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Die so genannte Homerische Frage wird von der Wissenschaft im weiteren und in engerem Sinne aufgefaßt.

Homerische Frage im weiteren Sinne: Wie sind die beiden unter dem Titel Ilias und Odyssee überlieferten Epen entstanden? Homerische Frage im engeren Sinne: Sind Ilias und Odyssee das Werk nur eines oder mehrerer Dichter?

Die darunter fallenden Problembereiche lassen sich in Fragestellungen zur »Person Homer« (war Homer eine geschichtliche Person oder stellt er vielmehr eine Kollektivbezeichnung dar?) und zu den »Werken« (sind die Ilias und/oder die Odyssee von Homer bzw. nur von ihm nach mündlicher Tradition aufgeschrieben? Hat Homer schriftlich, mündlich oder schriftlich und mündlich geschaffen?) gruppieren.

Zur Homerischen Frage siehe auch den Artikel Odyssee.

Heutiger Stand der Homerischen Frage

Das Ergebnis der gesamten Forschungsgeschichte und der Stand der Homerischen Frage lässt sich in einer weithin akzeptierten Arbeitshypothese zusammenfassen:

Vor Homer (um 700 v. Chr.) existiert bereits der beliebte Sagenstoff der Troja-Geschichte.

Die Tradition des mündlichen Improvisierens von Dichtung in einer festen Form von Hexametern (siehe Milman Parry) ist zu Homers Zeitpunkt bereits ca. 850 Jahre alt.

Homer, der ein begabter Einzelsänger ist, nutzt die bereits etwa 100 Jahre verfügbare Möglichkeit zur Stoffstrukturierung durch Verwendung von Schrift und schafft eine (oder bei Annahme einer Verfasseridentität zwei) individuell geformte Gestaltung(en) von Ausschnitten des vorhandenen Sagenstoffes:

Die Retardation der Eroberung Trojas in einer 51-Tage-Erzählung unter dem Schwerpunkt "Groll des Achilles" = Ilias;

Die geglückte Rückkehr des Troja-Kämpfers Odysseus in einer 40-Tage-Erzählung ("Heimkehr des Odysseus") = Odyssee.

Beide Epen sind also Produkte einer (in der europäischen Kulturgeschichte) einzigartigen Phase der Übergangszeit zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Beide Werke wurden zwar unter Verwendung der Schrift konzipiert und festgehalten, aber bis zur abgeschlossenen Verschriftlichung der griechischen Kultur mündlich durch Rhapsoden weiterverbreitet.

An der Untermauerung dieser Hypothese wird zur Zeit weltweit gearbeitet.

Geschichtlicher Überblick

Die Homer-Philologie der Antike erreichte im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. ihre Blütezeit. Das Zentrum der ersten Debatten bildete die große Bibliothek von Alexandria. Die Homer-Erklärer Zenodotos von Ephesos (325-234 v. Chr.), der eine Einteilung der Epen in 24 Bücher vorgenommen hatte, sein Schüler Aristophanes von Byzanz (257-180 v. Chr.) und Aristarchos von Samothrake (217-145 v. Chr.) führten philologische Diskussionen um die Authentizität von Einzelversen und Verspartien, was sogar zur Streichung einiger Textpartien führte; dabei zweifelte keiner von ihnen daran, dass beide Epen von einem Autor verfasst worden waren, ein Zweifel, der zu dieser Zeit kaum vorstellbar gewesen wäre. Die Verfasserschaft eines Autors wurde erstmals im 2. Jahrhundert v. Chr. von der radikalen Schule der Chorizonten (der 'Zerteilenden'), der die Grammatiker Xenon und Hellanikos angehörten, abgelehnt und mit Aristarchos, der ja die gegensätzliche Meinung vertrat, zum Teil polemisch diskutiert. Später kam es zu einer kritischen Betrachtung der Ursprünglichkeit der Struktur der beiden Epen; eine Theorie besagte, der athenische Tyrann Peisistratos (602-527 v. Chr.) habe die zuvor durcheinandergemengten Bücher Homers nach eigenem Ermessen geordnet. Im 1. Jahrhundert n. Chr. diente die Homerische Frage dem jüdischen Historiker Flavius Josephus (37/38-100 n. Chr.) als argumentative Waffe: In einer Schrift "Über das hohe Alter der Judäer" (Contra Apionem) an den alexandrinischen Grammatiker und Homer-Experten Apion formulierte er, die Griechen hätten viel später als die Juden lesen und schreiben gelernt, denn nicht einmal das älteste griechische Schriftdenkmal Homer habe "seine Dichtung, so sagt man, schriftlich hinterlassen, sondern aus dem Gedächtnis wiedergegeben, und deswegen enthalte sie so viele Ungereimtheiten" (Contra Apionem I, 12).

