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Mopsos (altgriechisch Μόψος, Mópsos, luwisch wahrscheinlich Mukšas, Phönizisch vermutlich MPŠ)[1] ist in der griechischen Mythologie der Enkel des Teiresias und der Sohn von dessen Tochter Manto und dem Rhakios oder dem Gott Apollon.[2][3] Mopsos war ein berühmter Seher, der als Begründer des Orakels des Apollon in Klaros gilt. Er soll die Karer aus seinem Reich vertrieben haben.[4]
Überlieferung

Nach der Eroberung Trojas warnte Kalchas, der offizielle Seher des Trojanischen Krieges auf Seiten der Griechen, davor mit dem Schiff die Rückreise anzutreten, da Athene sie wegen der Schandtat des Aias bestrafen würde.[5] Aus diesem Grund trat er die Reise zu Fuß an und die Helden Amphilochos, Leonteus, Podaleirios und Polypoites schlossen sich mit ihrem Gefolge an. Sie erreichten schließlich das etwa 220 km südlich von Troja gelegene Kolophon und wurden von Mopsos, dem Herrscher von Kolophon, freundschaftlich aufgenommen. Zwischen den beiden Sehern Mopsos und Kalchas kam es zu einem divinatorischen Wettstreit und so fragte Kalchas, wie viele Früchte wohl an einem bestimmten wilden Feigenbaum hängen würden. Mopsos antwortete 10.000 und es wären genau eine Feige mehr als ein Medimnos (etwa 50 Liter). Es zeigte sich, dass diese Angabe genau stimmte.[6] Nun fragte Mopsos, wann seine trächtige Sau wie viele Jungen werfen würde, und Kalchas antwortete acht Ferkel. Mopsos sagte jedoch voraus, dass es neun männliche Ferkel seien und diese am nächsten Tag in der sechsten Stunde geboren würden. Auch dieses mal stimmte seine Voraussage genau und Kalchas starb, wie ihm prophezeit wurde, aus Scham und Enttäuschung über diese Niederlage.[7]

Danach zog Mopsos zusammen mit Amphilochos und seinen Gefolgsleuten zunächst nach Pamphylien und gründete die Städte Phaselis[8] und Aspendos. Ein Teil seines Gefolges blieb in Pamphylien zurück als er weiter über das Taurusgebirge nach Kilikien zog. Wobei ein Teil seines Heeres bis nach Syrien und Phönizien vordrang.[9] Eusebius von Caesarea berichtet, dass er dort ab 1184 v. Chr. regierte.[10] Auf Mopsos sollen die Gründungen der kilikischen Städte Mopsukrene und Mopsuestia zurückgehen.[11] Der Name Mopsuestia (auch Mopsou-Hestia) wird als „Herd des Mopsus“ erklärt.[12] Das Motiv des tödlichen Wettkampfs unter Sehern wiederholte sich beim Streit mit Amphilochos.[13] Nach Strabon regierte Mopsos in der von beiden gegründeten Stadt Mallos, südöstlich von Adana. Nach Amphilochos’ Rückkehr von Argos forderte er, von der Teilnahme an der Regierung ausgeschlossen, Mopsos zum Zweikampf, bei dem beide starben.[3] Sie sollen am Berg Magarsa unweit der Mündung des Flusses Pyramos bestattet worden sein.[14] In Kilikien soll noch zu Plutarchs Lebzeiten (1. Jahrhundert n. Chr.) ein Orakel des Mopsos existiert haben.[15]
Seevölkerinvasion

Einige Wissenschaftler vermuten, dass sich die Überlieferung um Mopsos auf den Teil der Seevölkerinvasion bezieht, der über das Festland in die Levante zog. So vermutete Fritz Schachermeyr, dass die Seevölker von Nordwesten nach Kleinasien einwanderten. Anhand der aufgefundenen Keramik datierte er dieses Ereignis auf etwa 1215 v. Chr. So soll auch die Datierung des Eusebius von Caesarea des Beginns der Regierung des Mopsos in Kilikien auf 1184 v. Chr. bestens hierzu passen. Auch der Angriff der Seevölker auf Ägypten, der auf 1177 v. Chr. datiert wird, passt in dieses Bild.[16]

So wird auch vermutet, dass es sich bei der Geschichte des lydischen Historikers Xanthos von dem lydischen König Mopsos, der die Göttin Atargatis zusammen mit ihrem Sohn Ichthys (,Fisch’) im heiligen See bei Askalon ertränkte,[17] auch um den gleichen Mopsos handeln könnte.[18]

