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A. In Rom
B. Städtische Beamte

Duoviri. Der republicanische Grundsatz der Collegialität der Beamten bevorzugte zunächst die Zweizahl, sowohl bei den ordentlichen, wie den nur zur Aushülfe oder für bestimmte Geschäfte ernannten ausserordentlichen. Mommsen St.-R. I³ 30f. Auch das Oberamt der städtischen Gemeinden ward vielfach so gestaltet. Diejenigen Ämter, bei denen dies Princip im Titel zum Ausdruck kommt, sind hier im einzelnen zu besprechen. Über die sprachliche Form s. Georges Wortformen 233f. Neue-Wagener Formenlehre I³ 277f. Bücheler-Windekilde Declin. § 209. Hier nur wenige Nachweise: duo viri schon in Inschriften aus republicanischer Zeit, z. B. in Ariminum CIL XI 400. 401, in Praeneste, CIL XIV 2980. 2998. 3012 a. 3013. 4091, 3, Ostia 315, duovirei in Fidenae 4063 (sullanische Zeit), Paestum X 480, Luna XI 1345, Puteoli duovirum X 1781, Aequum duoviratuus III 9768, Arelate XII 698, Narbo 4428. 4431 u. ö. später, duoviratum agere Acta purg. Fel. ed. Ziwsa 198. 203. Prob. app. 193, 21. Aus dem ursprünglichen Genetiv ist das Nomen duomvir entstanden, CIL I 1107. 1341 = XI 3583. II 4530. V 971. VI 601. X 6680 add. XI 3584. 6167. XII 4372. 4389. 4432. XIV 426. 3016, vgl. die Bemerkungen Mommsens CIL X p. 1158 und Dessaus XIV p. 579; duomvires X 6517 = I 1149, duomviratus II 1256, doomvir VIII 7099. In der Puteolaner Bauinschrift vom J. 649 = 105 v. Chr., CIL I 577 = X 1781, findet sich neben duovir(ei) duovir(um) und duoviralium schon duumvirum; letztere Form in den verschiedenen Casus vielfach CIL V 7835. X 1573. XI 3212. 3803. XIV 171. 373. 3955. 4142. Caes. b. c. I 30, 1. Liv. II 42, 5. III 10, 7. V 13, 6. VI 5, 8. IX 30, 4. XXXV 41, 8. XL 34, 5. 42, 8 u. ö. Vell. II 19, 2. Val. Max. I 1, 13. Hist. Aug. Hadr. 19. Frg. Vatic. § 1 2. Prisc. de fig. 32; de accent. 24. Augustin. ep. 88, 4; duumviratus CIL IX 2350. X 1081. 3704. Plin. ep. IV 22, 1. Ulp. Dig. L 3, 1; d[uu]mveri CIL III 7484; dumvir CIL II 1676. VIII 2776. X 477. 4559, dumver III 7508, honor dumver(atus) 9750. Die Gattin des D. nennt sich ausnahmsweise duumvira CIL VIII 9407. In den Inschriften der Kaiserzeit ist der Titel des municipalen Amtes meist abgekürzt IIvir, s. die Indices des CIL, auch dd. vr. CIL III 3522. 10384. IIvir(atus) CIL II 2096 und in den spanischen Stadtrechten, so Lex Malac. c. 60. Lex Salp. c. 24, CIL III 8340. 9749. 9767f. IX 5438, admin[istratio] IIviratus VIII 10594 = 14 612. 11 340, honor IIviratus III 3158. 8354. X 3704 (Cumae): ad honorem quoque duumviratus ad cumulanda munera patriae suae libenter accessit. XII 59. Oft wird der Name der [1799] Stadt, in verschiedenster Form, hinzugesetzt, wie CIL V 7373: IIvir Dertonae. 7259. X 4868. XI 972: IIvir Regio Lepido; XI 3212: duum vir Veios; V 7907: IIvir [For]oiuliensis; II 4211: IIvir munic(ipii) Consabur[e]ns(is); 4253: IIvir quinq. col(oniae) Tarrac(onensis); III 8721: IIvir col. Aquensium; XIV 364: IIviro Ostiensium. Vgl. CIL II p. 1166. III p. 2551. VIII p. 1101.

A. In Rom.

1. Duoviri perduellioni iudicandae. Zur Aburteilung über Hochverrat (s. den Art. Perduellio) wurde in älterer Zeit in bestimmtem Fall ein eigener Gerichtshof eingesetzt. Da aber, soweit wir wissen, diese Form nur selten geübt ward, ist das Verfahren im einzelnen sehr dunkel; die mannigfachen älteren Controversen bleiben hier unberücksichtigt. Drei Rechtsfälle bieten, ausser der Notiz Ciceros orat. 156: duorum virorum iudicium aut trium virorum capitalium . . dico numquam, das geringfügige Material.

1. Der Process des P. Horatius (s. d.) unter König Tullus Hostilius, Liv. I 26, Festus p. 297 s. sororium: quamquam a patre absolutus sceleris erat, accusatus tamen parricidi apud duumviros damnatusque provocavit ad populum, von den römischen Juristen als typisch für perduellio betrachtet, obwohl es sich lediglich um parricidium handelt, Mommsen St.-R. II 617, 3; Strafrecht 528, 1. Schwegler R. Gesch. I 594–598; abweichend Lange I³ 384, der die fraglichen Begriffe nicht scharf genug scheidet. 2. Der Process des M. Manlius (s. d.) im J. 370 = 384 v. Chr. Neben der bekannteren Version (bei Varro, Livius, Dionysius, Victor und Späteren), die vielleicht auf Valerius Antias zurückgeht, dass die Tribunen das Centuriengericht berufen lassen und das Urteil vollziehen, hat Livius doch die andere Erzählung aufbewahrt, VI 20, 12: sunt qui per duumviros, qui de perduellione anquirerent, creatos auctores sint damnatum, und diese ist als die ältere vorzuziehen, wie schon Rubino 310. Schwegler III 294. Zumpt Kriminalrecht I 2, 386 sahen und Mommsen Röm. Forschungen II 194 begründet hat. 3. Der Process des C. Rabirius (s. d.) im J. 691 = 63 v. Chr., Cicero or. pro Rab. perd. reo, in welchem das altertümliche Verfahren nochmals eingeschlagen wurde, ohne dass die Ankläger ihr Ziel erreichten, weil der Praetor Q. Metellus Celer die zur Entscheidung über die Provocation versammelten Centuriatcomitien durch Entfernung der Fahne vom Ianiculum zur Auflösung zwang, Lange R. A. II³ 525. III² 240f. Soweit diese Nachrichten einen Einblick gewähren, scheint festzustehen, dass in der Königszeit ein Gesetz (Lange I³ 383) dem König das Recht duo viri perduellioni iudicandae – so wird der volle Titel gelautet haben – zu bestellen zugestand, welche von den quaestores parricidii (s. d.), wie Rubino 310, 2 zuerst hervorhob, zu trennen sind. Von Tullus heisst es Liv. I 26: concilio populi advocato duumviros, inquit, qui Horatio perduellionem iudicent secundum legem facio … hac lege duumviri creati. Es steht in deren freiem Ermessen, zu verurteilen oder freizusprechen; Mommsen hat bereits Jenaer Litteraturzeitung 1844, 249, dann St.-R. II³ 617, 5; Strafrecht 155, 1. 477, 2 (vgl. Zumpt Criminalrecht I 2, 456) darauf hingewiesen, dass Livius die Worte: d. perduellionem [1800] iudicent, vgl. 26, 7: d. .. se absolvere non rebantur ea lege ne innoxium quidem posse ebenso wie Cicero pro Rab. 12 (s. u.) mit Unrecht so verstehe, als müssten die D. ohne weiteres den Angeklagten verurteilen. Gewöhnlich mag aber wohl die Einsetzung von D. nur erfolgt sein, wenn die Schuld des Beklagten kaum zweifelhaft war. Falls gegen das Urteil Provocation (s. d.) stattfand, hatten die D. ihren Spruch vor dem Volke zu vertreten. Dass die D. sich untereinander einigten oder losten, welcher von beiden die Untersuchung zu führen hatte, nimmt Mommsen an, die gesetzliche Formel aber d. perduellionem, iudicent scheint nicht darauf hinzudeuten, dass collegiales Zusammenwirken ausgeschlossen war, Karlowa I 58; die Verkündung des Urteils aber stand nur einem der D. zu, Liv. I 26: tum alter ex is ,P. Horati, tibi perduellionem iudico‘ inquit. Suet. Caes. 12. In republicanischer Zeit hat in jedem Falle die Volksversammlung über die Frage, ob ein solches Verfahren einzuleiten ist, zu befinden, entsprechend dem in den Zwölftafeln festgelegten Grundsatz: de capite civis nisi per maximum comitiatum … ne ferunto. Wenn im Rabiriusprocess der Volkstribun Labienus ein Plebiscit veranlasste, das den Praetor (wohl den Praetor urbanus) zwang, D. durch das Los zu bestimmen (Cic. pro Rab. perd. 12: hic popularis a duumviris iniussu vestro non iudicari de cive Romano, sed indicta causa civem Romanum capitis condemnari coegit, vgl. Suet. Caes. 12: sorte iudex in reum ductus tam cupide condemnavit, ut ad populum provocanti nihil aeque ac iudicis acerbitas profuit. Dio XXXVII 27: κατεψηφίσαντο αὐτοῦ καίτοι μὴ πρὸς τοῦ δήμου κατὰ τὰ πάτρια, ἀλλὰ πρὸς αὐτοῦ τοῦ στρατηγοῦ οὐκ ἐξὸν αἱρεθέντες), so weisen gerade diese Rügen des hiebei eingeschlagenen Verfahrens auf den normalen Weg hin; die Consuln ernennen zwar die D., müssen aber – abgesehen von der ältesten Zeit – sich an die Vorschläge der Comitien halten. Auch die D. sind also nunmehr Magistrate, deren Bestellung dem Volke obliegt. Mommsen St.-R. II³ 617, 3. Gesetzlich möglich blieb dieser Duoviralprocess, bis Augustus die Volksgerichte abschaffte; tatsächlich aber wurde er selten – das zeigen auch die Vorgänge beim Fall Rabirius – angewendet, seitdem die Criminaljurisdiction der Tribunen im stande war, Rechenschaftsprocesse der Beamten in den Centuriatcomitien durchzuführen, Mommsen St.-R. II³ 318-325. 618. – Litteratur: Mommsen St.-R. II³ 615-618; Strafreeht 154. 474, 1. 477, 1. 528, 1. 587f. Karlowa R. Rechts-Gesch. I 57f. Lange R. A. I³ 310. 381f. 622. III² 241. G. Humbert in Daremberg-Saglio Dict. II 425f. (ebd. ältere Litteratur). Rubino Röm. Verf. 310f. Geib Röm. Criminalprocess 59–66. Zumpt Criminalrecht I 81. II 307. Huschke Multa 162. 188. 222. Herzog St.-V. I 836–838.

2. Duoviri sacris faciundis s. Quindecimviri sacris faciundis. [Liebenam.]

3. Duoviri navales. Magistratspersonen dieses Namens wurden aul Antrag des Volkstribunen M. Decius 311 v. Chr. erstmalig ernannt (Liv. IX 30, 3). Ihre Wahl, die wohl nur in ausserordentlichen Fällen, insbesondere bei Ausbruch eines Krieges, angeordnet wurde, vollzog das Volk, [1801] zweifellos in den Tributcomitien unter Leitung des Consuls (Liv. XL 18, 7). Die beiden ,Flottenherren‘ (Mommsen Röm. Gesch. I⁷ 415), im Range etwa den Kriegstribunen gleichstehend, sollten, was ursprünglich Sache der Consuln war, die Flotte in stand setzen und den Befehl zur See führen (Mommsen St.-R. II² 579f.). Im ganzen sind uns folgende wenige D. bekannt: P. Cornelius, der 310 v. Chr. die römische Flotte nach Campanien führte (Liv. IX 38, 2); L. Valerius, der 282 v. Chr. von den Tarentinern getötet wurde (Liv. epit. XII. Dio frg. 39, 4); C. Matienus und C. Lucretius, die 181 v. Chr. mit je 10 Schiffen die italischen Küsten gegen die ligurischen und istrischen Seeräuber schützen sollten (Liv. XL 18, 7. 26, 8. 28, 7); C. Furius und L. Cornelius Dolabella, die 178 v. Chr. mit gleicher Schiffszahl die adriatische Küste, ersterer von Aquileia bis Ancona, letzterer von Ancona bis Tarent verteidigten (Liv. XL 42, 8. XLI 1, 2ff.).: Um die Mitte des 2. Jhdts. v. Chr. dürfte die Magistratur der D. wieder abgeschafft worden sein. Litteratur: Scheffer De militia navali II 4. IV 5. Ferrero L’ordinamento delle armate Romane 8f. Héron de Villefosse in Daremberg-Saglio Dict I 1230f. Herzog Gesch. u. Syst. d. röm. Staatsverf. I 838. Mommsen St.-R. II² 579f. [Fiebiger.]

4. Duoviri aedi dedicandae. Wenn durch die Comitien die Überweisung von Gemeindeland an eine Gottheit bewilligt war, wurde die Weihung des Heiligtums, wie im Art. Dedicatio Bd. IV S. 2356f. näher dargelegt ist, durch die Beamten vollzogen, denen ein Verfügungsrecht über das Gemeindevermögen zusteht, oder durch solche im Amte befindliche oder gewesene Magistrate, welche ein besonderer Volksbeschluss hiezu ermächtigt. Mommsen St.-R. II³ 61, 3. 456, 2. 619f., oben Bd. IV S. 1763. Oft aber ist auch eine eigene Magistratur, d. aedi dedicandae, zu diesem Zwecke geschaffen, deren Inhaber in dem betreffenden Gesetze genannt wurden, Liv. XXIII 30, 13: senatus decrevit, ut Ti. Sempronius consul designatus, cum honorem inisset, ad populum ferret, ut Q. Fabium duumvirum esse iuberent aedis dedicandae causa. Dieser Duovirat gehört zur Obermagistratur (Dio LV 10 [s. u.] ὑπατικὴ ἀρχή), und vermutlich gebührten ihnen daher zwölf Lictoren. Der Grundsatz der Collegialität bei den republicanischen Ämtern ist auch hier, wie Mommsen Ι³ 31. II³ 622 bemerkt, festgehalten, obwohl der Dedicationsact nur von einem der D. vollzogen ward, der gewöhnlich auch allein genannt wird, Liv. II 42, 5. VI 5, 8 (wo duumvir sacris faciendis mit Mommsen als Versehen anzunehmen ist). XXXVI 36, 5. Es galt als Norm, dass in erster Linie derjenige, welcher den Tempel gelobt hatte, oder nach seinem Ableben ein Sohn – ohne Rücksicht auf die für Beamte bestehenden Altersvorschriften – unter den zu wählenden D. bestellt werde und den Weiheauftrag erhalte. Dies Näherrecht wird auch von dem, der den Tempel gelobt, selbst ausgeübt, z. B. Liv. XXIII 30. 13, vgl. 31, 9. XXXIV 53, 6. XXXV 9, 6; vom Sohne II 42, 5. XXIX 11, 13 vgl. XXVII 25, 7. XL 34, 5. Augustus liess den Tempel des Mars Ultor im J. 752 = 2 v. Chr. durch seine Enkel dedicieren, Dio LV 10: ἐπὶ [1802] μὲν τούτοισ τὸ μέγαρον ἐκεῖνο ὁ Αὔγουστος ἐθείωσε καίτοι τῷ τε Γαΐῳ καὶ τῷ Λουκίῳ πάντα καθάπαξ τὰ τοιαῦτα ἱεροῦν ἐπιτρέψας ὑπατικῇ τινι ἀρχῇ κατὰ τὸ παλαιὸν χρωμένοις. In andern Fällen ist die Entscheidung über die Weihung durch Übereinkunft zwischen den D. oder durch das Los gefällt, so Liv. XXΙΙΙ 21, 7, wo beide genannt werden. Im Falle gleichzeitiger Dedication von zwei Tempeln sind beide D. als fungierende genannt, Liv. XXIII 31, 9. XXXIV 53, 6. 7. XXXV 41, 8. XL 34, 4. 5. Henzen deutet die stadtrömische Inschrift CIL VI 3732: Vermino A. Postumius A. f. A. n. Albi(nus) duovir lege Plaetoria auf einen durch ein Sondergesetz zur Weihung eines Tempels wegen umsichgreifender Wurmkrankheit berufenen D. – Litteratur: Mommsen St.-R. II³ 618–623. Wissowa Religion und Kultus der Römer 323. 331. 339. E. Pottier in Daremberg-Saglio Dict. II 416. Lange Röm. Altert. I³ 920. Karlowa R. Rechtsgesch. I 267. Herzog St.-V. I 842.

5. Duoviri aedi locandae. Die Verdingung eines Tempelbaus auf öffentlichem Grund und Boden, zu der jedenfalls die Volksversammlung ihre Genehmigung geben musste, durfte ein Obermagistrat, z. B. Liv. XXXIV 53, 7 der Consul, bewirken, der Censor aber, wie Mommsen St.-R. II³ 456. 623 ausführt, nur infolge besonderen Auftrages, es sei denn, dass er das Näherrecht geltend machen konnte, weil er den Bau aus Beutegeldern gelobt hatte, Liv. IX 43, 25: aedes Salutis a C. Iunio Bubulco censore locata est, quam consul bello Samnitium voverat. X 1, 9. XXXVI 36, 6. XLII 3, 1 (irrtümlich XXXIV 53, 6, vgl. Weissenborn z. d. St.); den gleichen Anspruch hatte auch der Aedil, der Multgelder zu solchem Zweck verwandte, Liv. X 33, 9: L. Postumius … aedem Victoriae, quam aedilis curulis ex multaticia pecunia faciendam curaverat, dedicavit. XXXIV 53, 4. Gewöhnlich aber sind eigene d. aedi locandae eingesetzt, wohl oft identisch mit den duoviri aedi dedicandae. Verschieden aber sind z. B. die D., welche im J. 537 = 217 v. Chr. den Concordiatempel verdingen, Liv. XXII 33, 7, von den D., welche den Bau im nächsten Jahr dedicieren, Liv. XXIII 21,7. Hieher gehören ferner Stellen wie Liv. VII 28, 5: senatus duumviros ad aedem (Iunonis Monetae) faciendam creari iussit im J. 409 = 345 v. Chr. XL 44, 10: ad aedem (Fortunae) locandam im J. 575 = 179 v. Chr. und jedenfalls auch XL 34, 6, denn M’. Acilius Glabrio gelobte einen Tempel während seines Kampfes mit Antiochus im J. 563 = 191 v. Chr., konnte aber die locatio desselben ex senatus consulto erst nach seiner Rückkehr nach Rom im nächsten Jahre vornehmen, wohl als erwählter d. aedi ei locandae.

Die d. aedi dedicandae wie die d. aedi locandae kommen im 7. Jhdt. nicht mehr vor und werden durch die verschiedenen curae für das Bauwesen (o. Bd. IV S. 1766) ersetzt. Augustus Auftrag an seine Enkel, Dio LV 10 (s. o.), ist ein singulärer Fall der Anwendung des älteren republicanischen Brauches. – Litteratur: Mommsen St.-R. II³ 623f. E. Pottier in Daremberg-Saglio Dict. II 416.

6. Duoviri agris dandis assignandis. Die Beamtencommissionen für Landanweisung [1803] haben sehr verschiedene Mitgliederzahlen gehabt (s. Art. Adsignatio oben Bd. I S. 426). Nur in dem Ackergesetz vom J. 643, CIL I 200 p. 103 sind IIvir(ei) für Ackeranweisung erwähnt, wie Mommsen St.-R. II³ 629 vermutet, mit Teilung der Competenz des Collegiums, so dass der eine in Africa, der andere in Griechenland fungieren sollte.

7. Duoviri viis (extra propiusve urbem Romam passus mille) purgandis werden zuerst im iulischen Municipalgesetz vom J. 709 = 45 v. Chr. neben den IIIIviri viis in urbe purgandis (s. den Art. und IIIIviri viarum curandarum), CIL I 206 Z. 51f. erwähnt, vgl. Dio LIV 26: οἱ δύο οἱ τὰς ἔξω τοῦ τείχους ὁδοὺς ἐγχειριζόμενοι, und es ist möglich, dass Caesar selbst das Amt geschaffen hat. Während die Viermänner die Sorge für die Reinigung der Strassen in der Stadt haben, sollen die D. dies Geschäft ausserhalb der Stadtmauern bis zum ersten Meilenstein überwachen; so dürfte wohl die obige Angabe mit Mommsen St.-R. II³ 604, 2 gegenüber seiner früheren Deutung CIL I p. 94 zu fassen und extra propiusve pleonastisch zu nehmen sein. Beseitigt wurde das Amt, das im Hinblick auf den Cursus honorum zum Viginti (Vigintisex-)virat (s. d.) zählte, jedenfalls im J. 734 = 20 v. Chr., als Augustus die curatores viarum einsetzte (o. Bd. IV S. 1781f.), sicher vor dem J. 742 = 12 v. Chr., Dio LIV 26, während die Quattuorviri noch im 3. Jhdt. genannt werden. Litteratur: Mommsen St.-R. II³ 603–604. Lange R. Alt. I³ 872. 914f. Madvig Verf. I 481. Herzog St.-V. I 854.

8. Duoviri aquae perducendae. Zur Durchführung der von den Censoren des J. 482 = 272 begonnenen Wasserleitung Anio (vetus) sind zwei Jahr später D. ernannt: ex senatus consulto duumviri aquae, perducendae creati sunt Curius qui eam locaverat et Fulvius Flaccus, Frontin. de aq. I 6. Herzog St.-V. I 841.

