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Esel, Maultier und Maulesel. Der zahme E. (Equus asinus) und das Maultier sind heute im Mittelmeergebiet und waren auch bei Griechen und Römern viel benutzte Last-, Zug- oder auch Reittiere (vgl. Cic. n. d. II 159), jener, weil er mit geringen Kosten zu erwerben und zu unterhalten ist (Plin. XVIII 44), seitens des Landmannes (Col. VII 1, 3. Pall. IV 14. 4), dieses, nach welchem sich die römischen Tierärzte mulomedici nannten, seitens der Wohlhabenderen und Vornehmeren. Im J. 1875 kamen in Griechenland auf je 100 Einwohner 18,24 Rinder, 6,34 Pferde, 2, 96 Maultiere (und Maul-E.) und 6,36 E. (Alex. G. Tombasis La Grèce sous le point de vue agricole, Athen 1878, 44), in Italien in den J. 1876–1881 entsprechend 17, 8; 2, 3; 1; 2. [627] 3 (K. Th. Eheberg Agrar. Zustände in Ital., 1886, 44), in Spanien um diese Zeit 18, 2; 4, 2 und (E. und Maultiere) 14, 3 (ebd. 45). Bei den Hebräern besaß Hiob zuerst 500 Joch Rinder und 500 Eselinnen (1, 3), hernach die doppelte Zahl von beiden (42, 12). Der ältere Cato rechnete auf eine Ölpflanzung von 240 Iugera drei E. zum Tragen des Düngers und einen zum Treiben der Mühle (de agric. 10, 1 und bei Varro r. r. I 19, 1 u. 3), auf eine Rebenpflanzung von 100 Iugera ein Joch Rinder, ein Joch E. und einen E. für die Mühle (ebd. II, 1 und bei Varro ebd. 3).

In den Berichten über die Ausgrabungen in der Troas werden keine Funde von Knochen des E.s oder Maultiers erwähnt (vgl. H. Schliemann Ilios 1881, 360. 364). Daß sich unter den in Mykenai gefundenen auch Knochen, besonders Zähne, des E.s befinden, möchte Chr. Tsountas (bei V. Hehn7 XX Anm.) annehmen, ohne indes seiner Sache sicher zu sein. Von dem Bruchstück einer vermeintlichen Wandmalerei, auf der drei Dämonen mit E.s-Köpfen dargestellt sind, hält er es für wohl möglich, daß der Gegenstand nach Mykenai importiert worden sei (Ἐφ. ἀρχ. 1887, 160f. mit Taf. X 1). Auch Überreste aus prähistorischer Zeit in Italien sind zweifelhaft (Hehn und W. Helbig bei Hehn7 580; vgl. auch C. Keller im Globus LXXII 1897, 286).

Wie die griechischen und lateinischen Benennungen des E.s und Maultiers zu erweisen scheinen (s. u. III 1 und IV 1), sind vielmehr diese Tiere den Griechen und Römern über den Norden der Balkanhalbinsel aus dem Norden Kleinasiens zugekommen (Schrader bei Hehn7 135f.). Da der E. schon in grauer Vorzeit gezähmt wurde und vor dem Pferde im Hausstand der ägyptisch-semitischen Völker auftritt, im alten Ägypten aber auf den Denkmälern der E. mit dem dem nubischen Steppen-E., Equus taeniopus, eigentümlichen Schulterkreuz abgebildet wird, so ist der ursprüngliche Gang der Dinge vermutlich so gewesen, daß die Ägypter ursprünglich die Täniopusrasse, die asiatischen Semiten dagegen den westasiatischen Wild-E., Equus onager, zähmten, später aber vielfach ein Austausch stattfand (C. Keller D. Tierwelt i. d. Landwirtsch. 1893, 74). Daß der zahme E. Europas und Westasiens, welchem ebenfalls meist das Schulterkreuz eigentümlich ist, doch nicht allein von Equus taeniopus abstammt, ergibt auch der Umstand, daß die alten Griechen und Römer jedenfalls mitunter ihre Eselinnen mit dem kleinasiatischen Wild-E. paarten (vgl. u. I u. III 3). An die Abstammung von Equus taeniopus aber erinnern vielleicht die auf den alten Vasenbildern bemerkbaren Streifen an den Beinen zahmer E. (vgl. I u. VI 3 b). Auffallend ist es, daß von Homer und Hesiod zwar öfters das Maultier, aber von letzterem der E. garnicht, von jenem nur einmal erwähnt wird. In der Ilias (XI 558) nämlich wird der langsam vor den Troern zurückweichende Aias mit einem E. verglichen, welcher, in ein Saatfeld gedrungen, dieses trotz der vielen Stockschläge, mit welchen Knaben ihn zu vertreiben suchen, nicht eher verläßt, als bis er sich satt gefressen hat. Indem Hehn (131f.) diese Stelle für ein späteres Einschiebsel hielt, nahm er zugleich an, daß der E. in der [628] homerischen Zeit noch gar nicht das gewöhnliche Haustier der Griechen gewesen sei. Auch Schrader (bei Hehn 135) möchte annehmen, daß, als die Hellenen sich selbst der Zucht von Maultieren zugewandt hätten, sie einzelne E. lediglich zum Beschälen bei sich eingeführt hätten, die aber viel zu kostbar gewesen seien, um der Feld- und Hausarbeit zu dienen. Daher sei auch bei Archilochos (frg. 97) nur von der geschwollenen Rute eines prienischen Zucht-E.s die Rede, und Simonides von Amorgos (bei Stob. LXXIII 61 v. 43ff.), der in seinem Gedicht auf die Weiber einigen von ihnen den Sinn des E.s beilege, beziehe sich hierbei auf das (durch wiederholte Schläge hervorgerufene) Phlegma, die Gefräßigkeit und die Geneigtheit des E.s, seinem Geschlechtstrieb zu folgen. Aber ist es schon nicht erwiesen, daß hier von Simonides der E. eher als Zuchttier denn als Haustier geschildert werde, so trifft dies gewiß nicht auf Tyrtaios (bei Paus. IV 14, 3), der übrigens schwerlich später als Simonides anzusetzen ist, zu, wenn dieser die von den Lakedaimoniern unterdrückten Messenier mit überbürdeten E. vergleicht. Wann der E. zu den Römern gelangt sei, ist ganz unbestimmt. Man könnte annehmen, daß das Vorkommen des Maultiers für eine frühere Zeit als die des E.s bezeugt sei, nämlich für die Zeit seit Stiftung der Consualien (Dion. Hal. I 33) und für das Jahr d. St. 177 (ebd. IV 39. Auct. de vir. ill. 7, 19; anders Val. Max. IX 11, 1 u. Flor. I 7, 3), wenn die Zeugnisse zuverläßig wären, und daß auch bei Livius es früher genannt werde, nämlich für 396 (VII 14, 7) und 461 d. St. (X 40, 8), wenn seine iumenta (VII 14. 4. 37, 6) nicht andere Lasttiere sein könnten. Das Wort asinus begegnet uns nämlich wohl zum erstenmal in dem Cognomen des Consuls Cn. Cornelius Scipio Asina im Stadtjahr 494 (CIL I2 p. 136).[1]

I. Der wilde Esel,

ὄνος ἄγριος, später (z. B. bei Strabon) auch ὄναγρος, onagrus (nur bei Varro r. r. II. 6, 3) und onager. Wirklich bekannt scheint den Alten nur der westasiatische E., Equus onager, gewesen zu sein. Nach ihren Angaben gab es wilde E. in Mesopotamien, deren Fleisch dem Hirschfleische ähnlich, nur zarter war (Xen. anab. I 5. 2); in Armenien (Aelian. hist. an. XVII 31); in den an Armenien grenzenden Gegenden Persiens (Xen. Cyrop. II 4, 20): Syrien (Ps.-Arist. mirab. 10 p. 831 a); Phrygien und Lykaonien (Varro II 1, 5. Strab. XII 568), die gezähmt und zur Belegung der Eselinnen verwandt wurden (Varro II 6. 3), oder um durch Paarung mit der Pferdestute weibliche Maultiere oder durch die mit der Eselin gute Beschäler zu erhalten Plin. VIII 174); in mehreren Gegenden Kappadokiens (Strab. XII 529. Plin. VIII 225) und in Arabien (Tacitus bei Tert. apol. 16 und ad nat. I 11 = Tac. hist. V 3, vgl. Iustin. XXXVI 2, 14). Der Perser Chosroes schickte seinem Vater als besondere Delikatesse die besten Stücke von Wildeseln (Theophylact. Simoc. hist. IV 7, 2). Auf denselben Wild-E. müssen dann wohl auch folgende Angaben bezogen werden. Er hat, wie der zahme E., weder Würfelbeine (?) noch an der Leber eine Gallenblase (Ktesias in Phot. bibl. 48 b 32). Er besitzt eine sehr große Schnelligkeit (Arist. hist. an. VI [629] 185 p. 580 b). Die graue Farbe wird auch Wildeselfarbe genannt (Poll. VII 56). Der reiche Prahlhans Trimalchio hatte nur mulae, welche von einem onager gezeugt waren (Petron. 38). Eine mula, die von einem onager und einer equa stammt, ist nicht so gut wie die von asinus und equa, doch ist ein E., der aus der Paarung von onager und asina hervorgeht, wohl geeignet zur Maultierzucht (Col. VI 37, 3f. Plin. VIII 174. Pall. IV 14, 2). Manche zähmen die jungen Wild-E. weil sie sich gut zum Bespringen (wohl auch der Eselinnen) eignen, aber besser werden E. und Pferdestute gepaart (Pall. ebd. Geop. XVI 21, 2 und 5). Das Fleisch ist sehr nahrhaft (Cels. II 18 p. 64, 20 Dar.), wird gegessen in Rom (Plin. VIII 170). die Keule in Makedonien von reichen Leuten (Lucian. asin. 39), nur nach Porphyr. de abst. I 14 wird das Fleisch von den Griechen nicht gegessen; es ist gut (Galen. VI 665), das der jungen Tiere schmeckt ähnlich wie das der Hirsche (ebd. 664. Orib. coll. med. II 18, 12). Zu den Kampfspielen im Zircus wurden Wild-E. verwandt (Mart. XIII 100), 20 Stück unter Gordianus III. (Hist. aug. Gord. 33, 1), und in einem Hause der Gordiane war ein Wald mit verschiedenen Tieren, darunter 30 Wildeseln abgebildet (ebd. 3, 7). Zircusspiele mit verschiedenen wilden Tieren, darunter auch einem Wild-E., sind in sehr kleinen Raumverhältnissen auf einem Karneol der Berliner Sammlung dargestellt (Imhoof-Blumer und Keller Taf. XXII 85). Bei verschiedenen Vergiftungen sind Milch und Knochen der wilden E. wirksamer als die der zahmen (Plin. XXVIII 158). Das im Urin eines onager gebildete Steinchen (?), an den Oberschenkel gebunden. vertreibt verschiedene Krankheiten (ebd. 217). Wenn die ein Rudel verfolgenden Reiter zu sehr ermüdet sind, durchbohren sie die Tiere mit dem Wurfspieß oder fangen sie mit Schlingen (Poll. V 84). In einer Fabel (Aesop. 258) wird ein Wild-E. wegen seiner Schnelligkeit von einem Löwen zum Jagdgenossen angenommen, doch jenem sein Anteil an der Beute verweigert, in zwei andern (318. 321) das Leben des wilden E.s mit dem des zahmen verglichen. Der Wild-E. ist scheu, furchtsam, dumm, unbändig, wollüstig, eifersüchtig und schützt seine Weibchen (Polemon. physiogn. c. 2 I p. 182, 12 Foerst.); er ist rauher, härter, heftiger und trockener als der zahme E., und sein Charakter entspricht seinem Aussehen (Adamant. physiogn. II 58) . Wild-E. und Hirsche schreien (Poet. lat. min. V p. 366 Baehr.). Nach dem Traumdeuter Artemidoros bedeutet der wilde E. einen rücksichtslosen Feind oder daß man seine Feinde überwältigen werde (p. 103, 21ff. H.) auch etwas Tätiges, aber Unbändiges (235, 4). Offenbar auf Equus onager paßt, wenigstens in der Hauptsache, die Beschreibung, welche Ps.-Oppianos aus Apamea in Syrien (cyn. III 183ff.) von dem wilden E. giebt. Nach ihm ist er starkfüßig, mit kräftigen Hufen, sehr schnell, hochgewachsen, mit klaren Augen, von starkem und breitem Bau, silberner Hautfarbe und langen Ohren, hat auf dem Rücken einen dunkeln Streifen, der auf beiden Seiten weiß gerändert ist, ist kräftigen Raubtieren eine leckere Beute und hat viele Weiber. Unkontrollierbar ist seine Bemerkung, dass er so eifersüchtig selbst auf seine eigenen männlichen [630] Jungen sei, daß er ihnen gleich nach der Geburt die Hoden abbeisse, um sie zu entmannen. Übrigens wird mit geringer Abweichung dasselbe gerade von den syrischen Wildeseln berichtet (Ps-Arist. mirab. 10 p. 831 a). In Nennig bei Trier ist eine römische Villa mit einem Mosaik blossgelegt, in welchem sich Darstellungen aus dem Zircusleben, darunter ein von einer Tigerin gepacktes und offenbar wegen der Situation als Wild-E., nicht zahmer E., aufzufassendes Tier, befinden. Nun meint zwar v. Wilmowsky (D. röm. Villa zu Nennig und ihr Mosaik, 1864–1865 S. 4 mit Farbentafel I), dass die Darstellung der Beschreibung Ps.-Oppians entspreche, namentlich die Haut silbergrau sei; doch muß man diese wohl genauer als isabellgrau, etwas ins Grünliche spielend, mitunter ins Hellbräunliche und Weißliche übergehend, bezeichnen. Vom Rücken zieht sich über das Kreuz hinaus ein kaffeebrauner Streifen hin, dieser ist, aber von schmutzig dunkelgrünen Rändern eingefaßt. Von letzterer Farbe sind auch einige Querstreifen an den Hinterbeinen, was eigentlich, wenn die Zeichnung ganz naturgetreu wäre, auf Equus taeniopus hinweisen würde. Da aber solche Streifen auch beim zahmen E. erwähnt werden (s. u. III 2) und sich auf drei Vasenbildern (u. VI 3 b) zu finden scheinen, wäre es nicht undenkbar, daß sie im Altertum sich häufiger beim zahmen E. als Reste seiner teilweisen Abstammung vom Equus taeniopus erhalten gehabt hätten. So fand Darwin in dem ausnahmsweisen Vorkommen von gefärbten Querringeln an den Füßen edler Pferde eine Hinweisung auf die Abstammung des Pferdes von einer dem Zebra ähnlich gefärbten Art. Zu Equus onager können auch die indischen Wild-E. im Heere des Xerxes gezogen werden (Herod. VII 86), ferner diejenigen, welche in Indien mit wilden Pferdestuten Maultiere zeugten (Aelian. hist. an. XVI 9). Dagegen scheinen die indischen mit einem Horn an der Stirn, aus welchem man zur Heilung verschiedener Krankheiten trinkt (Ktesias bei Phot. bibl. 48 b 21ff. Aelian. hist. an. IV 52; vgl. Arist. hist. an. II 18 p. 499 b: part. an. III 2, 4. 5 p. 663 a. Plin. XI 128. 255. Antigon. Car. 66. Aelian. hist. an. III 41. XIII 25. Philostrat. vit. Apoll, III 2. Man. Phil. 43). Nashörner gewesen zu sein. Die Wild-E. wiederum, welche in der großartigen dionysischen von Ptolemaios II. veranstalteten Prozession acht von Knaben gelenkte Wagen zogen (Kallixenos Rhod. bei Athen. V 200 f), können wohl auch zur Onagerrasse gehört haben. Denn, was die Alten von dem afrikanischen oder lybischen Wild-E. sagen, ist entweder zu ungereimt oder muß anders gedeutet werden. Nach Herodot nämlich sollte es im westlichen, bewaldeten Libyen gehörnte E. (IV 191 im östlichen, sandigen solche geben, welche gar nicht tränken (ebd. 192). Von der Eifersucht der afrikanischen Wild-E. wird dasselbe erzählt (Plin. VIII 108. Solin. 27, 27. Isid. XII 1. 39) wie von den erwähnten syrischen. Die libyschen (Arrian. cyn. 24, 1) und mauretanischen (Aelian. hist. an. XIV 10) zeichnen sich durch große Schnelligkeit aus. Die Füllen der afrikanischen besitzen ein sehr schmackhaftes Fleisch und werden lalisiones genannt (Plin. VIII 174; vgl. Martial. XIII 97). Alsdann spricht Philostorgios [631] (hist. eccl. III 11) von einer Gegend, die im Osten und Süden gelegen sei; hier fänden sich neben Elefanten, Papageien und anderen seltsamen Tieren auch große Wild-E., auf deren Fell die weiße und schwarze Farbe abwechsle; denn es gingen Gürtelstreifen von dem Rückgrat zu den Seiten und dem Bauche, welche sich hier teilten und in Kreisen mit einander verflöchten. Danach haben die Alten mit dem afrikanischen Wild-E., vielleicht auch Apollinarios (Anth. Pal. XI 399, 7) mit dem libyschen κάνθων wohl meist das Zebra gemeint. Ganz unglaubwürdig ist die Behauptung (Strab. VII 312), daß es Wild-E. im Lande der Skythen und Sarmaten von den Donaumündungen bis zur Krim gegeben habe, zumal diese gehörnt sein sollten (Aelian. hist. an. X 40); sie steht auch mit dem, was die Alten, ja Strabon selbst (VII 307) über das Fehlen des zahmen E.s daselbst sagen (s. u. II), im Widerspruch. Ebenso unwahrscheinlich ist die späte Angabe, daß es auf der Insel Kando in der Nähe Kretas sehr große Wild-E. gegeben habe (Suid. s. Κανδώ). Der onager der Ardennen oder Vogesen (Venant. Fortun. miscell. VII 4, 22) scheint ein wildes Pferd gewesen zu sein (Hehn 21).

Die onager genannte Wurfmaschine der Römer (s. A. Müller bei [August Baumeister|Baumeister]] 550 m. Fig. 585) sollte davon benannt sein, daß die wilden E. ihren Verfolgern, hinten ansschlagend, Steine entgegen schleuderten (Ammian. Marc. XXIII 4, 7). Mitunter findet sich auch Ὄναγρος als Mannsname (CIG III 5875 c. Cramer an. Par. II 95, 14).

II. Die dem zahmen Esel, Maultier und Maulesel beigelegten zoologischen Eigenschaften.

Sie gehören zu den Einhufern, μώνυχα und solidipedes (Arist. gener. II 137 p. 788 b; part. an. III 2 p. 663 a 24. 14 p. 674 a 27. IV 10 p. 688 b 24. Plin. XI 128. 255); als solche haben sie ungespaltene Hufe (Arist. part. an. I 3 p. 642 b 29; hist. an. II 17 p. 499 b), haben keine ἀστράγαλοι (Afterklauen ? Ktesias in Phot. bibl. 48 b 32. Arist. hist. an. II 18 p. 499 b; part. an. IV 10 p. 690 a 10. 23), große zum Schutze der Augen dienende Ohren (Xen. r. eq. 5. 6), keine Gallenblase (Ktes. ebd. Arist. hist. an. II 65 p. 506 a; part. an. IV 2 p. 676 b 26. Plin. XI 191), was ein langes Leben zur Folge hat (Arist. part. an. p. 677 a 3), nur einen Magen (ebd. III 14 p. 674 a 25), eine an einem Teile breite und am andern schmale Milz (ebd. III 12 p. 674 a 2ff.), Zitzen an den Hinterschenkeln (ebd. IV 10 p. 688 a 34. 688 b 23. Plin. XI 233), verteidigen sich mit den Hinterfüßen, da die Vorderfüße nicht (?) den Armen und Händen entsprechen (Arist. ebd. IV 10 p. 684 a 2f.). Ferner gehören sie, wie die Pferde, zu den Schweifschwänzigen, λόφουρα (ebd. hist. an. I 35 p. 491 a; gener. III 58 p. 755 b), die sich durch einen kleinen Schädel, aber lange Kiefern (ebd. hist. an. I 66 p. 495 a) und dadurch auszeichnen, daß der Teil vom Hufe bis zum Gesäß in der Jugend unverhältnismäßig groß ist (ebd. II 25 p. 501 a). Sie wechseln die Zähne (ebd. II 29 p. 501 b). Da sie keine Kälte vertragen, kommen in Skythien weder Maultiere (Herod. IV 28. 129. Antig. Car. 13) noch E. (Herod. ebd. Arist. hist. an. VIII 151 p. 605 a. 162 p. 666 b; gener. II 134: p. 748 a. Strab. VII 307) vor, letztere deshalb auch nicht am Pontus [632] (Arist. ebd. Plin. VIII 167) und im Lande der Kelten nördlich von Iberien (Arist. ebd.). Keiner Beachtung wert ist das angebliche Vorkommen gehörnter E. in Skythien (Anonym. in Anth. Pal. app. I 99. Aelian. hist. an. X 40; vgl. unten III 19).

III. Der zahme Esel.

1. Namen. Man hat griech. ὄνος zu lat. onus = Last stellen wollen, etwa wie ital. somaro (Packesel), franz. somme und deutsch Saumtier von griech. σάγμα = Packsattel und ngr. γομάρι = E. von griech. γόμος = Last herstammen. Doch führt es Schrader (bei Hehn 135f.) wohl richtiger mit lat. asinus (asellus besonders von den Dichtern bevorzugt) auf eine gemeinsame Grundform *asnas zurück, deren Herkunft zunächst im Norden der Balkanhalbinsel zu suchen sein werde; vielleicht sei weiter eine Verknüpfung mit armen. êš, türkotat. esek und sumer. anšu möglich, so daß (O. Schrader Reallex. d. indog. Altertumskunde 1901, 206) Wort und Sache dann von südpontischen Indogermanen her, die auch die Maultiererzeugung erfunden hätten (s. u. IV 1), in sehr früher Zeit nach Griechenland und Italien gewandert wären. Die Benennung κίλλης (Hesych.) oder κίλλος (Poll. VII 56; vgl. Hesych.) sollte dorisch sein und ist von κιλλός = grau (Eubulos beim Schol. Hom. Il. XVI 234. Hesych. Phot.) abzuleiten, so dass κίλλιος (Poll. ebd.) = eselähnlich oder eselgrau von dem ersteren gebildet ist, oder die Adjectiva sind von dem Substantiv abzuleiten. Der kyrenaische Name für den E. war βρικός (Hesych.). Mit ὄνοι κανθήλιοι (Xen. Cyr. VII 5, 11. Plat. conv. 221 e. Sositheos bei Athen. X 415 e. Phot.) werden speziell einen Packsattel tragende E. bezeichnet (Anecd. Bachm. I 318, 21), ebenso einfach mit κανθήλιος (Arist. Lys. 290. Lucian. pseudol. 3) ein großer E. (Schol. Arist. vesp. 170) oder dummer Mensch (Lysippos bei Dikaiarchos in FHG II 255. Hesych. Suid.), da κανθήλια Packsättel sind (Arist. vesp. 170. Hesych. Suid. Anecd. Bachm. ebd. Artemid. IV 5; bei Polyb. VIII 38, 6 = clitellae bei Liv. XXV 36, 7: ebenso geglichen Corp. gloss. lat. II 102, 9. 338, 26). Auch κάνθων (Arist. ebd. 179. Lycophr. 817. Sext. Emp. adv. astrol. 94) wird teils mit ὄνος identificiert (Suid. Schol. Lycophr. ebd.; vgl. Apollinarios in Anth. Pal. XI 399 und κανθίς = ὀνίς bei Hesych für E.s-Mist), teils mit κανθήλιος (Palladas in Anth. Pal. XI 383. 1 vgl. 5). Scherzweise konnte auch so ein Käfer statt κάνθαρος genannt werden (Aristoph. pac. 82). Aus κανθήλιος ist lat. cantherius hervorgegangen, doch bedeutet dieses Wort nicht nur E. (Apul. met. III 27. Tert. apol. 16; ad nat. I 14) sondern auch Pferdewallach (Varro r. r. II 7, 15. Fest. ep. p. 46, 8). Bei den Phokaiern hieß der zum Bespringen gebrauchte Zuchtesel μυχλός (Hesych.; vgl. μύκλος zur Bezeichnung eines wollüstigen Menschen bei Lycophr. 771 mit Schol. u. 816. Hesych. Etym. M. 594, 19ff.). Wenn der E. auch κλητήρ, eigentlich Gerichtsbote, genannt wurde (Ar. vesp. 189. 1310; vgl. Schol.), so mag dies seinen Grund darin gehabt haben, daß man zuerst spottweiee einen Gerichtsboten auch öfters ὄνος nannte, sowie Aristophanes (ebd. 194) einen E. Heliast, d. h. Richter nennt. Über die mittelalterliche und heutige Bezeichnung des E.s γάδαρος [633] und ihre Herleitung von γάδος s. Leutsch-Schneidewin in ihrer Ausgabe der Paroemiographi I p. 258.

