber Voraussagungen machten; aber der Gewährsmann, ziemlich sicher Hekataios von Teos, ist sehr fragwürdig. Noch viel übler steht es natürlich um die 373 Sonnen-F. und 832 Mond-F., die, offenbar nach Aufzeichnungen ägyptischer Priester, in den 48863 Jahren von Hephaistos, Neilos Sohn, bis Alexander d. Gr. sich ereigneten (Diog. Laert. prooem. 2). Hoffentlich sind nicht eben jene Sonnen-F. von dem durch die Coma Berenices berühmten Hofastronomen und Freund des Archimedes Konon gesammelt worden, der nach Seneca [2341] nat. quaest. VII 3 diligens et ipse inquisitor defectiones solis servatas ab Aegyptiis collegit. Das tiefe Schweigen der ganzen alexandrinischen Wissenschaft über die Sammlung und irgendwelche sonstige ägyptische F.-Beobachtung bleibt, trotz Lepsius Einleit. 58f., recht sehr verdächtig. Daß der ägyptische Himmel für Beobachtungen ungünstig ist, bezeugen moderne französische Astronomen, s. Schaubach Arch. f. Philol. VIII 82f. Ägyptische πεσσευτήρια, Spielbretter zur Veranschaulichung der Bewegungen und Verfinsterungen von Sonne und Mond bezeugt Eustath. Od. p. 1397, vgl. Oxyrh. Pap. III 141. Wenn der ägyptische Mythus von Horos, dem Set in Gestalt eines Ebers ein Stück seiner Augen ausreißt, worauf der Mondgott Thoth hinzukommend ,das Horosauge füllt‘, auf die Sonnen-F. zu deuten ist (so Ed. Meyer in Roschers Lexik. d. Myth. I 2745; ganz ähnliches schon bei Plut. de Is. c. 44), so würde er in merkwürdiger Weise ein Stück Beschreibung des Phänomens (Konjunktion von Sonne und Mond) mit gänzlicher Verständnislosigkeit für die wahre Ursache verbinden.

7. Die Erkenntnis der natürlichen Ursachen der Finsternisse bei den Griechen.

Zwei Gesichtspunkte sind es, die notwendig gewonnen sein müssen, ehe Sonnen- und Mond-F. erklärt werden können: erstlich die Erhellung des Mondes durch die Sonne und ferner der Gedanke an die Möglichkeit der Bedeckung oder Beschattung eines Gestirns durch ein anderes, also eine gewisse Kenntnis der relativen Entfernungen dieser Gestirne. Sobald diese beiden Voraussetzungen gegeben sind, wird der nicht mehr religiös befangene Geist rasch die Erklärung der F. gewinnen können. Wem nun freilich die Ehre zukommt, diese Erklärung zuerst gegeben zu haben, ist bei der Art unserer Überlieferung schwer mit Sicherheit zu sagen. Schwerlich schon Thales, obgleich dies neuerdings Sartorius Entwicklung der Astronomie bei den Griechen (Diss. 1883) 22 und Hultsch (o. Bd. II S. 1832) angenommen haben, der für Thales zum Teil äußerst freigebigen biographischen Tradition folgend (Zusammenstellung bei Zeller I 15 183, 2). Nach einem Zeugen von entscheidender Bedeutung, Eudemos (frg. 94 Speng.), gebührt ihm der Ruhm, daß er εὗρε πρῶτος ἡλίου ἔκλειψιν (ἔλλειψιν codd.). Jenes εὗρε wird, wie sich aus zwei andern Zitaten der gleichen Eudemosstelle ergibt, nur die bekannte Voraussagung der Sonnen-F. von 585 bezeichnen sollen; er hatte nach Herodot. I 74 τὴν μεταλλαγὴν ταύτην τῆς ἡμέρης den Ioniern insoweit vorausgesagt, daß er als Grenze eben jenes Jahr bezeichnete, in dem sich die Sonnen-F. dann wirklich ereignete (für das προειπεῖν bewunderte ihn auch Xenophanes, frg. 19 D.). Er muß also eine F.-Periode gekannt haben, und zwar, da griechische Beobachtungen vor ihm nicht vorlagen, notwendig aus orientalischen Traditionen (Tannery Science hell. 57ff. Ginzel Spez. Kanon 171); sein Vertrauen förderte wohl, daß er die einen Saros früher liegende Sonnen-F. von 603 in Ägypten selber gesehen und vielleicht von älterem Eintreffen der Voraussagung nach dem Saros gehört hatte. Ob er aber den Mond schon von der Sonne beleuchten ließ und die Sonnen-F. durch das Vortreten der erdartigen [2342] Mondscheibe zu erklären wußte (Aet. Plac. II 24. 28), bleibt höchst zweifelhaft; direkt in Widerspruch zu Eudemos steht die ebd. 29 überlieferte (aber nur bei Stobaios erhaltene) Hereinziehung seines Namens in die richtige Erklärung der Mond-F., die Eudemos erst durch einen Späteren gefunden sein läßt (s. u.). Das unsichere Tasten der Nachfolger des Thales würde schwer verständlich, wenn man diese (darum von Diels in den Vorsokratikern mit Recht nicht aufgenommene) Überlieferung anerkennen wollte. Völlig vom Wahren ab führt Anaximanders Erklärung (Verstopfung der Öffnungen seiner Feuerräder); wenn Simplicius de caelo p. 471, 8 H. sich vorstellt, er werde seine Messungen von Größe und Abstand der Himmelskörper wie Spätere an die Beobachtung von Sonnen- und Mond-F. angelehnt haben, so ist das handgreiflich falscher Analogieschluß. Xenophanes hat vermutlich die F. wie die tägliche ἔκλειψις für ein zeitweiliges Erlöschen der brennenden Dünste gehalten, die er in den Gestirnen sah, und vielleicht, wie Tannery (a. O. 132) vermutet, den Beweis für die Tatsache des Erlöschens gerade in den F. gefunden (anders freilich H. Berger Ber. Sächs. Ges. 1894, 44ff., aber vgl. Diels Doxogr. p. 141). Heraklits primitive Erklärung, wonach Sonne und Mond durch Zuwendung der dunklen Seite des nachenartigen Gestirns sich verdunkeln (ähnlich Alkmaion, Hekataios, dann der Sophist Antiphon und nach dem zweifelhaften Bericht Doxogr. 582, 26 auch Metrodor von Chios), hat einige Ähnlichkeit mit der von Berossos als babylonisch vorgetragenen.

Nur bei einem sonst um die Astronomie wenig verdienten Vertreter der älteren Naturphilosophie ist ein wesentlicher Fortschritt zu finden: bei Anaximenes. Nach ihm kreisen γεώδεις φύσεις mit den Sternen um (Hippolyt. 5); sie können doch wohl nur den Zweck gehabt haben, die F. durch Bedeckung zu erklären, also im Prinzip richtig (Gomperz Gr. Denker I 49). So läßt sich vielleicht auch Eudemos gewichtiges, uns aber leider nur aus dritter Hand (Theo Smyrn. 198, 14 H.) bekanntes Zeugnis verstehen, daß Ἀναξιμένης (εὗρε πρώτος) ὅτι ἡ σελήνη ἐκ τοῦ ἡλίου ἔχει τὸ φῶς καὶ τίνα τρόπον ἐκλείπει. Denn eine Erklärung der Mond-F. durch den Erdschatten ist bei des Anaximenes Vorstellung von der Erde als breiter Platte und von der nur seitlichen Bewegung der Gestirne kaum denkbar. Andererseits empfiehlt es sich durch den Zusammenhang nicht, mit Tannery 153 Ἀναξαγόρας statt Ἀναξιμένης einzusetzen (die Theonstelle zeigt übrigens auch betreffs Anaximandros die deutliche Spur leichtfertigen Exzerpierens; ist vielleicht für Eudemos τίνα τρόπον ἐκλείπει ⟨ὁ ἥλιος⟩) anzunehmen, so daß Sonnen- und Mond-F. in gleicher Weise als Bedeckung, die eine durch den Mond, die andere durch lichtlose Körper erklärt würde?). Die Kenntnis der Beleuchtung des Mondes durch die Sonne steht absolut sicher (trotz Tannery 210) für Parmenides (frg. 14. 15, wohlerhaltene Verse, zu denen Diels Parmenides 110ff. zu vgl.); aber ihm möchte man am wenigsten diese grundlegende Entdeckung zutrauen. Ob er sie aber von Anaximenes oder von Pythagoreern hat, können wir nicht entscheiden. Von Sonnen- und Mond-F. ist in unseren Resten nicht die Rede. Schlimm [2343] ist es für unsere Erkenntnis auch hier, daß wir die Pythagoreischen Lehren kaum zu datieren vermögen. Wir hören, daß Pythagoras oder ,die Pythagoreer‘ die Beleuchtung des Mondes (κατοπτροειδὲς σῶμα Aet. II 25) durch die Sonne (II 28), die Erklärung der Sonnen-F. als Bedeckung durch den Mond (II 24), die der Mond-F. durch den Erdschatten gelehrt haben (II 29 unter Berufung auf Aristoteles und Philippos von Opus. Aristot. de caelo II 13, 293 b 21). Nach Aet. II 29 erklären sie die Mond-F. aber auch ἀντιφράξει τῆς ἀντίχθονος, nach Aristoteles dagegen ,einige‘ durch die ἐπιπρόσθησις mehrerer von der Erde bedeckter und daher uns unsichtbarer Körper: damit wollten sie nach Aristoteles Bericht die größere Zahl der Mond-F. gegenüber den Sonnen-F. erklären, ließen also die Sonnen-F. offenbar nur durch Vortreten des Mondes entstehen (die Annahme eines Einflusses des Anasagoras auf diese Pythagoreer – so Zeller5 425 – ist angesichts des Anaximenes unnötig). Leider wissen wir auch nicht, wer zuerst den Schluß von der Rundung des Erdschattens bei den Mond-F. auf die Kugelgestalt der Erde (Aristot. 297 b 24) zog, so gerne man das auf Pythagoras zurückführen möchte (vgl. Berger Gesch. der Erdk. II 3f. Gomperz I 91). So bleibt hier gerade am entscheidenden Punkt eine dunkle Stelle. Von Parmenides empfing Empedokles dann seine Kenntnis der Beleuchtung des Mondes durch die Sonne (frg. 45 wörtlich an Parmenides frg. 14 angelehnt); woher er aber das auffallend klare Verständnis der Sonnen-F. frg. 42 hat, wenn nicht eben von den Pythagoreern, wissen wir nicht. Ob in den bei Plutarch leider verlorenen Versen (de fac. 925 B) die richtige Erklärung der Mond-F. stand, scheint mir keineswegs unzweifelhaft.

