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Accius. 1) L. Accius, Dichter und wie die grossen Alexandriner zugleich Grammatiker, der erste bedeutendere lateinische Grammatiker, von dem wir näheres durch die Überlieferung erfahren. Sein Geburtsjahr steht durch das Capitel des Sueton de poetis, aus dem Hieronymus zu Abr. 1878 einen, wie öfters, unordentlichen Auszug giebt, fest: er ist geboren Mancino et Serrano coss. 584 = 170, parentibus libertinis, zu Pisaurum in Umbrien. Dass dort das Geschlecht der Accii blühte, zeigen dort gefundene Inschriften (Detlefsen Rh. Mus. XVIII 236. Orelli 1164, wenn ächt), zeigt der adulescens T. Accius Pisaurensis eques R., Ankläger des von Cicero verteidigten A. Cluentius (pro Cluent. 156) und der noch zu Suetons Zeit bestehende fundus Accianus iuxta Pisaurum, der nach Hieron. a. a. O. so genannt wird, quia illuc inter colonos fuerat ex urbe deductus. Diese letztere Erklärung ist wol nur eine leichtfertige Erfindung eines Litterarhistorikers, der hier den Accius mit Ennius verwechselte: Ennius erhielt bei Gelegenheit der Deduction der Colonien nach Pisaurum und Potentia im J. 570 = 184 6 iugera Land und das römische Bürgerrecht (Cic. Brut. 79. Liv. XXXIX 44). A, wird vielmehr in Pisaurum geboren, der Sohn eines Freigelassenen der dort ansässigen Accii gewesen sein; die hohe griechische Bildung dieser Familie bezeugt, was Cic. Brut. 271 und pro Cluent. 156 von dem damals jugendlichen Ankläger des Cluentius rühmt und was Plin. n. h. VII 128 von einem Attius Pisaurensis erzählt, der den berühmten Grammatiker Daphnis ursprünglich als Sklaven besessen hatte. Dass letzterer, wie Detlefsen u. a. vermuten, der berühmte Dichter gewesen wäre, ist deshalb wenig wahrscheinlich, weil Plinius ihn sonst nur Accius (XVIII 200) oder L. Accius poeta nennt XXXIV 19) und ihn hier durch das cognomen Pisaurensis deutlich von dem berühmten Dichter zu scheiden scheint: er kann der Vater des aus Cicero bekanten T. Accius Pisaurensis geweser sein. Also ein Umbrer war Accius, wie Maccius Plautus: wohl möglich, dass des Ennius Beziehungen zu Pisaurum oder Potentia dichterische Bestrebungen dorthin verpflanzt haben. Frühzeitig schon muss Accius nach Rom gekommen sein, wo er die grammatischen Studien infolge der Anregung des Krates neu erblüht vorfand, in der tragischen Poesie war nach des Ennius Tod Pacuvius auf der Höhe seines Ruhmes, der Freund des Laelius (Cic. Lael. 24), dem Hause des Aemilius Paulus und Scipio Aemilianus treu ergeben, wie u. a. sein praetexta Paulus erweist. Im J. 614 = 140 mass sich A. vielleicht in seinem ersten Stück, dreissig Jahre alt, mit dem achtzigjährigen Pacuvius (Cic. Brut. 229), der ihm kurz darauf das Feld räumt und nach Tarent ging. Wenn A. nach Plin. n. h. XXXIV 19 sich selbst eine Statue in der aedes der Camenae setzte, so war dieselbe gewiss ein Weihgeschenk, wahrscheinlich infolge eines tragischen Sieges; er war der erste Tragiker, der erste Dichter in dem damals wohl in jenem Tempel tagenden Collegium der poetae, der selbst vor dem vornehmen C. Iulius Caesar Strabo [143] in den Vereinssitzungen nicht aufstand (Val. Max. III 7, 11), neben dem des Pacuvius Nachfolger Pompilius kaum genannt wurde und bald verschollen ist. A. Blüte setzt Hieronymus in die Zeit seines Wettkampfs mit Pacuvius, Abrah. 