ART

Artavasdes (bei den armenischen Schriftstellern Artauazd, über verschiedene Transscriptionen, namentlich Ἀρταβάζης, Mommsen R. g. D. Aug.² 110, 1). 1) König von Grossarmenien, Sohn des Tigranes, Mon. Anc. 27. Strab. XI 530. Jos. ant. XV 104. Dio Cass. XL 16. Mos. Chor. II 22. Von seinem Vater nach der Schlacht von Tigranocerta 69 v. Chr. zum Mitregenten angenommen (τὸ διάδημα καὶ τὰ παράσημα τῆς ἀρχῆς ἐπιθεὶς τῷ παιδὶ Memn. Herakl. 57, FHG III 556) ist er schon einige Zeit vor 54 (Dio XL 16) alleiniger König Armeniens und erscheint als Verbündeter Roms mit 6000 Reitern und grossen Versprechungen [1309] bei Crassus in Syrien, Plut. Crass. 19; von diesem geringschätzig entlassen, vom Partherkönig Orodes als Verbündeter Roms zugleich mit Crassus angegriffen 53, bei wohlgemeinten und verständigen Botschaften an Crassus von diesem als Verräter erklärt (Plut. Crass. 22), versöhnt er sich endlich mit dem schon in Armenien stehenden Orodes, dessen Lieblingssohn Pacorus die Schwester des A. zur Frau erhält, Plut. Crass. 33. Cicero erwähnt dieselbe 51 als noch mit ihm verheiratet, ep. XV 3, 1, wo er als Proconsul in Kilikien fürchtet, A. möchte den von Pacorus angeführten Partherzug aufs rechte Euphratufer durch einen Angriff auf Kappadokien unterstützen, vgl. ep. XV 2, 2; Att. V 20, 2. 21, 2. Beim Partherzug des M. Antonius von 36 v. Chr. unterstützte A. diesen aus Hass gegen den König von Atropatene, Artavasdes (Nr. 2), Sohn des Ariobarzanes (Dio Cass. XLIX 25. Plut. Ant. 37), hielt dann nach der Niederlage des Oppius Statianus die Sache des Antonius für verloren und zog mit seinem Heere ab, Plut. Ant. 39. Dio XLIX 25. Als absichtlicher Irreleiter und Verderber des Antonius ist er, vielleicht nach Dellius, dargestellt bei Strab. XI 524, ähnlich aber weniger schroff Plut. Ant. 50. Um den Rückzug durch Armenien zu ermöglichen, war Antonius zunächst zur Forterhaltung des Scheines des Bündnisses und zur Zuvorkommenheit gegen A. genötigt (Dio XLIX 31. Plut. Ant. 50), plante aber gleich einen Rachezug, der 34 zur Ausführung gelangte. Unter freundlichen Vorwänden – eine Tochter des A. sollte mit Alexander, Sohn des Antonius, verlobt werden – rückt Antonius in Armenien ein unter wiederholter Verwendung des Q. Dellius als Gesandten an A., und bringt endlich auf dem Wege nach Artaxata den verständig misstrauischen König zu einer Zusammenkunft, Dio XLIX 39. Dort wird A. trotz der fides data (Liv. per. CXXI, der allerdings die augusteische Version über das Thun des Antonius bieten wird) festgenommen, erst eine Zeit lang in Armenien herumgeführt, um mit ihm die Schlösser, in denen königliche Gelder liegen, zu öffnen (Dio XLIX 39; vgl. Oros. VI 19), dann in silberne Ketten gelegt und mit Frau und Söhnen nach Alexandreia geschickt, dort dann in goldenen Ketten im Triumphe des Antonius aufgeführt und schliesslich – aber erst nach der Schlacht von Actium, Dio LI 5, 5 – von Kleopatra hingerichtet und sein Kopf an A. von Media Atropatene gesandt. Über die griechische Schriftstellerthätigkeit des A., von der noch zu Plutarchs Zeit Proben vorhanden waren, und über griechisches Theater an seinem Hofe vgl. Plut. Crass. 33 (Tragoedien, s. Welcker Gr. Trag. III 1272. Susemihl Litt.-Gesch. II 382), seine Münzen mit βασιλέως βασιλέων Ἀρταυάσδ[ου] und der gezackten armenischen Tiara mit dem umgebundenen Diadem bei Langlois Numismatique générale de l’Arménie, Paris 1859, III 1–2. Die armenischen Überlieferungen von dem Waldleben, der Dicke und Gefrässigkeit angeblich dieses A. bei Mos. Chor. II 22 in Langlois Coll. des hist. de l’Arménie II 92.
[Baumgartner.]

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