9. Duoviri zur Leitung von Consulwahlen sind, soweit wir wissen, nur einmal gewählt. Als im J. 711 = 43 v. Chr. durch den Tod der Consuln Hirtius und Pansa das Oberamt erledigt war, konnte nicht, wie die Verfassung der ältern Republik vorschrieb, Cic. de leg. III 9. Dionys. VIII 90, durch zwangsweise Niederlegung der Ämter seitens der Praetoren das Interregnum (s. genauer d. Art.) bewirkt werden, sondern der städtische Praetor Q. Gallius, der selbst nicht zur Vornahme der Consulwahl berechtigt war, wurde ermächtigt, unter seinem Vorsitz in den Tributcomitien Zweimänner – in Wahrung des Grundsatzes der Collegialität republicanischer Magistrate – mit proconsularischer Gewalt lediglich zur Abhaltung von Consulwahlen wählen zu lassen. Dio XLVI 45: καὶ ὕπατος (ὁ Καῖσαρ) καὶ πρὸς τοῦ δήμου ἀπεδείχθη δύο τινῶν ἀντὶ ὑπάτων πρὸς τὰς ἀρχαιρεσίας αἱρεθέντων, ἐπειδὴ ἀδύνατον ἦν μεσοβασιλέα δι’ ὀλίγου οὕτως ἐπ’ αὐτὰς κατὰ τὰ πάτρια γενέσθαι πολλῶν ἀνδρῶν τῶν τὰς εὐπατρίδας ἀρχὰς ἐχόντων ἀποδημούντων. τὸ γὰρ τῶν δύο ἀνδρῶν διὰ τοῦ στρατηγοῦ τοῦ ἀστυνόμου ψηφισθῆναι μᾶλλον ἢ τὸ τοὺς ὑπάτους δι’ αὐτοῦ χειροτονηθῆναι ὑπέμειναν, ὅτι μηδὲν πλέον τῶν ἀρχαιρεσιῶν ποιήσειν ἔμελλον καὶ κατὰ τοῦτο μηδ’ ἀρχήν τινα ἰσχυροτέραν αὐτῶν ἐσχηκέναι δόξειν. Mommsen St.-R. Ι³ 18. 648, 2. 652, 1. II³ [1804] 81, 2. 663f. Lange R. Alt. III² 546. Rubino Röm. Verf. I 102.

B. Städtische Beamte.

1. Duoviri iure dicundo. Seit dem Bundesgenossenkriege wird eine gleichmässigere Organisation der städtischen Verfassung angebahnt auf Grund der Lex Iulia des Consuls L. Iulius Caesar vom J. 664 = 90 v. Chr., und Caesars Lex Iulia municipalis vom J. 709 = 45 v. Chr. hat durch eine umfassende allgemeine Festlegung der Normen jeder Communalordnung eine weitere Ausgleichung bewirkt, aber nicht alle alten Formen abgeschafft, Lex Iulia municipalis Z. 83: queicomque in municipieis coloneis praefectureis foreis conciliabuleis c(ivium) R(omanorum) IIvir(ei) IIIIvir(ei) erunt aliove quo nomine magi(stratum) potestatemve … habebunt (die jüngst von Hackel Wiener Studien XXIV [1902] 552f. geäusserten Bedenken gegen die Annahme eines fundamentalen Städtegesetzes des Dictators bedürfen mannigfacher Einschränkungen). Es war allerdings nun die römische Benennung selbst der obersten Beamten in den Gemeinden des Reichs in der ersten Kaiserzeit noch keine einheitliche; erst allmählich verschwinden Titel wie dictator, praetor, consul u. a. (Marquardt I 151. Liebenam 252f.), die als gewichtiger klingend gern beibehalten wurden, und die oberste Behörde wird in der Form gewöhnlich geordnet, dass sie vier Personen umfasst, die beiden höchsten Beamten für die Rechtsprechung, duo viri iure dicundo (zuerst genannt im Puteolaner Baucontract CIL I 577 = X 1781) und die duo viri aediles, welche als zwei Collegien gelten oder oft trotz der verschiedenartigen Competenz als eins, quattuorviri (s. den Art. und Zumpt Comm. epigr. I 159f.) zusammengefasst werden können, so dass zwei quattuorviri iure dicundo und zwei quattuorviri aediles unterschieden werden. 'Karlowa I 590f. Belege bei Zumpt 170f. Marquardt 152f. Liebenam 255. In Pompeii z.B. nennen sich Cuspius und Loreius CIL X 937 (aus der Zeit Ciceros oder dem Anfange des Augustus) duoviri, aber 938 mit den Collegen zusammen quattuorviri, p. 93. Über die IIviri aediles (s. u.) und ΙΙΙIviri aediles oben Bd. I S. 460. Zusammenfassungen zu noch grösseren Collegien wie den VIIIviri (s. d.) sind hier zu übergehen. IIviri mag(istri) im vicus Sumelocenna nach E. Herzogs Lesung, Bonn. Jahrb. CII 98.

Schon Manutius hatte zu Cicero pro Sest. 8 behauptet, dass die IIIIviri den Municipien (Cic. pro Cluentio 25: quattuorviros quos municipes fecerant, sustulit; ep. ad fam. XIII 76; ad Att. V 2, 3 [vgl. Mommsen Hermes XVI 41]. X 13: evocavit litteris e municipiis decemprimos et IIIviros), die IIviri aber den Colonien (Cic. de leg. agr. II 93: cum ceteris in coloniis IIviri appellentur, hi se praetores appellari volebant) eigentümlich seien. Der von Zumpt a. a. O. angezweifelte Satz wurde von Henzen Ann. d. Inst. 1857, 111. 1859, 206 als im allgemeinen zutreffend nachgewiesen (Beispiele bei Spehr 5–25), wenn wir auch nicht sagen können, ob ein principieller Unterschied anzunehmen ist. Ausnahmen sind z. B. folgende. In den sullanischen Colonien gab es zunächst Quattuorvirn, so in Interamna Nahartium CIL XI p. 611, Spoletium [1805] CIL XI p. 702, Pompeii X p. 93 und nr. 800, ferner in Caesars Colonie Novum Comum V p. 565 und in Sora X 5713. Beloch Ital. Bund 8, Luceria IX p. 74, Augusta Taurinoram V 7034 (aber auch IIviri 6996. 7015 p. 780), Urbs Salvia IX 5520. 5538. 5543 und der latinischen Colonie Carsiuli IX p. 382. Andererseits finden sich IIviri auch in Municipien wie Alba Pompeia V 7605. 7606, Aquincum III 3347. 10334. 10447 p. 2528, Atina X 337 (gewöhnlich aber ΙΙΙIviri), Aufidena IX p. 259, Bibae VIII 908, Bisica Lucana VIII 1353 p. 169, Caiatia X p. 444, Diana VIII p. 462 vgl. p. 1092, Eporedia V p. 751, Fabrateria nova X p. 547, Forum Sempronii XI 6123. 6167, Herculaneum X p. 156f., Lambaesis VIII p. 284, Perusia XI 1924. 1941. 1945, Placentia V 5847. 5848, Riditae in 2026. 2774, Suasa XI p. 914, Segusio V p. 815, Surrentum X 688, Troesmis III 7599, Veii XI p. 557. Verulae X 5796, Viminacium III 6309 u. a. Tarent hatte als Municipium IIIIviri, die mehrfach erwähnt sind, gleichwohl werden in dem Fragment des Stadtgesetzes auch IIviri genannt, Z. 14: comitia duovireis a[e]dilibusve rogandis. 39. 44, was de Petra Monumenti antichi I 439. dem Mommsen Eph. ep. IX p. 6 zustimmt, darauf zurückführen will, dass man aus dem allgemeinen Gesetz, das sowohl für Municipien wie für Colonien Bestimmungen traf, den Paragraphen unverändert copierte. Betreffs Salonae Mommsen CIL III p. 305.

In andern Fällen erscheinen, sobald Municipien Colonialverfassung erhalten, statt der IIIIviri dann IIviri, so in Aeclanum CIL IX p. 99, Brixia V p. 439, Cales X p. 451, Canusium IX p. 35, Doclea III 8287 e. 12 680. 12 695, Drobeta III 1559 p. 251, Sora X p. 560, Teanum X p. 471 ? (Spehr p. 8f. Marquardt I 152, 7); der Wechsel lässt sich aber auch da nachweisen, wo eine solche Veränderung nicht stattgefunden hat, wie in Bellunum CIL V p. 192, Industria V p. 845, civ. Marsorum IX p. 349, Placentia XI p. 242?, Terventum IX p. 241, Volceii X p. 43. Im narbonensischen Gallien fungieren in römischen Colonien IIviri, in latinischen IIIIviri, Herzog Gallia Narb. 218. CIL XII p. 218. Als Vespasian den flavischen Municipien Spaniens latinisches Recht verlieh, erhielten sie statt der IIIIviri IIviri, wie klar die Inschrift von Sabora CIL II 1423 beweist: Vespasian antwortet den IIIIviri und Decurionen auf das Gesuch um Verlegung der Stadt, IIviri aber lassen den Kaiserbrief in Erz graben. Über den analogen Wechsel in Aeso, Asido, Gades vgl. CIL II p. 1136f. Die Colonie sollte ein Abbild Roms im kleinen sein und stellte deshalb mit Vorliebe Zweimänner an die Spitze. Je mehr später die Colonien einen gewissen Ehrenvorzug genossen (Rudorff Feldmesser II 416), galt auch ihre Verfassung für nachahmungswerter, und so mögen die Municipien ebenfalls lieber D. statt der Quattuorviri gewählt haben, Mommsen St.-R. III 794, 2. Vgl. auch O. Hirschfelds Bemerkungen über die IIviri der Seduni CIL XII p. 21.

Zahl. Amtsdauer. Nur wenn der Kaiser zum D. gewählt wird (s. u.), soll nicht noch neben ihm eine Privatperson als D. fungieren. Lex Salp. c. 24, eine Bestimmung, die nach Mommsen [1806] Stadtr. 415. 431 Tiberius wohl getroffen hat, als er den nichtregierenden Prinzen die Übernahme von municipalen Ämtern untersagte. Titus und Domitian sind im J. 73 zugleich D., vgl. die Fasten von Interamna, CIL X 5405. Das Amt ist, wie jedes ordentliche Municipalamt, jährig; anno IIvir(um) X 451; anno duumviratus VIII 1641. 2662. 4583. 12377, Acta purg. Felic.p. 199: anno duoviratus mei; IIvir quinquenn. in prox. annum X 5670. XIV 409 (s. u.). Canon 56 conc. Elv. Liebenam 273, 1. 3. Bei früherer Erledigung durch Tod oder Rücktritt fand für den Rest des Jahres subrogatio statt, Lex Malac. c. 52: qui ita creati erunt, ii annum unum aut, si in alterius locum creati erunt, reliqua parte eiius anni in eo honore sunto, quem suffragis erunt consecuti.

Collegialität. Für die D. als Collegen gilt wie bei den Consuln der Satz (Mommsen St.-R. I³ 30), dass jeder von beiden die gesamte, mit dem Amte verbundene Vollmacht besitzt, also Befehle erlassen kann ohne vorher mit dem Collegen Rücksprache genommen zu haben, Ulp. Dig. L 1, 25: magistratus municipales cum unum magistratum administrent, etiam unius hominis vicem sustinent, et hoc plerumque quidem lege municipali eis datur; verum et si non sit datum, dummodo non denegatum, moribus competit. Daher trifft auch die Haftpflicht in vermögensrechtlicher Hinsicht beide, Pap. Dig. LI, 11: magistratuum officium individuum ac periculum esse commune; über die näheren Bestimmungen Liebenam 308f. Während bei den Consuln die Rangfrage doch wohl durch das Los, später unter Berücksichtigung der augusteischen Gesetzgebung betreffend die Bevorzugung der Ehemänner und Väter (Mommsen Ι³ 41) entschieden wurde, sofern man sich nicht gütlich einigte, hat unter den D. nach Lex Malac. c. 52 der ältere den Vortritt bei Geschäften, die nur von einem D. vollzogen werden konnten, wie eine Dedication z. B. in Salonae CIL III 1933 vom J. 137 n. Chr. (o. Bd. IV S. 2358). Trotzdem die D. die höchste Gewalt innehaben, gelten, wie oben inbetreff der quattuorviri bemerkt wurde, die Aedilen als ihre Collegen, gleichwie der römische Praetor collega minor consulum ist, doch war der Rangunterschied zwischen den D. und Aedilen nicht so bedeutend, wie zwischen jenen Staatsämtern. Da diese Vereinigung (Mommsen Stadtrechte 433; St.-R. II³ 485) auch insofern guten Grund hatte, als beide Beamtenclassen wesentlich für die Iurisdiction, nur mit verschiedener Competenz, bestimmt waren, die Gesamtbehörde also die vereinigte städtische Gerichtsbarkeit ausmachte, kann es Lex Salp. c. 29 vom D. heissen: sive unum sive plures collegas habebit. Karlowa I 591 zweifelt allerdings an dieser Auslegung der Stelle, da es sich nur um eine nicht ständige Mehrzahl von Collegen handeln könne.

Aus dem Begriff der Collegialität beider D. ergiebt sich, dass Amtshandlungen des einen D. durch die Intercession des andern gehindert werden können, Lex Salp. c. 27; Malac. c. 58, ebenso wie jeder D. kraft seiner maior potestas den Aedilen und Quaestoren gegenüber einschreiten kann. Mommsen Stadtrechte 432; Strafrecht 463, 1. Doch wird im Salpensaner Stadtrechte bestimmt, [1807] dass die Intercession in derselben Sache nur einmal gegen denselben Beamten ausgesprochen werden darf, dass sie ferner innerhalb dreier Tage nach der Appellation geschehen muss (in triduo proxumo quam appellatio facta erit poteritque intercedi) und in manchen Fällen unzulässig ist, so nach der Lex Malac. c. 58 bei den Wahlcomitien (ne quis intercedito neve quit aliut facito quo minus in eo municipio h(ac) l(ege) comitia habeantur perficiantur).

Wahlqualification. Die Bestimmungen (per legem coloniae duoviros creare et habere CIL XI 1420) sind festgelegt in der Lex Iul. munic. Z. 89f.; in den spanischen Stadtrechten von Salpensa, Malaca, Colonia Genetiva Iulia sind die wichtigeren verloren, doch wird auf diese Normen ausdrücklich hingewiesen, so Lex Malac. c. 51 quibus per h(anc) l(egem) honorem petere licet, c. 54: qui comitia habere debebit, is primum IIvir(os) qui iure dicundo praesint ex eo genere ingenuorum hominum, de quo h(ac) l(ege) cautum conprehensumque est … creandos curato. Massgebend sind für die Befähigung zum Beamten, da die Übernahme der Gemeindeämter Voraussetzung für die Aufnahme in den Rat ist, die Vorschriften über die Bekleidung des Decurionats, daher Lex Iulia munic. Z. 135: quibus h(ac) l(ege) in municipio colonia praefectura foro conciliabulo in senatu decurionibus conscripteis esse non licebit, ni quis eorum in municipio (c. p. f. c. etc.) IIvir(atum) IIIIvir(atum) aliamve quam potestatem, ex quo honore in eum ordinem perveniat, petito neve capito; ebenso schliesst die Lex Malac. c. 54 den von der Wahl aus quive in earum qua causa erit, propter quam, si c(ivis) R(omanus) esset, in numero decurionum conscriptorumve eum esse non liceret, ähnlich Lex col. Genet. Iul. c. 101. Die verschiedenen Vorschriften über Unbescholtenheit, Ingenuität, Gemeindeangehörigkeit (auch der Senator ist in der Heimatgemeinde wählbar, Hermog. Dig. L 1, 23), disqualifizierende gewerbliche Beschäftigung der Candidaten hat Kübler im Art. Decurio o. Bd. IV S. 2326f. zusammengestellt. Mommsen Stadtr. 416f. Marquardt I 178f. Liebenam 268ff. Karlowa R.-G. I 584. Wer, ohne diesen Bedingungen zu genügen, sich um ein städtisches Amt bewirbt, verfällt nach der Lex Iulia munic. Z. 99 in eine Strafe von 50 000 Sesterzien; die gegen die Vorschriften eventuell erfolgte Wahl ist ungültig. Z. 139: neive quis, sei adversus ea creatu(m) renuntiatu(m) erit, ibei IIvir IIIIvir esto neve ibei m(agistratum) potestatemve habeto, Mommsen St.-R. Ι³ 482, vgl. überhaupt dessen Erörterung der für die Staatsämter erforderlichen Qualificationen 468f. 492. 495f.

Altersgrenze. Unter Hinweis auf die genauere Erörterung dieser Frage o. Bd. IV S. 2328 sei bemerkt, dass statt der älteren Vorschrift der Lex Iulia munic. Z. 89ff. (Mommsen St.-R. Ι³ 509), wonach Bewerber um Gemeindeämter wenigstens 30 Jahr alt sein müssen, es sei denn, dass sie eine genügende Zahl von Dienstjahren nachweisen können, in der Lex Mal. c. 54 von Candidaten zum D. nur ein Alter von 25 Jahren verlangt wird, wohl infolge einer Anordnung des Augustus, vgl. Dio LII 20. Hadrian bestimmte, dass in Bezug auf die municipalen Ämter das [1808] begonnene Lebensjahr als zurückgelegt gerechnet werden solle. Paul. Dig. XXXVI 1, (76) 74, 1, vgl. Ulp. Dig. L 4, 8. Der praefectus IIviri (s. u.) in Salpensa soll wenigstens 35 Jahre alt sein. Lex Salp. c. 25. Mommsen Stadtr. 418. Übrigens finden sich öfters Beamte, die diesen Altersnormen nicht entsprechen, so designierte IIviri von 20 Jahren CIL X 479. 1268, ein IIvir quinq. im gleichen Alter gestorben, IX 1156. v. Swinderen Op. 86f.

Ein Census ist in den Stadtrechten, soweit sie erhalten, für die Bewerber um den Duovirat nicht verlangt; einheitlich sind aber diese Vorschriften nicht geregelt gewesen. Da Caution (s. u.) gestellt werden musste, war die Stadt gesichert, und auch ein unbemittelter Candidat konnte also zugelassen werden, wenn ein zahlungsfähiger Bürge gutsagte. Natürlich achtete man darauf, dass der Beamte standesgemäss repräsentieren könne, daher die allgemeinen Normen über die Auswahl der Amtsbewerber Callistr. Dig. L 4, 14, 3: de honoribus sive muneribus gerendis cum quaeritur, in primis consideranda persona est eius, cui defertur honor sive muneris administratio, item origo natalium, facultates quoque an sufficere iniuncto muneri possint, item lex secundum quam muneribus quisque fungi debeat. Vorausgesetzt war ferner, dass der Bewerber um den Duovirat Quaestor und Aedil gewesen war. Diese Ämterstaffel analog dem staatlichen certus ordo magistratuum, Modest. Dig. L 4, 11: ut gradatim honores deferantur. Callistr. Dig L 4, 14, 5: neque prius maiorem magistratum quisquam nisi minorem susceperit gerere potest, ist in den spanischen Stadtrechten nicht direct vorgeschrieben (Dernburg Ztschr. f. d. ges. Rechtswissenschaft III 78. O. Hirschfeld Gött. Gel. Anz. 1870, 1090), aber doch auch da nachzuweisen; die Lex Malac. c. 54 angegebene Disqualifikation zu Aedilität und Quaestur gilt selbstredend auch für den Duovirat. Dem Range nach wird die Aedilität vor der Quaestur genannt, Lex Salp. c. 26. 27; Malac. c. 52. 53. 54, doch waren beide Ämter nicht allgemein so verschieden, dass die Übernahme der Aedilität vor der Quaestur (s. d. Art.) ausgeschlossen gewesen wäre. Mommsen Stadtr. 416, 66. 67. CIL III 6833 (Antiochia Pisid.) aed. q. grammati (γραμματεῖ) IIviro. 7321. 7333: aed. q. IIvir, 609. IX 1614, andere Beispiele bei Zumpt 67 und Vaglieri in Ruggiero Diz. I 263f. In Abellinum wird die Quaestur sowohl vor wie nach der Aedilität übernommen, CIL X p. 127, in den venusinischen Fasten folgt auf die Quaestur der Duovirat, ohne dass die vorherige Bekleidung der Aedilität nachzuweisen ist. Zumpt Comm. epigr. I 67. Spehr p. 37. Liebenam 269, 5. Dispensationen von der gesetzlichen Ämterfolge (CIL IX 5445) genossen ausser den Mitgliedern des Kaiserhauses (s. u.) auch die Senatoren und Ritter in ihren Heimatgemeinden. Eine abermalige Wahl als D. ist nach der Lex Malac. c. 54 erst nach fünf Jahren gestattet; betreffs der Quaestur und Aedilität ist eine derartige Beschränkung nicht verfügt, da diese niederen Stellungen weniger beliebt waren und häufig nur um den gesetzlichen Anforderungen für die Candidatur zum Duovirat zu genügen übernommen wurden. Später als auch dies Amt der oft grossen damit verbundenen Unkosten wegen seltener begehrt [1809] ward, begnügte man sich, die Bekleidung desselben Amtes in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu verbieten, Paul. Dig. L 1, 18: divus Severus rescripsit intervalla temporum in continuandis oneribus invitis, non etiam volentibus concessa, dum ne quis continuet honorem. Callistr. Dig. L 4, 14, 5. Papin. Dig. L 1, 17, 3. Zwei verschiedene Ämter unmittelbar nach einander zu übernehmen, scheint nicht unerlaubt gewesen zu sein, Zumpt 68. 136. Im übrigen sind die Erwähnungen von wiederholter Bekleidung des Duovirats so häufig, dass auf die Indices des CIL verwiesen werden muss und hier nur einige Beispiele für die verschiedene Formulierung zu geben sind: duomvir iterum CIL XII 4432, IIvir iter. III 392 = 12246. 6980. V 6791. X 4862. XI 1347. XIV 4091⁹, duovir iter. XI 1345, iterum duo vir V 6797, iterum IIvir X 107, IIvir bis II 3361. XII 4251? III 2846. V 7832. X 1806. 6104. XII 4251, duumvir II III 6687, IIvir II, V 7015. X 4885, IIvir ann(o) secund(o) III 6843?, IIvir II qq. III 6835-6837, vgl. X 5197; [IIvir per b]iennium? XII 4250 – duo vir III CIL XI 1341. XIV 4063, IIvir III II 1129. 4514. III 2870, IIvir ter II 896. X 4749, duo vir ter II 4199, IIvir tert. XIV 3500, ter IIviratu in insula functus II 3711 – primo secundo tertio duomviratu X 1074 d – duovir quarto X 4896, IIvir quart. X 6766, IIvir IIII II 1258. 3696. XI 1331 - duovir quinto IX 5191. Es ist dabei zu beachten, dass Duovirat und Quinquennalität neben einander gerechnet werden, Mommsen CIL X p. 92. 1158. Holconius Rufus war fünfmal D., zweimal quinq., im vierten Duovirat bezeichnet er sich als d. v. i. d. IIII quinq. X 837, im fünften als IIvir i. d. V quinq. iter. 830 vgl. 838, lässt aber, wo es nicht auf eine gesamte Aufzählung seiner Würden ankommt, sondern nur auf die Amtsbezeichnung des betreffenden Jahres quinquennalis weg 890 (s. u.). Vgl. die Indices des CIL, z. B. IIvir bis tert. quinq. X 1806, IIvir ter. quinq. IX 2353, IIvir quinq. (bis, II) iterum IX 5357. 5441, IIvir iterum quinquennalis X 1210. 1215. 4570. 4585-4587. 5393, IIvir quinq. ter IX 652, IIvir IIvir II quinq. X 5067 vgl. III 6835–6837, IIvir i. d. IIvir iterum quinq. X 5393, vgl. 5197. IX 2354. 2568: IIvir i. d. IIvir quinq. II; IIvir (II, bis) ite[rum] 5748, IIvir iter. IIvir quinq. 7/76980. IX 441, IIvir iter. quinq. XI 3260. IX 2359. 5452, IIvir II quinq. IX 5365, [IIvir] iter[um ter]tium quinquenn. III 6874, IIvir i. d. IIvir quinq. IIII IX 4200 und p. 789.