Danach ruhte die Homer-Philologie, bis sie um die Mitte des 14. Jahrhunderts durch Francesco Petrarca (1304-1374) aufgegriffen wurde, der Homer dem Abendland bekannt machte. Die neuzeitliche Problembehandlung ist gekennzeichnet von einem stärkeren geschichtlichen Sinn für die Dichtung Homers. Sie warf die Frage nach der genauen zeitlichen Einordnung Homers und den Bedingungen, denen seine Dichtung unterlag, auf. Unter diesem Aspekt wurden die Diskussionen der Antike vor allem 1685 vom holländischen Historiker Johannes Perizonius (1568-1631) wieder aufgegriffen. So lautete seine Theorie, Homer habe mündlich einzelne Lieder gedichtet, die später aufgeschrieben wurden und in Athen auf Veranlassung von Peisistratos zu Ilias und Odyssee zusammengefügt wurden.

Als weniger seriös werden die 1715 veröffentlichten Theorien des François Hédelin, Abbé d' Aubignac (1604-1676), angesehen, der die Existenz eines Menschen Homeros bestritt, da er die Epen als zusammengewürfelte Fragmente von "Tragödien und buntscheckigen Straßenliedern von Bettlern und Gauklern" (Friedrich August Wolf, Prolegomena, Kap. 26, Anm. 84) sah.

Diese dilettantischen Ausführungen brachten den Halleschen Professor Friedrich August Wolf (1759-1824) beinahe davon ab, seine ähnliche Theorie, die er unter anderem auf die Bemerkung von Josephus stützte, Homer habe nichts Schriftliches hinterlassen, weiter zu entwickeln. Bestärkt durch andere renommierte Kritiker brachte er 1795 dennoch seine "Prolegomena ad Homerum" heraus, die die neuzeitliche Homer-Forschung einleiteten.

Neuzeitliche Homer-Forschung bei und nach Friedrich August Wolf

Analyse

Ursprünglich wollte Friedrich August Wolf nicht die Homerische Frage behandeln, sondern lediglich eine Gesamtausgabe der homerischen Epen herstellen. Er begann, wie bei solchen Ausgaben üblich, mit einer lateinischen Vorrede. Der 1795 erschienene erste Teil sollte die Überlieferung der Epentexte nachzeichnen. Dazu analysierte Wolf alle antiken und zeitgenössischen Homer-Debatten, systematisierte sie und bildete ein Hypothesenkonstrukt aus bereits bekannten Einzelteilen der Entstehungstheorien, das methodisch und so neuartig war, dass seine Prolegomena als die Grundlegung der Philologie als Wissenschaft gelten. Die Grundlage von Wolfs Theorie war die Schriftlosigkeit der frühen Jahrhunderte: Da Homer in einer Zeit lebte, die noch keine Textfixierung durch Schrift, sondern nur mündliche Wiedergabe kannte, könne er nur die Grundlinie (bzw. gewisse tragende Hauptteile) der Handlung erdacht haben; (So schreibt WOLF in Kap. 26 seiner Prolegomena: "Daraus scheint also notwendig zu folgen, dass die Gestalt so großer und kontinuierlich fortlaufender Werke von keinem Dichter im Geist entworfen und dann ausgearbeitet werden konnte ohne ein kunstgerechtes Hilfsmittel für das Gedächtnis.") Rhapsoden hätten diese vorhandene Grundstruktur mündlich weiter gegeben und das sich auch im Wortlaut verändernde Werk dabei ständig im Sinne des Grundplans verändert, bis Peisistratos es im 6. Jahrhundert v. Chr. in Athen durch Niederschrift habe fixieren und ein Ganzes machen lassen. Wolf ging also davon aus, dass die Ilias und die Odyssee die gemeinsamen Schöpfungen vieler Dichter sind, und setzte den Anfangsstoß für die Entfaltung der Homerischen Frage im engeren Sinne. (Johann Wolfgang von Goethe schildert uns die Wirkung dieser Hypothese zu jener Zeit in den Tag- und Jahresheften 1821 so: "Die gebildete Menschheit war im Tiefsten aufgeregt, und wenn sie schon die Gründe des höchst bedeutenden Gegners nicht zu entkräftigen vermochte, so konnte sie doch den alten Sinn und Trieb, sich hier nur eine Quelle zu denken, woher soviel Köstliches entsprungen, nicht ganz bei sich auslöschen.")