1878 = 139, woraus hervorgeht, dass auch Sueton wie Cicero aus Varro jenes Ereignis erzählte; Cicero Philipp. I 36 setzt richtiger seine Thätigkeit als tragischer Dichter etwa um 650 = 104, in die Zeit wo Lucilius den etwa 60jährigen bekämpfte: auch des A. Blüte, wie die des Pacuvius und Lucilius, fällt in die senectus (Hor. epist. II 1, 56). A. gehört nicht in die Succession der tragischen Dichter, die von Ennius dem Freunde der Aristokraten ausging (Varro sat. Menipp. 356), nicht zu dem Kreise des Scipio Aemilianus, in dem seine Feinde und Widersacher lebten, die Latiner C. Lucilius aus Suessa Aurunca und Q. Valerius aus Sora. Sein Gönner und Freund war der Redner und Staatsmann D. Iunius Brutus Callaicus cos. 616 = 138, Besieger der Gallaeker, über die er zur selben Zeit wie Scipio über Numantia triumphierte, hochgebildet in griechischer und römischer Litteratur (Cic. Brut. 107. Val. Max. VIII 14, 2. Cic. de leg. II 54), Besitzer berühmter Gärten (Cic. Lael. 7), dessen Geschlecht der Dichter in der praetexta Brutus feierte: das Stück verherrlichte den Ahnherrn Brutus und die Vertreibung der Könige. Aus dem Erlös der spanischen Kriegsbeute weihte der Feldherr dem Kriegsgott einen später durch den Schmuck kostbarer Kunstwerke berühmten Tempel beim Circus Flaminius auf dem Marsfeld (Plin. XXXVI 26): die Weihinschrift am Eingang liess er nach dem Schol. Bob. zu Cic. Arch. 27 p. 359 noch in Saturnischen Versen und zwar durch A. anfertigen, eine Thatsache, die wichtig ist für die chronologische Bestimmung der saturnischen Poesie sowie für die Kenntnis von der Beteiligung namhafter Dichter an Aufschriften öffentlicher Gebäude. In der Zeit der Gracchen und Sullas muss A. wie sein Gegner Lucilius in Rom sehr populär gewesen sein: ein Mimus verspottete beide gelegentlich mit Nennung des Namens vor versammeltem Publicum, was zu zwei Aufsehen erregenden Scandalprocessen führte (Auct. ad Her. I 24. II 19). Viele Anekdoten knüpften sich an seine Person: so die Geschichte bei Quintilian V 13, 43 über den Grund cur causas non ageret; so ist es eine wenig glaubliche Anekdote, wenn Gellius XIII 2, 2 den A. auf einer Reise nach Asien in Tarent den alten Pacuvius aufsuchen, ihm seinen Atreus vorlesen lässt und die Unterhaltung beider wörtlich wiedergiebt, ebenso wie die die Chronologie störende Erzählung von der Recitation der Andria durch Terentius vor Caecilius bei Sueton p. 28 R. eine Fabel. Das Todesjahr des A. ist unbekannt: Cicero hatte nach seiner Äusserung Brut. 107 sich mit ihm noch über wissenschaftliche Dinge unterhalten: danach muss sein Tod etwa 670 = 84 fallen, der Dichter etwa 86 Jahre alt geworden sein. Er war von sehr kleiner Gestalt, so dass der Künstler, der ihn portraitierte, bezüglich der Körperfigur von einer genauen Wiedergabe lieber absehen wollte: vielleicht hangt auch mit dieser Thatsache ein Witz des Lucilius zusammen, der von ihm schreibt: quare pro facie, pro statura Acciu’ status (Buch [144] 28). Inwieweit der Contorniat bei Visconti icon. rom. pl. XIII 3, welcher auf der einen Seite das Brustbild des Horaz, auf der andern den A. unbärtig, einen Stab in der Hand, auf einem Stuhl sitzend darstellt, Portrait oder Phantasiebild ist, mögen andere entscheiden. Die richtige Orthographie seines Namens geben seine Zeitgenossen Lucilius, Valerius bei Varro de l. L. X 70, der Auctor ad Her. a. a. O. nach der besten Überlieferung: die Schreibung Attius ist überhaupt mehr früheren Herausgebern als der handschriftlichen Überlieferung der betreffenden Autoren eigentümlich.

