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Acta Sanctorum, in Citaten immer Bezeichnung des Riesenwerks, an welchem der Jesuitenorden seit 1607 seine gelehrtesten Männer arbeiten lässt. 1643 erschien zu Antwerpen der erste Grossfolioband der A. S. quotquot toto orbe coluntur, herausgegeben von Joh. Bolland – darum die Verfasser insgesamt meist Bollandisten genannt –; statt der in Aussicht genommenen 18 Bände sind 63 erschienen und bis zur Vollendung könnte wohl noch ein Jahrhundert verstreichen. Acta sind ursprünglich die Bearbeitungen der gerichtlichen Protokolle in Märtyrerprocessen, wie man sie früh in christlichen Kreisen veranstaltete, später rechnete man auch die passiones überhaupt mit ein, und die Bollandisten beschränken sich nicht hierauf; die ganze hagiographische Litteratur, alle Vitae Sanctorum, was irgend an Documenten zur Geschichte der kirchlichen „Heiligen“ aufzutreiben ist, wird hier gesammelt und kritisiert. Wenigstens in den früheren Bänden (Gottfr. Henschen † 1681 und Dan. Papebroeck † 1714 sind geniale Kritiker gewesen) ist der Stoff mit rücksichtslosem Freimut verarbeitet worden; die jetzigen Leiter C. de Smedt, G. van Hooff und J. de Backer haben ausser dem Fleiss nicht viel mit den Alten gemein. Die Anlage des Werkes erschwert leider den Gebrauch ungemein: nach der Reihe der Kalendertage werden die Heiligen erledigt, die Bände jedes Monats haben ihre eigene Zählung, so bespricht A. S. Septembris tom. VIII 1762 die Sancti des 29. und 30. Sept. nebst Ergänzungen für die übrigen Septembertage und Nachträgen zum August. Dass das Werk jetzt erst [303] bei den ersten Novembertagen angelangt ist, hängt mit der Pause zusammen, welche von 1796 bis 1837 die äusseren Geschicke des Ordens auferlegten. Wertvolle Urkunden stecken hier hin und her unter einem Wust phantastisch monotoner Fabeleien verborgen. Ein zuverlässiges Register liefert bis 1861 die Bibliotheca hist. medii aevi von A. Potthast 1862, bis auf die jüngste Zeit der Trésor de chronologie von Mas Latrie 1889, 665ff. Der letztere giebt die Indices der Sancti nicht nur alphabetisch, sondern auch nach den Kirchenprovinzen. Besonders empfehlenswert sind die chronologisch (und geographisch) geordneten Verzeichnisse bei K. J. Neumann Der röm. Staat und die allgem. Kirche bis auf Diokletian I 274 (283) bis 331.

Seit 1882 erscheinen in den Analecta Bollandiana allerlei Beilagen und Supplemente zu dem Hauptwerke. Ähnliche Arbeiten, nur mit beschränkteren Zwecken, sind Mabillons Acta Sanct. ordinis s. Benedicti 1668–1701 und Th. Ruinarts Acta s. martyrum sincera et selecta² 1713, letztlich zu Regensburg 1859 gedruckt. Auch St. Evod. Assemanis Acta s. martyrum orient. et occident. I und II 1748 sind beachtenswert. Natürlich vermehren neue Entdeckungen den Stoff fortwährend; B. Aubé, H. Usener u. A. haben uraltes, wertvolles Material herbeigeschafft, wie die acta martyrum Scilitanorum von 180 n. Chr. in lateinischer und griechischer Recension.
[Jülicher.]

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