Über die Wahlordnung enthält die Lex Malac. c. 51–60 sehr eingehende und fast vollständige Normen, die von Mommsen Stadtr. 421ff. ausführlichst dargelegt sind. Während in Rom in früherer Zeit das Los unter den Consuln entschied, wer die Wahlen leiten sollte (Mommsen St.-R. Ι³ 41f. 582, 3, oben Bd. IV S. 1118), steht hier das Recht, die Comitien zur Wahl der municipalen Beamten zu berufen und zu leiten, dem älteren der D., sofern er nicht irgendwie verhindert ist, zu, Lex Malac. c. 52. Der Vorsitzende ist gehalten, vor der Wahl Sorge zu tragen, dass für jede zu besetzende Stelle wenigstens ein Candidat vorhanden ist (tot quod creari oportebit, Lex Malac. c. 51). Die Feststellung dieser Persönlichkeiten [1810] geschah durch professio oder nominatio. Über die erstere Form fehlen die näheren Angaben in der Lex Malac., nach den Andentungen in c. 51 und nach Analogie der römischen Beamtenwahlen (Mommsen St.-R. I³ 468ff. 471ff.) mussten diese Meldungen ebenso wie ein etwaiger Verzicht (proposito desistere) in vorgeschriebener Form, jedenfalls persönlich, vollzogen werden und rechtlich nur bis zu einem bestimmten Termin (intra praestitutum diem), bis zur Ansage des Wahltages zulässig gewesen sein, damit unter Wahrung des Trinundinum die Namen öffentlich bekannt gegeben (proscribere) und die Bewerber (petitor kandidatus Lex col. Genet. Iuliae c. 132, candidatus CIL II 1282 c. XI 1421. XII 697: IIv[ir iur. dic.] quinq. cand. Arelat(ensium)) vom Vorsitzenden auf ihre Tauglichkeit hin geprüft werden können. Mangelt es jedoch an der nötigen Zahl von Candidaten, so ist der Wahlvorstand ermächtigt, seinerseits durch öffentlichen Anschlag geeignete Personen, auch gegen deren Willen, namhaft zu machen, Lex Malac. c. 51: tum is qui comitia habere debebit proscribito, ita u(t) d(e) p(lano) r(ecte) l(egi) p(ossint), tot nomina eorum, quibus per h(anc) l(egem) eum honorem petere licebit, quod derunt ad eum numerum, ad quem creari ex h(ac) l(ege) oportebit. Diese Vorgeschlagenen dürfen wiederum beim Wahlleiter nach ihrer Ansicht zu Ämtern brauchbare nominieren und diese ebenfalls. Alle diese Namen hat der Vorsitzende öffentlich bekannt zu geben und zur Wahl zu stellen (perinde ac si eorum quoque nomine ex h(ac) l(ege) de petendo honore professio facta esset intra praestitutum diem petereque eum honorem sua sponte coepissent neque de eo proposito destitissent), niemand kann sich einer etwaigen Wahl entziehen. Mommsen Stadtr. 423 hält diese Zwangscandidaturen für altlatinisches Recht. Als später die Unlust, zu städtischen Ämtern sich zu melden, überhand nahm und die Wahlen erschwerte, ist die nominatio des künftigen Beamten durch den Vorsitzenden die Regel geworden (s. u.).

Abstimmung. Den Wahltag setzt der wahlleitende D. fest, und zwar soll nach Lex Malac. c. 54 zuerst die Wahl der D. (wie in Rom die der Consuln), sodann primo quoque tempore die der Aedilen und Quaestoren vor sich gehen. Über den Ort enthält das Gesetz keine Angabe. Die Abstimmung erfolgt curienweise in Formen, die den bei römischen Beamtenwahlen üblichen (s. den Art. Comitia) überaus ähnlich sind. Für die ebenfalls stimmfähigen incolae, die römische Bürger oder Latiner sind, wird eine Curie ausgelost, in der sie wählen (vgl. Mommsen St.-R. III 397); dann fordert der Vorsitzende alle Curien auf (uno vocatu omnes curias in suffragium Lex Malac. c. 55), sich in die jeder angewiesenen Räume zu begeben (singulae in singulis consaeptis suffragium per tabellam ferant) und die Stimmtäfelchen (tabellae) in die aufgestellte Cista zu legen, bei der drei vom Wahlleiter aus den Angehörigen einer andern Curie ernannte Bürger als custodes diribitores (s. d. Art. und Mommsen a. a. O. 406) die Aufsicht führen gemäss ihrem Eide: se rationem suffragiorum fide bona habiturum relaturumque Lex Malac. c. 55. Auch den Candidaten ist unverwehrt, je einen Aufpasser bei jeder Cista aufzustellen. [1811] Diese custodes stimmen mit der Curie, bei der sie fungieren, eorumque suffragia perinde iusta rataque sunto ac si in sua quisque, curia suffragium tulisset (Lex Malac. c. 55). Darauf zählen sie die in den cistae gesammelten Stimmen (rationem habent) und vermerken die für jeden Kandidaten abgegebenen Stimmen auf tabulae, die dann dem Vorsitzenden übergeben werden (rationem referunt Lex Malac. c. 55, tabulae relatae c. 57); dieser verkündet als in der betreffenden Curie gewählt (eum pro ea curia factum creatumque esse renuntiato) den Candidaten, auf den die meisten Stimmen gefallen sind, dann den, der nächstdem die Majorität hat u. s. w., bis die notwendige Zahl solcher erreicht ist, Lex Malac. c. 56. Sind innerhalb einer Curie auf zwei oder mehr Candidaten gleichviel Stimmen gefallen, so sollen die Vorschriften der augusteischen Gesetzgebung über die Vorrechte der Verheirateten und Väter berücksichtigt werden (Mommsen Stadtr. 420ff.; St.-R. I³ 41, 2.) Der Verheiratete und wer als solcher gesetzlich gilt (maritorum numero), d. h. der 60 Jahre alte (Ulp. 16, 1) oder nach diesem Jahr verwittwete (Gell. II 15), hat den Vorrang bei dieser Renuntiation vor dem Unverheirateten; der, welcher Kinder hat, vor dem Kinderlosen; unter solchen, die Kinder haben, unterscheidet die grössere Zahl über die Priorität, und zwar sollen auch je zwei nach der Namengebung verstorbene oder ein nach der Pubertät verstorbenes als ein lebendes angerechnet werden. Falls jedoch zwei oder mehr mit Stimmengleichheit gewählte Candidaten auch in dieser Hinsicht nicht verschieden sind, entscheidet das Los. Die auf solche Art curienweise ermittelten Einzelergebnisse werden in einer wiederum durch das Los bestimmten Reihenfolge verkündet, Lex Malac. c. 57. Der Candidat, auf den die meisten Curienstimmen gefallen sind, wird nach geleistetem Eid und Sicherstellung (s. u.) als gewählt renuntiiert und danach dies Verfahren fortgesetzt, bis die vacanten Beamtenstellen besetzt sind (donec tot magistratus sint quod h(ac) l(ege) creari oportebit). Sollte auf zwei oder mehr Candidaten die gleiche Zahl von Curienstimmen gefallen sein, so ist die Entscheidung in derselben Weise wie innerhalb der einzelnen Curien herbeizuführen, Lex Malac. c. 57. Vor der endgültigen Renuntiation hat der Gewählte (CIL X 7023: IIvir suf(fragiis) popul(i) creatus in Catina) dem D. öffentlich (palam) einen Eid auf gewissenhafte Amtsführung zu leisten, dessen Formel in Lex Malac. c. 59 enthalten ist. Davon zu unterscheiden ist der Eid, den die Lex Salpens. c. 26 den D. wie den Aedilen und Quaestoren vorschreibt, binnen fünf Tagen nach dem Amtsantritt vor der ersten Ratssitzung zu leisten; die Formel ist etwas erweitert und die Wahrnehmung des städtischen Interesses schärfer betont (neque se aliter consilium habiturum neq(ue) aliter daturum neque sententiam dicturum, quam ut ex h(ac) l(ege) exque re communi municipum eius municipi censeat fore). Die Strafe auf Nichterfüllung der Eidespflicht beträgt 10 000 Sesterzien. Die in vieler Hinsicht analogen Vorschriften für die Beeidigung der römischen Magistrate setzt Mommsen Stadtr. 427f. auseinander.

Bürgschaft. Ausserdem müssen die D.. da sie, wie die Quaestoren, mit den Geldgeschäften [1812] der Gemeinde zu schaffen haben, Bürgschaft leisten, Ulp. Dig. XV 1, 3, 13. XXVII 8, 1, 5. 7; die fideiussores (Paul. Dig. XLVI 1, 68. Pap. Dig. L 1, 11, 1. L 1, 13. L 1, 17, 15. L 8, 5, 3 [3, 4]. Ulp. Dig. L 1, 2, 5. Cod. Iust. XI 34, 1) sollen haften, wie es bei Ulp. Dig. L 1, 2, 1 vom Vater in Bezug auf den mit städtischem Amte betrauten Sohn heisst, für alles, quidquid in re publica gessit; gestum autem in re publica accipere debemus pecuniam publicam tractare (als Quaestor) sive erogandam decernere (als Duovir). Mommsen Stadtr. 420. Die Form dieser Bürgschaftsstellung, zu welcher ein Analogon bei den mit Verwaltung des staatlichen Vermögens beauftragten Beamten wohl deshalb nicht vorhanden gewesen ist, weil für solche Summen und Werte schwerlich ein jeder Privatmann entsprechende Sicherheit hätte leisten können, ist aber erst durch die Lex Malac. c. 60 genauer bekannt geworden. Danach sollen Bewerber um die genannten Ämter am Wahltage vor Beginn der Abstimmung dem Wahlleiter Sicherheit gewähren durch Bürgen (praedes in commune municipum dato pecuniam communem eorum quam in honore suo tractaverit salvam is fore), nötigenfalls durch Verpfändung von Liegenschaften (si d(e) e(a) r(e) is praedibus minus cautum esse videbitur praedia subsignato arbitrato eiusdem – scil. qui ea comitia habebit – … per quem eorum, de quibus IIvirorum quaestorumve comitiis suffragium ferri oportebit, steterit, quo m(inus) recte caveatur, eius qui comitia habebit rationem non habeto). Der Beamte wird demnach für die materielle Güte der Caution voll verantwortlich gemacht in diesem Falle wie in den weiterhin zu erwähnenden. Die in vieler Beziehung gleichen Bestimmungen der Lex Tarentina Z. 7f. (Bph. ep. IX p. 1): IIII vir (ei) aedilesque quei h(ac) l(ege) primei erunt quei eorum Tarentum venerit is in diebus XX proxumeis quibus post h. l. datam primum Tarentum venerit facito quei pro se praes stat praedes praediaque ad IIIIvi(ros) det quod satis sit. Z. 14f.: quique quomqu[e] comitia duovireis a[ed]ilibusve rogandeis habebit, is antequam maior pars curiarum quemque eorum que[i] magistratum eis comitieis petent renuntiabit ab eis qui petent praedes quot satis sit accipito beweisen ebenfalls, dass diese Sicherheitsstellung nicht erst, wie Mommsen a. a. O. annahm, in der Kaiserzeit eingeführt wurde. Die Handhabung derselben hiebei und bei der Pachtung von Gemeindegefällen sowie der Übernahme von Gemeindebauten, Lex Malac. c. 63–65, wird in den Art. Cautio, Praedes, Satisdatio, Stipulatio näher im Zusammenhang erörtert. Vgl. Mommsen Stadtrecht 466–480. Zimmermann De notione et historia cautionis praedibus praediisque, Berolini 1857. Rivier Untersuchungen über die cautio praedibus praediisque, Berlin 1863. v. Swinderen p. 153f. Liebenam 300. 321f.

Unrechtmässige Bewerbung ist strafbar, vgl. den Art. Ambitus, Bd. I S. 1800f. Die Lex col. Genetivae Iuliae c. 132 untersagt dem Candidaten im Jahre seiner Bewerbung (in eo anno, quo quisque anno petitor kandidatus mag(istratum) petet petiturusve erit), gerechnet bis zum Amtsantritt (Mommsen St.-R. Ι³ 478, 4; Strafrecht 868, 2), Volksbewirtungen und Gastmähler [1813] zu veranstalten oder durch Mittelspersonen halten zu lassen, zu denen mehr als neun Personen im einzelnen Falle geladen sind, ebenso ist Verteilung von Geschenken verboten (neve quis petitor kandidatus donum munus aliudve quit det largiatur petitionis causa sc(iens) d(olo) m(alo)). Zuwiderhandelnde haben eine recuperatorische Popularklage beim Stadtgericht auf 5000 Sesterzien Geldbusse zu Gunsten der Stadtcasse zu gewärtigen. Nach Modestinus Dig. XLVIII 14, 1 ist die lex Iulia ambitus, welche seit Tiberius in Rom nicht mehr zur Anwendung kam, durch einen Senatsbeschluss auf die städtischen Wahlen ausgedehnt und hier noch zu Beginn des 3. Jhdts. in Kraft: quodsi in municipio contra hanc legem magistratum aut sacerdotium quis petierit, per senatus consultum centum aureis cum infamia punitur, die Strafe für Wahlbeeinflussung mithin gegenüber Lex col. Genet. Iul. c. 132 verdoppelt und durch Infamie verschärft. Mommsen Strafrecht 875.

Dass die Wahlen, solange die Ämter umworben waren, oft recht lebhaft die Bürgerschaft erregten (denn die künftige Zusammensetzung des Gemeinderats hing von dem Ausfall derselben ab) und aus persönlichen Gründen einen regen Wettbewerb hervorriefen, darf man schon aus den gründlichst festgelegten Anordnungen über den Verlauf schliessen; in Pisae waren im J. 4 n. Chr. wegen Zwistigkeiten unter den Candidaten überhaupt keine Wahlen zu stande gekommen (cum in colonia nostra propter contentiones candidatoru[m m]agistratuus non essent, CIL XI 1421), und die Maueranschläge in Pompeii, wie sie Zange meister zusammengestellt hat (CIL IV p. 254; die Liste ist inzwischen grösser geworden, vgl. Willems Les élections municipales à Pompéi, Bull. de L’Acad. roy. de Belgique XII, Louvain 1886, dazu Mommsen St.-R. III 350) bezeugen, mit welchem Eifer zuweilen der Wahlkampf geführt ward. Mehrfach bezeichnen sich D. als gewählt ex postulatione populi.

Wer als Beamter oder Privatmann den Versuch macht, die Abhaltung von Wahlversammlungen zu verhindern, wird nach der Lex Malac. c. 58 für jeden Fall mit einer Popularklage auf 10 000 Sesterzien bedroht. Mommsen Stadtrechte 422.

Die Wahlcomitien fanden im Juli statt, Lex Iulia munic. Z. 98: queicomque in municipio colonia praefectura post K. Quinct. prim(as) comitia IIvir(eis) IIIIvir(eis) aleive quoi magistratui rogando subrogandove habebit. Designierte D. und IIIIviri sind häufig erwähnt z. B. CIL II 225. 2131. 5354. 6099. III 9763. V 738. 5443. VIII 4886. 14686. IX 667. 4789. X 461. 479. 1268 (von 20 Jahren). 3865. 5670: IIvir quinquenn. in proximum annum. XII 4247: IIvir d[esign(atus)] agen[s annos] XXVII. XIII 1921: IIvir designatus ex postul(atione) populi. XIV 409: hic primus omnium quo anno dec. adlectus est et quaestor aerari factus est in proxim(um) annum IIvir designat(us) est. 4237. 4247.

Der Amtsantritt der D. wie aller municipalen Beamten geschah zunächst am 1. Januar, Lex Iulia municip. Z. 89. Augustus hat dann, als die interreges (s. u.) abgeschafft wurden, den [1814] Termin auf den 1. Juli verlegt. Schon wo einigermassen zusammenhängende Listen der D. in den Bruchstücken der Beamtenfasten überliefert sind oder zusammengestellt werden können, wie in Pompeii (Mommsen CIL X p. 91), ergab sich dieser Zeitpunkt, Avellino Opusc. II 254. de Petra Condizioni delle città italiche (1866) 82, denn dieselben D. fungierten in den Jahren 1 und 2 n. Chr. CIL X 884. 891, während die Inschriften 824. 892 für das J. 3 zwei verschiedene D. aufweisen. Ausserdem haben die pompeianischen Quittungen klare Belege erbracht; am 14. August 58 und 18. Juni 59 werden dieselben D. genannt, andere aber am 10. Juli 59. Vgl. ferner die Fasten von Cales CIL X 4631, die von denselben D. in den J. 198 und 199 vollzogenen Kaiserwidmungen der Stadt Panhormus X 7274. 7275 und die Nolaner Fasten 1233. Mommsen CIL X p. 90. Auch im 4. Jhdt. hielt man trotz veränderter Verhältnisse an dem Termin fest, denn die nominationes sollen jährlich am 1. März erfolgen, Cod. Theod. XII 1, 28, nämlich wenigstens drei Monate vor Übernahme des Amtes, wie die Frist Cod. Theod. XII 1, 8 = Cod. Iust. I 56, 1 begrenzt wird (s. u.). Einige Ausnahmen kommen vor: CIL VIII 9642 (Oppidum novum): patre duoviro qu(a)estor(e) cui non licuit nisi una die kalendarum Ianuariarum praetextatum patre(m) videre, hier traten die Beamten also am 1. Januar, und in Interamna am Liris in den J. 72–74 am 1. April das Amt an, CIL X 5405. Liebenam 273.

