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64) P. Aelius Hadrianus = Imp. Caes. Traianus Hadrianus Aug., römischer Kaiser vom 11. August 117–10. Juli 138 n. Chr.
Inhaltsverzeichnis

I. Quellen.
II. Leben vor der Thronbesteigung.
Stammbaum
III. Regierungszeit.
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IV. Verwaltungsmassregeln (Übersicht).
Provinzen
Beamte
Finanzwesen
Rechtswesen
Heerwesen
V. Charakter

I. Quellen.

a) Hadrians eigene Lebensbeschreibung umfasste mehrere Bücher (vit. 1, 1. 16, 1), war lateinisch geschrieben (vgl. Plew Quellenuntersuchungen zur Geschichte des Kaisers Hadrian 5. 61, 1. 64, 2), nach der zweiten grossen Reise und vor Beginn der letzten Krankheit, also zwischen 134 und 136 vollendet und [494] unter dem Namen eines Freigelassenen (vit. 16, 1; aber nicht des Phlegon, vgl. Plew 3) herausgegeben worden (vgl. Plew 6). Sie ist einerseits von Marius Maximus, andererseits von Cassius Dio benutzt worden. Durch Vermittlung des ersteren liegt sie der uns erhaltenen vita des Aelius Spartianus (in den Scriptores historiae Augustae, im folgenden als vita citiert), namentlich bis Capitel 14, 8 und in geringerem Masse bis Capitel 22 einschliesslich zu Grunde (Plew 53; etwas abweichend Dürr Die Reisen des Kaisers Hadrian 73–88). Durch Vermittlung des Dio und eines Epitomators desselben (vgl. Mommsen Herm. VI 87. H. Haupt Herm. XIV 46. Plew 54) liegt sie der uns erhaltenen Epitome des Xiphilinos zu Grunde (Dio LXIX, im folgenden ohne Buchangabe als „Dio“ citiert: vgl. Dio Bd. V p. 203f. Dind. Zonaras XI 23f. Suidas s. Ἀδριανός). Doch sind sowohl von Marius Maximus als von Cassius Dio auch andere, dem Hadrian ungünstige Quellen benutzt. Aus Marius Maximus ist wahrscheinlich auch (Victors) Epitome 14 geschöpft (vgl. J. Dürr 13, 34). Unabhängig sind namentlich Eutrop. VIII 6f. (hieraus einiges bei Hieron. chron. p. 165ff. Schoene und Rufius Festus 14, 4. 20, 3) und Victor Caes. 14. Vgl. ausserdem Eusebius (Hieronymus) chronicon II p. 164–169 Schoene z. J. Abr. 2133–2153.

b) Hadrians Briefe sind des Datums wegen bei der schwierigen Chronologie dieses Kaisers besonders wichtig. Inschriftlich erhalten sind folgende (vgl. G. Radet lettres de l’empereur Hadrien, Bull. hell. XI 1887, 108–126):

1) An Pergamon aus Iuliopolis vom 12. November (117), Herm. VII 37f. = Dürr Anhang Nr. 1.
2) An Astypalaia vom J. 118, Bull. hell. VII 1883, 405 (Bruchstück).
3) An Delphi vom J. 118, Bull. hell. VI 1882, 452f. Nr. 84 (Bruchstück).
4) An Ephesos vom 27. Sept. 120, Herm. IV 178f. = Waddington fastes des provinces Asiatiques Nr. 125.
5) An Syros vom J. 125, CIG 2347e = Dürr Anhang Nr. 103 (Bruchstück).
6) und 7) An Stratonicea-Hadrianopolis aus Rom zwei Briefe vom 11. Febr. 127, Bull. hell. XI 1887, 109–112 Nr. II und III.
8) An dieselbe Stadt aus Rom vom 1. März 127, a. a. O. Nr. I.
9) An Ephesos bei seiner Abreise aus Eleusis im J. 129, Wood discoveries at Ephesus, Odeum Nr. 1 = Dürr Nachtrag S. 124 (Bruchstück).
10) An Astypalaia aus [Laodi]cea am Lycus vom J. 129, Bull. hell. VII 1883, 406f. (Bruchstück).
11) Aus Rom vom 5. Mai 134, CIG 5906 = Kaibel IGI 1054b.
12) Kleinere Bruchstücke von Briefen an Ephesos (Herm. IV 181f.) und an Athen (CIA III 31. 35. 36).
13) und 14) Dazu kommen zwei schriftliche Mitteilungen an die Arvalbrüder vom Anfang 118 (CIL VI 2078 I 28–35) und 120 (CIL VI 2080, 23–26).

Wahrscheinlich gefälscht sind dagegen die schriftlich überlieferten Briefe Hadrians (vgl. auch Philostr. vit. soph. I 25, 3. Dio 14, 3):

15) An seinen Schwager (L. Iulius Ursus) [495] Servianus, Hist. Aug. Saturnin. 7, 6–8, 10 vgl. Dürr 88–90. Mommsen R. G. V 576, 1. 585, 2. Plew 5.
16) An seine Mutter (Pompeia Plotina?) vom 24. Jan. (120?), Dositheus, divi Hadriani sententiae et epistolae § 15 bei Böcking Corpus iuris Romani anteiustiniani, Bonn 1837, 211; schon deswegen verdächtig, weil darin von den Schwestern Hadrians die Rede ist, während wir sonst nur von einer wissen. Vgl. dagegen den inschriftlich erhaltenen Brief Plotinas an Hadrian vom J. 121, Ἐφ. ἀρχ. 1890, 143f. Diels Archiv für Gesch. der Philosophie 1891, 486ff.
17) An den Proconsul von Asien, C. Minucius Fundanus, betreffs der Behandlung der Christen, Iustin. apol. I 68. Euseb. hist. eccl. IV 9, vgl. F. Gregorovius Der Kaiser Hadrian² (Stuttgart 1884) 431–434 und die dort angegebene Litteratur.

In Bezug auf die übrigen Rescripte Hadrians vgl. Haenel Corpus legum, Leipzig 1857, 85–101, wo sämtliche Erlasse und Verordnungen Hadrians mit Angabe der Belegstellen ausführlich zusammengestellt sind.

c) Hadrians Reden, von denen er 12 herausgegeben zu haben scheint (Charis. GL I 222, 21, vgl. vit. 16, 5. 20, 7), sind verloren bis auf die Inhaltsangabe einer Rede de Italicensibus, die er im Senate gehalten hat (Gell. XVI 13, 4–5), und zwei inschriftlich erhaltene Bruchstücke, nämlich: 1) Grabrede auf die ältere Matidia vom J. 119, CIL XIV 3579 (Tibur), vgl. Mommsen Abh. d. Berl. Akad. 1863, 483–489. F. Vollmer laudationum funebrium Romanorum historia et reliquiarum editio, Lips. 1891, 516–525. 2) Kritik des Heeres zu Lambaese vom J. 128, CIL VIII 2532, vgl. Wilmanns commentationes Mommsen. 207–212. Dehner Hadriani reliquiae, Bonn. Diss. 1883, 19f.

d) Von Hadrians Gedichten sind inschriftlich erhalten:

1) Weihinschrift für das Fell eines erlegten Bären in Thespiae, Kaibel epigr. 811 = Dürr Anhang Nr. 90.
2) Epigramm auf das Jagdpferd Borysthenes CIL XII 1122, vollständig bei Riese anthol. Lat. 903, vgl. Hirschfelds und Mommsens Bemerkung zur Inschr. und Dio 10, 2.
3) Ehreninschrift auf einer Bildsäule des (L. Catilius) Severus in Ephesos, Kaibel epigr. 888a.
4) Erneuerung eines Epigramms des Parthenios, wahrscheinlich aus der Villa Tiburtina CIG 6857 = Kaibel epigr. 1089 = IGI 1089.
5) Dass auch die Grabschrift auf den batavischen Soldaten, der vor Hadrians Augen die Donau durchschwamm, von Hadrian verfasst sei, ist unwahrscheinlich, CIL III 3676 add. p. 1042 = Riese anthol. Lat. 660 = Bährens poet. lat. min. IV Nr. 126; vgl. Dio 9, 6.

Andere Gedichte oder Verse: vit. 16, 4. 25, 9. Apuleius apol. 11. Anthol. Palat. VI 332. VII 674. IX 17(?). 137. 387(?). 402(?). Riese anthol. Lat. 392f. = Bährens PLM IV Nr. 123f. Ausserdem vgl. Pausan. VIII 11, 8. Dio 10, 3. vit. 14, 7. 25, 10.

e) Von den anderen überaus zahlreichen Inschriften sind besonders hervorzuheben:

1) CIL III 550 (mit Mommsens Commentar) [496] = CIA III 464, in Athen 1862 gefunden, wichtigste Quelle für Hadrians Leben bis zum J. 112.
2) CIL VI 967, Dankinschrift für Hadrians Schuldenerlass vom J. 118.
3) Athenische Inschriften, welche eine Aera ἀπὸ τῆς Ἁδριανοῦ ἐπιδημίας zählen, CIA III 69a. 735. 1023. 1107. 1120 (zusammengestellt bei Dürr S. 42); vgl. Dittenberger Herm. VII 213ff.
4) Inschriften der Memnonssäule bei Theben in Ägypten vom J. 130, CIG 4725–4731 mit add. p. 1201ff. = Kaibel epigr. 988–992; vgl. O. Puchstein epigrammata Graeca in Aegypto reperta, Strassbg. 1880, 15ff.
5) Ehreninschriften von Athen, besonders vom Olympieion aus dem J. 132, CIA III 464–525 nebst CIL III Suppl. 7281–7283, vgl. E. Curtius Die Stadtgeschichte von Athen Brl. 1891, XLVIII und LX.
6) Grabinschrift vom Mausoleum, CIL VI 984.

Im übrigen vgl. die Indices des CIL (die römischen Inschriften besonders CIL VI 967–984; die Militärdiplome 30–37 CIL III p. 872ff.) und die Zusammenstellung von 144 meist griechischen Inschriften Hadrians bei Dürr Anhang S. 104–124.

7) Als schriftlich überlieferte Inschrift ist noch zu erwähnen Hadrians eigener Rechenschaftsbericht auf dem Pantheon zu Athen (Pausan. I 5, 5), welcher von Wilamowitz Herm. XXI 623 mit den res gestae divi Augusti verglichen wird.

f) Die Münzen Hadrians bei Eckhel VI 473–519. Cohen II² 104–246 (im folgenden nur nach den Nummern citiert); die alexandrinischen Münzen bei Mionnet VI 144–202 Nr. 825–1348; Suppl. IX 52–56 Nr. 156–239, vgl. v. Sallet Die Daten der alexandrinischen Kaisermünzen 30.

g) Von neueren Werken vgl. besonders: J. Dürr Die Reisen des Kaisers Hadrian, Wien 1881. H. Schiller Geschichte der römischen Kaiserzeit I 2 Gotha 1883, 602ff. F. Gregorovius Der Kaiser Hadrian, Gemälde der römisch-hellenischen Welt zu seiner Zeit, 2. neugeschriebene Aufl., Stuttgart 1884. E. Herzog Geschichte und System der römischen Staatsverfassung II 1 Leipzig 1887, 356–379. Über Hadrian als Schriftsteller vgl. W. S. Teuffel R.L.G.⁵ § 346. Von Specialschriften seien genannt W. Schurz de mutationibus in imperio ordinando ab imp. Hadriano factis I Bonn. Diss. 1883. J. Plew Quellenuntersuchungen zur Geschichte des Kaisers Hadrian, Strassburg 1890.
II. Leben vor der Thronbesteigung.

Am 24. Januar 76 n. Chr. (vit. 1, 3) wurde P. Aelius P. f. Serg(ia tribu) Hadrianus (Inschr. von Athen, oben I e 1; der Vorname P. auch CIL VI 2016 = XIV 2242. CIA III 1096. Dio LXVIII 33, 1) in Italica (Appian. Iber. 38. Gellius XVI 13, 4. Eutrop. VIII 6 = Hieron. chron. J. 117; vgl. Dio 10, 1. epit. 14, 1 und die Tribus Sergia, zu welcher die Italicenser gehörten: CIL V 932. II 1129; die Vita, welche 1, 3 Rom als Geburtsort angiebt, widerspricht sich selbst, vgl. 2,1: redit und 19, 1: patria) in Baetica geboren, als Sohn des Praetoriers P. Aelius Hadrianus Afer [497] (vit. 1, 2. Dio 3, 1. epit. 14, 1) und einer aus Gades gebürtigen Domitia Paulina (vit. 1, 2). Denselben Namen wie die Mutter führt die Schwester Hadrians (CIL X 6220. Le Bas 1360. Dio 12, 1. vit. 1, 2), welche sich mit (L. Iulius Ursus) Servianus vermählte (vit. 1, 2. 2, 6. 8, 11. 15, 8). Die Verwandtschaft mit dem späteren Kaiser Traianus ist nicht ganz klar. Die Vita (1, 2) und die Epitome (14, 1) nennen Hadrians Vater consobrinus des Traian, so dass Hadrians Grossvater [498] väterlicherseits eine Tante Traians geheiratet zu haben scheint (ungenau wird vit. 1, 4 Hadrian selbst consobrinus Traians genannt). Dagegen nennt Eutrop. VIII 6 (= Hieron. chron. J. 117) Hadrian consobrinae Traiani filium, wonach Hadrians Grossvater mütterlicherseits (also ein Domitius) eine Tante Traians geheiratet haben müsste. Wenn wir das erstere vorziehen, so ergiebt sich etwa folgender Stammbaum (vgl. CIL X p. 467):

 
(Ulpius)
 
 
 
(Aelius)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
M. Ulpius Traianus,
 
 
(Ulpia) ~ (Aelius),
 
Aelius Hadrianus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
(Ulpia) Marciana Augusta
 
Traianus Augustus ~ Pompeia Plotina
 
P. Aelius Hadrianus Afer ~ Domitia Paulina
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Matidia Augusta ~ L. Vibius
 
 
 
Hadrianus Augustus, ~ (Vibia) Sabina
 
Domitia Paulina ~ L. Iulius Ursus Servianus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Matidia,
 
(Vibia) Sabina ~ Hadrian.
 