So bleibt nun für Anaxagoras nicht ohne starken Vorbehalt die ,unsterbliche Ehre‘, die wahre Erklärung der Mondphasen und F. zuerst gegeben zu haben, die ihm freilich schon das Altertum teilweise zusprach (Hippol. I 8, 10 οὗτος ἀφώρισε πρῶτος τὰ περὶ τὰς ἐκλείψεις καὶ τοὺς φωτισμούς; Plutarch. Nic. 23, s. o. S. 2330, ist vielleicht richtiger). Es ist nach unserer Überlieferung jedenfalls die Möglichkeit zuzugeben, daß er zuerst als die Ursache der Mond-F. den Erdschatten erkannte; sicherlich hat er diese Fragen eingehender und darum eindrucksvoller behandelt als die Früheren und außerdem, was nicht zu vergessen ist, unmittelbar auf die attische Aufklärung eingewirkt. Er hat gelehrt, daß der Mond von der Sonne sein Licht empfängt (frg. 18) und daß der Erdschatten ihn verdunkelt; aber nicht bloß dieser, vielmehr auch andere dunkle Gestirne, die unter dem Monde kreisen und manchmal vor ihn treten (Theophr. bei Aet. II 29). Vielleicht erlaubt ein näheres Zusehen, dieses seltsame Festhalten an einer für ihn anscheinend unnötigen Hypothese des Anaximenes zu erklären, ohne sich zu der wenig überzeugenden Pythagoreischen Auffassung bei Aristoteles (s. oben) zu entschließen, die schwerlich die Entstehung dieser Ansicht begreiflich macht. Er hat nämlich (wie Anaximenes) gemeint, der Mond sei zwar von der Sonne beleuchtet, aber doch ein διάπυρον στερέωμα (Aet. II 25), das also ein eigenes Licht hat; diese Annahme hat er, wie [2344] sich ganz klar aus Olympiodor meteor. 67, 36 ergibt, durch den Augenschein bei Mond-F. bewiesen geglaubt, wo die oft glühend rote Farbe des Mondes stets besonders auffiel (s. u. S. 2350) und den Mond als glühende Kohle erscheinen ließ (τὸ γὰρ ἴδιον αὐτῆς φῶς ἀνθρακῶδές ἐστιν ὡς δηλοῖ ἡμῖν ἡ ἔκλειψις [ἔλλειψις codd.] αὐτῆς Olympiodor; auch ὧν τὸ πάθος ὑποφαίνει τὸ σκιερόν Aet. II 30 so zu verstehen: ,deren Zustand der durch die Erde beschattete Mondteil kenntlich macht‘; σκιερὸς τόπος im gleichen Sinn z. B. Plut. Nic. 23; τὸ σκιερόν Kleomed. p. 198, 2. 8; zu ἀνθρακῶδες vgl. Xenophanes Aet. II 13 ἄστρα ἀναζωπυρεῖν νύκτωρ καθάπερ τοὺς ἄνθρακας und besonders Plutarch de fac. 933 F: die F. zeigt καὶ μάλιστα τὴν σελήνην ἄστρον ἢ πῦρ οὖσαν · οὐ γάρ ἐστι παντελῶς ἄδηλος ἐν ταῖς ἐκλείψεσιν, ἀλλὰ διαφαίνει τινὰ χρόαν ἀνθρακώδη καὶ βλοσυράν, ἥτις ἴδιός ἐστιν αὐτῆς). Andererseits gibt es aber Mond-F., bei denen tatsächlich der Mond völlig verschwindet (Beispiele von 1601, 1642, 1816 – damals selbst für Fernrohre unauffindbar – Humboldt Kosmos III 499): sollte die alte Anaximenische Hypothese (Bedeckung des Mondes durch andere dunkle Körper) deshalb von Anaxagoras beibehalten worden sein? Von Leukipps δόξαι über die Sonnen-F. ist infolge der Verwirrung bei Diog. Laert. IX 33 nur die Notiz brauchbar, er habe die größere Häufigkeit der Mond-F. aus den ,ungleichen Kreisen‘ des Mondes erklärt; also wohl der freilich unhaltbare Versuch einer Erklärung aus einer Veränderlichkeit der Mondbahn, die dann jedesmal für die Opposition, nicht für die Konjunktion eintreten müßte. Demokrit, der sicher über Mond-F. gesprochen hat (frg. 161), hat des Anaxagoras Meinung über den Mond als διάπυρον σῶμα geteilt (Aet. II 25. 30. Olympiod. a. a. O.) und die gleiche Konsequenz gezogen, was auch die richtige Erklärung der Mond-F. durch den Erdschatten voraussetzt. Diogenes von Apollonia endlich hat das Problem der F. getreu seinem Prinzip aus dem Gegensatz von warmer und kalter Luft erklärt (Aet. II 23, 4), so daß die Abweichung von Anaximenes und Anaxagoras sich vollständig begreift. – Vgl. zu dem vorstehenden Abschnitt noch Letronne (a. O. 433if., mehrfach irrig). Forbiger Handb. d. alt. Geogr. I 541ff. (unkritische Notizen).

8. Fortschreiten der Aufklärung.

Die von Anaxagoras ausgehende Aufklärung über das Wesen des gefürchteten Vorgangs, deren Schlacken allmählich abfielen, hat auf die höchststehenden Zeitgenossen rasch gewirkt, wie außer Perikies (s. u.) Thukydides II 28 (trotz des wenig zu pressenden δοκεῖ) zeigt. Den vollen Sieg der wissenschaftlichen Auffassung hat nach Plut. Nic. 23 erst |Platon und seine Schule gesichert. Die Auswahl zwischen verschiedenen alten Hypothesen, wie sie nach seiner Art Epikur zuläßt (ad Pyth. 96. Lucrez V 751ff.), ist natürlich keine Instanz dagegen, daß wenigstens in den Kreisen höherer Bildung die Erkenntnis durchdrang; die Masse war freilich nicht leicht zu belehren (Cic. de rep. I 23), außer etwa durch eine so drastische Demonstration wie sie Plutarch von Perikies (c. 36) erzählt; namentlich die Mond-F. war ihr schwer verständlich zu machen (Plut. Nic. a. O.). Aber keine andere Philosophenschule außer Epikurs [2345] Garten hat nach dem 5. Jhdt. das Phänomen noch anders erklären wollen (für Platon und Aristoteles z. B. Tim. p. 40 CD [dazu die charakteristische Umkehrung des Sinnes bei Proklos in Tim. III 150 D.]. Aet. II 29. Bonitz Ind. Aristot. s. ἔκλειψις; für die Stoa die Stellen bei Zeller III 13 190, 1); selbst bei Lucrez V 762 hat man in dem Wort conus mit Recht die Spur besseren Wissens des Dichters gefunden. Immerhin bleibt die befreiende Erklärung dieses Vorgangs aus seiner natürlichen Ursache für antike Schriftsteller einer der Ruhmestitel des menschlichen Erkennens, den sie gerne hervorheben, am schwungvollsten Plinius n. h. II 54 (viri ingentes supraque mortalium naturam tantorum numinum lege deprehensa ... macti ingenio este), verwandt Seneca de ben. V 6 (Sokrates als Vertreter der Aufklärung gegenüber Archelaos fingiert), auch Cic. de rep. I 23. 25, ihm folgend Val. Max. VIII 11, wo als römisches Gegenbild zu Perikles Sulpicius Gallus figuriert; daß dieser letztere übrigens die Mond-F. prophezeit, wie ein Teil der Quellen meldet, statt nur erklärt, ist spätere Ausschmückung, vgl. Weissenborn zu Liv. XLIII 37 und ausführlich Martin Rev. archéol. N. S. IX 194ff. Seltsamer klingt für moderne Ohren der Stolz auf die Errungenschaften der Astronomie und die Verachtung der blöden Angst der Menge bei einem Astrologen wie Firmicus I 4, 10. Polybios bringt (XXIX 6 = Suidas s. πολλὰ κενὰ τοῦ πολέμου) die Mond-F. vor der Schlacht von Pydna und ihre entmutigende Wirkung auf die Makedonier als Bestätigung für jenes Sprichwort. Spätere Historiker lieben es, mit der Aufklärung über diese Dinge ihre Leser zu unterhalten, so Cass. Dio LX 26 (recht klar, mit bemerkenswertem Protest gegen die angebliche Breite der Ekliptik, s. o. Bd. V S. 2212, also wohl nachhipparchsches Handbuch). Ammian. Marc. XX 3 (mit dekorativem Zitat aus Ptolemaios und deutlichem Hinweis auf Doxographen – variae opiniones –, wohl posidonianisch beeinflußte Quelle, wie sich u. S. 2351 herausstellen wird; zum bösen Ende ein gröbster Schnitzer: Mond-F. bei Neumond!); auch Curtius IV 10 (mit ebenso grobem Fehler § 5: Mond-F., cum aut terram subiret [Iuno] aut sole premeretur!). Anderer (religiöser) Wurzel entspringt die Überlegenheit des Bischofs Maximus von Turin über die Furcht des Volkes (vgl. die oben zitierten zwei Homilien: equidem risi, wie es in einer heißt).

9. Die astronomische Forschung hat sich schon zu Platons Zeiten, wo die Astronomie mehr und mehr Einzelwissenschaft zu werden beginnt, mit den F. abgegeben, deren Beobachtung so fundamentale Bedeutung für die wesentlichsten Probleme, Bestimmung von Größe und Abstand der Gestirne (dazu s. auch Martian. Capella VIII 859) und geographische Längenbestimmung besaß (Hipparch bei Strab. I 7 = frg. II Berger und o. S. 2330). Über Eudoxos sind wir hier nur durch den schlechten Papyrus (col. 19f.) unterrichtet, über den Hultsch in Art. o. Eudoxos S. 949f. zu vergleichen ist. Die Leugnung jeder totalen Sonnen-F., die übrigens noch bis zu Anfang des 17. Jhdts. vorkommt (Schiaparelli Abh. Gesch. d. Math. I 194), ist in dieser Zeit vielleicht eher noch ein Ergebnis vermeintlicher Beobachtung als Berechnung: die [2346] Corona und die Protuberanzen – vgl. u. S. 2350 – konnten leicht verwirren. Bei Kleomedes p. 190, 17ff. Z. wird jene Ansicht ausdrücklich den παλαιότεροι zugeschrieben und widerlegt; vielleicht steckt auch in dem Exzerpt des Achilles p. 47, 17 M. noch, entgegen dem Anschein, die alte Meinung hinter den Worten, so daß er hier eine andere Quelle als Kleomedes und Geminos hätte. Wenn ferner im Eudoxospapyrus nach der Größe drei Formen der F. unterschieden werden (μηνοειδεῖς, ἁψιδοειδεῖς, ᾡσειδεῖς), aber keine ringförmige, so bleibt das auch später meistens so; bei Kleomedes werden p. 222, 8 nur τέλειαι und ἀπὸ μέρους unterschieden, und späterhin mußte Ptolemaios die ringförmigen notwendig ausschließen, weil er den (scheinbaren) mittleren Durchmesser der Sonne zu klein annahm (Delambre Hist. de l'astr. anc. II 234. Tannery Rech. 233). Dagegen hatte Sosigenes in seinen von Simplicius de cael. 505, 7 H. und Proklos hypotyp. 111 Halma bewahrten gelehrten Darlegungen die Existenz ringförmiger Sonnen-F. behauptet und erklärt, wogegen sich Proklos aus dem Ptolemaeischen System wendet. Vgl. auch den Ausdruck ὡς κάτοπτρου bei dem Anonymus in Ludwichs Max. 122, 24 und die Polemik des Kleomedes 190, 19, gegen παλαιότεροι; dazu Hultsch Abh. Götting. Ges. I (1897) N. F. I 5, 3. Schiaparelli a. O. 195f.