2. Eigenschaften. a) Zoologische. Die Ohren des E.s sind lang (Ar. Plut. 287. Ovid. fast. VI 469; am. II 7, 15. Phaedr. I 11, 6. Lucian. as. 13. Apul. met. III 24) und beweglich (Zenob. paroem. V 42. Suid. s. ὄνος. Ovid. met. XI 177. Mart. VI 39, 16); er senkt sie, wenn ihm eine zu große Last aufgebürdet wird (Hor. sat. I 9, 20). Er hört damit gut (Schol. Lycophr. 1401, vgl. Arist. gener. V 33 p. 781 b). Eine komische Rolle spielen sie in der Midassage. Im Alter von 30 Monaten wechselt der E. zum erstenmal die Zähne; der zweite Zahnwechsel findet sechs Monate später, der dritte und vierte nach abermals sechs Monaten statt (Arist. hist. an. VI 159 p. 577 a. Plin. XI 169; etwas anders beim Pferde nach Arist. ebd. 150 p. 576 a); die letzten nennt man Kennzähne (Arist. ebd. 159). Daher wird das Alter des E.s an den Zähnen erkannt (Lucian. as. 35. Apul. met. VIII 23). Die Hufe entsprechen den Nägeln des Menschen (Lucian. ebd. 13. Apul. ebd. III 24). Die Haut ist sehr dick (Ps.-Plut. sept. sap. conv. 5), aschgrau (Oimonides Amorg. bei Stob. LXXIII 61 v. 43. Nic. ther. 349, vgl. Schol. Col. VI 37, 6), doch auch schwarz oder dunkel (Plin. XXVIII 225); zur Zucht nimmt man E. von letzterer oder scheckiger (Col. ebd.) und aschgrauer oder rötlicher (Pall. IV 14, 3) Farbe. Mit μύκλαι oder μύκλοι bezeichnete man dunkle Streifen an den Beinen (vgl. I), dem Nacken oder Rücken (Hesych.) oder die Verdoppelung (das Kreuz ?) auf dem Nacken (Rücken ? Etym. M. 594, 19. Schol. Lykophr. 771). Unklar ist es, wie ἐννεάμυκλος ὄνος, d. h. doch wohl neunstreifiger E. (Antimachos oder Kallimachos ebd.), die Bedeutung ,starker‘ oder ,neunjähriger E.‘ gehabt haben soll (Hesych.). Der E. hat eine Mähne (Aesop. f. 281. Ovid. art. am. Ι 544). Der Stiel (die Rübe) des Schwanzes ist länger als beim Pferde, doch bei diesem mit längeren Haaren besetzt (Plin. XI 265). Das Maul ist häßlich (Xen. conv. 5. 7: vgl. u. III 2 b). die Stimme heiser (Ovid. fast. I 433; art. am. III 289; vgl. auch u. III 17. 18) und unangenehm (Anonym. de physiogn. 119, bei Förster II p. 137. 17). Das dickste und dunkelste Blut unter den Lebendiggebärenden haben Stier und E. (Arist. hist. an. III 93 p. 521 a. Plin. XI 222); er darf nicht zur Ader gelassen werden, weil er wenig Blut und dünne Adern hat (Veget. mulom. I 23). Das Herz ist groß (Arist. part. an. III 4 p. 667 a 21. Plin. XI 183), das männliche Zeugungsglied gewaltig (Apul. met. X 22). Er ist von trockener Natur (Ps.-Arist. probl. X 59 p. 897 b 34), hat Fett, aber nicht Talg (Schol. Oppian. hal. I 170). Bei der Eselin ist die Menge des Monatsflusses verhältnismäßig gering (Arist. hist. an. VI 122 p. 573 a). Wie alle weiblichen Einhufer hat sie zwei Zitzen an den Hinterschenkeln und gebiert höchstens zwei Junge (Arist. part. an. IV 10 p. 688 b 23. Plin. XI 233). Der E. lebt über 30 Jahre (Arist. hist. an. VI 161 p. 577 b. Plin. VIII 168), die Eselin noch einige Jahre länger (Arist. ebd.). Krank wird er selten (Col. VII 1, 2). Er hat weder von der gewöhnlichen Laus, Pediculus capitis et vestimenti, noch [634] dem κρότων, wohl der Pferdelausfliege, Hippobosca equina, zu leiden (Arist. hist. an. V 140 p. 557 a; vgl. Plin. XI 115). Bei Potniai in Boiotien werden die E. durch das Weidefutter rasend (Plin. XXV 94). Die Blätter der Eibe sollen für sie tötlich sein (Theophr. h. pl. III 10, 2), die des Oleanders sind für alle Zugtiere giftig (Plin. XVI 79; vgl. u. V), auch für die E. (Lucian. as. 17. Apul. met. IV 2). Sie leiden besonders an einer Krankheit, welche μηλίς heißt; sie befällt zuerst den Kopf; es fließt ein dicker und gelber Schleim aus der Nase; steigt die Krankheit bis zur Lunge hinab, so wird sie tötlich (Arist. hist. an. VIII 151 p. 605 a; vgl. Porphyr. de abst. III 7. Hesych. s. μαλιή und μαλίς. Suid. s. μαλιασμός). Als Pferdekrankheit wird die malis von Pelagonius (204) beschrieben und von ihm das Heilverfahren dafür angegeben. Gemeint sind Nasenflüsse, wie sie bei Rotz und gutartiger Drüse vorkommen (A. Baranski Gesch. d. Tierzucht und Tiermedicin im Altert., 1886, 51, 1). Bei Lahmheit sind Waschungen mit warmem Wasser, Urin und Talg zu machen (Geop. XVI 21, 10). Die Krankheit rorus (Reissen) der E. und Maultiere wird durch einen Zauberspruch geheilt (Marc. Emp. 28, 74). Manche Krankheit, welche den iumenta, d. h. in erster Linie den Pferden, zugeschrieben wird, muß hier unberücksichtigt bleiben. Zu den Feinden des E. gehört der Wolf (Ps.-Arist. hist. an. IX 15 p. 609 a u. b. Plut. soll. anim. 24. Lucian. as. 15. 19. 33. Apul. met. VII 16. Aelian. hist. an. VIII 6. Anonym. progymn. 1 bei Walz Rhet. gr. I 597); der Rabe hackt ihm in die Augen (Ps.-Arist. ebd.); der αἴγιθος (ein unbekannter Vogel) in seine Geschwüre, wenn er diese an den Dornbüschen reibt, so daß die Eier des Vogels herausfallen, oder wenn er die Jungen durch sein Geschrei erschreckt, so daß sie aus dem Neste fallen (ebd. 14 p. 609 a. Antig. Car. 58. Plin. X 204; vgl. Dionys. de av. I 12. Man. Phil. 696ff.); sowohl mit diesem als dem Hänfling, Fringilla cannabina, und der gelben Bachstelze, Motacilla flava (?), lebt er in Feindschaft, weil er die jungen Dornbüsche, auf welchen jene sich aufhalten, frißt (Ps.-Arist. IX 22 p. 610 a); der gemeine Gecko, Ascalabotes fascicularis Daud., schläft in seiner Krippe und kriecht ihm in die Nase (ebd. 18 p. 609 b). Beim Bespringen der Pferdestuten hat er von eifersüchtigen Hengsten zu leiden (Lucian. as. 28. Apul. met. VII 16).

b) Charakter und andere Eigenschaften. Der E. ist langsam (Ar. av. 1328. Secundus in Anth. Pal. IX 301, 1. Palladas ebd. XI 317. Nonn. Dion. XIV 256. Schol. Nic. ther. 357. Verg. Georg. I 273. Ovid. met. XI 179; am. II 7, 16; med. fac. 58. Col. VII 1. 3), träge Hom. Il. XI 559. Palladas a. a. O. Schol. Nic. ebd. Col. VI 37, 2. Pall. XIV 29), erträgt oder verdient Schläge (Hom. ebd. Arist. eth. Nicom. III 11 p. 1117 a 1. Cic. in Pis. 73. Ovid. am. ebd. Col. VII 1, 2), ist störrig (Palladas a. a. O. Hor. Sat. I 9, 20; ep. I 20, 15. II 1, 200. Schol. Germ. Arat. p. 51 Buhle). Er besitzt einen starken Geschlechtstrieb (Cornut. theol. gr. comp. p. 61, 1 Lang. Lucian. as. 32. Dio Chrys. or. LXXVIII p. 658, 32. Hist. aug. Comm. 10, 9). Unter der ihm zugeschriebenen ὕβρις (Lucian. pseudolog. 3) und [635] ἀσέλγεια (ebd. piscat. 34) ist teils diese priapeische Natur des E.s (ὔβρις ὀρθία bei Pind. Pyth. 10, 36 erklärt sich durch bipes asellus bei Iuven. 9, 92). teils aber unter ὕβρις nur sein Übermut (Xen. anab. V 8, 8) zu verstehen. Dem Zügel folgt er wenig (Hor. sat. I 1, 90) und ist sehr ungelehrig (Plut. Is. et Os. 50). Wiederholte Schläge machen ihn stumpf und hartnäckig (Simon. Amorg. bei Stob. LXXIII 61 v. 43). Dagegen ist er arbeitswillig (Col. VII 1, 2. Pall. IV 14, 4. Nonn. Dion. XIV 256), ausdauernd (Xen. anab. V 8, 3. Col. ebd.; daher μέμνων bei Hesych.) und anspruchslos (Col. Pall. ebd.; vgl. u. III 5). Er scheut vielfach das Wasser, weniger das Feuer und träumt lebhaft (Plin. VIII 169). Er lernt (aber wohl nur in der dichterischen Phantasie) auf den Hinterbeinen tanzen (Lucian. as. 48. 54. Apul. met. X 17). Die Menschen, welche große Ohren haben, gleichen den E. (Ps.-Arist. physiogn. 6 p. 812 a 10). Den Eigenschaften des E.s entsprechend sind Menschen mit fleischigem Gesicht furchtsam (ebd. 6 p. 811 b 7), mit großem langsam (ebd. Z. 10), mit knochigem mühselig und zaghaft (Ps.-Polem. 79, bei Foerster I 429, 13), mit runder Stirn (Ps.-Arist. ebd. Z. 31) oder kleinem Kopf (ebd. p. 812 a 8) unempfindlich, mit sehr lauter Stimme ὑβρισταί (ebd. p. 813 a 32), mit sehr großen Augen töricht, sanft und unschuldig (Polemon, vers. lat. 1, bei Foerster I 108, 10), mit hervortretenden töricht (ebd. 2, bei Foerster I 192. 4) und ὑβρισταί (Adamant. II 2, bei Foerster I 350, 7), oder träge (Anonym. 83, bei Foerster II 112, 5) mit weit geöffneten dumm (Nicostrat. rhet. bei Stob. LXX 12), mit dicken Lippen, deren untere (?) hervorsteht, dumm (Ps.-Arist. physiogn. 6 p. 811 a 26) oder schlaff, leichtsinnig, schwach und schlecht (Ps.-Polemon 77, bei Foerster I 428, 16). wenn dabei die obere vorsteht, töricht (Ps.-Polemon. phys. ex arab. in lat. conv. 7, bei Foerster II 153, 12). Bei alten E., die träge sind, hangen die Lippen herab (Anonym. 48. bei Foerster II 68, 6). Eigen ist dem E. die Sorglosigkeit (Ps.-Arist. physiogn. 4 p. 808 b 37) und das aphrodisische Verhalten (ebd. Z. 35). Er ist von niedriger Gesinnung, ohne Scharfsinn und läßt sich viel gefallen (Polemon. vers. lat. 2. bei Foerster I 182. 10). Er ist träge, schlaff, ungelehrig, langsam und übermütig; die Menschen, welche, wie der E., dicke Schenkel, länglichen Kopf, dicke Ohren, lange herabhängende Lippen und eine häßliche Stimme haben, sind langsam und schlaff und vertragen Hunger und schlechte Behandlung (Anonym. 119, bei Foerster II 137, 16ff.). Menschen, welche der Schlemmerei, der Trunksucht und Ausschweifung, ὕβρις, ergeben sind, gleichen den E. und ähnlichen Tieren (Plat. Phaedr. 81 e). Ein Mensch, welcher vor Trägheit und Stumpfheit unempfindlich ist, lebt wie ein E. (Boeth. consol. phil. IV 3). Auch in den folgenden Abschnitten III 12–14. 17. 18 finden sich Bemerkungen über die Eigenschaften des E.s. Trefflich, wenn auch in komischer Übertreibung. sind auch die Schilderungen bei Lucian. as. 13ff. und Apul. met. III 24ff., welche das Schicksal des in einen E. verwandelten Lucius in Griechenland und Makedonien zum Gegenstande haben. Verloren ist die Komoedie Ὄνος ἀσκοφόρος des Leukon, eines Zeitgenossen des [636] Aristophanes, worin das Mißgeschick eines Bauern geschildert war, ebenso die Ὄνου σκιά oder Ὄνος benannte des gleichzeitigen Archippos. Nach dem verlorenen Ὀναγός des Demophilos, eines Dichters der neuen attischen Komoedie, hat Plautus seine Asinaria gedichtet, welche ihren Namen von der durch einen Sklaven unterschlagenen Geldsumme, die für verkaufte E. eingegangen ist, hat. Endlich schrieb Varro eine fragmentarisch erhaltene Satyre Ὄνος λύρας (vgl. u. III 13).

3. Zucht. Der E. neigt, wie das Pferd, zur Unfruchtbarkeit (Arist. gener. II 136 p. 748 b). Zur Paarung wählt man die Zeit der Sommerwende (ebd. 134 p. 748 a. Varro II 6, 4. Plin. VIII 167. Geop. XVI 21, 4), damit die Füllen, da die Eselin ein Jahr trägt, in der warmen Zeit geboren werden (Arist. Varro ebd.). Beide Tiere müssen von richtigem Alter sein, stark, wohl gebaut, groß, von guter Rasse, womöglich arkadische oder reatinische, auch wohl Wild-E. (Varro ebd. 1f.; vgl. Geop. ebd. 1ff.); der E. wird vorher nicht von der Arbeit befreit, dagegen die Eselin während der Trächtigkeit (Varro ebd. 4; vgl. Plin. VIII 168). Der E. bespringt und die Eselin wird besprungen im Alter von 30 Monaten (Arist. hist. an. V 53 p. 545 b. VI 159 p. 577 a. Plin. ebd.), doch ist auch schon der Fall vorgekommen, daß eine einjährige Eselin trächtig geworden ist und ihr Junges ausgetragen hat (Arist. ebd.). Die Begattung dauert kürzere Zeit als beim Pferde (ebd. VI 148 p. 575 b). Darnach pflegen die Eselinnen den Samen auszuharnen, was man dadurch verhindert, daß man sie gleich nach der Begattung schlägt und umhertreibt (ebd. 159 p. 577 a; gener. II 133 p. 748 a. Plin. ebd.), was auch in Deutschland allgemein geschieht (Aubert und Wimmer zu Arist. hist. an. VI 159), aber wohl überflüßig ist, da sie nur den überflüßigen Samen verlieren wird. Sie wirft im zwölften Monat nach der Empfängnis (Arist. ebd.; gener. II 134 p. 748 a. Varro II 6, 4. Geop. XVI 21, 4) und gewöhnlich nur ein Junges, selten zwei (Arist. hist. an. ebd.; gener. II 133; part. an. IV 10 p. 688 a 33 u. b 24. Plin. VIII 168. XI 233. Aelian. hist. an. X 28). Sie hat die Eigentümlichkeit, nicht in Gegenwart von Menschen und im Hellen zu werfen, sondern begiebt sich, wenn sie werfen will, ins Dunkle (Arist. hist. an. VI 160 p. 577 b. Plin. VIII 168). Das Junge ist verhältnismäßig klein (Ps.-Arist. prob. X 61 p. 898 a). Die Eselin bekommt im zehnten Monat der Trächtigkeit Milch (Arist. ebd., p. 577 a). Nach Plinius XI 236 soll sie fälschlich schon von Beginn der Trächtigkeit an Milch geben und die Milch in den zwei ersten Tagen nach der Geburt, wo fette Weide ist, für das Junge tötlich sein. Dieses wird nach einem Jahre (Varro II 6, 4), heute gewöhnlich im sechsten Monat entwöhnt. Wenn die Eselin geworfen hat, läßt sie sich am siebenten Tage nachher wieder bespringen, und an diesem Tage ist sie vorzugsweise empfänglich (Arist. hist. an. VI 160 p. 577 a. Plin. VIII 172. X 180; vgl. Arist. ebd. 156 p. 577 a). Wenn sie vor dem Wechsel der Kennzähne nicht geworfen hat, wird sie in ihrem ganzen Leben nicht trächtig (Arist. ebd.; gener. II 136 p. 748 b. Plin. VIII 172. XI 169), andernfalls wirft sie während ihres ganzen Lebens (Arist. hist. an. ebd. p. 577 b). Im dritten [637] Lebensjahre wird der E. zu den Diensten, die er leisten soll, dressiert (Varro II 6, 4). Von einer beabsichtigten, aber nicht ausgeführten, Verschneidung ist zwar scherzweise die Rede (Lucian. as. 33. Apul. met. VII 33), aber Varro (II 7. 15) nennt unter den Haustieren, an welchen sie vollzogen werde, nicht den E. Was die Kreuzung zwischen E. und Pferd betrifft, so sind die Worte des Aristoteles, wo nicht das Gegenteil augenscheinlich, sowohl auf die Zeugung von Maultier als Maul-E. zu beziehen, wie er denn auch beide mit ἡμίονος bezeichnet (gener. II 128 p. 747 b). Dagegen meinen Varro, Columella und Palladius bei ihren Vorschriften über diese Kreuzung mit mulus eigentlich nur das Maultier, während Plinius (VIII 170ff.) seine Quellen ohne Rücksicht auf diese Unterscheidung benutzt. Finden wir schon über die Zucht des E.s wenig bei den Römern (Varro II 6. Plin. VIII 167), so noch weniger über die des Maul-E.s (Varro II 8, 6). Das Pferd zeugt den Bastard (ἡμίονος) wider seine Natur (Arist. metaph. VI 8 p. 1033 b 33). Wenn der Hengst eine Eselin oder der E. eine Stute bespringt, so tritt viel eher eine Fehlgeburt ein, als wenn sich die Geschlechter derselben Art paaren (Arist. hist. an. VI 1 61 p. 577 b; vgl. Col. VI 36, 2). Die Zeit der Trächtigkeit richtet sich bei der Kreuzung von Pferd und E. nach dem Männchen, d. h. sie dauert so lange, als das aus der Begattung der gleichartigen Paare entstehende Junge nötig hat (Arist. ebd.), so dass Stuten mit Maultierfüllen etwas länger (nämlich nach dem vorigen 11 1/2 Monate) trächtig sind als mit Pferdefüllen, welche sie im Mittel in 310 Tagen austragen. In der Größe, Gestalt und Lebenskraft richtet sich aber das Junge nach dem Weibchen (Arist. ebd.), so daß das Maultier mehr von der Stute als vom E. hat (Athen. med. bei Galen. IV 604). Wenn aber diese Vermischung fortgesetzt wird und man nicht einige Zeit dazwischen verstreichen läßt (etwa ein Jahr nach Col. VI 37. 10), so wird das Weibchen sehr bald unfruchtbar (Arist. ebd. 162). Übrigens läßt weder die Stute den E. noch die Eselin den Hengst zu, wenn nicht der E., bezw. die Eselin von einer Stute gesäugt worden ist (ebd. Plin. VIII 171); solche E., ἱπποθῆλαι genannt, bewältigen die Stuten gerade so wie die Hengste (Arist. ebd.). Wenn ein E. eine schon vom Pferde belegte Stute bespringt, so zerstört er den vom Hengste in sie entleerten Samen (Arist. ebd. 158. 160 p. 577 a. Plin. ebd. 172), das Pferd dagegen zerstört den Samen des E. nicht, wenn die Stute von einem E. besprungen ist (Arist. ebd. 160. Plin. ebd.). Dies erklärt sich aus der kalten Natur des E.s und seinem kalten Samen (Arist. gener. II 135 p. 748 a). Überhaupt wird, wenn sich Pferd und E. mit einander begatten, der Keim durch die wärmere Absonderung des Pferdes erhalten (ebd. 748 b). In der Regel wirft die Stute nur ein Junges: wirft sie zwei Maultiere, so rechnet man dies zu den Wundern (Arist. hist. an. VI 149 p. 576 a). Über die Maultierzucht, besonders die Zucht des weiblichen Maultiers, findet sich eine ausführliche Anweisung bei Columella (VI 36. 37), von welcher Palladius (IV 14) einen Auszug giebt. Nach jenem muß die zu belegende Stute ein Alter von 4–10 Jahren haben (ebenso Plin. V ΙΙΙI 171), von guter Kürperbeschaffenheit und gutem Temperament [638] sein. Trotzdem wird sie erst im 13. Monat (vgl. jedoch IV 2 a. E. und V) gebären und das Junge mehr von der Trägheit des Vaters als der Lebhaftigkeit der Mutter annehmen. Viel schwerer hält es, einen guten Zucht-E., admissarius, zu ermitteln (Varro II 8, 3 empfiehlt dazu arkadische und reatinische E.); man kann hier leicht durch Äußerlichkeiten getäuscht werden, so daß man entweder nur kleine Weibchen oder, selbst wenn sie schön sind, wertlosere Männchen erhält. Mancher E., der sich gut eignen würde, hat zu schwachen Geschlechtstrieb; diesen kann man aber dadurch reizen, daß man ihm zuerst eine Eselin zugesellt; ist dann der Trieb erwacht, kann man jene durch eine Stute ersetzen und er wird dann diese bespringen. Mancher gute Zucht-E. ist wiederum zu feurig in der Liebe, so daß die trächtigen Stuten beunruhigt werden und er die, von denen er zugelassen wird, in den Nacken und Rücken beißt. Seine Leidenschaft mäßigt man dadurch, daß man ihn die Mühle treiben läßt. Dasselbe Verfahren empfiehlt sich auch für weniger brünstige E. (vgl. Plin. VIII 172), da sie hiedurch lebhafter gemacht werden und die verborgenen Kräfte, welche die Samenbildung beeinflussen, angeregt werden. Doch geht eine mula nicht nur aus der Paarung von Stute und E., sondern auch von Eselin und Pferd, ebenso von Wild-E. und Stute hervor. Aber diese Kreuzungsprodukte sind nicht besser als die mit dem E. Das des Wild-E.s ist widerspenstig und wie der Vater mager, doch zeugt es, mit der Stute gepaart, ein Junges, welches vom Vater die Gestalt und Mäßigung, vom Großvater die Stärke und Schnelligkeit hat (vgl. Plin. VIII 174). Die Jungen von Pferd und Eselin sind in allem der Mutter ähnlicher. Daher ist es am besten, den E. zur Zeugung der mulae zu wählen (vgl. Geop. XVI 21, 5). Er muß gewisse Vorzüge (die Columella angibt; vgl. Varro II 8. 3. Geop. ebd. 1) und eine schwarze oder scheckige Farbe haben. Denn ist die Mausfarbe schon bei dem E. ordinär, so macht sie sich auch nicht zubest bei der mula (anders Pall. IV 14, 3). Aber die Farbe überträgt sich nicht immer auf die jungen mulae, wenn auch bei einer von der des übrigen Körpers abweichenden Farbe der Augenlider und Ohren des E.s sich diese auf das Junge überträgt (vgl. Plin. ebd. 170); denn es ist im allgemeinen die Farbe der Großeltern, welche sich auf die Enkel überträgt (vgl. Theophr. c. pl. I 9. 3). Auf jeden Fall muß der zum Beschälen bestimmte E. gleich nach seiner Geburt unvermerkt einer Stute zum Säugen beigelegt werden (vgl. Arist. hist. an. VI 162 p. 577 b. Varro II 8, 2. Geop. XVI 21, 6; nach Plin. VIII 171 ebenso die jungen Pferde einer Eselin). Dies läßt sich leicht im Dunkeln bewerkstelligen, und in zehn Tagen hat sich die Stute vollständig daran gewöhnt. Ein so genährter Zucht-E. gewinnt zu den Stuten Zuneigung. Freilich kann diese bisweilen auch bei einem solchen eintreten, der von der eigenen Mutter genährt ist, aber von früh an in der Gemeinschaft mit Stuten gelebt hat. Zum Bespringen ist ein Alter von 3–10 Jahren geeignet (vgl. Varro II 8, 2. Geop. XVI 21, 8). Zugelassen wird er im Frühling, nachdem er durch Grünfutter und reichliche Gerste gekräftigt ist (vgl. [639] Varro ebd. 4. Apul. met. VII 14). Ist die Stute noch nie besprungen, so ist besondere Vorsicht notwendig. Nach anderen (Xen. r. eq. 5, 8. Plut. de amore 9. Poll. I 217. Aelian. hist. an. II 10) läßt sich die Stute erst, wenn ihre Mähne, auf welche sie stolz ist, abgeschnitten ist, vom E. bespringen, was schon Demokritos (bei Aelian. ebd. XII 16) von den libyschen Stuten behauptet hatte.

