ART

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101) A. aus Tralles in Lydien, lebte zur Zeit des Kaisers Iustinian (527–565). Er war der jüngste von den fünf Söhnen des Arztes Stephanos, von denen sich der älteste, Anthemios, durch die Erbauung der Sophienkirche in Constantinopel in der Kunstgeschichte einen bedeutenden Namen erworben hat. Nachdem A. sich auf Reisen durch Italien, Africa, Gallien und Spanien, vermutlich als Militärarzt, gebildet hatte, lebte er, unter ehrenvollen Bedingungen nach Rom berufen, dort als Lehrer der Medicin. Er ist der erste selbständige Arzt seit Galen, und [1461] darin liegt seine Bedeutung. Originell im Denken und Handeln bricht er mit den Theorien seiner Vorgänger und verwertet sie nur dann, wenn sie mit seinen eigenen Erfahrungen stimmen; er wagt es, selbst die Lehren τοῦ θειοτάτου Γαληνοῦ zu verwerfen (Ι 296. 300. 332. II 154 u. ö.). Seiner medicinischen Richtung nach war er Eklektiker; in der Pathologie und Physiologie schloss er sich vornehmlich an Galen an, daneben hat er aber die Theorien der Methodiker und Pneumatiker keineswegs unbeachtet gelassen. Zum Unterschied von Galen war er in erster Linie Praktiker, und daraus erklärt sich, dass er sein besonderes Interesse der Therapie zuwandte. Dem Aberglauben seiner Zeit Rechnung tragend, hat er es nicht verschmäht, nach dem Vorbilde seines öfter citierten Vorgängers Archigenes (II 318. 474) den Wundermitteln und Amuletten in seiner Therapie einen Platz anzuweisen. Über seine medicinischen Grundsätze vgl. Th. Puschmann Alex. v. Tralles I 108f. K. Sprengel Gesch. der Arzneikunde II 288f. Sein Hauptwerk ist ein grosses medicinisches Sammelwerk θεραπευτικά in 12 Büchern, welches die Krankheiten vom Kopfe bis zu den Füssen mit Ausschluss der Chirurgie und Gynaekologie behandelt. Verfasst ist es von ihm erst im hohen Alter, als er den Mühsalen einer ausgedehnten Praxis nicht mehr gewachsen war (I 289). Das letzte Buch führt in den Hss. den Titel Περὶ πυρετῶν und enthält die Widmung an Kosmas, den Sohn des Lehrers A.s, der wahrscheinlich mit dem Verfasser der χριστιανικὴ τοπογραφία identisch ist (Fabricius Bibl. gr. XII 595). Dies Werk ist zusammen mit einem Brief A.s an Theodoros περὶ ἑλμίνθων von Th. Puschmann (Wien 1879, 2 Bände) herausgegeben. Sehr früh, wohl noch im 6. Jhdt., ist es ins Lateinische übersetzt worden; vgl. Puschmann I 91. 99. Ausserdem verfasste er eine Schrift über die Krankheiten der Augen (II 3) in 3 Büchern, von der die von Puschmann in seinen Nachträgen zu Alexander Trallianus, Berl. Stud. V 2, 134f. herausgegebenen 2 Bücher Περὶ ὀφθαλμῶν vermutlich ein Teil sind.
[M. Wellmann.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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