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42) Diodoros, Sohn des Ameinias aus Iasos, mit dem Beinamen Kronos, einer der Meister der megarischen Dialektik, Schüler des Apollonios Kronos, von dem der Beiname (zu deuten nach Κρόνος ἀγκυλομήτης, wie D. bei Timon das Epitheton σκολιός führt) auf ihn überging (Diog. Laert. ΙΙ 111. Strab. XIV 658. XVII 838 und dazu Panzerbieter Jahrb. f. Philol. Suppl. V 223f., der die Anekdote bei Diogenes erklärt. Susemihl Gr. Litt. im alex. Zeitalter I 15, 32). Seine Begegnung mit Stilpon bei Ptolemaios I. (Diog. a. a. O.) ist (nach demselben 115) in Megara nach der Eroberung dieser Stadt durch den König im J. 307 v. Chr. zu denken, die daran sich knüpfende Angabe über seinen Tod aber (vgl. Plin. n. h. VII 180) vermutlich Erfindung des Hermippos (Susemihl a. a. ().). Eine Anekdote bei Sext. Emp. Pyrrh. hyp. II 245 setzt ihn als Zeitgenossen des Arztes Herophilos voraus, und auch das in zwei zusammengehörigen Bruchstücken (Diog. Laert. II 111. Sext. Emp. adv. math. I 309) erhaltene Epigramm des Kallimachos scheint an den lebenden gerichtet. Zenon von Kition hörte ihn, zugleich mit dem Dialektiker Philon (Diog. Laert. VII 16. 65), und verdankte ihm nicht wenig; gleiches gilt von Arkesilaos (ebd. IV 33), dessen Verhältnis zu ihm die (dort und Euseb. pr. ev. XIV p. 729 d. Sext. Pyrrh. hyp. I 234 mitgeteilten) Spottverse des Ariston und Timon (Wachsmuth frg. 16. 17) kennzeichnen. Einen gewissen Zusammenhang Timons mit D. vermutet Natorp Forsch. 159. 271. 286f. 291. Nur eine Schrift des D., die ein von Stilpon bei jener Zusammenkunft ihm aufgegebenes Problem behandelt habe, erwähnt Diog. Laert. a. a. O. Er vererbte seine Dialektik auf seine fünf Töchter, nach Angabe seines Schülers Philon bei Clem. Al. strom. IV p. 522 d und Hieron. adv. Iovin. I 42. Der beträchtliche Ruhm und Einfluss des D., der als valens dialecticus (Cic. de fato 12), [706] διαλεκτικώτατος (Sext. Emp. adv. math. I 310) im Gedächtnis der Nachwelt fortlebte, beruht weniger auf eigenen Funden, als auf der scharfsinnigen Ausführung und siegreichen Verfechtung der überlieferten eleatisch-megarischen Philosopheme. So sind seine Beweise gegen die Bewegung, die am ausführlichsten Sext. adv. math. X 85–120. 143 darstellt, nur eine weitere Ausführung (nicht durchaus Verbesserung) der bekannten Argumente des Eleaten Zenon. In enger Verbindung mit diesen steht die von den Doxographen fälschlich als naturphilosophisches Dogma aufgefasste Annahme unteilbarer Körperelemente (ἀμερῆ), die vermutlich nur als Hypothesis im Zusammenhang jener dialektischen Erörterungen über die Möglichkeit der Bewegung zu verstehen ist (Stob. Ecl. I 10, 27. Dionys. Alex. bei Euseb. pr. ev. XIV p. 773 b. Sext. hypot. III 32; adv. dogm. III 363. Ps.-Clem. rec. VIII 15. Simpl. in Ar. phys. p. 926, 20 Diels. Alex. Aphr. in Ar. de sensu p. 257. 366 Thurot u. s. w. Diels Doxogr. 250. 252). Es sind wesentlich die Schwierigkeiten im Begriff des Continuum, auf denen die Argumente des D. wie die des Zenon beruhen, daher sieht er sich begreiflich, wie dieser, auf die Atomisierung des Körpers, ja des Baumes und der Zeit hingedrängt. In denselben Zusammenhang gehört das Argument gegen die Möglichkeit des Vergehens bei Sext. adv. math. X 347. Und einen ähnlichen Gedankenzug erkennt man wieder in dem unter dem Namen κυριεύων berühmten Argument gegen die Behauptung einer Möglichkeit dessen, was nicht wirklich wird, welches in den antiken und selbst den modernen Streitigkeiten über Fatum und freien Willen seine Rolle gespielt hat. Auch hier ist die These von älteren Megarikern (Ar. metaph. Θ 3) überkommen; die bestimmtere Ausführung knüpft (wie das zum Teil auch von den Beweisen gegen die Bewegung gilt, s. besonders Alex. Aphr. a. a. O.) an aristotelische Erörterungen an (wie Zeller S.-Ber. Akad. Berl. 1882, 151ff. nachweist). Dies Argument ist am eingehendsten dargestellt bei Cic. de fato 12f. Es hat übrigens eine ganze Litteratur hervorgerufen, an der besonders die Stoiker beteiligt waren, s. Epict. diss. II 19. Sonst ist bekannt eine Aufstellung des D. über die Wahrheit der Bedingungssätze (Sext. hyp. II 110; adv. math. VIII 113f. Cic Ac. II 143), und eine Leugnung der Existenz bedeutungsloser oder mehrdeutiger Worte, indem jedes Wort das bedeute, was der Redende damit meine (Gell. XI 12). Auch wurde er von einigen als Erfinder mehrerer der berüchtigten Fangschlüsse (des ,Verhüllten‘ und des ,Gehörnten‘) genannt, die sonst dem Eubulides zugeschrieben werden (Diog. Laert. II 111). Die neueren Beurteiler haben sich mitunter bemüht, allen diesen Argumenten eine tiefere Bedeutung abzugewinnen (am scharfsinnigsten Hartenstein Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1846, 190ff., wiederholt in dessen Ges. Abhdlgn.; Grote Plato and the other companions of Socrates, Vol. III ch. XXXVIII, weist nicht übel auf die verwandte Geistesrichtung des Th. Hobbes hin). Weit überwiegend ist indes die Verurteilung der unfruchtbaren Paradoxie dieser Philosopheme, denen ein gewisser anregender Wert in der Geschichte der Logik (s. bes. Prantl Gesch. d. Logik I [707] 33ff.) übrigens nicht abgestritten wird. S. ausser der sonstigen Litteratur über die Megariker Steinharts Art. in Ersch und Grubers Ena, vorzüglich aber Zeller Philos. d. Gr. II a⁴ 247, 7. 266–271.
[Natorp.]

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