Antrittsgeld. Vielfach war es bei Übernahme des Duovirats, wie bei andern Ämtern und beim Eintritt in den Gemeinderat (o. Bd. IV S. 2329), üblich, ein Antrittsgeld (summa, pecunia honoraria z. B. CIL III 9767. 9768. VIII 958. 12 058. 12 220. 17 864) zu zahlen, dessen Betrag in manchen Gemeinden gesetzlich normiert war – in Pompeii zahlt z. B. der D. 10 000 Sesterzien CIL X 1074, in Turris Libisonis der quinquennalis 35 000 Sesterzien CIL X 7954 – anderwärts wohl im Belieben der Gewählten stand, da ohnehin erwartet wurde, dass wohlhabende Persönlichkeiten ihrem Vermögen entsprechend die übliche Summe überschreiten würden, während in Africa Wendungen wie ampliata taxatione, taxatis legitimis, multiplicatis summis honoraris CIL VIII 958. 4577. 4583. 4601 nach Mommsen die Annahme nahelegen, dass die Höhe der gesetzlichen Zahlung (legitima CIL VIII 2341. 4579. 5298. 17 164. 18 635 = 4 485) jedesmal nach den Vermögensverhältnissen des Gewählten bestimmt wurde. Beispiele bei Liebenam 54f. 58f. Cagnat Honoraria summa in Daremberg-Saglio Dict. III 236f. Verdienten Persönlichkeiten konnte das Antrittsgeld durch Ratsbeschluss auch erlassen werden, CIL X 1081 (Nuceria Alfaterna): cui decuriones ob munificentiam eius … duumviratum gratuitum dederunt Nuceriae, u. ö. Mehrfach war das Antrittsgeld für besondere Zwecke gesetzlich bestimmt, CIL III 12 042 = Ephem. epigr. VII 424 (Cnossus): dedit. in hoc muner(e denarii) D sunt quos e lege coloniae pro ludis dare debuit, mit Mommsens Anm. I 1251 = X 829 (Pompeii): II v. i. d. laconicum et destrictarium faciund. et porticus et palaestr. reficiunda locarunt ex d. d. ex ea pequnia quod eos e lege in ludos aut in monumento [1815] consumere oportuit faciun. coerarunt eidemque probaru. Vgl. IX 1643. X 845. 854–857 (pro ludis). Ausserdem wurde meistens erwartet, dass die zum Ehrenamt Gelangten durch Widmungen aller Art zum Schmucke der Stadt wie zur Vergnügung der Bürger sich für die Wahl dankbar erweisen würden, z. B. CIL VIII 5298: statuam ob honorem IIvir. promissam (sest.) V (mil.) n. amplius ad legitimam summmam (sest.) VII (mil.) CCCXXXX posuit. 14 855 = 1323. 17 164. 17 408. 18 635: ob honorem IIviratus praeter legitimam. p. 1118. Rev. arch. XVIII 402. XXX 435. CIL X 7004 pro honore IIvira[tus] [s]phaeristerium fecerunt. III 9767f. 9750. IX 1645. X 6012. 6090. 7954. Nicht selten sind derartige Versprechungen, im Falle der Wahl beispielsweise eine Statue zu errichten, Bauten zu bezahlen, Spiele zu geben, protocollarisch festgelegt, so CIL VIII 18 241 (Lambaesis): dumviralis ob honorem dumviratus quem in se ordo et cives sui contulerunt sicut aput acta pollicitus est ex (sest.) V milibus nummum posuit. Das Antrittsgeld war übrigens wie CIL X 1074 zeigt, nur bei der erstmaligen Bekleidung eines Amtes zu zahlen.

Ehrenrechte. Das Dienerpersonal der D. für das Amtsjahr war zahlreicher und besser besoldet als das der Aedilen. In der col. Genetiva Iulia haben sie zwei scribae (Lohn je 1200 Sesterzien) [z. B. CIL X 3906 (Capua): scrib(a) IIvir(alis) et q(uaestorius)], je einen accensus (700 Sesterzien), zwei lictores (600 Sesterzien), einen haruspex (500 Sesterzien), zwei viatores (400 Sesterzien), einen praeco (300 Sesterzien), einen librarius (300 Sesterzien), einen tibicen (? Sesterzien), Lex c. 62, vgl. CIL XIV 347. 346 = X 7955 (Ostia). Mommsen St.-R. I³ 354, 3. 355, 2. Über die Rechte dieser Apparitoren oben Bd. II S. 193. Vorschriften über Vereidigung der scribae durch ihre Herren, Lex col. Genet. Iul. c. 81. Die Lictoren (CIL X 3939 lic(tor) IIviralis) tragen fasces ohne Beile, wie auch bildliche Darstellungen zeigen (Mommsen St.-R. I³ 381, 2. Maffei Mus. Ver. 117, 2. 3. Gori Inscr. Etr. 2, 22) innerhalb des Stadtbezirkes, Cod. Theod. XII 1, 174 = Cod. Iust. X 32, 53: duumvirum impune non liceat extollere potestatem fascium extra metas territorii propriae civitatis. Cic. de leg. agr. II 93: deinde anteibant lictores non cum bacillis sed ut hic praetoribus urbanis anteeunt cum fascibus [duobus]. Diese fasces (CIL VIII 2662. 9019. 15 589. XII 1029. Martial. VIII 72) hatten wohl eine andere Form als die römischen, daher auch virgae, bacilli genannt, Cic. ad Att. XI 6, 2. Über Apul. met. I 24 s. o. Bd. I S. 460. Abbildungen der fasces laureati CIL XII 3175, vgl. 3210. 3300 der bacilli mit urceus ansatus und aspergillum, Stein eines IIIIvir. Liebenam 274. Marquardt I 176. Mommsen St.-R. Ι³ 373, 3. 381, 2. Den D. gebührt die sella curulis, CIL X 1081. Conze Denkschriften der Wiener Acad., phil.-hist. Kl. XXVII 196f. (der Stein des Quattuorvir im Museum von Avignon in Cahier-Martin Mél. d’arch. I 166 vgl. CIL XII 1029. Mommsen St.-R. Ι³ 399, 2. 402, 5. die Münze von Dyme, Imhoof-Blumer Monnaies grecqu. 165, 42 geben ein Bild derselben). CIL XII 1029, die toga praetexta (Liv. XXXIV 7 : magistratibus [1816] in coloniis municipiisque, hic Romae infimo generi magistris vicorum togae praetextae habendae ius est, nec ut vivi solum habeant tantum insigne, sed etiam ut cum eo crementur mortui. CIL VIII 9642. Lex col. Genet. Iuliae 62. Pacatus paneg. 37, 4, vgl. auch CIL XI 1420), ferner steht ihnen ein besonderer Platz im Theater zu und in der col. Genetiva Iulia ihnen, sowie den Aedilen der Vorzug, sich während der Amtszeit mit Fackeln nach Haus geleiten zu lassen, Lex c. 62.

Eponymität. Die obersten Gemeindebeamten sind, gleichviel ob sie den Titel D. führen oder nicht, eponym, in Capua z. B. die Praetoren, Cic. de leg. agr. II 92, in Caere der aedilis iuri dicundo CIL XI3614. Vielfach sind daher zur Datierung von Statuenwidmungen, bei Errichtung von Bauten u. a. m. die D. angeführt, CIL II 47. 693. 1120: dedicata anno Licini Victoris et Fabi Aeliani IIviror. pr. kal. Ianuar. 1330. 1340. 1936. 2242. 3557. 5232. 5511? p. 1166. IX 5363–5365. 5438. XI 1343. 3303. XIV 3011, daneben öfters auch die Consuln wie CIL I 577 = X 1781 (Puteoli): ab colonia deducta anno XC N. Fufidio N. f. M. Pullio duovir(eis) P. Rutilio Cn. Mallio cos (im J. 649 = 105 v. Chr.). X 3728: dd. imp. Pr[obo] Aug. IIII et Tiberiano cons. tempore II(virum) Servili Valeri Tertullin(i) iun. et Petroni Satti non. Mais. 3803. 3804. Xi 1331. 3780. 3807. XIV 244. 245 (Mommsen Ber. d. sächs. Ges. I [1849] 290f.); nur ein D. ist so genannt II 5929. Auf den pompeianischen Quittungstafeln stehen am Anfang die Namen der D., am Ende die der Consuln, z. B. nr. 117, Mommsen Hermes XII 136: Sex. Pompeio Proculo C. Cornelio Marco IIvir(is) i. d. XI k. Mart. Privatus coloniae ser(vus). scripsi me accepisse ab L. Caecilio Iucundo…..Act(um) Pom. Nerone Aug. III M. Messalla cos. Mommsen a. a. O. 120. 131. Zahlreiche Beispiele für die Eponymität der IIviri, IIviri quinq., praef. IIviri bieten ferner die Münzen der Colonien und Municipien, Eckhel D. N. IV 474. J. Friedlaender Ztschr. f. Numism. VI (1879) 13. L. Müller Numism. de l’anc. Afr. II nr. 323–326. Über solche korinthische Münzen Head Catalogue of Greek coins, Corinth 59. B. Pick Ztschr. f. Numism. XVII (1890) 182f. (zu Ehren Neros). Fox Journ. intern. d’arch. numism. XII (1899) 89f. Heiss Monnaies ant. de L’Espagne 75. 142f. 158f. 165f. 183. 193f. 202. 269. 277. 333 u. ö. Asse mit den Namen der IIviri in Lucera. Bull. d. Inst. 1847. 159. Liebenam 257. 1. Die von Jüthner Wien. Stud. XXIV (1902) 286f. veröffentlichten Ehrendiplome für Sieger in den Augusteia in Olbasa sind datiert nach den δύανδρες πενταετηρικοί und den Agonotheten.

Abgesehen von der Ehre, zu den städtischen Beamtenstellen berufen zu werden (CIL II 1585: IIvir primus de familia. X 3704), hatten die Bürger latinischen Rechts noch den Vorzug, dadurch für sich, die Eltern, Frauen und ehelichen Nachkommen das römische Bürgerrecht zu erhalten. Da dem Duovirat die Aedilität und Quaestur vorangeben musste, erwähnt das Tergestiner Decret nur die Aedilität, CIL V 532, vgl. Strab. IV 187; Mommsen Stadtr. 404, 37. 38 schliesst jedoch aus der Lex Salp. c. 25, wonach der für einen [1817] D. ernannte Praefect diesem zwar im übrigen gleich sein soll, nicht aber in Bezug auf diesen Vorteil (praeterquam de civitate consequenda), dass in manchen Fällen doch erst der Duovirat das Bürgerrecht gebracht habe. Vermutlich musste man thatsächlich das ganze Jahr im Amte gewesen sein. Liebenam 274f. CIL II 2096: ben[eficio] imp(eratoris) .. cf(vitatem) R[omanam co]ns(ecuti) cum [s]u[is] o[mnibu]s per hon(orem) IIv[i]r(atus). 1610. 1631. 1634, vgl. Lex Salp. c. 21–23. 25. CIL II 1945 add.: c(ivitatem) R(omanam) per h[onor]em IIvir(atus) consecuti. Die Stellung erforderte aber oft auch standesgemässe Aufwendungen und Schenkungen im Interesse der Stadt wie der Bürgerschaft. Überaus zahlreich sind die Zeugnisse, dass D. sich durch Bauten, wie Heiligtümer, Bäder, Theater, Wege, Wasseranlagen, Amtsgebäude, Errichtung von Statuen, Veranstaltung von Spielen, Stiftungen verdient machen und Gemeinsinn bewähren. Einige Beispiele: Comptes rendus 1902, 564f.: ein IIvir quinquennalis baut die aedes Capitolii in Saia maior. Sonst CIL IX 3044. X 1443–1445. IX 2667. X 1793. I 1196 = X 3726f. 3913: IIvir. Capuae quod viam Dian. a porta Volturn. ad vicum usq. sua pec. silice straver. XI 1184. 3384. CIL IX 4786 (Forum Novum): P. Faianius P[le]beius IIvir iter aquam ex ag[ro] suo in municipium Forum Novom [pe]cunia sua adduxit et locus om[ne]s [f]ecit et in piscinam quae in campo est saliendam curavit idemque probavit et cum venditor soli in quo balneum est parum cavisset emptori de aqua ut posset in balneo fluere aquam suam in id balneum ne carerent commodo municipes P. Faianius Plebeius dedit. X 3678. XII 1882, vgl. 1883–88. XI 3583 (Castrum Novum): L. Ateius M. f. Capito duomvir quinq. curiam tabularium scaenarium subselliarium loco privato de sua pecunia C. C. N. f. coeravit porticus cenacula ex decurionum decreto de sua pecunia C. C. N. faciunda coeravit idemq. probavit. III 3158. IX 2226: Q. Fillius L. f. Rufus Q. Agrius Q. f. Celer pr. IIvir lanarias et quae in iis sunt sua peq. fec. ut ex eo vectigale quot annis colonis mulsum et crustum natale Caesaris Auqusti daretur. 1175 (Aeclanum). X 4727 (ager Falernus). 5159 (Casinum). CIL IX 1156. I 1246 = X 852 (Pompeii): C. Quinctius C. f. Valgus M. Porcius M. f. duo vir. quinq. coloniai honoris caussa spectacula de sua peq. fac. coer. et coloneis locum in perpetuom deder. X 1074. XI 3807. 3808. III 6829 (Antiochia Pisid): IIvir qui pecuniam destinavit per testamentum at certamen gymnicum quo(d)annis [f]aciendum diebus festis Lunae. Liebenam 96f. 119f. 151. 157. XIV 3014. Dafür setzte man solchen Gönnern auch Statuen, III 296. 392. 2920. X 792. 3678. 3913. 5393. XII 1236 u. ö., oder bestattete sie auf Kosten der Stadt, III 3055. Liebenam 122.

Stellvertretung. 1. Ist der eine D. abwesend, so wird die Bestellung einer Vertretung unnötig, da jeder D. die volle Competenz innehatte. Wenn aber das oberste Gemeindeamt völlig erledigt war, musste eine vorläufige Stellvertretung eingesetzt werden. Dass dann auch in den Municipien das altlatinische Interregnum (s. d. Art.) zunächst üblich gewesen, zeigen die Inschriften [1818] der vom Gemeinderat ernannten Interreges in Beneventum CIL IX 1635 (sullanische Zeit), Fundi X 6232 (erste Kaiserzeit), Formiae X 6101 (etwa unter Augustus oder Tiberius), Nemausus XII 3138, Narbo 4389, Pompeii IV p. 2 (wahrscheinlich), col. Genetiva Iulia, Lex c. 130 apud IIvirum interregem praefectum actio . . esto. Mommsen St.-R. Ι³ 647, 3. Augustus hat, wie man wohl annehmen nmss, als der Amtsantritt auf den 1. Juli verlegt ward, statt dessen die promagistratische Praefectur angeordnet, Mommsen Stadtr. 443. 446f.; St.-R. Ι³ 663, 2 664, 2. Marquardt I 170. Liebenam 260f. Das geschah durch eine Lex Petronia (s. d.), die zuerst in den venusinischen Fasten vom J. 722 = 32 v. Chr. erwähnt wird, CIL IX 422. Zumpt Comm. epigr. I 60. Borghesi Oeuvr. VI 319f. Mommsen St.-R. I³ 650, 1; daher die Titulatur dieser Praefecti: praef(ectus) i(ure) d(icundo) ex d(ecurionum) d(ecreto) lege Petron(ia), CIL X 858 (Pompeii); ΙΙΙIvir(i) p(raefecti) l(ege) P(etronia), X 5405 (Interamna Lir. s. u.); IIIIvir leg[e] Petronia, IX 2666 (Aesernia); IIvir praef. iur(e) dic(undo) ab decurionibus creatus, II 1731 (Gades); praef. decurion. decreto iure dicundo, X 1205 (Abella) u. a. m. Auch für das Collegium der D. und Aedilen konnten vier praefecti bestellt werden, so CIL V 2856 in Patavium. Die Praefecti bleiben im Amte bis zur Neuwahl, wahrscheinlich aber nicht über sechs Monate hinaus; ist die Wahl der regelmässigen Beamten unmöglich, müssen also neue Praefecti ernannt werden. Henzen Ann. d. Inst. 1859, 214. In den Fasten von Venusia sind im J. 722 = 32 v. Chr. neben den Aedilen zwei praefecti für die Zeit vom 1. Juli bis 1. September erwähnt, CIL IX 422, in denen von Interamna Lirenas X 5405 im J. 67 n. Chr. zwei ΙΙΙIviri i. d., im J. 68 zwei quinquennales, im J. 69 ein IIIIvir i. d., darauf zweimal je ein IIIIvir praefectus lege Petronia, im J. 70 wiederum je zwei IIIIviri praefecti lege Petronia, wahrscheinlich jedesmal für ein halbes Jahr. Als ein solcher Praefectus ist wohl auch der praef(ectus) ter in Astigi, CIL II 1478, aufzufassen, Mommsen Stadtr. 447. Die Amtsgewalt dieser Vertreter entspricht der der ordnungsmässigen Beamten; sie sind eponym. Vorsitzende im Gemeinderat und haben Iurisdiction.

2. Sieht in Abwesenheit des einen D. der College sich ebenfalls gezwungen, das Territorium (uter ex municipio proficiscetur) auf länger als einen Tag zu verlassen, soll er aus den über 30 Jahre alten Mitgliedern des Gemeinderats praefecti (s. d. Art.) ernennen. Die Formalitäten sind in der Lex Salp. c. 24. 25 näher angegeben. Solche praefecti sind öfters erwähnt, wie praef. pro IIvir. et IIvir quinq. CIL III 605, praef. pro IIviro CIL V 7914. XII 261? 529. 4371. 4372. 4396. 4401–4403. 4405. 4417. 4420. p. 522, praef. pro IIviris III 4111. (VIII 4580, praef. i. d. pro IIviris 4597. 4600. 4601. 4874: praef. IIvir(um) i. d. 8995: praef. pro IIviris atque ab ordine electum, IIviru(m) item IIviru(m) q(uin)quennalium), ihre Competenz ist die der D., bis einer derselben zurückkehrt (donec in id municipium alteruter ex IIviris adierit), doch können sie nicht ihrerseits etwa wieder praefecti einsetzen (daher Lex Salp. c. 25: isque dum praefectus erit quotiensque municipium [1819] egressus erit, ne plus quam singulis diebus abesto) und erlangen auch nicht durch Bekleidung dieser Würde das römische Bürgerrecht. Mommsen Stadtr. 449 (CIL X 3704 Cumae: ad honorem duumviratus ad cumulanda munera patriae suae libenter accessit).

3. Das höchste Gemeindeamt konnte nach Comitialbeschluss (communi nomine municipum Lex Salp. c. 24 – der Ausdruck si eius municipi decuriones conscriptive municipesve imp(eratori) … IIviratum . . detulerint bezieht sich auf die in solchem Falle abzuordnende Gesandtschaft, Mommsen Stadtr. 410, 48) durch den Rat auch dem Kaiser angetragen werden, der es ehrenhalber öfter annahm. Dann sollte aber nicht der andere D. den Kaiser vertreten, sondern dieser ernannte einen praefectus ohne Collegen, wobei ihm selbstverständlich in der Auswahl einer geeigneten Persönlichkeit Schranken nicht gezogen waren; zuweilen ward die Ernennung auch dem Rate überlassen, CIL IX 3044 (Interpromium): IIIIvir i. d. praef. Germanic[i] Caesaris quinquennalici [i]uris ex s. c. XIV 2964 (Praeneste): Drusus Caesar quinq. M(?) Cominius Bassus quinquennali ordine ex s. c. Dieser Praefect hat dieselben Rechte wie der auf gewöhnlichem Wege zum Duovirat gelangte Beamte, Lex Salp. c. 24 : is praefectus eo iure esto quo esset si eum IIvir(um) i(ure) d(icundo) ex h(ae) l(ege) solum creari oportuisset isque ex h(ac) l(ege) solus IIvir i(ure) d(icundo) creatus esset; er wird in den latinischen Gemeinden ebenfalls das Bürgerrecht erlangt haben und befugt gewesen sein, nötigenfalls die Gewalt zu mandieren, Karlowa I 599. In der ersten Kaiserzeit haben auch Prinzen öfters eine solche Ehrenstellung bekleidet, so die Enkel des Augustus und die Söhne des Germanicus; der letzte Fall ist der des Caligula im J. 34 in Pompeii, CIL X 901. 902, und vor dem J. 37 in den spanischen Gemeinden Karthago und Caesaraugusta, Eckhel D. N. VI 477. 487. Später war es nur den Prinzen gestattet, die Mitregenten waren, und Mommsens Vermutung, Stadtr. 415, 64, dass Tiberius solche Übertragungen an andere nicht mehr gewünscht habe mit Rücksicht auf die Söhne des Germanicus, ist nicht widerlegt. Wenn Prinzen Stellungen derart übertragen wurden, konnte jeder durch einen Bürger vertreten werden, so dass sich also sowohl ein solcher neben einem D.-Collegen findet, wie zwei praefecti zugleich! vorkommen können, CIL XIV 2964, 6. 7 (s. o.). Aus der grossen Fülle der Beispiele von Kaisern und Prinzen (Liebenam 261, 4) hebe ich nur wenige hervor, CIL XII 4230 (Baeterrae): praef. pro II viro C. Caesaris Aug. f. III 6843 (Antiochia Pisid.): praef. Drusi IIvir(i) ann(o) secund(o). Ein praef. German(ici) neben einem IIvir ist auf einer Münze von Caesaraugusta erwähnt bei Eckhel D. X. IV 477. Heiss Monnaies 201 nr. 18-21. Münze des Tiberius aus Acci Heiss 257 nr. 12: Germanico et Druso Caes. IIvir. CIL XIV 2965. 3017 (Praeneste): pr(aefecti) der Söhne des Germanicus, wohl des Nero und Drusus. V 4374 (Brixiaj: praef. Neronis Caesaris IIvir. quinq. XI 701? V 7567 (Hasta): praef. Drusi Caesaris German(ici) [fili(i)] IIvir(o) quinq. Münzen aus Utica, L. Müller Num. de L’Afr. II 165 nr. 362–372; Suppl. 57 vgl. [1820] Borghesi Oeuvr. I 480; aus Carthago nova Heiss 75. 271 nr. 28. 30-34. X 5393 (Aquinum): praef. quinq. Ti. Caesaris Augusti iter. Drusi Caesaris Ti. f. tertio Neronis Caesaris Germanici f., vgl. oben Bd. IV S. 2286. XIV 2995 (Praeneste): Neronis [Caesaris IIviri quinq.] praefectus (in den J. 51/4). III 170 (Berytus): IIviro [pr]a[e]f. qui[nq.] imp. Vespasiani Caesar(is) Aug. X 5405 (Fasten von Interamna, s. o.). V 7458 (Vardagate): praef. i. d. imper. Nervae Traiani Caes(aris). XI 421 (Ariminum): Traiani … IIvir(i) quinq. praef. Hist. Aug. Hadr. 19 (Hadrianus): … per Latina oppida dictator et aedilis et duumvir fuit . . in patria sua quinquennalis et item Hadriae quinquennalis, vgl. CIL X 6090 (Formiae): eo anno quo …. Imperator Hadrianus Augustus etiam duumviratus honorem suscepit. X 7211 (Mazara): [pr]a[ef]. imp. Antonini IIviri. III 1497 (Sarmizegetusa): praef. qq. pro Antonino imp. Über diese abweichende Form Mommsen St.-R. I³ 650, 1. XIV 376 (Ostia): IIvir praefectus L. Caesar(is) Aug. f(ili), das ist L. Aelius Caesar.

