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Die Geschichte der Medizin im Altertum kann unterteilt werden in Ägyptische Medizin, Medizin des Zweistromlandes, die Medizin des jüdischen Volkes, und die Medizin im Antiken Griechenland und im Römischen Reich. Die Medizin des Antiken Griechenlandes kann als Wiege der europäischen Medizin angesehen werden.

Ägyptische Medizin

Das Papyrus Ebers aus dem Jahre 1550 v. Chr. kann als erste systematische Auflistung medizinischer Erkenntnisse betrachtet werden.

Trotz des Umstandes, dass die alten Ägypter die Mumifizierung meisterhaft beherrschten, befassten sie sich nicht mit funktioneller Anatomie. Sie wussten über die Wichtigkeit des Herzens, hatten aber kein Wissen vom Kreislauf. Außerdem glaubten sie, das Herz wäre der Sitz der Intelligenz.

Nichtsdestotrotz hatte die Mumifizierung einen großen Einfluß auf die spätere Entwicklung der Medizin, da während des Vorgangs der Mumifizierung der Körper geöffnet wurde und somit erste Erkenntnisse über Anatomie lieferte.

Vermutlich der wichtigste Arzt der Ägypter war Imhotep, ein Gelehrter am Hof Pharaos Djoser. Imhotep war nicht nur Architekt, der die erste Pyramide erbaute, sondern auch Arzt. Er entwickelte die Technik der Mumifizierung weiter, in dem er die inneren Organe der Toten entnehmen ließ, um sie in speziellen Gefässen, den Kanopen, aufzubewahren. In der ägyptischen Spätzeit, im "Neuen Reich", wurde er unter anderem auch als Gott des Heilwesens verehrt, und die Griechen erkannten in ihm ihren Heilgott Asklepios und nannten ihn Imuthes.

Medizin im Zweistromland

Medizinische Aufzeichungen aus der Mitte des siebten Jahrhunderts vor Christus wurden auf Tontafeln aus Assurbanipal gefunden. Insgesamt 660 Tontafeln geben Aufschluß über ein medizinisches Wissen, das bereits zur Zeit seiner Aufzeichnung tausend Jahre alt war. Die Tafeln enthalten Symptome, Prognosen und mögliche Behandlungen verschiedener Krankheiten.

In Babylon wurde die Tätigkeit der Heiler von Gesetzen reguliert. Sie enthielten Richtlinien für die Entlohnung nach Operationen, aber auch Sanktionen gegen Ärzte, die während der Operation den Tod eines Adeligen verursachten.

Medizin des jüdischen Volkes

Das Alte Testament enthält Gesundheitsvorschriften, die zwischen dem achten und dem dritten Jahrhundert vor Christus niedergeschrieben wurden. Krankheit wurde als Strafe Gottes betrachtet. Kleriker waren mehr mit der Kontrolle der Einhaltung der Gesundheitsvorschriften als mit tatsächlicher Heilung beschäftigt. Regelungen, die Reinlichkeit, Sanitäranlagen und Abfallentsorgung betrafen, entsprachen in ihren Intentionen heutigen Standards. Um Epidemien aufzuhalten, wurde eine 40-Tage-Quarantäne eingeführt, die noch Jahrhunderte später in Europa angewendet wurde.

Die Gesundheitsvorschriften waren niedergeschrieben im 3. Buch Mose, dem Leviticus. Orthodoxe Juden befolgen diese Vorschriften bis heute.

Medizin im Antiken Griechenland

Besonders hervorzuheben an der griechischen Medizin ist der Umstand, dass sie sich von der Vorstellung, Krankheit sei eine göttliche Strafe, entfernt hatten und Medizin als Wissenschaft betrachteten. Die griechische Philosophie lieferte eine wichtige Basis für die damalige Medizin. Man glaubte an eine allmächtige Naturmacht. Außerdem wurde großer Wert auf Harmonie gelegt, was Ähnlichkeiten zur orientalischen Medizin aufweist.

Die alten Griechen legten großen Wert auf die Harmonie der vier Temperamente. Diese wurden den vier Elementen gleichgesetzt. Außerdem ordneten sie die Temperamente verschiedenen Körperteilen und -säften zu. Die vier Säfte waren Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle. Gesundheit wird dann erreicht, wenn die vier Säfte im richtigen Mischungsverhältnis sind. (siehe auch Humoralpathologie)

Heiler waren weitgereiste hochangesehene Männer, die großen Wert auf Reinlichkeit legten. Sie wussten bereits, dass psychologische Faktoren großen Enfluss auf Verlauf und Heilung von Krankheiten haben können. Dem Asklepios geweihte Tempel, sog. Asklepieon, dienten als Sanatorien, die eine wichtige Rolle in der Heilung vor allem psychosomatischer Krankheiten spielten. In ihnen konnten die Patienten die Nacht verbringen und in ihren Träumen die Heilung durch Asklepios erwarten. Der Stab des Asklepios, der so genannte Äskulapstab, um den sich eine Schlange wickelt, ist bis zum heutigen Tage Symbol der Medizin. Die Fähigkeit der Schlange sich zu häuten, symbolisiert Erneuerung, Wiedergeburt und Heilung.

Hippokrates

Die wohl wichtigste Figur der griechischen Medizin ist Hippokrates. Er stammte aus der medizinischen Schule auf der Insel Kós. Seine eigene Arbeit und die seiner Schüler wurde in den 70 Bänden des Corpus Hippocraticum zusammengefasst. Viele der hierin beschriebenen Krankheiten sind heute immer noch verbreitet, zum Beispiel Malaria oder Gonorrhö. Das Werk enthielt außerdem Verhaltensregeln, wie zum Beispiel Kleiderordnung oder Vorschriften, die das Leben der Heiler regelten.