 
 
 
 
(Iulia) ~ Cn. Pedanius Fuscus Salinator, Cos. 118
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
(Pedanius) Fuscus † 136.



[497.23] Im 10. Lebensjahre (24. Januar 85–24. Januar 86) verlor Hadrian seinen Vater und kam unter die Vormundschaft zweier bedeutender Landsleute, seines Verwandten und späteren Kaisers M. Ulpius Traianus und des späteren Praefectus praetorio Caelius Attianus (vit. 1, 4, vgl. 4, 2 und Dio 1, 2). Diese werden ihn zum Zweck seiner Ausbildung mit sich nach Rom genommen haben. Jedenfalls kehrte er im 15. Lebensjahre (24. Jan. 90–24. Jan. 91) in seine Vaterstadt zurück und begann den Kriegsdienst (vit. 2, 1). Bald darauf wurde er aber von Traian, der ihn wie einen Sohn behandelte, aus Italica wieder fortgeführt (vit. 2, 2) und trat nun in Rom seine Beamtenlaufbahn an. Zuerst wurde er (wahrscheinlich in dem üblichen Alter von 17–18 Jahren, also 93 n. Chr.) decemvir stlitibus iudicandis (Inschr. von Athen, oben I e 1; vit. 2, 2), unmittelbar darauf praefectus feriarum Latinarum und sevir turmae equitum Romanorum (Inschr.). Zum Heeresdienst übergehend, wurde er sodann (um 94–95 n. Chr.) tribunus legionis II Adiutricis p. f. (Inschr.; vit. 2, 2), darauf tribunus legionis V Macedonicae (Inschr.), welche damals in Moesia inferior stand, so dass der Biograph mit Recht sagt (2, 3): in inferiorem Moesiam translatus (Liebenam Forschungen I 277 leitet fälschlich eine Statthalterschaft daraus ab), und zwar extremis iam Domitiani temporibus, also 96 n. Chr.

Im October 97 wurde er nach der Adoption Traians durch Nerva dazu ausersehen, die Glückwünsche des moesischen Heeres an Traian nach Germania superior zu bringen (vit. 2, 5), und blieb nun in dieser Provinz als tribunus legionis XXII Primigeniae p. f. (Inschr.).

Ende Januar 98 eilte er von hier nach Germania inferior, um dem in Cöln weilenden (vgl. Eutrop. VIII 2) Traian als erster den Tod des Nerva (27. Januar 98) zu melden, woran ihn vergeblich sein neidischer Schwager Servianus zu hindern suchte (vit. 2, 6). Doch gelang es diesem, den Unwillen Traians gegen Hadrian zu erregen, indem er dem Kaiser von Hadrians Aufwand und Schulden Mitteilung machte (vit. 2, 6). Aber durch Vermittelung des (L. Licinius) Sura [498.23] gewann Hadrian bald die Gunst des Traian in höherem Masse zurück (vit. 2, 10), und da ihm auch Traians Gemahlin (Pompeia) Plotina sehr wohlgesinnt war, so erhielt er um das J. 100 eine Grossnichte Traians, (Vibia) Sabina zur Gemahlin (vit. 2, 10, vgl. 1, 2. 11, 3. Dio 1, 1; der Name ihres Vaters L. Vibius und damit ihr eigener Gentilname ergiebt sich aus der Inschrift IRN 7133 = Henzen 5460. Auf ihren zahlreichen Inschriften und Münzen heisst sie nur Sabina, seit 128 n. Chr. Sabina Augusta).

Im J. 101 erhielt Hadrian die Quaestur (vit. 3, 1) als Candidatus principis (vgl. die Inschr.) und begleitete Traian in den 1. dacischen Krieg (Inschr.; vit. 3, 2); er wusste sich in der Gunst Traians so zu erhalten, dass er zweimal militärische Auszeichnungen erhielt (Inschr.; vit. 3, 3). Nach der Quaestur (und wohl nach Beendigung des 1. dacischen Krieges 102 n. Chr.) bekleidete er das Amt ab actis senatus (vit. 3, 2, vgl. Mommsen St.-R. II³ 901, 6).

Im J. 105 (vit. 3, 4) wurde er Volkstribun, im 2. dacischen Kriege (105–106) Legat der legio I Minervia p. f. (Inschr.; vit. 3, 6), zeichnete sich mehrfach so aus, dass er von Traian mit einem kostbaren Edelstein, den er selbst von Nerva erhalten hatte, beschenkt wurde (vit. 3, 7), und wurde zur selben Zeit (des Krieges), nämlich im J. 106 Praetor (Inschr.; vit. 3, 8). Dass das Jahr 106 als Jahr der Praetur anzusetzen ist, ergiebt sich daraus, dass zwischen Hadrians Volkstribunat 105 n. Chr. (vit. 3, 4) und Consulat im Juni 108 (CIL VI 2016 = XIV 2242) nicht nur die Praetur, sondern auch die Statthalterschaft von Pannonia inferior liegt (vit. 3, 9; Inschr.). Wenn also die vita 3, 8 die Praetur ins J. 102 setzt (sub Surano bis et Serviano iterum conss.), so ist das einfach als Versehen zu betrachten und nicht mit Mommsen (zu CIL III 550) eine Verwechslung der Consuln des J. 102 (Sura II et Serviano II) mit denen des J. 107 (Sura III et Senecione II) anzunehmen. Unabhängig davon ist die Frage, ob der 2. dacische Krieg im J. 106 (Dierauer) oder 107 (Mommsen) beendigt sei; denn Hadrian kann schon vor Beendigung des Krieges nach Rom zurückgekehrt [499] sein und dort seine Spiele gegeben haben (vit. 3, 8).

Im J. 107 war er legatus pro praetore imp. Nervae Traiani Caesaris Aug. Germanici Dacici Pannoniae inferioris (Inschr.; vit. 3, 9), führte als solcher ein strenges Regiment und hielt die Sarmaten im Zaum, wodurch er sich das Consulat verdiente (vit. 3, 9).

Am 22. Juni 108 war er Cos. suff. mit M. Trebatius Priscus (fasti fer. Lat., CIL VI 2016 = XIV 2242, vgl. III 550. vit. 3, 10. Dio 1, 2. Mommsen St.-R. I³ 574, 4). Da bald darauf (L. Licinius) Sura starb (vit. 3, 11), der die Reden für Traian zu verfassen pflegte (Iulian. Caes. 327 B), so übernahm Hadrian dieses Amt und wurde dadurch mit dem Kaiser genauer vertraut (vit. 3, 11). Noch vor dem J. 112 erhielt er auch zwei Priesterämter, nämlich das eines Sodalis Augustalis und das eines Septemvir epulonum (Inschr.).

Im J. 112 (Phlegon frg. 51, FHG III 623; genauer im attischen J. 111–112 vgl. Dürr 43, 199) war er ἄρχων zu Athen (Inschr.; CIA III 1096. vit. 19, 1. Dio 16, 1). Da er in der Inschrift ἄρχων, nicht ἄρξας heisst, so ist sie in demselben J. 112 gesetzt, Hadrian hat also zwischen 108 und 111 kein weiteres Amt bekleidet. Auch über seine späteren Ämter haben wir keine genaueren Angaben. Der Biograph (4, 1) sagt nur, dass er infolge der Gunst Plotinas zum Legaten im parthischen Feldzuge (113–117) ernannt worden sei.

Im J. 117 (oder vielleicht schon früher, vgl. Dio 1, 2) wurde er Statthalter der Provinz Syrien (Dio 2, 1. vit. 4, 6), wo ihn Traian bei seinem Aufbruch nach Italien mit dem Heere zurückliess (Dio LXVIII 33, 1). Auch wurde er durch Plotinas Gunst zum Consul II für das J. 118 designiert (vit. 4, 4, wo fälschlich factus steht). Am 9. August 117 empfing er in Antiochia (Dio 2, 1) die Nachricht von seiner Adoption durch Traian (vit. 4, 6); zwei Tage darauf, am 11. August, wurde ihm der Tod Traians gemeldet, so dass er diesen Tag als seinen dies imperii feiern liess (vit. 4, 7). Die Adoption wurde wahrscheinlich von Traians Witwe und Caelius Attianus fingiert (vgl. Dio 1. vit. 4, 8–10. 9, 6. Victor Caes. 13, 12). Um sie zu beweisen, wurde in aller Eile von Plotina oder Hadrian eine Münze geprägt mit der Aufschrift: Imp. Caes. Ner. Traian. Optim. Aug. Germ. Dac. R. Hadriano Traiano Caesari (Eckhel VI 473. Cohen II² p. 246, Nr. 5). Obgleich diese Münze durch die Reihenfolge Hadriano Traiano und durch das Fehlen von Parthicus erhebliche Bedenken erregt, wird sie doch von Eckhel (VI 473) und Mommsen (St.-R. II³ 1154, 5) für echt erklärt. Später wird die adoptio ausdrücklich auf Münzen betont (Cohen Nr. 3–4).
III. Regierungszeit.

117: p. m. trib. pot. (11. August 117–9. Dec. 117) cos. und cos. des. II (p. p.).

a) Name: Der neue Kaiser nennt sich nunmehr imp. Caes. divi Traiani Parthici filius, divi Nervae nepos, Traianus Hadrianus Augustus oder kürzer imp. Caes. Traianus Hadrianus Augustus und nimmt die Beinamen seines Adoptivvaters optimus Augustus Germanicus Dacicus [500] Parthicus an (Cohen Nr. 3. 4. 191. 249. 250. 259–261. 522–525. 740. 750. 875. 1008f.), lässt sie jedoch bald wieder fallen (die angeführten Münzen sind vom J. 117; nur 191 vom J. 118 und 261 vom J. 119). Später wird ihm im Orient der Beiname Olympios (auch Panhellenios, Zeus, Helios u. a.) gegeben (vgl. z. B. Dürr Anhang Nr. 18ff.), wahrscheinlich nach der Vollendung des Olympieions im J. 128/129; die ersten datierten Inschriften mit Olympios sind vom J. 131 (CIG 4334f.). Vgl. über die Götternamen Hadrians und seine Vergötterung überhaupt Gregorovius 184–187.

b) Titel: 1) p(ontifex) m(aximus), vgl. vit. 22, 10; 2) die trib(unicia) pot(estas) wurde von Hadrian regelmässig am 10. December erneuert, vgl. Mommsen St.-R. II³ 801, 1; 3) die zweite Imperatorenacclamation nahm er erst im J. 135 an (s. unten J. 135); 4) das Consulat hat er nur dreimal geführt, in den Jahren 108 (s. oben II), 118 und 119 (s. zu diesen Jahren); 5) censor heisst er nur in einer wertlosen Stelle des Apuleius (apolog. 11). 6) Den Titel p(ater) (patriae), der ihm sofort nach seiner Thronbesteigung und später noch einmal zuerkannt wurde, lehnte er zunächst ab (vit. 6, 4); trotzdem wird er ihm häufig, sowohl auf Münzen wie auf Inschriften, schon vor dem J. 128 gegeben (z. B. CIL III 1445. 2828. 3968a. VII 1169 u. s. w., vielleicht sogar in den Arvalakten vom 3. Jan. 118 und 7. Jan. 122, CIL VI 2078. 2081). Erst im J. 128 nimmt Hadrian officiell den Titel an (s. unten J. 128), vgl. über diese Frage Eckhel VI 515ff. Mommsen St.-R. II³ 779, 6; Dürr 28–32. 7) Den Titel proconsul führt Hadrian, wenn und solange er ausserhalb Italiens verweilt (vgl. Mommsen St.-R. II³ 778, 1. Dürr 33f.), so im J. 121 (CIL VI 1233), 123 (CIL II 1339 [pro]c.?), 124 (dipl. 30 CIL III p. 872f. VIII 10355 = 10363), 132 (CIL III 5733. 5744) und vielleicht 134 (CIL II 4841; p. m. t. p. XVIII cos. IIII [sic!] p. p. proc.).