4. Rassen und Lokales. Über das Fehlen des E.s in kalten Gegenden s. o. II, die großen E. von Acharnai u. III 13 und die angeblichen großen E. von Antron in der Phtiotis Hirschfeld o. Bd. I S. 2642, 42ff.; verschiedene Gegenden, in denen der E. gehalten wurde, werden auch in den folgenden Abschnitten gelegentlich genannt werden. Gepriesen wird ein E. aus Magnesia (Antimachos oder Kallimachos im Etym. M. 594, 22 und Schol. Lycophr. 771). Berühmt waren besonders die arkadischen (Plaut. As. 333. Varro II 1, 14. Pers. sat. 3, 9. Col. VII 1, 1. X 344. Plin. VIII 167. Auson. epigr. 76, 4; vgl. Iuven. 7, 160), die zum Beschälen gebraucht wurden (s. o. III 3); sie waren von großer Gestalt (Isid. XII 1, 40). Ebenso gerühmt, verwendet und meist neben diesen genannt werden die von Reate, bezw. dem nahen Rosea (Varro III 17, 6). In Illyrien. Thrakien und Epeiros sind die E. klein (Arist. hist. an. VIII 162 p. 606 b; vgl. III 106 p. 522 b).

5. Ernährung. Über die der Zucht-E. und jungen E. s. o. III 3. Der E. wird leichter ernährt als eine Kuh (Varro I 20, 4), selbst ein wertvoller ohne nennenswerte Kosten (ebd. III 17. 6). Mitunter wird er auf die Weide getrieben (Plin. VIII 169. XXV 94. Lucian. as. 27). Er ist mit dem schlechtesten Futter zufrieden, wie Blättern, Dorngezweigen oder abgeschnittenem Reisig; von zerkleinertem Stroh (vgl. Varro II 8, 2. Galen. VI 567) wird er sogar stark (Col. VII 1. 1); er verträgt den Hunger (ebd. 2). Ihm ist zerkleinertes Stroh lieber als Gold (Herakleitos bei Arist. eth. Nicom. X 5 p. 1176 a 7). Er frißt Disteln (Lucil. frg. 895 Baehr.), an denen Griechenland großen Überfluß hat. Arten von Onopordon, Silybum, Pienomon, Cirsium usw., die γaϊδoυράγκαθα, d. h. E.s-Disteln genannt werden (Th. v. Heldreich Faune de Grèce 1878. 17). In Italien heißt heute Xanthium spinosum L. spino d’asino, doch werden hier auch andere Disteln vom E. gefressen. Das gemeine Steckenkraut, Ferula communis L., das für andere Zugtiere giftig ist, frißt er gern (Plin. XXIV 2). Auch gab es ein Kraut ὀνῖτις oder ὀνῆτις; (Nic. al. 56. Diosc. III 30. Plin. XX 175), das seinen Namen davon hatte, weil es vom E. gefressen wurde (Schol. Nic. ebd.), womit der kretische Dosten, Origanum creticum L., gemeint ist. Er wird mit Heu (Varro II 8, 2. Lucian. as. 27. Galen. VI 567), Gerste (ebd. Varro III 17, 6. Lucian. as. 17. 21. 37. 46. 47), Gerstenschrot und Gerstenkleie (Varro II 6. 4). aber wohl nur ausnahmsweise mit Weizen (Lucian. ebd. 37) gefüttert. Eine starke Übertreibung ist es natürlich, wenn ihm ein Medimnus = 51,84 l. Gerste täglich zum Frühstück versprochen wird (Lucian. ebd. 23, vgl. 27). Wenn die Eselin gute und reine Milch geben soll, muß sie mäßig bewegt und von dem Jungen [640] getrennt werden, nicht zu saftreiche Kräuter und nicht zu viel Heu und Gerste erhalten, auch sauber und an einem kühlen Orte gehalten werden (Galen. X 477f.) In dem Maße als die Zugtiere, auch der E., Wasser trinken, fressen und verarbeiten sie die Nahrung besser (Arist. hist. an. VIII 66 p. 595 b). Doch wird auch behauptet, daß sie mehr Trockenes als Flüssiges ausscheiden und auch begehren (Ps.-Arist. probl. X 59 p. 897 b 34). Trinken mag der E. auf der Weide nur das Wasser, an welches er gewöhnt ist (Plin. VIII 169).

6. Verwendung. Obwohl der E. dem Zügel lange nicht so gut wie das Pferd folgt (Hor. Sat. I 1, 90), wird er doch als Reittier benutzt (Artemid. IV 13. Lucian. as. 44. Apollinarius in Anth. Pal. XI 399. Sulpic. Sev. dial. II 3. Veget. mul. III 59, 1), selbst von einem vornehmen Mann, wenn der Weg für einen Wagen zu steinig ist (Lucian. ebd. 49. Apul. met. X 18), und von vornehmen Frauen (Hist. aug. Heliogab. 4, 4), von der syrischen Göttin (Lucian. ebd. 37), vielfach bei den Indern (Arrian. Ind. 17, 1). Er ist vornehmlich das Reittier des Dionysos und seiner Anhänger (vgl. u. III 18. VI). Vielfach wurde der E. als Saum- oder Lasttier benutzt. So von den Babyloniern (Herod. I 194) und im Occident (Demosth. XLII 7. Poll. VII 109. Palladas in Anth. Pal. XI 317. Verg. georg. I 273. Hor. ep. I 13, 8. Col. VII 1, 3. Veget. mul. III 59, 1. Anth. lat. 550, 16 Baehr.; öfters bei Lucian. as. und Apul. met.). Er trug den Dünger auf das Land (Poll. I 226; vgl. u. III 7). Mit aselli dossuarii vermittelten die Kaufleute den Warenverkehr von Brundisium und Apulien mit der Seeküste (Varr. II 6, 5). Eine Eselslast wird auf 200 römische Pfund = 65,49 kg. angegeben (Ed. Dioclet. 14, 11), scherzweise auf 10 Medimnen = 5,18 hl. Weizen (Lucian. as. 42), d. h. ca. 400 kg. Beim Heer schaffte er das Gepäck fort (Xen. oec. 8, 4). Bei dem Zuge des Dareios gegen die Skythen machten die persischen E. durch ihr Geschrei und die Maultiere durch ihre Gestalt die skythischen Pferde scheu (Herod. IV 129). Der König Philipp von Makedonien mußte einen Marsch wegen Mangels an Futter für die ὑποζύγια, eigentlich Jochtiere, aufgeben, wobei er sich darüber beklagte, daß ein König sich nach den E. richten müsse (Plut. apophth. Phil. 13 p. 178. Eunapios Sard. FHG IV 39). Da die E. zu den ὑποζύγια (Arist. hist. an. VIII 66 p. 595 b. Ps.-Arist. probl. X 27 p. 893 b), bezw. iumenta (Col. VII 1, 1. Plin. XXIV 2) gerechnet wurden, so können sie auch da mitgemeint sein, wo die ὑποζύγια (z. B. Polyb. VI 40) und iumenta (z. B. Liv. VII 14. 4. 37, 6) beim Heere erscheinen. Übrigens scheinen in diesem Falle nicht Zug-, sondern lediglich Lasttiere gemeint zu sein (vgl. Polyb. VI 40, 3. Plut. Pomp. 41), wie dies auch in andern Fällen vorkommt (z. B. Diodor. II 13; vgl. Apul. met. III 26. IV 1). Im Edict des Diocletian vom J. 301 kommt der E. nur als Lasttier vor (Blümner 132). Doch finden wir ihn, wenn auch weniger als das Maultier, immerhin als Zugtier verwandt (Cato 62. Col. VII 1, 2f. Suid. s. ἀπονέμου τῆς ἁμάξης). Der Grammatiker Karystios von Pergamon (bei Athen. X 434 f) erzählt, daß Alexander d. Gr. in seiner [641] Trunkenheit auf einem von E. gezogenen Wagen einen Umzug gemacht habe und die persischen Könige solches täten. Daraus will Athenaios selbst nicht schliessen, daß Alexander wollüstig gewesen sei. Nach E. Hudemann (Gesch. d. röm. Postwesens während d. Kaiserzeit 1878, 34. 143) sollen mit E. bespannte leichtere Wagen auch im Postdienst der römischen Kaiserzeit gebraucht worden sein, und zwar wohl von den Aufsichtsbeamten bei ihren Inspektionsfahrten (vgl. Seeck o. Bd. IV S. 1850, 51ff.). Bei den Indern war es nicht ungewöhnlich, mit E. zu fahren (Arrian. Ind. 17, 1). Besonders aber mußte der E. die Mühle treiben (Cato 10, 1. 4. II, 1. Varro I 20, 4. II 6, 5. Ovid. art. am. III 290; med. fac. 58. Col. VI 37, 1. VII 1, 3. Neratius in Dig. XXXIII 7, 18, 2. Lucian. as. 28. Apul. met. VII 15; vgl. auch u. VI 2), indem er mit verbundenen Augen (Secundus in Anth. Pal. IX 301, 4. Lucian. as. 42. Apul. met. IX 11) an die Kurbel des obern Mühlsteins gespannt wurde (Lucian. ebd.). Unter das Joch des Pfluges wurde in der Regel der E. nicht gespannt (Secundus in Anth. Pal. IX 301), doch auf leichtem Boden wie in Campanien (Varro I 20, 4. II G, 5), in Libyen und dem heutigen Andalusien (Col. VII 1, 2), im afrikanischen Byzacium nach Regen zusammen mit einem alten Weibe (Plin. XVII 41, vgl. VIII 167) und bei Plautus (Aulul. 229) zusammen mit einem Rinde. Für die E. gab es keine Feiertage, außer wenn sie in der Familie gefeiert wurden (Cato 138 und bei Col. VI 21, 5; vgl. Verg. georg. I 273 und u. III 18 und IV 7).

7. Geschirr. Geführt wie angebunden wurde der E. in der Regel mit einem Halfter (Varro II 6, 4. Lucian. as. 51. Apul. VII 25; vgl. o. Capistrum Bd. III S. 1511, 63ff), der, wenn er von Leder war, auch als Riemen, (μάς, bezeichnet wurde (Lucian. ebd. 23). Nur wenn er geritten wurde, wird er meist, wie auch die Bildwerke erweisen, einen Zaum und dann auch wohl oft eine Decke (Lucian. ebd. 48. Apul. met. X 18), womöglich mit Leibgurt (Apul. ebd.), erhalten haben, in späterer Zeit auch einen Reitsattel (Veg. mul. III 59. 1). Beim Tragen von Lasten erhielt er einen Packsattel. Dieser hieß zuerst κανθήλιον, bezw. clitellae (s. o. III 1: vgl. auch Hor. ep. I 13, 8. Phaedr. fab. I 15, 8. 10) und war geflochten (Artemid. IV 5), wohl aus Binsenpfriem, Spartgras oder dergl. Später findet sich dafür die Bezeichnung σάγμα, bezw. sagma (Veg. mul. III 59, 1. Corp. gloss. lat. II 429, 27; vgl. Plut. Arat. 25; Pomp. 41 und ἐπισάσσειν bei Lucian. as. 16). Da mit den clitellae auch der Dünger (in den zu beiden Seiten des Sattels herabhängenden Körben, vgl. o. Bd. IV S. 1685, 4ff.) vom E. ausgetragen wurde (Cato 10, 1. Varro I 19, 3), werden sie wohl sehr einfach gewesen sein. Dagegen sind für das härene sagma eines E.s im Maximaltarif des Diocletian (11, 5) als Maximalpreis 250 Denare = 4,57 M. angesetzt. Eine fernere Bezeichnung für Sattel überhaupt war stratum (Petron. 45, 8. Veg. mul. III 59. 3). Die Stelle eines Packsattels konnte auch ein Quersack bisaccium (Petron. 31, 9) vertreten. Die Kurbel der Mühle zog der E. mit dem aus Spartgras geflochtenen helcium (Apul. met. IX 12. 22). Dieses war wohl, besonders wie beim Mühlenpferde [642] auf Reliefbildern, ein Brustgurt, an welchem die von der Kurbel ausgehende Kette (oder Strick) befestigt war (Jahn Sächs. Ber. 1861, 343ff. m. T. XII 2). Angetrieben wurde der E. wohl meist nur mit einem Knüttel oder Stock (oft bei Lucian. as. und Apul. met. Aesop. 333. 338. Babr. 125, 3. 131, 21), doch auch mit einer Peitsche. Über diese und anderes Geschirr ist auch unten VI zu vergleichen. In einem Hause Pompeiis sind zusammen mit dem Gerippe eines E.s Reste des Geschirrs gefunden worden (Overbeck-Mau Pompeii 359).

8. Produkte des E. Über die Verwendung der Exkremente in der Landwirtschaft s. Bd. V S. 1763. 1765. Vom Fleische behauptet Porphyrios (abst. I 14. II 25) mit Unrecht, daß weder das des wilden (s. o. I) noch das des zahmen E.s von Griechen gegessen werde. Auch Galenos sagt, daß man es den eselartigen Menschen überlassen müsse, davon zu essen, da es noch schlechter als das der Hirsche sei (de vict. atten. 66; vgl. VI 664 K. = Orib. coll. med. II 28. 12); es mache melancholisches Blut (VIII 183), werde aber in Alexandreia gegessen (VI 486). Doch assen die reichen Perser an ihren Geburtstagen gebratenes E.s-Fleisch (Herod. I 133). In Athen gab es einen Markt für E.s-Fleisch, μεμνόνεια (Poll. IX 48), der seinen Namen offenbar von μέμνων, wie der E. dort (wegen seiner Ausdauer) genannt wurde (Hesych.), hatte. Man machte daraus, zusammen mit Hundefleisch, Würste (Ar. eq. 1399); das Bauchstück sah man (angeblich) für einen Leckerbissen an (Ar. vesp. 194 u. Schol.). Soldaten im Felde aßen das Fleisch (Xen. anab. II 1, 6), besonders auch Arbeiter (Lucian. as. 33. Apul. met. VII 22). Die Keule wurde von einem reichen Makedoner (angeblich) der des Wild-E.s vorgezogen (Lucian. ebd. 39). In Rom zog man zur Zeit des Maecenas das der Füllen dem des Wild-E.s vor, später aber fand man keinen Geschmack an dem Fleisch des zahmen E.s (Plin. VIII 170). Übrigens wird auch heute das Fleisch junger E. in Italien und Spanien gegessen; aus den Keulen werden mit anderm Fleisch Cervelatwürste und aus den Lendenstücken Salamiwürste gemacht. In späterer Zeit verfertigte man aus den Knochen Flöten (Plin. XI 215. XVI 172. Ps.-Plut. sept. sap. conv. 5). Die Milch, welche dünn ist (Arist. hist. an. III 100, p. 521 b) und aus welcher man (in der Regel) keinen Käse bereitete (Galen. XII 265; vgl. jedoch S. Placit. med. 12, 6), setzte man anderer Milch bei der Bereitung des phrygischen Käses zu (Arist. hist. an. III 103). Die Gattin Neros, Poppaea, hielt sich 500 Eselinnen, in deren Milch sie sich badete, damit die Haut weiß und ausgedehnt werde (Plin. XI 238. Cass. Dio LXII 28). Dieses machten ihr andere Frauen nach (Iuven. 6, 468).

9. Medizinisches. Das Fleisch führt ab, namentlich das der Füllen (Ps.-Hipp. I 679 K.). Besonders kommt hier die Milch, von welcher schon kurz vorher die Rede gewesen ist, in Betracht. Sie ist ziemlich flüssig (Galen VI 681. Orib. coll. med. II 59, 1) und dünn und enthält viel Molken (Galen. ebd. 346. 435. 766; vgl. Aret. p. 267 K.). Da sie mager ist (Galen. ebd. 681. 684. 765), gerinnt sie wenig im Magen, wenigstens wenn sie frisch getrunken wird, und führt daher [643] ab (ebd. 684). Von den Hippokratikern wurde die Milch als Abführungsmittel (Ps.-Hipp. I 675), besonders in gekochtem Zustande, angewandt: bei Nasenbluten (II 97); bei einer Art Schwindsucht (ebd. 445); biliösem Fieber (ebd. 65) und trockener Cholera (ebd. 93), da sie, wie Galenos (XV 746. 888) erklärt, wässeriger als alle andere Milch und von allen Abführungsmitteln am mildesten ist; mit Honig bei Wassersucht (II 473). Nach vorhergehender Anwendung anderer Abführungsmittel ließen sie die Milch trinken: bei Rückenmarksschwindsucht (ebd. 266), der durch schwarze Galle entstehenden Krankheit (291), Hüftweh (405), Gelenkschmerz (406) und Verschiebung der Gebärmutter (531), und gekocht bei Rückenmarksdarre (452). Auch ließen sie dieselbe trinken bei Gelbsucht (247), Lungenentzündung (257. 439), Eiterung der Gebärmutter (688), Leibschneiden (94, 260), weil sie nach Galen. XV 898 reinigt und mildert, und nach überstandener Epilepsie (69), weil sie nach Galen. XV 785 wässerig ist und wegen ihrer Dünnheit nicht im Magen gerinnt. Sie bewirkt eine starke Entleerung von Gallenmassen (III 637f.) und bringt Diarrhöe zum Stillstand (ebd. 668). Die alten Ärzte gaben als Abführungsmittel auch Molken von E.s-Milch, doch zum Schaden des Magens (Cels. II 21, 1), und gebrauchten das Geheimmittel, Knaben vor dem Essen oder, wenn der Abgang der Speisen ihnen Schmerzen verursachte, eine Hemina = 0,27 L. Milch zu geben (Plin. XXVIII 129). Als Abführungsmittel scheint sie später seltener gebraucht worden zu sein. Wenigstens wird gesagt, daß sich Pferdemilch besser dazu eigne (Seren. Samm. 526), und eine Angabe des Plinius (XXVIII 211, vgl. Plin. Iun. II 9 et Marc. Emp. 28, 58) hierüber scheint unzuverläßig; doch wird sie immerhin außer von Galenos (s. vorher) als leichtes Abführungsmittel mit Honig empfohlen (Marc. Emp. 30, 78; vgl. Plin. ebd. 129), wenn auch als Mittel gegen Dysenterie (Plin. ebd. 204. Placit. med. 12, 4. Priscian. II 101). Dagegen wurde sie bei allerhand Vergiftungen angewandt (Nic. al. 486. Scrib. Larg. 179. Plin. ebd. 129. 158. Ps.-Diosc. alex. 11. 30. Gal. XIV 138. Seren. Samm. 1071), besonders durch Bilsenkraut (Cels. V 27, 12. Scrib. Larg. 181. Plin. ebd. 158. XXII 112. Galen. ebd. 139). Man spülte ferner damit den Mund zur Befestigung der Zähne (Diosc. II 77. Placit. med. 12, 2. Prisc. I 46. Aët. II 94), trank sie ganz frisch vom Euter bei Marasmus oder Schwindsucht (Aret. p. 267 K. Galen. VII 701. X 474. Placit. med. 12, 5), Brustleiden mit Fieber (Galen. X 726; vgl. Plin. XXVIII 129), und bei Magenleiden (Plin. ebd. 196. Diosc. cup. II 5), besonders solche, in welcher heisse Steine gelöscht waren (Prisc. II 86) u. s. w. Bei Leberleiden ist sie deshalb zu empfehlen, weil sie leicht hinabgleitet, keine Galle erzeugt, nahrhaft ist, nicht zu Käse gerinnt und den Eiter durch die Eingeweide abführt (Aret. p. 326f.). Das Fleisch wird bei Epilepsie (Plin. XXVIII 225), die Brühe davon bei Schwindsucht (ebd. 230. Plin. Iun. II 1 p. 42, 7 R.; vgl. Aelian. hist. an. XI 35) genossen. Der Arzt Diokles Karystios (bei Cael. Aurel. chron. V 25) ließ die Eingeweide bei Hüftweh essen. Durch Aufstreichen des Fettes verschwinden Narben und Hautflecken (Diosc. II 94; eup. I 115. Plin. ebd. [644] 187. 245. Plin. Iun. III 12 p. 87, 2. Placit. med. 12, 9; vgl. Prisc. I 58). Anwendung fand außer dem Blut (Plin. ebd. 225. 227. Plin. Iun. III 17. Placit. med. 12, 1), der Leber (Diosc. II 42. Plin. ebd. 197. 258. Marc. Emp. 22, 36), den Nieren (Plin. ebd. 213. Marc. Emp. 26, 72) und der Milz (Diosc. eup. I 139. Plin. ebd. 251. Placit. med. 12, 11) usw. namentlich noch die Hufasche und zwar im Getränk bei Epilepsie (Diosc. II 44; cup. I 18 fin. Gal. XII 341), in Öl gegen Anschwellungen im Halse (Diosc. ebd.; eup. I 154. Plin. ebd. 191. Gal. ebd.), äußerlich gegen Frostbeulen (Diosc. Galen. ebd.), schleichende Geschwüre (Plin. ebd. 242. Plin. Iun. III 5 p. 78, 21 R. Marc. Emp. 4, 60) usw. In mehreren der angeführten Fälle wandte Placitus (med. 12) besonders die Milch, aber auch einige Körperteile an. Als Mittel gegen Epilepsie werden von Plinius (ebd. 225) auch noch andere Teile genannt. Über die Anwendung der Exkremente s. Bd. V S. 1774f.

10. Werte. Der E. war gegen geringes Entgelt zu beschaffen (Col. VII 1, 1). Für die Mitte des 2. Jhdts. n. Chr. mag der Preis eines gewöhnlichen leistungsfähigen E.s in Makedonien 25–30 Drachmen (Lucian. as. 35. 46) oder Denare = ca. 23–27 Mark gewesen sein. Auch mögen damals in Griechenland bei ein und demselben Tiere Schwankungen von 17, 24, 50 und 11 Denaren (Apul. met. VIII 25. IX 10. 31. X 13) möglich gewesen sein. Laut eines griechischen Papyrus aus dem J. 219 n. Chr. wurde in Ägypten ein männlicher ausgewachsener hellfarbiger E. aus Arsinoe für 600 Drachmen wohl = 100 Denare = ca. 73 Mark verkauft (Ad. Erman und Fr. Krebs Aus den Papyrus d. Kgl. Museen zu Berlin 1899, 44). Unter Kaiser Theodosius waren die E. einmal teurer als Pferde und selbst Kamele (Eunapios Sardian. FHG IV 39). Im J. 202 n. Chr. wurden an der Grenze von Numidien und Mauretanien als Zoll für einen E. oder ein Rind 1/2 Denar, d. h. ca. 46 Pfg., für einen Sklaven oder ein männliches oder weibliches Maultier 1 1/2 und für ein Pferd 1 3/4 (?) Denare erhoben (CIL VIII 4508).[2] Im J. 54 v. Chr. wurde ein Zucht-E. auf einem Landgut bei Reate auf 40 000 (bei Plin. VIII 167 wohl irrtümlich 400 000) Sesterzien geschätzt (Varro III 2, 7), d. h. auf ca. 9200 Mark; ein paar Decennien früher wurde in Rom ein reatinischer Zucht-E. für 60 000 und ein reatinisches Viergespann für 400 000 Sesterzien verkauft (ebd. II 1. 14). Der Gewinn aus der Zucht übertraf zur Zeit des Plinius (ebd. 170) den Ertrag rentabler Landgüter, da eine Eselin durch ihre Jungen in Keltiberien 400 000 Sesterzien eingebracht hatte, d. h. ca. 92 000 Mark. Im Edikt des Diocletian vom J. 301 (17, 5) ist der Transportlohn für eine E.s-Last (d. h. nach 14, 11 von 65,49 kg.) pro römische Meile = 1480 m. auf höchstens 4 Denare = 7,3 Pfg. angesetzt. Hierin scheint auch der Lohn für den Treiber oder Knecht, asinarius, enthalten zu sein, der nach dem Edikt (7, 17) für sich allein als Tagelohn ausser der Kost 25 Denare erhalten soll. Übrigens hatten in Potentia die asinarii und muliones sich zu einer Zunft zusammengetan (CIL X 143).[3]

11. Vergleich und Schimpfwort. Einige Vergleichungen sind schon eingangs erwähnt. Auch diejenigen, welche die Physiognomiker zwischen [645] dem E. und gewissen Menschen anstellten, sind schon oben (III 2 b) besprochen. Harmlos ist der Vergleich eines Menschen, der keinen Schlaf finden kann, mit einem E., der auf Dornsträuchern schlafen muß (Theocr. 21, 36). Der Komiker Theopompos (beim Schol. Ar. Plut. 179) nennt einen gewissen (Dichter?) Philonides einen schreienden E., da seine Mutter sich mit einem E. begattet habe. Unvernünftiger und unglücklicher als der E. ist der Mensch, sofern jener an seinem unbestreitbaren Unglück wenigstens nicht selbst Schuld hat (Menandros bei Stob. XCVIII 8). Vielleicht nicht ohne Ironie durfte Augustinus sagen, daß Apuleius seine E.s-Geschichte auf sich selbst bezogen habe (s. Schwabe o. Bd. II S. 250, 12ff.). Um 50 n. Chr. wurde der schnippische Iunius Bassus asinus albus genannt (Quintil. VI 3, 57). Um jemand als E. zu bezeichnen, machte man ihm in der Weise eine Grimasse, daß man die Hand ans Ohr hielt und sie bewegte, um die auriculae albae, nämlich die beweglichen Ohren des E., nachzuahmen (Pers. I 59 u. Schol.; vgl. Gal. VIII 573). Als der Stoiker Kleanthes E. geschimpft wurde, billigte er dies, indem er sagte, daß er allein die Bürde seines Lehrers Zenon tragen könne (Diog. Laert. VII 170). Als Piso in den Worten Ciceros cedant arma togae eine Überhebung dem Pompeius gegenüber gefunden hatte, entgegnete Cicero: Quid nunc te, asine, litteras doceam? non opus est verbis, sed fustibus (Cic. Pis. 73). Auch sonst wurde häufig der Name des E.s als Schimpfwort für einen einfältigen Menschen gebraucht (Lysippos FHG II 255. Plaut. Pseud. 136. Ter. Eun. 598: Heaut. 877; Ad. 935. Hor. ep. I 13, 8; vgl. auch u. III 13). Die Heiden glaubten, daß ein E.s-Kopf von den Christen angebetet werde (Minuc. Fel. 28, 7; vgl. 9, 3. Tert. apol. 16; ad nat. I 11), wozu eine unerwiesene Behauptung des Tacitus (hist. V 4; vgl. auch Plut. symp. IV 5, 2f.) Veranlassung gegeben hatte (Tert. ebd.). Ein zum Kampfe mit wilden Tieren Verurteilter suchte sich dadurch vor dem Tode zu retten, daß er ein Gemälde mit der Aufschrift Deus Christianorum Ὀνοκοίτης (der in der E.s-Krippe liegende Christengott) vorzeigte; dieser Gott war darauf mit E.s-Ohren, mit einem Hufe an dem einen Fuße, einem Buche in der Hand und mit der Toga bekleidet abgebildet (Tert. apol. 16; ad nat. I 14; vgl. u. VI 4).