Ein anderer Genosse des Platon, Helikon aus Kyzikos, Eudoxos Schüler, ist uns durch die vom Erfolg begünstigte Voraussagung einer Sonnen-F. an Dionys II. Hof bekannt (Plut. Dio 19). Philippos von Opus hat eine eigene Schrift περὶ ἐκλείψεως σελήνης geschrieben (Suid. s. φιλόσοφος); auch die gleich nachher genannte Schrift περὶ μεγέθους ἡλίου καὶ σελήνης καὶ γῆς wird sich mit dem Problem beschäftigt haben, da, wie bemerkt, auch die Messung der Größe der Gestirne durch Beobachtung der F. versucht wurde (anschaulich zeigt das Verfahren Kleomedes II 3, unter Benützung einer Sonnen-F., die sich auf eine Beobachtung Hipparchs zurückführen läßt, s. u. S. 2358). Weitere Spezialschriften (?) über die Sonnen-F. κατὰ τὰ ἑπτὰ κλίματα schreibt Achill. p. 47, 13 M. den Astronomen Orion, Apollinarios, auch Hipparch und Ptolemaios zu.

Eine sichere Voraussagung der Sonnen- und Mond-F. ist nur erreichbar durch die Kenntnis der Parallaxen. Die παράλλαξις ist (auch noch in moderner Terminologie, s. Newcomb-Engelmann 202ff.) ἡ διαφορὰ τῶν ὡς πρὸς τὸ κέντρον τῆς γῆς καὶ ὡς πρὸς τὴν ἐπιφάνειαν εὑρισκομένων ἐποχῶν, d. h. der Unterschied zwischen der Richtung nach dem Gestirn von dem Beobachter im Erdmittelpunkt und dem an der Erdoberfläche, oder, anders ausgedrückt, der Unterschied zwischen dem wahren und dem scheinbaren Ort des Gestirns (diese beiden Definitionen bei Proklos hypotyp. p. 103 Halma, in einer klaren und auch historisch reichhaltigen Darlegung, die durch eine Figur gut veranschaulicht wird; die zweite Definition auch bei Theon in Ptolem. canon. I 67 Halma, vgl. Ptolem. Synt. V 11: die Bemerkung von Hultsch Ber. Sächs. Ges. 1900, 192, 2, wonach παράλλαξις scheinbarer Durchmesser des Mondes und der Sonne heißt [dies ist vielmehr meist ἡ φαινομένη διάμετρος, doch vgl. Sosigenes bei Simplicius de cael. 505, 18], [2347] ... ? ... engen Zusammenhang zwischen diesem Begriff und dem obigen ist Auskunft bei Newcomb-Engelmann a. O. 206 zu finden; übrigens wird παραλλάσσειν und παράλλαξις auch vom einfachen Vorübergehen des Mondes gebraucht, z. B. bei Geminos p. 126, 13 M. Martian. Capella VIII 871; von der Sonnenwende vielleicht bei Cass. Dio LXXVI 13). Die Tatsache der Parallaxe beruht darauf, daß die Erde in Bezug auf die Kreisbahnen, in denen sich Sonne und Mond bewegen, nicht – wie (nach antiker Meinung) in Bezug auf die Fixsternsphäre – lediglich als ein Punkt erscheint (σημείου λόγον ἔχει), vielmehr eine in jenem Winkel, der Parallaxe, zum Ausdruck kommende Größe hat. Diese Erkenntnis beginnt erst bei Hipparch, wie es scheint, wenigstens für die Parallaxe der Sonne, wie schon Proklos a. a. O. 103 bemerkt und neuerdings, anscheinend ohne ihn zu kennen, Tannery 221 vermutet hat. Der größte Vorgänger des Hipparch im 3. Jhdt., Aristarch von Samos, der selbstverständlich sein heliozentrisches System auch in der Auffassung der Eklipsen durchführte (Aet. II 24), hat die Parallaxe des Mondes ebenfalls noch geleugnet, vgl. Proklos p. 103 und die Proposition 2 seiner erhaltenen Schrift: τὴν γῆν σημείου λόγον ἔχειν πρὸς τὴν σεληνιακήν σφαῖραν. Er hat weiterhin die Breite des Schattenkegels der Erde auf zwei Mondbreiten, den Mond aber viel zu hoch mit 2° scheinbarem Durchmesser angesetzt (Pappus coll. p. 554, 17. Manitius in der Ausgabe des Geminos S. 272: in Wirklichkeit ist der Schattenkegel im Maximum 22/3 Mondbreiten). Erst Hipparch hat die Sonnen- und Mondtheorie zu der Höhe gebracht, die den Alten überhaupt erreichbar war. Seine von Plinius II 53 vielleicht etwas übertreibend gepriesenen F.-Tafeln auf 600 Jahre haben erst eine einigermaßen sichere Vorhersagung der Sonnen-F. für einen bestimmten Ort ermöglicht. Die Mond-F. ließen sich nach Hipparch selbst (in Arat. p. 90, 8 M.) mit einem Fehler von höchstens zwei Zoll vorhersagen; auch die Sonnen-F. müssen doch immerhin nach dem ὁπότε und ἐφ' ὁπόσον, für einen bestimmten Strich und Zeit, mit befriedigender Genauigkeit vorher erkennbar gewesen sein, s. Cass. Dio LX 26, 1. Ob Hipparchs Tafeln wirklich nur seiner Geographie angehörten, ist doch sehr fraglich; sicher ist, daß er in seiner Geographie F. für Längenbestimmungen benützte und vor allem weitere F.-Beobachtungen in diesem Sinn für nötig fand (Berger Geogr. Fragmente des Hipparch 32ff.). Hipparch hat ferner mindestens zwei Bücher παραλλακτικῶν geschrieben (Zitat bei Ptolem. Synt. V 19 ἐν τῷ πρώτῳ τῶν παραλλακτικῶν); er hat darin die mittlere Größe der Parallaxe für den Mond mit etwa 57' ziemlich genau richtig gefunden (Delambre a. O. II 207), während er für die Horizontal-Parallaxe der Sonne lediglich ein Minimum (0) und ein Maximum (nach Tannerys Berechnung a. O. 228f. 1' 40", das letztere viel zu hoch) zu versuchen wagte. Den Monddurchmesser und den Durchmesser des Schattenkreises gab er weit richtiger als Aristarch (vgl. Pappus coll. p. 556 Hultsch und Manitius a. O.): den Schatten 21/2 Mondbreiten, den Monddurchmesser bei mittlerer Entfernung zu 33' 23", nach Ptolem. Synt. IV [2348] 9 p. 326, 23 Heib.); allerdings auch noch den Monddurchmesser etwas zu hoch ansetzend. Plutarchs Angabe de fac. 923 B (nahezu 3 Mondbreiten) stammt wohl durch Abrundung aus dieser Hipparchischen Angabe. Den scheinbaren Sonnendurchmesser scheint Hipparch dem Monddurchmesser bei mittlerer Entfernung des Mondes gleichgesetzt zu haben (Ptolem. Synt. V 14, vgl. Tannery 226). Hipparch hat die F.-Periode der Chaldäer, den dreifachen Saros oder ἐξελιγμός (s. o. S. 2339) ungenügend befunden und durch eine größere von 1260071/24 Tagen = 4267 Monaten, also etwa den 19 fachen Saros ersetzt (Ptolem. Synt. IV 2 p. 270 H.), seine principale gloire nach Tannery, die ihm neuestens von Chaldäern des gleichen 2. vorchristlichen Jhdts. ernstlich streitig gemacht wird (Kugler Babyl. Mondrechnung 50ff.); doch ist dabei einstweilen das o. S. 2340 Bemerkte zu berücksichtigen.

Poseidonios Anschauungen (vgl. Diog. Laert. VII 145f., zum Teil falsch) repräsentieren außer Plutarch de fac. 932 C (das Zitat verdorben, aber weiter reichend als Bernardakis meint) im allgemeinen Kleomedes II 3 u. 4, ähnlich Geminos c. 10 u. 11, teilweise Achilles c. 19 u. 21; doch vgl. o. S. 2346. Kleomedes nimmt für den Schattenkreis der Erde zwei Mondbreiten an (p. 146, 18 Z.) wie Aristarch, obgleich er weiß, daß diese letztere Größe sich mit der Mondentfernung ändert (Manitius a. O.). Im übrigen werden bei Kleomedes in lehrreicher Weise die verschiedenen Ansichten über Sonnen-F. (II 4) und Mond-F. (II 6) untersucht, mit interessanten (auch gegensätzlichen) noch zu untersuchenden Berührungen mit Plutarch de fac. 19ff.; die Erklärung der Mond-F. ist ohne mathematische Genauigkeit, aber das Ganze eine hübsche Probe antiker ,populärer Astronomie‘. Mangelhaft ist Geminos (vgl. Manitius ebd.), noch dürftiger Achilleus; ähnlich etwa Martian. Cap. VIII 869ff. Die nicht unwichtige Stelle Plinius n. h. II 49–57 wird wohl größtenteils auch aus Poseidonios stammen: § 50 = Cleom. p. 138. 140; § 51 = ebd. p. 170; § 52 = 152, 27. 156, 24; § 53 etwa aus Cicero oder eher Valerius Maximus (vgl. o. S. 2345; nach Münzer Beitr. 162 aus Varro); über § 54 s. o. S. 2335 (Eudemos?, der für Plinius [und wohl auch Plutarch] gewiß durch Mittelquelle gegangen ist; § 55 weist die εἰμαρμένη-Lehre auf stoische Quelle; § 56 triviale Weisheit, vgl. etwa. Geminos c. 10; der Schluß des Paragraphen ist mißverständliche Anwendung des Kleom. p. 220, 1ff. den παλαιότεροι zugeschriebenen Arguments; § 57 bemerkenswerteres Zitat aus Hipparch, beglaubigt durch Ptolemaios Synt. V 16 περὶ τῆς διαστάσεως τῶν ἐκλειπτικῶν μηνῶν; endlich zum vorletzten Satz des § 57 s. u. S. 2351). Auf Poseidonios als Quelle riet schon Schröder im Pindar 428.

Ptolemaios hat im 6. Buch der Syntaxis die Sonnen- und Mond-F. und im 5. Buch die Parallaxen ausführlich behandelt und Tafeln zur Vorausberechnung der F. gegeben, die freilich nach Tannerys Urteil ziemlich grob berechnet sind. Für die Mond-F. hat Ptolemaios als obere Grenze der Entfernung des Mondes vom Knoten 15° 12' (Synt. p. 421, 5), für die Sonnen-F. 20° 41' bei nördlicher und 11° 22' bei südlicher [2349] Breite des Mondes gefunden (Tannery 233). Den Monddurchmesser findet er in der größten Distanz 31' 20", in der kleinsten 35' 20" (Synt. V 14 p. 421, 3 Heib. Pappus p. 556, 17 Hu.); den Durchmesser des Schattenkreises nahm er bei der größten Distanz = 23/5 Mondbreiten (Tannery 224), was ziemlich genau ist. Die scharfe Analyse des 5. und 6. Buches durch Tannery (219ff.) kommt (wie früher Delambre) zu dem Schluß, daß dieses eines von denen ist, in denen er am getreuesten dem Hipparch gefolgt sei; übrigens immer bona fide ihn zitierend, wie Delambre hervorhebt. Beachtenswert ist noch, daß das letzte Kapitel über die πρόσνευσις (zur Erklärung Delambre II 597f.) nach Tannerys Bemerkung astrologischem Interesse seinen Ursprung verdankt; vgl. auch Tetrab. II 10 (p. 90, 10). Die von Ptolemaios in der Syntaxis erwähnten F. hat früher Zech (1853), neuerdings Ginzel Spez. Kanon 228ff. nachgerechnet. Die Ptolemäischen F.-Tafeln sind mit Benutzungsanweisungen von Ptolemaios und Theon in den Πρόχειροι κανόνες I 18ff. 88ff. II 90ff. III 34 wiedergegeben. Die Methoden des Ptolemaios haben dann bis auf Kepler ohne merkbare Änderung sich gehalten (Delambre Biogr. Univ. XXXIV 389).