Übrigens haben auch angesehene Privatpersonen ehrenhalber solche Stellungen übernommen: Pompeius und L. Piso waren D. der Colonie Capua, Cic. post red. in sen. 29; pro Sest. 19. Beloch Campanien 322, König Iuba mit Cn. Atellius IIvir quinq. in Neukarthago, Münze bei Müller 124 nr. 108; Suppl. 77. Heiss 269 nr. 5 S. 273, und sich durch praefecti vertreten lassen, CIL III 605 (Dyrrachium): praef. quinq. T. Statili Tauri. Münzen von Korinth: M. Barbatio M’. Acilio IIvir(is) Cor(inthi), P. Vibio M. Barba(ti) praef. II vir(o), Head Catalogue of Greek coins, Corinth 59. Fox Journ. internat. d’archéol. numism. II 92f. Ein praef. des Cn. Domitius Ahenobarbus, Neros Vater, der in Antiochia Pisid. als D. gewählt war, CIL III 6809, des Ti. Statilius (Taurus in Cales X 3910, vgl. Mommsen St.-R. II³ 828.

4. Hierher gehört auch die Ernennung eines praefectus i. d. in Ausnahmezuständen neben den D., wie man in Rom zur Ernennung eines Dictators schritt. In Pompeii amtierten seit dem 1. Juli 59 die Duovirn Cn. Pompeius Grosphus und C. Pompeius ⟨Grovicanus⟩ Grosphus; vor Ablauf ihrer Amtszeit wurden am 8. Mai 60 andere gewählt, N. Sandelius Messius Balbus und P. Vedius Siricus, ausserdem ein früherer D., Sex. Pompeius Proculus, als praefectus i. d. CIL X p. 92. Die Veranlassung waren jedenfalls die von Tacitus ann. XIV 17 erwähnten Unruhen, wie Fiorelli bei Petra Le tavolette cerate di Pompei 17 und Mommsen Herm. XII 125f. näher ausführen.

Competenz der Duoviri. Die Lex col. Genet. Iuliae c. 94. 125. 128 bezeichnet den Umfang der Vollmacht der D. als imperium potestasque; vgl Mommsen Ephem. epigr. II p. 139; St.-R. I³ 12. 23. 117. III 812 über diese Begriffe und unten. Imperium mögen die Oberbeamten in den latinischen Gemeinden einst wohl allgemein gehabt haben; ein schwacher Rest der Militärhoheit im Notfalle ist in der genannten Colonie (und vielleicht auch in andern feindlichen Angriffen ausgesetzten Gemeinden) insofern vorhanden, als der D. oder sein Vertreter, wenn der Gemeinderat es beschlossen hat, die Bürger und [1821] Insassen (colon(os) incolas contributosque, nach Huschkes Verbesserung) zum Schutze des Stadtgebietes zu militärischer Hülfeleistung entbieten darf, Lex col. Genet Iul. c. 103. Mommsen Ephem. epigr. II p. 126; St.-R. III 811; Strafrecht. 306, 2. Bruns Kl. Schr. II 288; und zwar sollen ihm dann dieselben Rechte (idem ius eademque animadversio) zustehen, wie dem tribunus mil. p. R. in exercitu R(omano) (Polyb. VI 37, 8). Im übrigen mangeln den Gemeindebeamten die aus dem imperium fliessenden Befugnisse, Paul. Dig. L 1, 26: ea, quae magis imperii sunt quam iurisdictionis, magistratus municipalis facere non potest. S. die Art. Imperium, Potestas.

Dass dem D. die Berufung und Leitung der Wahlversammlungen und Verkündigung der gewählten Beamten obliegt, ist schon erwähnt. Auch die Wahl der pontifices und augures beraumt er an, Lex col. Genet. Iul. c. 68.

Wie die D. in Gemeinschaft mit dem ordo berufen sind, die städtischen Angelegenheiten zu verwalten, ist von Kübler o. Bd. IV S. 2339f. auseinandergesetzt. Sie haben ebenso wie die Ratsmitglieder die Beschlüsse des Gemeinderates unweigerlich bei Strafe von 10 000 Sesterzien auszuführen, Lex col. Genet. Iul. c. 128–130. Wie der römische Senat nicht tagen kann, ohne von den Magistraten berufen zu sein, so haben auch die D., wie überhaupt die höchsten Beamten (quei maxumam potestatem habebit, Lex Iulia municip.; Z. 130), das Recht, den ordo zu versammeln. Die Ausdrücke im Eide: neque se aliter consilium habiturum u. s. w. (s. o.) Lex Salp. c. 26 hat bereits Mommsen Stadtr. 444, vgl. St.-R. III 959. 977, auf den Gemeinderat bezogen und in Hinblick auf andre Inschriften und Lex Malac. c. 68 gezeigt, dass die Berufung und Leitung des Rates nicht den Aedilen und Quaestoren zugestanden hat, mithin jene Worte blos im Eide der D. vorgekommen sein können. Über die Formen der Berufung, Beratung und Beschlussfassung s. o. Bd. IV S. 2332f., Liebenam 245f. Ohne Genehmigung des Gemeinderates können die D. kaum (s. u. betreffs der Casse) städtische Angelegenheiten vollziehen, sind vielmehr verpflichtet, die Meinungsäusserung des ordo zu den einzelnen Punkten zu veranlassen (Zusammenstellung bei Karlowa I 589 und Kübler oben Bd. IV S. 2342f.). Damit dies rechtzeitig möglich ist, haben sie in der col. Genetiva Iulia und sicher auch anderwärts darüber zu wachen, dass der Decurio sein Domicil innerhalb der Stadt oder des ersten Meilensteins nimmt, widrigenfalls sie seinen Namen in den tabulae publicae zu tilgen befugt sind, Lex c. 91. Eph. ep. II p. 134. Auch der römische Senator ist gezwungen, im Stadtgebiet bis 1000 römische Schritte im Umkreis zu wohnen. Liv. XLIII 11, 5. Mommsen St.-R. I³ 67. Ferner kann der D. den nachlässigen Ratsherrn durch pignoris capio zwingen. Lex col. Genet. Iul. c. 91, wie der Magistrat den Senator, Liv. III 38, 12.

Der Geschäftskreis im einzelnen. Während in Rom die Fürsorge für den öffentlichen Gottesdienst den Magistraten nicht zustand, hatten die D. diese Pflicht zu erfüllen, Mommsen St.-R. II³ 133. Mit der Ordnung des Cults haben die Ratsverhandlungen alljährlich zu beginnen. Die D., welche nach Gründung der Colonie zuerst gewählt [1822] sind, sollen nach der Lex col. Genet. Iul. c. 64 binnen 10 Tagen an die Decurionen referieren über die Zahl der Feste und Opfer (quos et quot dies festos esse et quae sacra fieri publice placeat et quos ea sacra facere placeat), und weiter binnen 60 Tagen zu sorgen, dass den Unternehmern der die sacra und res divinae betreffenden Leistungen die ihnen gemäss der lex locationis gebührenden Gelder pünktlich angewiesen werden, c. 69, vgl. 65. MommsenSt.-R. II³ 448, 3. Liebenam 341. Ferner haben sie darauf zu achten, dass jedes Jahr nach Ratsbeschluss die magistri ad fana, templa, delubra gewählt werden und dass diese die Pflichtigen ludi eircenses, sacrificia, pulvinaria ausrichten, Lex col. Genet. Iul. c. 128. Ephem. epigr. II p. 128f. (die Aedilen sind wohl interpoliert). Liebenam 343. Ein solcher Beschluss über die an den Geburtstagen des Augustus, sowie des Ti. Caesar zu veranstaltenden Opfer und Festlichkeiten ist z. B. aus Florentia CIL XI 3303 erhalten. Etwaige Dedicationen von heiligen Stätten vollzieht ein D., vgl. die Inschrift des Iuppiteraltars von Salonae, CIL III 1933 (o. Bd. IV S. 2358). Die D. dürfen Priester mit Geld strafen, pfänden, sogar aus der Liste streichen.

Die D. der col. Genetiva Iulia sollen alljährlich Fechterspiele und scenische Aufführungen zu Ehren des Iuppiter, der Iuno und Minerva, sowie der andern Gottheiten geben und zwar vier Tage lang fast den ganzen Tag hindurch, Lex c. 70 (ebenso die Aedilen drei Tage lang, c. 71); jeder D. bekommt aus der Stadtcasse einen Zuschuss von 2000 Sesterzien, doch soll er wenigstens noch ebensoviel aus eigenen Mitteln hinzulegen. Der D. muss ferner bei den circensischen und scenischen Spielen die verschiedenen Classen der Bevölkerung an den durch Ratsbeschluss ihnen zugewiesenen Platz führen, vgl. die genauen Vorschriften Lex col. Genet. Iul. c. 125. 126. Ephem. epigr. II p. 130f. Bruns Kl. Schr. II 289. Hält der Beamte sich nicht an die festgesetzte Ordnung der Sitzplätze, zahlt er 5000 Sesterzien Strafe; dieselbe Busse trifft den, der unbefugterweise Plätze, die den Decurionen gebühren, einnimmt. In den Inschriften lässt sich die Thätigkeit der D. bei der Veranstaltung der verschiedensten Spielfestlichkeiten genauer verfolgen, Liebenam 371f,, vgl. auch Verbindungen wie IIvir munerarius CIL V 6842. 7915 = Pais CIL V Suppl. 1024. VIII 11 340. 16 555. 16 559. Ephem. epigr. VIII 340, IIvir et munerarius CIL III 659, vgl. 296, duumvir et munerarius IX 1540, aedilis et munerarius item duo viru et munerarius VIII 1270 u. o.

Ferner haben die D. beim Rate die Entsendung von Gesandtschaften zu beantragen, Lex col. Genet. Iul. c. 92 (o. Bd. IV S. 2343). Liebenam 353f., doch ist ihnen untersagt, bei den Decurionen Anträge zu stellen, Personen zu patroni (s. d.) zu ernennen, denen die gesetzliche Qualification mangelt; in der col. Genetiva Iulia ist eine Strafe von 5000 Sesterzien, Lex c. 97, in Malaca von der doppelten Höhe ausgesetzt, Lex c. 61. In der erstern Gemeinde soll zum Ehrenbürger nur ernannt werden cui c(olonis) a(gro-rum) d(andorum) a(tsignandorum) i(us) ex lege Iulia est und qui eam colon(iam) deduxerit liberi posterique eorum, nach c. 130 aber nur [1823] solche römische Senatoren, die zur Zeit der Beratung darüber in Italien als Privatleute leben. Der D., welcher einen andern vorschlägt, ist mit 100 000 Sesterzien zu bestrafen. Ähnliche genaue, hier zu übergehende Vorschriften sind betreffs der Anträge auf Ernennung zum hospes (s. d.) gegeben, Lex col. Genet. Iuliae c. 131, wo die den D. in anderm Falle treffende Strafe aber auf 10 000 Sesterzien herabgesetzt ist. Die Erwähnung der Aedilen in diesen Paragraphen beruht auf Interpolation, o. Bd. I S. 463. Mommsen Ephem. epigr. II p. 145, was Karlowa I 601 bestreitet. Um die Ungleichheiten zwischen c. 97 und 130 und die anderen Interpolationen der vierten Tafel zu erklären, hat Fabricius Herm. XXXIV (1900) 205-215 darin bewusste Fälschungen des M. Antonius nachzuweisen gesucht; dieser Annahme stehen erhebliche Bedenken, ganz abgesehen von c. 127, im Wege, soviel auch die Überlieferung von Abänderungen caesarischer Gesetze und Verfügungen durch den Machtinhaber nach des Dictators Tod zu berichten weiss. Die letzthin von Dessau Wiener Stud. XXIV (1902) 245 ausgesprochene Vermutung, dass es sich um Nachträge und zeitgemässe Verbesserungen, die untergeordnete Beamte vorgenommen und die mit Überwachung der in Erz herzustellenden Tafeln zu Domitians Zeit beauftragten Personen schliesslich nicht tilgen mochten, befriedigt ebensowenig.

Ziemlich selbständig verfügen die D. über die Stadtcasse; die ihnen und den Aedilen gebührenden Gelder für die Spiele haben sie selbst zu entnehmen, Lex col. Genet. Iul. c. 70. 71 (s. o.), doch müssen sie die für den Cultus bestimmten Gelder unangetastet lassen und die der Stadt gemachten Schenkungen stiftungsgemäss verwenden, Liebenam 329. Mommsen Stadtr. 446 sieht in der Tatsache, dass der römische Satz, ohne Genehmigung des Senats darf der Quaestor keine Zahlung leisten, den spanischen Stadtrechten fremd ist, einen Rest der ältesten latinischen Verfassung. Die geleistete Caution bot der Stadt Schadloshaltung für etwaige Verfehlungen, überdies konnte jeder Ratsherr vom D. jederzeit fordern, dass er über den Stand des communalen Vermögens an den ordo berichte (uti ad decuriones referatur de pecunia publica deque mvltis poenisque deque locis agris aedificis publicis quo facto quaeri iudicarive oporteat, Lex col. Genet. Iul. c. 96, über letztere Befugnis Bruns Kl. Schr. II 286); die Auskunft ist so bald als möglich (primo quoque die) zu erteilen. Über die sehr weitgehenden Bestimmungen betreffs der Haftpflicht der D. für ihre Verwaltung des Gemeindevermögens im einzelnen vgl. Liebenam 306f., z. B. Paulus Dig. XLIV 7, 35, 1: in duumviros et rem publicam etiam post annum actio dabitur ex contractu magistratum mumcipalium. Verboten ist dem D., wenn anders das nicht vollständig erhaltene Capitel 134 der Lex col. Genet. Iul. Ephem. epigr. II p. 138 so zu deuten ist, einen Antrag beim Rat zu stellen auf Bewilligung von Geldmitteln an diejenigen, welche der Bürgerschaft eine Spende gegeben oder in Aussicht gestellt haben. Mommsen Stadtr. 445 formuliert die Competenz der D. dahin, dass ,sie das Einnahme- und Ausgabebudget der Gemeinde feststellen, ohne dass dabei der Gemeinderat eingriffe und überhaupt ihr selbständiges Handeln [1824] irgendwie beschränkt wäre‘, ein Satz, den Humbert Essai sur les finances I 527, 471. II 299, 276. 301 sowie in Daremberg-Saglio Dict. II 422 und Mispoulet Inst. pol. II 136 aber mit Unrecht bestreiten, besonders mit Rücksicht auf Lex col. Genet. Iul. c. 96 (s. o.) und weil den D. somit Rechte gegeben wären, die hohen Staatsbeamten in Rom fehlten; nach jenen Bestimmungen c. 70. 71 sei den D. nur ein offener Credit eröffnet gewesen.

Mit dem Oberamte war in den Städten Italiens und den freien der Provinzen – die Controlle der Statthalter in den andern ist hier nicht zu behandeln, Marquardt I 82. Karlowa I 598 (s. d. Art. Legatus pro praetore, Proconsul) – die selbständige Verwaltung des städtischen Vermögens (pecunia communis municipum eiius municipi Lex Malac. c. 67, res publica municipii CIL IX 343. III 11 889, über diese und andere Bezeichnungen Liebenam 296f.) verbunden, wie in Rom mit dem Consulat bis zur Einsetzung der Censoren behufs Regulierung des Gemeindehaushaltes, Mommsen St.-R. II³ 424f., oben Bd. III S. 1903f. Die Befugnisse der D. in dieser Beziehung darzulegen, ermöglichen namentlich die spanischen Stadtrechte. Die D. haben die Verträge für die Gemeinde abzuschliessen, selbständig, ohne dass ein Eingreifen des Rates hervortritt, dem die Oberaufsicht aber bleibt, da der Beamte zur Rechenschaftslegung verpflichtet ist; sie verpachten das Gemeindeland (Äcker, Waldungen) und öffentliche Gebäude dem Beschluss des ordo gemäss gegen hinreichende Caution auf nicht länger als fünf Jahre, Lex col. Genet. Iul. c. 82, o. Bd. IV S. 2342, vgl. Mommsen Herm. XII 121f. Liebenam 317f. Karlowa I 597, die Gemeindegefälle (vectigalia) und sonstigen Einkünfte, verdingen öffentliche Arbeiten und andere Leistungen (ultrotributa) gegen Bauschsummen,Lex Malac. c. 63. Sie sollen aber die Bedingungen, Preise und gestellten Garantien, unter denen die Vergebung erfolgt ist, in das Stadtbuch eintragen und an einer vom Rate angeordneten Stelle öffentlich bekannt geben (die puteolanische Bauinschrift CIL X 1783, s. u., ist ein solches Beispiel), damit jede Benachteiligung der Bürger ausgeschlossen ist. Ergab sich nach Erledigung des Geschäftes, dass die Bedingungen zur Zufriedenheit der Gemeinde erfüllt waren, bekam der Unternehmer seine Bürgschaften zurück. Im andern Falle war der Rat ermächtigt, in einer Zweidrittelversammlung zu beschliessen, dass beide D. ohne Fristbewilligung die praedes, praedia, cognitores verkaufen dürfen; wenn einer der D. behindert ist, muss der ordo seinen Collegen ausdrücklich beauftragen. Die Bedingungen geben die D. durch die lex praediatoria (s. d.) bekannt; kein Gebot unter dem Betrag der Gemeindeforderung wird angenommen, der Käufer muss unverzüglich zahlen. Erfolgt aber kein annehmbares Gebot, so soll der Verkauf der praedes praediaque in vacuom stattfinden, um noch einigermassen die Stadtcasse schadlos zu halten, Liebenam 323. Das Nähere im Art. Praes. Dernburg Pfandrecht I 36f. Heyrousky Leges contractus 58. Karlowa R.-G. II 58. Die D. oder ihre Vertreter dürfen von den Pächtern, Bauunternehmern oder deren Bürgen bei Strafe von 20 000 Sesterzien keine Geschenke annehmen, Lex col. [1825] Genet. Iul. c. 93: is de loco publico neve pro loco publico neve ab redemptore mancipe praed(e)ve donum munus mercedem aliutve quit kapito neve accipito neve facito, quo quid ex ea re at se suorumve quem perveniat, vgl. c. 134. Ephem. epigr. II p. 140.

Sehr früh zeigt sich das Bestreben, in den Städten die censorischen Geschäfte ähnlich zu ordnen, wie die römische Censur. Über die municipalen Beamten mit diesem Titel s. o. Bd. III S. 1906f. : Seit der Lex Iulia municip. sind diese Functionen gewöhnlich den Oberbeamten übertragen, vor allem auch die Befugnis, alle fünf Jahr die Liste der Bürger und Ratsherren festzustellen Z. 142: quei in eis municipieis coloneis praefectureis maximum mag(istratum) maximamve potestatem ibei habebit …. is diebus LX proxumeis, quibus sciet Romae censum populi agi, omnium municipum colonorum suorum queique eius praefecturae erunt, q(uei) c(ives) R(omanei) erunt censum agito. Mommsen St.-R. II³ 369f. Marquardt I 160f. So führen in dem betreffenden Jahr die ersten Beamten, soweit IIviri und IIIIviri an der Spitze standen, verschiedene, selbst in der gleichen Stadt wechselnde Titel, z. B. IIvir censoriae pot(estatis) quinquennal(is) in comitis factus CIL XIV 375, quinquennalis censoria potestate XIV 352, IIvir c. p. q. XIV 245, ΙΙΙIvir i. d. qui[nqu(ennalis)] III 13 818 = 12 680, IIvir (ΙΙΙIvir) quinquennalis X p. 91 nr. 338. 379. 451. 688. 789. 852. 1213. 1572. 4570. 5581 u. ö. p. 1148f., vgl. zu X 5405. XIV 171: duumvir quinquennalis III; duovir quinq. 2980. XI 6167: duomvir quinq. ex s. s. et d. d. – IIvir quinq., IIvir q q. XIV 4148. 2922. 2965. 2974. 2980. 3020. 4148 u. o., quinquennales z. B. X p. 1139f. XIV 373. 2468. 2472. 2964. 2966. 3665 u. ö., und wo die Obrigkeiten andere Namen haben: praetores quinquennales und aediles quinquennales. Zumpt Comm. epigr. 93. Die zahllosen nähern Nachweise geben die Indices des CIL und Wilmanns Del. II p. 620f., vgl. den Art. Quinquennales. Es war wohl nicht nötig, dass ein Candidat für dies Amt vorher schon D. gewesen war.

Besonders vielseitig tritt in den Inschriften die Thätigkeit der D. in Bezug auf die Bauten der verschiedensten Art hervor, die der ordo aber zu beschliessen hatte, wie Kübler o. Bd. IV S. 2342 genauer zeigt. Zunächst ist die Ausführung von Bauten in den Gemeinden Italiens Sache der römischen Censoren gewesen, und von diesem Grundsätze ward nur im Notfall abgewichen, Liv. XLI 27. Mommsen St.-R. II³ 429, denn dass die eigenen städtischen Beamten Bauten verdingen, wie in Puteoli (s. u.) die D. im J. 649 = 105 v. Chr., ist den Communen allgemeiner doch erst nach dem Bundesgenossenkriege bewilligt worden. Die Formen solcher Vergebungen öffentlicher Arbeiten sind aus dem genannten Puteolaner Contract, CIL I 577 = X 1783, zu ersehen: die öffentliche Ausschreibung der in Rubrik II des Stadtbuchs eingetragenen Arbeiten erfolgt unter genauester Vorschrift der Ausführung; der Unternehmer hat Caution nach Ermessen der D. zu leisten. Bestimmt ist auch der Tag der Vollendung des Baues, die erste Hälfte der Kosten wird gezahlt, sobald genügende Caution in Grundstücken hinterlegt [1826] ist, die andere nach vollzogener Abnahme des Baues. Hiebei war übrigens nach römischem Muster ein wohl auch sonst übliches consilium (s. d.) vorgesehen, das aus den amtierenden und gewesenen D. besteht, arbitratu duovir(um) et duovira[l]ium qui in consilio esse solent Puteoleis dum ni minus viginti adsient, cum ea res consuletur, Mommsen St.-R. I³ 315. 317. Im einzelnen vgl. über den Contract Th. Wiegand Jahrb. f. Philol. Suppl. XX (1894) 661ff. Liebenam 386f. und die dort angegebene Litteratur über diese leges operum (s. den Art. Lex).