12. Komisches, Anekdoten u. dergl. Über den E. in der komischen Literatur s. III 2 b a. E. Der Philosoph Empedokles ließ, als die Felder (von Agrigent) durch Stürme litten, Säcke aus E.s-Fellen machen und zum Schutze gegen jene auf die Gipfel der Hügel und Berge tragen (Diog. Laert. VIII 60). Der makedonische König Philipp meinte, daß alle Burgen, zu denen ein mit Gold beladener E. gelangen könne, überwindbar seien (Cic. ad Att. I 16, 12. Plut. apophth. Phil. 14 p. 178). Der Stoiker Chrysippos soll vor Lachen gestorben sein, als er einen E. Wein trinken sah (Diog. Laert. VII 185). Der Sophist Ptolemaios, welchem Herakleides Lykios seine Schrift Πόνου ἐγκώμιον zeigte, änderte durch Tilgung des Π den Titel in Ὅνου ἐγκώμιον, um anzudeuten, wie viel Mühe die Schrift dem Verfasser gemacht habe (Philostr. vit. soph. II 26, 5). Der König Mithridates wurde von den Parthern nackt auf [646] einen E. gebunden, was bei ihnen für die größte Schande galt (Joseph. ant. XVIII 356). Im kleinasiatischen Kyme wurden Ehebrecherinnen auf einem E. reitend umhergeführt (Plut. quaest. gr. 3). Auf der Wand des Atriums eines Hauses in Pompeii ist mit feierlicher Angabe des Consulats die Geburt eines E.s am 6. Juli 29 n. Chr. angezeigt (Overbeck-Mau 486). Ein späterer Dichter (Poet. lat. min. ed. Baehrens IV p. 185) verfaßte ein Distichon de libris Vergili ab asino comestis. Der Grammatiker Ammonianos hatte einen E., welcher sich mehr für die Poesie als sein Futter interessierte (Damaskios in Phot. bibl. 339 a 31)!

13. Sentenzen und Sprichwörter. Es ist besser ein E. zu sein, als schlechte Menschen im Glück zu sehen (Menandros bei Stob. CVI 8; vgl. Plut. symp. IX 5, 1). Den Nutzen des E.s tut die Rauheit des Weges dar und das Unglück die Treue des Freundes (Menandros bei Apostol. paroem. XII 87 a). Alles, was auch geschehen mag, ist des E.s Schatten (Sophokles bei Phot. und Suid. s. ὄνου σκιά). Seit Aristophanes (Vesp. 191) finden wir das Sprichwort περὶ ὄνου σκιάς (um des E.s Schatten, d. h. um nichtiger Dinge willen streiten oder Worte machen) mehrfach angewandt (s. die Stellen in der Anm. zu Zenob. VI 28 in der Ausgabe der Paroemiographie von v. Leutsch und Schneidewin; auch Dio Chrysost. or. XXXIV 427, 38 u. Hesych.). Besonders sollte es von Demosthenes zu einer Erzählung verwertet worden sein, um in einem Prozeß wieder die geschwundene Aufmerksamkeit der Richter zu erregen und sie zu ermahnen, auch seiner Verteidigungsrede das gleiche Interesse zuzuwenden. Er erzählte ihnen nämlich, daß ein Jüngling von Athen nach Megara gezogen sei und sich sein Gepäck von einem gemieteten E. habe tragen lassen; da er unterwegs vor der glühenden Sonne in dem Schatten des E.s habe Schutz suchen wollen, sei ihm dies von dem E.s-Treiber verwehrt, da er zwar den E.. aber nicht dessen Schatten an jenen vermietet habe (Schol. Plat. Phaedr. 260 c. Schol. Ar. vesp. 191. Ps.-Plut. decem orat. vit. 8 p. 848 a = Aesop. f. 339. Zenob. VI 28. Phot. Suid. ebd.). Nach andern ging die Reise, an welche sich das Sprichwort knüpfte, nach Delphoi (Aesop. 339 b. Apostol. paroem. XVII 69. Ps.-Diog. Vindob. III 43. Paroem. app. IV 26, wo in der Anm. noch mehr). Doch beruhte diese falsche Version auf einer Stelle bei Demosthenes (V 25) selbst, wo er den Athenern rät, mit Philipp Frieden zu halten und nicht um den Schatten in Delphoi, d. h. die Rechte, welche sie dort besaßen, Krieg zu führen. Zu einem, welcher wegen Lappalien angeklagt wurde, sagte man δίκην ὑφέξει, κἂν ὄνος δάκῃ κύνα (Zenob. III 20 m. A. Ps.-Diog. Vind. II 30 m. A.). Da der E. nach Ansicht der Pythagoreer ganz unempfindlich für die Töne der Lyra (Aelian. hist. an. X 28) oder das für die Musik unempfänglichste Tier ist (Ps.-Plut. sept. sap. conv. 5; vgl. Phaedr. fab. app. 12), so konnte Menandros (bei Phot. und Suid. s. ὄνος λύρας) mit komischer Paradoxie sagen: ,Der E. hörte auf die Lyra und das Schwein auf die Trompete‘. Daraus ging das Sprichwort Ὅvoς λύρας ἀκούων (s. die Anmerkung zu Ps.-Diog. VII 33; vgl. auch Lucian. de merc. cond. 25; pseudol. 7. Hieron. ep. 27, 1) zur Bezeichnung eines rohen, [647] für die Musik unempfänglichen Menschen hervor. Einer Satire gab Varro den Titel Ὄνος λύρας. Ähnlichen Sinn hatten die Sprichwörter Ὄνος ἀκροᾶται σάλπιγγος (Eupolis bei Phot. u. Suid.; vgl. Anmerkung zu Apostol. paroem. XII 83) und Ὅνος πρὸς αὐλόν (Suid.). Ungezwungen läßt sich so wohl auch ein Fragment des Kratinos (beim Schol. Plat. Theaet. 146 a. Eust. Od. 1601, 44) deuten: Ὄνοι ἀπωτέρω κάθηνται τῆς λύρας. Freilich Eustathios erklärt es dadurch, daß man von den im Spiele Unterliegenden Ὄνους καθῆσθαι (daß sich die E. lagern) gesagt habe, während der Scholiast zu Platon glaubt, daß Kratinos sowohl hieran, als an die Unempfänglichkeit des E.s für die Musik gedacht habe. Man sagte nämlich Ὄνος κάθου (Apostol. XII 83 b m. Anm.) zu dem beim Ballspiele besiegten (Plat. Theaet. 146 a u. Schol. Poll. IX 106) oder bei einem andern Spiele gegriffenen Knaben (Poll. ebd. 112). Von denen, die den Sinn einer Rede nicht verstehen, sagte man (Lucian. adv. ind. 4) Ὄνος λύρας ἀκούεις κινῶν τὰ ὦτα oder Galen. II 108) Ὄνῳ μύθον λέγειν (vgl. Anm. zu Zenob. paroem. V 43), lateinisch Narrare asello fabulam surdo (Hor. ep. II 1, 200). Aus den Worten ,du gleichst einem E., der zum Strohhaufen davongelaufen ist‘, εἰς ἀχερῶνας ἀποδεδρακότι (Ar. vesp. 1310) ging das Sprichwort hervor Ὄνος εἰς ἀχυρῶνα ἀπέδρα (Schol. ebd.; vgl. Phrynichos in Bekk. Anekd. 7, 23. Diog. paroem. VI 91). Das Sprichwort Ὄνος εἰς ἄχυρα (Gregor. Cypr. Mosq. IV 61 m. Anm.) wurde von dem gebraucht, der wider Erwarten Glück gehabt hat und dieses mit Behagen genießt (Suid. Apostol. XII 78). So können vielleicht die Worte des Komikers Philemon (bei Athen. II 52 e) Ὄνος βαδίζεις εἰς ἄχυρα τραγημάτων den Sinn haben: Du machst dich, wie der E. an den Strohhaufen, mit Behagen an den Nachtisch. Da ein E. die zu den großen Mysterien nötigen Dinge von Athen nach Eleusis tragen mußte, gebrauchte man von dem etwas mit Unrecht Tragenden und darunter Leidenden die Worte Ὄνος ἄγων μυστήρια (Ar. ran. 159, vgl. Schol. Ps.-Diog. VII 98 m. Anm. Gregor. Cypr. Mosq. IV 61 m. Anm.). Unrichtig denkt der Historiker Demon (bei Phot.) dabei an den Mühlstein, den man dabei bekränzt habe. Man sagte Ἄπ’ ὄνου καταπεσεῖν (Plat. leg. III 701 d; vgl. Apollinarios in Anth. Pal. XI 399) = ,schmählich zu Falle kommen‘ oder (Ar. nub. 1273) ,auf den Kopf gefallen sein‘, sofern man nicht einmal einen E. reiten könne (Schol. Ar. ebd. Zenob. II 57 m. Anm. Apostol. III 54). Auch soll das Sprichwort einfach Ἄπ’ ὄνου gelautet haben und davon hergeleitet sein, daß zwei Menschen in der Einöde einen E. getroffen hätten und, während sie sich gestritten, wer ihn fangen und behalten solle, der E. davongelaufen sei (Schol. Ar. ebd.). Das Sprichwort {{Polytonisch|[[RE:Aφ’ ἵππων εἰς ὄνους}} (Paroem. app. I 38 m. Anm. Ps.-Diog. Vind. I 56 m. Anm. Ps.-Diog. I 96 m. Anm. Apostol. IV 53) entspricht unserm ,Vom Pferde auf den E. kommen‘. Den entgegengesetzten Sinn hat Ἄπ’ ὄνων ἐφ’ ἵππους (Ps.-Diog. Vind. I 55. Apostol. III 54 a), und Plautus (Aul. 235) kann damit die Lehre verbinden: magnumst periclum ab asinis ad boves transscendere. Weil die Lydier für tüchtige Reiter galten, sagte man von dem, der etwas gegen seine Würde tut, Ο Λνδὸς τὸν ὄνον ἐλαύνει (Paroem. [648] app. IV 18 m. Anm. Macar. VI 28. Apostol. XII 66 a). Klar ist der Sinn der Worte Εἰ μὴ δύναιο βουν, ἔλαυνε ὄνον (Suid. Zenob. III 54. Ps.-Diog. Vind. II 58. Apostol. VI 51). Entweder mit Bezug hierauf zu erklären ist die etwas unklare Antwort, welche der jüngere Scipio dem ruhmredigen Tib. Claudius Asellus gab (Cic. de orat. II 258): agas asellum, scil. si bovem agere non queas oder mit Bezug auf die Ungelehrigkeit des E.s (vgl. Hor. Sat. I 1, 90), so daß in letzterem Falle der Sinn wäre ,Du wirst mit allen deinen Taten doch nichts erreicht haben, du bleibst der alte Asellus‘. Man sagte Εἰς ὄνου πόκας = ,zur E.s-Schur‘ oder ,zu etwas Unmöglichem‘ (Ar. ran. 186), sofern der E. nicht geschoren werden kann (Paroem. app. II 29), oder aus demselben Grunde Ὅνου πόκοῦς ζητεῖς (Zenob. V 38 m. Anm.), Ὄνον κείρεις (ebd. Hesych.) und als Verwünschung Ἄπιθι εἰς ὄνου πόκους (Paroem. app. ebd.). Die Ioner sagten von jemand, der eine nutzlose Arbeit verrichtet, daß er den Strick des Oknos fertige (Paus. X 29, 2; vgl. u. III 18). Man sagte ?νου θάνατος (Phot.) oder Ὄνου θανάτους (Suid. Apostol. XII 86), wenn jemand etwas Unglaubliches erzählte, doch wird der Grund hievon nirgends angegeben. Zu einem gefräßigen Menschen Ὄνου γνάθος (Diog. VII 100 m. Anm.). Der ,E. in Salben‘, Ὄνος ἐν μύροις (Paroem. app. IV 23; ἐν μύρῳ bei Suid.) bezeichnete einen ohne Verdienst in Üppigkeit lebenden Menschen; der Ὄνος ἐν μελίσσαις (Krates bei Phot. und Suid.) einen ins Unglück geratenen (Ps.-Diog. VII 32. Gregor. Cypr. Mosq. IV 65. Apostol. XII 80). Auf eine schon von Homer (Il. XI 559; o. S. 627) charakterisierte Eigenschaft des E.s zielt das Sprichwort Ὅνος πεινῶν οὐ φροντίζει ῥοπάλου (Apostol. XII 75 a m. Anm.). Denselben Sinn oder eine Anspielung auf die Sage von Oknos (s. u. III 18) geben die Worte Ἔργον ὄνον ἀποτρέψαι κνώμενον (Macar. IV 14 m. Anm.), wohl eigentlich ,einen E., welcher etwas zerstört, forttreiben‘. Da der E. Stroh frißt, der Hund Knochen benagt, sagte man zu dem, der seine Gaben in verkehrter Weise austeilt, Kυvi δίδως ἄχυρα, ὄνῳ δὲ ὀστέα (Apostol. X 31 m. Anm.). Das Sprichwort Ὄνον πληγῶν ἄξιος (ebd. XII 78 a) erinnert an die Beschimpfung Pisos durch Cicero (vgl. o. III 11). Um die Gleichgültigkeit gegenüber den Äußerungen anderer auszudrücken, sagte man Ὄνος ὕεται = ,der E. läßt sich beregnen‘ (Kratinos und Kephisodoros bei Phot. u. Suid. Apostol. XII 85 m. Anm.). Der Komoedie Leukons (vgl. o. III 2 b a. E.), in welcher ein Bauer nach Athen Honig in Tragkörben einschmuggeln wollte, aber durch den Sturz des E.s und seine Folgen den Zöllnern verraten wurde, entnommen ist das Sprichwort Ἄλλα μὲν Λεύκων λέγει, ἄλλα μὲν Λεύκωνος ὄνος φέρει (Zenob. I 74 m. Anm. Ps.-Diog. Vind. I 33 m. Anm.), wobei fälschlich der Bauer Λεύκων genannt ist. Das von Menandros (bei Zenob. V 39) gebrauchte Sprichwort Ὄνου παρακύψεως (wegen des Hineinduckens oder Einschleichens des E.s) wird aus der Tierfabel erklärt, daß ein E. unvermutet in die Werkstätte eines Töpfers gekommen sei, dessen Vogelformen zerbrochen habe, der Töpfer gegen den E.s-Treiber geklagt und auf die Frage, weshalb er dies tue, geantwortet habe ὄνου παρακύψεως, worauf man [649] diese Worte von einem, der eine lächerliche Klage angestrengt habe, gebraucht habe (Aesop. 190. Suid. u. Zenob. ebd.; vgl. Phot. Suid. Apostol. XII 87). Dagegen erzählt Lukianos (as. 45), daß der Herr seines E.s, um sich vor Verfolgung zu schützen, sich in einem Hause verborgen und den E. auf den Söller desselben gebracht habe, dieser aber, da draussen Lärm entstanden sei, aus Neugierde zum Fenster hinausgeguckt und so die Anwesenheit seines Herrn verraten habe; dies habe zuerst die Veranlassung zu der Verbreitung des Sprichwortes Ἔξ ὄνου παρακύψεως (infolge des Hervorguckens eines E.s, d. h. aus unzureichenden Gründen verklagt werden) gegeben. Bei Apuleius (met. IX 42) verrät sich der hinausguckende E. durch seinen Schatten und lautet das Sprichwort de prospectu et umbra asini. Aus der Fabel, daß ein E. sich in eine Löwenhaut steckt, um andere zu erschrecken, aber durch sein Geschrei sich verratend verhöhnt oder durchgeprügelt wird (Aesop. 333 b. 336. Lucian. piscat. 32; fugit. 13: pseudol. 3. Aphthon. fab. 10) entstand das Sprichwort Ὑπὸ τῇ λεοντῇ πάλιν ὄνος ὀγκήσεται (Apostol. XI 89 a m. Anm.). Da die Kymaier in Kleinasien als diejenigen bezeichnet werden, welche sich durch den E. erschrecken liessen (Aesop. 333 b. Lucian. ebd. Apostol. XVI 19 a m. Anm.), so sagte man von solchen, welche sich ohne Grund fürchten, Ταῦτα Κυμαίοις, ἐμοὶ δἐ ὄνος (Apostol. ebd.), oder von seltsamen Dingen Ὄνος εἰς Κυμαίους (Suid. Apostol. XII 84). Von Menandros (bei Gell. II 23, 9) wird ein häßliches Weib mit einem E. unter Affen verglichen, wonach man von den Häßlichen unter Häßlichen sagte Ὅνος ἐν πιθήκοις (Paroem. app. IV 24 m. A. Mant. paroem. II 38). Mit Ὄνος εἰς Ἀθήνας meinte man einen Ungebildeten, der Umgang mit Weisen sucht (Paroem. app. IV 22. Macar. VI 31). Das Sprichwort Τῶν δ’ ὄνων οὔ μοι μέλει (Phot. Apostol. XVII 43) oder vollständiger Ἀπονέμου τῆς ἁμάξης, τῶν δ’ ὄνων οὐδὲν μέλει, d. h. ,benutze den Wagen, auf die E. kommt es nicht an‘, geht auf die, welche für ihr Eigentum sorgen, aber nicht fremdes, sofern die, welche im Besitze eines eignen Wagens fremde E. mieten, sich um diese nicht kümmern (Suid.). Träge Menschen von großer Figur wurden Ἀχαρνικοὶ ὄνοι genannt (Hesych. Ps.-Diog. I 26. Ps.-Diog. Vind. I 90 m. Anm.: vgl. auch Milchhoefer o. Bd. I S. 210, 3ff.; über den ὄνος Ἀντρῶνος s. Hirschfeld o. Bd. I S. 2642, 43ff.). Wegen der Bezeichnung des E.s mit γάδαρος gehört der Καλαμαρακιδὸς γάδαρος, d. h. wohl E. aus einer Gegend Indiens, wie man einen grossen Menschen nannte, weil die E. dort groß seien (Ps.-Diog. V 36 b. Mant. I 80), schon dem Mittelalter an. Der Tierfabel von dem E., welcher ein Pferd wegen seines bessern Futters beneidet, dann aber, als es in den Krieg ziehen muß und getötet wird, es bedauert (Aesop. 238), verdankt das Sprichwort Ὄνος ἵππον μιμούμενος von einem törichten Neider (Macar. VI 32) seinen Ursprung. Ebenso Ὄνος τὰ Μεlitaῖa der von dem E., welcher einem Hündchen, mit dem sein Herr zu spielen liebte, nachahmen wollte, aber, während er umherzuhüpfen begann, das Hausgerät zerschlug und deshalb geprügelt wurde (Paroem. app. IV 25; vgl. Aesop. 331 = Babr. 131), wobei zu erinnern ist, daß mit [650] Μελιταῖα eine Art kleiner Hunde von der Insel Μελίτη (Malta) bezeichnet wurde. Das Sprichwort Ὄνος εἰς μάρτυν ὀγκάται (schreit den Zeugen an?) wurde von denen gebraucht, welche etwas im richtigen Moment tun (Apostol. XII 87 m. Anm.) und kann vielleicht nach den Worten des Komikers Theopompos (beim Schol. Ar. Plut. 179; vgl. o. III 11) ὄνος μὲν ὄγκᾶθ’ ὁ Μελιτεὺς Φιλωνίδης gebildet sein, obwohl der Sinn dem zu widersprechen scheint. Ebensowenig sind die Worte Ὄνου κεφαλὴν μὴ (?) πλύνειν νίτρῳ, mit Bezug auf die etwas Unpassendes Tuenden gebraucht (Apostol. ebd. 79), ganz klar, noch weniger Ὄνου οὐρὰ τηλίαν οὐ ποιεῖ, von nutzlosem Tun gebraucht (ebd. 90 m. Anm.), besonders da τηλία zu vieldeutig ist. Das auf sehr schöne Mädchen angewandte Sprichwort Ὀνοσκελίας θυγάτηρ ist der Sage von der Onoskelia entnommen (ebd. XII 91 b), doch würde man danach Ἀριοτωνύμου θυγάτηρ erwarten (vgl. u. III 18). Das römische Sprichwort asinus in tegulis (Petron. 63, 2), eigentlich ,der E. auf dem Dache‘, bedeutet entweder, wenn diese Erscheinung als ein Prodigium gelten soll, ,es geschieht manches wider die Ordnung der Natur‘, oder es bezieht sich auf die Fabel (Aesop. 338 = Babr. 125), in welcher ein E. auf ein Dach steigt, dieses aber, da er auf demselben Spässe treibt, zerbricht, und als er dafür geprügelt wird, sich wundert, daß ein Affe dasselbe habe tun dürfen (s. über diese Stelle L. Friedlaender Petronii cena Trimalchionis 1891, 289f.). Der anapaestische Dimeter Qui asinúm non pótest (oder pote ?], stratúm caedit (Petron. 45, 8) hat den nicht misszuverstehenden Sinn ,Man schlägt auf den Sack (eigentlich Sattel) und meint den E.‘ (vgl. Friedlaender ebd. 244). Zu dem im Wohltun von andern weit übertroffenen Labullus sagt Martialis (XII 36, 13) Nulla est gloria praeterire asellos.

14. Fabel. Die Tierfabeln, in welchen der E. eine Rolle spielt, bei Aisopos, Phaedrus, Babrios und Aphthonius sind zu zahlreich, als daß auf sie hier näher eingegangen werden kann, zumal man sich leicht über deren Inhalt unterrichten kann (s. auch Fabel).

15. Das Verhältnis des Esels zum Menschen. Es kann nicht bezweifelt werden, daß der E. schon im Altertum mit derselben Mißachtung behandelt wurde, wie heute meist in Europa. Wohl nicht mit Unrecht schreibt man diesem Umstande seine Entartung in unserm Weltteile zu, da er im Orient noch immer ein stattliches Tier ist. Sein klägliches Los wird z. B. von Menandros (s. o. III 11) und Ovidius (miserandae sortis asellus, am. II 7, 15) hervorgehoben. Um so auffallender sind die Fälle von Sodomiterei, die im Altertum vorgekommen sein sollen. Hieher gehört zunächst die Sage von der Onoskelia (s. u. III 18). Zur Zeit des Iuvenalis (6, 334) sollen in Rom vornehme Frauen bei den Orgien der Bona dea bisweilen mit E. Unzucht getrieben haben. Darauf scheinen auch Lukianos (as. 50) und Apuleius (met. X 19) anspielen zu wollen. Allerdings sprechen vielleicht für eine ursprünglich höhere Wertschätzung des E.s die Personennamen, welche von asinus gebildet sind.

16. Eigennamen. Während die Alten vielfach ihren Pferden und Hunden Namen gaben, [651] ist dies bei dem E. wohl nur selten geschehen. Über den E. Nikon, der im Leben des Kaisers Augustus eine Rolle gespielt haben soll, s. u. III 17. Über die spätmittelalterliche Legende vom ehrsamen E. s. K. Krumbacher Gesch. d. byzant. Lit.2 1897, 880ff., und über seinen Namen Νίκος, der ebenso wie der antike Name Νίκων eine Kurzform für Νικόλαος, Νικομήόης, Νικόμαχος oder dergl. ist, P. Kretschmer Byzant. Ztschr. VI 1897. 569f. Über Personen- und Ortsnamen, welche von ὄνος gebildet sind, s. Pape-Benseler Wörterb. der gr. Eigennamen 1884 θΌναγρος, Ὄνεαταμ 'Όνειον, Ὀνόκωλος, Ὀνοσκελέαι usw.), über die römischen Personennamen Asella, Asellio, Asellius s. o. Bd. II S. 1531f., über Asinianus und Asinius ebd. 1583ff., die Asinaria porta und via ebd. 1581, die Asinia basilica ebd. 1583 und das Cognomen Asina s. Münzer o. Bd. IV S. 1486, 36ff. (vgl. auch oben S. 631).

