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Zypern

Enkomi ist eine bronzezeitliche Stadt in Nordzypern. Über den antiken Namen besteht keine Einigkeit, Schaeffer identifizierte es mit Alašija, das aus Briefen aus Ugarit und Amarna bekannt ist.

Lage

Enkomi liegt in Nordzypern (TCKK), 7 km von Ğazimağusa entfernt in der fruchtbaren Mesaoria bei dem Dörfchen Enkomi/Tuzla. In der Antike war es durch den heute versandeten Pedhieos (Kanlidere) mit dem Meer verbunden. Der Untergrund besteht aus quartären Kiesen, Sanden und Lehmen.

Geschichte

Die frühesten Funde stammen aus dem 17. Jh. Seit ungefähr 1600 war die Stadt ein wichtiges Handelszentrum. Die frühe Phase zeigt starken ägyptischen Einfluß. Manche Forscher (E. J. Peltenburg) nehmen an, daß Enkomi zu dieser Zeit die Hauptstadt von ganz Zypern war, andere (Keswani, R. S. Merrilees) gehen von einer wesentlich kleinteiligeren politischen Gliederung aus. Ab dem 13. Jh. (LC IIC) entstanden an der Südküste zahlreiche weitere Handelszentren.

Um 1075 wurde die Stadt durch ein Erdbeben zerstört und zugunsten des nahen Salamis aufgelassen. Hier mag vor allem das Versanden des Hafens eine Rolle gespielt haben.

Aufbau

Die Stadt war seit ca. 1200 v. Chr. von einer Mauer umgeben. Das Fundament bestand aus großen Steinen ('zyklopisches Mauerwerk'), darauf stand die eigentliche Mauer aus Lehmziegeln. Eine ähnliche Konstruktion findet sich in Palaiokastro in Westzypern. Die rechtwinkligen Straßen sind auf die Stadttore hin orientiert. An kommunalen Anlagen ist weiter eine ausgefeilte Kanalisation zu nennen. Kupferverarbeitung vor Ort wurde nachgewiesen und auch eine Schmiede ausgegraben. Auch hier finden sich Parallelen zu Kition, wo die Kupferverarbeitung sogar in einen Tempelbezirk eingegliedert war.

Die Häuser bestanden aus mehreren Räumen, die um einen zentralen Hof lagen. Die Toten wurden unter den Fußböden der Häuser bestattet. Daneben gab es Tholoi aus Lehmziegeln.

In der Spätbronzezeit, die durch mykenischen Einfluß in der Keramik geprägt ist, entstanden mehrere aufwendige Quaderbauten aus Stein, bei denen es sich vielleicht um Lagerhäuser handelt. Ähnliche Bauten sind aus Maa und Kition bekannt. Die Gebäude sind nun insgesamt größer, palastähnliche Anlagen deuten auf zunehmende soziale Differenzierung.

Funde

  • Berühmt ist die Bronze-Statue des sogenannten "gehörnten Gottes" aus der Spätbronzezeit (1200-1150 BC). Er trägt einen kurzen Schurz und einen Hörnerhelm. Der Darstellung zeigt starken syrischen Einfluß und erinnert an den dortigen "schreitenden Gott", der meist als Wettergott gedeutet wird. Andere Forscher betonen die ägäischen Züge und sehen ihn als den arkadischen Apollo Kereatas, den Gott der Viehzucht, oder Apollo Alasiotas an.
  • Der bärtige Barren-Gott (Spätbronzezeit, 1200-1100) aus Bronze steht auf einem ochsenhautförmigen Kupferbarren. Er trägt eine konische Kappe mit zwei kurzen Hörnern, Beinschienen, in den Händen Speer und Schild und wird manchmal als Kriegsgott angesprochen. Auch eine nackte weibliche Bronze-Figur auf einem Barren, leider ohne Fundort ist bekannt, die sogenannte Astarte.
  • Eine Silberschale mit Einlagen aus Gold und Niello, die aus einem Grab (2/7) stammt, zeigt Stierköpfe und Blumen. Sie ähnelt einem Stück aus Dendra in Griechenland stark, einige Forscher nehmen sogar an, daß sie derselbe Handwerker herstellte. Sie wird in das 14. Jh datiert.
  • einfache halbkugelige Goldschalen
  • Ohrringe in Form von Stierköpfen (Bukranien)
  • Zahlreiche Tontafel in der zypriotischen Silbenschrift sowie Griffel.
  • Fayence-Gefäße nach ägyptischem Vorbild, teilweise mit Lotusblüten verziert

Die Funde befinden sich im Britischen Museum, im Nationalmuseum in Nikosia und im Museum von Salamis.

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Gehörnter Gott Statue Spätbronzezeit, 12 Jahrhunder v. Chr, Enkomi

Forschungsgeschichte

Seit 1896 führte das Britische Museum unter Leitung von A. S. Murray in Enkomi Ausgrabungen durch. Unter anderem wurden Gräber aufgedeckt, die Ausgräber hielten die Befunde für ein Gräberfeld, da sie die darüber befindlichen Häuser nicht erkannt hatten. Die Beigaben stammten größtenteils aus der Zeit der 18. Dynastie, also dem späten 14. und 13. Jh. Ab den 1930ern grub hier Claude F. A. Schaeffer, der vorher in Ras Shamra/Ugarit gearbeitet hatte. Er deckte die Häuser und Stadtmauern auf.

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Kypro-Minoische Tontafel aus Enkomi

Literatur

  • P. Dikaios, Enkomi, Band I-III (Mainz, Zabern, 1969-1971).
  • A. S. Murray, Excavations at Enkomi. In: in A. S. Murray/A. H. Smith/H. B. Walters (Hrsg.), Excavations in Cyprus (London, British Museum, 1900).
  • E. J. Peltenburg, From isolation to state formation in Cyprus: ca. 3500-1500 BC. In: Vassos Karageorghis/D. Michalides (Hrsg.), The development of the Cypriot economy from the prehistoric period to the present day (Nikosia 1999) 17-43.
  • Claude F. A. Schaeffer, Nouvelles découvertes à Enkomi (Chypre). Comptes rendus, Académie des Inscriptions et Belles Lettres Paris, 1949.
  • Claude F. A. Schaeffer, Enkomi-Alasia I (Paris 1952).

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