c) Hadrians erste Regierungssorge galt der Ordnung der orientalischen Angelegenheiten. Er gab die von Traian eroberten Gebiete jenseits des Euphrat, nämlich die drei Provinzen Assyrien, Mesopotamien und Armenien, auf, da sie nach seiner Meinung auf die Dauer doch nicht behauptet werden konnten (vit. 5, 3. 9, 1. Fronto p. 206 Naber. Eutrop. VIII 6 = Ruf. Fest 14, 4. 20, 3), rief die dort noch stehenden Heeresteile zurück (Eutrop. VIII 6) und gab den Parthamaspathes, welchen Traian zum König der Parther gemacht hatte (Dio LXVIII 30, 3), die Parther aber nicht anerkennen wollten (Dio LXVIII 33, 2), einem benachbarten Volke zum König (vit. 5, 4, vgl. 21, 10), nämlich den Osrhoenern (vgl. v. Gutschmid Gesch. d. Königreichs Osrhoene 28. 49). Den Armeniern gestattete er wieder einen eigenen König (vit. 21, 11), wahrscheinlich den bei Dio 15, 1–2 genannten Vologaesus (vgl. v. Gutschmid Gesch. Irans 147. Mommsen R. G. V 403, 1). Der furchtbare jüdische Aufstand in den letzten Regierungsjahren Traians war jetzt in Judäa und Ägypten (vit. 5, 2) so weit niedergeworfen (vgl. Euseb. Hieron. chron. J. 117), dass Hadrian den Lusius Quietus, der von Traian zum Statthalter [501] Palaestinas ernannt worden (Dio LXVIII 32, 5), aber dem Hadrian verdächtig geworden war, abberufen (vit. 5, 8) und den Q. Marcius Turbo, welcher in Ägypten den Aufstand gedämpft hatte (Euseb. h. e. IV 2), für einen neuen Posten in Mauretanien bestimmen konnte (vit. 5, 8).

d) Nach einem kurzen Briefwechsel mit seinem früheren Vormund und jetzigen Praefectus praetorio Caelius Attianus in Selinus, der sich für die Hinrichtung einiger unliebsamer Männer aussprach (vit. 5, 5–6) und nach einem doppelten Geschenk an die Soldaten (vit. 5, 7) begab sich Hadrian von Antiochia nach Selinus, um dort (vgl. Dio LXVIII 33, 3) die Überführung der Leiche Traians nach Rom persönlich anzuordnen (vit. 5, 9). Nach Antiochia zurückgekehrt (vit. 5, 10), bat er in einem sehr verbindlichen Schreiben den Senat um die Consecration Traians und um seine eigene Anerkennung, indem er sich zugleich wegen der verspäteten Bitte förmlich entschuldigte (vit. 6, 1–2). Dem Gesuche fügte er die eidliche Versicherung bei, zum Heile des Staates regieren und keinen Senator töten zu wollen (Dio 2, 4). Der Senat entsprach der doppelten Bitte und fügte für beide Kaiser noch besondere Ehrenbezeugungen hinzu (vit. 6, 2–4; vgl. Dio 2, 3. Plew 46 mit Anm. 3; über den damals angebotenen Titel p. p. s. oben III b 6). Wahrscheinlich fand jetzt schon die Consecration Traians statt (Consecrationsmünzen Cohen II² 87. 658f. vgl. II² Nr. 245 p. 1–3), obwohl Euseb. Hieron. chron. J. 118 sie erst ins nächste Jahr setzt.

e) Dass Hadrian von Antiochia aus etwa im September 117 eine Reise nach Palaestina und Ägypten unternommen habe, wie Dürr 16 glaubt, ist weder nachzuweisen noch wahrscheinlich. Eine Stelle des Epiphanius (de pond. et mensur. 14), auf welche sich Dürr beruft, bezieht sich trotz der Angabe des J. 117 auf das J. 130 (vgl. διέρχεται τὴν Ἀντιόχου πόλιν, während er im J. 117 von Antiochia ausgegangen sein müsste). Die Herstellung Alexandreias, das bei dem jüdischen Aufstande teilweise zerstört worden war (Euseb. Hieron. chron. J. 117), braucht der Kaiser nicht persönlich geleitet zu haben.

f) Wahrscheinlich noch im J. 117 fand der furchtbare Aufstand der Briganten (vgl. Iuvenal. 14, 196) im nördlichen Britannien statt (vit. 5, 2), in welchem die 9. Legion venichtet worden zu sein scheint (vgl. Fronto p. 218 Naber); denn diese verschwindet bald nach dem J. 108 (CIL VII 241) und wird in der ersten Zeit Hadrians durch die VI victrix ersetzt (CIL VI 1549), vgl. Mommsen R. G. V 171, 2 und die expeditio Britannica (CIL X 5829. Orelli 804). Zur Annahme, dass Hadrian persönlich die Empörung niedergeworfen habe (so noch Jung Roman. Landschaften 1881, 289. Schiller Gesch. d. röm. Kaiserzeit I 2, 607, 6), ist kein Grund vorhanden (vgl. dagegen Eutrop. VIII 7: semel tantum per praesidem dimicavit).

g) Etwa Ende October oder Anfang November 117 brach Hadrian von Antiochia auf, nicht um direct nach Rom zu gehen, sondern um einen Einfall der sarmatischen Roxolanen in Dacien zu bestrafen (vit. 5, 2. 6, 6). Dass er direct von Syrien aus nach Moesien eilte, ergiebt sich aus vit. 6, 6 praemissis exercitibus Moesiam [502] petit. Das erste Romam venit (5, 10) ist also voraus genommen und muss zusammenfallen mit dem zweiten (7, 3; vgl. hierüber Dürr 16, 46. Plew 45ff.). Das Datum des Aufbruchs lässt sich ungefähr aus dem Briefe (oben I b 1) bestimmen, den Hadrian am 12. November aus Iuliopolis in Bithynien an die Stadt Pergamon schrieb (denn der Titel δημαρχ. ἐξουσίας ohne Iterationszahl lässt mit ziemlicher Sicherheit auf das J. 117 schliessen, vgl. Dürr 17). Weniger sicher ist die Annahme Dürrs (19), dass Hadrian zwischen dem 10. und 31. December 117 in Sarmizegetusa geweilt habe, da auf die Titulatur der Inschrift CIL III 1445 kein rechter Verlass ist. Der Sarmatenkrieg (Euseb. chron. J. 120) war schnell beendet, da der Roxolanenkönig auf die angebotenen Unterhandlungen einging (vit. 6, 8). Wahrscheinlich ist es derselbe Rasparaganus, der als römischer Bürger (P. Aelius) später in Pola starb) (CIL V 32f.).

118: p. m. trib. pot. II (10. Dec. 117–9. Dec. 118) cos. II. des. III.

a) Am 1. Januar 118 trat Hadrian abwesend sein zweites Consulat an, zugleich mit dem Schwiegersohn seiner Schwester (vgl. Dio 2, 6), Cn. Pedanius Fuscus Salinator (CIL VI 2078 = acta Arv. J. 118. CIG 1732 vgl. CIL VI 1421. vit. 4, 4 und die Inschriften und Münzen mit cos. II). Er führte es wahrscheinlich 6, mindestens 5 Monate (vgl. acta Arv. J. 118 und Dürr 21).

b) Während er noch mit der Ordnung der moesisch-dacischen Verhältnisse beschäftigt war, erhielt er die Kunde von einer Verschwörung gegen sein Leben, deren sich vier Consulare (A. Cornelius) Palma, (L. Publilius) Celsus, (C. Avidius) Nigrinus und Lusius Quietus schuldig gemacht haben sollten (vit. 7, 1–2. Dio 2, 5, der auch andere Anschuldigungen annimmt). Noch ehe Hadrian es hindern konnte, wurden alle vier sofort auf Befehl des Senats, da wo sich jeder befand, hingerichtet (vit. 7, 2). Um die darüber entstandene Missstimmung persönlich zu bekämpfen, eilte Hadrian aus Dacien, als dessen Statthalter er den Ritter (Q.) Marcius Turbo (Fronto Publicius Severus, vgl. CIL III 1462) mit ausserordentlicher Gewalt zurückliess (vit. 7, 3, vgl. 6, 7), durch Illyricum nach Rom (vit. 5, 10. 7, 3), wo er Ende Juli oder Anfang August 118 eintraf. Dieser Zeitpunkt ergiebt sich nämlich aus den Akten der Arvalbrüder vom J. 118, die zu Ehren seiner Ankunft zweimal Opfer darbrachten (CIL VI 2078 II 24. 53); vgl. auch die Münzen (Eckhel VI 476. Cohen 91f.) mit adventus Aug. pont. max. tr. pot. cos. II; andere Ankunftsmünzen für Italien (Cohen 42–55) und Rom (Cohen 79–90. 93–95) sind später geprägt. Zugleich cooptierten sie ihn zum Mitglied (CIL VI 2078 II 31, vgl. VI 968), obwohl er sie schon im Februar 118 als „seine Collegen“ anredet (CIL VI 2078 I 32).

c) Hadrians erste Sorge in Rom war, die Gunst des Senates und des Volkes für sich zu gewinnen. Deshalb beteuerte er wiederholt eidlich seine Unschuld an dem Tode der vier Consulare (vit. 7, 4. Dio 2, 6), schob die Verantwortung auf seinen Gardepraefecten Caelius Attianus (vit. 9, 3) und fügte im Senate hinzu, was er früher schon schriftlich versichert hatte (Dio 2, 4), dass er niemals einen Senator ohne Zustimmung des Senates bestrafen [503] werde (vit. 7, 4). Dem Volke aber gab er zu seinem früheren Geschenke noch ein doppeltes congiarium (vit. 7, 3) und erliess in einem feierlichen Akte alle seit 16 Jahren rückständigen Schulden an den Fiscus (nicht auch an das Aerarium, wie Dio 8, 1 sagt; vgl. O. Hirschfeld V.-G. I 12, 1; dagegen Schurz 23) im Werte von 900 Millionen Sesterzen (etwa 190 Millionen Mark), CIL VI 967. Eckhel VI 478 = Cohen 1210–1213. vit. 7, 6. Dio 8, 1. Euseb. Hieron. chron. J. 118. Das Andenken seines Adoptivvaters, auf dessen Forum die Verbrennung der Schuldscheine stattfand (vit. 7, 6), ehrte er durch einen glänzenden Triumphzug, bei dem das Bildnis Traians auf dem Triumphwagen stand (vit. 6, 3; vgl. Cohen II² p. 78 Nr. 585).

d) Gleich nach seiner Ankunft in Rom (statim vit. 7, 5) übernahm Hadrian auch die Postverwaltung vollständig auf den Staat (vit. 7, 5), setzte an Stelle des früheren Beamten ab vehiculis Ritter als Postdirectoren ein unter dem Namen praefectus vehiculorum (Hirschfeld V.-G. I 98, 5. 100. Mommsen St.-R II³ 1030f. Schurz 17–20. Herzog II 1, 359, 1. 371, 2) und schuf das neue Amt a diplomatibus (Hirschfeld I 105).

e) Endlich erweiterte Hadrian um diese Zeit die Alimentationsstiftungen Traians (vit. 7, 8) und fügte den neuen Titel eines Praefectus alimentorum zu dem der Curatores viarum hinzu (Hirschfeld I 116f.).

119: p. m. trib. pot. III (10. Dec 118–9. Dec. 119) cos. III.

a) Am 1. Januar 119 übernahm Hadrian zum dritten und letzten Male das Consulamt, zuerst mit (Q. Iunius?) Rusticus, dann mit seinem Freunde A. Platorius Nepos Aponius Italicus Manilianus C. Licinius Pollio (vgl. vit. 4, 2. 15, 2. 23, 4; der vollständige Name CIL V 877), und zwar „nur“ für 4 Monate (also das zweite länger), vit. 8, 5. CIL II 2959. VI 2078 II 64 (acta Arv. J. 119); vgl. die zahlreichen Münzen und Inschriften mit cos. III.

b) Am 24. Januar, seinem Geburtstage, gab er dem Volk grossartige Festspiele (vit. 7, 12. Dio 8, 2). Es folgt der Sturz seines bisherigen Praefectus praetorio und ehemaligen Vormunds Caelius Attianus, dessen wachsende Macht Hadrian unbequem wurde (vit. 8, 7. 9. 3–4); auch sein College Sulpicius Similis musste abdanken (vit. 9, 5. Dio 19); zu ihren Nachfolgern erhob Hadrian den schon früher ausgezeichneten (vit. 5, 8. 6, 7. 7, 3) Q. Marcius Turbo und C. Septicius Clarus (vit. 9, 4–5). Damals wird auch der Geschichtsschreiber C. Suetonius Tranquillus durch Vermittelung seines Gönners C. Septicius Clarus das Amt ab epistulis erhalten haben (vgl. vit. 11, 3. Friedländer Sittengesch. I⁶ 185).

c) Hierauf begab sich der Kaiser nach Campanien (vit. 9, 6) und veranstaltete gegen Ende des Jahres in Rom zu Ehren seiner Schwiegermutter, der älteren Matidia, glänzende Leichenfeierlichkeiten (vit. 9, 9. 19, 5), hielt selbst die Laudatio, von der uns ein Bruchstück erhalten ist (vgl. oben I c 1), und liess die Verstorbene am 23. December 119 consecrieren (Acta Arv. J. 119, CIL VI 2080, 6. Eckhel VI 471f. Cohen 550; vgl. S. 102 Nr. 1–12. CIL III 5807. 6070a). [504]

d) Während dieses ersten Aufenthaltes in Rom (also zwischen 118 und 121) scheint auch die Bestimmung getroffen worden zu sein, dass die bisher von Freigelassenen bekleideten höheren Ämter fortan mit Rittern zu besetzen seien (vgl. Schurz 31 und unten IV b 2).

