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Bartgeier (Gypaetus barbatus)

Bartgeier
Bartgeier (Gypaetus barbatus)
Systematik
Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Altweltgeier (Aegypiinae)
Gattung: Bartgeier(Gypaetus)
Art: Bartgeier
Wissenschaftlicher Name
Gypaetus barbatus
Linnaeus, 1758

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) ist eine Vogelart aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Er zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,9 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Der Bartgeier ist heute wieder mit 100 Individuen in den Alpen zu bewundern. Nachdem der letzte freilebende Vogel 1913 im italienischem Aostatal abgeschossen wurde, wurden 1986 in den Alpen wieder die ersten Vögel erfolgreich ausgewildert. 1997 schlüpfte der erste Jungvogel in freier Wildbahn. Seitdem kann der Bartgeier wieder als Brutvogel der Alpen betrachtet werden. Nach wie vor ist der Bartgeier mit 225 bis 250 Brutpaaren immer noch der seltenste Greifvogel Europas.

Name

Der Bartgeier wird auch Lämmergeier genannt - eine Bezeichnung, die sich auch im englischsprachigen Raum eingebürgert hat. Auf seine äußerliche Ähnlichkeit zu einem Adler weisen auch Namen wie Bartadler, Goldadler oder Greifadler hin. Goldgeier, Bartfalk, Berggeier, Beinbrecher oder Knochenbrecher sind weitere Bezeichnungen, die der Volksmund dieser Geierart gegeben hat.

Erscheinungsbild


Kopf eines Bartgeiers, Seitenansicht. Deutlich ist der rote Skleralring und der schwarze „Bart“ zu sehen

Ausgewachsene Bartgeier haben ein kontrastreiches Körpergefieder. Der Flügel und der Schwanz sind grauschwarz. Kopf, Hals und die Körperunterseite haben helles Gefieder, das zwischen weiß und rötlich variieren kann.

Auffällige harte, borstenartige Federn von schwarzer Farbe hängen dem Bartgeier über den Schnabel sie sind für diese Art namensgebend gewesen. Die Augenfarbe ist gelb und sind von einem roten Skleralring umgeben. Die Intensität des Rot spiegelt die Stimmung des Vogels wieder. Je erregeter er ist, desto leuchtender ist dieser Skleralring. Er hat lange, schmale Schwingen, die beim Gleiten leicht nach unten hängend gehalten werden, ein langer keilförmiger Schwanz, der deutlich größer als beim Steinadler ist. Im Gegensatz zu Grifftötern wie den Adlern sind beim Bartgeier die Krallen zum Greifen und nicht zum Töten bestimmt. Die Hinterzehe und eine der Vorderzehen bilden eine effektive Greifzange.

Junge Bartgeier sind ein überwiegend dunkles Körpergefieder und weisen erst mit fünf bis sieben Jahren das Federkleid adulter Vögel auf. Die Mauser zum Federkleid der adulten Vögel beginnt bereits im Alter von drei bis vier Jahre, es dauert in der REgel jedoch zweieinhalb bis drei Jahre, bis diese abgeschlossen ist. Bartgeier weisen keinen Geschlechtsdimorphismus auf, was die Nachzucht in den Erhaltungsprogrammen lange Zeit erschwerte. Heute wird das Geschlecht durch genetische Untersuchungen festgestellt.

Der Bartgeier ist insgesamt ist deutlich schmalflügeliger und langschwänziger als Gänsegeier oder Steinadler. In seinem Flugbild ähnelt er mit den langen spitzen Flügeln und dem langen, spatelfärmigen Schwanz einem überdimensioniertem Falken. Er ist ein ausgezeichneter Segler, der schon geringste Aufwinde nutzen kann, um im Gleitflug an Felswänden oder über einem Berggipfel zu patroullieren.

Seine Flügelspannweite beträgt 2,5- 2,9 m, seine Körperlänge 110 cm, sein Gewicht 4,5-7 kg.