10. Beobachtungsweise der Sonnen-Finsternisse.

Während die Mond-F. wegen der geringeren Leuchtkraft des Mondes verhältnismäßig leicht zu beobachten ist, bot die Sonnen-F. umso größere Schwierigkeiten für die Alten, die mit bloßen Augen beobachten mußten und dabei ihre Sehkraft riskierten, Plat. Phaed. 99 D. Spiegelnde Flächen werden daher zeitig zu Hilfe genommen worden sein: nach Diog. Laert. VII 140 eine Schale mit Wasser, ebenso ἐν ὕδατι ἢ τινι τοιούτῳ Platon a. a. O.; Seneca n. qu. I 12, 1 bezeichnet als den Apparat, den man sich zur Beobachtung der Sonnen-F. herrichtet, pelves quas aut oleo aut pice implemus (vgl. auch Diels Doxogr. 53). Vielleicht darf man auch auf Beobachtung auf dem Wasserspiegel eines Brunnens (des beliebten Observatoriums alter Astronomen) aus Kleomedes p. 124, 1 Z. schließen. Andere Hilfsmittel von ebenso primitiver Art, ein Sieb oder ein breites Baumblatt oder die verschränkten Hände werden bei Aristoteles Problem. XV 11 bei Gelegenheit der Sonnen-F. angewendet. Seltsam wäre es doch, wenn man wirklich auch in der späten Alexandriner- und Kaiserzeit nicht auf den Gedanken gekommen wäre, farbige Gläser zu benützen; aber ein Zeugnis kann ich nicht nachweisen. Die Dauer wurde bei der Sonnen-F. schon in früher Zeit wohl mittels der Sonnenuhr, bei der Mond-F. durch jenen von mehreren Autoren erwähnten Wasseruhrapparat gemessen (Ginzel Spez. Kanon 289). Merkwürdig bleibt es immer, daß uns keine genauere Beschreibung der Beobachtungsmethode durch irgend einen Astronomen erhalten scheint (Delambre a. O. II 595. Junghans Über Methode u. Genauigkeit astronom. Beobachtungen bei den Alten, Progr. Stettin 1870 war mir unzugänglich).

11. Beobachtungsergebnisse astroskopischer und meteorologischer Art.

Während die Gestalt des verdeckten oder verdunkelten Himmelskörpers selten genauer geschildert wird (auch dann mehr schematisch als aus Beobachtung, [2350] so z. B. Ammianus Marcell. XX 3, 1, wo eine ringförmige Sonnen-F. nach dem Vorbild einer totalen beschrieben ist), hören wir sehr oft von gewissen andern Erscheinungen, die Sonnen- und Mond-F. begleiten. Bei der Mond-F. fiel ein Phänomen besonders auf: das Hervortreten von verschiedenen Farben am verdunkelten Himmelskörper. Das wird häufig erwähnt, am eingehendsten bei Plutarch de fac. 933 F ff.: die Annahme, daß der Mond bei den F. nie ganz verschwindet (er tut das wirklich recht selten, s. o. S. 2344) sondern wie glühende Kohlen aussieht (ἀνθρακῶδες καὶ διακαὲς χρῶμα), wird anerkannt, aber gegen daraus gezogene Folgerungen für die Natur des Mondes (s. o. S. 2344) geltend gemacht, daß auch andere Farben, schwarz, purpurn, bläulich dabei vorkommen, was ja der Wirklichkeit entspricht. Die von Humboldt mit Recht als seltsam bezeichnete Theorie von anderer Farbe je nach der Stunde des Eintritts der Verfinsterung wird von Plutarch den μαθηματικοί d. h. Astrologen zugeschrieben. Die von Plutarch gegebene Erklärung des (durch die Strahlenbrechung bedingten) Vorgangs will diese Farben von dem Licht der Sterne herleiten. Es ist naheliegend und auch mehrfach ausgesprochen worden, daß gerade diese wechselnden Farben, besonders die rote, die des Blutes, die Angst der abergläubischen Menge erregten (Selene errötet bei Seneca Phaedr. 788; sanguinis colore suffuso Curt. IV 10, 2. Plut. Paull. 17; besond. Cass. Dio LXV 11 χρώματα φοβερά). Daher hat auch die Astrologie auf die Farben besonders geachtet, auch dies schon in babylonischen Texten, Bouché-Leclercq 46f.; Nechepso-Petosiris (frg. 6 Riess = Catal. cod. astr. VII 131, 6) hat auch dafür besondere Deutungen, andere Ptolem. Tetrab. II 10 (darnach Lyd. de ost. c. 9 a).

Von den Erscheinungen bei der Sonnen-F. ist am eindrucksvollsten das fast nur bei der totalen Sonnen-F. mögliche Sichtbarwerden einzelner Sterne (besonders Planeten) am Himmel; das wird seit Thukydides II 28 bei zahlreichen Autoren erwähnt. Am meisten werden natürlich Kometen und ihnen ähnliche Erscheinungen beachtet (darnach Nechepso 341, 31, von Riess mißdeutet, aufzufassen; vgl. den Lichtkegel bei Philostorg. XII 8. Ptolem. Tetr. II 10). Das relative Dunkel, das dieses Sichtbarwerden der Sterne voraussetzt, wird vom λυκαυγές (Plut. de fac. 931 E aus eigener Anschauung) bis zu völliger Nacht gesteigert (am stärksten Hist. aug. Gord. III 23, 2 ut nox crederetur neque sine luminibus accensis quicquam agi posset). Bemerkenswerter ist der unverkennbare Hinweis, den Plutarch de fac. 932 B auf Corona und Protuberanzen (vgl. die Abbildung z. B. in Kleins Katech. der Astron.8 243) bei der totalen Sonnen-F. gibt, vgl. o. S. 2346.

Auch andere mit den F. gleichzeitige Erscheinungen werden beachtet und in die populäre und astrologische Deutung einbezogen: Erdbeben (schon von Aristoteles beachtet meteor. 367 b 19ff.; Probl. 26, 18; dazu Alex. Aphrod. und Olympiodor zu Arist. met.; das Astrologische bei Nechepso p. 342); Winde (gleichfalls bei Aristoteles ebd. Nech. 335, 9. Theophyl. Simoc. V 16: es fällt ein Licht darauf durch die Angabe von Lasch a. O., daß die Urbewohner Babyloniens in den Winden [2351] die Dämonen erblickten, welche mit dem Mondgott während der Eklipse kämpften); Wolken und Regen (Tac. ann. I 28. Nech. 335, 30: θάνατον σημαίνει); Sternschnuppen und Höfe um den Mond (Nech. 335, 23ff.). Die merkwürdige Geschichte bei Philostrat. vit. Apoll. IV 43 (Donner bei einer Sonnen-F., von Apollonios geheimnisvoll auf Nero gedeutet) empfängt einiges Licht durch Nechepso (danach bedeutet Donner bei Mond-F. καθαίρεσιν τυράννου, von Sonnen-F. ist nicht die Rede). Hier noch ein Wort über die signa ecliptica (Manil. IV 818–865) nach der Lehre der Astrologen, wonach durch eine Mond-F. auch die Sternbilder des Tierkreises an Kraft verlieren, sowohl das, in dem er verfinstert wird, wie das gegenüberliegende; das spiegelt neben der wahren Bedingung der Mond-F. (Opposition zur Sonne) noch einmal die uralte Anschauung wieder, daß der Mond bei der F. languescit, schwach wird, wie auch Lucrez V 758 und Tac. a. O. sich ausdrücken. Die Schwächung der ihn scheinbar begleitenden Gestirne ist danach, mag sie nun durch dämonische oder durch physische Ursachen (Niederbrennen des Feuers durch den Einfluß kalter Luft oder dgl.) erklärt worden sein, ganz verständlich.

Zum Schluß eine atmosphärische Erscheinung, die bei Kleomedes II 6 (218, 8ff.) sehr ausführlich besprochen wird und in der Tat dazu angetan war, die richtige Auffassung der Mond-F. immer wieder zu verwirren: der ,paradoxe‘ Fall, daß die Sonne noch über dem Horizont zu stehen scheint, während im Osten der verfinsterte Mond aufgeht. Kleomedes oder sein Gewährsmann, ziemlich sicher Poseidonios, bekämpft die Behauptung als ein naturwissenschaftliches πλάσμα: kein Chaldäer, kein Ägypter, kein sonstiger Mathematiker oder Philosoph habe je eine solche F. in seinen Listen verzeichnet. Allein wir bedürfen des Zeugnisses des Plinius n. h. II 57, das ja dieselbe Quelle hat, nicht, um anzuerkennen, daß einmal eine solche F. sich ereignet habe; und nach Kleomedes selbst haben die παλαιότεροι τῶν μαθηματικῶν sich eingehend mit der Tatsache beschäftigt. Schade, daß wir trotz der primitiven Erklärung, die sie geben, diese παλαιότεροι nicht zu datieren vermögen: vielleicht hätten wir sonst, wie Letronne a. O. 426 und Schäfer Progr. v. Flensburg 1873, 19 vermutet haben, noch einen der Gründe (vgl. o. S. 2344) für die Hartnäckigkeit, mit der sich die Annahme der Bedeckung des Mondes auch noch durch andere Weltkörper, nicht bloß den Erdschatten, erhielt. Übrigens gibt Kleomedes (und desgleichen Lydus) dennoch die richtige Erklärung des Phänomens aus der atmosphärischen Refraktion; es handelt sich also um eine Gegensonne (ἀντήλιος oder ἀντιδίσκωσις; so Lydus de ost. p. 9, 16. 25, 6, letztere Stelle wohl aus Nechepso = frg. 8 Riess). Damit erklärt es sich nun, wie Ammian dazu kommt, mitten in der Erörterung der F. von sol geminus zu reden (XX 3, 6), und es fällt zugleich ein Licht auf seine letzte Quelle. Zu beachten ist noch, daß bei Kleomedes p. 224, 7 offenbar Anaxagoras nachwirkt (= Aet. III 5, 11); die Erklärung selbst wird man ihm jedoch nicht geben können, denn dann würden eben für ihn die den Mond bedeckenden ,andern‘ dunklen Weltkörper entbehrlich, die er doch angenommen hat. [2352]