17. Aberglaube. Die Empusa ist ein Gespenst, das bald als Rind, bald als Maultier, bald als menschliches Weib und Hund erscheint und ein Bein hat, das aus Mist besteht (Ar. ran. 290ff.); sie wird von Hekate gesandt und wegen ihres Beines aus E.s-Mist auch Ὀνόκωλος oder Ὀνόσκελος, d. h. E.s-Bein, genannt (Schol. ebd. Suid. s. 'Έμπονσα. Eustath. Hom. Od. p. 1704, 41). Es bedeutet Unwetter, wenn der E. die Ohren bewegt (Ps.-Theophr. de sign. 41). Als in Babylon ein vorübergehender E. durch einen Hufschlag einen den Makedonern gehörigen groben Löwen tötete, erschien dies Alexander d. Gr. als eine böse Vorbedeutung (Plut. Alex. 73). Einige glaubten, daß Alexander d. Gr. durch ein in einem Eselshufe aufbewahrtes Gift getötet worden sei (Plut. Alex. 77; vgl. jedoch Anonym. in Anth. Pal. app. I 99 = Aelian. hist. an. X 40); andere sprechen dabei von einem Maultier- (Vitr. VIII 3, 16. Plin. XXX 119) oder Pferdehufe (Iustin. XII 14, 7). Vor der Schlacht bei Actium begegnete Octavianus einem E.-Treiber Eutychos, dessen E. den Namen Nikon hatte, und ließ, da er ihre Namen für ein günstiges Omen ansah, nach erfochtenem Siege beiden Erzstatuen errichten (Plut. Ant. 65. Suet. Aug. 96. Mich. Glyc. p. 380 Bonn. Nicet. Acomin. p. 860). Das Geschrei des E.s galt den Griechen für ein böses Omen (Chrysostom. ad Paul. Ephes. 4: homil. 12). Im J. 582 d. St. wurde nach Rom das Prodigium gemeldet, daß in Campanien ein E. mit drei Beinen geboren sei (Liv. XLII 20. 5). Das Volk glaubte, daß der Etrusker Tages, damit dem Getreide nicht der Rost schade, den abgehäuteten Kopf eines arkadischen E.s an der Grenze seines Ackers aufgestellt habe (Col. X 344). Der Schädel einer Eselin, die bereits geboren hatte, wurde im Garten aufgestellt, weil er ihn befruchten sollte (Pall. I 35, 16. Geop. XII 6). Sieht ein E. einen andern sterben, stirbt er selbst bald darauf (Plin. VIII 170). Pferde und E. werden von Heißhunger befallen, wenn sie wilde Feigen und Äpfel tragen (Plut. symp. VI 8, 2). Die Bewohner von Nauplia erzählen den Unsinn, daß ein E. eine Rebe abgefressen und so das Beschneiden der Reben gelehrt habe (Paus. II 38, 3; vgl. Hyg. fab. 274 in.). Besonders grell tritt der Aberglaube in der Medizin hervor bei der Anwendung der Exkremente (vgl. Bd. V S. 1774f. auch Riess o. Bd. I S. 70, 2ff.). [652] Der so unkritische Plinius (XXVIII 81) verhielt sich jedoch einer Behauptung zweier Griechinnen gegenüber ungläubig, nämlich daß eine Eselin so viel Jahre hindurch nicht trächtig werde, als sie mit menschlichem Menstrualblut benetzte Gerstenkörner gefressen habe.

18. Religiöse Vorstellungen, Mythen und Sagen. Zu vergleichen ist hier Abschnitt VI. In Ägypten war der E. dem bösen Gott Typhon geweiht (Ps.-Plut. sept. sap. conv. 5) und deshalb den Bewohnern verhaßt (ebd.; vgl. Apul. met. XI 6. Aelian. hist. an. X 28). Diese suchten ihn teils durch Opfer zu besänftigen, teils aber auch ihm mancherlei Schimpf, bei dem der E. eine Rolle spielte, anzutun; das letztere war besonders bei den Koptiten in Oberthebais, den Busiriten im Deltagebiet und den Lykopoliten in Oberägypten der Fall (Plut. Is. et Os. 30. 50). Bei den Griechen kommt zunächst das Verhältnis des E.s zu Dionysos in Betracht. Der junge Gott wurde in einem Kasten einem E. auf den Rücken gelegt, um durch Boiotien nach Euboia getragen zu werden (Ps.-Oppian. cyn. IV 256), eine Sage, die offenbar mit der in dem Sprichwort Ὄνος ἄγων μυστήρια (s. ο. III 13) ausgedrückten Sitte des eleusinischen Kultus eng zusammenhängt (Stephani 232). Als Dionysos sich zu Zeus nach Dodona begeben wollte, ließ er sich durch den einen der beiden E., die er antraf, durch einen Sumpf tragen, und aus Dankbarkeit versetzte er jenen unter die Sterne (Schol. Germ. Arat. p. 51 Buhle. Lactant. inst. I 21, 27; vgl. Schol. Arat. 147), oder der E., welcher Dionysos getragen, erhielt von diesem menschliche Stimme und wurde dann bei einem Streite mit Priapos um die Größe des Penis von diesem überwunden und getötet, aber von Dionysos unter die Sterne versetzt (Hygin. astr. II 23. Schol. Germ. Arat. Lact. ebd.). Auf der Vorstellung von der obscönen Natur des E. fußt die Sage, daß Aphrodite, weil die Lilie sich mit ihr in einen Wettstreit um die Schönheit der Hautfarbe eingelassen, zu ihrer ewigen Schande das Zeugungsglied des E.s zwischen den (Blüten-)Blättern sich habe erheben lassen (Nic. alex. 406ff. Schol. und Eutecn. ebd. Nic. frg. 2, 29ff.), nämlich bei Lilium candidum L. den langen, fast keulenförmigen Griffel. Nach einer andern Sage wurden die betreffenden zwei E. deshalb unter die Gestirne versetzt, weil bei dem Kriegszuge der Götter gegen die Giganten Dionysos, Hephaistos und die Satyrn auf E. geritten seien und diese durch ihr Geschrei die Giganten in die Flucht getrieben hätten (Ps.-Eratosth. catast. 11. Hyg. und Schol. Germ. Arat. ebd.). Bei dem Zuge des Dionysos von Lydien nach Indien begleiten ihn, während er selbst auf einem Wagen fährt, Maultiere, welche mit Wein gefüllte Amphoren, und E., welche Trauben tragen (Nonn. XIV 254ff.). Der Grund, warum der E. dem Dionysos und, wie wir sehen werden, seinem ganzen Kreise zugewiesen war, ist wohl in der Vorstellung von der Obscönität des E. zu suchen. Fälschlich giebt Plinius (XXIV 2) als Grund an, dass der E. die dem Dionysos geweihte ferula fresse (vgl. o. III 5). Dagegen meint Cornutus (theolog. gr. compend. p. 60, 24 Lang), dass der E. wegen seiner brünstigen Natur häufig in den dionysischen Festzügen vorkomme. In der großen [653] dionysischen Prozession des Königs Ptolemaios II. saßen mehrere hundert Seilene und Satyrn auf E., vier Bigen und vier Quadrigen wurden von Wildeseln gezogen und von Knaben gelenkt und indische Weiber saßen auf Wagen, die von Maultieren gezogen wurden (Kallixenos Rhod. bei Athen. V 200 e. 201 a). Besonders ist es Seilenos, der auf einem E. reitet (Ovid. fast. I 399. III 749. VI 389; art. am. I 543. Sen. Oed. 435. Lucian. deor. conc. 4; Bacch. 2); das Geschrei des E.s, auf welchem er reitet, rettet bei einem Bacchusfeste die Lotis vor den Nachstellungen des Priapos (Ovid. fast. I 433). Allerdings meint Baumeister (S. 1639), daß der E. dem Seilenos, obwohl später ein sehr häufiges Attribut desselben, zuerst nicht als lascives Tier, sondern wie dem hyperboreischen Apollon wegen prophetischer Gaben zugeeignet worden sei. Aber während dies bezüglich des letzeren möglich ist (vgl. u. III 19), so doch kaum für die Seilene, nachdem sie in den dionysischen Kreis aufgenommen waren und ihnen der E. als Attribut gegeben war. Den zu Fuss schreitenden Dionysos begleitet auf seinem Wege zur Unterwelt sein Diener Xanthias, mit dem Gepäck seines Herrn auf einem E. reitend (Ar. ran. 22ff.). In Fällen, wo Hephaistos in Gemeinschaft des Dionysos auftritt, hat auch er, wie aus dem vorigen ersichtlich, den E. ebenso wie den Epheu (auf Vasenbildern, s. Bd. V S. 2841) zum Attribut. Er wurde auch von Dionysos auf einem E. reitend in den Olymp zurückgeführt (Aristid. Dion. p. 49 Dind.). Die Gegner des Prometheus, welchen Zeus ein Mittel, ewig jung zu bleiben, verliehen hatte, luden dieses einem E. auf, der aber trat es an die Schlange ab (Nic. ther. 343ff. m. Schol. u. Eutecn. Aelian. hist. an. VI 51). Auf seinem berühmten Gemälde der Unterwelt in der Lesche zu Delphoi hat Polygnotos einen Mann Namens Oknos dargestellt, der einen Strick aus Binsen flocht, und eine Eselin, welche diesen immer wieder auffraß; dieser Oknos soll ein fleißiger Mann gewesen sein, dessen verschwenderische Frau aber alles wieder durchbrachte (Pans. X 29. 1; vgl. auch o. III 13). Nach Plinius (XXXV 137) hatte Nikophanes den Trägen, welcher Oknos genannt werde, ein Seil von Spartgras und einen E., welcher dieses auffresse, gemalt. Nach dem Zeugnis des Aristarchos (bei Phot. und Suid. s. ὄνου πόκαι) hatte auch der Komiker Kratinos diese Scene mit dem E. in der Unterwelt behandelt, sei es unabhängig oder abhängig von dem Bilde des Polygnotos. Ein vornehmer ephesischer Jüngling, Sohn des Demostratos, in Wahrheit des Ares, welcher die Weiber haßte, trieb Unzucht mit einer Eselin, und diese gebar ein sehr schönes Mädchen, welches nach dem Vorgefallenen den Namen Onoskelia, d. h. Eselsbein, erhielt (Aristokles Rhod. bei Stob. LXIV 37. Apostol. paroem. XII 91 b); der Name des Jünglings war Aristonymos (Ps.-Plut. parall. 29). Über die Eselsohren des Königs Midas s. Midas.

Bei den Römern war es die Vesta, an deren Festtage des 9. Juni (Ioann. Lyd. de mens. IV 59) die E. mit Kränzen (Prop. IV 1, 21. Ioann. Lyd. ebd.) von Blumen und Brot (Ovid. fast. VI 311f. 347. 469) geschmückt wurden. Die Veranlassung dazu hatte der Versuch des Priapos bei [654] einem Fest der Magna mater gegeben, die schlafende Vesta zu vergewaltigen, wobei aber diese noch rechtzeitig durch das Geschrei des E.s, auf welchem Seilenos ritt, erweckt wurde (Lactant. inst. I 21, 25f.). Auch an den (am 21. Aug. und 15. Dec. und zwar ursprünglich als Erntefest gefeierten und althergebrachten) Consualien bekränzte man Pferde und E. und gönnte Ihnen die Ruhe (Plut. quaest. rom. 48; vgl. auch o. III 6 a. E. und u. IV 7 a. E.), ein Brauch, welcher eigentlich wohl der Ernte und dem Mahlen des Getreides galt (anderes Plut. ebd.). Außerdem stand der E. noch zur Epona, der Stallgöttin, in Beziehung (Minuc. Fel. 28, 7. Tert. apol. 16; ad nat. I 11; vgl. u. VI 3 c a. E.), vielleicht auch in der Kaiserzeit zur Isis (Apul. met. XI 5. Minuc. Fel. ebd.).

Die Sarakorer, ein unbekanntes Volk, welche die E. nur zum Kriege benützen, eignen die, welche eine sehr starke Stimme besitzen, dem Ares als heilig zu (Aelian. hist. an. XII 34; vgl. das von den Karmaniern u. III 19 Gesagte).

19. Opfer. Für ihre Zeit, um 300 n. Chr., richtig mag die Behauptung späterer Schriftsteller sein, daß man den Göttern E. nicht opfere (Porphyr. abst. II 25. Arnob. VII 16); über das Opfer an Typhon s. o. III 18 in.). In Lampsakos wurde der E. dem Priapos geopfert, weil er die Lotis (Ovid. fast. I 391. 440) oder die Vesta (ebd. VI 345. Lactant. inst. I 21, 25f.) vor der Schändung durch jenen gerettet hatte (vgl. o. III 18); in Tarent, offenbar um der Schiffahrt willen, den Winden (Hesych. s. ἀνεμώτας. Etym. M. 103, 33). Er soll als Sühneopfer für eine Räuberbande geschlachtet werden (Lucian. as. 22). Die Karmanier am persischen Golf, welche sich meist der E. statt der Pferde zum Kriege bedienen, opfern sie ihrem Gotte Ares (Strab. XV 727). Was das Opfer der Hyperboreer an ihren Apollon betrifft (Pind. Pyth. X 33. Kallimachos beim Schol. Pind. ebd. und bei Clem. Alex. protr. p. 25 P. Apollodoros bei Clem. Alex. ebd. und Arnob. IV 25), so können die Hyperboreer hier nicht in Wahrheit Skythen gewesen sein, wie erklärt wird (Clem. Alex. und Arnob. ebd.), da es im Lande der Skythen keine E. gab (s. o. II), und erst recht nicht ein noch nördlicheres Volk, sondern es kann irgend ein anderes fremdes Volk zu diesem Glauben der Griechen Veranlassung gegeben haben, wie denn auch eine von Boios und Simmias von Rhodos über dieses Opfer erzählte Legende (bei Anton. Lib. 20) auf ein nicht allzu fern von Babylon wohnendes Volk hinzuweisen scheint. Keiner Widerlegung bedarf die Erzählung von dem Weihgeschenk eines skythischen E.-Horns an den delphischen Apollon (Anth. Pal. app. I 99 = Aelian. hist. an. X 40).

20. Andere Bedeutungen von ὄνος bezw. ὀνίσκος und asellus. Über die betreffenden Fische, verschiedene Gadusarten, s. A. Marx o. Bd. II S. 1532. 18ff. und über die Kellerassel ebd. 1744, 54ff. Eine Art der ἀκρίς, worunter sonst eine Feldheuschrecken- oder Acridiumart zu verstehen ist, heißt nach Dioskurides (II 57) ἀσίρακος oder ὄνος, ist ungeflügelt, hat in der Jugend große Glieder und wird vielfach an der afrikanischen Syrtenküste gegessen. So versteht Sprengel die Stelle, doch kann sie wohl auch so verstanden [655] werden, daß das Insekt nur im ersten Larvenzustande ungeflügelt ist. Da man auch an die in Aithiopien gegessenen großen ἀκρίδες (Agatharchides bei Phot. bibl. p. 453 a 32ff. und Diod. III 29. Strab. XVI 772) erinnert wird, ist dann wohl Pachytylus migratorius, die Wanderheuschrecke, darunter zu verstehen, welche noch heute in Arabien und einigen Gegenden Afrikas gekocht gegessen wird oder, getrocknet und zerrieben, mit Mehl zu Kuchen verbacken. Über die beiden Sterne neben den Bildern der Krippe und des Krebses s. Sternbilder, über den sie betreffenden Mythos o. III 18. Über die Bedeutung ,Haspel‘ im Griechischen s. H. Blümner Technologie u. Terminologie III 114, 4; über ὄνος für den oberen Stein der Mühle ebd. I 30; über ὀνίσκος eine Art Säge ebd. II 219, 2. Endlich wurde auch ein bei der Herstellung des Wollfadens gebrauchtes Gerät ὄνος oder ἐπίνητρον (s. d.) genannt.

IV. Maultier.

1. Namen. Die Griechen nannten es gewöhnlich ἡμίονος, eigentlich Halb-E., oder etwas seltener ὀρεῦς, eigentlich Bergtier, wegen seiner von keinem andern Tier erreichbaren Leistungsfähigkeit im Gebirgsland (Orion. etym. 112, 20; vgl. anecd. Bachmann. I 320, 19), ohne daß diese beiden Namen einen Unterschied bezeichneten (vgl. Hom. Il. XXIII 115. 121. Aristot. rhet. III 2 p. 1405 b 21; gener. II 120 p. 746 b. Plut. Mar. 13; soll. anim. 16. Aelian. hist. an. VII 42. Nonn. VII 245. 247. Corp. gloss, lat. III 258, 49). Mit Unrecht wird daher behauptet, daß ὀρεύς nur der männliche ἡμίονος gewesen sei (Hesych. s. ὀρεύς und ἰννός). Auch sagt Aristoteles sowohl ὁ ἄῤῥην (hist. an. VI 164 p. 578 a) als ὁ θῆλυς ὀρεύς (ebd. 163f. 125 p. 573 a) und ἡμίονος ἄῤῥην und. θῆλυς (gener. II 131 p. 748 a). Bemerkenswert ist vielleicht, daß Aristoteles in seiner Schrift de partibus animalium nur ὀρεύς, sonst beide Wörter in gleichem Sinne gebraucht (vgl. Aubert und Wimmer Aristoteles’ Tierkunde 1868 I 68). Übrigens bediente er sich beider Ausdrücke auch zur Bezeichnung des Maulesels (gener. II 128 p. 747 b). Meist verstand man auch unter ζεύγος = Joch ein Zwiegespann von Maultieren (Boeckh-Fränkel Staatshaush. der Athener, 1886 I 580 a). Von ὀρεύς unterscheidet zwar Aristoteles den γίννος (hist. an. I 35 p. 191 a), doch versteht er darunter nicht nur einen verkrüppelten und kleinen Bastard von ὀρεύς und Pferdestute (ebd. VI 163 p. 577 b = Plin. VIII 174: gener. II 139 p. 718 b), sondern auch einen infolge der Erkrankung des Fötus in der Gebärmutter verkrüppelten Bastard von Pferd und E. (gener. ebd.; vgl. Hesych)., speziell von E. und Pferdestute (hist. an. ebd.); auch hat der γίννος eine große Rute (ebd.). Die ligurischen Pferde und ἡμίονοι wurden γίννοι genannt (Strab. IV 202). Später wird γίννος teils als Füllen von einem kranken Pferdehengste, teils auch als kleines Maultier oder kleines Pferd (Hesych.), teils als ein kleines Pferd, dessen Mutter während der Schwangerschaft erkrankt war (Phot.), erklärt. Zweifelhaft ist ἴννος bei Arist. hist. an. I 35 p. 491 a, doch wurde es von Hesychios gelesen und als Männchen von ἡμίονος erklärt. Dagegen verstand Aristophanes Byz. (bei Hesych. ebd.) darunter einen Maulesel, Photios einen Bastard von [656] ἡμίονος und Pferdestute, Hesychios einen Bastard von Pferd oder E. und einer ἡμίονος, andere (Schol. Ar. pac. 790. Suid.) ein kleines Pferd. Auch ἀστράβη konnte ein Maultier bedeuten (s. Mau o. Bd. II S. 1792, 47ff.). Spät ist die Identifizierung von olcas, eigentlich ὁλκάς = Lastschiff, mit mula (Corp. gloss, lat. III 90, 31. 189, 8).

Die Römer nannten das Maultier mulus und mula (Varro de l. l. IX 28; r. r. II 8, 1. 6. Fest. ep. p. 33, 15. Col. VI 36, 1. Plin. VIII 171. Pall. IV 14, 1. Isid. XII 1, 61); doch konnte mulus für mula gebraucht werden (Servius Dig. XXXII 62) oder beide Geschlechter durch mula bezeichnet werden (Col. ebd. u. 37, 3), ja letzteres ungenau auch den Maulesel mit bezeichnen (Col. ebd. 37, 3. Plin. VIII 171. Pall. ebd. 2). Das Wort scheint nicht von phokisch μυχλός = Zuchtesel (vgl. o. III 1) entlehnt zu sein, sondern schließt sich nach Schrader (bei Hehn? 136) mit albanes. mušk = Maulesel, friaul. muss, venez, musso = Esel u. s. w. zu einer Gruppe zusammen; und das so erschliessbare illyr. *muso, *mus-ko, *mus-lo hat wohl nichts anderes als mysisches Tier bezeichnet (vgl. u. IV 5). Daran schließt sich dann auch leicht das von Cato und Lucilius (bei Non. 137, 21) gebrauchte musimo an, von Nonius selbst als kleiner E., kleines Maultier oder Pferd erklärt, aber wohl richtiger anderswo (Corp. gloss. lat. V 644, 13) als kleines pferdeähnliches Maultier, während das Wort sonst eine Art Widder (Mouflon?) bezeichnet (Strab. V 225. Plin. VIII 199. Serv. georg. III 446) oder einen Bastard von Ziege und Widder (Isid. XII 1, 61). Nach W. Prellwitz (Etym. Wörterb. d. gr. Spr. 1892) hängen freilich auch μυχλός und mulus etymologisch zusammen und ist als Grundform *mukslo-s anzunehmen. In späterer Zeit bezeichnete vielleicht burdo auch ein männliches Maultier statt eines Maulesels (s. u. V). Endlich wurde für jenes später auch iber (eigentlich iberisches Maultier?) gebraucht (Corp. gloss. lat. II 75, 52. 77, 29), wovon vielleicht hibrida = Mischling herkommt.

2. Zoologisches. Über die Zeugung des Maultieres durch E. und Pferdestute s. o. III 2. Daselbst ist auch erwähnt, dass das Maultier mehr von der Stute als dem E. hat und es mehr auf die Zucht weiblicher als männlicher Maultiere ankam. Ebenso ist oben II über die ihm und dem E. gemeinsamen Eigenschaften gesprochen. Nicht unzutreffend wird gesagt, daß das Maultier an Gestalt der Mutter unähnlich und vom Vater verschieden sei (Symphosii carm. de mula bei Baehrens Poet. lat. min. IV 372). Es gehört zu den zahmen Tieren (Arist. hist. an. I 15 p. 488 a). Es hat wie das Pferd eine Mähne vom Kopf bis zum Widerrist (ebd. II 12 p. 498 b). An Stärke übertrifft es den E. (Theogn. 996) und ist wegen seiner Ausdauer besonders zu ländlichen Arbeiten geeignet (Artemid. II 12 p. 101, 16 H.). Es ist wie das Pferd am kräftigsten (gleich) nach dem Zahnwechsel; wenn es alle Zähne gewechselt hat, ist es schwierig, sein Alter zu erkennen; man richtet sich dann hauptsächlich nach den Hundszähnen (Arist. ebd. VI 1 54 p. 576 b), sofern diese allmählich stumpfer werden. Das weibliche ist größer und lebt länger (ebd. IV 124 p. 538 a), weil, wie einige behaupten, die männlichen ihr [657] Leben dadurch verkürzen, daß sie an dem Harne jener, der mit der monatlichen Reinigung abgehe, röchen (ebd. VI 164 p. 578 a). Im allgemeinen hat das Maultier ein langes Leben; eines hat es sogar bis auf 80 Jahre gebracht (ebd. p. 577 b). Denn geile Tiere, wie Pferd und E., die vielen Samen produzieren, altern schneller als andere, also auch als das Maultier (Arist. de longitud. et brevit. vitae 5 p. 466 b). Letzteres erlangt eine ziemliche Körpergröße, da die sonst auf den Monatsfluß verwendete Ausscheidung bei ihm auf das Wachstum verwendet wird (ebd. gener. II 138 p. 748 b).