Verbreitungsgebiet


Der Bartgeier hat heute ein disjunktes Verbreitungsgebiet. Er ist in Afrika ebenso zu finden wie in den Pyrenäen, einigen Bergregionen Südeuropas, in Gebirgen des südwestlichen und zentralen Asiens, der Mongolei und Zentralchina. Nach seiner Ausrottung in den Alpen wird der Bartgeier seit 25 Jahren wieder angesiedelt. Innerhalb dieses großen Verbreitungsgebietes werden zwei Unterarten beschrieben:

Gypaetus barbatus barbatus ist die Nominatform, die 1758 von Carl von Linné beschrieben wurden. Sie ist im Atlasgebirge in Marokko, Algerien und Tunesien ebenso beheimatet wie in den Pyrenäen, auf Korsika sowie im Kaukasus-Gebirge. Sie ist außerdem auch die Art, die in Asien vorkommt. Die heute in den Alpen wieder angesiedelten Vögel stammen alle von zentralasiatischen Populationen ab.

Gypaetus barbatus meridionalis ist die afrikanische Unterart des Bartgeiers. Sie ist etwas kleiner als die Nominatform und hat kurze Federhosen sowie einfärbig helle Wangen. Diese Unterart ist in Afrika mit etwa 15.000 Vögel im Norden Tansanias, in Kenia, Uganda, Äthiopien, dem Sudan und im Südwesten Arabiens zu finden.

Lebensraum

Typischer Lebensräume des Bartgeiers sind alpine und montane Bergregionen oberhalb der Baumgrenze. Sie sind durch große Höhenunterschiede, steile Felswände, gute Thermik und Aufwinde gekennzeichnet. Sie müssen außerdem Frischwasser und sogenannte Rotbadestellen aufweisen. Unzugängliche Felsnischen sind notwendig, damit die Bartgeier zur Brut kommen. Wichtig ist für den Bartgeier gleichfalls, dass es einen Bestand von Beutegreifern wie Wolf und Luchs sowie großen Greifvögeln wie Steinadler in seinem Lebensraum gibt. Er benötigt sie, da er von ihnen einen Teil der Beute übernimmt.

Die Höhenregionen, in denen sich Bartgeier aufhalten, entsprechen in Europa Höhen zwischen 1.500 und 3.000 Meter. Im Himalaya kommen sie bis zu 7.800 Meter vor. In Äthiopien dagegen kann man den Bartgeier bereits in einer Höhe ab 300 Meter über dem Meeresspiegel beobachten.

Das von Familiengruppen oder Paaren beanspruchte Revier hat eine Größe zwischen 100 bis 400 Quadratkilometer. Während des Winterhalbjahrs wird das Gebiet, dass Bartgeier während ihrer Nahrungssuche überfliegen, noch größer. Allerdings verhalten sich Bartgeier nur in unmittelbarer Nähe ihres Nestes aggressiv gegenüber Artgenossen und anderen Greifvögeln. Bartgeier sind Standvögel, die das ganze Jahr über in ihrem Brutrevier verbleiben.

Lebensweise

Seine Lebenserwartung beträgt 30-40 Jahre und er wird mit 5-7 Jahren geschlechtsreif.

Nahrung- und Nahrungserwerb

Knochen als Nahrungsnische

Kopf eines Bartgeiers, Frontalsicht - Bartgeier leben überwiegend von Knochen

Bartgeier leben nahezu ausschließlich von Aas - die einzige Ausnahme davon stellen Landschildkröten im Mittelmeerraum dar, die der Bartgeier offenbar mit Knochen verwechselt. Die Landschildkröten trägt der Bartgeier in die Luft und lässt sie aus großer Höhe fallen. In Afrika ist er außerdem dabei beobachtet worden, dass er die Plazenta von Wild- und Nutztieren frisst. Der Bartgeier landet dabei mitten in der Herde und nähert sich dann zu Fuß den Geburtsüberresten.