12. Verzeichnis der von den antiken Schriftstellern erwähnten Sonnen- und Mondfinsternisse.

Die uns überlieferten F. werden nur zum geringsten Teil aus astronomischem Interesse erwähnt; zum weitaus größeren ist es die abergläubische Furcht gewesen, die diese Tatsachen bemerken ließ und uns damit für die antike Chronologie den allerwesentlichsten Stützpunkt geliefert hat. Es ist teils aus astronomischem, teils aus historischem Interesse frühe mit der Berechnung der antiken F. begonnen worden; Kepler, Petavius, in neuerer Zeit besonders Zech und Oppolzer, auch G. Hofmann (Progr. von Triest 1884) und viele andere wären zu nennen. Wir besitzen jetzt die hochverdienstliche Arbeit von F. K. Ginzel Spezieller Kanon der Sonnen- und Mond-F. für das Ländergebiet der klass. Altertumswiss., Berlin 1899, ein Werk, das für jede Sonnen- und Mond-F. von 900 v. Chr. bis 600 n. Chr. die genauesten Berechnungen auf Grund der von Ginzel gefundenen empirischen Korrektionen, mit Angabe der Sichtbarkeit der F. für Rom, Athen, Memphis und Babylon enthält; dazu eine vollständige Mitteilung der betreffenden Stellen antiker Autoren nebst der modernen Literatur darüber. Das folgende Verzeichnis ist, von einigen Zusätzen abgesehen, im Sachlichen ein Auszug aus Ginzels Werk, auf das jede Untersuchung rekurrieren muß; ich habe mich, der Kürze wegen und vor allem, um nicht Ginzels Arbeit über Gebühr auszubeuten, meist mit der Mitteilung des Tages der betreffenden F. begnügt: die Angaben über Größe und Dauer der F. sind also bei Ginzel zu suchen. Die von den Astronomen erwähnten, nicht zahlreichen Sonnen- und Mond-F., die zuerst Ideler Untersuchungen über die astronom. Beobachtungen der Alten 11ff. gesammelt hat, sind in das nachstehende Verzeichnis mit aufgenommen. Direkt gewarnt muß werden vor den ganz haltlosen Arbeiten von Seyffarth Arch. f. Philol. u. Pädag. XIV (1848) 587ff. und Transactions of the St. Louis-Academy of Sciences III (1878) 401ff.: vgl. Ginzel S. 6. Populärwissenschaftliche Behandlung einiger historischer Eklipsen in dem Heftchen von Will. Thynne Lynn Remarkable Eclipses Lond. 1906.

Vor Christus.

*? [1] 772, 24. Juni: angebliche Sonnen-F. am Tag der Empfängnis des Romulus. Nach der auf astrologischem Grunde aufgebauten Berechnung des Tarutius fand diese statt am 23. Choiak Olymp. 2, 1 (Plut. Romul. 12), und zwar sei an diesem Tag eine [2353] totale Sonnen-F. gewesen. Es kann sich natürlich wie auch bei den zwei folgenden Sonnen-F. nur um eine Zurückrechnung auf Grund irgend einer Finsternisperiode handeln, so daß auch in Rom unsichtbare F. akzeptabel sind. Über die Begründung der Vermutung 24. Juni 772 und des ebenfalls geäußerten 19. Dez. 772 Ginzel S.-Ber. Akad. Berl. 1887, 1122f.

*? 754/3: Sonnen-F. am Erbauungstage Roms, nach Plutarch ebd. auch von dem Epiker Antimachos von Teos erwähnt. Nach der später allgemein üblichen Annahme ist der Tag der 21. April (Palilien), wo aber keine Sonnen-F. in jenem Jahr stattfand. Nach Soltau die Sonnen-F. vielmehr auf den 24. April 750 zu beziehen. Näheres bei Ginzel ebd. 1123.

721, 19. März: Totale Mond-F., in Babylon beobachtet im 1. Jahre des Mardokempados. Ptolem. Synt. IV 5 p. 302, 12 Heib.

720, 8. März: Partielle Mond-F., in Babylon beobachtet im 2. Jahr des Mardokempados. Ebd. IV 5 p. 303, 7.

720, 1. Sept.: Partielle Mond-F., in Babylon beobachtet. Ebd. IV 5 p. 303, 16.

*? 708, 7. Juli: Sonnen-F. an den Nonen des Quinctilis bei Romulus Tod, Cic. de rep. I 25. Dionys. ant. II 56. Plut. Rom. 27. Näheres Ginzel a. a. O. 1123.

648, 6. April: Totale Sonnen-F. Die des Archilochos frg. 74 Bgk. In Betracht kommen noch einige andere, aber weniger wahrscheinliche Möglichkeiten (689, 662, 661, diese drei ringförmig, 657 total). Das J. 648 neuerdings fast allgemein akzeptiert, da auch Apollodors Ansatz dazu zu passen scheint (Jacoby Apollod. Chronik 150).

621, 22. April: Partielle Mond-F., in Babylon beobachtet im 5. Jahr des Nabopolassar. Ptolem. Synt. V 14 p. 418, 8.

585, 28. Mai: Totale Sonnen-F. Die berühmte von Thales vorhergesagte Sonnen-F. am Tag der Schlacht am Halysflusse zwischen Alyattes und den Medern. Herodot. I 74. Plin. n. h. II 53 (von diesem auf Olymp. 48, 4 [= 585/4] = a. u. c. 170 gesetzt, doch variieren die Hss. in der Olympiadenziffer); die übrigen Stellen bei Diels Vorsokr. p. 9, dazu Lydus de ost. p. 18. 6 Wachsm. (Olymp. 49): diese antiken Zahlenangaben schwanken von 585–580/577. Die modernen Hypothesen, die den Spielraum von 626–581 umfassen, bei Ginzel im Sp. Kanon S. 169; der Ansatz auf 610, 30. Sept. noch bei Tannery Science hell. 55 wiederholt; Schlachter Progr. Bern 1898 (mir nicht zugänglich) trennt die F. des Thales (585) von der bei der Schlacht am Halysflusse (610). Zweifel gegen 585 auch bei Newcomb Researches on the motion of the Moon I 1878, der gleichfalls an die Möglichkeit von zwei F. denkt. Das Datum für die F. des Thales (585, 28. Mai) scheint dadurch gesichert, daß nach einer Vermutung von Diels zu Diog. Laert. I 37 auch die ἀκμή des Thales durch Apollodor auf 585 angesetzt worden [2354] ist (Jacoby Apollodors Chronik 179ff.). Die chronologischen Bedenken wegen der Schlacht am Halysflusse stützen sich besonders auf Herodot selbst, der die Schlacht noch unter Kyaxares stattfinden läßt, während dieser nach ihm (I 106. 130) schon 593 stirbt; allein vgl. o. Bd. II S. 1865 (E. Meyer).

? 557, 19. Mai: Totale Sonnen-F. bei der Belagerung von Larissa (Nimrûd) am Tigris durch Kyros. Der Text bei Xenoph. anab. III 4, 8 (ἥλιον δὲ νεφέλη ἀποκαλύψασα ἠφάνισε) läßt starke Zweifel, ob überhaupt an eine Sonnen-F. zu denken ist (vgl. wegen des Ausdrucks z. B. Herodot VII 37 ὁ ἥλιος ἀφανῆς ἧν, οὔτοι ἐπινεφέλων ὄντων αἰθρίης τε τὰ μάλιστα); daß auch eine rein atmosphärische Verfinsterung bei den klimatischen Verhältnissen Mesopotamiens einen solchen Eindruck, wie er hier geschildert wurde, machen konnte, namentlich bei plötzlichem Hereinbrechen eines Gewittersturms, lehrt jetzt Kugler ZDMG LVI (1902) 63. Chronologische Einwendungen gegen Ginzels von ihm ebenfalls mit ? versehenen Ansatz von Lehmann Zeitschr. f. Assyr. XV 122f.

523, 16. Juli: Partielle Mond-F., beobachtet in Babylon, im 7. Jahr des Kambyses. Ptolem. Synt. V 14 p. 419, 13. Jetzt auch keilschriftlich (aber nach Lehmanns Übersetzung als total) bestätigt, s. o. S. 2340.

502, 19. Nov.: Partielle Mond-F., beobachtet in Babylon, im 20. Jahr des Dareios, ,der nach Kambyses herrschte‘ (I.). Hipparch bei Ptolem. Synt. IV 8 p. 332, 14.

491, 25. April: Partielle Mond-F., beobachtet in Babylon, im 31. Jahr des Dareios I. Ptolem. Synt. IV 8 p. 329, 6.

480, 2. Okt.: Ringförmige Sonnen-F. Bei Kleombrotos Opfer auf dem Isthmos, Herodot. IX 10. Der Ausdruck ἀμαυρώθη darf nicht mit Zech gegen eine Sonnen-F. ins Feld geführt werden (ἐὰν ἀμαυρωθεὶς γενηταὶ ὡς κάτοπτρον steht gerade für eine ringförmige Sonnen-F. bei dem Anonymus in Ludwichs Max. p. 122, 22), aber die allein in Betracht kommende F. ist für den Isthmos bedenklich klein (Maximum 7", 32 kurz nach Mittag, also schwer wahrzunehmen).

478, 17. Febr.: Ringförmige Sonnen-F. Sie ist die historische Tatsache, die der Erzählung von einer Sonnen-F. bei Xerxes Aufbruch von Sardes nach Abydos (Frühjahr 480) zu Grunde liegt. Herodot. VII 37. Schol. Aristid. III 581. Die Angabe macht große historische Schwierigkeiten, da die früher vielfach vertretene Beziehung auf die Sonnen-F. von 481, 19. April durch Ginzel astronomisch widerlegt ist (S. 176) und eine Verlegung der Ereignisse von 480 auf 478 undenkbar ist. Es handelt sich also um eine sagenhafte Rückübertragung der Sonnen-F. von 478 auf 480, infolge des Bestrebens ,außerordentliche Naturerscheinungen mit den Kriegsereignissen [2355] zu verbinden‘ (Busοlt Gr. Gesch.2 II 662, 2, wo die Literatur). Die Auffassung als Mond-F. ist unmöglich.

* 468, 30. April: Totale Sonnen-F. Doch wohl die von Pindar in dem Hyporchem (frg. 107 Schr.) erwähnte, s. Schroeders Ausg. 429f. u. o. S. 2335. 2334. Die von 478, 17. Febr. weniger wahrscheinlich. Vielleicht bezieht sich auf die F. von 463 auch die Angabe über die ἀκμή des Anaxagoras, s. Diels Vorsokr. 309 nr. 18.

431, 3. August: Ringförmige Sonnen-F. Im 1. Jahr des Peloponnesischen Kriegs, Thukyd. II 28 (μετὰ μεσημβρίαν: Maximum 10", 03 nachmittags 5h 22'); bei Plutarch Perikl. 35 falsche Zeitangabe. Vgl. Busolt Gr. Gesch. III 2, 934, 4. Die Sterne, die während der Finsternis nach Thukydides sichtbar wurden, sind die Planeten Venus und Mars, und vielleicht einige helle Fixsterne.

425, 9. Okt.: Totale Mond-F. Die von Aristophanes Wolken v. 584 herangezogene (vgl. o. S. 2335) nach dem Scholiasten unter dem Archon Stratokles im Boedromion.

424, 21. März; Ringförmige Sonnen-F. Die von Thukydides IV 52 (ἐκλιπές τι) und wohl auch Aristophanes Wolken v. 584 gemeinte Sonnen-F., auf die nach Thukydides in der 1. Dekade des gleichen Monats (Elaphebolion) ein Erdbeben folgte.

413, 27. Aug.: Totale Mond-F. Die verhängnisvolle F., die die schleunige Abfahrt des Nikias von Sizilien verhinderte, Thukyd. VII 50; am Anfang des Herbstes nach Plutarch Nic. 22, nach c. 28 vor dem 26. Καρνεῖος ὃν Ἀθηναῖοι Μεταγειτνιῶνα ὀνομάζουσιν. Vgl. Diodor. XIII 12, 6. Polyb. IX 19.