Der D. hat Anträge Privater auf Überlassung städtischen Bodens zu Errichtung von Bauten, Statuen u. a. zu unterbreiten, CIL XI 1924, ferner an den Rat zu referieren, welche öffentlichen Wasserleitungen in die Stadt geführt werden sollen, Lex col. Genet. Iul. c. 99; will hier ein Colone Wasser auf Privatgrundstücke leiten, muss er beim D. um einen Bericht über das Gesuch an den Rat nachsuchen, c. 100 vgl. Mommsen St.-R. II³ 436; Ephem. epigr. II p. 137. In dem bekannten Venafraner Edict CIL X 4842 Z. 37 haben die D. im Einverständnis mit dem Rate (o. Bd. IV S. 2334) über die Erteilung des ius aquae ducendae gegen Entrichtung eines einmaligen (?) oder jährlichen Wasserzinses zu befinden: quaeque aqua in oppidum Venafranorum it fluit ducitur, eam aquam distribuere discribere vendundi causa aut ei rei vectigal inponere constituere IIviro IIviris praefec(to) praefectis eius coloniae . . ius potestatemve esse placet, Liebenam 18. Lex col. Genet. Iul. c. 77, und in der Lex Tarent. Z. 39, Ephem. epigr. IX p. 1, ist der D. neben dem Aedil als befugt zu Bauten an Wegen, Gräben, Cloaken im Gemeindegebiet genannt, sofern private Gerechtsame geschont werden: sei quas vias fossas clouacas III[I]vir I[I] vir aedilisve eius municipi caussa publice facere immittere commutare aedificare munire volet intra eos fineis quei eius municipi erun[t] quod eius sine inuria fiat id ei facere liceto (o. Bd. I S. 462); beiden Beamten wird Lex col. Genet. Iul. c. 73 das Recht zugesprochen, Grabbauten, die im Bereiche der Colonie gegen das Verbot (Liebenam 36) errichtet sind, niederzureissen. Auch die Niederlegung von Gebäuden kann der Rat nur genehmigen, wenn nach Urteil der D. hinreichend Sicherheit für den Aufbau geboten ist, c. 75, vgl. Lex Tarent. Z. 32f. und über diese weitschichtige Gesetzgebung Liebenam 396.

Von den zahlreichen inschriftlichen Beispielen, dass die Oberbeamten die vom Gemeinderate beschlossenen Bauten (d(e) s(enatus) s(ententia), ex sen. sen., ex d. d. u. a.) überwachen und ausführen lassen, können nur sehr wenige angeführt werden. Liebenam 137f. 383. CIL IV p. 189 = X 937 (Pompeii): [T.] Cuspius T. f. M. Loreiu[s] M. f. duovir(i) [d.] d. s. murum [e]t plumam. fac. coer. eidemq. pro. I 1218 = IX 2235 (Telesia): L. Mummius L. f. C. Manlius C. f. pr. duo-vir(i) pro ludeis turris duas d. d. s. faciundas coerarunt. X 4876 (Venafrum): C. Aclutius L. f. Ter. Gallus duovir urbis moeniundae bis praefectus iure deicundo bis duovir iure deicundo. IX 446 (Venusia). VIII 977 (Curubis): C. Caesare imp. cos. II. . L. Pomponius L. l. [1827] Malc[io] duovir (quinquennalis?) murum oppidi totum ex saxo quadrato aedific(andum) coer(avit), doch wohl in öffentlichem Auftrage. II 3425–3427 (Carthago nova). 6021 = 3861 (Saguntum). CIL X 5074 (Atina): C. Obinius C. f. Ruf Sex. Munnius C. f. IIviri q. q. ex d. d. p. p. HS CIIX ad [f]orum pecuari[um] viam sternund[am] coer. (unter Augustus). X 3726 = I 1196 (Volturnum): M. Arrius M. f. M. Sextius M. f. duoviri d. c. s. viam faciund. et reficiund. coerav. (unter Augustus). X 5688 (Sora). Vgl. den IIvir curator viarum sternundarum in Allifae IX 2345 und den IIIIvir viar. cur. in Verona V 3341. XIV 3013 (Praeneste): . . duo vir balneas reficiund. aquam per publicum ducendam d. d. s. coeravere (unter Augustus). 2998. X 829. III 1750 (Epidaurum): IIvir(i) i. d. cisternam ex p. p. reficiendam curaverunt. II 3541. Sonstige Bauten: CIL I 1149 = X 6517 (Cora): M. Ma[n]lius M. f. L. Turpilius L. f. duomvires de senatus sente[nt]ia aedem faeiendam coeraverunt eisdemque probavere. XIV 2980. XII 4338. III 3148. 10 439. 10 440. II 3167. III 304. IX 937. 5305. 6193. X 819. 844. 1218. 4583. 4585–4587. 6327. 6517. XI 400. 401. 1845. XIV 3016. Errichtung von Götterbildern, Kaiserwidmungen, Statuen u. s. w. II 186. 187 add. 1584. 4993. 5221 p. 1166. III 1660 = 8151. X 817. 5159 (Casinum): … duo viri i. d. signum Concordiae ex c(onscriptorum) c(onsulto) restituendum coeraverunt eidemq. dedicarunt. XIV 47. X 6517: duomvires de senatus sente[nt]ia aedem faciendam coeraverunt.

Endlich ist zu erwähnen, dass die D. mit dem Rat zusammen Begräbnisse auf Stadtkosten bewilligen, z. B. CIL XIV 413: IIvir(i) et decuriones Ost(i)e(n)ses funere pub(lico) (erg. efferendum) statuamq(ue) et turis p(ondo) L censuer(unt), sowie dass sie in Pompeii im Auftrage des ordo die ursprünglichen oskischen Masse in römische umwandeln, X 793. Liebenam 367. Vgl. X 6017 (Minturnae) … duo vir(i) ex s. c. pondera et metra exaequarunt eidem de sua pecunia ponenda curarunt.

Iurisdiction. Die obersten Gemeindebehörden hatten vor allem auch eine beschränkte Gerichtsbarkeit. Lex Iulia munic. Z. 119f. Lex Rubria c. 20 Z. 5–15. 23. 31. c. 23 Z. 54. Lex col. Genet. Iuliae c. 94: ne quis in hac colon(ia) ius dicito neve cuius in ea colon(ia) iuris dictio esto nisi IIvir(i) aut quem IIvir praef(ectum) reliquerit aut aedil(is), uti h(ac) l(ege) o(portebit). neve quis pro eo imper(io) potestat(e)ve facito, quo quis in ea colonia ius dicat, nisi quem ex h(ac) l(ege) dicere oportebit.

Ein darauf hinweisender Zusatz iure dicundo konnte wohl bei Titeln wie dictator, praetor (mit Ausnahme von CIL X 797) fehlen, gehört aber zur vollen Amtsbezeichnung der D. Vermieden wird er nur in Capua, CIL X p. 368, dessen stolzen Magistraten, wie Mommsen Strafrecht 224, 4 meint, es nicht beliebte, die Inferiorität auszusprechen, und in Puteoli CIL X p. 183; sonst findet sich derselbe in der verschiedensten Art und Abkürzung; die alte Dativform auf e hat sich wie in andern Titeln hier erhalten, Bücheler-Windekilde Lat. Declin. § 278.

Einige Beispiele. Lex col. Genet. Iul. c. 61: [1828] IIvir quive i(ure) d(icundo) p(raeerit). Lex Malac. c. 63. Lex Rubria. Erg. Atest. IIvir iure dicundo CIL II p. 1166. III p. 2551. IX p. 789. X 1081. 1204. 5392f. u. o. XII p. 219; duovir iure deicundo X 4876; IIIIvirei iour. deic. X 5190; d. iuri dic. IX 1049. 1465; IIvir iuris dicundi III 5589. XII 2208; vgl. IIIIvir iuris dicun. IX 46: duovir iure dicund. X 1204; duovir a iure dicundo in Lugudunum, Boissieu Inscr. d. Lyon 156; meist abgekürzt in der verschiedensten Weise, wie IIvir iure d. IX 2848, IIvir iure dic. III 2087, vgl. IIIIvir iur. dicund. IX 44, d. iur. dic., duovir i. d., XI 413, II vir i. d. X 5417. XI 385 = 386. 7!2, d. i. d. III p. 2551. 2673. Belege bieten die Indices der CIL in Masse. Vgl. noch CIL II 1477. 2225: IIvir praefect(us) iur(e) dic(undo). II 1731: IIvir praef. iur. dic. ab decurionibus creatus.

Auch das tribunal dieser Beamten wird mehrfach erwähnt, so in Verona CIL V 3401, in Novaria Suet. rhet. 6; sie standen auf dem Markte oder in Basiliken, Paulus sent. IV 6, 2. Ehrung eines D. ob iurisdictionem CIL III 6844.

Diese Competenz ist hier noch kurz zu erläutern, soweit dies möglich ist, ohne auf die gesamte verwickelte Frage nach Ursprung, Entwicklung und Umfang der municipalen Rechtsprechung überhaupt genauer einzugehen, s. Art. Iurisdictio, Municipium, Praefecti iure dicundo und über die einzelnen Stadtrechte, namentlich aber den Art. Lex Rubria. Als infolge des Bundesgenossenkrieges den italischen Gemeinden eine selbständige Stadtverfassung gewährt wurde und mit Ausnahme des capuanischen Bezirks die praefecti i. d. verschwanden (Marquardt I 43. 64. Mommsen St.-R. Ι³ 223. II³ 608. III 797. 814f.; Strafrecht 224), erhielten deren erste Magistrate – und mit Erweiterung des Bürgerrechts und Übertragung der Municipalordnung auf die Gemeinden in den Provinzen auch deren Vorsteher – die Befugnis, in gewissen Fällen Recht zu sprechen, so dass also in den Städten nicht wie in Rom Oberamt und Rechtspflege getrennt war.

Dies iurisdictionelle Imperium war zunächst qualitativ im allgemeinen dem des römischen Praetors gleich (Mommsen in Bekker-Muthers Jahrb] d. gem. Rechts II 332; Strafrecht 224. Bethmann-Hollweg II 95ff.), doch kann dieser den Municipalmagistraten intercedieren, Lex Rubria Z. 50f., und es ist, was den Umfang der Competenz betrifft, auf das städtische Territorium (Mommsen St.-R. III 825) beschränkt, Savigny System VIII 45. Pompon. Dig. L 16. 239, 8 territorium est universitas agrorum intra fines cuiusque civitatis, quod ab eo dictum quidam aiunt, quod magistratus eius loci inter eos fines terrendi id est summovendi ius habent. Paulus Dig. II 1. 20: extra territorium ius dicenti impune non paretur. Siculus Flacc. p. 135. 138, 8. Lex col. Genet. c. 95: IIviro … testibus in eam rem publice dumtaxat h(ominibus) XX qui colon[i] incolaeve erunt … denuntietur facito. Diese Vollmacht erstreckt sich aber auf alle in der Gemeinde domicilierten oder heimatberechtigten Einwohner, Bethmann-Hollweg II 121f.

Beschränkt ist die Iurisdiction aber vor allem insofern, als die D. nicht berechtigt sind zum iudicium quod imperio continetur (Gai. IV 103f.): [1829] Paulus Dig. L 1, 26 ea quae magis imperii sunt quam iurisdictionis (zur Begriffsbestimmung Ulp. Dig. II 1, 3: iurisdictio est etiam iudicis dandi licentia und Mommsen St.-R. Ι³ 186. III 812, 3), magistratus municipalis facere non potest. magistratibus municipalibus non permittitur in integrum restituere aut bona rei servandae causa iubere possidere aut dotis servandae causa vel legatorum servandorum causa. Solche Sachen bleiben in Rom der Entscheidung der höheren Magistrate und in den Provincialstädten den Statthaltern vorbehalten. Es handelt sich, wie Mommsen in Bekker-Muthers Jahrb. II 329 gegen Puchta Verm. Schr. 523 zur Erläuterung der Paulusstelle ausführt, zwar um Übertragung der in der Amtsgewalt liegenden Iurisdiction, aber nicht auch der in derselben begriffenen anderweitigen Befugnisse; ,es sollen dem Municipalmagistrate nicht Handlungen gestattet sein, bei denen teils eine freiere, mehr arbiträre Behandlung, teils eine grössere Gefahr für den Betroffenen obwaltet‘, also nicht die Wiedereinsetzung in den früheren Stand, nicht die Beschlaglegung auf das ganze Vermögen, namentlich nicht die amtliche Tätigkeit des Beamten in Criminalsachen und in Freiheitsprocessen, Isid. orig, XV 2, 10 (aber die Verhängung der Schuldhaft duci iubere steht ihm zu, Lex Rubria c. 21. Bethmann-Hollweg II 558. 657. 664) sowie den extraordinariae cognitiones überhaupt; also jede Rechtssache, die ,nicht eigentlich und lediglich Iudication inter privatos ist‘, sofern nicht Localstatuten die Competenz der municipalen Beamten erweitern (s. u.). Vgl. St.-R. III 815f. Diese Fassung von iurisdictio haben die römischen Juristen, wie Mommsen St.-R. Ι³ 187, 2 bemerkt, hauptsächlich in Hinsicht auf die Municipalmagistrate herausgebildet.

a) Criminaliurisdiction. Dass den Städten zunächst volle Criminalgerichtsbarkeit zugestanden habe, bestreiten schon Puchta Inst. I § 92. Rudorff R.-G. II 345. Huschke Multa 206. Hinweise auf Nachrichten, wie die, dass die Behörden von Minturnae den Marius und Varus töten lassen wollten (Vellei. II 19. Appian. b. c. IV 28), sind allerdings nicht überzeugend, denn diese vom Senat als Feinde der Republik erklärten Personen konnten von jedermann getötet werden; auch Liv. VI 17, 7 ist nicht beweiskräftig. Aus der Bestimmung Lex Iulia mun. Z. 118. 119, dass dem Municipalsenat nicht angehören darf queive in eo municipio colonia praefectura foro conciliabulo, quoius erit, iudicio publico condemnatus est erit geht hervor (Humbert in Daremberg-Saglio II 418. Houdoy 368. 370), dass in den italischen Gemeinden – schwerlich auch in den Provincialstädten – iudicia publica bestanden, und solche Gerichte waren nötig, wie Mommsen Strafrecht 226 vgl. St.-R. III 818 ausführt, seit Sulla dem hauptstädtischen Gerichtshof nur die in der Stadt Rom und in einem Umkreis von 1000 Schritt begangenen Verbrechen zuwies, Lex Cornelia de sicariis (Collat. I 3, 1): ut is praetor iudexve quaestionis cui sorte obvenerit quaestio de sicariis eius quod in urbe Roma propius[ve] mille passus factum est. Allerdings spricht die Stelle, Lex Iulia mun. Z. 118f., wie Karlowa I 592 bemerkt, nicht ausdrücklich den D. die Iurisdiction zu. [1830] aber es dürfte dies wohl anzunehmen sein. Freilich sind Nachrichten über den municipalen Strafprocess ausserordentlich selten. Ob man CIL IX 5191 (Asculum Picenum) duo vir cap(italis) ergänzen und hieher ziehen darf, steht dahin. Auch die Klage betreffs ambitus geht an die D. (Lex col. Genet. Iul. c. 132. Mommsen Strafrecht 875), und wegen Unterschlagung städtischer Gelder (peculatus) wird in dem tarentinischen Stadtgesetz Z. 4f., vgl. Lex Malac. c. 67, eine recuperatorische Popularklage auf vierfachen Ersatz angeordnet, vgl. Mommsen a. a. O. 767, der 227 die wenigen Fälle, in denen der Gemeinderat als richtende Behörde erscheint (so Cic. pro Cluentio 41: tabulas publicas Larini censorias corrupisse decuriones universi iudicaverunt. 125), dahin erklärt, dass der Magistrat die ihm obliegende Klagepflicht doch erst ausübte nach Befragung und im Auftrage des Gemeinderates. Über die criminelle Rechtsprechung in den Provincialgemeinden s. die Art. Legatus pro praetore, Proconsul. Wenn Tac. ann. II 55 einen in Athen Areo (Arei pagi) iudicio falsi damnatum erwähnt, so ist das deshalb erklärlich, weil Athen eine foederierte Stadt war. Das nur zum Teil (s. u.) berechtigte Verfahren der Behörden von Philippi gegen Paulus, Apostelgesch. c. 16, ist ein ausserordentliches, Mommsen Strafrecht 309, 1. 329f., und giebt keine nähere Aufklärung. Dass Urteile der städtischen Behörden durch die vorgesetzte Instanz aufgehoben werden, zeigen auch Plin. ep. ad Trai. 31. 32.

Die Befugnis, in Criminalprocessen zu richten, ist, wie es scheint, den Municipalbehörden schon in der ersten Kaiserzeit entzogen und in Italien dem Praefectus praetorio (s. d.) und Praefectus urbi (s. d.), in den Provinzen dem Statthalter übertragen. Selbst bei Sclaven, die sie früher unbedingt strafen konnten – in Larinum wird ein Sclave wegen Diebstahls gekreuzigt, Cic. pro Cluentio 64–66 – soll später nur eine mässige Züchtigung gestattet sein, nach Ulp. Dig. II 1, 12: magistratibus municipalibus supplicium a servo sumere non licet, modica autem castigatio eis non est deneganda. Dass diese aber um die Mitte des 2. Jhdts. bei der Voruntersuchung noch gefoltert werden konnten, zeigen der Bericht über Polykarpos Verhaftung, martyr. Polycarpi c. 6. 7 und Apul. met. VII 2. Im übrigen haben die municipalen Vorstände die Verpflichtung, den staatlichen Behörden bei der Strafrechtspflege zur Hand zu gehen, dadurch, dass sie Verdächtige und Unruhestifter festnehmen (Acta ap. 16, 15f.i, Verbrecher verhaften und verhören, Ulp. Dig. XI 4, 1. 1. 4. 6. 8. XLVIII 3, 3. Marcian. Dig. XLVIII 3, 6. Venulei. Saturnin. ebd. § 10. Euseb. hist. eccl. V 1, 8. Bei Strafe von 100 Goldstücken sind sie gehalten, die Verfolgung flüchtiger Sclaven gewissenhaft zu betreiben, Ulp. Dig. XI 4, 1, 2. Paul. Dig. XI 4, 1. Sie sollen ferner die Angeklagten unter sicherem Geleit (prosecutores, executores) an Gerichtsstelle einliefern und die Acten der Voruntersuchung (interrogationes litteris inclusae atque obsignatae) gleichzeitig übersenden, Marcian. Dig. XLVIII 3, 6. 1. Cod. Theod. IX 2, B (im J. 109;: defensores civitatum, curatores, magistratus et ordines oblatos sibi reos in carcerem non mittant, sed in ipso latrocinio [1831] vel congressu violentiae aut perpetrato homicidio, stupro vel raptu vel adulterio deprehensos et actis municipalibus sibi traditos expresso crimine prosecutionibus arguentium cum his, a quibus fuerint accusati, mox sub idonea prosecutione ad iudicium dirigant. Über den umfangreichen Sicherheitsdienst, den zu diesen Zwecken die Gemeinden in Italien und den Provinzen eingerichtet hatten, vgl. O. Hirschfeld S.-Ber. Akad. Berl. 1891, 869ff. Mommsen Strafrecht 307ff. 309ff. und Art. wie Irenarcha, Praefectus, Φύλακες, Stationarii.

Hieher gehört endlich das iudicium de indignitate decurionis, über das Lex Iulia munic. Z. 108–125 und Lex col. Genet. Iuliae c. 105. 123. 124 (dazu Mommsen Eph. ep. II p. 133) unterrichten. Jedermann steht frei, gegen einen vermeintlicherweise seiner Stellung unwürdigen Ratsherrn beim D. Klage einzureichen, c. 105: si quis quem decurion(um) indignum loci aut ordinis decurionatus esse dicat … et ab IIvir(o) postulabitur, uti de ea re iudicium reddatur, IIvir quo de ea re in ius aditum erit, ius dicito iudiciaque reddito. Im Falle der Verurteilung wird der Decurio aus dem Rate ausgeschlossen und als unfähig zu Amtern erklärt. Das Urteil gilt natürlich nur für die eigene Gemeinde, Lex Iulia munic. Z. 118: quei in eo municipio … quoius erit, iudicio publica condemnatus est erit; erfolgt dasselbe auf Klage eines Decurio, so kann dieser si volet in eius locum qui condemnatus erit sententiam dicere, Lex col. Genet. Iul. c. 124. Über solche Anklägerbelohnungen Mommsen Strafrecht 509 und zur Sache 998ff. 1001. Die Vergehen, wegen deren, soweit wir wissen, Ausstossung erfolgen konnte, stellt Kübler oben Bd. IV S. 2329f. zusammen.