Seine Nahrung besteht zu 80% aus Knochen von gefallenen Tieren und Aas. Jungtiere sind noch auf Muskelfleisch angewiesen, aber erwachsene Tiere können sich fast ausschließlich von Knochen ernähren. Ein ausgewachsenes Tier benötigt dabei täglich zwischen 250 bis 400 Gramm Knochen. Um die Knochen zu zerkleinern, lassen Bartgeier diese aus grosser Höhe auf Felsen fallen um schlundgerechte Stücke zu erhalten. Verdauen können Bartgeier die Knochen durch den hohen Gehalt an Salzsäure im Magen.

Entdeckt ein Bartgeier einen Kadaver, kreist er erst eine Zeitlang über diesem. Landet er, tut er dies in einiger Entfernung vom Kadaver und nähert sich diesem zu Fuß. Beute, die er nicht sofort verzehrt, bewahrt er in größeren Nahrungsverstecken in Horsten oder Ruhe- und Schlafplätzen auf.

Mit der Spezialisierung auf Knochen hat der Bartgeier eine Nahrungsnische gefunden, die ihm von keinem anderen Tier streitig gemacht wird. Er wartet daher auch geduldig ab, bis sich andere Beutegreifer wie Füchse, Wölfe, Bären oder auch andere Geier am Kadaver gütlich getan haben. Die spektakulären Verteilungsauseinandersetzungen, die man beispielsweise in der afrikanischen Savanne beobachten kann, wenn Geier zwischen Löwen versuchen, an Teile des Kadavers zu gelangen, kommen bei Bartgeiern nicht vor. Mit der Spezialisierung auf Knochen hat der Bartgeier sich dabei durchaus eine nährstoffreiche Nahrungsquelle erschlossen. Knochen enthalten im Durchschnitt 12 Prozent Eiweiß, 16 Prozent Fett, 23 Prozent Mineralstoffe und 49 Prozent Wasser. Trotz des hohen Wasseranteils trinken Bartgeier jedoch häufig. Sie sind daher auf Frischwasserquellen in ihrem Lebensraum angewiesen und nehmen auch Schnee auf, um ihren Durst zu befriedigen.

Die Techniken des Knochenfressens

Bartgeier verfügen über eine außergewöhnliche große Mundspalte. Ausgewachsene Vögel können bis zu 18 Zentimeter lange und drei Zentimeter dicke Knochen ohne Zerkleinerung verschlucken. Noch größere Knochen werden vom Bartgeier jedoch vor dem Fressen zerkleinert. Im Unterschied zu anderen Geierarten verfügt der Bartgeier über recht bewegliche Greiffüße und spitze Krallen. Er ist daher in der Lage, die Knochen zu ergreifen und sich mit ihnen in die Luft zu erheben und sie aus einer Höhe von 60 bis 80 Meter fallen zu lassen. In einem Revier etablierte Bartgeier nutzen regelmäßig sogenannte Knochenschmieden, dass sind Felsplatten von einer Größe von etwa 30 Quadratmeter Größe. Auf diese lässt der Bartgeier den Knochen herabstürzen, bis dieser zerbricht. Bartgeier sind dabei geduldig und lassen Knochen bis zu vierzig Mal herabfallen, bis sie endlich zerbrechen.

Die Neigung, Knochen herabzufallen, ist Bartgeiern angeboren. Technische Fertigkeit erwerben sie jedoch erst im Laufe der Zeit. Sehr erfahrene Vögel setzen sogar zu einem Sturzflug an und schleudern den Knochen herab, um damit die Energie des Aufpralls zu steigern.

Fortpflanzung

Die Balz

Bartgeier sind wendige und geschickte Flieger und zeigen das auch während ihres Balzspiels. Zum Balzspiel gehören Verfolgungsjagden zwischen den Partnern, Loopings, ein Fliegen auf dem Rücken, bei dem sich die Vögel gelegentlich an den Fängen fassen und gemeinsam bis knapp über den Boden herabtrudeln. Dies wechselt mit Flugphasen, in denen sie in einem Abstand von wenigen Metern völlig synchron voneinander fliegen.