A. gilt den Römern der ersten Kaiserzeit als der erste und einzige römische Tragiker (Vell. I 17,1. Colum. praef. 21 Bip. Ovid. am. I 15, 19). Bei Persius I 76 wird er vor Pacuvius als der Dionysosbegnadete ausgezeichnet, venosus wird dort der liber Acci Brisaei genannt, ein Beiwort das uns durch Velleius II 9 verständlich wird: dort heisst es, dass A. sich sogar mit den Griechen messen dürfe, adeo ut in illis limae, in hoc paene plus videatur fuisse sanguinis. Bei Horaz epist. II 1, 56, dem Quintil. X 1, 97 folgt, vergleicht ihn die Volksmeinung mit Pacuvius und giebt ihm das Beiwort altus, diesen nennt sie doctus, Urteile die man füglich unter einander vertauschen könnte: bei Cicero (de opt. gen. or. 2) ist noch Pacuvius der erste Tragiker und der Auctor ad Her. IV 7 nennt diesen allein neben Ennius, während er A. nie citiert: Vitruv. praef. IX 16 p 218, 1 rühmt dagegen schon Ennius mit A. zusammen als ausgezeichnete Dichter. Der Umschwung des Urteils wurde wohl durch Arbeiten wie des Varro Bücher de sermone Latino verursacht. Mit diesem Ansehen des A. hängt es zusammen, wenn uns von ihm unter den Tragikern die meisten Fragmente und Titel erhalten sind. Schon die erhaltenen Titel, über 40 an Zahl gegen etwa 12 des Pacuvius, auf deren Auswahl der Autor besondere Sorgfalt verlegte, um bei der pronuntiatio tituli vor der Aufführung Eindruck zu machen, bekunden den gelehrten Grammatiker und die Rücksichtnahme auf ein gebildetes Publicum. Er bevorzugt Titel wie Phinidae, Persidae, Agamemnonidae u. a., die sich unter allen erhaltenen griechischen Tragödientiteln seltener finden als bei ihm allein, eine Vorliebe, die besonders der Titel seiner praetexta Aeneadae vel Decius deutlich macht: zweien seiner Dramen gab er zum Titel die Grammatikerbenennungen Nyctegresia und Epinausimache der Gesänge X und XIII der Ilias, ersteren in latinisierter Form (Nieberding de Iliade a L. Attio in dramata conversa. Gymnasialprogr. von Conitz 1838) einem dritten den Titel Thebais. Auch die erhaltenen Reste zeigen den gelehrten Dichter. Differentiae verborum festzustellen scheint damals eine Lieblingsbeschäftigung der Grammatik gewesen zu sein: A. erörtert so den Unterschied von pervicacia und pertinacia (4ff.), von animus und anima 296. Festzustellen, was der Dichter seinen Vorgängern verdankt, was er selbst geneuert in Sprache und Metrik, führt hier zu weit: wie er den Ennius benützte, zeigt Serv. Aen. IV 404; wie er selbst des Terenz Stücke aufmerksam gelesen oder gehört und der schon metrisch auffallende Vers Adelph. 470 [145] persuasit nox amor vinum adulescentia ihm im Gedächtnis geblieben ist, beweist V. 349 persuasit maeror anxitudo error dolor. Über den Inhalt der Tragödien O. Ribbeck röm. Tragödie 340–606; Gesch. der röm. Dicht. I 170ff. 192ff. C. Robert Bild und Lied 133–139. Lucian Müller de Accii fabulis disputatio Berlin 1890. Ch. Hülsen Berlin. Phil. Wochenschrift 1889, 1098. Die Bruchstücke der crepidatae bei O. Ribbeck TRF² p. 136ff., der beiden praetextae p. 281ff.: mehr als zwei praetextae hat A. nicht geschrieben, die profane oder politische Tragödie fand bei den Römern ebensowenig Anklang wie bei den Griechen. Die crepidatae wurden noch in Caesarianischer Zeit aufgeführt, aber sie waren zu Ausstattungsstücken herabgesunken: so klagt Cicero über die geschmacklose Aufführung der Clutemestra (698 = 56) ad fam. VII 1, 2. Sein Bericht über die Aufführung des Eurysaces 697 = 57 in der Rede p. Sest. 121 zeigt, dass der Schauspieler Aesopus aus Ennius Andromache Stücke in die Tragödie des A. einlegte und selbst Verse hineindichtete, um politische Anspielungen machen zu können, die beste Parallelstelle zu den Berichten der Scholien zu Euripides über die Schauspielerinterpolationen in den griechischen Tragödien. Die letzte Aufführung einer Tragödie des A. und wohl überhaupt einer classischen Tragödie, von der wir erfahren, ist die des Tereus 710 = 44 (Cic. Phil. I 36; ad Att. XVI 2, 3. 5, 1). Seit der augusteischen Zeit ist A. nur noch Gegenstand der Lektüre Weniger und der gelehrten Forschung: an die Stelle der römischen Senare des A. treten die griechischen Trimeter wie sie Santra, Seneca, Ovid bauten und Horaz A. P. 258 gefordert hatte. Dass deshalb einzelne Sprüche und Kraftstellen des A. wie das berühmte oderint dum metuant des Atreus (203 Ribb.) allgemein bekannt blieben, kann nicht auffallen (Ascon. p. 14, 26). Die Beziehungen der Tragödien des Seneca zu denen des A. erörtert F. Strauss de ratione inter Senecam et antiquas fabulas Romanas intercedente diss. Rostochii 1887, wo die frühere Litteratur angegeben ist.