120/21: p. m. trib. pot. IV/V (10. Dec 119/20–9. Dec. 120/21) cos. III.

a) Ob Hadrian im J. 120 oder 121 zu seiner grossen Reise aufgebrochen ist, bleibt noch zweifelhaft. Nach vit. 10, 1, wo es unmittelbar nach der Leichenfeier der Matidia heisst post haec profectus in Gallias scheint das erstere der Fall zu sein. Dürr (25ff.) dagegen folgert aus den Münzen Eckhel VI 501 = Cohen 162–164: ann(o) DCCCLXXIIII (= 121 nach Chr.) nat(ali) urb(is) P(arilibus) (am 21. April) cir(censes) con(stituti) vgl. CIL I p. 391f., dass Hadrian noch am 21. April 121 in Rom anwesend gewesen sei, um die Neuordnung der Festfeier am Jahrestage der Stadtgründung zu leiten und gleichzeitig den Grundstein des Romatempels zu legen. Doch bleibt diese Annahme unsicher, da Athen. VIII 361f. schwerlich von der Grundsteinlegung, sondern von der Einweihung des Romatempels spricht und bei der Neuordnung der Feier des 21. April Hadrian nicht persönlich zugegen gewesen zu sein braucht. Jedenfalls befand sich der Kaiser schon im Laufe des J. 121 ausserhalb Italiens, da ihm in diesem Jahre der Titel proconsul gegeben wird (CIL VI 1233, vgl. oben J. 117 b 7).

b) Spätestens also im J. 121 brach Hadrian zu seiner ersten grossen Reise auf (vgl. über die Reisen im allgemeinen Dio 9–10. Dürr 1–6. Gregorovius 60–71. Herzog II 1, 360f.). Er wandte sich zuerst nach Gallien (vit. 10, 1; Münzen mit adventus: Cohen 31–35, und restitutor: Cohen 1247–1257. Eckhel VI 494), von dort nach Germanien (vit. 10, 2; Münzen mit Germania: Cohen 802–807 und exerc. German.: Cohen 562. 573f. Eckhel VI 494), wo er wahrscheinlich die Limesbauten Domitians und Traians fortgesetzt und vollendet hat (vgl. vit. 12, 6. Mommsen R. G. V 112. 141. Hübner Röm. Herrsch. in Westeuropa 1890, 98). Bei dieser Gelegenheit wird er auch Raetien (Eckhel VI 500. Cohen 578–582) und Noricum besucht haben, wo seine Ankunft durch Münzen bezeugt wird (Eckhel VI 499. Cohen 73. 565–567). An der Rhein- und Donaugrenze widmete er vor allem sein Augenmerk den militärischen Verhältnissen (vit. 10, 2–11, 1. Dio 9, 1–3, vgl. unten IV e).

122: p. m. trib. pot. VI (10. Dec. 121–9. Dec. 122) cos. III.

a) Etwa im Frühjahr 122 (nach Dürrs Annahme) setzte Hadrian nach Britannien über (vit. 11, 2; Münzen mit adventus Cohen 28; Britannia: Cohen 194–199; exerc. Britannicus: Cohen 555f. Eckhel VI 493, vgl. CIL VII 498). Hier baute er den gewaltigen nach ihm benannten Wall zwischen dem Solway Frith und der Mündung der Tyne (vit. 11, 2; vgl. Hübner CIL VII p. 99–104; Röm. Herrsch. in Westeuropa 39–48. Mommsen R. G. V 169–171). Um diese Zeit setzte er den Praefectus praetorio C. Septicius Clarus und seinen Secretär C. Suetonius [505] Tranquillus wegen ungebührlichen Benehmens gegen seine Gemahlin Sabina ab (vit. 11, 3).

b) Von Britannien nach Gallien zurückgekehrt (vit. 12, 1), erbaute er in Nemausus eine Basilica (vit. 12, 2) oder richtiger einen Tempel (Dio 10, 3) zu Ehren der Witwe Traians, der Pompeia Plotina. Da dies aus Anlass ihres Todes geschah (Dio 10, 3) und Plotina noch im J. 121 lebte (vgl. den oben I b 16 erwähnten Brief Plotinas an Hadrian), so gewinnen wir damit eine gewisse Bestätigung dafür, dass Hadrian nicht schon im J. 121, sondern erst im J. 122 im südlichen Gallien verweilte. Von hier ging er nach Spanien (vit. 12, 3; Münzen mit adventus: Cohen 36–41; Hispania: Cohen 821–842; exerc. Hispanicus: Cohen 563f.; restitutor: Cohen 1258–1273. Eckhel VI 495) und überwinterte (also 122–123) in Tarraco (vit. 12, 3), wo ihm so viele Bildsäulen gesetzt wurden, dass zu deren Beaufsichtigung ein eigener Beamter bestellt werden musste (CIL II 4230).

123: p. m. trib. pot. VII (10. Dec 122–9. Dec. 123) cos. III.

a) Ohne seine Vaterstadt Italica, die er übrigens mit Wohlthaten überhäufte (Dio 10, 1. vit. 12, 4. Gell. XVI 13), zu berühren (Dio 10, 1), zog Hadrian etwa im Frühjahr 123 nach Gades (vgl. Cohen 814: Herc. Gadit.), überschritt die Meerenge und unterdrückte in Mauretanien einige Unruhen, wofür ihm der Senat supplicationes bewilligte (vit. 12, 7; vgl. die Münzen mit adventus: Cohen 63–71; Mauretania: Cohen 951–961 und exercitus Mauret.: Cohen 575f. Eckhel VI 498). Dass er aber damals auch schon in der Provinz Africa gewesen sei, wie Dürr 37f. zu erweisen sucht, ist sehr unwahrscheinlich (vgl. Mommsen CIL VIII praef. XXI not. 4, der etwas zu weit gehend selbst seinen persönlichen Aufenthalt in Mauretanien bestreitet). Vielmehr war er nach vit. 22, 14 (vgl. CIL VIII 2609f.) nur ein einziges Mal (im J. 128) in Africa. Hadrian wird also von Mauretanien aus direct nach Kleinasien gefahren sein, um einem drohenden Partherkrieg zu begegnen (vit. 12, 8). In der That wurde derselbe durch eine Unterredung Hadrians beigelegt (vit. 12, 8), wobei der Kaiser wahrscheinlich die Concession machte, dass er den von ihm selbst zum König von Osrhoene eingesetzten Parthamaspates fallen liess (v. Gutschmid Gesch. Irans 146); denn dieser regierte bis 123 n. Chr. (vgl. v. Gutschmid Gesch. d. Königreichs Osrhoene 28. 49).

b) Aus diesem Umstande, dass die orientalischen Verhältnisse Hadrians schleuniges Erscheinen im Osten erwünscht machten, erklärt sich der merkwürdige Umstand, dass Hadrian bei seinem Wege vom Westen zum Osten des Reiches nicht über Griechenland nach Asien, sondern über Asien nach Griechenland reiste (vit. 13,1). Nach Dürr (49–55), welcher alle Städte Asiens, die der Kaiser wahrscheinlich berührt hat, mit allen Wohlthaten Hadrians und den Ehrenbezeugungen für ihn genau aufzählt, wäre er in der zweiten Hälfte des J. 123 von Halikarnass nach Norden bis Pergamon, dann durch das Binnenland zum Euphrat, in der ersten Hälfte des J. 124 von dort zurück über Trapezus an der Küste des Pontus entlang nach dem [506] aegaeischen Meere gezogen. Es ist aber aus dem soeben erwähnten Grunde möglich, dass Hadrian von Mauretanien aus sofort nach Kilikien oder Syrien fuhr und von dort aus über Trapezus nur einmal von Ost nach West Kleinasien durchzog.

124: p. m. trib. pot. VIII (10. Dec. 123–9. Dec. 124) cos. III.

Sicher bezeugt ist Hadrians Anwesenheit für Kappadokien (Münzen mit Cappadocia: Cohen 200–211 und exerc. Cappadocicus: Cohen 553. Eckhel VI 493; doch können sich dieselben auch auf das J. 129 beziehen; vgl. vit. 13, 7), Trapezus (Arrian peripl. 1, 1), Bithynien (Münzen mit adventus: Cohen 26–27; restitutor: Cohen 1238–1246; vgl. restitutori Nicomediae: Cohen 1283f. Eckhel VI 493, vgl. Euseb. Hieron. chron. J. 120), wo er in Bithynion (= Claudiopolis) damals seinen Liebling Antinous kennen gelernt haben mag (Dio 11, 2), Phrygien (Münzen mit adventus: Cohen 74; restitutor: Cohen 1286–1291. Eckhel VI 500), wo er in Melissa dem Alkibiades auf dessen Grabe eine Bildsäule errichtete (Athen. XIII 574f.), Asien (Münzen mit adventus: Cohen 24–25; Asia Cohen 188–190; restitutor: Cohen 1235–1237. Eckhel VI 492), Hadrianotherae in Mysien, das von ihm zum Andenken an ein glückliches Jagdabenteuer gegründet wurde (vit. 20, 13. Dio 10, 2), Ilion (Philostr. Heroic. p. 288), Rhodus (Brief an Ephesos, oben I b 9). Auch Samothrake ist vielleicht unter den von ihm besuchten Inseln (vit. 13, 1) gewesen (vgl. CIL III Suppl. 7371 vom J. 124. Hirschfeld Arch.-epigr. Mitt. V 1881, 224f.).

125: p. m. trib. pot. IX (10. Dec. 124–9. Dec. 125) cos. III.

a) Nach vit. 13, 1 (per Asiam et insulas ad Achaiam navigavit) scheint Hadrian direct von Asien aus über die Inseln des aegaeischen Meeres nach Athen gereist zu sein. Dürr (56) dagegen setzt in die Zeit vom Spätherbst 124 bis Sommer 125 den durch Münzen bezeugten Besuch in Thrakien und Makedonien, teils weil Hadrian schon im Herbst 125 Asien verlassen habe und erst im Herbst 125 nach Athen gekommen sei, teils weil der erwähnte Besuch sich sonst im System der Reisen nicht einfügen lasse. Nun ist es zwar richtig, wie wir gleich sehen werden, dass Hadrian im Herbst 125 zuerst nach Athen gekommen ist, aber andererseits ist kein Grund vorhanden, den Aufenthalt Hadrians in Kleinasien auf ein Jahr zu beschränken. Vielmehr kann der Kaiser sehr wohl zwei volle Jahre (Herbst 123–125) in Asien und auf den Inseln zugebracht haben. Und was die Einreihung des erwähnten Besuches in die übrigen Reisen betrifft, so kann er sehr wohl zwischen die Jahre 131–133 verlegt werden, zumal damit der Besuch in Moesien und Dacien zu verbinden sein wird, der nach den Münzen in der Zeit nach dem J. 119 stattgefunden hat (vgl. also unten J. 132).

b) Als Jahr von Hadrians erster Ankunft in Athen lässt sich 125 in folgender Weise bestimmen. Hadrian kam frühestens im attischen Jahre 124/25 nach Athen, da er schon im 15. Jahre nach seiner ersten Ankunft consecriert war (CIA [507] III 1023; vgl. oben I e 3). Im 3. oder 4. Jahre nach seiner ersten Ankunft kam er zum zweiten Mal nach Athen (CIA III 1107. 735. 69a).

Dieser zweite Aufenthalt fand ebenso wie der erste im Winter statt (Euseb. Hieron. chron. J. 121/123 und 129/131); wenn Eusebius-Hieronymus zwischen diesen beiden ausdrücklichen Angaben eines athenischen Aufenthaltes die erste Weihe in die eleusinischen Mysterien anführt (chron. J. 124/125), so ist daraus nicht ein dritter Aufenthalt in Athen zu entnehmen, sondern diese erste Weihe fand bei Gelegenheit des ersten Aufenthaltes statt (vit. 13, 1) und ist ohne Grund davon getrennt. Wenn nun also Hadrians zweiter Aufenthalt ebenfalls im Winter stattfand, so können wir nicht mit Dürr (48) an den Winter 129/30 denken; denn nach zwei neugefundenen Briefen (oben I b 9 und 10), von denen Dürr den einen nur im Nachtrag, den andern noch gar nicht verwerten konnte, segelte Hadrian schon im J. 129 (genauer 10. Dec. 128–9. Dec. 129) von Eleusis nach Ephesus und befand sich schon in demselben Jahre auf seiner Weiterreise in Laodicea am Lycus. Demnach muss der Winter 128/29 für Hadrians zweiten Aufenthalt in Athen angesetzt werden. Auch wird er erst im Herbst 128 nach Athen gekommen sein, da er sich wahrscheinlich noch im Juli 128 in Africa befand und von dort aus erst nach Rom zurückkehrte (s. unten J. 128). Folglich werden die Jahre der athenischen Aera von Hadrians Ankunft so gezählt worden sein:

J. 125/126 Erste Ankunft; erstes Jahr der Aera.
J. 126/127 Zweites Jahr der Aera.
J. 127/128 τρίτου ἀπὸ τῆς ἀποδημίας, CIA III 69a. 735.
J. 128/129 Zweite Ankunft; τετάρ[τῳ ἀπὸ τῆ]ς πρώτη[ς ἀποδημίας], CIA III 1107.

c) Der erste Aufenthalt in Athen fand also im Winter 125/126 statt. Hadrian richtete es so ein, dass er kurz vor den grossen Eleusinien, die im Boedromion (etwa September) gefeiert wurden, in Athen eintraf; denn er wollte sich sofort bei Gelegenheit dieses Festes die erste Weihe der eleusinischen Mysterien geben lassen. Daher erwähnt die Vita (13, 1) diese Weihe sofort nach seiner Ankunft in Achaia vor Nennung Athens (vgl. auch CIG 434 = Kaibel epigr. 863. Euseb. Hieron. chron. J. 124/25). Anscheinend Hadrian zu Ehren, wurde um diese Zeit auch der Anfang des attischen Jahres vom Hekatombaion auf den Boedromion verlegt (vgl. Dürr 47, 213). Der Kaiser sorgte namentlich für Athens Verfassung und Gesetze (Dio 16, 2. Euseb. Hieron. chron. J. 121/123), für seine Handelsblüte (vgl. die Verordnung über den athenischen Ölhandel, CIA III 38) und seine Verschönerung durch grossartige Bauten (vit. 13, 6. Pausan. I 20, 7; vgl. unten J. 128c).