Das Nest

Bartgeier bauen in unzugänglichen Felsnischen oft gewaltige Horste. Der Horstbau beginnt im Herbst und wird von den in festen Partnerschaften lebenden Bartgeiern immer wieder genutzt. Ältere Horste können mit einer Breite von drei Meter und zwei Metern Höhe gewaltige Ausmaße annehmen. Beim Nestbau verarbeiten die Bartgeier neben Ästen auch Knochen und polstern die Nestmulde mit Federn und Tierhaaren aus. Wo sie sie finden können, nutzen sie zum Auspolstern auch Lappen und Papier. In der Literatur ist sogar ein Fall bekannt, wo ein Gebetsteppich von den Bartgeiern für das Auspolstern verwendet wurde.

Brut im Winter zur Optimierung des Nahrungsangebotes

Bartgeier brüten ungewöhnlich früh. Ihre Eier legen die Vögel im späten Dezember oder Januar, wenn in den von ihnen bevorzugten Lebensräumen ein besonderes harsches Wetter vorherrscht. Bartgeier können sich dies erlauben, da sowohl der bevorzugte Nistplatz - Halbhöhlen in steilen Felsnischen - als auch die großen und gut ausgepolsterten Horste die kälteempfindlichen Eier gut schützen. Die Temperatur im Inneren eines Eis sinkt aufgrund dieser Schutzmaßnahmen nicht unter 36 Grad. Die Brutdauer beträgt 52 bis 58 Tage und die Nestlingszeit 110 bis 120 Tage. Die Jungvögel, die überwiegend im März schlüpfen, kommen dann zur Welt, wenn die Schneeschmilze einsetzt und zahlreiche Tierkadaver von im Winter umgekommenen Wildtieren freigelegt werden. Bartgeiern fällt in dieser Zeit die Nahrungsbeschaffung für den Jungvogel, den sie großziehen, sehr leicht.

Das zweite Ei als biologische Reserve

Bartgeier legen gewöhnlich zwei Eier. Die Eiablage des zweiten Eies erfolgt etwa eine Woche nach der Ablage des ersten. Der daraus schlüpfende Jungvogel ist meist nicht in der Lage, sich gegen den etwas älteren Jungvogel im Kampf um das Futter durchzusetzen. Es stirbt daher durch Vernachlässigung innerhalb weniger Tage. In sehr seltenen Ausnahmefällen tötet der ältere Jungvogel sogar sein schwächeres Geschwister. Der aus dem zweiten Ei schlüpfende Jungvogel überlebt dagegen, wenn das erste Ei entweder unfruchtbar blieb oder das erstgeschlüpfte Junge in irgendeiner Form missgebildet ist.

Die Jungvögel

Während die ausgewachsenen Bartgeier Standvögel sind, streifen Jungvögel mehr herum. Dabei verlassen sie jedoch nur ausnahmsweise die Gebirge. Auf ihren Streifzügen schützt sie unter anderem ihr Jugendkleid vor den Aggressionen von Revierinhabern. Erwachsene Vögel dulden Vögel im Jugendkleid auch an der Beute.

Bartgeier und Mensch

Aischylos - ein Opfer des Bartgeiers?

Von dem griechischem Dichter Aischylos, der 456 v. Chr. in Gela starb, erzählt die Legende, die Plinius der Ältere überlieferte, dass er dadurch zu Tode kam, dass ein Raubvogel eine Schildkröte auf seinen kahlen Kopf herabfallen ließ. Sollte die Legende wahr sein, ist vermutlich ein Bartgeier für den Tod des Dichters verantwortlich. Landschildkröten gehören im Mittelmeerraum tatsächlich zum Beutespektrum des Bartgeiers, die sie ähnlich wie Knochen auf Knochenschmieden herabfallen lassen. Ungewöhnlich wäre allerdings, dass ein Bartgeier aus sechzig Meter Höhe die glänzende Glatze Aischylos für eine erfolgversprechenden Stelle halten würde, an der der Panzer einer Schildkröte zerbrechen würde.