Der Hippokratische Eid, eine der Säulen der medizinischen Ethik, wird auch mit Hippokrates verbunden, obwohl er vermutlich nicht auf ihn zurück geht. Die, die den Eid leisten, versprechen ein heiliges, reines Leben zu führen und den Bedürfnissen der Patienten ihr ganzes Leben zu dienen.

Das bekannteste Zentrum der hellenistischen Ära war Alexandria. Herophilos und Erastratos waren die bekanntesten Vertreter dieses geistigen Zentrums, das auch nach dem Brand der großen Bibliothek weiter bestand. Herophilos maß als erster den Puls, und unterschied zwischen einer Lähmung von motorischen und sensorischen Nerven. Damit legte er den Grundstein für die Neurophysiologie. Eristratos führte die Arbeit seines Vorgängers weiter und erkannte das Herz als wichtigsten Bestandteil des Blutkreislaufs.

Die griechische Medizin beeinflusste die Geschichte der europäischen Medizin für Jahrhunderte.

Ärzte im Römischen Reich

Um 293 v. Chr. litt Rom unter einem Ausbruch der Pest und musste griechische Ärzte um Hilfe bitten, die sich daraufhin in Rom niederließen. Daraufhin befand sich die Medizin des Römischen Reichs für Jahrhunderte fest in griechischer Hand.

Die griechischen Schulen in Rom richteten sich nach den Prinzipien, die von Hippokrates im Corpus Hippocraticum niedergelegt worden waren. Die Ärzte Roms formten auf Grund ihrer Arbeit drei Schichten: Jene, die freie unabhängige private Praxen hatten, die zweite Gruppe als Familienärzte im Dienst reicher Familien oder des Kaisers, und von der Stadt angestellte Ärzte als dritte Gruppe. Unter den römischen Ärzten fanden sich auch Frauen, hauptsächlich in der Geburtshilfe und der Gynäkologie.

Das pharmazeutische Wissen der Zeit befand sich in den fünf Bänden des De Materia Medicina von Dioscorides. Diese Kräuterkunde wurde bis zur Renaissance verwendet.

Das chirurgische Wissen der alten Römer war sehr fortgeschritten, sie verwendeten 200 verschiedene Instrumente. Ihr ungenaues Wissen über Anatomie erschwerte aber den erfolgreichen Einsatz.

Die griechische Wertschätzung der Reinheit war auch in Rom sichtbar. Eine gute allgemeine Gesundheit und eine hohe Hygiene waren Haupterfolge der römischen Medizin.

Wichtigste Vertreter

Galenus von Pergamon

Marcus Terentius Varro, zwar kein Arzt, sondern Universalgelehrter, sprach in seinem Werk "Über die Landwirtschaft" von kleinen unsichtbaren Geschöpfen, die in den Menschen durch die Atemwege und den Verdauungstrakt eindrangen und dort Krankheiten verursachten, geriet leider in Vergessenheit, bis die Mikrobiologie diese Vermutung bestätigte.

Aulus Cornelius Celsus verfasste ein medizinisches Textbuch mit dem Titel De medicina bestehend aus acht Bänden. Unter anderem beschrieb er komplexe chirurgische Operationen, aber seine Beschreibung akuter Entzündung (lat. rubor, tumor, cum calore et dolore, dt. rot, schmerzhaft, warme Schwellung), die heute noch verwendet wird, brachte ihm die meiste Anerkennung.

Galenus (129 - 199 v. Chr.) war der bekannteste römische Arzt und Autor einer Zusammenfassung, die den besten Überblick über das medizinische Wissen der Antike gibt. Eine seiner wichtigsten Entdeckungen war die Rolle des Blutes bei der Ernährung von Gewebe, und die Funktionsweise der Nerven. Unglücklicherweise wurden seine modernen Lehren missachtet, und er selbst betrachtete die griechische Lehre von den vier Temperamenten als so wichtig, dass seine überarbeitete Theorie über die vier Flüssigkeiten dogmatisch für die gesamte mittelalterliche Medizin wurde. Der Glaube an die Heilwirkung von Aderlassen und vergleichbare Praktiken kostete zahlreiche Leben in späteren Jahrhunderten.

Der unkritische Glaube an die Lehren Galens verzögerte den Fortschritt der Medizin um nahezu tausend Jahre.

Literatur

Karl Deichgräber, Hippokrates' De humoribus in der Geschichte der griechischen Medizin; Mainz, 1972, Franz Steiner Verlag Wiesbaden.

Gerhard Fichtner: Corpus Galenicum (Verzeichnis der galenischen und pseudogalenischen Schriften). Tübingen 1985?, 1990?

Karl-Heinz Leven (Hrsg.), Antike Medizin, Ein Lexikon. C.H. Beck 2005, ISBN: 340652891

Walter Müri, Der Arzt im Altertum. Griechische und lateinische Quellenstücke von Hippokrates bis Galen mit der Übertragung ins Deutsche; 5. Aufl., 1986, Artemis Verlag München und Zürich.

Henry E. Sigerist, Anfänge der Medizin. Von der primitiven und archaischen Medizin bis zum Goldenen Zeitalter in Griechenland, Europa-Verlag Zürich 1963

Stephanos Geroulanos und Rene Bridler, Trauma - Wund-Entstehung und Wund-Pflege im antiken Griechenland, Verlag Philipp von Zabern Mainz am Rhein 1994

Siehe auch

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Medizin des Mittelalters

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Naturwissenschaftliche Medizin bis zum Paradigmenwechsel durch die Evidenzbasierte Medizin

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