126: p. m. trib. pot. X (10. Dec. 125–9. Dec. 126) cos. III.

Im März 126 führte Hadrian den Vorsitz bei den grossen Dionysien in Athen (vit. 13, 1. Dio 16, 1, der fälschlich an den zweiten Aufenthalt in Athen zu denken scheint, vgl. Dürr 46). Von Athen aus besuchte er entweder auf Ausflügen oder nach seiner definitiven Abreise (etwa [508] im Sommer 126) Mittelgriechenland und den Peloponnes (vgl. die Münzen mit restitutori Achaiae: Cohen 1214–1220. Eckhel VI 487. vit. 13, 2). Sicher bezeugt ist seine Anwesenheit für Thespiae (oben I d 1), Delphi (vgl. Anthol. Pal. XIV 102), Korinth (Pausan. II 3, 5. VIII 22, 3. Mionnet S. IV 85 Nr. 573, doch vgl. Dürr 59, 314), Mantineia, wo er auf das Grab des Epaminondas ein selbstverfertigtes Epigramm setzte (Pausan. VIII 11, 8; vgl. VIII 8, 12. 10, 2), und Sparta (CIG 1241 = Dürr Nr. 113).

Von Achaia aus segelte Hadrian nach Sicilien (vit. 13, 3; Münzen mit adventus: Cohen 75f.; Sicilia: Cohen 1407; restitutor Cohen 1292–1295. Eckhel VI 500), wo er den Aetna bestieg, um den Sonnenaufgang zu sehen (vit. 13, 3). Von hier kehrte er nach Rom zurück (vit. 13, 4), wahrscheinlich gegen Ende des J. 126, und beendete damit seine erste grosse Reise (121–126).

127: p. m. trib. pot. XI (10. Dec. 126–9. Dec. 127) cos. III.

Am 11. Februar und 1. März 127 befand sich Hadrian in Rom (oben I b 6–8: Briefe an Stratonicea Hadrianopolis). Wahrscheinlich hat er dieses ganze Jahr in der Hauptstadt oder wenigstens in Italien zugebracht.

128: p. m. trib. pot. XII (10. Dec. 127–9. Dec. 128) cos. III p. p.

a) die Annahme des Titels pater patriae erfolgte zwischen dem 11. October 127 (CIL III p. 874 dipl. 31) und dem 29. August 128 (alexandr. Münzen bei Eckhel VI 516. Mionnet VI 168 Nr. 1049; 170 Nr. 1065; vgl. Euseb. chron. J. 125, Hieron. J. 128. CIL II 1371 vom J. 128. CIL III p. 875 dipl. 32 vom 18. Febr. 129, p. 876 dipl. 33 vom 22. März 129. CIL VI 971 vom 26. April 129), wahrscheinlich am 21. April 128 aus Anlass der an diesem Tage vollzogenen Einweihung des Templum Romae et Veneris (vgl. Dürr 30f.). Gleichzeitig erhielt seine Gemahlin Sabina den Titel Augusta (Euseb. Hieron. chron. J. 125/128. Eckhel VI 519–523. Cohen II² 246–257. Mionnet VI 203f. Nr. 1349–1361. S. IX 66f. Nr. 240–242. v. Sallet Daten 30–33: Lιγʹ–Lκʹ = J. 13–20 = 29. Aug. 128–29. Aug. 136; die Inschriften nehmen den Titel oft voraus, z. B. CIL II 4992 vom J. 121, vgl. II 186).

b) Der Besuch Hadrians in Africa (vit. 13, 4: Münzen mit adventus: Cohen 8–15; Africa: Cohen 136–153; restitutor: Cohen 1221–1232. Eckhel VI 488) fällt in den Sommer wahrscheinlich dieses Jahres. Die Jahreszeit ergiebt sich mit Sicherheit aus der inschriftlich erhaltenen Rede, welche der Kaiser an die Truppen in Lambaese hielt (oben I c 2); denn in frgm. C 1: [… no]n. Iul. und Db 10: [N]on. Iul. Zarai ist das Datum angegeben (vgl. Wilmanns comm. Momms. 209; CIL VIII p. 287), wonach er sich am 7. Juli in Africa befand. Als Jahr lässt sich 128 in folgender Weise wahrscheinlich machen. Der Legat, welcher zur Zeit von Hadrians Besuch in Numidien fungierte (oben I c 2), Q. Fabius Catullinus, war in seinem Amte sicher noch im J. 129 (CIL VIII 2533). Da nun die Legaten im allgemeinen drei Jahre zu fungieren pflegten, Catullinus also schwerlich vor dem J. 126 nach Africa gekommen ist, da er ferner [509] bei Hadrians Besuch schon längere Zeit im Amte gewesen sein muss (vgl. I c 2 frgm. Aa 1. 11. Db 1), so ist es nicht wahrscheinlich, dass Hadrian schon im J. 127 nach Africa gekommen ist. Für das Jahr 128 spricht ausserdem vit. 13, 6, wonach Hadrian sofort (statim) nach seiner Rückkehr aus Africa nach dem Osten aufgebrochen ist; und dass er den Winter 128/129 in Athen zubrachte, haben wir oben gesehen (z. J. 125). Demnach scheint Hadrian bald nach dem 21. April 128 von Rom nach Africa gereist und etwa im August von dort nach Rom zurückgekehrt zu sein (vit. 13, 4–6). Die Städte, die Hadrian wahrscheinlich in Africa besuchte, zählt auf Dürr 40f.

c) Dass Hadrian noch im März 129 in Rom verweilt habe, geht keineswegs, wie Dürr 32 glaubt, aus dem Senatusconsultum Iuventianum (Digest. V 3, 20, 6) hervor; vielmehr ist er etwa Ende August oder Anfang September 128 von Rom zu seiner zweiten grossen Reise nach dem Osten aufgebrochen (vit. 13, 6). Wiederum richtete er es so ein, dass er gerade zu der Feier der grossen Eleusinien in Athen eintraf, um seine zweite Mysterienweihe vornehmen lassen zu können (Euseb. Hieron. chron. J. 129/131. Dio 11, 1). Die grossartigen Bauten in Athen, die er während seines ersten Aufenthaltes (Winter 125/126) begonnen hatte, wurden jetzt (Winter 128/129 vgl. oben J. 125b) vollendet und eingeweiht (vit. 13, 6), namentlich das Olympieion (vit. 13, 6. Dio 16, 1. Paus. I 18, 6. Philostr. vit. soph. I 25, 3. Steph. Byz. s. Ὀλυμπιεῖον; die Stellen vereinigt bei E. Curtius die Stadtgeschichte von Athen XLII); hierbei wird Hadrian den angetragenen Namen Olympios oder Zeus Olympios angenommen haben (vgl. oben J. 117a). Von den übrigen Bauten Hadrians in Athen sind zu nennen: das Panhellenion (Pausan. I 18, 9. Dio 16, 2), bei welchem er die panhellenischen Festspiele einsetzte (Dio 16, 2); das Pantheon (Pausan. I 18, 9) mit einer Inschrift, die Hadrians eigenen Rechenschaftsbericht enthielt (Pausan. I 5, 5, vgl. oben I e 7); die Bibliothek (Pausan. I 18, 9); die Stoa Hadrians (Pausan. X 35, 4); das Gymnasium Hadrians (Pausan. I 18, 9) und ein Tempel der Hera (Paus. I 18, 9). Überhaupt wurde am Ilissus ein neuer Stadtteil angelegt, der von Hadrian den Namen empfing (vit. 20, 4. CIA III 402 Kaibel epigr. 1045b; vgl. über Hadrians Bauten in Athen besonders C. Wachsmuth die Stadt Athen im Altertum I 686–694. Gregorovius Hadrian 476–482. E. Curtius Stadtgeschichte von Athen 264–271).

129: p. m. trib. pot. XIII (10. Dec. 128–9. Dec. 129) cos. III p. p.

Von Eleusis aus (also wahrscheinlich nach der Feier der kleinen Eleusinien, Anfang März) fuhr Hadrian im J. 129 nach Ephesos (oben I b 9; vgl. die Münzen mit Diana Ephesia: Cohen 534–539; Fortuna Ephesia: Cohen 777; die Ehreninschrift Hadrians für Severus, oben I d 3; Zusammenstellung der Gunstbezeugungen bei Dürr 50. 226). Von dort reiste er in demselben Jahre (per Asiam iter faciens, vit. 13, 6) nach Laodicea am Lycus (oben I b 10); von hier (wohl über Cibyra) nach Lycien (Inschriften in Phaselis [510] bezeugen seine Anwesenheit in Akalissos und Korydallos, CIG 4336f. add. p. 1157 = Dürr Anhang Nr. 123f.), dann nach Kilikien (Münzen mit adventus: Cohen 29f. Eckhel VI 494) und Syrien (Münzen mit exerc. Syriac.: Cohen 568–570. 583–588. Eckhel VI 500). Befand er sich schon am 23. Juni (129) in Antiochia, wo er an diesem Tage ein grosses Fest gefeiert haben soll (Malal. XI 278 Bonn.), so hat er wohl erst von hier aus Kappadokien (anscheinend zum zweiten Male, vgl. oben J. 124) besucht (vit. 13, 7) und die Fürsten und Könige des Ostens zu einer Zusammenkunft eingeladen (vit. 13, 8), die wahrscheinlich in Samosata abgehalten wurde (Dürr 62, vgl. die Münze mit exercitus Parthicus Cohen 577. Eckhel VI 500). Der Partherkönig Osroes, dem Hadrian als Beweis seiner Freundschaft die von Traian gefangene Tochter zurückgesandt und die Rückgabe des erbeuteten Thronsessels versprochen hatte, folgte der Einladung nicht (vit. 13, 8), ebensowenig der Ibererkönig Pharasmanes (vit. 13, 9; vgl. 17, 11f. 21, 13). Von Antiochia aus bestieg Hadrian auch den Berg Kasios, um den Sonnenaufgang zu sehen (vit. 14, 1. 3); von dort aus wird er auch in der zweiten Hälfte dieses Jahres (129) nach Palmyra gegangen sein, wo durch eine Inschrift vom J. 130/131 (Le Bas 2585 = Vogué Syrie Centrale Nr. 16 = Dürr Nr. 140) sein nicht lange vorher erfolgter Besuch bezeugt wird (vgl. auch Steph. Byz. s. Πάλμυρα). Wenn der Kaiser von hier über Damascus (wie es wahrscheinlich ist) an die Küste zurückgekehrt ist, so ist es wenigstens möglich, dass er schon im Spätherbst 129 Gaza besucht hat, dessen neue Aera in diesem J. beginnt (vgl. unten J. 130). Den Winter 129/130 wird Hadrian wahrscheinlich in Antiochia zugebracht haben.

130: p. m. trib. pot. XIV (10. Dec. 129–9. Dec. 130) cos. III p. p.

a) Etwa im Frühjahr 130 brach Hadrian von Antiochia nach dem Süden auf. In Judaea (Münzen mit adventus: Cohen 51–58; Iudaea: Cohen 871f. Eckhel VI 495f. Madden coins of the Jews 1881, 231. Dio 11, 1) wird er vor allem Jerusalem aufgesucht haben, das nunmehr 60 Jahre, wenn auch nicht völlig unbewohnt, so doch öde und wüste dalag. Diese altberühmte Stadt wieder herzustellen, musste ihm, dem grossen restitutor, naturgemäss am Herzen liegen; er ordnete also den Wiederaufbau der Stadt an unter dem neuen Namen Aelia Capitolina (nach seinem Geschlechtsnamen und dem Iuppiter Capitolinus, dem die Juden seit Vespasian die frühere Tempelsteuer zu entrichten hatten, Joseph. Bell. Jud. VII 6, 6. Dio LXVI 7, 2. Suet. Dom. 12); vgl. Dio 12, 1. Epiphan. de pond. et mens. 14, oben J. 117e. Auf seinem weiteren Wege liess Hadrian besonders Gaza so grosse Wohlthaten zu teil werden, dass diese Stadt von seiner Ankunft eine neue Aera begann, deren erstes Jahr 129/130 ist (Eckhel III 452f. Schürer Gesch. d. jüd. Volkes I 568, 76; Hadrian kann daher auch schon im Herbst 129 in Gaza gewesen sein, s. oben J. 129 z. E.).

b) Weiterhin durchwanderte Hadrian Arabien (vit. 14, 4; Münzen mit adventus: Cohen 20–23; restitutor: Cohen 1233f. Eckhel VI 492), dessen Hauptstadt Petra sich nach ihm Ἀδριανὴ Πέτρα [511] nannte (Eckhel III 503f. Mionnet V 587–589; S. VIII 387f.), und kam nun endlich nach Ägypten (Dio 11, 1; Münzen mit Aegyptus: Cohen 96–119). Bei Pelusium stellte er den Grabhügel des Pompeius prächtig wieder her (vit. 14, 4. Dio 11, 1; seine Inschrift darauf ist uns vielleicht erhalten: Anthol. Palat. IX 402) und erschien dann in der Hauptstadt Alexandreia (Münzen mit adventus: Cohen 16–19; Alexandria: Cohen 154–161). Da die alexandrinischen Münzen, welche sich auf seine Ankunft beziehen, meistens zwar vom 15. Jahre Hadrians (29. Aug. 130–28. Aug. 131, Eckhel VI 489f. Mionnet VI 175, 1107–1115) sind, eine aber auch vom 14. Jahre (29. Aug. 129–28. Aug. 130, Mionnet VI 172, 1081, vgl. Dürr 63, 359), so scheint Hadrian kurz vor der Jahreswende, etwa Anfang August 130, nach Alexandreia gekommen zu sein.

