ART

1) Das Wort bezeichnete einen aus dem Fell des Rindes verfertigten Ledersack (= ἀσκὸς βόειος Corp. gloss. lat. II 118, 41. 119, 39 oder = ἀσκὸς ταύρειος ebd. 248, 1. 452, 3. 500, 3. 525. 21 oder = μολγός ebd. III 24, 17, d. h. im Tarentinischen = βόειος ἀσκός nach Poll. X 187. oder = λάρναξ ebd. II 118, 41. III 484, 49 oder = follis bubulus ebd. V 187, 4). Der C. diente zum Transport von Wein und Öl (Plaut. Pseud. 212 und 214. Cat. agr. 154. Fest. ep. p. 50, 11. Plin. VII 82. Ulp. Dig. XXXIII 7, 12, 1). Auf den Wandgemälden einer pompeianischen Weinschenke sind zwei vierrädrige Leiterwagen mit einem darauf liegenden grossen und unverhältnismässig [1745] dicken Weinschlauch abgebildet; die beiden vor jedem Wagen stehenden Zugtiere sind ausgespannt und zwei Männer damit beschäftigt, aus einem hinteren, röhrenartigen Teil des Schlauches, welcher aus dem Fell eines Hinterbeines hergestellt ist, den Wein auf Amphoren abzuzapfen. Der Schlauch scheint in beiden Fällen aus einer oder mehreren gegerbten Rindshäuten hergestellt zu sein; der Hals, durch welchen der Wein eingefüllt worden, ist nach oben gerichtet und mit einem Stricke zusammengeschnürt. Auf dem ersten Gemälde (Mus. Borb. IV tav. A. Hessel D. Weinveredelungsmethoden des Altertums 1856, Taf. Rich Illustr. Wörterb. der röm. Altert., übers. von C. Müller, 1862, 206. Helbig Wandgemälde nr. 1487) ist derselbe noch durch drei über ihn hinweggehende Bänder an das halbkreisförmige Wagengitter befestigt; am obern Hinterteile ist ihm wie zum Scherz der Tierschwanz gelassen. Das zweite Gemälde (Mus. Borb. V 48. Panofka Bilder ant. Lebens 1843, Taf. 16, 2. Hessel a. a. O. Helbig nr. 1488. Overbeck-Mau Pompeii 579. Baumeister Denkmäler III 2087 Fig. 2335. Guhl und Koner Leben der Griech. u. Röm.⁶, herausg. von Engelmann, Fig. 923) zeigt wesentlich dieselbe Composition, nur laufen die zur Befestigung des Schlauches dienenden Bänder durch Ringe, welche an einer oben aufliegenden eisernen Stange angebracht sind, und der infolge des Abfüllens des Weines zusammensinkende Schlauch zeigt trotz der Dicke der Haut merkliche Falten. Ein kleinerer, mit Most oder Wein gefüllter Schlauch, dessen Gestalt mehr einem natürlichen Schweinsrumpfe ähnelt und der auf einer bekränzten Bahre von vier trunkenen Satyren aus dem Weinberge nach Hause getragen wird, ist auf einem in Neapel befindlichen Krater dargestellt (Guhl und Koner a. a. O. S. 278 mit Fig. 200 nach Gerhard Antike Bildw. Taf. 107). Da die Griechen dem Seilenos einen Wasser-, bezw. Weinschlauch als Attribut gaben (vgl. J. H. Krause Angeiologie 1854, 303), so war seine bronzene Statue in Herculaneum und Pompeii eine beliebte Brunnenfigur. Als solche trägt er zur Decoration eines herculanensischen Brunnens einen grossen, bauschigen Ochsenbalg, welcher als Mündung desselben dient (Baumeister a. a. O. III 1639f. mit Fig. 1699 nach Mus. Borb. III 28). Neben diesen grossen Schläuchen bediente man sich in Italien zum Transport, wie wohl auch heute noch in einigen unwegsamen Gebirgsgegenden, auch kleiner, besonders aus Bockshaut verfertigter, utres (Plaut. Truc. 903. Plin. XXVIII 240. Ulpian a. a. O.). Im eigentlichen Griechenland, wo man auch heute noch vielfach den Wein in Bockshäuten, die mit Harz ausgegossen sind, aufbewahrt, wurden solche kleineren ἀσκοί gewöhnlich zum Transport (Hom. Il. III 247; Od. V 265. VI 78. IX 196 u. 212; s. auch Hermann-Blümner Privatalt. 232), aber mitunter auch zur Aufbewahrung oder Veredelung des Weines (Aristot. meteor. IV 10. 5 [7]) gebraucht, zum Teil auch gut zusammengenähte Schläuche, δοροί, zum Transport von Gerstenmehl (Hom. Od. II 354 u. 380; vgl. 291). Zum Transport von Wasser kannte man aber auch grosse Schläuche (ebd. V 266. Nep. Eum. 8, 7), die wohl auch von [1746] frischer Rindshaut gemacht sein konnten (Hom. Od. X 19). In der Urzeit wenigstens konnte man leicht, nachdem man die Haut eines Tieres an einer geeigneten Stelle aufgeschnitten hatte, das Fleisch und die Knochen herausnehmen, die an den Füssen, am After und Halse bleibenden Öffnungen zubinden und so den Behälter herstellen (Hessel a. a. O. 41). Heute werden im Orient die gewöhnlich vom Bocke genommenen Schläuche gegerbt, aber nicht enthaart; bei den Wasserschläuchen wird die Haarseite nach aussen, bei den Weinschläuchen nach innen gekehrt, bei jenen auch die Innenseite gewöhnlich eingeölt (ebd. 42). In solchen Schläuchen (deren Innenseite übrigens, wie erwähnt, auch mit Harz oder Pech überzogen sein kann) hält sich zwar der Wein sehr gut, sofern die tierische Haut die Eigenschaft hat, vorzugsweise nur Wasser, nicht aber Weingeist verdunsten zu lassen, so dass man bei schwächeren Weinen den Weingehalt in ihnen concentrieren kann (vgl. Hessel a. a. O. 1 und 42), doch bedürfen dieselben nach der Entleerung einer sehr sorgfältigen Reinigung, damit der Wein nicht sauer und das Öl nicht ranzig wird; auch kann der Inhalt sehr leicht den unangenehmen Geruch des Gerbstoffes, bezw. der Bockshaut annehmen. Kamelschläuche für den Transport kamen bei den Arabern (Herodot. III 9) und Juden (Plin. XII 31) vor. In der Bibel ist oft von Schläuchen zum Transport des Weines (I Sam. 16, 20. Jos. 9, 4 und 13), zum Aufhängen desselben in den Rauch (Ps. 119, 83) oder zur Aufbewahrung desselben (Joh. 32, 19. Matth. 9, 17. Marc. 2, 22), aber auch zur Aufbewahrung der Milch (Jud. 4, 19) und Mitnahme des Wassers (Gen. 21, 14. 15. 19) die Rede.
[Olck.]

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