Besondere Beachtung fand bei den Alten die Unfruchtbarkeit der Maultiere. Die Überzeugung davon spricht sich in den Worten eines Babyloniers aus, daß Dareios Babylon erobern werde, wenn jene einmal gebären sollten (Herod. III 151). Als ein Maultier des Persers Zopyros ein Junges gebar, wurde dies als ein glückliches Omen angesehen (ebd. 153). Der Pythagoreer Alkmaion (bei Ps.-Plut. de plac. philos. V 14. Gal. XIX 329) meinte, die männlichen seien wegen der Dünnheit oder Kälte des Samens, die weiblichen wegen der Enge der Gebärmuttermündung, d. h. der Geburtswege, unfruchtbar. Empedokles sah als Grund für das letztere die Kleinheit, niedrige Lage und Enge der Gebärmutter an (ebd.; anders, aber unklar bei Arist. gener. II 125ff. p. 747 a f.). Diese Ansicht glaubte der Arzt Diokles durch mehrere Experimente bestätigt gefunden zu haben (Ps.-Plut. und Gal. ebd.). Demokritos meinte, daß die Kanäle (Eileiter?) der Maultiere in der Gebärmutter verdorben seien, weil sie ihren Ursprung nicht von Eltern gleicher Art hätten (Arist. ebd.; vgl. Aelian. XII 16). Zunächst hielt auch Aristoteles (ebd. und 131f. p. 748 a; vgl. 120 p. 746 b. III 1 p. 749 a) die Maultiere beiderlei Geschlechts für unfruchtbar, da sie der Art nach verschieden seien. Doch haben die weiblichen Eierstöcke (ebd. III 58 p. 755 b), aber keine monatliche Reinigung (ebd. I 84 p. 728 b; hist. an. VI 125 p. 573 a), sondern ihr Harn ist nur dicker (hist. an. ebd.), da sie von Geburt verstümmelt sind (gener. ebd.). Sie müssen aber nicht nur empfangen, sondern müßten auch die Frucht binnen Jahresfrist austragen, was aber wegen des mangelnden Monatsflusses unmöglich ist; wegen dieses Mangels riechen auch die männlichen nicht an den Geschlechtsteilen der weiblichen, sondern an der Ausscheidung durch die Blase (gener. II 138 p. 748 b). Es ist wohl möglich, daß das Weibchen bisweilen empfängt, was auch wirklich vorgekommen ist, aber nicht daß es die Frucht ernährt und bis zu Ende austrägt; auch das Männchen kann bisweilen zeugen, da es von Natur wärmer als das Weibchen ist und bei der Begattung keine körperlichen Stoffe hingibt (ebd. 138f.). An einer andern Stelle (hist. an. VI 163 p. 577 b) sagt er vom Weibchen dasselbe, vom Männchen: der ὀρεύς bespringt nach dem ersten Zahnwechsel, im Alter von sieben Jahren befruchtet er auch, und es ist beobachtet worden, daß ein γίννος geworfen wurde, wenn er eine Pferdestute besprungen hatte. In der Tat sind in unseren Tagen mehrere Fälle vorgekommen, daß Maultiere, von Pferdehengsten befruchtet, lebensfähige Junge zur Welt gebracht haben. Ja [658] in Paris gab es ein solches Maultier aus Algier, welches in den J. 1873–1881 sechs Nachkommen teils vom Pferdehengst, teils vom E. hatte, von denen fünf noch bis ins letzte Jahrzehnt des 19. Jhdts. sich erhalten hatten. Eines davon, ein männliches Tier, welches ein Pferd zum Vater hatte, war sogar ebenfalls zeugungsfähig (A. Samson in Dizionario di agricoltura V 1893, 454f.). Im übrigen sind die Gründe, warum Bastarde gewöhnlich keine Nachkommen haben, noch zu wenig aufgeklärt. In Syrien sollte es nach Aristoteles (hist. an I 35 p. 491 a. VI 185 p. 580 b) sog. ἡμίονοι geben, welche ihren Namen nur von der Ähnlichkeit mit den Bastarden von Pferd und E. hatten und in Wahrheit eine verschiedene Art bildeten, da sie sich unter einander begatteten und Nachkommen hatten; sie sollten wie die Wild-E. eine große Schnelligkeit besitzen. Andere versetzten diese (doch sehr problematischen) Tiere nach Kappadokien (Ps.-Arist. de mir. ausc. 69 p. 835 b. Plin. VIII 173). Die römischen Schriftsteller sagen, daß (soweit ihre Erfahrung reiche) das weibliche Maultier unfruchtbar sei (Varro r. r. II 1, 25. Plin. VIII 173. Pall. XIV 29). Doch glaubte Cicero (div. II 61), dass öfter eine mula geboren habe, als ein Weiser existiert. Man berief sich für die Möglichkeit zunächst auf die in den Annalen verzeichneten Prodigien (Plin. ebd.; vgl. Cic. ebd. 49. Varro ebd. 27). Zu diesen gehörte der Wurf einer mula in Reate im Jahre d. St. 543 (Liv. XXVI 23, 5), ein solcher ebenda im Jahre d. St. 564 (ebd. XXXVII 3, 3) und spätere Fälle (Iul. Obseq. 52. 65. 70; vgl. Iuv. 13, 66). Der Kaiser Galba sah das Gebären einer mula im Gegensatz zu dem herrschenden Glauben als ein glückliches Omen an (Suet. Galb. 4). In dem landwirtschaftlichen Werk des Karthagers Mago (ca. 148 v. Chr.) und der von Cassius Dionysius ausgeführten Übersetzung desselben war sogar behauptet, daß die mula im zwölften Monat nach der Empfängnis gebäre, so daß das Gebären einer mula in andern Ländern möglich (Varro ebd. 27) oder in Afrika etwas Gewöhnliches (Col. VI 37, 3) sein mußte.

3. Andere Eigenschaften. Das Maultier ist arbeitsduldend (Hom. Il. XVII 744. XXIII 654. XXIV 277; Od. IV 636. Hes. op. 46. 791. 796. Plin. VIII 171). Die mula schlägt aus (Sen. dial. V 27, 1), wenn sie sehr wild ist, so daß eventuell auf Schaden geklagt werden kann (Serv. Dig. IX 1, 1, 4) und darüber gesetzliche Klarheit herrschen muß (Mela ebd. 2, 27, 34); doch kann diese Untugend ihr durch häufiges Trinken von Wein möglichst abgewöhnt werden (Plin. VIII 173. XXX 149). Der mulus ist stark, umgänglich, unzuverläßig, heuchlerisch und ohne Erziehung (Polemon de physiogn. vers. lat. 2. p. 182. 8 Foerst.).

4. Zucht. Die Pferdestute soll das Maultier nur 6 Monate säugen, weil es zu stark zieht und ihr Schmerz bereitet (Arist. hist. an. VI 154 p. 576 b), was von Plinius (XI 233) irrtümlich, wenn auch bezüglich der Zeit richtig, auf die Eselin bezogen wird. Nach Columella (VI 37, 11; vgl. Pall. IV 14, 4) wird die mula im Alter von einem Jahre (nach Geop. XVI 21, 7 sogar von zwei Jahren) entwöhnt, während 6 Monate genügen. Darauf läßt man sie in Bergen oder rauhen Gegenden weiden. [659] damit die Hufe hart werden (Varro II 1, 16. 8, 5. Col. u. Pall. ebd.). Ehe die Maultiere in Gebrauch genommen werden, müssen sie dressiert werden (Hom. Od. IV 637); ein Maultier konnte unter Umständen schon ein Alter von 6 Jahren haben, ohne, vielleicht weil dies Schwierigkeiten machte, dressiert zu sein (ebd. Il. XXIII 654). Schwer zu dressieren waren die aus dem Lande der Eneter im Norden Kleinasiens (nicht, wie Strab. V 212 meint, Italiens) kommenden Maultiere (ebd. Il. II 852); doch waren die Eneter wohl nicht, wie zu der Stelle auch bemerkt wird (Schol. ebd. u. XXIV 278), geradezu Erfinder der Maultierzucht (vgl. IV 1. 5), obwohl nach H. Brunnhofer (Beiträge zur Kunde der indogerm. Sprachen XXVI 1900, 75) der Name des Landes Kappadokien, das mit Paphlagonien oder dem Lande der Eneter stammverwandt war, aus dem Zendwort kathica = Maultier und skr. toká = Nachkommenschaft als Land und Leute der Maultierzucht zu erklären ist. Man sollte mit der Dressur am vierten Tage im zweiten Drittel des Monats durch Auflegen der Hand beginnen (Hes. op. 796 u. Schol.). Verschnitten sollten die männlichen Maultiere am 12. des Monats werden (ebd. 791 u. Schol.), doch scheint die Kastration bei ihnen ebenso wie beim E. etwas Ungewöhnliches gewesen zu sein (vgl. Varro II 7, 15).

5. Rassen und Lokales. Von den Maultieren der Eneter ist eben die Rede gewesen. Starkknochige Maultiere waren dem Priamos aus Mysien geschenkt (Hom. Il. XXIV 278), sei es männliche (ebd.) oder weibliche (ebd. 325), und Anakreon (beim Schol. Hom. ebd. 278) war der vielleicht ganz richtigen Ansicht, daß die Myser die Maultierzucht erfunden hätten (vgl. o. IV 1. 4. Hehn 132f.). Der Besitz galatischer Maultiere galt für einen überflüßigen Luxus (Plut. de cupidit. divit. 2). In Lydien gab es schöne Maultiere (Aisopos bei Ps.-Plut. sept. sap. conv. 4). In der Gegend an der östlichen Spitze des arabischen Meerbusens gab es Maultiere in Menge (Agatharchides in Phot. bibl. p. 457 b 16. Artemidoros bei Strab. XVI 777), doch keine im südlichen Arabien (Strab. ebd. 768). In Italien waren die von Reate sehr berühmt (ebd. V 228; vgl. o. III 3. 4. IV 2 und u. IV 16). Die von Minorca zeichneten sich durch Grösse und Stärke aus (Diod. V 17). Über das Fehlen der Maultiere in Skythien s. o. II und die in Elis u. IV 16.

6. Futter. Nach dem Ausdrusch des Getreides muß man Heu und zerkleinertes Stroh aufbewahren, um Futter für ein Jahr zu haben (Hes. op. 606). Außer diesem Futter gibt man einem jungen Maultier auch Gerste (Varro II 8, 2). Während zerkleinertes Stroh eine magere Nahrung ist (Apul. IX 13), ist Gerste eine so gute Nahrung (Mart. XIII 11), daß die Maultiere davon dick und übermütig werden können (Aesop. 157 = Babr. 62). Diese fressen auf der Weide die ἄγρωστις (Hom. Od. VI 90), d. h. wohl den Hundszahn. Cynodon dactylon Pers.

7. Verwendung. Das Maultier wurde erstlich zum Reiten benutzt (Hor. Sat. I 6, 105. Mart. XIV 197. Veget. mul. III 59, 1; wohl auch Artem. onir. IV 13; vgl. Mau o. Bd. II S. 1792, 47ff.) . Dies geht auch aus dem Edict Diocletians vom J. 301 hervor (10, 3; vgl. Blümner S. 132). Zum Lasttier eignet sich mehr der mulus als [660] die lebhaftere mula, obwohl beide einen sichern Schritt gehen (Col. VI 37, 10). Freilich waren die Maultiere, welche das Holz für den Scheiterhaufen des Patroklos herbeischafften (Hom. Il. XXIII 121), und die, welche dem Zopyros das Getreide trugen, weiblich (Herod. III 153); die im Heere des Dareios, wohl auch als Lasttiere gebraucht (ebd. IV 129), können beiderlei Geschlechts gewesen sein (vgl. auch u. IV 8). Gewöhnlich aber sind diese Lasttiere als männliche bezeichnet (Plaut. Most. 780. Cic. top. 36. Hor. sat. I 5, 47; ep. I 6, 61, vgl. II 2, 72. Sen. ep. 123, 7. Col. II 21, 3. Plut. Lucull. 17. 37. Appian. Mithrid. 82. Veget. mul. III 59, 1; vgl. auch u. IV 12), und solche wurden auch im Heere verwandt (Liv. X 40, 8, vgl. VII 14, 7). Die οὐρήες im Lager der Achaier, welche von Apollon getötet werden (Hom. Il. I 50), können nach der Anwendung, welche die Maultiere in der Ilias finden, verschiedenen Zwecken gedient haben. Im Gebirge schleppen kräftige männliche ἡμίονοι Balken herab (Hom. Il. XVII 742). Ebensolche zogen auch Lastwagen (Hom. Il. XXIV 278. 7.82. Arist. hist. an. VI 164 p. 577 b. Plin. VIII 175; ungenau Plut. Cat. mai. 5), so 64 solcher Tiere in reichem Schmuck den Leichenwagen Alexanders d. Gr. (Diod. XVIII 27); daher wohl auch in andern Fällen männliche ἡμίονοι Lastwagen zogen (Hom. Il. VII 333. Herod. I 188) und das ζεῦγος ὀρικόν wohl auch aus solchen bestanden und gewöhnlich ebendazu (Isae. 43), nur ausnahmsweise zum Ziehen der Personenwagen (Aischin. II 111), gedient haben wird. Lastwagen zogen auch die muli (Cato agr. 62. Varro r. r. II 8, 5). z. B. die Geschützkarren (Veget. r. mil. II 25. III 24. Plut. Sull. 12), doch konnte ein solches Zwiegespann auch für jeden andern Wagen benutzt werden (Varro ebd.). Ein Zug von muli schleppte Marmorblöcke (Mart. V 22, 7). In diesem und ähnlichen Fällen zogen sie wohl, paarweise hintereinander gereiht, statt an einer Deichsel an einem langen Zugseil, protelum (vgl. Lucilius bei Baehrens Fragm. poet. rom. 186). Mit weiblichen ἡμίονοι dagegen fuhren Nausikaa (Hom. Od. VI 72ff.). wohl auch die indischen Weiber in dem bakchischen Zuge des Ptolemaios II. (Kallixenos Rhod. bei Athen. V 201 a) und vielleicht griechische Hauptleute in Thrakien (Xen. an. VII 5, 2). Ferner die Tochter des Servius Tullius (Dion. Hal. IV 39; doch ist dies unsicher, vgl. S. 628). Die mulae wurden vor die Reisewagen der Römer gespannt (Varro r. r. III 17, 7. Sen. ep. 87, 4. Iuven. 7, 181. Mart. VIII 61, 7. Gai. inst. III 212), und diejenigen, mit welchen Nero fuhr, hatten silberne (Suet. Ner. 30), die seiner Gemahlin Sabina goldene (Plin. XXXIII 140. Cass. Dio LXII 28) Hufschuhe. In einem Testament vom J. 109 n. Chr. vermachte Dasumius seiner Tante einige Paare von mulae nebst Reisewagen und Kutschern (CIL VI 10229.[4] 71). Nach einem Gastmahle schenkte der Kaiser Verus seinen Tischgenossen mit Silber beschlagene Wagen nebst mulae und Kutschern (Hist. aug. Ver. 5, 4). Der Kaiser Heliogabalus bestimmte, welche Damen in einem carpentum mulare fahren dürften (ebd. Hel. 4, 4). In dem Kanal der pomptinischen Sümpfe zwischen Circei und Tarracina wurden die Schiffe von einer mula gezogen (Hor. sat. I [661] 5, 13ff. Strab. V 233). Auch unter das Joch eines Lastwagens konnten die mulae gespannt werden (Verg. catal. 10 [8], 19). Vielleicht waren auch die esseda, welche am Rhodanus von mulae ohne Zügel, indem sie allein dem Zuruf des Lenkers folgten, gezogen wurden (Claudian. carm. min. 18 de mulabus Gallicis), Lastwagen. Über die Benutzung der Maultiere bei der kaiserlichen Post s. Seeck o. Bd. IV S. 1850, 41ff. 1852, 6ff. Eine Zeit lang bediente man sich in Olympia bei den Wettfahrten mit der ἀπήνη außer der Pferde auch angeblich männlicher ἡμίονοι (Polem. Iliens. beim Schol. Pind. Ol. 5 argum. Poll. VII 186). Doch nannte Simonides von Keos die siegreichen ἡμίονοι des Anaxilas sturmfüssige Schwestern der Pferde (bei Herakleides Pont. polit. 25, 5, FHG II 219. Arist. rhet. III 2 p. 1405 b 27). In dreien seiner Oden feierte Pindaros (Ol. 4–6) solche Siege von zwei Sicilianern und zwar auch mit weiblichen ἡμίονοι (ebd. 6, 25). Die Sitte währte von Ol. 70–84 (Paus. V 9, 1; vgl. Polem. ebd.), d. h. 500/3–444/7 v. Chr. Nach Homer (Il. X 352. bei Artem. onir. II 12 p. 101, 17 H. Schol. Soph. Ant. 340) zieht ein Gespann von zwei weiblichen ?μίονοι den Pflug im Brachfelde besser als eines von zwei Rindern (vgl. Hom. Od. VIII 124). Als Grund gab Aristarchos (beim Schol. Hom. Il. ebd) die grössere Schnelligkeit an, Eustathios (810, 61) aber bemerkt dazu unter Berufung auf Sachkundige sehr passend, dass die erste und tiefe Pflugfurche besser von langsameren, aber stärkeren Rindern, die zweite aber von den schnelleren ὀρεῖς aufgerissen werde. Denn man kann den Pflug, wenn der Boden nicht schwer ist, sowohl von männlichen als weiblichen Maultieren ziehen lassen (Col. VI 37, 11). Denselben Zweck hatte vielleicht auch Hesiodos (op. 46. 607) im Auge, wenn er die ἡμίονοι neben den Rindern nennt. Endlich werden jene auch unter den ὑποζύγμα genannt, mit welchen das Getreide gedroschen wurde (Xen. oec. 18, 4). In dem zu einer Bäckerei Pompeiis gehörigen Stall will man Reste von Maultierknochen gefunden haben, und die Maultiere sollen die Mühle derselben gedreht haben (Overbeck-Mau). Ruhetage hatten die Maultiere bei den Römern an Familienfesten (Cato agric. 138 und bei Col. II 21, 5; vgl. o. III 6), besonders Totenfesten (Col. ebd.); an den öffentlichen Festtagen durfte man sie zwar nicht einspannen, aber mit dem Packsattel Baumpflänzlinge herbeitragen lassen (Col. ebd. 3). Wie die E. (s. o. III 18 a. E.) ruhten sie an den Consualien und wurden mit Blumen bekränzt (s. Aust o. Bd. IV S. 1111, 66ff.). Da an diesen Festtagen ludi circenses gefeiert wurden, liefen dabei auch Maultiere um die Wette, weil diese für die ältesten von allen Zugtieren galten (s. Aust ebd.). Über die Verwendung der Exkremente in der Landwirtschaft s. Bd. V S. 1764f.

8. Geschirr. Über dieses ist Ähnliches wie über das des E.s (s. o. III 7) zu sagen. Als Maximalpreis für einen ledernen Halfter, capistrum, sind im Edikt des Diocletian vom J. 301 (10, 7) 80 Denare = 1, 46 Mark angesetzt. Ebenda (6) ist ein Zaum, jedenfalls ohne Gebiß, nebst Halfter, beides von Leder, auf 120 Denare angesetzt, also wohl mit der Bestimmung, daß der Zaum vom Reiter gehalten und der Halfter sich [662] in der Hand des Treibers befand. Der Reitsattel hiess ἀστράβη (s. d.) und sella (Veget. mul. III 59, 1). Im genannten Edikt (10, 3) ist er von Leder und paramna genannt, und als Preis sind für ihn nebst Peitsche 800 Denare angesetzt; die sonst unbekannte Bezeichnung wird von Th. Mommsen (Ber. d. sächs. Ges. d. Wissensch. 1851, 70) mit παράπτειν = anheften (vielleicht von der Rückenlehne) in Verbindung gebracht. Der Packsattel hieß stratum (Liv. VII 14, 7. Veget. mul. III 59, 3) und clitellae (Plaut. Most. 778. Hor. sat. I 5, 47. Liv. X 40, 8), weshalb man auch mulus clitellarius sagte (Plaut. ebd. 780. Cic. top. 36. Col. II 21, 3). Mit clitellae wird aber κανθήλιον identifiziert (s. o. III 1). Als später σάγμα, bezw. sagma, aufkam, sagte man mulus sagmarius (Serv. Aen. I 417) und mula sagmaria (ebd. Isid. XX 16, 5) und überhaupt sagmarius für jedes Saum- oder Lasttier (vgl. Blümner 132). Wie männliche Maultiere bei einem Lastwagen unter das Joch gespannt wurden, schildert Homer (Il. XXIV 268ff.; vgl. W. Helbig D. homer. Epos2 147ff.). Im Maximaltarif des Diocletian (10, 18) ist der Preis für die lederne Fuhrmannspeitsche mit (hölzernem) Griff auf 16 Denare = 29 Pfg. angesetzt. Über das protelum und die den spätern Hufeisen entsprechenden metallenen Hufschuhe s. den vorigen Abschnitt und Blümner 110.

9. Medizinisches. Das wenige, was hier zu sagen ist, könnte auch in dem Abschnitt IV 16 erwähnt werden. Wenn man die Nase einer mula küßt, hören Niesen und Schlucken auf (Plin. XXVIII 57) und soll Schnupfen vergehen (ebd XXX 31 = Plin. Iun. I 10). Der Gestank aus der Nase verschwindet, wenn der Mann die Nase eines mulus, das Weib die einer mula küßt (Marc. Emp. 10, 60). Bei keuchendem Atem ist der Schaum von dem Maul einer mula in warmem Wasser zu trinken (ebd. 17, 18). S. auch u. V.

10. Werte. In der ersten Hälfte des 4. Jhdts. v. Chr. wurde in Attika ein (gewöhnliches) Paar Maultiere für 8, ein anderes für 5 1/2 Minen verkauft (Isae. VI 33), d. h. 723 und 500 Mark. Ein mulus konnte leicht teurer als ein gallischer Pferdewallach sein (Plaut. Aul. 494) und war kostbarer als ein Rind (Col. VI 37, 11), eine mula wertvoller als ein mulus (ebd. 36, 3) und unter Umständen teurer als ein Haus (Mart. III 62, 6); letztere gehörte zum Luxus der Frauen (Tert. ad ux. II 8). Über die Erhebung eines Grenzzolles s. o. III 10. Nach dem Edikt Diocletians vom J. 301 sollte der Maximaltagelohn für den Treiber (?) oder Kutscher (7, 19) außer der zu gewährenden Kost 25 Denare = 45. 7 Pfg. betragen; der Tierarzt für Scheren (der Mähne und Herrichtung der Hufe zur Aufnahme von Hufschuhen (oder Hufeisen, worüber Blümner 110 zu vergleichen) pro Tier 6 Denare (7, 20) = 11 Pfg., für Aderlaß und Reinigen des Kopfes (d. h. nach Blümner 111 wohl der Augen, Ohren, Zähne u. s. w.) pro Kopf 20 Denare (7, 21) = 36,5 Pfg. erhalten.

11. Vergleich und Schimpfwort. Ein langsamer Mensch läßt sich mit einem ἡμίονος vergleichen (Ps.-Plut. sept. sap. conv. 4). Als Schimpfwörter für dumme Menschen finden sich mula (Plaut. Most. 878) und mulus (Catull. 83, 3). [663]

12. Sagen, Anekdoten u. dgl. Als die Herakliden in die Peloponnes zurückkehren wollten, verhalf ihnen zufolge eines Orakelspruches dazu ein ἡμίονος (Paus. V 3, 5f.). Ein männliches Maultier des Thales, welches zum Tragen von Salz benutzt wurde und zufällig beim Überschreiten eines Flusses gestürzt war, hatte bemerkt, daß seine Last durch die Auflösung des Wassers erleichtert war, und warf sich daher, so oft es durch den Fluß geführt wurde, absichtlich nieder, um die Last zu erleichtern; da ließ Thales die Gefässe mit Schwämmen füllen, so daß das Tier durch die Erfahrung, wie es seine Last durch das Hinwerfen erschwere, eines Besseren belehrt wurde (Plut. soll. anim. 16. Aelian. hist. an. VII 42; E. bei Aesop. 322). Ein achtzigjähriger ?μίονος, der wegen seines Alters nicht mehr eingespannt wurde, hatte bei dem Bau des Parthenon in Athen die andern Gespanne dadurch zur Arbeit angefeuert, daß er teils mitzog, teils nebenherlief, woraufhin durch Staatsbeschluß die Getreideverkäufer angewiesen wurden, ihn nicht von ihren Getreidesieben wegzujagen (Arist. hist. an. VI 164 p. 577 b. Plin. VIII 175; vgl. Plut. Cat. mai. 5). Zur Trauer um den Tod des Hephaistion ließ Alexander d. Gr. allen Pferden und Maultieren die Mähne abschneiden (Plut. Alex. 72). Einem schlechten Haushalter, der sogar schon seinen Pferdewallach aufgegessen hatte, riet Cicero (ep. IX 18, 4), auf dem ihm übrig gebliebenen mulus nach Rom zu reiten.

13. Sprichwörtliche Redensarten. Um etwas kaum Mögliches zu bezeichnen, sagte man Ἔπεὰν ἡμίονοι τέκωσιν (Herod. III 151), lateinisch cum mula pepererit (Suet. Galb. 4). Die Worte des Epigrammatikers Pompilius (bei Varro de l. l. VII 28) sic fiet mutua muli (etwa: so wird die gegenseitige Ausgleichung erfolgen) entsprechen dem Sprichwort Mutua muli scabunt (Auson. idyll. 12 praef. monosyll.), d. h. ,die Maultiere kratzen sich gegenseitig‘, auf welches auch die Worte des Symmachus (ep. I 31, 1) anspielen: si plura de te praedicem, videbor mutuum scabere. Als Marius zum erstenmale die Soldaten selbst ihre onera (Fest. ep. p. 148, 6. 149, 25) oder sarcinae (ebd. 24. 1), d. h. ihre vasa (Korb, Beil. Kochgeschirr) und cibaria (Frontin. strat. IV 1, 7), nämlich Mehl oder Brot, auf einer gabelförmigen Stange tragen ließ, sprach man von muli Mariani. Der Ausdruck wurde dann auch auf geduldig arbeitende Menschen überhaupt angewandt (Plut. Mar. 13). Da die von Marius eingeführte Sitte beim Heere verblieb, sieht man ihr Gepäck an einer Stange tragende Soldaten auch z. B. an der Traianssäule (Bellori Colonna Traiana, Taf. IV 43. 44). Das Sprichwort Mulum de asino pingere, eigentlich ,aus dem Bilde eines E.s das eines mulus machen‘ (Tert. adv. Valent. 19), bedeutet ,aus einem dummen einen andern machen‘ oder ,keinen Unterschied machen‘.