c) Nach etwa zweimonatlichem Aufenthalt in Alexandreia fuhr Hadrian in Begleitung seiner Gemahlin (vgl. oben I e 4) den Nil hinauf (Münzen mit Nilus: Cohen 982–1002). Während dieser Fahrt (vit. 14, 5. Dio 11, 2) starb sein Liebling Antinous eines rätselhaften Todes im Nil (Dio 11, 2–4. vit. 14, 5–6. Vict. Caes. 14, 7; vgl. unter Antinoos), vielleicht am 30. October, da auf diesen Tag das Chronicon paschale (J. 122, S. 223 Mommsen) die Gründung der Stadt Antinoupolis verlegt (vgl. Dürr 64). Der Kaiser betrauerte ihn so sehr, dass er an der Stelle, wo er gestorben (Dio 11, 3), die nach ihm benannte Stadt erbaute (Pausan. VIII 9, 7. Dio 11, 2–3. Vict. Caes. 14, 6 und sonst, vgl. Antinoupolis), ihm fast in der ganzen Welt Bildsäulen setzen (Dio 11, 4; vgl. Pausan. VIII 9, 7f. Gregorovius 463–467) und ihn sogar göttlich verehren liess (vit. 14, 7; Inschriften und Münzen s. unter Antinoos). Sicher bezeugt ist das Datum, an welchem Hadrian während seines Aufenthaltes in Theben die Memnonssäule klingen hörte, nämlich der 21. November 130 (CIG 4727 = Kaibel epigr. 988 = Dürr Anhang Nr. 141 vgl. oben I e 4).

131: p. m. trib. pot. XV (10. Dec. 130 bis 9. Dec. 131) cos. III p. p.

a) Von Theben nach Alexandreia zurückgekehrt, machte Hadrian vielleicht einen Abstecher nach Kyrenaika, das durch den Judenaufstand des J. 117 verwüstet worden war (Euseb.-Hieron. chron. J. 120/121. Oros. VII 12; Münze mit restitutori Libyae: Cohen 1278; vgl. Dürr 38, 163). Jedenfalls unternahm er einen Jagdzug in die libysche Wüste, auf dem er einen Löwen mit eigener Hand erlegte (Athen. XV 677e, vgl. vit. 26, 3). Nachdem er so vielleicht die grössere Hälfte des J. 131 in Alexandreia sich aufgehalten (vgl. Athen XV 677d und den wahrscheinlich gefälschten Brief Hadrians an Servianus I b 15), verliess er Ägypten etwa im Herbst 131, um durch Syrien (Dio 12, 2) nach Europa zurückzukehren. Wahrscheinlich segelte er entweder sofort nach Athen, blieb dort den Winter 131/32, reiste dann durch Nordgriechenland nach Makedonien, Thrakien, Moesien und Dacien, um von dort nach dem Kriegsschauplatz in Palaestina zurückzukehren; oder aber er blieb den Winter 131/32 wieder in Antiochia, segelte im Frühjahr 132 nach der Balkanhalbinsel, durchzog [512] Thrakien, Moesien, Dacien, Makedonien und Nordgriechenland, brachte den Winter 132/33 wieder in Athen zu und eilte von dort aus nach Palaestina zurück (die letztere Möglichkeit legen wir dem folgenden zu Grunde).

b) In das J. 131 scheint der Tod seiner Schwester Domitia Paulina zu fallen, der er zunächst keine letzten Ehren erwies (Dio 12, 1). Ob die Herstellung des edictum perpetuum (vgl. unten IV d) von Hieron. chron. mit Recht zu diesem J. 131/32 gestellt wird, ist unsicher.

132: p. m. trib. pot. XVI (10. Dec. 131 bis 9. Dec. 132) cos. III p. p.

a) Dass Hadrian nach Moesien und Dacien noch einmal nach dem J. 117/18 gekommen ist, zeigen die nach dem J. 119 (cos. III) geprägten Münzen mit adventui Moesiae: Cohen 72; exer. Moesiacus: Cohen 554; Dacia: Cohen 526–533; exerc. Dacicus: Cohen 557–561. 571–572. Eckhel VI 494. 499. Dieser zweite Besuch ist am besten mit dem Besuch in Thrakien und Makedonien zu verbinden, der (nach vit. 13, 1) schwerlich in das J. 124/25 verlegt werden kann (s. oben J. 125). Beide finden hier innerhalb der Reisen Hadrians die passendste Stelle. In Thrakien (Münzen mit adventus: Cohen 77f. Eckhel VI 501) erinnert der Name der Stadt Adrianopel, die Hadrian wie viele andere gleichen Namens (vgl. vit. 20, 4) gegründet hat (Malal. XI 280 Bonn., vgl. Hist. Aug. Elag. 7, 8), noch heute an die Thätigkeit des Kaisers. Von Makedonien aus (Münzen mit adventus: Cohen 59–62; restitutor: Cohen 1279–1282. Eckhel VI 498) durchzog Hadrian das Tempethal (vgl. vit. 26, 5) und besuchte in Epirus Dodona (vgl. seinen Beinamen Ζεὺς Δωδωναῖος CIG 1822 = Dürr Nr. 86) und Nikopolis (vgl. die Münze bei Dürr 56, 294). Dass Hadrian im J. 132 auch in Athen verweilt hat, ist deswegen wahrscheinlich, weil in diesem Jahre (CIL III Suppl. 7281–7283) eine grosse Anzahl griechischer Städte durch feierliche Gesandtschaften Ehrenbildsäulen Hadrians im Olympieion aufstellen liessen (CIL III 471ff. vgl. oben I e 5 und Gregorovius 182ff.), womit grosse Festlichkeiten verbunden gewesen sein werden. Für einen dritten Besuch Hadrians spricht auch der Umstand, dass sowohl Dio (c. 16) als auch Eusebius-Hieronymus (chron. J. 129/31) den zweiten Besuch unrichtig in die Zeit nach der ägyptischen Reise verlegen, was vielleicht durch die Annahme einer Vermischung mit dem dritten Besuch zu erklären ist. Es ist also möglich, dass der Kaiser auch den Winter 132/33 in Athen verlebte.

b) Als Hadrian im Spätherbst 131 oder im Frühjahr 132 Syrien verlassen hatte (ἐπεὶ πόρρω ἐγένετο), brach der letzte furchtbare Judenaufstand aus (Dio 12, 2, vgl. Euseb.-Hieron. chron. J. 132/33), vgl. die ausführliche Zusammenstellung des gesamten Materials über denselben bei E. Schürer Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, Lpz. 1890 I 562–589. Der Grund des Aufstandes war einerseits das Verbot der Beschneidung (vit. 14, 2; vgl. Mommsen R. G. V 549), andererseits der im J. 130 begonnene (s. oben J. 130a) Bau der Colonie Aelia Capitolina und eines Iuppitertempels an Stelle des früheren Jehovatempels (Dio 12, 1). Die Aufständischen, [513] an deren Spitze ein gewisser Simon (so nur auf Münzen: Madden Coins of the Jews 1881, 233ff. Schürer I 640f.) oder Barkosiba (auch Benkosiba; so bei jüdischen Schriftstellern, Schürer I 570, 84) oder Barkocheba (= Sternensohn; so bei christlichen Schriftstellern, z. B. Euseb. hist. eccl. IV 6. Schürer I 570, 82) und zu Anfang auch ein Priester Eleasar (Münzen bei Schürer I 640, vgl. 571) standen, wagten keine offene Schlacht, sondern führten von sicheren Verstecken, Höhlen und Castellen aus einen furchtbaren, verwüstenden Kleinkrieg (Dio 12, 3, vgl. 14, 2), machten viele tausend Römer nieder (Fronto p. 218 Naber. Dio 14, 3) und nahmen Jerusalem ein (Münzen bei Madden a. a. O. 241ff. Schürer I 640f., vgl. 572f.).

133: p. m. trib. pot. XVII (10. Dec. 132 bis 9. Dec. 133) cos. III p. p.

a) Zuerst hatten die Römer (also auch wohl Hadrian) den jüdischen Krieg gering geschätzt (Dio 13, 1); als aber die Juden in der ganzen Welt erregt wurden und ihre Volksgenossen in Judaea kräftig unterstützten (Dio 13, 1–2), schickte Hadrian zunächst dem bedrängten Statthalter von Judaea, Tineius Rufus (Euseb. chron. J. 132, vgl. hist. eccl. IV 6, 1 und sonst. Schürer I 543f.), den Legaten von Syrien, Publicius Marcellus, mit grösseren Streitkräften (vgl. über die am jüdischen Krieg teilnehmenden Truppen Schürer I 574, 96) zu Hülfe (CIG 4033f., vgl. Dio 13, 2. Euseb. h. e. IV 6, 1), dann aber scheint er sich (etwa im Frühjahr 133 von Athen aus) persönlich nach dem Kriegsschauplatze begeben zu haben. Für diese Annahme spricht nämlich trotz des anscheinenden Widerspruches von Dio 13, 2 (ἔπεμψεν), Euseb. h. e. IV 6, 1 (πεμφθείσης) und Eutrop. VIII 7 (per praesidem dimicavit) erstens die rabbinische Legende (Schürer I 576, 101), Moses von Chorene histor. Armen. II 57ff. p. 174 Whiston, Chron. pasch. J. 119, obwohl natürlich auf diese apokryphen Angaben kein Wert zu legen ist; zweitens der Brief Hadrians an den Senat, in dem er der grossen Verluste der Römer wegen in der Eingangsformel wegliess: „Ich und die Heere befinden uns wohl“ (Dio 14, 3, vgl. Plew 95, 1); drittens die Bitte Hadrians an seinen Baumeister Apollodoros (s. d.) um Anweisung für die Belagerung von Felsenfestungen (Apollodors poliorketika prooem., abgedruckt bei Plew 92), die sich nur auf die Höhlenfestungen in Judaea (Dio 12, 3) beziehen kann und Hadrians Anwesenheit auf dem Kriegsschauplatze voraussetzt (vgl. die ausführliche Erörterung bei Plew 92ff.); viertens endlich die Inschrift des Q. Lollius Urbicus (CIL VIII 6706), welcher seine geringen Auszeichnungen im jüdischen Feldzuge schwerlich als selbständiger Legat, sondern, wie es scheint, als Begleiter des Kaisers erhalten hat (vgl. Schiller I 613, 7); dagegen lässt sich aus den Inschriften CIL X 3733 und Henzen 6771 die Teilnahme der Praetorianer (also auch Hadrians) an dem Kriege nicht mit Sicherheit erweisen; noch weniger beweisend sind die beiden Inschriften CIL VI 974 und III 2830 (aus letzterer zieht Schiller I 613, 7 einen ganz verfehlten Schluss).

b) Jerusalem oder vielmehr Aelia Capitolina war zwei Jahre in den Händen der Aufständischen [514] (Münzen bei Schürer I 641, vgl. 573), wurde also wahrscheinlich in diesem Jahre, vielleicht gerade während Hadrians Anwesenheit, der freilich aus diesem Anlass nicht den Imperatortitel annahm, von den Römern wieder eingenommen; dass die Stadt in der That unter Hadrian erobert und zerstört worden ist, beweist Appian. Syr. 50 (vgl. auch Io. Lyd. de mens. I 17 p. 9f. Bekker; die Stellen der Kirchenväter bei Schürer I 577f., 105f.).

134: p. m. trib. pot. XVIII (10. Dec. 133 bis 9. Dec. 134) cos. III p. p.

Da Hadrian sich am 5. Mai 134 bereits wieder in Rom befand (oben I b 11), so wird er entweder im Herbst 133 oder im ersten Frühjahr 134 nach der Hauptstadt zurückgekehrt sein; für die letztere Annahme spricht die Inschrift CIL II 4841 vom J. 134, in der ihm der Titel proconsul gegeben wird (vgl. oben J. 117b 7; doch ist die Titulatur nicht zuverlässig). Er liess die Leitung des jüdischen Krieges in guten Händen, da er inzwischen (etwa Ende 133 oder Anfang 134) seinen besten Feldherrn Sex. Minicius Faustinus Iulius Severus (CIL III 2830 add.), damals Legat von Britannien, zum Statthalter des aufständischen Judaea ernannt hatte (Inschr. und Dio 13, 2). Während Severus den langwierigen und ermüdenden, aber erfolgreichen Kleinkrieg gegen die Juden leitete und nament1ich von ihren zahlreichen Felsencastellen eines nach dem andern zerstörte (Dio 13, 3–14, 1), widmete sich Hadrian in Rom der Einführung griechischer Kultur in die römische Hauptstadt (Vict. Caes. 14, 2–3), gründete eine Universität unter dem Namen Athenaeum (Vict. Caes. 14, 2, vgl. Hist. Aug. Pert. 11, 3; Alex. 35, 2; Gord. 3, 4) und baute vor allem an zwei grossartigen Werken, nämlich seinem Mausoleum (vit. 19, 11. Dio 23, 1) in Rom und seiner Villa bei Tibur (vit. 26, 5; vgl. die ausführliche Schilderung bei Gregorovius 486–493), in der er dann bald seinen ständigen Wohnsitz nahm (Vict. Caes. 14, 4. vit. 23, 7).

