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Die Republik der Ionischen Inseln entstand 1800, nachdem Russland und das Osmanische Reich die Ionischen Inseln besetzt hatten. Die Republik umfasste die heute griechischen Inseln Antikythera, Antipaxos, Korfu, Kythera, Lefkada, Ithaka, Kephalonia, Paxos und Zakynthos. Sitz der Regierung war die Stadt Korfu. 1807 fielen die Inseln erneut an Frankreich, wurden aber 1809 mit Ausnahme von Korfu von Großbritannien besetzt. 1815 wurde die Republik als britisches Protektorat mit dem neuen Namen "Vereinigte Staaten der Ionischen Inseln" wiedererrichtet. 1864 schloss der Inselstaat sich Griechenland an.

I. Die "Republik der Ionischen Inseln" (1800-1807)

Mit dem Ende der Republik Venedig im Frieden von Campo Formio 1797 waren die bis dahin venezianischen Ionischen Inseln zunächst an Frankreich gefallen. Die Franzosen teilten die Inseln in die drei Departements Corcyre (Sitz: Korfu), Ihaque (Sitz: Argostoli) und Mer-Egée (Sitz: Zakynthos) auf und unterstellten sie einer Zentralverwaltung in Korfu unter Leitung des Grafen Theotokis. 1798/99 eroberten Russland und das Osmanische Reich, die sich gegen Frankreich verbündet hatten, die Inseln. Im Vertrag von Konstantinopel vom 21. März 1800 vereinbarten die Verbündeten, dass die Inseln künftig die „Republik der Ionischen Inseln“ mit der Hauptstadt Korfu bilden sollten. Russland garantierte die Unabhängigkeit des neuen Staates, der Osmanischer Oberhoheit unterstand und einen jährlichen Tribut von 75.000 Piastern an den Sultan entrichten musste.

Die Republik erhielt eine aristokratische Verfassung nach dem Vorbild der Republik Ragusa. An der Spitze des Staates stand der von einem Präsidenten geleitete Senat, der sich aus Vertretern der „Großen Räte“ der Inseln zusammensetzte. Mitglieder des Senats und der „Großen Räte“ konnten nur Angehörige des Adels sein. Erster Präsident des Senates wurde Graf Theotokis, als Senatssekretär fungierte Ioannis Kapodistrias, der spätere Präsident des unabhängigen Griechenland. Wappen der neuen Republik war der venezianische goldene Löwe im blauen Feld, der in einer Klaue sieben vereinigte Pfeile und in der anderen das Evangelienbuch mit dem Kreuz und der Jahreszahl 1800 sowie der entsprechenden Jahreszahl der Hedschra hielt.

1803 beschloss die „konstituierende Versammlung der Ionier“ eine neue Verfassung, durch die auch Nichtadlige ab einem gewissen Einkommen das Wahlrecht und Zugang zu allen öffentlichen Ämtern erhielten. Exekutive der Republik war nach der Verfassung von 1803 der aus 17 Mitgliedern bestehende Senat unter der Leitung des die Republik auch nach außen vertretenden „Principe“ (= Fürst). Erster „Principe“ wurde der bisherige Präsident Theotokis. Daneben standen 40 „Nationalvertreter“ als Legislative und die aus drei Zensoren unter Leitung eines Ephoren bestehende „Censura Generale“ als oberstes Gericht. Zugleich wurde Griechisch an Stelle des bislang üblichen Italienischen zur Staatssprache erhoben.

II. Die Ionischen Inseln unter französischer Herrschaft (1807-1815)

1807 überließ Russland im Friedensvertrag von Tilsit die Ionischen Inseln Napoleon. Die Franzosen hoben die Verfassung von 1803 auf und übertrugen die Verwaltung General Donzelot als Militärgouverneur, "Principe" Graf Komuto legte sein Amt nieder. Offiziell firmierte die frühere Ionische Republik jetzt als „gouvernement local de Corfou“. Im Oktober 1809 wurden die Inseln größtenteils von Großbritannien besetzt, die auf Zakynthos eine provisorische Regierung der Republik einsetzten. Lediglich in Korfu konnten sich die Franzosen behaupten. General Donzelot kapitulierte erst nach dem Sturz Napoleons im Juli 1814 und übergab die Festung Korfu an die Briten.