14. Fabeln. In diesen wird das Maultier in Beziehung zum E. gebracht. Wenn es auf seine Ähnlichkeit mit der Mutter stolz werden will, erinnert es sich, daß es den E. zum Vater hat (Aesop. 157 = Babr. 62. Ps.-Plut. sept. sap. conv. 4). Da es dem unter seiner Last erliegenden [664] E. nicht einen Teil derselben abnehmen will, wird es nach dem Tode des E.s mit der ganzen Last desselben und obendrein noch mit der ihm abgezogenen Haut bepackt (Aesop. 177 b).

15. Eigennamen. Auf einem Pinax in Berlin nr. 1814 hießen zwei Maultiere Φάλιος (= Hell?) und Μύλιος von μύλη (P. Kretschmer D. griech. Vaseninschriften 1894, 210; vgl. u. VI 2 a).

{{Überschrift|16. [[RE:Aberglaube}} 16. Aberglaube. Über die als Prodigien angesehenen Fälle, in denen mulae geboren hatten, s. o. IV 2. 13. Im J. 572 d. St. war der Fall zu sühnen, daß ein dreifüssiger mulus in Reate geboren war (Liv. XI. 2). Mit dem Aberglauben in der Medizin (s. o. IV 9) und der Geilheit des E.s (s. o. III 2 b) hängt der Glaube zusammen, Haare, aus dem Schweif der mula gerissen, könnten bewirken, daß Weiber gegen ihren Willen empfingen, wenn man jene nämlich während des Beischlafs zusammenbinde (Plin. XXX 142), und daß der Staub, in welchem sich eine mula gewälzt habe, auf den Leib gestreut, die Liebeshitze mildere (ebd. 148). Einige Schriftsteller (Herod. IV 30. Paus. V 5, 2; vgl. Antigon. Car. 13) behaupten, dass Pferdestuten in Elis von E. nicht trächtig würden, sondern zum Bespringen in die angrenzenden Länder geschickt werden müßten, wovon der Grund nach Aussage der Eleer ein darüber ausgesprochener Fluch sein solle. Ihr König Oinoinaos nämlich sollte als großer Pferdeliebhaber schwere Flüche auf das Beschälen durch E. gelegt haben (Plut. quaest. gr. 52). Aber schon Aristoteles (bei Aelian. hist. an. V 8) hatte darüber Bedenken, daß in Elis keine Maultiere sollten geboren werden können. Auch spricht Noemon (Hom. Od. IV 636) von seinen jungen Maultieren in Elis, die noch von Pferdestuten gesäugt würden. Tatsächlich werden allerdings in historischer Zeit die Eleer keine Maultierzucht getrieben haben, weil das benachbarte Arkadien durch seine berühmten Zucht-E. (s. o. III 4) dazu viel besser geeignet war (anders freilich Hehn 133). Über das Gespenst Empusa s. o. III 17.

17. Mythologie. Über Maultiere, welche Wagen im Zuge des Dionysos ziehen, s. o. III 18. Die Semele, später Mutter des Dionysos, fuhr mit Maultieren (Nonn. VII 245). Dagegen ritt die Selene, welche an dem Postament der Zeusstatue in Olympia dargestellt war, wohl auf einem Pferde, nicht Maultiere (Paus. V 11, 8).

18. Opfer. Muli werden den Göttern nicht geopfert (Arnob. VII 16).

V. Maulesel.

Die alten Griechen bezeichneten mit ἡμίονος (s. o. III 3) und vielleicht auch ὀρεύς nicht nur das Maultier, sondern auch den Maul-E., so daß manches, was von ἡμίονος gesagt wird, sich auch auf den Maul-E. beziehen kann. Besonders gehört deshalb hierher auch einiges von dem, was über die zoologischen Eigenschaften aller drei Tiere (o. II) und über die Kreuzung zwischen Pferd und E. (o. III 3) erwähnt ist. Im übrigen aber wird das vom Maultier Gesagte sich im großen und ganzen auch nur auf dieses beziehen lassen, da im alten Griechenland ebenso wie im heutigen, wo μουλάρι auch Maultier und Maul-E. bezeichnet, aber das μουλάρι fast immer das Produkt von E. und Pferdestute ist (Th. v. Heldreich La Faune de Grèce 1878, 17), es [665] wenig Maul-E. gegeben haben wird. Die Römer nannten ihn hinnus (Varro r. r. II 8, 1. 6 u. bei Non. 122, 2. Col. VI 37, 5) und hinnuleus (Varro de l. l. IX 28) oder hinnulus (Plin. VIII 172; vgl. Corp. gloss, lat. II 324, 57: ἡμίονος ἐξ ἴππου καὶ ὄνου θηλείας hinnus hinnulus). Das Wort ist offenbar von γίννος (ginnus bei Mart. VI 77, 7) entlehnt, womit ein krankhaft gebildetes Maultier bezeichnet wurde (s. o. IV I). In nicht allzu früher Zeit finden wir es als etruskisch huins wieder (Mor. Schmidt Jahrb. f. Philol. 1874, 800). An seine Stelle tritt später burdo, zuerst nachweisbar als Cognomen eines Praefecten der Flotte in Deutschland im J. 69 n. Chr. (Tac. hist. I 58), übrigens nicht zu verwechseln mit burdus (Ps.-Acro zu Hor. c. III 27, 7) oder buricus (Veget. mul. VI 2, 2. Isid. XII 1, 55), was ein kleines Pferd bezeichnete (Veget. ebd.). Wenigstens wird burdo ausdrücklich als Maul-E. erklärt (Isid. XII 1, 61. Eugenius de ambigenis 2 in Anthol. lat. nr. 387 ed. Meyer. Corp. gloss. lat. V 563, 45. 493, 25), freilich auch als Maultier (Corp. gloss. lat. II 324, 56: ἡμίονος ἐξ ἴππου θηλίας καὶ ὄνου mulus vurdo; vgl. auch ahd. durmer ,burdo ex equa et asino‘ bei H. Palander D. althochdeutschen Tiernamen I 1899. 99). Wenn einmal hebräisch pěrěd = Maultier in der Vulgata mit burdo übersetzt ist (2 [4] Reg. 5, 17) und dieses selbst aus jenem hervorgegangen sein sollte, so wird doch an 10 oder 11 andern Stellen der Vulgata jenes mit mulus und einmal (2 Sam. 13, 29) mit mula übersetzt. Dazu kommt, daß heute italienisch bardetto den Maul.-E. bezeichnet. Daher hat die Bedeutung Maul-E. wohl die meiste Wahrscheinlichkeit für sich, wenngleich mitunter auch ein männliches Maultier gemeint sein kann. Daß mannus, ein gallisches Wort, seit Lucretius (III 1061) öfters gebraucht, und buricus nicht gleichbedeutend mit hinnus sind, sondern ein kleines Pferd bezeichnen, hat K. Rittweger (Archiv f. lat. Lexikographie 1892, 318f.; vgl. auch Corp. gloss. lat. II 127, 2 mannis βουρίχοις) nachgewiesen, wenn auch, wie eingewandt wird (Schrader bei Hehn 581. W. Meyer-Lübke Berl. phil. Wochenschr. 1899, 183), italienisch bricco, spanisch burrico, prov. burrik, die von buricus stammen, Benennungen des E.s sind. Der hinnus ist kleiner als der mulus und meist rötlicher; seine Ohren sind die des Pferdes, Mähne und Schwanz ähnlich denen des E.s; der Fötus bleibt wie der des Pferdes 12 Monate (genauer nach o. III 3 im Mittel 340 Tage) im Mutterleibe; man zieht ihn wie ein Pferdefüllen auf und erkennt sein Alter an den Zähnen (Varro r. r. II 8, 6). Die hinni sind in allem der Mutter ähnlicher, als dem Vater; daher ist es vorteilhafter mulae zu züchten (Col. VII 37. 5). Burdones sind von iumenta verschieden (Ulp. Dig. XXXII 49 pr.). Krampfadern entstehen beim burdo, wenn er eine zu große Last getragen, bei der mula, wenn sie zu lange im Joch gewesen ist (Pelagon. 196). Wenn der burdo die Rhododaphne, d. h. den Oleander (vgl. o. III 2 a), frißt, platzt seine Blase und er muß sterben (ebd. 141). Die burdones tragen Stroh (Inc. bei Baehrens Poet. lat. min. IV p. 332). Mit Bezug auf die unnatürliche Liebe der Pasiphae zu einem Tiere (vgl. asinaria Pasiphae bei Apul. met. X 19) verfasste Luxorius (bei Baehrens [666] ebd. p. 421) ein Gedicht auf einen gewissen Burdo, welcher seiner Tochter den Namen Pasiphaa gegeben hatte, und bezeichnete ihn dabei als einen burdo. Von Placitus med. ist das 13. Capitel überschrieben De mula vel burdone. Unter anderem lehrt er darin, ein Weib werde unempfänglich, wenn es die Hode eines burdo über einem unfruchtbaren Baume verbrenne, in dem Urin eines verschnittenen Tieres lösche und nach der Menstruation in dem Fell einer mula an den Arm binde; verbrannte Leber des burdo (Hufasche von mulus oder mula bei Plin. XXIX 106. Plin. Ιun. I 4. Marc. Emp. 6, 19) mit Myrtenöl befördere das Wachsen des Kopfhaares. Dem Worte burdobasta (Petron. 45, 11) wird teils die Bedeutung ,lendenlahmer E.‘ teils ,Maultiertrage‘, d. h. Traggestell auf dem Rücken eines Maultieres, beigelegt (s. L. Friedlaender z. d. St. 246f.). Weist die Etymologie des Wortes auf die Bedeutung eines Gestells hin, so ist mit demselben wohl ein solches für Maul-E. gemeint. Im Edikt Diocletians vom J. 301 (7, 17. 19), in welchem die burdones nur als Saumtiere vorkommen (Blümner 109. 132), ist der Maximaltagelohn sowohl für den asinarius, E.s-Treiber, als mulio, Maultier-Kutscher (oder auch -Treiber?), als burdonarius ausser der Verpflegung auf 25 Denare = 45, 7 Pfg. festgesetzt. Nach diesem Edikt (11, 4 a ff.) sollte der härene Packsattel sei es des burdo sei es des Kamels höchstens 350 Denare = 6, 39 Mark, der eines E.s nur 250 Denare kosten. Die Belastung des burdo mit Brennholz ist daselbst (14, 10) auf 300 Pfund = 98, 24 kg., die des E.s (14, 11) auf 200 Pfund angenommen, dagegen ist von der eines mulus ebensowenig die Rede, wie von dem Packsattel eines solchen.

VI. Kunstdarstellungen.

Über Darstellungen des Wild-E.s s. o. I.

1. Vorbemerkung. Bei vielen Denkmälern sind die Archäologen im Zweifel, ob sie einen E. oder ein Maultier darstellen, da die charakteristischen Eigenschaften des Maultiers, nämlich der ganze dem des Pferdes ähnliche Habitus, die kürzeren Ohren, die längere Mähne und die mehr oder minder starke Behaarung des Schwanzes auch nahe an der Wurzel oft nicht deutlich genug oder einheitlich ausgeprägt sind. Dies trifft besonders bei dem Reittier des bakchischen Kreises zu. So nahm z. B. Ed. Gerhard (Auserles. gr. Vasenbilder I 151. 269) mit einer an sich sehr sinnigen Begründung an, daß von Dionysos das Maultier als Symbol des unfruchtbaren lüsternen Gottes geritten werde. Aber nach den literarischen Zeugnissen war der E., wenn auch nicht das Zugtier, so doch jedenfalls das Reittier des bakchischen Kreises (s. o. III 18). Diejenigen, welche in einem Vasenbilde (u. VI 3 b) die Illustration zur ersten Szene von Aristophanes Fröschen erkannt zu haben glauben, haben doch aus diesem Grunde das darin vorkommende Reittier für einen E. angesehen. Auf der (ebd.) zu erwähnenden korinthischen Amphora ist ein dem Maultier ähnlich gestalteter E. als ὄνος bezeichnet. Ferner wird man mit Recht präsumieren, daß Mühlentiere keine Maultiere, sondern E. gewesen seien, umgekehrt bei den Pflugtieren. In andern Fällen wird die Entscheidung mehr oder minder unsicher sein.
[667]

2. Realistische Darstellungen und Genrebilder.

a) Vasenbilder. Auf dem sf. Bilde einer im Louvre befindlichen Schale, welches die Bestellungsarbeiten beim Ackerbau darstellt, sieht man unter anderm einen mit zwei Maultieren bespannten Pflug, einen ebenso bespannten und mit zwei Gefässen beladenen zweirädrigen Karren und ein nicht angeschirrtes Maultier; die Zugtiere sind mittels eines breiten, über Brust und Nacken gehenden Gurts an die Deichsel festgebunden und am Kopfe aufgezäumt, während die auch einen Pflug ziehenden Stiere unter dem Joche gehen (Jahn Sächs. Ber. 1867, 78ff. mit Taf. I 2. Blümner bei Baumeister 11f. mit Taf. I 13 a. b). An einer kleinen, ebenfalls sf. Vase aus Eleusis bezieht sich das Bild der Vorderseite auf die Midassage, das auf der Rückseite bringt Arbeiten beim Feldbau, bei denen wiederum Maultiere den Pflug ziehen (H. Bulle Athen. Mitt. 1897, 388 mit Taf. 13. R. Zahn ebd. 1899, 340 mit Fig. 3). Auf einer Caeretaner Vase, deren Figuren auf den roten Tongrund im sog. Silhouettenstil aufgemalt sind, ist ein von einem Löwen angefallenes Maultier dargestellt (Fr. Winter Arch. Jahrb. XV 1900, 84 mit Fig. 2 nach den Antiken Denkmälern II Taf. 28 m. farbigen Abbild.). Der schon (oben IV 15) erwähnte Berliner Pinax nr. 1814 zeigt einen Reisewagen mit zwei Maultieren (F. Jeschonnek De nominibus quae Graeci pecudibus domesticis indiderunt 1885, 56).

b) Campanische Wandgemälde. Unter den pompeianischen Gemälden zeigt zunächst eines einen an die Wand gebundenen ithyphallischen E. (oder ein solches Maultier) mit einem Reitsattel, welcher mit einem Gurt unter dem Bauch befestigt ist (Jahn Abhandl. Sächs. Ges. 1868, 284 mit Taf. III 8. W. Helbig Wandgem. nr. 1482). Das ithyphallische Tier eines andern solchen Gemäldes ist eher ein Maultier und fast ebenso gesattelt, nur daß der Sattel vorne nicht unerheblich nach oben gebogen und auch noch unter der Brust und dem Schwanz befestigt ist (Jahn ebd. 283f. mit Taf. III 4. Helbig ebd. nr. 1483). Auf einem Gemälde fehlen die Vorderteile der beiden Maultiere, welche einen zweirädrigen Lastwagen ziehen (Jahn ebd. 282 mit Taf. III 3. Helbig ebd. nr. 1485). Von einem vierrädrigen Wagen mit Weinschlauch sind die beiden, wohl männlichen, Maultiere abgespannt, doch sieht man an der etwas aufgerichteten Deichsel oben das Joch mit dem Riemenwerk, womit jenes befestigt und die Tiere angespannt wurden (Jahn ebd. 282f. mit Taf. V 1. Helbig ebd. nr. 1487). Zu einem Tierstück gehören zwei vor einer Löwin fliehende E. (Helbig ebd. nr. 1586). Unter den herculanensischen Gemälden, welche ägyptisierende Landschaften darstellen, bringt das eine unter anderm einen mit Amphoren in seinem Packsattel beladenen E., welcher auf ein Krokodil zuläuft und von einem Manne am Schwanze zurückgehalten wird (Jahn ebd. 281 mit Taf. III 9. Helbig ebd. nr. 1568).

c) Ein Mosaikbild in Palermo stellt verschiedene Tiere, darunter auch einen E. dar (H. Heydemann Arch. Ztg. 1869, 40). Ein Mosaik im alten Karthago bringt ein Jagdbild, in dem ein Fußgänger mit der Peitsche ein beladenes [668] Maultier antreibt (A. Schulten Arch. Anz. 1899, 67 m. Fig. 1).

d) Plastische Darstellungen. Eine Terrakotte, welche eine auf einem E. sitzende und ein Kind in den Armen haltende Frau darstellt, ist aus Salamis in Cypern ins Brit. Museum gekommen (Arch. Jahrb. I 1886, 127). Im vatikanischen Museum befindet sich der Marmorkopf eines E.s, der, weil er Stutenkot gerochen hat (?), den Kopf erhebt und ein brünstiges Geschrei anstimmt (Helbig Führer nr. 175). Drei Bronzestatuetten von E. bildet Reinach (Stat. II p. 745) ab: 1. eines nackten von Wien, 2. eines brünstigen und mit zwei zu beiden Seiten herabhängenden Körben bepackten des Brit. Mus. und 3. eines ungezäumten mit Halsgurt und Reitsattel, der vorne eine hohe Lehne hat und durch Bauch- und Schwanzriemen befestigt ist, von Toulouse.

In mehrfacher Hinsicht ist ein Reliefbild von Aesernia in Samnium interessant (Jahn Ber. 1861, 369ff. mit Taf. X 6. Blümner bei Baumeister 2119f. mit Fig. 2373). Ein Reisender nämlich, der in einem Wirtshause übernachtet hat, sein Reittier am Zügel haltend, verhandelt mit der Wirtin, wie die Inschrift erweist, über die Bezahlung. Da sie ihm 2 As, etwa 10 Pfg., für das seinem mulus gegebene Heu abfordert, scheint ihm diese Forderung zu hoch. Das Tier ist deutlich, besonders durch seine starke Mähne, als Maultier charakterisiert. Der Sattel ist durch Brust; Bauch- und Schwanzriemen befestigt, die Kopfbekleidung der auch heute üblichen gleich, dagegen zeigen sich an dem sichtbaren einen Ende des Gebisses drei kleine Stacheln (über diese s. Droysen o. Bd. III S. 2064, 47ff.). An dem Friese eines römischen Grabmals augusteischer Zeit sieht man zwei Mühlen von je einem E. gedreht werden; an der einen steht der den E. antreibende Sklave mit der Peitsche (Blümner bei Baumeister 246 m. Fig. 224 a); die Augen sind, was mitunter geschehen sein soll (s. o. III 6), nicht verbunden; unklar bleibt die Anschirrung. Ein ähnliches Bild gibt das Gesims eines Grabreliefs im Vatikan; der Treiber fehlt, die Peitsche hängt an der Wand (Jahn a. a. O. 346 mit T. XII 3); hier scheint der E. mit einem Brustriemen zu ziehen. Das letztere ist der Fall bei der als Ladenzeichen dienenden Reliefdarstellung eines Mühlen-E.s an einem pompeianischen Bäckerladen (Overbeck-Mau Fig. 186). An der Traianssäule (Bellori Colonna Traiana) sieht man unter verschiedenen Gruppen Maultiere: 1. Ein Maultier, dessen Reiter herabgefallen ist, mit Kopfstück und einfachem Zügel (T. 8, 85); 2. zwei von einem Soldaten geführte haben an den Enden der Gebisse gebogene knebelartige Fortsätze von Metall, an deren Enden die Zügel befestigt sind (T. 42. 197); 3. zwei zweirädrige Geschützkarren werden von je zwei Maultieren gezogen, deren Geschirr das nämliche wie das eben erwähnte ist (30, 170); 4. dasselbe, doch fehlen die erwähnten Fortsätze am Gebiß (45, 202); 5. drei ausgespannte Maultiere, ebenso gezäumt (83, 278); 6. zwei E. oder Maultiere in der Herde der Dacier (113, 320). Auf einem Relief von Langres (Jahn Abh. 282, 69 mit Taf. III 10) ist ein vierrädriger mit einem hölzernen Weinfaß beladener Karren abgebildet, dessen daraufsitzender Kutscher mit [669] der Peitsche in der Hand zwei mit dem Joch ziehende Maultiere und ein drittes, nebenhergehendes lenkt; das letztere hat einen um Nacken und Brust gehenden Gurt, an dem der Zügel befestigt ist, und scheint nicht zu ziehen. An dem Sekundiniermonument von Igel bei Trier ist ein von zwei Maultieren gezogenes zweirädriges Wägelchen dargestellt, auf dem zwei Personen sitzen (Guhl und Koner S. 767 mit Fig. 827 nach Neurohr Abb. d. röm. Mon. in Igel Taf. 2).

e) Münz- und Gemmenbilder mit E. oder Maultieren haben Imhoof-Blumer und Keller behandelt. Von ihnen werden folgende Gemmenbilder aufgeführt: ein E. oder Maultier von Wölfen zerrissen (Taf. XV 62. 63); ein E. mit clitellae (XVII 6); ein störrischer, von seinem Treiber vorwärts geschobener (aus Cypern, sehr alt, ebd. 7); ein tanzender (ebd. 12); aus einem Schneckengehäuse kommender (ebd. 13. 14. 38); zwei einen zweirädrigen Wagen, dessen eigentümliche Deichsel an assyrische Denkmäler erinnert, ziehende Maultiere (aus Knosos in Kreta, ebd. 2); ein mit Maultieren bespannter Leiterwagen (ebd. 4). Münzbilder: Münze von Metapontion mit Kopf des E.s und von Kyzikos mit einem auf einem Thunfisch stehenden E. (S. 14). Über einen zu den Inselsteinen gehörigen Breslauer Kalkspat, auf welchem ein störrischer E. oder solches Maultier dargestellt ist, handelt O. Rossbach (Arch. Zeit. 1884, 319 mit Taf. 16, 4). Eine Gemme mit Mühlen-E. bildet Jahn (Ber. 1861, 346, 210 mit Taf. XII 5) ab. Auf die Verdienste des Kaisers Nerva um das Postwesen (vgl. Seeck o. Bd. IV S. 1848, 52) bezieht sich die Inschrift einer Münze Nervas Vehiculatione Italiae remissa S. C.; auf dem Avers weiden zwei ungesattelte Maultiere hinter einem Wagen (Eckhel VI 408).