Auch die hieroglyphisch-phönizischen Bilingue von Karatepe des Azatiwada aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. wird als Indiz für die Historizität des Mopsos angeführt.[16] Hier wird ein Mukša, phönizisch mpš, erwähnt, der die Königslinie in Adana („Haus des Mukša“) begründet habe. Der Name Mukša war im Kleinasien der Bronzezeit seit Ende des 15. Jahrhunderts v. Chr. gebräuchlich und soll dem griechischen Mopsos entsprechen.[11] Die in derselben Inschrift verwendete Bezeichnung Danuna für Adana soll letztendlich auf die am Zug des Mopsos beteiligten Danaer zurückgehen und das Hiyawa soll sich von Hyp-Achaioi ableiten.[19]
Literatur

Otto Höfer: Mopsos 2. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 3208 f. (Digitalisat).
Jan N. Bremmer: Mopsos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 390 f.
Bernhard Kruse: Mopsos 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XVI,1, Stuttgart 1933, Sp. 242 f.
Erika Simon: Mopsos 2. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VI, Zürich/München 1992, S. 652–654.
Manuel Robbins: Collapse of the Bronze Age: The Story of Greece, Troy, Israel, Egypt, and the Peoples of the Sea, 2001, S. 181–184

Weblinks

Mopsus im Greek Mythology Index (englisch)
Max Gander: Ahhiyawa – Hiyawa – Que: Griechen in Kilikien am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit?

Einzelnachweise
mo-qo-so. Minoan Linear A & Mycenaean Linear B. minoan.deaditerranean.com, abgerufen am 31. Dezember 2017 (englisch).
Pausanias: Description of Greece, 7.3.2. (Beschreibung Griechenlands, 7.3.2). Perseus Project (englisch).
Albert Forbiger: Strabo’s Erdbeschreibung. Band 6. Krais & Hoffmann, Stuttgart 1859, S. 146 (Digitalisat [abgerufen am 2. Dezember 2018] Strabon 14.5.16).
Pausanias, Beschreibung Griechenlands 7,3,2
Bibliotheke des Apollodor 8, 23
Strabon, Geographica 14,1,27 (p. 642) (entspricht Hesiod Fragment 278); Photios, Bibliothek 186,6 (Konon, Diegeseis).
Bibliotheke des Apollodor 9,2–4; Proklos, Zusammenfassung der Nostoi.
Pomponius Mela, De chorographia libri tres 1,79.
Strabon, Geographica 14,4,3 (p. 668).
Merton College MS 315, Blatt 50r [1];
Maciej Popko: Völker und Sprachen Altanatoliens. Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05708-0, „Hieroglyphen-Luwier“, S. 82 (Leseprobe [abgerufen am 3. Dezember 2018] polnisch: Ludy i języki starożytnej Anatolii. Warschau 1999. Übersetzt von Cyril Brosch).
William M. Ramsay: Cilicia, Tarsus, and the Great Taurus Pass. In: The Geographical Journal. Band 22, Nr. 4. The Royal Geographical Society (with the Institute of British Geographers), London Oktober 1902, Cilicia, S. 358 (Fußnote), JSTOR:1775456 (englisch, Digitalisat [abgerufen am 2. Dezember 2018]).
Bibliotheke des Apollodor 6,19; Lykophron aus Chalkis 439-446.
Eduard Jacobi: Handwörterbuch der griechischen und römischen Mythologie. Gustav Brauns, Leipzig 1830, Amphilochus, S. 88 (Digitalisat [abgerufen am 2. Dezember 2018]).; Strabon, Geographica 14,5,16 (p. 675–676).
Plutarch, De Defectu Oraculorum 45 (p. 481).
Fritz Schachermeyr: Die levante im Zeitalter der Wanderungen. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1982, ISBN 3-7001-0429-5 (formal falsch), S. 92, 171. Korrekte ISBN 3-7001-0428-6.
Athenaios: Δειπνοσοφισταί. In: August Meineke (Hrsg.): Deipnosophistae. Band 2. Teubner, Leipzig 1858, 8.37, S. 130 (griechisch, Digitalisat, Perseus Project [abgerufen am 3. Dezember 2018]).
Fritz Schachermeyr: Die levante im Zeitalter der Wanderungen. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1982, ISBN 3-7001-0429-5 (formal falsch), S. 170. Korrekte ISBN 3-7001-0428-6.
Fritz Schachermeyr: Die levante im Zeitalter der Wanderungen. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1982, ISBN 3-7001-0429-5 (formal falsch), S. 184. Korrekte ISBN 3-7001-0428-6.

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Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen - Die Heroen-Geschichten, dtv, ISBN 3-423-30031-0

Michael Grant und John Hazel, Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, dtv, ISBN 3-423-32508-9

Robert von Ranke-Graves: "Griechische Mythologie - Quellen und Deutung", rororo, ISBN 3-499-55404-6

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