Das Processverfahren ist aus Lex col. Genet. Iuliae c. 102 ersichtlich, inwieweit dies municipale iudicium publicum dem römischen Verfahren in den quaestiones perpetuae analog ist, zeigt Bruns Kl. Schr. II 292, vgl. Mommsen Eph. ep. II p. 144; Strafrecht 226. Ausser in den Fällen, in denen das Verfahren an einem Tage zu beendigen ist (uti uno die fiat iudicium) – welche dies waren, ist aus der Lex nicht ersichtlich – ist dem D. verboten ne … ante horam I neve post horam XI diei quaerito neve iudicium exerceto, also nicht vor 7 Uhr morgens und nach 5 Uhr abends, Bruns a. a. O. 293. Mommsen Strafrecht 364. Von den Anklägern sollen dem delator zur Begründung der Klage vier Stunden Zeit gewährt werden, dem Nebenkläger (subscriptor s. d.) zwei, dem Angeklagten totidem horas et alterum tantum (4 + 2 + 3); gestattet ist den Klägern innerhalb des im ganzen ihnen zugestandenen Zeitraumes gegenseitig über ihre Beteiligung sich zu vereinbaren. Betreffs solcher Fristen vgl. Mommsen Strafrecht 429.

b) Civiliurisdiction. 1. Streitige Gerichtsbarkeit. Die Befugnis der Municipalmagistrate in dieser Hinsicht fasst Siculus Flaccus de cond. agr. 135 als coercendi potestas; sie haben pignoris capio, Ulp. Dig. IX 2, 29. 7. XXVII 9, 3, 1, und multae dictio bis zu einer uns nicht überlieferten Höhe (s. u.). An die D. gehen somit Processe über Objecte bis zu einem gewissen Werte, [1832] gleichviel ob sie selbst urteilen oder ob sie Geschworene bestellen (iudicare iubere, Ulp. Dig. II 1, 13); die Lex Rubria c. 22 beziffert diese Summe auf 15 000 Sesterzien, ausgenommen die Fälle sei ea res erit de qua re omnei pecunia ibei ius deicei iudiciave darei ex h(ae) l(ege) o(portebit), denn bei einigen Gattungen von Processen stand ihnen auch darüber hinaus die Geschworenenernennung zu. Im Atestiner Fragment eines 49 v. Chr. erlassenen, also früheren Gesetzes, das ebenfalls die municipale Jurisdiction ordnet, ist die Grenze der Competenz aber auf 10 000 Sesterzien angesetzt, erwähnt allerdings nur bei den infamierenden Contracts- und Delictsklagen: iudicium fiduciae, pro socio, mandati, tutelae, wie man zu den zwei letzten hier genannten nach Lex Iulia mun. Z. 111 zu ergänzen hat, nicht auch actio depositi, Gaius IV 182, wie Appleton erweist,. vgl. B. Kübler Ztschr. der Savignystiftung 1901, 201. Über dieselben Mommsen Herm. XVI 39f. Kipp Gesch. d. Quellen des röm. Rechts² 39 bemerkt jedoch mit Recht, dass das Gesetz keineswegs beabsichtigte, für die actiones famosae eine besondere Competenzgrenze festzulegen, sondern dass die eigentlich bei solchen Klagen, gleichviel wie hoch der Streitwert war, ausgeschlossene Competenz des municipalen Magistrats (Ulp. Dig. XLIV 7, 36 und Mommsen St.-R, III 817. Rudorff zu Puchta Inst. I § 96) innerhalb der gewöhnlichen Grenze bis 10 000 Stesterzien durch den Willen des Beklagten begründet werden kann. Da also eine Ausgleichung dieser Differenzen betreffs der Maxima nicht mit Mommsen Herm. XVI 27, 2. 38 durch Beziehung auf verschiedene Klagbedingungen gesucht werden kann, kann, wie schon Alibrandi Studi e documenti di storia e diritto II 1f. zeigte und Karlowa I 441f. C. Appleton Revue générale du droit 1900, 193f. 234f. nachwiesen, das Fragmentum Atestinum nicht Teil der Lex Rubria sein, vgl. P. Krüger Quellen und Litt. des röm. Rechts 73. Kipp a. a. O. Auf eine derartige Competenzgrenze, wie sie in diesen Gesetzen erwähnt ist, beziehen sich Stellen wie Paulus sent. V 5 a, 1: usque ad summam qua ius dicere possunt (magistratus municipales). Dig. II 1, 20. Ulp. Dig. II 1, 19, 1, vgl. Mommsen in Bekker-Muthers Jahrb. II 326. 328; Herm. XVI 38, 1. Auch den latinischen Gemeinden war keine weitergehende Iurisdiction zugeteilt, wie aus Lex Malac. c. 69 sich ergiebt, wenn auch die Ergänzung nicht sicher ist; Mommsen Herm. XVI 34, 2 bezieht den Paragraph überhaupt auf Processe zwischen dem Bürger und seiner Stadtgemeinde. Wie nach dem Fragmentum Atestinum in den genannten Fällen die Gemeindebehörde entscheiden kann, wenn der Beklagte einverstanden ist, so gilt überhaupt eine Vereinbarung unter Processierenden für zulässig, auch Streitigkeiten über höhere Objecte dem municipalen Forum zu unterbreiten, Paulus Dig. L 1. 28: inter convenientes et de re maiori apud magistratus municipales agetur. Nach der Lex Rubria war ferner den D. in den Fällen, die ihrer Iurisdiction entzogen waren, die Einleitung des Processes, die Voruntersuchung und Verweisung der Parteien an den römischen Praetor überlassen. Einigten sich die Streitenden nicht und weigerte sich der Beklagte, mit seinem Gegner vadimonium (s. d. [1833] Art. und Bethmann-Hollweg II 198f.) nach Rom zu vereinbaren, so war der D. nach der Lex Rubria c. 21. 22 befugt, ein iudicium recuperatorium zu geben, diese Verpflichtung durchzusetzen, um die in ius vocatio nach Rom thunlichst zu vermeiden. Mommsen in Bekker-Muthers Jahrb. II 326. Karlowa 1595. Dass das praetorische Edict den Municipalmagistraten zum Schutze ihrer Iurisdiction ein iudicium poenale durch eine Clausel, die etwa lautete: si quis ius dicenti non obtemperaverit, quanti ea res erit, tantae pecuniae iudicium dabo, zusicherte, hat Lenel Ztschr. der Savigny-Stfg. II 17f. 35f. erwiesen, denn an und für sich stand dies Recht den D. nicht zu, wie ausdrücklich Ulp. Dig. II 3, 1 hervorhebt. Karlowa I 593 allerdings hat in der Controverse, welche Bestimmungen das hadrianische Edict in betreff der Municipaliurisdiction enthalten habe, der Beweisführung Lenels nach der Seite namentlich widersprochen, dass keineswegs ein Grund vorliege, den si quis ius dicenti non obtemperaverit lediglich auf die Municipalmagistrate zu beziehen, deren Machtmittel und Executivpersonal durchaus nicht zu geringfügig gewesen seien, um eine Verhöhnung ihrer Autorität gebührend zurückweisen zu können; auch für die praetorische Iurisdiction wäre dann vollends eine allgemeine Strafklage wegen des non obtemperare ius dicenti nötig gewesen, um den regelmässigen Gang der Processe zu schützen.

Practische Erwägungen führten auch dazu, die Iurisdiction der D. zwar nicht grundsätzlich, aber durch Mandat zu erweitern. Um in Fällen, wo Vermögensverlust auf dem Spiele stand, eine raschere Entscheidung möglich zu machen, als wenn die Sache nach Rom oder an den Statthalter verwiesen wäre, hatte schon das rubrische Gesetz c. 19. 20 die Municipalmagistrate des cisalpinischen Galliens für die operis novi nuntiatio und für die cautio damni infecti insoweit competent erklärt, dass sie die missio ex primo decreto erteilen konnten, und diese Befugnis ist dann den städtischen Beamten überhaupt gegeben, Ulp. Dig. XXXIX 2, 1: cum res damni infecti celeritatem desiderat et periculosa dilatio praetori videtur, si ex hac causa sibi iurisdictionem reservaret, magistratibus municipalibus delegandum hoc recte putavit, vgl. 4. 9. Mommsen St.-R. III 816. 4. Lenel a. a. O. 24. Karlowa R.-G. II 472. 1229. 1243. Ob die Rechtsprechung der D. auch erst von einem Minimum begann, etwa bei Objecten von 1000 Sesterzien Wert, vgl. Lex Malac. c. 69, so dass die geringfügigeren Streitfälle von Aedilen (o. Bd. I S. 461) entschieden wären, ist blosse Vermutung. Auf den zweiten Abschnitt des Fragmentum Atestinum näher einzugehen, nach dem die Iurisdiction der Municipalmagistrate in allen Privatprocessen bleiben soll, in denen sie vor der Lex Roscia vom J. 49 v. Chr. competent waren, liegt hier keine Veranlassung vor. Die versuchten Erklärungen Mommsens Herm. XVI 34ff. Alibrandis a. a. O. c. 11. Karlowas I 442 befriedigen nicht, Appleton a. a. O. 148 kommt zu einem ganz negativen Ergebnis; Kipp 39, 12 vermutet, es habe sich bei der Bestimmung nur darum gehandelt, der Annahme vorzubeugen, dass durch die Bürgerrechtsverleihung [1834] die besonderen Satzungen der einzelnen Gemeinden aufgehoben worden wären.

2. Freiwillige Gerichtsbarkeit. Da den römischen Bürgergemeinden das Recht der legisactio fehlte, konnten vor ihren Beamten Rechtsacte wie Manumission, Emancipation, Adoption nicht vollzogen (Modestin. Dig. I 7, 4. Ulp. Dig. I 16, 3), sondern mussten vor dem Consul, Praetor oder Proconsul vorgenommen werden, es sei denn, dass dies Vorrecht ausdrücklich gewährt war, Paulus sent. II 25, 4: apud magistratus municipales, si habeant legisactionem, emancipari et manumitti potest. Cod. Iust. VII 1, 4. Plin. ep. VII 16. Welche Gemeinden dies waren, ist nicht gesagt; man wird mit Mommsen Stadtr. 436 annehmen dürfen, dass die römischen Bürgermunicipien als einst souveräne Gemeinden gemeint sind, denen noch in der Kaiserzeit vor den Bürgercolonien Vorrechte zustanden, vgl. Gell. XVI 3: municipia antiqua … cum suis moribus legibusque uti possent … Die ersten Beamten der latinischen Municipia aber hatten durchweg legisactio, deshalb kann der latinische Bürger vor dem D. seiner Stadt (Lex Salpens. c. 28 apud IIviros, der Plural ist Schreibfehler) Sclaven freilassen und andere Acte der freiwilligen Gerichtsbarkeit vollziehen. Über die Formalitäten der Freilassung s. Art. Manumissio. Mommsen Stadtr. 436ff. Beschränkt ist dieselbe in dem Gesetz von Salpensa jedoch insofern, als sie dem Weibe nur gestattet ist bei Vertretung durch den Geschlechtsvormund, dem Unmündigen durch den Altersvormund, dem Mündigen aber noch nicht Zwanzigjährigen erst nach Genehmigung des Gemeinderates. Der incola kann überhaupt nicht vor dem latinischen D. freilassen, es sei denn, dass ein solches Privileg im Stadtrecht anerkannt ist. Cod. Iust. VIII 48 (49), 1 (im J. 290): si lex manucipii . . potestatem duumviris dedit, ut etiam alienigenae liberos suos emancipare possint.

Was die Vormundsernennung betrifft, so gilt zunächst der Satz, dass nur solche Beamte befugt sind, denen Gesetze das Recht verliehen haben, Ulp. Dig. XXVI 1. 6, 2: tutoris datio neque imperii est neque iurisdictionis, sed ei soli competit, cui nominatim hoc dedit vel lex vel senatus-consultum vel princeps. Den ersten Beamten der Bürgergemeinden stand nach Mommsens Ansicht (Stadtr. 438) nicht das Recht zu, für Frauen und Unmündige Vormünder zu ernennen, sondern es war ihnen vielleicht nur gestattet, dem staatlichen Beamten geeignete Personen vorzuschlagen (nominare). Die zum Beweis herangezogene Stelle Ulp. Dig. XXVII 8, 1: neque praetor neque quis alius, cui tutoris dandi ius est, hac lege tenebitur, ist aber mit Karlowa I 596 nur auf die römischen Beamten zu beziehen; derselbe erklärt auch die Tatsache, dass Gaius I 185 und Ulp. XI 18 über die tutela der Gemeindebeamten schweigen, meines Erachtens zutreffend dadurch, dass beide Juristen nur die nach den leges Berechtigten nennen. Vor allem aber ist es Mommsen nicht gelungen, die zahlreichen von ihm selbst angeführten Stellen, z. B. Ulp. Dig. XXVI 5, 3. L 1, 2, 5. Paulus Dig. XXVI 5, 19, 1. Cod. Iust. V 34, 5. Vat. frg. 191. 247, die den Municipalmagistraten ausdrücklich die tutoris [1835] datio zuschreiben, mit seiner Auffassung in Einklang zu bringen. Anfänglich hätten in den Provinzen die Statthalter jeden Vormund meist auf Vorschlag der Gemeindebeamten ernannt, denen deshalb unter Traian persönliche Haftung auferlegt wird, Cod. Iust. V 75, 5; bei geringeren Sachen wäre ihnen dann die Ernennung überlassen, aber diese datio sei virtuell als eine nominatio betrachtet worden wegen der steten Controlle der Statthalter über solche Ernennungen und der fortdauernden Haftbarkeit der städtischen Beamten. Wahrscheinlicher ist die Lösung der Schwierigkeiten, welche Karlowa I 596. II 286 versucht hat durch Zerlegung der Fragestellung für die italischen municipia civium Romanorum, für die latinischen Colonien sowie die späteren Städte latinischen Rechts und für die untertänigen Peregrinengemeinden der Provinzen. Für die letzte Kategorie stimmt er Mommsens Behauptung grundsätzlich zu, diesen Gemeinden mangelte principiell das ius tutoris dandi; die italischen Municipien und Colonien aber müssen befugt gewesen sein, nötigenfalls Tutoren ex inquisitione zu ernennen; die Lex Atilia wenigstens hat dem Praetor urbanus und der Majorität der Tribunen die tutoris datio nur für Rom zugesprochen, Ulp. XI 18. Gai. I 185. Theophr. paraphr. gr. ad pr. J. I 20. Beamte dieser Städte hatten auch von den zu ernennenden Tutoren keine Cautionsleistung zu fordern. Den Magistraten der mit dem ius Latii beliehenen Städte endlich gebührte, wie aus Lex Salpens. c. 29. de tutoris datione hervorgeht, das Recht, Vormünder zu ernennen. Die im Anschluss an das atilische Gesetz getroffenen Vorschriften sind im einzelnen hier nicht zu erläutern. Mommsen Stadtr. 439–442. Karlowa II 287f. S. d. Art. Tutela. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Municipalmagistrate befugt sind, Tutoren aus dem Kreise der ihrer Iurisdiction unterstellten Persönlichkeiten zu bestellen für jeden municeps (Lex Salpens. c. 29: si is eave municeps .. erit. Ulp. Dig. XXVI 1, 10. Swinderen p. 102) nicht blos für den latinischen, sondern auch für den römischen Bürger, betreffs der manumissio (s. o.) waren die städtischen Behörden bei letzterem nicht competent; ferner dass, wenn ein Geschlechtsvormund zu ernennen war, es geschehen sollte durch den D. ex sententia omnium collegarum, d. h. mit Zustimmung des andern D. und der Aedilen; fehlten dagegen die Collegen oder war ein tutor pupillaris zu bestellen, so durfte der D. binnen zehn Tagen nach eingeholter Genehmigung des Stadtrats die Ernennung bewirken.

Das Recht curatores zu ernennen, ist in der Lex Salpensana nicht erwähnt, doch dürften die obersten Beamten der latinischen Städte dasselbe vollständig gehabt haben und die der gewöhnlichen Provincialgemeinden, wie Karlowa II 1193 ineint, in demselben Umfange, in dem sie Tutoren bestellen konnten, und wenn sie der Provincialstatthalter ermächtigte, Rudorff Recht der Vormundschaft I 363, 24.

Multierungsrecht. Die D. können als Gerichtsherren auch Ordnungsstrafen bis zu einer gewissen Höhe verhängen. Iavolenus Dig. II 1, 2: cui iurisdictio data est, ea quoque concessa esse videntur, sine quibus iurisdictio explicari non potuit, daher Paul. Dig. I 21, 1: imperium quod [1836]

iurisdictioni cohaeret, während Ulp. Dig. II 1, 3 dies die iuris dictio ergänzende imperium als imperium mixtum cui etiam iurisdictio inest bezeichnet, Mommsen St.-R. I³ 187. III 815, 3. Vgl. ferner Ulp. Dig. L 16, 131, 1: multam is dicere potest cui iudicatio data est; magistratus solos et praesides provinciarum posse multam dicere mandatis permissum est. Über den Begriff der multa als feste, an die Gemeinde zu entrichtende Geldstrafe vgl. Mommsen St.-R. I³ 180; Strafrecht 13f. 50f. 1013. Karlowa II 805, anders Bruns a. a. O. II 291. Die Aedilen sind nach Lex Malac. c. 66 gehalten, die von ihnen verfügten Multen dem D. anzuzeigen, der diese und die von ihm oder seinen Collegen verhängten in das Stadtbuch einzutragen und, wenn sie rechtskräftig geworden sind – denn der Gemeinderat kann als Appellationsinstanz (o. Bd. IV S. 2340) angerufen werden –, zu Gunsten der Stadtcasse einzuziehen hat: multas in eo municipio ab IIviris praefectove dictas item ab aedilibus, quas aediles dixisse se aput IIviros ambo alterve ex is professi erunt, IIvir qui i(ure) d(icundo) p(raeerit), in tabulas communes municipum eiius municipi referri iubeto. Si cui ea multa dicta erit aut nomine eiius alius postulabit, ut de ea re ad decuriones conscriptosve referatur, de ea decurionum conscriptorumve iudicium esto. Quaeque multae non erunt iniustae a decurionibus conscriptisve iudicatae, eas multas IIviri in publicum municipum eiius municipii redigunto. Ein Verzeichnis der meist aus den Stadtrechten bekannten Strafandrohungen ist hier nicht zu geben (vgl. Liebenam 30f. 33f. Bruns Kl. Schr. II 290. Mommsen Strafrecht 158f. 883), ebensowenig kann eingegangen werden auf die spoletinische und die von Bruns a. a. O. 305f. näher behandelte lucerische Hainordnung, auf die merkwürdige Verordnung für den Iuppitertempel im Dorf Furfo, auf gewisse Bestimmungen des bantinischen Gesetzes und des tudertinischen Fragmentes, welche für den Umfang und die Formen der den städtischen und quasimunicipalen Behörden zugewiesenen Strafgewalt überhaupt wichtig sind, Mommsen Strafrecht 225. 811. 1013. 1017; St.-R. I³ 179f. 183. Bei der Aufsicht über das Marktwesen, Mass und Gewicht concurriert die Jurisdiction der D. und Quatuorvirn mit der beschränktern der Aedilen, CIL IX 980. X 793. 6017. Die Geldstrafen sind durch Recuperatorengericht (s. d.) beizutreiben (exigere); dies reciperatorium iudicium wird zwar nur auf der interpolierten vierten Tafel der Lex col. Genetiva Iulia bei den Bussklagen erwähnt (Mommsen Ephem. epigr. II p. 140; Strafrecht 179. 3. Bruns Kl. Schr. II 291. 293), ähnlich aber wird auch in der Lex Mamilia 55 den ersten Beamten der zu gründenden Colonien iurisdictio reciperatorumque datio addictio zugesprochen. Die nähern Bestimmungen giebt Lex col. Genet. Iul. c. 95. und zwar beziehen diese sich nur auf Klagen dieser Art, Bruns a. a. O. 294. Die Recuperatoren (s. d.) werden für einen bestimmten Tag erlost und können abgelehnt (re[i]ecti Huschke) werden; Angaben im einzelnen fehlen. Gelangen die recuperatores an dem Tage quo iussi sunt nicht zur Urteilsfällung, soll der D. ihnen und dem cuius res agitur einen neuen Termin, der binnen [1837] 20 Tagen seit ihrer Ernennung (in diebus XX proxumis quibus d(e) e(a) r(e) rec(iperatores) dati iussive erunt iudicare) liegen muss, ansetzen zur endgültigen Erledigung des Falls, Mommsen Strafrecht 185. Diese Vorschrift ist neu und erklärt Äusserungen wie Cic. pro Tullio 41, dass im Recuperatorengericht die Entscheidung schneller falle. Die Vorladung der Zeugen – bis zu 20, natürlich nur aus den coloni incolaeve, denn auf andere Personen erstreckt sich die Iurisdiction nicht – erfolgt durch den D. (denuntietur facito vgl. Ephem. epigr. II p. 142), der auch sorgen muss, dass sie erscheinen (curato uti at it iudicium atsint). Die Aussagen erfolgen unter Eid, und ihr Zeugnis verweigern dürfen nur die nächsten Verwandten des Angeklagten, die aus der Lex Iulia iudiciorum u. a. bekannten personae exceptae (coniunctae), aber hier blos bis zu den consobrini, Bruns a. a. O. 296. Die Klage ist eine actio popularis (s. über solche Mommsen Stadtr. 461–466. Bruns Kl. Schr. I 337. 350–352. Karlowa II 979f. Bethmann-Hollweg II 185f.); jeder Gemeindebürger, aber auch der D. und sein Praefect kann klagen (qui volet; c. 97: colonorum cui volet. Lex Malac. c. 67 municipum qui volet cuique per h(anc) l(egem) licebit). Der Fall, dass der Beamte klagt, wird der häufigere gewesen sein, da er zur Verfolgung öffentlicher Vergehen zuächst berufen war (s. u.). Über die Formeln eius pecuniae petitio (petitio persecutioque oder actio petitio persecutio) esto und dare damnas (= damnatus) esto vgl. Mommsen Stadtr. 462; Strafrecht 13. 1013. 1017ff. Bruns a. a. O. II 294. Karlowa II 805.

