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Delphinios (Δελφίνιος, Δελφίδιος). 1) Epiklesis des Apollon, der als D. speciell der Gott der Schiffer und Seefahrer war und, wie auch Plut. de sollert. animal. 36 p. 984 A bezeugt, an vielen Orten verehrt wurde, insbesondere in Hafenstädten. Nachzuweisen ist der Cult in: 1. Kreta: Knossos [2514] hatte einen Tempel des Apollon D., Mon. ant. d. Lincei I 49 (Δελφίδιον). CIG. 2554, 98. Le Bas 61. Bull. hell. III 293. IV 355 (Δελφίδιος); diesen Cult kennt schon Hom. Hymn. II 218. In Dreros gab es ein Delphinion (Mus. Ital. III 657ff. C 81) des Apollon D. (Mus. Ital. a. a. O. A 21), vgl. Rh. Mus. 1856, 393. Für Olus ist der Monat Delphinios bezeugt, Bull. hell. III 293, 22. Dem kretischen D. gilt vermutlich auch Rhian. frg. 9 in Anth. Pal. VI 278. 2. Thera: IGIns. III 537 = Athen. Mitt. XXI 253 ναὶ τὸν Δελπhίνιον. Monat Delphinios IGIns. a. a. O. 330 Z. 63 u. 133 = CIG 2448. 3. Chios: Ort Delphinion, Thuc. VIII 38. Xen. hell. I 5, 15. Diod. XIII 76. Bull. hell. III 244. Suid. Steph. Byz. 4. Aigina: Monat Delphinios (Pind. Nem. V 44 mit Schol. 81) und Delphiniafest (Schol. Pind. Ol. XIII 155; Pyth. VIII 88) mit ὑδροφορία (Schol. Pind. Nem. V 81) bezw. ἀμφορίτης ἀγών, den angeblich die Argonauten gestiftet hatten, Callim. frg. 80 Schn. bei Schol. Pind. Ol. VII 156. Apoll. Rhod. IV 1765ff. Apollod. I 9, 26, 6. Etym. M. s. ἀμφιφορίτης. Vgl. Müller Aeginet. 24. 150. Preller-Robert I 258, 2 u. o. Bd. I S. 1969. 1976. 5. Sparta: Apollon Δελφίδιος Le Bas 162 h, vgl. Sam Wide Lakon. Culte 66. 87ff. 6. Krisa: Altar am Meer, Hom. Hymn. II 317. Nach dem oft behandelten homerischen Hymnus II 210ff. führte Apollon in Gestalt eines Delphins die Knossier von Kreta nach Krise, wo sie dann dem Apollon D. jenen Altar errichteten und von wo sie nach Delphi weiter zogen. Ähnliche Versionen, die unter einander zwar mannigfach abweichen, doch in der Ableitung des delphischen Cultes von den Kretern und ihrem Wegweiser Apollon D. übereinstimmen, finden sich Plut. de sollert. animal. 36 p. 984. Schol. Demosth. XXIII 74 (Bull. hell. I 138 ist τοῖς ἀπὸ Κρήτης Κνιδίος wohl verschrieben aus Κνωσίοις). Schol. Arat. 316. Etym. M. 255, 18. Serv. Aen. III 332. Tzetz. Lyk. 208. Vgl. Eikadios, Ikadios, Kastalios. 7. Chalkis: Δελφίνιον, Plut. Flaminin. 16. 8. Delphinion, ἱερὸς λιμήν bei Oropos, Strab. IX 403. Lolling Athen. Mitt. X 350f. 9. Athen: Tempel des Apollon D. (Paus. I 19, 1), τὸ Δελφίνιον genannt (Plut. Thes. 12. 18. Demosth. XL 11), s. Delphinion Nr. 3. 10. Milet: Im Didymaion soll ein angebliches Weihgeschenk des Thales die Inschrift Ἀπόλλωνι Δελφινίῳ getragen haben, Diog. Laert I 29. 11. Olbia: Priester, Latyschew Inscr. or. sept. Pont. Eux. I 106. 12. Massalia: Tempel auf der Burg, κοινὸν Ἰώνων ἁπάντων, Strab. IV 179.

Es ist verlockend, auch anderen Gottheiten die Epiklesis D. beizulegen, wie z. B. dem Dionysos wegen der in Delphine verwandelten Tyrrhener (so bei F. A. Voigt in Roschers Mythol. Lex. I 1083) oder dem Poseidon, dem oft der Delphin zugesellt ist; ebenso verlockend ist es, Gestalten wie Arion, Phalantos und Taras (vgl. Studniczka Kyrene 175ff.) aus dem Sagenkreis des Poseidon zu lösen und sie mit dem Apollon D. in Zusammenhang zu bringen (vgl. Sam Wide Lakon. Culte 87ff.). Allein demgegenüber ist festzustellen, dass nach den uns bisher bekannten Quellen nur Apollon als D. bezeichnet wird und dass andererseits die Beziehungen des Poseidon und anderer Meeresgötter zum Delphin so eng sind, dass es nicht gerechtfertigt erscheint, alle Delphinsagen [2515] ohne weiteres auf Apollon D. zu beziehen; ebensowenig weist das Vorkommen des Delphins auf Münzen an sich auf einen Cult jenes Gottes, wie mehrfach behauptet ist; z. B. für Megara durch Welcker Griech. Götterl. II 381. Eine Darstellung des Apollon D. glaubt man zu erkennen in dem Vasenbild Mon. d. Inst. I 46.

Das Wesen des Apollon D. als eines Gottes der Seefahrer und Colonisten hat schon das Altertum richtig erkannt (vgl. Artemidor. oneir. II 35 p. 133 Hercher). Ebenso ist die Ableitung der Epiklesis vom Delphin seit dem Hom. Hymn. oft wiederholt; Maass Götting. gel. Anz. 1889, 810 betont, dass man sich im Grunde den D. selbst als Delphin gedacht haben muss. Andere Ableitungen von Delphi und der Tötung des delphischen Drachens Delphynes bei Schol. Eurip. Phoen. 232. Tzetz. Lyk. 208; Weiteres bei Fröhde in Bezzenbergers Beiträgen XIX 237f. Weit auseinander gehen die Ansichten über die ursprüngliche Heimat des D.-Cultes. An kretischen Ursprung glaubte man allgemein, im Altertum und in neuerer Zeit, solange man in dem homerischen Hymnus den Niederschlag historischer Überlieferung sah; vgl. besonders Preller Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. VI 140ff. (abgedruckt in Prellers Ausgew. Aufsätzen). Zu der Ansicht von delphischem Ursprung führte, abgesehen von dem Gleichklang Delphi, D., Delphyne, ebenfalls der homerische Hymnus mit seiner Verknüpfung von Kreta, Krisa und Delphi, vgl. namentlich Schoemann Opusc. I 343ff. An orientalischen, über Kreta dem griechischen Mutterland vermittelten Einfluss denkt Gruppe Griech. Mythol. 250. Dagegen sehen in dem Apollon D. den Gott der chalkidischen Colonisation Mommsen Heortol. 1. v. Wilamowitz Herm. XXI 105. Maass Ind. Schol. Gryphisw. 1886/87, 16; Herm. XXIII 71. Preller-Robert Griech. Myth. I 257, 4.

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