406, 15. April: Totale Mond-F. Bei Xenophon hell. I 6, 1 für das gleiche Jahr (Archon Kallias) festgelegt, in welchem Kallikratidas an Stelle des Lysander als Nauarch das Kommando über die lakedaimonische Flotte übernahm. Im Widerspruch damit die Angabe (ebd.), es sei das 24. Jahr des Kriegs, also 408, gewesen.

404, 3. Sept.: Ringförmige Sonnen-F. Nach Xenophon hell. II 3, 4 gleichzeitig mit der Schlacht, in der Lykophron von Pherai die Larisaeer und die übrigen seiner Herrschaft widerstrebenden Thessalier besiegte. Von Hofmann und Ginzel mit der von Seneca de benef. V 6 erwähnten Sonnen-F., die Archelaos von Makedonien erschreckte, identifiziert: jedoch kommt nach Ginzel auch die vom 18. Jan. 402 dafür in Betracht.

? 400, 21. Juni: Totale Sonnen-F. Darauf wird zumeist die vielumstrittene Ennius-F. bezogen, annal. IV frg. IV (163) Vahlen2, aus Cic. de rep. I 25: id autem postea ne nostrum quidem Ennium fugit, qui ut scribit anno quinquagesimoÇCC fere post Romam conditam ,non[is] Iunis soli luna obstitit et nox‘; atque in hac re tanta inest ratio atque sollertia, ut ex hoc die, [2356] quem aput Ennium et in maximis annalibus consignatum videmus, superiores solis defectiones reputatae sint usque ad illam quae nonis Quinctilibus fuit regnante Romulo. Die große Unsicherheit in der Datierung dieser so wichtigen F. beruht 1) auf der Überlieferung des Cicero (CCC im Palimpsest übergeschrieben und daher von Soltau u. a. verdächtigt); 2) auf dem Zusatz fere, der die Zahl 350 als runde Zahl erscheinen läßt (doch vgl. Mommsen Röm. Chronologie1 196 Anm.); 3) auf dem Ausdruck et nox am Schluß des Hexameters, der unter allen Umständen noch ein facta est oder etwas Ähnliches im nächsten Vers voraussetzt, dann aber keineswegs auf eine F. bei Sonnenuntergang weisen muß, wie man früher meist irrig annahm (vgl. z. B. ἐκ μεσημβρίης ἔθηκε νύκτα bei Archilochos und viel Ähnliches, s. o. S. 2350). So herrscht über den 21. Juni 400 als Datum dieser F. durchaus nicht mehr jenes ,allseitige Einverständnis‘, das 1883 Matzat Röm. Chronol. I 1 Anm. konstatiert hat; Holzapfel dachte an 391, 12. Juni, Soltau (und Unger), unter Änderung der Zahl bei Cicero in CCCCCL, an 203, 6. Mai (irrig, s. Holzapfel Röm. Chronol. 300, 4); B. Sepp an 249, 4. Mai; neuestens Skutsch (o. Bd. V S. 2606, 33) an eine F. zwischen 550–520 v. Chr., mit Rücksicht auf das Gründungsdatum Roms nach Ennius (wenig wahrscheinlich, da erstens die Zurückrechnung von einer so alten F. nicht anzunehmen, ferner die Übereinstimmung mit den alten Annalen in der Jahreszahl dann mehr als auffällig, und die Zahl 350 wohl überhaupt nicht auf Ennius zurückzuführen ist). Über die Literatur Näheres bei Ginzel a. a. O. 180ff.; vgl. auch Schanz Gesch. d. röm. Literatur I3 1, 37.

394, 14. August: Ringförmige Sonnen-F. Beim Einrücken des Agesilaos in Boiotien. Xenoph. hell. IV 3, 10. Plut. Ages. 17.

383, 23. Dez.: Partielle Mond-F. In Babylon (?) beobachtet, nach Hipparch bei Ptolem. IV 10 p. 340, 1 unter dem athenischen Archon Phanostratos im Monat Poseideon, in der Nacht vom 26./27. Thoth.

382, 18. Juni: Partielle Mond-F. Wie die vorige; unter Archon Phanostratos im Skirophorion, vom 24. auf 25. Phamenoth. Ptolem. ebd. p. 341, 10.

382, 12. Dez.: Totale Mond-F. Wie die zwei vorigen; unter Archon Euandros im Monat Poseideon I (also Schaltjahr, die Übersetzung bei Ginzel ,am 1. Poseideon‘ irrig, vgl. Ideler Handb. d. Chronol. I 275), vom 16. auf den 17. Thoth. Ptolem. ebd. p. 343, 20.

364, 13. Juli: Totale Sonnen-F. Vor dem Auszug des Pelopidas gegen Alexander von Pherai. Diodor. XV 80. Plut. Pelop. 31.

361, 12. Mai: Ringförmige Sonnen-F. Die von dem Platonschüler Helikon von Kyzikos an Dionys II. Hof während |Platons drittem Aufenthalt in Sizilien vorausverkündete [2357] Sonnen-F. (bei Gomperz Gr. Denker I 588 irrig 12. Mai 360). Plut. Dion 19. Die früher versuchte Datierung 29. Febr. 357 unmöglich, da diese F. für Syrakus zu klein wird.

357, 9. August: Partielle Mond-F. Vor Dions Abfahrt von Zakynthos gegen Dionys II. Plut. Dion 24 (ἧν θέρους ἀρχὴ καὶ κατεῖχον ἐτησίαι τὸ πέλαγος), Nic. 23. Quintil. I 10, 48.

? 340, 15. Sept.: Ringförmige Sonnen-F. Darauf in der Regel das Prodigium bei Livius VII 28, 7 bezogen (nox interdiu visa intendi): unter dem 3. Consulat des C. Marcius Rutilus, dem 2. des T. Manlius Torquatus.

331, 20. Septbr.: Totale Mond-F. Vor der Schlacht bei Gaugamela. Plut. Alex. 31 (τὸν Βοηδρομιῶνος περὶ τὴν τῶν μυστηρίων τῶν Ἀθήνησιν ἀρχήν die Mond-F., 11 Tage später die Schlacht). Arrian III 7, 6. 15, 7. Curt. IV 10, 1. Plin. n. h. II 180 (noctis secunda hora). Ptolem. Geogr. I 4, 2 (ἐν Ἀρβήλοις πέμπτης ὥρας φανεῖσαν, ἐν δὲ Καρχηδόνι δευτέρας, nach Zech wahrscheinlich um eine Stunde fehlerhaft). Auch Cic. de div. I 121 früher darauf bezogen, aber fälschlich (paulo ante solis ortum und Mond im Zeichen des Löwen: es muß eine andere F. gemeint sein, vermutlich die vom 13. Febr. 388).

310, 15. August: Totale Sonnen-F. Bei Agathokles Fahrt gegen Karthago. Diodor. XX 5, 5. Iustin. XXII 6, 1. Frontin. strat. I 12, 9; die Parische Marmorchronik zum J. 312/1 falsch, vgl. Ginzel p. VIII. Jacoby in der Ausg. 199.

[296, 7. Nov. und 294, 24. März: Livius X 23 grundlos auf diese zwei Sonnen-F. gedeutet].

219, 20. März: Totale Mond-F. Bei Attalos I. Feldzug gegen die Griechenstädte und Achaios, bevor am Megistosflusse die Aigosagen unter Berufung auf jene Mond-F. rebellisch werden. Polyb. V 78, 1. Das Datum ist aus astronomischen Gründen das geeignetste, weil von den drei F. 219, 20. März, 218, 9. März und 218, 1. Sept. die erstere am besten wahrnehmbar ist; jedoch ist auch von der letztgenannten das Ende der Totalität und Partialität sichtbar (Ginzel). Wilcken (oben Bd. II S. 2162) erklärt sich für 218, unter Berufung auf Polyb. V 72, 1. ebenso G. Hirschfeld o. Bd. I S. 977.

217, 11. Febr.: Totale Sonnen-F. Nach dem Amtsantritt des Cn. Servilius (a. u. c. 536). Liv. XXII 1, 8f.; die Sonnen-F. doppelt, unter andern Prodigien, verzeichnet; der zuerst gebrauchte Ausdruck solis orbem minui visum von Ginzel aus dem Eindruck der Sichelform der Sonne erklärt.

203, 6. Mai: Ringförmig-totale Sonnen-F. Liv. XXX 38, 8 für Cumae angegeben. [Liv. XXX 2, 12 ist keine Sonnen-F. beschrieben.]

? 202, 19. Okt.: Totale Sonnen-F. Die nur nach dem wohl auf Cassius Dio zurückgehenden Bericht des Zonaras IX 14 kurz (Tags?) vor der Schlacht von Zama vorgefallene [2358] Sonnen-F., die aber in Nordafrika kaum bemerkt werden konnte (dagegen bei Zonaras sogar σύμπας ἐξέλιπε). Vielleicht nur eine meteorologische Verfinsterung gemeint; aus Kuglers Ausführungen ZDMG LVI 1902 ergibt sich, daß auch solche von übler Vorbedeutung sein konnten.

201, 22. Sept.: Partielle Mond-F. Nach Hipparchs Bericht in Alexandria beobachtet. Ptolem. IV 10 p. 344, 11: im 54. Jahre der zweiten Kallippischen Periode.

200, 19. März: Totale Mond-F. Desgl. ebd. p. 345, 12. Im 55. Jahre der gleichen Periode.

200, 12. Septbr.: Totale Mond-F. Desgl. ebd. p. 346, 13. Im selben Jahr.

190, 14. März: Totale Sonnen-F. Bei dem Abmarsch des Consuls L. Cornelius Scipio Asiaticus nach Brundisium zum Krieg gegen Antiochos. Liv. XXXVII 4, 4 ludis Apollinaribus a. d. V Idus Quinctil., cum luna sub orbem solis subisset: ,und zwar war der nördliche Teil der Sonne verfinstert, so daß am untern Rand eine Sichel blieb‘ (Ginzel). Dies ist in dem Nebensatz, bei Livius kaum zu suchen, vgl. z. B. Seneca de benef. V 6 cum luna humiliore currens via infra ipsum solem orbem suum posuit, ohne solchen speziellen Bezug.

188, 17. Juli: Totale Sonnen-F. Dreitägige Supplicatio wegen der tenebrae obortae zwischen der 3. und 4. Tagesstunde, vor dem Abgang der neuen Consuln M. Valerius Messala und C. Livius Salinator, Liv. XXXVIII 36, 4. Die Deutung auf die Sonnen-F. durch die Stundenangabe gesichert (so Ginzel, anders Weissenborn z. d. St. und Holzapfel Chronol. 311).

174, 30. April: Partielle Mond F. Im 7. Jahre des Philometor in Alexandria beobachtet, am 27. Phamenoth. Ptolem. VI 5 p. 477, 3.

168, 21. Juni: Totale Mond-F.; der Mond geht verfinstert auf. Die berühmte und vielerwähnte Mond-F. vor der Schlacht bei Pydna, die Sulpicius Gallus den römischen Soldaten erklärte (s. o. S. 2345). Polyb. XXIX 6. Plut. Paull. 17 (zum Teil wörtlich ähnlich Liv. XLIV 37 usw,). Über die Sicherheit der Datierung Ginzel 192.