Die nicht zur Tragödie gehörigen Überreste des A. finden sich in L. Müllers Lucilius p. 303ff. Bährens FPR p. 266ff. Wir ersehen aus denselben, wie der Dichter auf den Bahnen seiner Vorgänger besonders des Ennius weiter wandelte. So schrieb er annales in mehreren Büchern, dem Titel nach zu urteilen eine Chronik in Ennianischen Hexametern, nach den erhaltenen Bruchstücken mehr mythographischen und theologischen Inhalts; bei Festus p. 146 Accius annali XXVII calones famulique metallique caculaeque gehört die Zahl zum Citat oder ist verderbt. Dem Sota des Ennius entsprechen die Sotadicorum libri, von denen uns ein Bruchstück erhalten ist, das über Prometheus Leiden handelt: vielleicht bezieht sich auf dieses Gedicht Plinius ep. V 3, 6. Lehrgedichte nach Art der Heduphagetica, des Epicharm und der Praecepta des Ennius waren die Praxidica, Parerga, Pragmatica und Didascalica: mit dem erstgenannten Titel verglich Ribbeck Rh. Mus. XLI 631 das Beiwort Πραξιδίκη, das Demeter in den Orph. Hymn. XXIX 5 führt, das Gedicht gab Lehren über die Landwirtschaft nach Plin. n. h. XVIII 200; [146] in den Parerga waren ähnliche Dinge in Senaren behandelt. Dagegen waren die Pragmatica, in trochaeischen Septenaren abgefasst, litterargeschichtlichen Inhalts: wie es scheint, zum Teil in Form einer Parabase an das römische Publicum behandelten sie die Entwicklung der griechischen Komödie und des Satyrspiels. Das interessanteste Lehrgedicht waren die Didascalica, die Lachmann (kl. Schr. II 69) und andere nach ihm mit den Sotadica identifiziert haben: vorsichtiger wird es sein, beide Werke von einander zu sondern. Die erhaltenen Fragmente zeigen, dass das Buch dem Inhalt nach keineswegs, wie man aus dem Titel schliessen könnte, ausschliesslich derartige Stoffe behandelte wie die verwandten Werke des Aristoteles, Karystios u. a. Das 1. Buch behandelte die Epiker, Homer und Hesiod, vom 2. Buch ab waren die Tragiker behandelt, so wird die chorische Technik des Euripides getadelt, im 3. Buch standen die Worte actoribus manuleos baltea machaeras, die sich auf die Neuerungen des Aischylos in der Ausstattung der Schauspieler durch χειρῖδες, Schwerter und Gürtel beziehen. Im 9. Buch waren die varia genera poematorum behandelt, es war einem Baebius gewidmet. Buecheler Rh. Mus. XXXV 401 erkannte in einem der erhaltenen Fragmente reine Prosa, ebenso in dem Bruchstück bei Priscian I 253 zwei Senare, deren Wortschatz den Leser des Plautus bekundet und die nicht Citat sein werden. Diese Thatsache ist wichtig: A. scheint schon vor Varro die Form der menippeischen Satire zum Lehrgedicht verwandt zu haben: den iambischen Trimeter hat ja auch sein Zeitgenosse Apollodor von Athen zum Lehrgedicht benützt. Als Grammatiker steht A. wohl noch ganz unter dem Einfluss der Pergamener: wenigstens sind die in den Didascalica vertretenen Lehren noch unbeeinflusst von der Forschung der Alexandriner, insbesondere des Aristarch. Er setzt frgm. 7 Baehr. den Hesiod älter als Homer, Aristarch vertrat sehr energisch die entgegengesetzte Meinung (Aristonicus zu Il. XII 22. Lehrs Aristarch² 226). Die auf die lateinische Litteratur bezüglichen Anführungen aus A., sämtlich ohne Angabe des Buchtitels, mögen sich auf die Didascalica beziehen: sie stammen alle direct oder indirect aus Varros Schriften und sind uns nur durch die Polemik Varros erhalten. Einesteils erstreckten sich seine Bemühungen auf Feststellung des ächten