ART

2) Bedeutende Stadt Oberägyptens, Herod. II 91 (Steph. Byz. Hesych Κέμμις). Diod. I 18 (Χεμμώ, in den meisten Codd. mit einem berichtigenden Zusatze Χέμμιν ἢ Χεμμώ). Plut. de Is. et Os. 14; altägyptisch ʾIpw oder Chente-mīn (Brugsch Dict. géogr. 576. 1384 IX). Dieser letztere Name ist später zu Chemmīn (vgl. Chemen) verkürzt worden (vgl. die mit den Lautzeichen ḫm beginnende hieroglyphische Variante bei Brugsch a. a. O. 575, die zu der irrigen Lesung Chem für den Gottesnamen Mīn veranlasst hat), und diese Form Chemmīn liegt dem griechischen Χέμμις, dem koptischen Schmīn (im Dialekt des Ortes selbst noch Chmīn gesprochen) und dem heutigen arabischen Namen Achmīm zu Grunde; er bedeutete in seiner ursprünglichen Form etwa ,der den Gott Mīn habende (Ort)‘ und ist von den Griechen, die diesen hier verehrten ithyphallischen Gott (s. Mīn) meist ihrem Pan gleichsetzten (Diod. Plut. a. a. O. Steph. Byz. s. Πανὸς πόλις. Letronne Rec. des inscr. I 106), mit Πανὸς πόλις (Panopolis, s. d.) übersetzt worden (vgl. Diod. a. a. O.). Herodot, der diese Identification mit dem Pan noch nicht kennt, und in dem Mīn vielmehr den Perseus wiedererkennen will, berichtet, dass diesem zu Ehren in Ch. gymnastische Spiele aufgeführt wurden, wovon sich sonst nirgends in Ägypten eine Spur fände. Er hatte dabei offenbar ein auf den Denkmälern öfters dargestelltes merkwürdiges Festspiel im Auge, das im Erklettern von Stangen durch Krieger bestand, das immer nur vor dem Gotte Mīn aufgeführt wird und in der That ganz einzig in seiner Art dasteht (eine Abbildung Lepsius Denkm. Abt. IV 42 b). Nach Plut. (a. a. O.) sollten die in der Umgebung von Ch. wohnenden Pane und Satyrn zuerst von der im Delta erfolgten Ermordung des Osiris Kunde erhalten und durch ihre Wehklagen [2234] den panischen Schrecken hervorgerufen haben; dass damit das oberägyptische Ch. gemeint ist, stellt ausser der Erwähnung der Pane noch die Angabe sicher, dass die ebenfalls dem Gotte Mīn dienende Stadt Koptos nicht fern davon lag. Ausser dem Mīn (Pan) wurde in Ch. noch die Göttin Triphis (s. d.) verehrt (Letronne a. a. O.). Die Stadt war im Altertum wegen ihrer Steinarbeiten und Gewebe berühmt (Strab. XVII 813), manche Proben ihrer Kunstfertigkeit in letzterer Beziehung haben sich uns erhalten (vgl. Riegl Textilfunde. Forrer Römische und byzantinische Seidentextilien; Gräber- und Textilfunde von Achmīm) und noch heute bildet die Weberei den vornehmsten Erwerbszweig der Bewohner (vgl. Baedeker Ägypten 1897, 208). Ch. war das Haupt eines eigenen Gaues, des Nomos Panopolites (s. Panopolis); Herodots Angabe, es läge im Θηβαικὸς νομός ist ungenau, er meint in der Thebais, wie Diod. I 18 (κατὰ τὴν Θηβαΐδα) richtig angiebt. Auch nach der Eroberung des Landes durch die Araber hat die Stadt nicht an Bedeutung verloren, sie ist jetzt eine der grössten Ägyptens, mit nahezu 10 000 Einwohnern. Die zu Tage liegenden Ruinen sind deshalb nur unbedeutend, um so ausgedehnter die bisher aufgefundenen Nekropolen aus ältester und spätester Zeit in dem benachbarten Gebirge (Baedeker a. a. O.). S. auch den Artikel Panopolis.
[Sethe.]

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