3. Mythologische Darstellungen.

a) Allgemeines. Über die Beziehung des E.s zum bukolischen Kreise handelt unter Berücksichtigung zahlreicher Monumente und Verweisung auf die bezüglichen illustrierten Werke, die hier nicht namhaft gemacht werden können (Beispiele im speziellen Teile), Stephani (S. 133. 217ff.). Freilich läßt er es oft unentschieden, ob es sich um einen E. oder ein Maultier handelt. Aber nach Abschnitt VI 1 darf wohl die letztere Möglichkeit, soweit es sich um das Reittier handelt, hier unberücksichtigt bleiben. Denn, wenn auch nach Stephani (232) keiner der von ihm nachgewiesenen Kompositionen, in denen Dionysos auf einem E. oder Maultier reitend erscheint, eine bestimmte von der Sage überlieferte Situation zu Grunde zu liegen scheint, so ist dies doch zum Teil bezüglich seiner Anhänger der Fall, und überhaupt weisen die literarischen Überlieferungen nur auf den E. In den älteren Kunstwerken reitet Dionysos auf E., fährt aber nie mit ihnen; nur andre Teilnehmer des bakchischen Thiasos fahren auch mit E. (Stephani 217. 230). Noch in der Zeit zwischen Pheidias und der römischen Kunstepoche verlieh man dem Dionysos zuweilen den E. zum Reiten; die römische Kunst scheint ihn nicht mehr unmittelbar mit der Person desselben in Verbindung gesetzt zu haben (229ff. 237). Auch Hephaistos erscheint als Genosse des Dionysos schon auf sf. und später auf rf. Vasen als E.s-Reiter (133. 237; vgl. Baumeister 644f.). Die enge [670] und bevorzugte Verknüpfung des E.s mit Seilenos aber ist eine nicht erst, wie Stephani (239) meint, in römischer, sondern schon in alexandrinischer Zeit ausgebildete Vorstellung (vgl. Baumeister 1642 und o. III 18). Besonders zahlreich sind die römischen Marmorreliefs, welche den alten Seilenos auf einem E. reitend darstellen (Stephani 239). Auch auf einigen Mosaiken und einem (von Stephani aber nicht abgebildeten) Bronzebecher der Petersburger Ermitage aus römischer Zeit tritt er in derselben Weise auf (241). In ein paar Reliefs derselben Kunstperiode fährt er auf einem von E. gezogenen Wagen (217. 241). Auf E. reitende Satyrn bringen sowohl sf. Vasen als Statuen und Bronzereliefs römischer Zeit; in andern Kompositionen schwarz- und rotfiguriger Vasen sind sie vergebens bemüht, störrische E. zu bändigen (231. 239). Mit den Mainaden finden wir den E. von der Kunst zu allen Zeiten in Verbindung gesetzt, besonders häufig in den sf. Vasengemälden ithyphallische E. reitend (238). Der römischen Zeit gehören die Bilder, namentlich Reliefbilder, mit Mainaden, die auf einem von E. gezogenen Wagen fahren, an, sowie eines mit Kindern und Eroten (217. 238). Nach Stephani ist ferner die Verbindung des E.s mit Priapos auf Gemmen (234. 236; vgl. 241) und mit Pan, sofern dieser auf einem E. reitet, auf einem späteren Relief (241) nachzuweisen. Zwei Eroten, die sich mit einem störrischen E. zu tun machen, stellt ein Karneol der Petersburger Ermitage dar (235 ohne Abb.). Auf einem (nach Baumeister 1414. spätrömischen) Relief wohnen ein Stier und ein E. als Repräsentanten des Zeugungs- und Fortpflanzungstriebes dem Akt bei, in welchem Prometheus Menschen bildet (Stephani 236; Abb. bei Müller-Wieseler Denkm. d. a. K. II 840). Daß die Künstler eben an diese Eigenschaft des E.s bei seiner Darstellung im bakchischen Kreise gedacht haben, zeigt sich namentlich darin, daß sie ihn, wenigstens in den älteren Darstellungen dieser Art, fast regelmäßig ithyphallisch gebildet haben (Stephani ebd.). Wenn mitunter Trinkhörner die Form von E.s-Köpfen erhalten haben, so vermutet Stephani (241f.), daß es die diesen wegen des obscönen Charakters des E.s zugeschriebene zauberabwehrende Kraft sei, welche sie mit dem bakchischen Kreise zusammengebracht habe. Jedoch irrt jedenfalls Stephani, wenn er glaubt, daß die Alten diese Trinkhörner ὄνοι genannt hätten (vgl. Ἐπίνητρον, die Köpfe an Bisellieu dagegen gehören auch in den dionysischen Kreis (vgl. u. VI 3 d). Die von Stephani (ebd.) auch dem bakchischen Kreise zugewiesenen E., welche bald Körbe voll Weintrauben oder Amphoren tragen, bald mit Weinfässern beladene Wagen ziehen, gehören doch wohl zu den realistischen Bildern (s. o. VI 2). Über die zum Vestakult, dem der Epona und eines gallischen Gottes gehörenden E. s. u. VI 3 c und d.

b) Vasenbilder. Eine sf. korinthische Amphora des Berliner Museums, auf welcher die Befreiung der Andromeda durch Perseus dargestellt ist, trägt auf der Rückseite das Bild eines Ἔυϝαρχος genannten Mannes, welcher auf einem ungesattelten ithyphallischen E. reitet; letzterer, einem Maultier ähnlich, ist auf der Amphora als ὄνος bezeichnet [671] (Dumont et Chaplain Les céramiques de la Grèce propre I 1887, 253f. Reinach Rép. des vases peints I 217 mit Fig. 2 nach Mon. d. Inst. X 52). Eine Hydria von korinthisch-etruskischem Charakter zeigt eine Bakchantin, die auf einem laufenden E. reitet (Dumont et Chaplain ebd. p. 268). Vor kurzem ist in Rom das Bruchstück einer sf. Vase mit Dionysos auf dem E. ausgegraben worden, welches dem Ausgang des 7. oder der ersten Hälfte des 6. Jhdts. anzugehören scheint (Ch. Hülsen Berl. philol. Wochenschr. 1899, 1003. 1006). Ein sf. Vasenbild von Cumae in Unteritalien bringt den bärtigen Dionysos auf einem E. reitend zwischen zwei Satyrn (Reinach ebd. 487 mit Fig. 1 auf S. 488). In die Zeit 550–500 setzt man die sf. Françoisvase, welche unter dem Mittelstreifen nach Stephani (237) die älteste Darstellung von der Zurückführung des Hephaistos in den Olymp durch Dionysos bringt; dabei geht Dionysos dem auf einem E. reitenden Gotte voran (Baumeister 1800 mit Taf. LXXIV). Auf dem Mittelstreifen derselben Vase beschließt Hephaistos, ebenfalls auf einem E. reitend, den Festzug der Götter zur Hochzeit des Peleus und der Thetis (Baumeister ebd.). Die Vorderseite eines bei Kertsch gefundenen sf. Kraters zeigt einen bärtigen Mann, wohl Hephaistos, auf einem ithyphallischen E. reitend (Stephani 133 mit Figur auf S. 5). Sicher ist es Hephaistos, welcher auf einer sf. Amphora einen derbsinnlichen E. reitet (Ed. Gerhard Auserles. gr. Vasenbilder I 1840. 150f. mit Taf. 38); an dessen geschwollener Rute hängt nämlich ein kleiner Krug. Die Rückseite einer sf. Amphora des Louvre aus Caere versinnbildlicht anscheinend die Lust der Weinlese und zeigt u. a. eine auf einem ungesattelten ithyphallischen E. reitende Frau, vielleicht eine Mainade (Baumeister 444 mit Fig. 493. Reinach ebd. 144 mit Fig. 3). Auf einer Wiener Lekythos mit schwarzen Figuren auf hellgelbem Grunde schlägt ein Satyr laut rufend mit beiden Händen einem ithyphallischen E. in die Weichen: auf der andern Seite läuft ein E. fort: unter dem ersteren liegt eine große Amphora (Arch. Zeit. 1854. 444). Die schon erwähnte Rückkehr des Hephaistos in den Olymp hat das Bild eines rf. Stamnos zum Gegenstande (Gerhard a. a. O. 187 mit Taf. 58); der E., auf dem der Gott reitet, ist wieder ithyphallisch und über seinen Rücken wohl eine kleine Decke gelegt. Die Vorderseite einer in Ruvo gefundenen und der Petersburger Ermitage gehörigen rf. Vase des 4. Jhdts. führt uns den mit seiner Geliebten in einer Kline auf einem E. reitenden Dionysos vor (Stephani 228 mit Taf. V 3): die Kline, welche eine Vorder- und Rücklehne hat und mit Polstern bedeckt ist, ist mit einem Brust- und vielleicht auch andern Gurten befestigt, der E. wird von einem Satyr am Zügel geführt. Von einem Bilde auf schwarzem Grunde, womit eine Berliner Vase aus Neapel geschmückt ist, ist es zweifelhaft, ob der als Herakles kostümierte Mann Dionysos und sein auf einem Tiere reitender Diener Xanthias und so das Bild eine Illustration zur ersten Scene von Aristophanes Fröschen sei. Dies nahm Th. Panofka (Arch. Zeit. 1849, 17 mit Taf. III 1) an und sah in dem übrigens ungesattelten Reittier einen E.; andere, welche die [672] Beziehung zu der genannten Komoedie bestreiten, sehen in dem Tier wohl unzutreffend ein Maultier (Baumeister 821 mit Fig. 904. Reinach ebd. 370 mit Fig. 1). Eine in Ruvo gefundene Vase mit roten Figuren auf schwarzem Grunde aus der Blütezeit der apulischen Vasenmalerei um 300 v. Chr. bespricht und bildet ab H. Heydemann (Hall. Winckelmannsprogr. vom J. 1880; Abb. auch bei Guhl und Koner Fig. 577). Hier scheint in dem bakchischen Thiasos ein Satyr unterhalb der Kline, auf der Dionysos liegt, den E. seines Herrn zum Weiterziehen herzurichten, indem er das Zaumzeug über den Kopf legt; den mit hoher Vorder- und Rücklehne versehenen Reitsattel hat er dem Tiere schon aufgelegt. Bei den drei letzten der genannten Vasen, am wenigsten der letztgenannten, sieht man den reproduzierten Abbildungen zufolge Querstriche, bezw. Streifen, an den Beinen, was an die Darstellung des Wild-E.s auf dem Mosaik von Nennig (s. o. I) erinnert. Über andere den E. im bakchischen Kreise darstellende Vasenbilder mit schwarzen Figuren s. Stephani 133 u. 230, mit roten 229.

c) Wandgemälde. Besonders anziehend ist ein herkulanisches Gemälde, in welchem wir Seilenos und andere mit dem kleinen Dionysos beschäftigt sehen; vorn liegt schlafend ein E., dessen Sattel vorn und hinten einen Wulst hat und der wahrscheinlich den Seilenos zur Stelle gebracht hat (Stephani 241. Helbig Wandgem. nr. 376; Abb. in Le antichità di Ercolano, 1757–1792 II 12). In einem pompeianischen Gemälde mit bakchischen Thiasoten treibt links ein Mann einen beladenen E. vor sich her (Helbig ebd. nr. 567); in einem andern wird ein störrischer E. mit Reitsattel von einem Eroten an den Ohren vorwärts gezerrt, während ein zweiter mit dem Stocke auf den E. loshaut (ebd. 790). Merkwürdig ist ein drittes, in welchem ein ithyphallisch gebildeter E. einem Löwen von hinten Gewalt antut und von Nike gekrönt wird, weil er, wie Stephani (235f.) einer andern Deutung entgegen erklärt, selbst den Löwen in aphrodisischer Hinsicht übertrifft (vgl. Helbig ebd. 1548). In andern befindet sich ein E. neben oder in der Umgebung der Vesta (ebd. 7. 61–56. 66 b) oder beschäftigen sich Eroten mit zwei E. bei der Feier der Vesta, während im Hintergrunde eine Mühle sichtbar ist (ebd. 777. Jahn Abhandl. 1868, 313f. mit Taf. VI 4). Endlich ist in einem solchen Epona zwischen den Bildern der Hauslaren in einer Nische auf einem E. sitzend abgebildet; etwas tiefer führt ein Treiber zwei E. am Zügel (Ch. Morel bei Daremberg et Saglio Dict. des ant. gr. et rom. I 470 mit Fig. 570). Ein wohl noch dem 1. Jhdt. n. Chr. zuzuschreibendes Gemälde im lateranischen Museum stellt Oknos dar, dessen Binsenseil von einer Eselin zernagt wird (Helbig Führer nr. 696: vgl. o. III 18).

d) Plastische Darstellungen. In englischem Privatbesitz befindet sich eine Marmorstatue, welche den trunkenen Dionysos auf einem E. liegend darstellt (Reinach Stat. I 391 mit Fig. 5); der E. hat eine starke Mähne, der Reitsattel ist durch Brust- und Schwanzriemen befestigt. Zwei Marmorstatuen eines auf einem E. liegenden Satyrs bildet Reinach (ebd. II 147 mit Fig. 3 und 4; vgl. auch Ad. Michaelis [673] Arch. Zeit. 1875, 45 und Overbeck-Mau 551) ab. Bei der ersteren, in Chantilly befindlichen und stark restaurierten, ist der Sattel durch Brust- und Schwanzriemen befestigt; die zweite stellt den gesattelten E. dickköpfig, sehr langohrig und ziemlich plump dar. Derselbe gibt auch die Abbildung einer Bronzestatuette aus Bolar bei Nuits (ebd. 745 mit Fig. 5). Diese ist von M. Aurès (Rev. arch. 1877, 209ff. mit Taf. 19) besprochen und insofern von Bedeutung, als sie dem gallischen Gotte Segomo gewidmet und sicher von einem gallischen Künstler ausgeführt ist; der dickköpfige und ziemlich plumpe E. trägt einen Reitsattel, der eine hohe Vorderlehne hat und mit Bauch- und Schwanzriemen befestigt ist. Im Nationalmuseum zu Athen befindet sich ein 18,5 cm hoher tönerner Askos aus Theben, dessen oberer Teil zu Kopf und Rücken eines Maultieres ausgestaltet ist, welches auf dem letzteren zwei Spitzamphoren trägt (C. Watzinger Athen. Mitt. XXVI 1901, 83 mit Fig.). Unter den uns erhaltenen Trinkhörnern in der Gestalt von Tierköpfen, den sog. Rhyta, befinden sich auch einige in der Gestalt von E.s- oder Maultierköpfen (Th. Panofka Abh. Akad. Berl. 1850, 3ff. Stephani 241, 8). Von ausgezeichneter Naturwahrheit ist ein solches bei Bari gefundenes Rhyton in Form eines gezäumten Maultierkopfes, dessen Hersteller sich selbst darauf Didymos nennt (Panofka ebd. mit Taf. II 2. H. Brunn Gesch. d. gr. Künstler II² 1889, 455). Abgebildet ist ein solches aus der Sammlung Campana auch von S. Reinach (Rép. des vases peints I 61 mit Fig. 7). Ein nolanisches Rhyton hat E.s-Kopf (Panofka ebd. 10 mit Taf. II 10). Bei den Römern war die schmale Seite ihres Ruhelagers am Kopfende mit einem bekränzten E.s-Kopfe aus Bronze geschmückt (Iuven. 11, 96f.), speziell die Lager des Triclinium mit rebenbekränzten E.s-Köpfen, angeblich weil der E. die Veredelung des Weins erfunden habe (Hyg. fab. 274 in.; vgl. o. III 17). Nun hat man unweit des alten Amiternum ein bronzenes Bisellium und zwei dazu gehörige E.s-Köpfe gefunden (Aug. Castellani Bull. com. II 1874. 22ff. mit Taf. 2. H. Blümner D. Kunstgewerbe im Altert., 1885 I 203 mit Fig. 127). Bei der Restauration dieses Biselliums sind die in E.s-Köpfe auslaufenden Stücke fälschlich als Lehnen angebracht, während sie ursprünglich wohl als Stützen unter der Sitzfläche gedient haben; die auf beiden angebrachte Dekoration stellt Szenen aus dem bakchischen Kreise dar Helbig Führer nr. 549). In Portici sind zwei bronzene E.s- (oder Maultier-)köpfe mit langen Hälsen gefunden (Abb. in Le antichita di Ercolano V 83. 221), und ein diesen ähnlicher befindet sich in spanischem Privatbesitz (P. Paris Rev. des études anciennes 1899, 245ff.). Auch von diesen dreien nimmt man an, daß sie zum Schmuck von Bisellien gedient hätten und damit der E. des bakchischen Kreises gemeint sei. Eine kleine, aber fein gearbeitete Terrakotte alten Stils zeigt uns in Relief den bärtigen Dionysos auf einem kleinen E. das Land durchwandernd; ein nebenher schreitender Satyr umfaßt mit dem rechten Arm seinen halb schlafenden und weinschweren Herrn, damit er von dem wohl ungesattelten E., den ein kleiner Knabe führt, nicht herabgleite (Baumeister 433 mit Fig. 481). Alsdann erscheint [674] Seilenos auf dem E. bei den Triumphzügen des Dionysos (ebd. 1642), z. B. auf einem Relief des Louvre von zwei Satyrn gestützt (Reinach Stat. I 34 Fig. 1) und auf dem Basrelief eines Dresdener Sarkophags auf einem E. liegend, über dessen Rücken eine Decke gebreitet ist (W. G. Becker Augusteum III 34 mit Taf. 112. Guhl und Koner 410 mit Fig. 578). Die Reliefs an einem vatikanischen Sarkophagdeckel vergegenwärtigen wohl unter Hinweis auf den indischen Feldzug des Dionysos das Treiben des Thiasos, wobei Seilenos auf einem von E. gezogenen vierräderigen Wagen gelagert ist (Visconti Mus. Pio-Clem. I 1818, 213 mit Taf. 33. Helbig Führer nr. 179). Ein Sarkophagrelief des Berliner Museums bringt eine interessante dionysische Vorstellung, u. a. eine Tetrakyklos mit durchbrochenen Rädern, auf der zwei Frauen ruhen; die vorangehenden E. sind störrischerweise, wie ihre Ohren verraten, der eine auf die Vorder-, der andere auf die Hinterbeine niedergesunken; ein Pan als Wagenlenker bemüht sich, sie mit einem Dithyrson aufzustacheln, und ein rückwärtsgewandter Satyr sie aufzurichten (O. Benndorf Arch. Zeit. 1864, 158f. mit Taf. 185). Dasselbe Motiv kehrt auf einem Pariser Sarkophag wieder, nur in die Erotenwelt übertragen (ebd. 161 mit Taf. 186, 1). Auf dem ähnlichen Relief eines vatikanischen Sarkophags fahren zwei Frauen, vielleicht Musen, in einem niedrigen zweirädrigen Karren; hier ist der rechte E. in die Kniee gesunken, der linke scheint sich zu bäumen, und ein Wagenlenker sucht sie mit dem Thyrsos aufzustacheln; die Deichsel ist vorn mit einem Widderkopf geziert (Visconti a. a. O. V 1820, 52ff. mit Taf. 7. Benndorf a. a. O. 162 mit Taf. 186, 2). Mehr Beispiele von Reliefbildern, die sich auf den bakchischen Kreis beziehen, gibt Stephani (217. 239. 241). Die Reliefs einer marmornen Brunnenmündung im Vatikan stellen die Strafe der Danaiden und den greisen Oknos mit seiner Eselin dar (Helbig Führer nr. 372; Abb. bei Visconti a. a. O. IV Taf. 36, getreuer bei Baumeister Fig. 2041); die Gestalt des Tieres ist von edler Form, und überhaupt mag das oben (III 18, vgl. VI 3 c) erwähnte Gemälde Polygnots für die Darstellung des Oknos und der Eselin vorbildlich gewesen sein (vgl. Baumeister 1925). Eine Tonlampe mit den Figuren einer auf einem E. reitenden Mainade und des Seilenos erwähnt Stephani (238).

Was den römischen Kult betrifft, so war der E. der Vesta als Mühlentier heilig (vgl. o. III 18). Unter den Reliefbildern eines Altars, welche die zwölf Gottheiten und die zwölf Himmelszeichen darstellen, befindet sich an der vertikalen Randfläche neben dem Schützen oder Dezember (in welchem Monat die zweiten Consualien gefeiert wurden) eine Lampe, deren Griff ein E.s-kopf ist (A. L. Millin Mythol. Galerie2 1836. 16 mit Taf. XXIX Fig. 89 m; Abb. auch bei Reinach a. a. O. I 64; vgl. Baumeister 2012). An einer bei Xanten verfertigten Tonlampe, welche sich durch den inschriftlichen Glückwunsch zum neuen Jahr als Neujahrsgeschenk dokumentiert, ist die Figur eines E.s, von dessen Halse anscheinend Kränze herabhangen, auf die Oberfläche aufgedrückt; dies erklärt sich dadurch, daß [675] die Lampen für die Trägerinnen der stillen Hausflamme, deren Verwalterin die Vesta war, galten (Fiedler Rhein. Jahrb. XXII 1855, 37ff. mit Taf. 2). In Turin ist ein Grabstein gefunden, unter dessen Inschrift ein E. zu sehen ist, wohl ebenso wie auf den Neujahrslampen als Symbol einer stillen friedlichen Häuslichkeit oder der Ruhe und des Friedens überhaupt (H. Dütschke Ant. Denkm. in Oberitalien IV 1880, 12).

e) Eine reichhaltige Zusammenstellung von E.s- bezw. Maultierbildern auf Münzen und Gemmen, welche die dionysische Natur dieser Tiere zum Ausdruck bringen, finden wir bei Imhoof-Blumer und Keller. Weil der E. zu dem ausgelassenen Dionysoskultus der weinreichen Gegend von Mende auf Chalkidike gehört, findet er sich auf Münzen dieser Stadt (zu Taf. II 25). Ein bärtiger Dionysos auf dem Rücken eines E.s ruhend, auf einem Tetradrachmon von Mende (Taf. II 29). Auf drei andern Münzen dieser Stadt ist ein schreiender brünstiger E. (II 25–27). auf einer ein störrischer, von Seilenos an den Ohren rückwärts gezogener (II 28), auf einer ein E. mit einer Krähe auf dem Rücken (V 24) und auf andern die Protome oder der Kopf des E.s allein (S. 14) dargestellt. Zu den Münzen mit dem auf einem E. reitenden Dionysos, welche alle nach Stephani (229f.) jedenfalls aus vorrömischer Zeit sind, gehört auch eine von Nakone in Sicilien (S. 14). Ein Smaragdplasma der Berliner Sammlung zeigt eine Person in einem von zwei E. oder Maultieren gezogenen Wagen und einen die Tiere antreibenden Genius (Taf. XVII 4); doch ist die Person nicht Dionysos, sondern nach Stephani (217) deutlich eine weibliche, also eine Mainade. Der auf einem E. reitende, meist trunkene Seilenos erscheint auf mehreren Gemmen (XVII 8–11; hier und bei Stephani 240 noch mehr Beispiele zitiert), auf dem Pariser Achat 1653 der auf einem E. reitende Faun (zu Taf. XVII 8). Mit dem Bilde einer von Nike bekränzten Maultierbiga, welches ein Tetradrachmon von Mossana und ähnlich andere von Rhegion bringen (II 30), ist das (o. VI 3 c) erwähnte Wandgemälde mit der Krönung eines ithyphallischen E.s durch Nike zu vergleichen. Die geschnittenen Steine, auf welchen E.s-Köpfe angebracht sind (XVII 1. 5), wurden nach Stephani (242) gewiß als Amulette getragen (vgl. o. VI 3 a). Eine Bakchantin auf einem E., der nicht fort will und deswegen von einem Seilenos gekrabbelt wird, findet sich auf einem Karneol der Florentiner Sammlung (ΜüllerWieseler Denkm. II 576). Auf einem Karneol römischer Zeit in der Petersburger Ermitage sieht man einen Jüngling und eine Mainade vor einer Priaposherme den Geschlechtsakt ausführen (Stephani 236). Zwei E. im Akt der Begattung stellt ein Scarabaeus der Florentiner Sammlung dar (ebd. 235). Die in dem Sprichwort Ὄνος λύρας ἀκούων (vgl. o. III 13) ausgedrückte Unempfänglichkeit des E.s für die Musik versinnbildlicht noch nebenher die Komposition auf einem Karneol der Sammlung Vidoni (Müller-Wieseler a. a. O. II 513). Vor einem Felsen nämlich, auf welchem sich eine kleine Kapelle, ohne Zweifel des Dionysos oder Priapos, befindet, sitzt Seilenos und spielt die Lyra, während ein E. die Töne mit seinem Geschrei begleitet (Stephani 241). [676]

4. Karikaturen. Unter den Wandkritzeleien, Graffiti, im Pädagogium kaiserlicher Sklaven im Palatin in Rom befindet sich eine mit dem Bilde eines die Mühle treibenden E.s und der Unterschrift Labora, aselle, quomodo ego laboravi, et proderit tibi, vielleicht mit scherzhafter Beziehung auf einen Sklaven Asellus (Jahn Ber. 1861, 346 mit T. XI 4. E. Haug Berl. philol. Wochenschrift 1896, 562). Als ein Zeugnis der irrigen Vorstellung von der Verehrung eines E.s-Kopfes seitens der Christen (s. o. III 11) ist in demselben Gebäude Roms ein anderes Graffito spätestens aus der ersten Hälfte des 3. Jhdts. erhalten, bestehend aus dem Bilde eines gekreuzigten Sklaven mit E.s-Kopf, einem diesen anbetenden Sklaven und der Inschrift Ἀλεξάμενος σέβετε (statt σέβεται) θεόν, d. h. ,Alexamenos betet zu seinem Gott‘ (Helbig Führer nr. 125); derselbe Alexamenos wahrscheinlich hat sich in einem andern Graffito als fidelis, d. h. Christ, bezeichnet (Haug a. a. O.). Endlich gehört zu den Bildwerken der späteren alexandrinischen Kunst in Terrakottenfigur ein Lehrer als E. seine Schüler dozierend (Th. Schreiber ebd. 1899, 1437).

Öfters zitierte Literatur: A. A. Baumeister Denkmäler d. klass. Altertums 1885–1888. H. Blümner D. Maximaltarif d. Diocletian. 1893. Guhl und Koner Leben d. Griech. u. Römer6, herausgeg. von K. Engelmann, 1893. V. Hehn Culturpflanzcn und Haustiere7, neu herausgeg. von O. Schrader mit Beiträgen von A. Engler 1902. W. Helbig Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens, 1868. W. Helbig Führer durch die öffentl. Samml. klass. Altertümer in Rom, 1891. F. Imhoof-Blumer und O. Keller Tier- und Pflanzenbilder auf antiken Münzen und Gemmen, 1885. O. Jahn Berichte d. Kgl. sächs, Gesellsch. der Wissenschaften. 1861 u. 1867; Abhandlungen d. philol.-histor. Classe der Kgl. sächs. Ges. d. W. 1868. Joh. Overbeck und A. Mau Pompeji4 1884. S. Reinach Répertoire de la statuaire grecque et rom., 1897–1898; Répert. des vases peints grecs et étrusques I 1899. L. Stephani Compte rendu de la Commission archéologique de l'Académie impériale de St. Pétersbourg pour l'année 1863.
[Olck.]
Anmerkungen
Corpus Inscriptionum Latinarum I, 136.
Corpus Inscriptionum Latinarum VIII, 4508.
Corpus Inscriptionum Latinarum X, 143.
Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 10229.

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