Das Ausbleiben des Klägers soll in sieben Fällen gerechtfertigt sein, von denen schon bekannt waren: morbus sonticus, vadimonium, iudicium, sacrificium, funus familiare feriaeve denicales, Gellius X. A. XVI 4, 4, worüber Mommsen Ephem. epigr. II p. 142: dazu kommt noch hier: si propter magistratus potestatemve p(opuli) R(omani) minus atesse poterit. Es wird jedoch bei unentschuldigtem Ausbleiben unterschieden; bleibt der Privatmann aus, so wird die Klage als nicht eingereicht angesehen, doch soll er dauernd unfähig sein, derartige Processe anhängig zu machen, also Normen, die auch sonst aus dem Strafprocess bekannt sind, Mommsen Strafrecht 498f.; bleibt der Beamte aus, so, vermutet Mommsen, wurde dennoch verhandelt. Aber man wird Bruns recht geben müssen, dass dies voraussetzt, der D. klagt bei seinem Collegen.

Duoviralia ornamenta. Nicht selten erfolgte die Verleihung der Ehrenrechte (ornamenta, zur Begriffsbestimmung Mommsen St.-R. I³ 456f.) eines D. an verdiente Persönlichkeiten als besondre Auszeichnung durch den Gemeinderat, CIL II 955? 4060 (Dertosa): huic universus [ordo] aedilicios et du[omvi]rales juniores decrevit, o. Bd. I S. 447. III 384 (Troas). IIviralib(us) et sacerd(otalibus) ornam(entis) honor(atus) d. d. 1493 (Sarmizegetusa). 14 387i (Heliupolis Syr.). 14 2498(Salonae). XIII 1921 (Lugudunum): IIviralib. ornamentis suffrag(io) sanct(issimi) ordinis honoratus; selbst noch nach dem Tode, um eine glänzendere Bestattung zu ermöglichen oder die zu errichtende Statue mit den Insignien des Ranges schmücken zu können. CIL V 1892. II [1838] 4523 (Barcino): IIviro c[ui] post mortem ordo Barcin. honores [omn]es decrevit vgl. 4611 (Baetulo). Solche ornamentis duoviralibus (IIviraliciis) honorati sind oft erwähnt. CIL II p. 1167. III 503. 514. 650: honoratus item ornamentis decurionatus et IIviraliciis. 753 = 7429. 6308. 7334: or[n]am(entis) [I]Iv[i]ralib(us) [or]n(a-tus) Actiai Nicopoli. 8114 p. 2551. XII 1750: IIviralib(us) ornamentis exornatus.

Mit solcher Bewilligung der Ehrenrechte konnte auch verbunden werden die Erlaubnis, wie die Beamten gleichen Ranges zum Volk zu reden, CIL III 392 = 12 246 (Alexandria Troas): [honoratus] sacerdotali[b(us)] et IIvirali[b(us) orna]ment(is) et iure contionan[di]; ebenso war es ja auch in Rom den Magistraten gestattet, Privaten ausnahmsweise das Wort zu geben (contionem dare), Mommsen St.-R. I³ 201.

Duoviri in der spätern Kaiserzeit. Amtsgewalt und Stellung der D. in den spätern Jahrhunderten klar auseinanderzusetzen, wäre nur möglich im Rahmen einer eingehenden Darstellung der Verhältnisse, welche seit der Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts die Staatsregierung veranlasst haben, die Grenzen der municipalen Selbstverwaltung erheblich zu beschneiden. Das konnte um so leichter geschehen, als die D. bald nicht mehr durch Volkswahl zum Amte berufen wurden, sondern aus und durch den Gemeinderat bestellt sind. Es ist oben erwähnt, dass bereits die Lex Malac. c. 51 (vgl. Mommsen St.-R. III 350) Vorsorge traf, für den Fall, dass nicht eine genügende Anzahl von Candidaten zu den zu besetzenden Ämtern verfügbar war. Diese für Ausnahmefälle getroffene Massregel musste zur Regel werden, sobald, aus hier nicht zu erörternden Gründen, meist keine hinreichenden Bewerbungen um den D. vorlagen. Treffend ist, obwohl das Material verhältnismässig klein, doch Seecks Hinweis (Gesch. d. Untergangs d. ant. Welt II 187. 533), wie ganz ausserordentlich die inschriftlichen Erwähnungen von wiederholter Bekleidung des D. seit dem 2 Jhdt. abnehmen; man verzichtete mehr und mehr auf die kostspielige Ehre, deren Einfluss und Bedeutung durch staatliche Massnahmen obendrein allerlei Einschränkungen erfuhr. Von einschneidendster Bedeutung war die Verfügung, dass nur Mitglieder des Gemeinderates zum D. und andern Ehrenstellen berufen werden sollten, Paul. Dig. L 2, 7, 2: is qui non sit decurio, duumviratu vel aliis honoribus fungi non potest, quia decurionum honoribus plebeii fungi prohibentur. Diese folgenschwere Verordnung hat Kübler o. Bd. IV S. 2344 hervorgehoben, ihre Wirkung musste um so schlimmer werden, je erbärmlicher mit jedem Jahrzehnt mehr die Lage der Mitglieder des ordo in vielen Städten wurde, der nur staatlichen Interessen dienen sollte, und je schwerer es den Städten fiel, trotz der staatlichen Zwangsmassregeln (s. Kübler a. a. O. 2344f.), semper ordinem planum habere. Ulp. Dig. L 2, 3, 2, geeignete (idonei Ulp. Dig. L 4, 6. Cod. Theod. XII 5, 1; vgl. Cod. Iust. X 32, 46 = Cod. Theod. XII 1, 140. 148: ad subeunda patriae munera dignissimi et meritis et facultatibus curiales eligantur, ne tales forte nominentur, qui functiones publicas implere non possint) Persönlichkeiten ausfindig zu machen, [1839] Seeck a. a. O. 189. Das Verfahren bei Ernennung neuer D. war so, dass der amtierende D. als seinen Nachfolger ein Mitglied der Decurionen bezeichnete (nominatio, öfter erwähnt z. B. Papinian. Dig. L 1, 13. Cod. Theod. XI 30, 19. 53. XII 1, 84) – wenn nicht der Statthalter eingreifen musste – und dann dessen Wahl (creatio, Ulp. Dig. XLIX 4, 1, 1. 3. 4 zeigt deutlich den Unterschied beider Acte, Roth 76. SavignyI 20 vgl. Cod. Theod. XI 30, 10, 12. XII 1, 84. 142) durch die Curie erfolgte.

Die nominatio hatte in ordnungsgemässer Form am 1. März zu erfolgen (s. o. Cod. Theod. XII 1, 28 vgl. XI 30, 53), damit noch Zeit zur Begründung einer etwaigen Appellation bleibt, XI 30, 19 (im J. 339): si ad curiam nominati vel ad duumviratus aliorumque honorum infulas vel munus aliquod evocati putaverint appellandum, intra duos menses negotia perorentur. XII 1, 8 (im J. 323): decuriones ad magistratum vel exactionem annonarum ante tres menses vel amplius nominari debent, ut si querimonia eorum iusta videatur, sine impedimento in absolvendi locum alius surrogetur. Darüber sind sehr genaue Anordnungen erlassen, XI 30, 10. 12. 31, 8. XII 1, 2. Cod. Iust. VII 62, 7. 11 u. ö. War die Wahl aber rechtsgültig, so musste das Amt auf ein Jahr übernommen werden, Cod. Theod. XII 1, 16. 5, 1. Wer sich seiner Verpflichtung durch die Flucht entzieht, wird mit Verlust seines Vermögens zu Gunsten derjenigen bestraft, die an seiner Stelle den D. übernehmen, und muss, wenn er gefasst wird, zwei Jahre amtieren, Cod. Thod. XII 1, 16, sowie für alle Ausgaben, die der Stadt durch seine Schuld erwachsen sind, aufkommen, XII 1, 29 (im J. 340). Dies Verfahren war deshalb so verhängnisvoll, weil dem Präsentanten in betreff der von ihm nominierten Persönlichkeit eine ganz ausserordentliche Haftpflicht auferlegt war, Papin. Dig. L 1, 11, 1: qui periculo suo nominavit magistratum. L 1, 15, 1. 17, 14. 15, deren Bestimmungen in einer für die Betroffenen immer drückenderen Weise erweitert wurden, Cod. Theod. XI 30, 12. 19. 53. XII 6, 8. 20. Cod. Iust X 72 (70), 8. XI 34 (33), 1. 2. 35 (34), 1. 36 (35), 3 u. ö., s. d. Art. Nominatio. Befreit von der Pflicht, das Amt zu bekleiden, sollen diejenigen sein, welche im Interesse der Provinz auf eigene Kosten Gesandtschaften übernommen hatten, Cod. Theod. VI 22,1, und gewesenen D. dürfen niedere munera und die praepositura annonae in Africa nicht übertragen werden, XII 5, 2 (im J. 337) vgl. XII 1, 21. Es ist begreiflich, wenn durch diese Form der Ernennung der Gegensatz von Gemeinderat und D. sich verwischt (Kuhn 241) und der alte Amtsname D. mehr und mehr verschwindet; die allgemeine Bezeichnung magistratus (municipalis) wird gebräuchlich, namentlich in den Rechtsbüchern, obwohl gerade dieser Titel ursprünglich auf Beamte, die aus Volkswahl hervorgegangen sind(Mommsen St.-R. I³ 8f), sich bezog. Einige der vielen Belege: duumviri (duumviratus) Cod. Theod. VI 22, 1. XI 30, 19. XII 1, 16. 77. XII 5. 1. 2. Dig. III 4, 6, 1. XXVII 8, 1, 9. XLIV 7, 35, 1. XLVII 2, 52, 12. XLVII 10, 13, 5. L 1, 38, 2. 7, 2. Cod. Iust. VI 9, 9. VII 63, 1. X 32, 18. XI 36 (35), 3 u. ö. duumviralitas = duumviratus Cod. Iust. V 27, 1 = Cod. Theod. IV 6, 3. [1840] – magistratus, schon im 1. Jhdt. der Kaiserzeit Lex Salp. c. 21. Lex col. Genet. Iul. c. 63. 69. 70. CIL II 2633. 2959. X 8038 (vgl. 1495; und auch Suet. Aug. 1: avus municipalibus magisteriis contentus), dann Cod. Theod. IX 2, 5 (im J. 409): defensores civitatum, curatores, magistratus et ordines. XI 8, 3 (im J. 409): defensores ordines curator et magistratus. 31, 5. VII 9, 2. IX 2, 3. XI 30, 12. 31, 1. 3. 5. 40. XII 1, 8. 16. 21. 29. 39. 151. 169. XIII 3, 1. XIV 15, 2. XVI 2, 31 u. ö. Dig. III 5, 25. XI 4, 1, 2. XXVI 6, 3. XXVII 8 tit. de magistratibus conveniendis. XXXIX 2, 4, 3. XL 9, 17, 1. XLVII 10, 17, 2. L 1, 11, 1. 13, 1 alter ex magistratibus. 38, 2. L 8, 7 (6). 7 (8). Cod. Iust. I 56, 1. VII 1, 4. VIII 53, 30. XI 65, 4 u. o. Marini Pap. dipl. nr. 74 p. 114. nr. 82/4 p. 115: defensori mag(istratibus) q(uin)q(uennalibus) cunctoque ordini curiae civ(itatis) Faventin(a)e; p. 339 nr. 83 agentes magisterium; magistratus municipales Cod. Theod. VIII 5, 1. 12, 8. Dig. II 1. 12. IX 2, 29, 7. XI 4, 1, 6. XI 7, 12, 6. XXVI 5, 3. 19, 1. XXXVIII 17, 2, 23. XLIV 7, 35, 1. L 1, 28. Frg. Vatic. § 112 u. o.; mag. municipii Dig. III 5, 37; mag. reipublicae L 8, 8; mag. loci XXII 5, 22. L 16, 239, 8. Wahlen von D. werden selten noch erwähnt, vgl. die merkwürdige Notiz betreffs Bovillae CIL XIV 2410 (im J. 158): [hic] primus comitia magistratuum [creandorum c]ausa instituit, und in Africa waren sie noch im 4. Jhdt. üblich, doch war, wer die Vorschläge machte, ebenfalls verantwortlich, Cod. Theod. XII 5, 1 (im J. 326): hi magistratus qui sufficiendis duumviris in futurum anni officium nominationes impertiunt, periculi sui contemplatione provideant, ut quamvis populi quoque suffragiis nominatio in Africa ex consuetudine celebretur, tamen ipsi nitantur pariter ac laborent, quemadmodum possint hi, qui nominati fuerint, idonei reperi. Savigny a. a. O. 21.

Die selbständige Stellung der D. wird überall eingeengt, weil das Schwergewicht der municipalen Verwaltung im Decurionenrate liegt und Beamte von Reichswegen die entscheidende Stimme in communalen Angelegenheiten haben. In financieller Hinsicht und der städtischen Verwaltung im allgemeinen wurden die Befugnisse der D. eingeschränkt durch den curator r. p., o. Bd. IV S. 1806f. und Liebenam Philol LVI (1897) 290–325, der auch im Range höher stand, wie das Album von Thamugadi CIL VIII 2403 = 17 824. 17 903 zeigt, in der Iurisdiction erst durch die Consulare (s. d.), nur kurze Zeit, dann durch die Iuridici (s. d. Art., Bethmann-Hollweg II 68f.) und den defensor civitatis (o. Bd. IV S. 2365f.). Nur unbedeutendere Streitigkeiten hatten die D. bis zum J. 365 noch zu entscheiden. Ferner hat Constantius im J. 339 die Erteilung der bonorum possessio auch vor ihnen zugelassen, Cod. Iust. VI 9, 9. Die selbständige tutoris datio (s. o.) wurde ihnen von Iustinian zugestanden. Cod. Iust, I 4. 30. Dig. XXVI 5. 3. Über ihre Hülfeleistung bei der Strafrechtspflege s. o. Eine grössere Thätigkeit haben sie noch lange entwickelt bei Protocollierung (acta, gesta) der verschiedenartigsten Rechtsgeschäfte, Cod. Theod. V 13, 20 (im J. 366): magistratus … qui conficiendorum actorum habeat potestatem, vgl. Cod. Iust. VIII [1841] 53, 30. Cod. Theod. VIII 12, 8. XIV 15, 2, und zwar sollen drei Curialen und der Stadtschreiber (exceptor publicus) hinzugezogen werden, Cod. Theod. XII 1, 151. Nov. Valent. 18 § 10. Edict. Theoderici c. 52. 53 vgl. Mommsen Archiv 494. Marini Pap. dipl. 249f., bei Ernennung eines tutor specialis aber der ganze ordo. Bethmann-Hollweg III 107. Marini Pap. dipl. nr. 79. Noch im J. 440 erfolgt in Ravenna eine Testamentseröffnung vor den D., Marini a. a. O. nr. 74 p. 110f. Bruns Fontes⁶ 280. In den Erlassen Theoderichs werden die D. in der Adresse gar nicht mehr als Stadtbehörden erwähnt, Cassiod. var. II 17: honoratis possessoribus defensoribus et curialibus Tridentinae civitatis. III 9: possessoribus defensoribus Estunis consistentibus. I 49. IV 45: comitibus defensoribus et curialibus Ticinensis civitatis, vgl. 49. V 15. IX 10 n. ö. Hegel 111.

Litteratur: Th. Mommsen Die Stadtrechte der latinischen Gemeinden Salpensa und Malaca, Abhandlungen der K. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaft III (1855) 415f. 433f.; Commentar zur Lex col. Genetivae Iuliae, Ephem. epigr. II p. 105-151; zum Fragmentum Tarentinum ebd. IX p. 1–11; Staatsrecht III 794. 812ff.; Strafrecht 54. 222–228. 309. 767. 770 u. ö ; N. Archiv f. ältere d. Geschichtskunde XIV 494f., über den Inhalt des rubrischen Gesetzes in Bekker-Muther Jahrb. des gem. d. Rechts II (1858) 319–334. Savigny Geschichte des röm. Rechts im Mittelalter I 16–89. Roth De re municipali Rom., Stuttgart 1801. C. Hegel Städteverfassung Italiens I 15f. 45f. G. Humbert in Daremberg-Saglio Dictionnaire II 416–425. Karlowa Röm. Rechtsgesch. I 592f. v. Bethmann-Hollweg Der römische Civilprocess II 18ff. 66f. 95. 117ff. 558. 657f. 702. III 44f. 62f. 103f. Kuhn Städtische und bürgerliche Verfassung des röm. Reichs 238f. Gothofredus Paratitl. Cod. Theod. XII 1 p. 356. Houdoy Le droit municipal, Paris 1876 C. G. Bruns Zu den Erztafeln von Osuna, Ztschr. für Rechtsgeschichte XII (1876) 82-127. XIII (1878) 383-391 = Kleine Schriften II 282–297. Fr. Spehr De summis magistratibus col. et municipiorum, Diss. Halle 1881. Swinderen Disquisitio de aere Malacitano et Salpensano. Groningen 1866. Marquardt St.-V. I 142f. 154f. 168f. 175f. Liebenam Städteverwaltung 256f. 269f. 305f. 383. Seeek Gesch. des Untergangs der antiken Welt II 149–153. 159. 184–187. 189. 312f. 523f.

2. Duoviri aediles z. B. in Abellinum CIL X 1129. 1131. 1137. 1139–1141 p. 127. 1139; in Thamugadi Rev. arch. XXXIX 470; in Baena CIL II 1596: aed. IIvir (cerealis?); IIvir a]ed(ilicia) potest(ate) in Fabrateria nova X 5587. 5590 duo vir a[ed. pot.]; in Arba III 13293; Corduba II 5525; Hasta 1306: [aed(ilis) II]virali potest(ate), wenn die Ergänzungen richtig sind. Vgl. Kubitschek oben Bd. I S. 460. De Ruggiero Dizion. ep. I 244f. Mommsen Herm. XXVII 109.

3. Duoviri aerarii werden namentlich oft in Vienna erwähnt CIL XII 1783. 1867. 1870. 1897 u. ö. p. 219, ferner in Genava 2613. 2615, bei Gratianopolis 2349, in Lugudunum: IIvir ab aerario item IIvir a iure dicundo, Boissieu Inscr. de Lyon p. 156. CIL XII p. 219, Antipolis CIL XII 180: IIvir ab] aerario. In manchen [1842] Städten Galliens gab es demnach zwei Collegien von D., eines für Iurisdiction, eines für die Verwaltung der Kasse (s. Art. Aerarium oben Bd. I S. 674); vgl. auch die IIIIviri ab aerario (ad aerarium) in Nemausus CIL XII p. 935.

4. Duovir alimentorum. In der Inschrift CIL X 1491 (Neapolis) heisst C. Herbacius Romanus IIvir alimentorum quaest(or) cur(ator) sacrae pecun(iae), womit ungeschickt der Titel quaestor sacrae pecuniae alimentariae, z. B. in Allifae CIL IX 2354 umschrieben ist; oben Bd. I S. 1488. Vgl. auch den IIvir et curator ali mentis distribuendis CIL VIII 980. 1641.

5. Duoviri censoria potestate s. oben S. 1825.

6. Duoviri libripendes. In Nola CIL X 1277 werden IIviri libripendes erwähnt, die man wohl für Aedilen erklären muss.

7. Duovirali potestate CIL XIV 3955 (Nomentum), soviel wie d.; nicht mit dem vorhergehenden flamen perpetuus zu verbinden, wie p. 441 vorgeschlagen ist, sondern aufzufassen wie aedilicia potestate für aedilis, oben Bd. I S. 447.

8. Duoviri praetores: [Ilv]ir praetor [Aquis] Sextis CIL XII 4409; pr. IIvir in Abellinum CIL X p. 1139; Grumentum X p. 1145; Narbo XII 4338. 4428. 4431. 4429: pr. duomvir; Telesia IX p. 785. Die ältere Bezeichnung des obersten Gemeindeamtes als Praetur hat sich neben der jüngeren erhalten.

9. Duoviri v. a. s. p. p. In den Inschriften und manchen Wahlaufrufen Pompeiis werden oft erwähnt IIviri v. a. s. p. p. CIL X p. 109. Ephem. epigr. VIII 316. 853 = Not. d. scavi 1890, 44. 333. 1900, 270; auch viri v. a. s. p. proc. X 904; v. a. s. p. p. 895; vgl. die aediles v. a. s. p. p. in den Programmen, oben Bd. I S. 461. Wie die Ergänzung des Titels lauten mag, muss noch dahingestellt bleiben. Avellino Opusc. (1833) II 181. 227 schlug unter Vergleichung von Cic. de leg. III 7: suntoque aediles coeratores urbis annonae ludorumque sollemnium vor: urbi annonae sollemnibus publice procurandis, was Henzen Inscr. 6968 mit kleiner Änderung in viis annonae sacris publicis procurandis billigt. Mommsen CIL X p. 93; St.-R. II³ 499, 2 (vgl. Zangemeister CIL IV p. 9) dagegen weist darauf hin, dass dieser Titel nur sich findet in Inschriften der ministri Augusti, mithin mit dem Augustalencult in Beziehung stehen wird, und will lesen: votis Augustalibus sacris publicis procurandis. Wilmanns Del. 1905.

10. Duovir urbis moeniundae. In der ersten Zeit der Colonie Venafrum war L. Aclutius Gallus zweimal mit dem besonderen Auftrage, die Errichtung der Stadtmauer zu überwachen, betraut, CIL X 4876.

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