Rufmord mit Folgen

Der Bartgeier trug über lange Zeit den Namen Lämmergeier, weil man in diesem Vogel einen Jäger von Lämmern und Gämsen sah und ihm sogar andichtete, dass er gelegentlich ein Kind davontrage. Noch Friedrich von Tschudi hielt 1890 zu dieser Art fest:

Im Urnerlande lebte noch 1854 eine Frau, die als Kind von einem Lämmergeier entführt worden war. In Hundwyl (Appenzell) trug ein solcher verwegener Räuber ein Kind vor den Augen seiner Eltern und Nachbarn weg. Auf der Silberalp (Schwyz) stieß ein Geiern auf einen auf einem Felsen sitzenden Hütenbuben, begann ihn sogleich zu zerfleischen und stieß ihn, ehe die herbeieilenden Sennen ihn vertreiben konnten, in den Abgrund... (zit. n. Hofrichter, S. 60)

Zu diesem Ruf trug sein beachtliche Körpergröße bei. Im Flug ist nur der geübte Beobachter in der Lage, Steinadler und Bartgeier auseinanderzuhalten.

Lebte der Bartgeier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch in einem Großteil des Alpenbogens, wurde er in weniger als hundert Jahren in den Alpen restlos ausgerottet. Mit der zunehmenden Nutzung der Gebirgsregionen durch den Menschen wurden einerseits seine Nahrung zunehmend knapper. Gleichzeitig war er einer rigorosen Bejagung ausgesetzt. Die letzten Vögel wurden 1886 in der Schweiz in Visp, 1906 in Österreich und 1913 in Italien im Aostatal erlegt. Ein letztes Nest wurde zerstört.

Die Geschichte einer erfolgreichen Wiederansiedlung

In den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts erschien eine Wiederansiedlung möglich, denn es gab wieder große Mengen wild lebender Huftiere (Ungulata), die als Beute für den Bartgeier in Frage kamen. Dazu trat ein neues Gesetz in Kraft, das den Bartgeier schützte und die Anwendung von Strychnin in Ködern untersagte. Angeregt durch Zuchterfolgen im Innsbrucker Alpenzoo seit 1973 bildete sich eine internationale Gruppe mit dem Ziel der Wiederansiedlung des Bartgeiers durch Auswilderung in den Alpen.


Schweizer Nationalpark - einer der Orte, an denen Bartgeier wieder angesiedelt wurde1986 wurde im Rauriser Krumltal (Nationalpark Hohe Tauern) der Versuch der Auswilderung in Gefangenschaft geborener junger Bartgeier gestartet. Dafür wurden etwa 10 Wochen alte noch flugunfähige Jungtiere in einem künstlichen Horst ausgesetzt und bis zum Erstflug mit etwa 4 Monaten ohne Menschenkontakt gefüttert. Danach wurde noch solange Futter im Gelände angeboten, bis sich die jungen Geier selbständig ernähren konnten.

Wegen des Erfolges kamen in den folgenden Jahren noch weitere Freilassungsplätze in den Nationalparken Hochsavoyen, Mercantour (Frankreich), Stilfser Joch (Italien) und im Schweizer Nationalpark sowie in den Seealpen (Italien) dazu. Im Herbst 2005 waren insgesamt 137 junge Bartgeier ausgesetzt worden, von denen rund 80 in den Alpen überlebt haben.