Wolfs Theorien, die inzwischen widerlegt sind (1871 wurde die Schriftlichkeit der frühen Griechen durch einen Fund von ca. 740 v. Chr. bewiesen), gaben der darauf folgenden analytischen Homerphilologie den Anstoß, die Ur-Epen, also die ursprünglichen Passagen, aus den uns überlieferten Texten durch sprachlich-stilistische und strukturell begründete Analyse herauszufiltern. So zerlegte der Philologe Karl Lachmann (1793-1851) die Ilias in 10-14 Einzellieder; der Analytiker Adolf Kirchhoff (1826-1908) erkannte in der Odyssee zwei ursprünglich selbstständige, von einem Bearbeiter "stümperhaft zusammengesetzte" Gedichte.

Die Analyse, die zu dem Zeitpunkt bereit im ständigen Streit mit dem Unitarismus stand, erreichte 1916 mit Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf (1848-1931) ihren Höhepunkt. Wilamowitz Hauptanliegen war es, die schichtweise vollzogene Zufügung von Textteilen zum originalen Kern zu rekonstruieren (er spricht von vier Bearbeitern) und somit die "Ur-Ilias" aus dem uns vorliegenden Epos herauszulösen. In Homer sah er einen Dichter der Ilias, der um 750 v. Chr. mehrere bereits vorhandene Einzelgedichte aus dem Stoffkreis der Trojasage unter dem übergreifenden Gedanken vom Zorn des Achilles kompiliert hatte. Diese homerische Ur-Ilias sei später in vier Bearbeitungsphasen durch verschiedene Dichter verändert worden. Wilamowitz stellt also die dichterische Einheit der Epen in die Mitte, nachdem sie früher wie bei Lachmann an den Schluss oder wie bei Wolf an den Beginn der Textentwicklung gesetzt worden war. Der Dichtername "Homer" sei später auch auf die aus mehreren Urfassungen und Erweiterungen bestehende Odyssee übertragen worden. Diese These ist in dieser Konkretheit schwer nachzuweisen, jedoch lässt sich aufgrund sprachlicher, stilistischer und kultureller Überlegungen sagen, dass die Odyssee ungefähr eine zwei Generationen umfassende Zeitspanne später als die Ilias verfasst worden sein muss: Ihre Sprache zeigt jüngere Formen, leichteren Fluss, in ihr ist der Gebrauch von Gleichnissen gegenüber der Ilias stark eingeschränkt (im ungefähren Verhältnis 3,2:1); auch ist der Stil nicht mehr, wie in der Odyssee, in mächtig-heroischen Sphären angesetzt, sondern in die Sphäre eines kleineren Lebens gesenkt.

Fortgeführt wurde die Analyse ab 1947 von Willy Theiler und 1952 von Peter Von der Mühll (1885-1970), der von zwei verschieden alten Verfassern der Ilias ausgeht, von denen der ältere (Von der Mühll nennt hier Homer) die Ur-Fassung verfasst, der jüngere aber im 6. Jahrhundert v. Chr. das Vorhandene überarbeitet und erweitert habe.