141, 27. Januar: Partielle Mond-F. Im 37. Jahr der dritten Kallippischen Periode auf Rhodos beobachtet. Ptolem. VI 5 p. 477, 25.

* 129, 20. Nov.: Totale Sonnen-F. Von Hipparch beobachtet und für seine Messung des Sonnendurchmessers benützt. Pappus, herausgeg. von Hultsch Ber. Sächs. Ges. 1900, 186f.; dort Berechnung von Ginzel 197ff. Erwähnt auch bei Kleomedes p. 172, 20 und 178, 13; von Ziegler mißdeutet.

129, 5. Nov. und 128, 2. Mai: Mond-F. ,Erstere partiell, aber dem ganzen Verlauf nach in Athen sichtbar, letztere total, aber in Athen, nur bei Anfang sichtbar‘ (Ginzel 192 Anm.). Eine von den beiden jedenfalls die Mond-F., die mit Karneades Tod († nach Apollodor 129/8, Jacoby Apollodors [2359] Chronik 381f.) in Beziehung gebracht wurde. Diog. Laert. IV 64. Suid. s. Καρνεάδης (hier allerdings auch noch τὸν ἥλιον ἀμυδρὸν γενέσθαι).

104, 19. Juli: Ringförmig-totale Sonnen-F. Im Consulatsjahr des C. Marius und C. Flavius nach Vereinigung der Cimbern und Teutonen. Iul. Obsequens 43.

? 94, 29. Juni: Ringförmige Sonnen-F. Vielleicht bei Iul. Obsequens 51 gemeint: C. Caelio L. Domitio coss. Vulsiniis ⟨sol⟩ nova luna defecit et non nisi postero die hora tertia comparuit. Die notwendige Ergänzung ⟨sol⟩ bei Ginzel; aber der zweite Teil des Satzes weist eher auf meteorologische Verfinsterung.

63, 3. Mai: Totale Mond-F. Die von Cicero de consul. II v. 18f. (= de div. I 18) erwähnte Mond-F. in seinem Consulatsjahr 63 v. Chr.

[60, 16. März und 9. Sept.: beide in Italien unsichtbar, also nicht auf Iul. Obsequens 62 zu beziehen, wo übrigens auch von meteorologischer Verfinsterung die Rede sein kann.]

51, 7. März: Ringförmige Sonnen-F. Die von Cass. Dio XLI 14 (ὅτε ἥλιος σύμπας [!] ἐξέλιπε) kurz vor Pompeius Abreise nach Dyrrhachium erwähnte Sonnen-F. Über die Schwierigkeiten, die von Lucan I 540ff. erwähnte Sonnen-F. (nach dem Übergang über den Rubiko) irgendwie zu identifizieren, vgl. Ginzel 193f.; vielleicht nur rhetorisches Kunstmittel des Dichters.

[44: angebliche Sonnen-F. bei Caesars Tod. Verg. Georg. I 463ff. Servius dazu (nach diesem pridie Iduum Maiarum solis fuisse defectum ab hora sexta usque ad noctem) = Schol. ad Lucan. I 541. Tibull. II 5, 75. Ovid. met. XV 785ff. Aurel. Victor 78, 10. Plut. Caes. 69. Plin. n. h. II 98. M. Antonius bei Joseph. ant. Iud. XIV 309. Die Stellen bei Plutarch und Plinius weisen deutlich auf eine längere (nach Plutarch das ganze Jahr dauernde) atmosphärische Verfinsterung, und auch Virgil, Tibull und Ovid lassen sich so verstehen. Eine solche Verdunkelung der Sonne den größeren Teil des Winters hindurch wird z. B. auch in einem Kalender des ,Eudoxios‘ (Ps.-Eudoxos) im Cat. cod. astr. gr. VII 185 zum Jahr des Löwen bemerkt: ὁ ἥλιος ζοφώδης ἔσται τὸ πλέον τοῦ χειμῶνος. Vgl. auch Humboldt Kosmos III 413.]

36, 19. Mai und 31, 20. August: zwei im Chron. Pasch. p. 360. 361 erwähnte Sonnen-F., ,beide namentlich in Spanien auffällig‘ (Ginzel).

4, 13. März: Partielle Mond-F. Bei der Verbrennung des aufständischen Schriftgelehrten Matthias durch Herodes, kurz vor seinem Tod, wichtig zur Bestimmung der Geburt Christi. Joseph. ant. XVII 167. Ginzels Berechnung ergibt, daß außer der vom J. 4 die Mond-F. 1 v. Chr., 9./10. Januar in Judaea sichtbar war und astronomisch beide befriedigen würden; ebenso auch die vom 5. Sept. 5 v. Chr. Ideler (Chronol. II 393) hat sich wohl richtig für die erstgenannte entschieden. [2360]

Nach Christus.

5, 28. März: Ringförmig-totale Sonnen-F. Unter dem Consulat des Cornelius Cinna und Valerius Messala. Cass. Dio LV 22, 3 (τι ἐκλιπές), wo auch andere Prodigien.

14, 27. Sept.: Totale Mond-F. Bei der Meuterei der pannonischen Legionen bei Laibach kurz nach Tiberius Regierungsantritt. Tac. ann. I 28. Cass. Dio LVII 4, 4.

29, 24. Nov.: Totale Sonnen-F. Auf die angebliche Sonnen-F. bei Christi Tod wird fälschlich von Eusebios (ed. Schöne II 148) die von Phlegon im 13. Buch der Olympiaden für Bithynien verzeichnete totale Sonnen-F. für Olymp. 202,4 bezogen; Iul. Africanus bei Synkell. p. 610, 3 beruft sich auch auf Phlegon, aber mit dem Zusatz, die Sonnen-F. sei bei Vollmond (!) eingetreten. Es kann mit Olymp. 202,4 bei Phlegon nicht das J. 32 gemeint sein, vgl. über Phlegons Olympiadenrechnung Ideler Chronol. II 465ff. Mit der F. bei Christi Tod kann diese im November vorgekommene Sonnen-F. nichts zu tun haben. Ob Math. 27, 45 ἀπὸ δὲ ἕκτης ὥρας σκότος ἐγένετο ἐπὶ πᾶσαν τὴν γῆν ἔως ὥρας ἐνάτης (fast genau so Marc. 15, 33; Lucas 23, 44 mit dem Zusatz καὶ ἐσκοτίσθη ὁ ἥλιος) überhaupt eine Sonnen-F. meint (die kurz vor Ostern, also um die Vollmondzeit, unmöglich ist), kann gefragt werden; eine atmosphärische F. ist allerdings wegen des ἐπὶ πᾶσαν τὴν γῆν auch nicht leicht anzunehmen.

33, 3. April: Partielle Mond-F. Würde mit dem kirchlichen Datum der Kreuzigung übereinstimmen und fällt auf Freitag Nachmittag: es wäre dann σκότος bei den drei Synoptikern als Mond-F. zu verstehen: aber bei Lukas steht freilich ausdrücklich καὶ ἐσκοτίσθη ὁ ἥλιος. Vgl. auch Humboldt Kosmos III 414.

45, 1. Aug.: Totale Sonnen-F. Am Geburtstag des Kaisers Claudius. Cass. Dio LX 26, 1.

47, 1. Jan.: Totale Mond-F. In der Nacht, wo eine kleine vulkanische Insel im Aegaeischen Meer bei Thera auftaucht im 6. Jahr des Claudius = 800 a. u. c. (Hiller v. Gärtringen Thera I 63). Aurel. Vict. Caes. 4, 14, vgl. Cass. Dio LX 29. Seneca qu. n. II 26, 6.

59, 30. April: Totale Sonnen-F. Unter dem Consulat des Vipstanus und Fonteius in Rom, Campanien, Armenien beobachtet. Plin. n. h. II 180. Tac. ann. XIV 12 (dagegen XIII 41 nur atmosphärische Verfinsterung, wie schon Nipperdey z. St. richtig erklärt; miraculum von dem natürlichen Vorgang z. B. auch Plin. n. h. II 57). Cass. Dio LXI 16, 4.

67, 31. Mai: Ringförmige Sonnen-F. Zweifelhaft, ob auf sie die in Philostrats Apolloniusroman (vit. Apoll. IV 43) erwähnte Sonnen-F. zu beziehen ist.

69, 18. Oktober: Partielle Mond-F. Bei der Schlacht von Cremona nach Cass. Dio [2361] LXV 11 (der hier doch recht deutlich von astronomischer Mond-F. spricht: ἐκλιποῦσα). Von G. Hofmann als reell behandelt, von Ginzel sehr skeptisch (202 Anm.). Allerdings ist der Farbenwechsel des Mondes, den Cassius Dio besonders hervorhebt, für partielle Mond-F. ausgeschlossen: also vielleicht nur traditionelle Züge der Eklipsenschilderung aufgenommen (vgl. o. S. 2850)? Jedoch bei Tac. hist. III 23 statt dieser F. eine andere Wirkung des (offenbar vollen) Mondes auf den Verlauf der Schlacht erzählt. Bleibt also fraglich (vgl. auch Nissen Rh. Mus. XXVI 539f.), wenngleich die Zeit (vgl. Tac. hist. III 37) doch recht auffallend gut paßt.

71, 4. März: Partielle Mond-F., s. die folgende.

71, 20. März: Ringförmig-totale Sonnen-F. Die von Plutarch in Chaironeia beobachtete und de fac. in orbe lunae c. 19 beschriebene Sonnen-F., die ,gleich nach Mittag begann‘ und sehr bedeutend war. Ginzels auf sicheren astronomischen Grundlagen beruhende Ermittlung dieser Sonnen-F. (202ff.) ist wichtig für die Datierung der Plutarchischen Schrift und widerlegt zum Teil Hirzels Annahmen (Der Dialog II 182, 1). Die Sonnen-F. ist wohl identisch mit der von Plinius n. h. II 57 erwähnten, der vierzehn Tage vorher eine Mond-F. vorausging, also 4. März.

[Die Stelle Philostrat. vit. Apoll. VIII 23 beschreibt keine Sonnen-F.; die von Ps.-Victor. epit. XII 12 für den Todestag Nervas behauptete Sonnen-F. ist nicht nachweisbar.]

125, 5. April: Partielle Mond-F. Im 9. Jahre Hadrians am 17./18. Pachon in Alexandria beobachtet. Ptolem. Synt. IV 8 p. 329, 11.

133, 6. Mai: Totale Mond-F. Im 17. Jahre Hadrians am 20./21. Payni von Ptolemaios selbst ἐπιμελέστατα in Alexandria beobachtet. Ptolem. Synt. IV 6 p. 314, 16.

134, 20. Okt.: Partielle Mond-F. Im 19. Jahre Hadrians am 2./3. Choiak von Ptolemaios beobachtet, ebd. p. 314, 24.

136, 6. März: Partielle Mond-F. Im 20. Jahre Hadrians am 19./20. Pharmouthi von Ptolemaios beobachtet, ebd. p. 315, 6.

186, 28. Dez.: Ringförmige Sonnen-F. Unter Commodus wohl in Rom beobachtet. Hist. aug. Commod. 16, 2.

