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Die Politik (Originaltitel Πολιτικα - "Die politischen Dinge") ist die wichtigste staatsphilosophische Schrift des Aristoteles. Das in acht Bücher aufgeteilte Werk behandelt verschiedene real existierende und abstrakte Verfassungen.

Das Werk

Der Mensch als zoon politikon

Aristoteles stellt darin seine berühmt gewordene Definition des Menschen als zoon politikon (altgr.: gesellschaftliches Wesen, in Politika III, 6) auf. Grundbestimmung des Menschen ist das Zusammenleben mit anderen, nur so verwirklicht er seine Natur, die ihn im Gegensatz zu den Tieren mit Sprache ausgestattet hat und damit mit der Möglichkeit, sich Vorstellungen von Recht und Unrecht zu machen und mit anderen auszutauschen. Wer außerhalb des Staats lebt, der ist, so Aristoteles, "entweder ein Tier oder aber ein Gott".

Der teleologische Naturbegriff

Aristoteles glaubt wie Platon, dass Ordnung nicht aus Zufall entsteht. Doch sieht er dahinter nicht eine göttliche Intelligenz, sondern die Natur ist nach Aristoteles einem in sich stimmigen Plan entsprechend aufgebaut, der sich erfüllt, wenn jedes Ding den in ihm enthaltenen Zweck verwirklicht. Es verwirklicht so sein Wesen und vollbringt seine Funktion im ganzen.

Definition des Staates

Der Staat ist für Aristoteles der Zusammenschluß kleinerer Gemeinschaften zu einer großen, die das Ziel der Selbstgenügsamkeit (autarkeia) erfüllt. Entstanden um des Überlebens willen, besteht der Staat als natürliche Einheit zur Ermöglichung eines vollkommenen Lebens.

Von Natur aus existiert nach Aristoteles Herrschendes und Beherrschtes. Freie Männer sollen die Staatsangelegenheiten je nach Regierungsform bestimmen. Freie Frauen werden von Sklaven unterschieden.

Die Staatsformenlehre

In der Politik wird auch die Theorie der Staatsformenlehre beschrieben. In der ersten Staatsformenlehre (die idealtypisch untersucht) werden den drei "guten Verfassungen", welche alle das Allgemeinwohl im Auge haben (Monarchie, Aristokratie [Herrschaft der Besten] und Politie), die drei "entarteten" Verfassungen gegenüber gestellt, die nur dem Wohl der Herrschenden dienen (Tyrannis, Oligarchie und Demokratie, wobei die Demokratie nicht unserem modernen Verständnis entspricht). Aristoteles warf gerade der extremen Form der Demokratie vor, nur dem Wohl der Armen zu dienen, nicht aber dem der Allgemeinheit. Die drei schlechten Staatsformen verfehlten damit nach ihm alle den Zweck, "gut zu leben".

Die zweite Staatsformenlehre untersucht die Verfassungen auf empirischer Basis und kommt zu einem wesentlich milderen Urteil die Demokratie betreffend (allerdings nicht in ihrer extremen Form). Aristoteles plädierte dort für eine Mischverfassung, die er ebenfalls Politie nennt.

Die drei Basis-Theoreme der "Politik"

David Keyt unterscheidet drei Basis-Theoreme in der "Politik" des Aristoteles. Das erste bringt Aristoteles, nachdem er dargelegt hat, dass die Polis aus mehreren Dörfern besteht, ein Dorf wiederum aus mehreren Hausgemeinschaften.

1. Die Polis existiert von Natur aus. Da jeder Mensch nur lebt, um den in ihm ruhenden Plan zu vollenden (teleologischer Naturbegriff) und er dazu die Polis benötigt, da diese es ihm ermöglicht, seine Eudaimonia zu erreichen, existiert die Polis vom ersten Moment an, wo es Menschen gibt.

2. Der Mensch ist ein politisches Tier. Dieses Theorem enthält zwei Teile: (a) Eine zoologische Klassifizierung des Menschen als politisches Herdentier (mit den Bienen, Ameisen etc.) und (b) eine Unterscheidung von den anderen Tieren durch die Sprache, die es dem Menschen ermöglicht, Gerechtes von Ungerechtem zu unterscheiden.

3. Die Polis ist früher als der Einzelne. Zwei Deutungen: (a) Der Natur nach vorgängig meint, dass eine Sache X einer Sache Y nach vorgängig ist, wenn X zwar ohne Y existieren kann, Y aber nicht ohne X. Beispiel: Eltern und Kinder. (b) Der Substanz nach vorgängig ist eine Sache Y, wenn sie eine höhere Stufe der Entwicklung darstellt als X. Dies ist die plausiblere Deutung. Die Polis ist der Substanz nach vorgängig gegenüber dem Individuum, da sie eine höhere Entwicklungsstufe darstellt als das Individuum.

Literatur

Werkausgaben (in Auswahl)

Die am besten kommentierte Fassung ist:

Aristoteles: Politik. Band 9 der Werke in deutscher Übersetzung, begründet von Ernst Grumach, herausgegeben von Hellmut Flashar, übersetzt und erläutert von Eckart Schütrumpf, Akademie Verlag, Berlin ab 1991. Buch I (Band 9.1, 1991), Buch II–III (Bd 9.2, 1991), Buch IV–VI (Band 9.3, 1996), Buch VII–VIII (Band 9.4, 2005).

Daneben können auch andere Fassungen herangezogen werden, die aber keinen so ausführlichen Kommentar bieten:

Aristoteles: Politik, Stuttgart: Reclam, ISBN 3150085225

Sekundärliteratur

Aristoteles: Politik, hrsg. von Otfried Höffe, Reihe Klassiker auslegen, Berlin 2001. Wichtige Aufsatzsammlung.

Henning Ottmann: Geschichte des politischen Denkens. Die Griechen. Von Platon bis zum Hellenismus, Bd. 1/2, Stuttgart/Weimar 2001.

Weblinks

Aristotle's Political Theory, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (http://plato.stanford.edu/entries/aristotle-politics/)

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