Unitarismus

Der Unitarismus war und ist bei der Homerforschung in der Minderheit; es dominiert auch in der Neuzeit die Meinung, dass die Ilias Homer zum Verfasser habe, die Odyssee jedoch von einen anderen ? eventuell jüngeren ? Dichter geschrieben worden sei. Dem trat 1933 Felix Jacoby entgegen, indem er auf gemeinsame Kompositionselemente in beiden Gedichten verwies. 1938 wurde die unitaristische Herangehensweise von Wolfgang Schadewaldt (1900-1974), der von einem Grundautor für die Epen ausging, in seinen Ilias-Studien fortgesetzt. Schadewaldt argumentierte vor allem mit Beobachtungen stilistischer Art wie der gleichen Benutzung von Mitteln des epischen Erzählens (die in beiden Epen gleichermaßen verwendeten Kunstgriffe wie Retardation, also die Verlangsamung des Handlungsverlaufs, die Technik der Steigerung, das Streben nach Verklammerung, der Rückgriff und die Vorausdeutung sind nur einige seiner Argumentationsbereiche) und verwies auf Szenenentsprechungen in den beiden Epen.

Zwar geht Schadewaldt von einem am Beginn stehenden Autor beider Werke aus, vertritt jedoch bei der Entstehungstheorie der Epen nicht die Meinung, nur Homer sei an ihr beteiligt; seine Theorie deckt sich diesbezüglich in weiten Teilen mit der Von der Mühlls, auch er geht von zwei verschieden alten Dichtern aus. Schadewaldt steht also in der Mitte zwischen Unitarismus und Neoanalyse.

Neoanalyse und Oral-Poetry-Forschung

Mit dem Begriff der Neoanalyse bezeichnet man eine Forschungsrichtung in der Homer-Philologie, die zwar wie die Analyse nicht ausschließt, dass vorhomerische Dichtung bezüglich der Motivationen, Handlungsabläufe und Geschehensverknüpfungen einen Einfluss auf Homer gehabt habe, jedoch nicht davon ausgeht, Homer habe Stücke älterer Dichtungen unverändert in seine Werke übernommen. Wo die Analysten eine stümperhafte Aneinanderreihung von prähomerischen Epen sahen, sah die Neoanalyse nun also die Hand eines Dichters, der die traditionelle Mythologie, Folklore und Epen für seine eigenen ästhetischen Ansprüche adaptierte.

Als Begründer der Neoanalyse kann Dietrich Mülder gelten, als ein bedeutender Nachfolger Johannes Kakridis mit seinen "Homerischen Untersuchungen".

Die so genannte Oral-Poetry-Forschung ist vielfältig ausgeprägt und konzentriert sich auf die Untersuchung der sprachlichen Aspekte der Homerforschung. Ihre Entwicklung begann bereits im 19. Jahrhundert parallel zu (und unbeachtet von) der Analytiker-Unitarier-Debatte mit dem Leipziger Professor Gottfried Hermann (1772-1848), der 1840 als erster die Mündlichkeit der Ependiktion aus ihrer Textstruktur ableitete (was Wolf lediglich theoretisch gemacht hatte, wofür er oft kritisiert wurde), die Füllselfunktion der Epitheta ornantia (Epitheton ornans steht lat. für 'schmückendes Beiwort) erkannte und die Improvisationstechnik der Aoidoí mit der daraus folgenden Sprachform (wie beispielsweise der Formelhaftigkeit) beschrieb.

Die von Hermann aufgestellte Mündlichkeitstheorie setzte sich in den Studien des Amerikaners Milman Parry (1902-1935) fort, der den Begriff der Oral Poetry prägte. Parry untersuchte in seiner 1928 auf französisch verfassten Dissertation "L'Epithète traditionelle dans Homère", in der er an vorangegangene Formelforscher anknüpfte, explizit das durch den Verszwang hervorgerufene Phänomen der Epitheta ornantia. Er ging davon aus, dass die homerische Diktion offensichtlich anderen Gesetzen als spätere Dichtung folgen musste und stellte daraufhin wie Hermann die Formelhaftigkeit der Dichtung fest. Aus einer exakten Statistik der Epitheton-Nomen-Verbindungen und ihrer gegenseitigen Beziehung im Vers stellte er sein "Gesetz der epischen Ökonomie" auf:

"Für ein und dieselbe Person oder Sache werden in dieser Diktion zwar mehrere metrisch und semantisch unterschiedliche Epitheton-Nomen-Verbindungen verwendet, aber (offensichtlich zur Gedächtnisentlastung) nur so viele, dass für eine bestimmte Versstelle immer nur eine zur Verfügung steht (obgleich beliebig viele metrisch gleichwertige, aber semantisch anderslautende gebildet werden könnten)."