212, 14. Aug.: Totale Sonnen-F. Von Tertullian ad Scap. 3 erwähnt. Der Ausdruck sol positus in suo hypsomate et domicilio hat mehrfache Deutungen veranlaßt, außer der vorstehenden auf den 3. Juni 197 und auf den 2. März 211 (vgl. die Literatur bei Ginzel 206). Auszugehen ist, da ὕψωμα mehrdeutig ist, von dem eindeutigen domicilium (οἶκος): das Haus der Sonne ist astrologisch der Löwe, und in ihm befand sich die Sonne am 14. August 212. Neben domicilium müßte auch ὕψωμά zunächst in astrologischem Sinne genommen werden, also auf das Verweilen der Sonne im Widder und zwar in seinem 19. Grad gehen (vgl. Bouché-Leclercq L’astrol. gr. 193ff. [2362] über die astronomischen und astrologischen Bedeutungen von ὕψος und ὕψωμα). Da nun aber die Sonne auch am 2. März noch nicht im Widder und am 3. Juni natürlich nicht mehr darin ist, so schließen sich die beiden andern Daten von selbst aus. Astrologisch ist also ὕψωμα in keinem Fall annehmbar. Es bleibt also nur die Möglichkeit astronomischer Auffassung, wobei ὕψωμα = nördliche Deklination der Sonne ist; das paßt auf den Löwen immerhin einigermaßen, wenn auch nicht genau (genauer auf das vorhergehende Tierkreiszeichen, den Krebs). Somit wird (mit Joh. Schmidt Rh. Mus. XLVI 86ff.) das Datum 212, 14. Aug. zu bevorzugen sein, da es auch geschichtlich sehr gut paßt (vgl. Schanz Gesch. d. röm. Literat. III 308; Kellners Behandlung der Stelle ist astrologisch ganz verfehlt; ganz korrekt ist allerdings auch Schmidt in dieser Beziehung nicht).

218, 7. Okt.: Ringförmige Sonnen-F. Nach Macrinus Sturz (dieser am 8. Juni 218). Cass. Dio LXXVIII 30, 1 (hier jedoch irrig vor das Ereignis gesetzt, offenbar in Wirkung der oben S. 2336 besprochenen Neigung, den Tod von Herrschern usw. direkt mit F. in Verbindung zu bringen).

? 240, 5. Aug.: Totale Sonnen-F. Während Gordians III. Regierung. Hist. aug. Gord. III 23, 2. Der Zeitansatz bleibt unsicher, vgl. Seeck Rh. Mus. XLI 161ff.; nach Hofmann 29. Jan. 241.

292, 4. Mai: Totale Sonnen-F. Nach den Consul. Constantinopol. (Hydatius ed. Mommsen Chron. min. I 230) unter dem Consulat des Tiberianus und Dio (291): aber die Sonnen-F. vom 15. Mai 291 verläuft zu südlich. Vgl. Seeck Jahrb. f. Philol. 1889, 631.

? 304, 31. Aug.: Totale Mond-F., bei der Passion des hl. Felix (AA. SS. Oct. X 628). Datierung höchst zweifelhaft.

316, 6. Juli: Ringförmige Sonnen-F. Mit einiger Wahrscheinlichkeit bei Aurel. Vict. Caes. 41, 5 gemeint (dort als üble Vorbedeutung für die Ernennung der zwei Söhne des Constantin und des Sohnes des Licinius zu Caesaren).

319, 6. Mai: Totale Sonnen-F. Consular. Constantinop. a. O. 232, dort für das J. 318.

324, 6. Aug.: Ringförmige Sonnen-F. Vielleicht die in Georgios Hamartolos Chronie. IV c. 180 und darnach bei Kedrenos 1 p. 499 Bekker gemeinte, zum 20. Jahr des Constantius und Licinius (325/6).

334, 17. Juli: Ringförmige Sonnen-F. Unter dem Consulat des Optatus und Paulinus (334) von Iul. Firmicus Maternus dem Astrologen und späteren Apologeten erlebt und nach seiner Angabe (Mathes. I 4, 10) von den mathematici vorausgesagt.

346, 6. Juni: Totale Sonnen-F. Erwähnt von Hieronymus ad a. Abr. 2362 (= 348 n. Chr.), Theophanes Chronogr. ed. de Boor I p. 38 (dritte Tagesstunde am 6. Daisios [2363] 338 [sic!]). Cassiod. ed. Mommsen Chron. min. II 151 (zu 348).

348, 9. Okt.: Totale Sonnen-F. Bei Theoph. ebd. p. 39 als auf den Sonntag fallend angegeben, was das Datum sichert.

360, 28. Aug.: Ringförmige Sonnen-F. Während des Perserkrieges unter Constantius. Ammian. Marc. XX 3, 1. Über die mancherlei Übertreibungen bei Ammianus s. o. S. 2350; auch Zech Astronom. Untersuch. über die wichtig. Finstern. 54. 56.

364, 16. Juni: Totale Sonnen-F. Beobachtet von Theon von Alexandreia, dem Commentator des Ptolemaios. Theonis Comment. in Ptolem. synt. p. 332 ed. Basil. Dazu die bei Ginzel nicht beachtete ausführlichere zweite Stelle in Theonis comment. in Ptolem. tab. exped. ed. Halma I 77ff., vgl. ebd. p. 161.

393, 20. Novbr.: Totale Sonnen-F. Unter dem Consulat Theodosios III. und Abundantius. Consul. Ital., Mommsen Chron. min. I 299, und Marcellinus Com. ebd. II 63.

400, 8. Juli: Totale Sonnen-F. Hieronymus contra Joann. ad Pammach. c. 42 (circa dies Pentecostes, was freilich der 20. Mai wäre). Sonst könnten nur die Sonnen-F. von 393 oder 418 für Bethlehem in Betracht kommen, aber die Schrift kann nicht viel vor oder nach 399 entstanden sein (die Zeugnisse jetzt bei Schanz Röm. Lit. IV 1, 133).

400–402: Fünf in Oberitalien sichtbare Mond-F. (400, 17. Dez.; 401, 12. Juni; 401, 6. Dez.; 402, 1. Juni; 402, 25. Nov.). Während des von Claudian besungenen Krieges Stilichos gegen Alarich. Claud. de bell. Pollent. s. Gothico v. 233ff. (daraus ergibt sich die Datierung beider Schlachten von Verona auf 402). Von einer Sonnen-F. finde ich in den Versen keine Spur.

402, 11. Nov.: Totale Sonnen-F. Unter dem 5. Consulat des Arcadius und Honorius. Hydat. chron. Mommsen Chron. min. II 16 u. a.

418, 19. Juli: Totale Sonnen-F. In Theodosios Jünglingszeit, mit genauem Datum berichtet von Philostorgios hist. eccl. XII 8 u. a.

447, 23. Dez.: Totale Sonnen-F. Hydatius Chron. min. II 25 zum 23. Jahr des Valentinianus III.

451, 26. Sept.: Partielle Sonnen-F. Derselbe ebd. zum 28. Jahr des Valentinianus III.

Zwischen 383 und 465 die Mond-F., die den Anlaß zu den zwei oben mehrfach erwähnten Predigten des Bischofs Maximus von Turin gegeben hat. Über die vielen hier vorhandenen Möglichkeiten vgl. Ginzel 219ff.; es wird sich wohl eher um die spätere als um die frühere Zeit handeln (vgl. den Art. in Herzogs R.-Ε.3 471).

458, 28. Mai: Totale Sonnen-F. Im 1. Jahr des Maiorianus und Leo. Hydatii chronic. ad Olymp. 309,3, Chron. min. II 30. Beobachtet in Chiaves (Aquae Flaviae). [2364]

462, 2. März: Totale Mond-F. Im 1. Jahr des Severus (= Olymp. 310,3 = 463) 2. März von Hydatius ebd. II 32 erwähnt. Ebendaselbst beobachtet. Auch der Wochentag (Freitag) stimmt.

464, 20. Juli: Ringförmige Sonnen-F. Im 7. Jahr des Leo, 2. des Severus ebd. II 33; ebendaselbst beobachtet.

484, 14. Jan.: Totale Sonnen-F. Die Sonnen-F., die sich im Jahre vor des Neuplatonikers Proklos’ Tod ereignete. Marin. vit. Procl. 37.

485, 29. Mai: Totale Sonnen-F. Der Verfolgung der katholischen Christen durch den arianischen Vandalenkönig Honoricus (Hunerich) zugeschrieben von Gregor von Tours hist. Francor. II 3 p. 66 ed. Arndt.

497, 18. April: Ringförmige Sonnen-F. Zum Consulat des Anastasius Aug. II bei Marcellinus Com., Chron. min. II 94 u. a.

512, 29. Juni: Totale Sonnen-F. Im 5. Consulat des Paulus und Muscianus, ebd. II 98 u. a.

538, 15. Febr.: Totale Sonnen-F. Von Beda in der Hist. eccles. V 24 für den 16. Febr. 538 bemerkt.

540, 20. Juni: Totale Sonnen-F. Ebd. mit genauem Datum. Die Mitteilung, daß die Sterne am Himmel sichtbar wurden, paßt nicht für England, sondern für Italien. Dazu andere Quellenbelege (mit falscher Wochentagangabe) bei Ginzel.

547, 6. Febr.: Totale Sonnen-F., und 17. Aug.: Partielle Mond-F. Von Stephanus, Presbyter von Antiocheia, damals in Alexandreia, vorausgesagte F., nach Kosmas Indikopleustes Topogr. christ. p. 321 Migne.

563, 3. Okt.: Ringförmige Sonnen-F. Gregor Turon. hist. Franc. IV 31 (irrig die Note in Arndts Ausg.), unter vielen andern Prodigien.

567, 31. Dez.: Totale Mond-F. In den Excerpta Sangallensia bei Mommsen Chron. min. I 335 zu 567 notiert, unter Iustin II.

577, 11. Dez.: Partielle Mond-F. Zum J. 577 bei Gregor Turon. V 23.

581, 5. April: Partielle Mond-F. Zum J. 580 ebd. V 41.

582, 18. Sept.: Totale Mond-F. Zum J. 582 ebd. VI 21.

590, 4. Okt.: Ringförmige Sonnen-F. Bei Kaiser Maurikios Auszug gegen die Avaren in Thrakien, Theopbyl. Simocatta hist. V 16, auch bei Theophanes und Zonaras; die gleiche Sonnen-F. zum J. 590 von Gregor Turon. X 23 berichtet.

590, 18. Okt.: Partielle Mond-F. Beginn des Krieges zwischen Franken und Britten; zum 30. Jahr des Gunthramnus in Fredegars Chronik IV 11 notiert.

592, 19. März: Totale Sonnen-F. Zum 32. Jahr des Gunthramnus, ebd. IV 13.

[Boll.]
Anmerkung
Die oben mit einem * versehenen Finsternisse sind in Ginzels Kanon nicht oder nicht genau besprochen; eine, weil sie erst nach dessen Publikation bekannt wurde (die vom 20. Nov. 129 v. Chr.), die übrigen meist, weil sie an ein mythisches Ereignis angeknüpft sind oder sonst ihm zu zweifelhaft schienen. Es schien mir zweckmäßig, auch sie hier einzureihen und desgleichen die von Ptolemaios in der Syntaxis erwähnten, die Ginzel in einem besondern Verzeichnis (Kanon 228ff.) aufgeführt hat. Die übrigen F. sind von Ginzel ebd. 167–228 einzeln besprochen, worauf hier ein für allemal verwiesen sei.

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