III. Die "Vereinigten Staaten der Ionischen Inseln" (1815-1863/64)

Im Pariser Vertrag vom 05.11.1815 einigten sich Großbritannien, Russland, Preußen und Österreich, dass die Ionischen Inseln künftig „einen einzigen, freien und unabhängigen Staat unter dem Namen der Vereinigten Staaten der sieben Inseln“ bilden sollten. Der neue Staat erhielt innere Autonomie, unterstand aber dem Protektorat Großbritanniens, das durch einen „Lord-Oberkommissar“ in Korfu vertreten war. Präsident des Senates der Republik wurde wiederum Graf Theotokis, der britische Lord-Oberkommissar Generalleutnant Thomas Maitland trat im Februar 1816 sein Amt an.

Am 26. August 1817 gewährte der britische Prinzregent Georg dem neuen Staat eine Verfassung. Der Staatsname lautete danach „Vereinigte Staaten der Ionischen Inseln“. An der Spitze des Staates stand der aus einem Präsidenten und fünf weiteren Mitgliedern bestehende Senat. Die Legislative bildete das als „Gesetzgebende Versammlung“ bezeichnete aus 40 Mitgliedern bestehende Parlament. Oberstes Gericht war der „Oberste Justizrat der vereinigten Staaten der Ionischen Inseln“. Leitende Staatsämter konnten nur mit Zustimmung des britischen Lord-Oberkommissars besetzt werden, dem auch sämtliches Militär auf den Inseln unterstand. 1826/27 erhielt die Republik eine Universität mit Sitz in Korfu. 1849 erfolgte eine radikale Verfassungsreform. Das Wahlrecht wurde auf die vierfache Zahl der bisherigen Wähler ausgedehnt, die Wahl der Kommunalbeamten wurde völlig frei gegeben. Zugleich wurde unbeschränkte Pressefreiheit gewährt.

Ab 1830 wurde auf den Inseln der Wunsch nach einer Angliederung an Griechenland laut. Seit den Wahlen 1850 war auch die Parlamentsmehrheit für den Anschluss an Griechenland. Erst 1862 erklärte aber auch die britische Schutzmacht ihre Bereitschaft, die Vereinigung der Inseln mit Griechenland zuzulassen. Am 1. Oktober 1863 brachte Lord-Oberkommissar Storcks eine entsprechende Vorlage in die Ionische Gesetzgebende Versammlung ein. Da aber keine Einigung über die von den Briten geforderte Schleifung der Festung Korfu zustande kam, verzögerte sich die Angelegenheit zunächst. Erst durch den Vertrag Großbritanniens, Russlands und Österreichs mit Griechenland vom 29. März 1864 wurde die Vereinigung der Ionischen Inseln mit Griechenland tatsächlich vereinbart. Ende Mai 1864 übergab Lord-Oberkommissar Storcks die Regierungsgewalt an einen griechischen Bevollmächtigten und löste das Ionische Parlament auf, zugleich erlosch auch die Verfassung der Ionischen Inseln. Seither sind die Inseln ein Teil Griechenlands.

Literatur

1. Quellen

Constitutional Chart of the United States of the Ionian Islands. Ratified 26th August, 1817. London [1817]

2. Darstellungen

  • Gallant, Thomas W.: Experiencing dominion. Culture, identity, and power in the British Mediterranean. Notre Dame (Indiana) 2002.
  • Gekas, Sakis: Business Culture and Entrepreneurship in the Ionian Islands under British Rule, 1815-1864. London 2005
  • Papadopoulos, Christos K.: Die Ionischen Inseln von der Venezianerherrschaft bis zum Wiener Kongress. Eine völkerrechtliche Analyse unter dem Aspekt der Staatensukzession. (=Juristische Schriftenreihe. 209). Münster & London 2003. ISBN 3825865916
  • Wrigley, W. David: The diplomatic significance of Ionian neutrality during the era of the Greek revolution, 1821-31. Diss. Oxford 1984.

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