Parry argumentierte weiterhin, für eine derartige Technik und ein solch reiches Formel-Repertoire seien Generationen ihrer Entwicklung notwendig; daher sei es klar, dass diese epische Diktion einer vorhandenen Tradition unterliege. Aus der so hergeleiteten Traditionalität folgerte er den dahinterstehenden Druck mündlichen Improvisationszwangs eines Vortragenden vor dem erwartungsvollen Publikum und zog als Zusatzbestätigung noch lebende serbokroatische Volksepik heran.

Verbildlicht könnte man sagen, der Sänger hat im Gegensatz zum niederschreibenden Dichter während des Vortrags keine Zeit, über das nächste Wort nachzudenken, Veränderungen vorzunehmen oder das Vorhandene noch einmal zu überlesen. Die Formeln, die in einem Vers leicht an die richtige Stelle fallen würden, sind schwer zu erfinden. Da der Gesang spontan entsteht, kann der Sänger also nicht alle Phrasen nacheinander kritisch überprüfen. Um die Geschichte zu erzählen, wählt er bereits vorhandene Ausdrücke aus einer Sammlung von Wort-Gruppen (epische Diktion), die er beispielsweise bei anderen Sängern gehört und sich gemerkt hat. Jede solcher vorgefertigter Phrasen drückt einen bestimmten Gedanken in so beschaffenen Worten aus, dass sie in die vorgegebene Verslänge passt.

Parry sagt aus, dass, wenn eine Analyse der Erzählstruktur Widersprüche und Unlogisches an den Tag bringt, dies nicht auf die Fehler eines einzelnen Verfassers zurückzuführen sei, sondern auf die Ungereimtheiten bei der unvollständigen Kombination von Auszug aus mehreren Quellen, also auf eine Verfasserpluralität. Gleichzeitig könnte das Werk ebenso (und hier ist der neoanalytische Gedanke zu erkennen) eine Komposition eines Autors sein, der vom traditionellen System Gebrauch nimmt.

Parrys Theorien wurden von seinem Schüler Albert B. Lord weitergeführt. Auf Milman Parry folgte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Zeit der Rezeption und des Ausbaus seiner Theorien. In den 1980ern setzten die ersten wirklichen Fortschritte über Parrys Theorien hinaus ein. Unter anderem zeigten sprachwissenschaftliche Forschungen, dass die Traditionalität der epischen Sprache wesentlich weiter zurückreicht, als es Parry vermutet hatte, nämlich ins 16. Jahrhundert v. Chr. 1987 gelang es Edzard Visser (* 1954), Parrys Theorien von ihrer Beschränkung auf die Epitheta zu lösen und den gesamten Prozess der Versgenerierung bei der Improvisation im Hexameter nachzuvollziehen: Der Sänger formt den Hexameter nicht, wie Parry annahm, durch das Zusammenführen von Text-Bausteinen, sondern in einer in jedem Vers von neuem vorgehender Setzung von Determinanten (bestimmenden Elementen) mit einer jeweiligen optionalen Ergänzung durch eine Variable (austauschbares Element) und füllt die noch vorhandenen Freiräume des Verses durch freie Ergänzungen. Dabei kann er Formelbausteine verwenden, aber auch ohne sie vollständig neue Sätze generieren.

Literatur

Es werden als Auswahl zwei Bücher angegeben, die unterschiedliche Denkschulen vertreten. Weitere Literatur siehe dort:

  • Joachim Latacz: Troja und Homer, München und Berlin 2001. Latacz vertritt die Ansicht, dass die homerischen Epen einen wahren historischen Kern haben (Kriegszüge der mykenischen Griechen gegen Troja).
  • Barbara Patzek: Homer und seine Zeit (Beck Wissen), München 2002. Explizite Gegenposition zu Latacz, allerdings nicht immer ganz stringent.

Zusätzlich zu empfehlen:

Robert Fowler (Hrsg.): The Cambridge Companion to Homer, Cambridge 2004.

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