135: p. m. trib. pot. XVIIII (10. Dec. 134 bis 9. Dec. 135) imp. II cos. III p. p.

a) Imperator II heisst Hadrian noch nicht in dem Militärdiplom 35 vom 15. September 134 (CIL III p. 878 = X 7855); mit ziemlicher Sicherheit wird der Titel ergänzt in zwei Inschriften des J. 135: CIL II 478 ([trib. pot.] XVIIII [imp. i]teru[m]) und CIL VI 974 ([imp. II trib. pot. XVI]III cos. III p. p.); sicher findet er sich in einer Inschrift vom 19. oder 29. December 135: CIL XIV 4235 ([trib. pot. X]X cos. III p. p. im[p. II] mit Consulangabe) und vom J. 136 ab (CIL VI 975. 976; vgl. Schürer I 582f., 118); doch fehlt er zuweilen noch im J. 136, z. B. CIL XIV 2088. III 749. Hadrian nahm also den Titel Ende 134 oder wahrscheinlicher im Laufe des J. 135 an, zweifellos aus Anlass der Beendigung des jüdischen Krieges. Dieser hatte sich zuletzt hauptsächlich um die hartnäckig verteidigte Festung Bethther (wahrscheinlich Bettir, drei Stunden südwestlich von Jerusalem, Euseb. h. e. IV 6, 3. Schürer I 579f., 110f.) gedreht, die endlich im 18. Jahre Hadrians (Euseb. h. e. IV 6, 3; chron. J. 135), d. h. zwischen 11. August 134 und 10. August 135, erobert wurde. Damit war [515] der Krieg nach etwa 3½jähriger Dauer (Anfang 132 bis Mitte 135) beendet (vgl. Schürer I 581, 116); der siegreiche Feldherr Sex. Iulius Severus erhielt die ornamenta triumphalia (CIL III 2830), der besiegte Barkocheba „die gebührende Strafe“ (Euseb. h. e. IV 6, 3).

b) Die gänzlich verwüstete (Dio 14, 1–2) Provinz Judaea wurde nunmehr von Hadrian neu eingerichtet. Sie erhielt den neuen Namen Syria Palaestina, ausser der legio X fretensis noch die legio VI ferrata als Besatzung und deswegen an Stelle des bisherigen praetorischen Legaten einen consularischen zum Statthalter (vgl. meine Dissertation de Palaestina et Arabia 1885, 1f. 31). Als neue Hauptstadt wurde jetzt die Colonie Aelia Capitolina aufgebaut (auf Münzen Col. Ael. Cap., Eckhel III 441–443. Madden Coins of the Jews 247–275. Ulpian. Digest. L 15, 1, 6. Dio 12, 1. Euseb. h. e. IV 6 und sonst. Schürer I 584ff.), welche die Juden bei Todesstrafe fortan nicht mehr betreten, ja nicht einmal von ferne ansehen durften (Euseb. h. e. IV 6 und sonst Schürer I 584, 125).

c) Etwa im J. 135 nahm Hadrian Bithynien wieder unter kaiserliche Verwaltung und gab dafür dem Senat Pamphylien (Dio 14, 4. Marquardt St.-V. I² 352. 376). Um dieselbe Zeit fand ein gefahrdrohender Einfall der Albaner in Armenien statt (Dio 15, 1. Arrian ἔκταξις).

136: p. m. trib. pot. XX (10. Dec. 135 bis 9. Dec. 136) imp. II cos. III p. p.

Etwa zu Anfang dieses Jahres (136) brach die schwere Krankheit aus, welche die letzten Lebensjahre Hadrians trübte (vit. 23, 1; Hel. 2, 1. Dio 17, 1. epit. 14, 9. 12) und ihn an seine Nachfolge denken liess. Seine Wahl fiel auf den Cos. ord. dieses Jahres L. Ceionius Commodus (s. d.), den er zwischen dem 19. Juni (CIL VI 10242) und 29. August (alexandrinische Münze mit seinem 3. Jahre, Mionnet VI 207, 1380 v. Sallet Daten 33f.) 136 unter dem Namen L. Aelius Caesar adoptierte (Dio 17, 1. vit. 23, 11; Hel. 1, 2. 2, 1. 3, 1 und sonst), aber nicht vor dem 10. Dec. 136 mit der tribunicischen Gewalt ausstattete (da er im J. 137 nur trib. pot., nicht trib. pot. II heisst, auf Münzen und Inschriften, s. L. Ceionius Commodus). Seinen Schwager L. Iulius Ursus Servianus und dessen Enkel (Pedanius) Fuscus, die mit dieser Wahl nicht einverstanden waren, liess Hadrian hinrichten (Dio 17, 2. 6. vit. 23, 2–3. 8. 15, 8. 25, 8). Ende des J. 136 wird auch Hadrians Gemahlin Sabina gestorben sein (vit. 23, 9. epit. 14, 8); denn ihre datierten alexandrinischen Münzen reichen nur bis zum 20. Jahre Hadrians (d. h. 29. Aug. 135–29. Aug. 136), und dass sie noch im J. 137 lebte, folgt nicht aus der Inschrift CIL VIII 799, die sehr wohl in die zweite Hälfte des J. 136 gesetzt werden kann. Sie wurde von ihrem Gemahl consecriert (vgl. CIL VI 984).

137: p. m. trib. pot. XXI (10. Dec. 136 bis 9. Dec. 137) imp. II cos. III p. p.

Hadrian krank in Tibur, L. Aelius Caesar Cos. ord. II, dann in Pannonien (vgl. CIL III 4366).

138: p. m. trib. pot. XXII (10. Dec. 137 bis 10. Juli 138) imp. II cos. III p. p.

Am 1. Januar 138 starb L. Aelius Caesar [516] (vit. 23, 16; Hel. 4, 7) an einem Blutsturz (Dio 20, 1). Am 24. Januar, seinem letzten Geburtstage, empfahl Hadrian als Nachfolger den Consular T. Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus (vit. 26, 6), am 25. Februar adoptierte er ihn (Pius 4, 6 vgl. Hadr. 24, 1. Dio 20, 4) unter dem Namen Imp. T. Aelius Caesar Antoninus (Münzen des Antoninus Pius als Caesar Cohen II² 407, 1–3) mit der Bedingung, dass Antoninus den M. Annius Verus (als Caesar: M. Aelius Aurelius Verus Caesar, z. B. CIL III Suppl. 9995. VIII Suppl. 11320. 14555; als Kaiser: Imp. Caes. M. Aurelius Antoninus Aug.) und den Sohn des L. Aelius Caesar, L. Ceionius Commodus (als Adoptivsohn des Antoninus: L. Aelius Aurelius Commodus, z. B. CIL VIII 50. III Suppl. 8394; als Kaiser: Imp. Caes. L. Aurelius Verus Aug.) adoptierte (Dio 21, 1. vit. 24, 1; Pius 4, 5) und übergab ihm sofort die tribunicische und proconsularische Gewalt (Pius 4, 7; daher schon als Caesar: imp. vgl. die Münzen). Bald darauf bestellte er ihn in Rom zum Reichsverweser und begab sich selbst nach Baiae, wo er am 10. Juli 138 von seinen Qualen erlöst wurde (vit. 25, 6; Pius 5, 1. Dio 23, 1. Vict Caes. 14, 12. epit. 14, 12; über seine vergeblichen Versuche, sich selbst zu töten oder töten zu lassen, vgl. vit. 24, 8–9. 12–13. Dio 17, 2. 22. epit. 14, 12). Zuerst wurde er in Ciceros Puteolanischer Villa (vit. 25, 7), dann, nach Rom überführt, in den Gärten der Domitia (Pius 5, 1), endlich nach Vollendung des Mausoleums etwa Anfang 139 in diesem beigesetzt (Dio 23, 1. CIL VI 984). Die Consecration wurde ihm erst auf besondere Bitte seines Nachfolgers bewilligt (Dio LXX 1. vit. 27, 2; Pius 5, 1. Eutrop. VIII 7. Consecrationsmünzen: Cohen 270f. 1509f.).
IV. Verwaltungsmassregeln (Übersicht).

a) Provinzen: 1) Hadrian gab Assyrien, Armenien und Mesopotamien auf (oben J. 117c), teilte Dacien in superior und inferior zwischen 126 und 129 (CIL III 2830 und p. 876 dipl. 33. Marquardt Staatsverwaltung I² 308f.), machte die bisher mit Belgica vereinigten Provinzen Germania superior und inferior bis zu einem gewissen Grade selbständig (Hirschfeld comment. Mommsen. 442), trennte vielleicht auch jetzt erst Cilicien vollständig von Syrien (Marquardt 387f.; vgl. auch vit. 14, 1).

2) Judaea wurde im J. 135 als Syria Palaestina neu organisiert (oben J. 135b), Bithynien um dieselbe Zeit an Stelle Pamphyliens kaiserlich (J. 135c), der Haemus anscheinend mit Thrakien (vgl. CIL III 749 add. p. 992), ein Teil von Oberpannonien wahrscheinlich mit Italien vereinigt (CIL III 3915 und Mommsen CIL III p. 496), Italien von jetzt ab mehr und mehr den Provinzen gleichgestellt (vgl. z. B. die Münzen Cohen 42–55. 867–870. 1274–1277 mit den ähnlichen der Provinzen).

3) Hadrian beaufsichtigte streng die Statthalter (vit. 13, 10; vgl. 3, 9), gab vielen Gemeinden latinisches Recht (vit. 21, 7) und übernahm, um das Municipalwesen zu heben, mehrere Municipalämter (vit. 19, 1).

4) In vielen Provinzen legte er neue Strassen an (Inschriften bei Schiller I 624, 9), gründete neue Städte (vit. 20, 4; vgl. oben I b 6–8, III J. 124, 130c, 132a), stellte alte Städte wieder [517] her (epit. 14, 4. Cohen 1283f. vgl. oben J. 130a, 135b), unterstützte fast alle in umfassender Weise (Dio 5, 2–3) und beschenkte sie namentlich mit Wasserleitungen (vit. 20, 5), Tempeln (vit. 13, 6), Theatern (Dio 10, 1) und Prachtbauten aller Art (Fronto p. 206 Naber. vit. 19, 9. Eutrop. VIII 7; vgl. über Rom besonders vit. 19, 10–13, über Athen oben J. 128c). So heisst denn Hadrian restitutor der meisten Provinzen (Cohen 1214–1295), ja restitutor und locupletator orbis terrarum (Cohen 1285. 950).

b) Beamte: 1) Trotz seiner Hochachtung gegen den Senat (Dio 7, 1. vit. 6, 1. 7, 4. 9. 8, 6–8. 22, 4) bevorzugte Hadrian im allgemeinen den Ritterstand (sein vertrautester Gehilfe war der Ritter Q. Marcius Turbo Fronto Publicius Severus, Dio 18, 1–2. vit. 9, 4; vgl. oben J. 118b); er gründete einen ritterlichen Reichsbeamtenstand und führte die Scheidung zwischen Militär- und Civilcarrière durch (Hirschfeld Verwaltungsgeschichte I 253f. 290ff.; vgl. Schiller I 619; etwas übertrieben epit. 14, 11: officia sane publica et palatina nec non militiae in eam formam statuit, quae paucis per Constantinum immutatis hodie perseverant).

2) Ritter waren seit Hadrian (vgl. oben J. 119d) die Beamten ab epistulis und a libellis (vit. 22, 8), a rationibus (vgl. Friedländer Sittengesch. I⁶ 171ff. Schurz 33–37), procurator patrimonii (Hirschfeld V.-G. I 41), proc. aquarum (Hirschfeld 169), proc. XX hereditatium (Hirschfeld 56).

3) Neu geschaffen wurden die Ämter des advocatus fisci (vit. 20, 6; vgl. Schurz 25–27), praefectus alimentorum (oben J. 118e), a diplomatibus (J. 118d), der 4 consulares für die neuen Gerichtssprengel Italiens (vit. 22, 13; Pius 2, 11. 3, 1; Marcus 11, 6. Appian. b. c. I 38. Schurz 3–12. Mommsen St.-R. II³ 1085. Herzog II 1, 370f.), der consiliarii Augusti (vit. 18, 1. Hirschfeld 215, vgl. unten d).