litterarischen Nachlasses der Dichter, wie des Plautus, dem er selbst gegen das Zeugnis der Prologe Stücke absprach: Varro de comoediis Plautinis bei Gell. III 3. Andernteils behandelte er die Chronologie der Dichter: durch Varro de poetis, den Cicero im Brutus 72 und Sueton benützen, sind uns seine Zeitansätze erhalten. Nach A. soll Livius 557 = 197 das erste Drama aufgeführt haben, weshalb flüchtig wie oft den Sueton excerpierend Hieronymus seine Blüte 10 Jahre später 567 = 187 ansetzt, und wahrscheinlich ist der Ansatz des Todes des Naevius, den Varro bekämpfte (550 = 204: Cic. Brut. 60), gleichfalls der des A. gewesen. Auch die Nachricht über seinen Wettkampf mit Pacuvius (Cic. Brut. 229) stammte wohl aus den Didascalica. Ungewiss ist es, ob er auch die praecepta de orthographia in dieser [147] Schrift gegeben hatte. Dieselben sind uns bekannt durch die Polemik des Lucilius Buch IX und des Varro, der besonders in seinen Schriften de antiquitate litterarum ad L. Accium und de origine linguae Latinae die Lehren des A. behandelt hatte (A. Wilmanns de M. Terenti Varronis libris grammaticis 218. 220; Zusammenstellung der praecepta des A. bei L. Mueller Lucil, p. 308. Baehrens p. 271). Einesteils hören wir, dass A. vielfach griechischem Sprachgebrauch folgte: er schrieb scena, nicht scaena, ja sogar agceps, agcora, aggulus u. dgl., ebenso wie er Hectora nicht Hectorem schreiben wollte, eine Erscheinung die sich berührt mit ähnlichen graecisierenden Bestrebungen des Tragikers C. Caesar Strabo, der Einführung griechischer Bühnenausstattung in damaliger Zeit u. dgl. mehr. Andrerseits hören wir, dass er y und z nicht anwandte, dass der Umbrer die Vocallänge durch Gemination bezeichnete, wie die Inschriften der Umbrer, Osker, Etrusker, ausser der Länge des i, die er, gewiss der Aussprache entsprechend, durchweg mit ei wiedergeben wollte: auf den lateinischen Inschriften findet sich die Gemination seit 622 = 132 bis in Ciceros Zeit, also genau entsprechend der Blütezeit des A. Dass A. diesen Schriftgebrauch aus den italischen Dialekten in seine Orthographie einführte, steht fest (Ritschl Opusc. IV 142. 361. Jordan krit. Beiträge 125): dass es aber seine Autorität gewesen sein sollte, die die Orthographie der öffentlichen Urkunden in der Weise und gerade nur in diesem Brauch beeinflusst habe, ist wenig wahrscheinlich und nicht zu beweisen, da gerade für die Zeit nach dem SC de Bacchan. und vor dem Meilenstein des Popilius zu wenig inschriftliches Material zur Beurteilung vorliegt. Über die auffallende Schreibung Μααρκος, die schon in dem SC de Thisbaeis von 584 = 170 erscheint, vgl. Mommsen Eph. Epigr. I p. 286. Wann A. diese Schriften grammatischen Inhalts veröffentlicht hatte, ist ungewiss und hängt ab von der Datierung der gegen ihn gerichteten Bücher IX und X der Satiren des Lucilius. Da das XI. Buch des Lucilius bald nach 644 = 110 fallen muss, das II. Buch bald nach 634 = 120 (F. Marx studia Luciliana 91 ff.), so werden die Bücher IX und X und die grammatischen Schriften des A. um 639 = 115 anzusetzen sein. Noch bleibt zu erwähnen, dass wir von Textkritik oder Interpretation der Schriftsteller durch A. nichts erfahren: hier war es Stilo, der die Methode der Alexandriner zugleich mit den kritischen Zeichen in Rom heimisch machte.
[F. Marx.]
Anmerkungen (Wikisource)

Siehe auch Accius 1a und 1b im Supplementband I.

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