Junggeier aus Gefangenschaftszucht entwickelten sich problemlos zu selbständig überlebensfähigen Individuen. Die Überlebensrate war höher als erwartet und liegt bei etwa 70 Prozent. Die Vögel finden nach wie vor gute Lebens- und Brutbedingungen in den Alpen. Der erste Brutversuch fand 1997 in der Haute-Savoie statt. Seither hat das sehr fruchtbare Paar vier weitere Male erfolgreich Junge aufgezogen. Bis heute (2002) haben insgesamt 8 Paare in den Alpen gebrütet, sechs davon erfolgreich. Die anderen Paare, die sich gefunden haben, setzten weitere 16 junge Bartgeier in die Welt. 2002 wurden sechs Jungvögel in den Alpen geboren, drei in Italien und drei in Frankreich. Im Jahre 2005 gab es 27 in Freiheit geborene Bartgeier in den Alpen. Der erste 1997 in Hochsavoyen geborene Vogel ist jetzt geschlechtsreif und ein Nisten der zweiten Generation ist demnächst möglich. 25% der aktuell etwa 100 in den Alpen lebenden Bartgeier stammen schon aus Freilandbruten. Die Freilassung soll in den nächsten Jahren auslaufen. Noch intensiver als bisher soll für eine natürliche Verwertung abgestürzter Weidetiere durch Aasfresser geworben werden.

Am 11. Juni 2005 wurden die beiden Bartgeier Folio und Natura, die beide am 27. Februar 2005 schlüpften, im Schweizerischen Nationalpark ausgesetzt.

Begleitende Maßnahmen zur Wiederansiedelung

Zum Aussterben des Bartgeiers in den Alpen zu Beginn des 20. Jahrhunderts trugen auch Missverständnis und Fehlinformationen über die Lebensweise des Bartgeiers bei. Die Wiederansiedelungsversuche, die in den 1980er Jahre begannen, waren daher von umfangreichen Aufklärungskampagnen begleitet. Speziell Landwirte und Jäger wurden darüber aufgeklärt, dass der Bartgeier seine frühere Bezeichnung Lämmergeier nicht verdient und tatsächlich ein auf Aas spezialisierter Vogel ist. Zu den einzelnen Maßnahmen, die umgesetzt wurden, zählte die Einbindung von Landwirten und Jägern in die Beobachtung der ersten ausgesetzten Vögel. Beide Gruppen sollten sich selbst davon überzeugen können, dass der Bartgeier nur Knochen frisst. Zu den ungewöhnlicheren Maßnahmen gehörte auch, dass man sowohl in einigen Zuchtstationen und Zoos im Gehege der Bartgeier Kaninchen, Murmeltiere und Hühner hielt, um auch so zu demonstrieren, dass Bartgeier sich nicht an lebenden Tieren vergreifen.

Nach wie vor ist auch in guter ornithologischen Literatur zu lesen, dass Bartgeier durch dichtes Anfliegen Gämsen und Schafe auf Berggraten zum Abstürzen bringen.

Bis heute kommt es jedoch zu Abschüssen der streng geschützten Vögel. 1997 wurde ein Schweizer Jäger zu 10 Tagen Bewährung und 20.000 Franken Geldstrafe verurteilt, der ein für das Wiederansiedlungsprojekt wichtiges Weibchen abschoss. Eine Reihe anderer Täter, die illegal Bartgeier abschossen, konnten nicht gefasst werden. In den Pyrenäen werden nach wie vor Giftköder ausgelegt, die gezielt Bartgeier anlocken sollen. Bartgeier fressen jedoch auch die Gitköder, die für wildernde Hunde, Wölfe oder Füchse ausgelegt werden und verenden daran genauso. Auch werden nach wie vor Nester ausgeraubt, um Eier auf dem Sammlermarkt zu verkaukfen.

Literatur

  • Robert Hofrichter: Die Rückkehr der Wildtiere - Wolf, Geier, Elch & Co, Leopold Stocker Verlag, Graz, 2005, ISBN 3-7020-1059-9
  • Benny Génsbol, Walther Thiede: Greifvögel - Alle europäischen Arten, Bestimmungsmerkmale, Flugbilder, Biologie, Verbreitung, Gefährdung, Bestandsentwicklung, BLV Verlag München, 2004, ISBN 3-405-16641-1

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