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2) Ἀλκαθόη oder Ἀλκιθόη, Tochter des Minyas von Orchomenos, welche mit ihren beiden Schwestern zu Hause beim Webstuhl bleibt, während alle anderen Frauen draussen die neuen Orgien des Dionysos feiern. Der Gott mahnte sie zuerst umsonst in Frauengestalt, dann in schrecklichen Verwandlungen und Wunderzeichen; nun fasst sie Raserei, sie schlachten den Sohn der einen von ihnen und stürmen selbst in den Bergen als Bakchen herum, bis sie Hermes in Tiere, Fledermaus, Eule, Uhu verwandelt. So Ant. Lib. 10 nach den Ἑτεροιούμενα des Nikander. Einfacher ist Ov. met. IV 1–415: unmittelbar auf die Wunderzeichen im Frauengemache folgt die Verwandlung in drei Fledermäuse; die bakchische Raserei der Schwestern, das Kinderopfer fällt weg. Die Abweichungen des Ovid von Nikander erklärte E. Rohde Griech. Roman 127, 1 für so fundamental und tiefgehend, dass man bezweifeln könnte, ob Ovid die Ἑτεροιούμενα des Nikander überhaupt benutzt habe, während F. A. Voigt in Roschers Lex. d. Myth. I 1053 eine freie Überarbeitung des Nikander durch Ovid für möglich hält. Den für das Wesen der Sage wichtigsten Zug hat Ovid weggelassen; Aufklärung giebt Plut. qu. Gr. 38. Die Lehre, dass alle Feinde des Dionysos zu Grunde gehen, ist angeknüpft an das Prototyp eines Opfergebrauches beim Feste der Ἀγριώνια in Orchomenos, bei welchem bestimmte Frauen, Ὀλαῖαι genannt (vgl. die attischen Thyiaden), deren Männer von der dunklen Trauerfarbe ihrer Gewänder Ψολόεις hiessen, fliehen — der Sinn ist nach einem Menschenopfer, welches in späterer Zeit wie im Kulte des Zeus Lykaios und sonst nur angedeutet wurde (Preller Gr. Myth.³ I 567), — und vom Priester des Dionysos verfolgt werden; wenn er sie einholte, durfte er sie töten. Dieses Motiv der φυγὴ καὶ δίωξις hat am meisten die Erzählung des Ael. v. h. III 42 bewahrt; dort werden die Schwestern von den Bakchen verfolgt, denen sie sich nach der Blutthat anschliessen wollten; auf der Flucht vollzieht sich die Verwandlung — in Krähe, Fledermaus, Eule (wie in der gleichartig gestalteten megarisch-attisch-phokischen Tereussage; vgl. Hiller v. Gaertringen de Graecorum fabulis ad Thraces pertinentibus, Diss. Berl. 1886, 41). S. Rapp [1510] Rh. Mus. XXVII 7f. 607f. Voigt a. a. O.; über das Religionsgeschichtliche Näheres unter Agrionia und Dionysos.
[Hiller v. Gaertringen.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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