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Echetos (Ἔχετος). 1) Ein sagenhafter grausamer König in der Odyssee, zu dem der Freier Antinoos den Bettler Iros ἤπειρόνδε zu schicken droht, der ‚Schrecken der sterblichen Erdbewohner‘. Er verstümmelt mit eherner Waffe Nasen und Ohren und wirft die entrissenen Geschlechtsteile den Hunden zum Frasse vor, XVIII 84–87. Dieselbe Drohung aus demselben Munde Odysseus gegenüber XXIII 308f., wo im ἔνθεν δ' οὔτι σαώσεαι ein deutlicher Hinweis auf den Sinn des Namens liegt, Ἐ. = der ‚Festhaltende‘, der niemanden wieder los läßt, den er einmal hat. So ist vielleicht auch diese ἤπειρος das Land, von dem kein Wanderer wiederkehrt. Anhaltspunkte dafür gewähren, trotz späterer Deutung auf Epeiros, sagenhafte Züge, die zunächst Apoll. Rhod. IV 1093 andeutet. E. blendete mit eisernem Dorn (ὑβριστής) seine eigene Tochter und ließ sie in finsterem Raum (καλίη), Erzkörner mahlend, ihr Leben verzehren. Den Mythos hatte laut Scholion der Epirote Lysippos in seiner Ἀσεβῶν κατάλογος erzählt, wir lesen ihn mit Angabe der Namen in den Schol. Od. XVIII 86 und bei Eustath. z. Od. a. O. 1838, 59. 1839, 1f. Die Tochter hieß Amphissa (s. d.), nach anderen Metope; ihr Verführer, den E. ebenfalls in der oben angegebenen Weise verstümmelt (ἀκροτηριάζει), Aichmodikos (s. d.); der Vater des E. Eucheros, nach den Schol. Euchenor, nach Hesych Auchenor (s. d.); die Mutter des E. Phlogea, Hesych Phlogia, Schol. HQ Φληγυίας, Eudokia 163 Φλεγέας. Der Blendung seiner Tochter fügte er den Hohn hinzu, wenn es ihr gelänge, die ehernen Gerstenkörner zu mahlen, so solle sie ihr Augenlicht wieder erhalten. Den Aichmodikos habe er durch eine Einladung zum Mahl listig in seine Gewalt bekommen. Schließlich habe E. in seiner Raserei sich selbst zu verzehren angefangen und sei so umgekommen; der Höllenherrscher muß selbst ein Toter sein. Die Erklärer stritten sich, ob E. ein Zeitgenosse des Dichters gewesen sei (τινὲς bei Eustath. a. O.) oder seiner Helden (Apoll. Rhod. u. Schol. a. O. Zeitgenosse der Phaiakenkönigin Arete). Euhemeristisch verarbeitet in seiner Manier den Mythos um 180 n. Chr. Mnaseas (v. Patrai frg. 25 aus Schol. Hom. Od. Q V a. O. FHG III 153) oder Marsyas (v. Philippoi frg. 10. Ser. rer. Alex. Μ. 46 ed. Müller). Nach ihm war E. ein Sikeler, Sohn des Buchetos, und Tyrann, der die ganze Umgegend durch Räubereien belästigte und Fremde auf schändliche Weise zu Tode marterte. Seine Folterwerkzeuge waren so vielgestaltig und weitberühmt, [1917] daß sogar die Nachbarn ihm ihre Todescandidaten zuschickten. Das eigene Volk steinigte ihn schließlich um seiner unerträglichen Grausamkeit willen. Der Vatersname Βούχετος ist verräterisch für die Übertragung dieser Sage nach Sikelien aus Thesprotien, s. unter Buchetos. Sprichwörtlich lebte der ποιητικὸς καὶ μυθώδης Ἔχετος καὶ εἰ δή τις ἄλλος ἐκ Σικελίας (Dionysios?) ἢ Θετταλίας (Alexander v. Pherai) τοιοῦτος, noch zu den Zeiten des Kaisers Valens, da man den Proconsul Festus wegen seiner ‚stillen Wut‘ und sinnlosen Mordlust mit ihm verglich, Eunapios von Sardes frg. 89 aus Suidas s. Φῆστος, Ἔχετος und Θύραδεν, FHG IV 29. Ein Schol. Luc. ver. hist. II 23 nennt ihn τιμωρητικώτατος (ohne dass Lukianos zu einer Erwähnung irgendwo Anlaß gäbe).
[Tümpel.]

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