4) Umgestaltet wurden die Ämter ab epistulis, das fortan in eine lateinische und eine griechische Abteilung zerfiel (Hirschfeld 204), ab vehiculis (jetzt praefectus vehiculorum, vgl. oben J. 118d), proc. portus (jetzt proc. annonae Ostis, Hirschfeld 140) und des Praefectus praetorio, der zu einem juristischen Beisitzer des Consiliums wird (Hirschfeld 216. Herzog II 2, 767).

c) Finanzwesen: Die Finanzen wurden von Hadrian ausserordentlich sorgsam verwaltet (vit. 6, 5. 7, 6f. 11, 1. 20, 11. Eutrop. VIII 7), bei dem Erlass der rückständigen Steuern im J. 118 (oben J. 118c) eine regelmässige Revision der Restforderungen von 15 zu 15 Jahren angeordnet (Dio 8, 1. Mommsen St.-R. II³ 1015, 4), an Stelle der Verpachtung der Steuern die directe Einziehung eingeführt (Hirschfeld 64. Mommsen St.-R. II³ 1018, 4. Herzog II 363) und die advocati fisci neu eingesetzt (oben b 3). Die Münzen zeigen auch Hadrians Sorge für die Bergwerke (vgl. Cohen 120f.: Aeliana Pincensia; Cohen 962: met. Nor.) und besonders für das Münzwesen selbst (vgl. Cohen 963–978: moneta Augusti); sind doch Hadrians Münztypen besonders mannigfaltig und schön ausgeführt.

d) Rechtswesen: Hadrian gründete den Staatsrat (vit. 8, 9. 18, 1. 22, 11. Dio 7, 1. Hirschfeld [518] 215. Schurz 12–17. Mommsen St.-R. II³ 989. Herzog II 369f. 757), liess durch P. Salvius Iulianus das edictum perpetuum zusammenstellen (Eutrop. VIII 17. Vict. Caes. 19, 2. Hieron. chron. J. 131/32. Cod. Iust. I 17, 2, 18. IV 5, 10, 1. Const. tanta 18 = δέδωκεν 18. Karlowa Röm. Rechtsgeschichte 1885 I 629), widmete sich selbst mit grosser Pflichttreue der Rechtsprechung (vit. 8, 3. 21, 1. 22, 11. Dio 7, 1) und erliess eine grosse Anzahl epochemachender (vgl. Herzog II 366) Constitutionen, die von Hänel (Corpus legum 85–101) zusammengestellt sind (vgl. bes. vit. 18 und oben I b 17).

e) Heerwesen. In seiner eingehenden Untersuchung über die Quellen für die Militärreorganisation Hadrians kommt Plew (a. a. O. 61–88) zu folgenden Resultaten (vgl. auch Schiller I 608ff.). Da die Militärreformen sowohl bei Dio (c. 9) als bei Spartian (c. 10) zu Beginn der Reisen Hadrians besprochen werden, scheint Hadrian selbst in seiner Autobiographie neben der Hebung der materiellen Lage der Provinzen die militärische Sicherung des Reiches als einen Hauptzweck seiner Reisen hingestellt zu haben (Plew 58). Die Reformen selbst betrafen hauptsächlich: 1) die materielle Lage und Lebensweise der Soldaten, 2) ihre sittliche Führung, 3) ihre militärische Ausbildung, 4) ihre Dienstzeit und ihr Avancement (vgl. besonders Dio 9, 2–3. vit. 10, 6–8. Plew 61ff.). In Bezug auf den dritten Punkt wiederum unterscheidet Arrian (tact. 44) als neue Bestimmungen des Exercierreglements τὰ μὲν ἐς κάλλος, τὰ δὲ ἐς ὀξύτητα, τὰ δὲ ἐς ἔκπληξιν, τὰ δὲ ἐς χρείαν τὴν ἐπὶ τῷ ἔργῳ (Plew 76f.). Im ganzen kann man Hadrians Reformen nicht als wesentliche Umgestaltungen des Heerwesens bezeichnen (Plew 80). Aber seine Bestimmungen blieben lange Zeit hindurch massgebend (Dio 9, 4. Hist. Aug. Niger 4, 3; Probus 4, 3. Veget. I 8. 27. epit. 14, 11. Digest. XLVIII 3, 12. XLIX 16, 5, 6). Wie er selbst auf die strengste Disciplin hielt (vgl. die Münzen mit disciplina Aug. Cohen 540–549. Dio 5, 2. vit. 10, 3. epit. 14, 11. Eutrop. VIII 7) und nach den Paraden und Manövern genaue Kritik übte (vgl. die Rede von Lambaese oben I c 2 und Fronto p. 206 Naber), so gab er selbst den Soldaten in Ertragung der Strapazen ein ausgezeichnetes Beispiel (Dio 9, 3–4. vit. 10, 2. 4. 14, 10. 16, 3); da er ausserdem sehr freigebig gegen sie war, wurde er von ihnen sehr geliebt (vit. 21, 9). Dass er übrigens eine Schrift über Taktik verfasst habe und diese unter dem Namen des Urbicius erhalten sei, hat R. Förster Herm. XII 449ff. 466 widerlegt.
V. Charakter

a) Äusseres: Hadrian besass eine schöne, schlanke, doch nicht zu hagere Gestalt, zarte weisse Hautfarbe, blaue Augen, sorgsam gepflegte, mit Grau gemischte Haare und einen für ihn charakteristischen (vgl. Iulian. Caes. 311 D) dichten Vollbart, den er angeblich trug, um Gesichtsnarben zu bedecken; seine Haltung war kraftvoll und vornehm (vit. 26, 1. Iulian. a. a. O. Malalas XI 277 Bonn.; vgl. sein Bildnis auf den Münzen und die zahlreichen erhaltenen Bildwerke).

b) Körperliche Fertigkeiten: Hadrian war ein ausgezeichneter Fussgänger (Dio 9, 3. vit. 2, 6. 10, 4. 16, 3. 26, 2. epit. 14, 4) und [519] Reiter (Dio 9, 3. vit. 26, 2; über sein Lieblingspferd Borysthenes vgl. Dio 10, 2 und oben I d 2); gegen Kälte und Hitze, Sturm und Regen so abgehärtet, dass er niemals sein Haupt bedeckte (Dio 9, 4. vit. 17, 9. 23, 1); in den Waffen sehr geübt (vit. 14, 10. 26, 2) und vor allem ein so leidenschaftlicher Jäger (vit. 2, 1. 26, 3. Dio 7, 3), dass er sich auf der Jagd schwere Verletzungen am Schlüsselbein und Schenkel zuzog (Dio 10, 2. vit. 26, 3); er erlegte unter anderem einen Eber mit einem Schlage (Dio 10, 3. Münzen bei Cohen 502f.), Bären in Mysien (Dio 10, 2. vit. 20, 13, vgl. oben J. 124) und Boeotien (vgl. oben I d 1) und Löwen in Libyen (Athen. XV 677e. vit. 26, 3).

c) Einfachheit: Hadrian war sehr einfach in Kleidung (vit. 10, 5), Essen und Trinken (vit. 10, 2. 22, 5. Dio 7, 3; dagegen vgl. vit. 21, 4 und Fronto p. 226 Naber: prandiorum opimorum esor optimus) und seinem ganzen Auftreten (Dio 10, 1). Wie ein Privatmann badete er in den öffentlichen Bädern (vit. 17, 5), besuchte seine Freunde bei Gastmählern und in Krankheiten und lud sie seinerseits zu sich ein (vit. 9, 7. Dio 7, 3–4); omnia denique ad privati hominis modum fecit (vit. 9, 8).

d) Geistige Begabung: Fuit memoriae ingentis (vgl. vit. 20, 9–10. epit. 14, 3), facultatis immensae (vit. 20, 7; vgl. 20, 11), linguae fusioris et admodum raro silentis (wie der spätere Iulian, Ammian. XXV 4, 17; vgl. vit. 20, 8). Für jeden Witz hatte er wieder einen Witz, für jeden Scherz einen Scherz, für jedes Gedicht ein Gedicht als Antwort bereit (epit. 14, 7. vit. 15, 10f. 16, 4. 20, 8; Hel. 4, 4. 6, 3), wie er überhaupt die geistreiche Unterhaltung liebte (vit. 20, 1. Dio 7, 3). Facundissimus Latino sermone (vgl. vit. 3, 1. Fronto p. 206 Naber), Graeco eruditissimus fuit (Eutrop. VIII 7; vgl. Dio 3, 1. vit. 1, 5. epit. 14, 2), so dass er von Iulian (Caes. 311 D) ein Sophist genannt wird. Poematum et litterarum nimium studiosissimus (vit. 14, 8) hat er selbst in Poesie und Prosa vieles geschrieben (Dio 3, 1. vit. 15, 10–11; vgl. über seine Autobiographie vit. 1, 1. 7, 2. 16, 1. Dio 11, 2 und oben I a; über seine Reden oben I c; über seine Gedichte oben I d). In seiner Vorliebe für das Altertümliche zog er Cato dem Cicero, Ennius dem Vergil, Coelius (Antipater) dem Sallust vor (vit. 16, 5) und setzte an Stelle des Homer den Antimachos (Dio 4, 6; vgl. vit. 16, 2: Catachannas libros obscurissimos Antimachum imitando scripsit). Nicht nur in den Wissenschaften (auch in Arithmetik und Geometrie, vit. 14, 8. epit. 14, 2; und in der Arzneikunde, epit. 14, 2), sondern auch in allen Künsten war der hochbegabte Kaiser erfahren (vit. 15, 10. Dio 3, 2), so in der Malerei (Dio 3, 2. 4, 2. vit. 14, 8. epit. 14, 2), Musik (Fronto p. 226 Naber. Athen. VIII 361f. vit. 14, 9. epit. 14, 2), Bildhauerkunst (Dio 3, 2. epit. 14, 2) und Baukunst (Dio 4, 2–3). Er stritt und disputierte mit Künstlern und Gelehrten aller Art, tadelte und verspottete sie, ehrte und beschenkte sie aber auch reichlich und entliess die Unfähigen mit reicher Entschädigung (vit. 15, 10–13. 16, 8–11). So führte er durch seine rege Teilnahme eine neue Kunstblüte herbei; vgl. Gregorovius 439–505. [520]

e) Gegensätze in seinem Charakter: Hadrian war streng (vit. 3, 9. 13, 10. 23, 7f. Dio 2, 5–6. 17, 1) und milde (vit. 5, 5. 12, 5. 14, 11. 18, 7–9. epit. 14, 6. Münzen mit clementia: Cohen 212–235. 509–519; indulgentia: Cohen 520. 845–858); sparsam (vit. 11, 1. 22, 1–5. 20, 11. Eutrop. VIII 7) und verschwenderisch freigebig (vit. 7, 9f. 15, 1. 16, 8. 17, 5. 11. 21, 9. 22, 9. 7, 3. Dio 5, 1–2. Münzen mit liberalitas: Cohen 902–945. 1197); ruhmsüchtig (vit. 16, 1. Dio 3, 2. epit. 14, 6) und doch nicht eitel (vit. 19, 9. 20, 4. 8, 2). Er beneidete alles Hervorragende (Ammian. XXX 8, 10. epit. 14, 6. Dio 3, 3), versammelte aber doch die bedeutenden Männer um sich (vit. 16, 10). Seine Freunde liebte und ehrte er sehr (Dio 7, 3–4. vit. 4, 2. 9, 7. 15, 1), verfolgte sie aber später bis zum Tode (vit. 15, 2–8. 23, 4–5; vgl. das Verzeichnis seiner Freunde bei Friedländer Sittengesch. I⁶ 216f. in Misstrauen und, wie es scheint, Menschenhass (vgl. seine Vorliebe für Pferde und Hunde vit. 20, 12, ein Zug, der an Friedrich den Grossen erinnert). Er haschte nach Volksgunst (vit. 7, 6. 17, 8), wurde aber im allgemeinen nicht geliebt (doch vgl. vit. 21, 9), sondern gefürchtet (Fronto p. 25 Naber). So vereinigte Hadrian die grössten Gegensätze in seiner vielseitigen Natur, sich nur gleich bleibend in seiner Verschiedenheit (semper in omnibus varius, vit. 14, 11; varius, multiplex, multiformis, epit. 14, 6). So stehen auch unvermittelt neben den Fehlern seiner Zeit: unnatürlicher Wollust (Vict. Caes. 14, 6. vit. 14, 6) und krassem Aberglauben (vit. 2, 8. 22, 10. 16, 7; Hel. 3, 9. 4, 1. 3. Dio 11, 3–4. Vict. Caes. 14, 7) die modernen Charakterzüge wahrer Humanität gegen Sklaven und Frauen (vit. 18, 7–10, vgl. Hänel corpus legum 95), grosser Freude an den Naturschönheiten (vit. 13, 3. 14, 3) und unersättlichen Forschungstriebes (vit. 17, 8, vgl. 11, 4–6. Tertullian. apologet. 5: omnium curiositatum explorator).

f) Regententugend: Modern mutet es uns auch an, dass er zuerst wiederholt und öffentlich den Grundsatz aussprach, der Staat sei nicht des Fürsten, sondern der Fürst des Staates wegen da (vit. 8, 3; salus publica: Cohen 1358; fides publica: Cohen 715–722). In der That stellte er seine ungeheure Arbeitskraft (epit. 14, 4. Dio 18, 2) in den Dienst des Staates; seine Reisen galten vor allem dem Frieden und der Sicherheit des Reiches (Dio 5, 1. 9, 1), der Verschmelzung seiner Kulturelemente (vgl. Vict. Caes. 14, 2–3), der Hebung und Förderung seiner Provinzen und Städte (oben IV a). In unermüdlicher, rastloser Thätigkeit und Pflichttreue sorgte er auf allen Gebieten der Staatsverwaltung (oben IV) so durchgreifend für das Wohl des Staates und seiner Unterthanen, dass seine Regierungszeit mit Recht als ein glückliches (temporum felicitas: Cohen 1436), ja als ein goldenes Zeitalter gepriesen wird (saeculum aureum: Cohen 1321f.). Vgl. im allgemeinen über seinen Charakter Fronto p. 25. 226 Naber. Dio 3–7. vit. 14, 8–11. 20, 7–11. 26, 1–3. epit. 14. Dürr 1ff. Schiller I 603ff. Gregorovius 3–8. 244-247. Herzog II 372ff.
[v. Rohden.]

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