ART

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5) L. Afranius, der bedeutendste Dichter der Togata tabernaria (Suet. p. 15 Reiff.), Zeitgenosse des Accius und Pacuvius (Vell. II 9, 3), älterer Zeitgenosse des 677 = 77 in Rom gestorbenen Togatendichters Atta. Seine Blüte fällt in die Gracchenzeit, die Zeit, wo die Dichtung der Palliata in Turpilius, ihrem letzten nennenswerten Vertreter, zu Ende ging und die Reaction des Einheimisch-Italischen gegen das Griechische, die auf allen Gebieten fühlbar ward, in den Dichtern das Bestreben ein national römisches Lustspiel zu schaffen geweckt hatte: es ist charakteristisch, [709] dass der Sprachgebrauch des A. sich in vielen Einzelheiten (wie dem Gebrauch von quo setius für quo minus, Adverbien wie conquisite u. dgl.) gerade mit dem Sprachgebrauch der national römischen Rhetorik ad Herennium nahe berührt. Zu der Selbständigkeit der Praetexta hat indessen die Togata nie gelangen können: zwar war das Costüm der Schauspieler römisch, der Ort der Handlung italische Städte, die Zeit die Gegenwart und statt der Pamphilus und Charinus erschienen die Manius, Numerius, Numisius, Sextus, Servius u. a. auf der Bühne, während die Namen von Hetären und Sclaven griechisch blieben: aber der Inhalt der Stücke war den Griechen entlehnt oder ihren lateinischen Übersetzern. In einem Prologe gab der Dichter Rechenschaft über seine Methode (25 R.) und sein Verhältnis zu Menander; er gestand: fateor, sumpsi non ab illo modo, Sed ut quisque habuit, conveniret quod mihi … Etiam a Latino; vgl. Cic. de fin. I 7. So waren besonders die Prologe nach Art der des Menander gearbeitet: Götter traten auf wie Priap (403) und allegorische Gestalten wie Sapientia und Remeligo (298. 277). Eine Gerichtsscene auf der Bühne boten die Materterae 216: causam coicere hodie ad te volo. Ambon adestis? Profuturos arbitror, wie die ἐπίκληρος des Menander: derartige rhetorische Einlagen sind die Ursache, weshalb Cicero (Brut. 167) den Dichter perargutus, in fabulis disertus nennt und die Kunstkritiker zu dem Urteil bewog, A. habe den Redner C. Titius nachahmen wollen. Viele Titel sind menandrisch, wie Thais, Depositum παρακαταθήκη, Consobrini ἀνεψιοί, der Titel Incendium erläutert den Titel ἐμπιμπραμένη (οἰκία) des Menander. Andererseits benützt er ebenso die Lateiner, so Reden des Cato (vgl. Cato p. 47, 14 Jord. und Afran. 24. 221), beruft sich auf Terenz und citiert den Pacuvius. Die zahlreichen Bruchstücke führen uns das römische Volks- und Familienleben der Gracchenzeit höchst anschaulich vor Augen: Festtage, Versteigerung, Process, Ehescheidung, Gatten und Schwestern, Vettern und Tanten, den Stiefsohn, die Jungfrau, den Verschwender, den Mündigen, den Freigelassenen nennen die Titel. Dem Charakter der Tabernaria gemäss hören wir vom Schuster und seinem Leisten, vom Haarkräusler, Wahrsager und Schulmeister, vom Bäcker und Conditor, vom Arzt und dem kettenrasselnden Thürhüter, von der etruskischen Thüraufschrift, von der Tochter des Hauses, die mit ihrer Amme den Faden spinnt. Sprache wie Inhalt zeigen den Zeitgenossen des Lucilius in hybriden Bildungen wie dem Adverb perpalaestricos, mehr noch im Inhalt der Stücke. Der Vopiscus mit seinen Schilderungen der Ehefrauen erinnert in vielen Fragmenten an die Satiren des Lucilius: in der Gracchenzeit war die Frage über Heirat und Kinderzeugung eine sehr wichtige Tagesfrage, die der Censor Metellus Macedonicus in seiner berühmten Rede behandelt hatte. Auch A. scheint in dem Prolog des Stückes das Thema besprochen zu haben; vgl. 360: Antiquitas petenda in principio est mihi. Maiores vestri incupidiores liberum Fuere. Mehr noch zeigt sich die Art und die Zeit des Lucilius in der Einführung der Knabenliebe in die Poesie, einer Neuerung, die [710] ganz besonders den alten Kritikern aufgefallen war (Quintil. X 1, 100. Auson. epigr. 79, 4 Peiper) und die einen Herausgeber des Petron im Altertum bewog, dem Satiriker den Beinamen Afranius zu geben. Grammatiker und Metriker der republicanischen Zeit beschäftigten sich mit seinen Komödien, Varro besonders mit den Clausulae seiner Cantica (Mar. Victor. VI p. 79, 5. Wilmanns de Varr. libris grammaticis p. 197); der Dichter wurde damals viel gelesen, von Cicero u. a., auch der sacculus plenus aranearum bei Catull. 13, 8 ist aus Afranius 411 entlehnt. Cic. p. Sest. 118 erzählt uns von der Aufführung des Simulans 697 = 57, in dem ein Chor der Verwandten auf der Bühne erschien. Damals verglich man den Plautus mit Epicharm, den Afranius mit Menander (Hor. ep. II 1, 57), während Caesar den Terenz nur als dimidiate Menander gelten lassen wollte: Suet. p. 34 Reiff. In der Zeit Neros wurde das Incendium als Ausstattungsstück aufgeführt (Suet. Nero 11); als unter Hadrian die Vorliebe für die alten Autoren neu erwachte, hat ein Grammatiker Paulus einen Commentar zu Coelius Antipater und zu Afranius geschrieben (Charis. 241), auch Apuleius kennt und citiert den Dichter, Ausonius kennt ihn wohl nur aus Citaten Anderer; vgl. 221. 334 Ribb. Die Überreste bei O. Ribbeck CRF² p. 164ff.; Gesch. d. röm. Poesie I 204ff.

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