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Meister von San Vitale in Ravenna

Mosaiken

Tier- und Pflanzenornamentik

Chormosaiken in San Vitale in Ravenna, Szene: Isaaks Opfer

Kaiser Justinian und Bischof Maximilianus

Kaiser Justinian und Bischof Maximilianus, Detail

Kaiser Justinian und Bischof Maximilianus, Detail

Kaiserin Theodora und ihr Hof

Kaiserin Theodora und ihr Hof, Detail

Kaiserin Theodora und ihr Hof, Detail

Kaiserin Theodora und ihr Hof, Detail

Kaiserin Theodora und ihr Hof, Detail

Kaiserin Theodora und ihr Hof, Detail

Moses erhält die Gesetzestafeln

Kaiser Justinian und Bischof Maximilianus, Detail

Die Kirche San Vitale in Ravenna, vermutlich 537 begonnen und 547 dem Heiligen Vitalis geweiht, zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten der spätantik-frühbyzantinischen Zeit. In ihr verbinden sich Architekturformen aus dem Oströmischen Reich mit für das damalige Italien typischen Bautechniken. Sie entstand in einer Zeit des Umbruchs, als der oströmische Kaiser Justinian I. Krieg gegen das ostgotische Königreich in Italien führte. Berühmt ist die als Zentralbau errichtete Kirche vor allem für ihre Mosaikausstattung im Innern, insbesondere die Porträts von Justinian und seiner Frau Theodora im unteren Apsisgewände. Mit den anderen frühen Kirchenbauten in Ravenna gehört San Vitale seit 1996 zum UNESCO-Welterbe. 1960 erhielt sie durch Papst Johannes XXIII. den Ehrentitel Basilica minor.

Mosaiken

Bekannt ist San Vitale, wie viele der spätantiken Monumente Ravennas, für seine reiche Mosaikausstattung. Diese teilt sich in Wand- und Bodenmosaiken auf. Letztere breiteten sich ursprünglich als verschiedenartige ornamentale und florale Muster über den gesamten Kirchenraum aus und sind eher in matten Erdtönen gehalten. Während sie im Umgang noch größtenteils erhalten sind, wurden sie im zentralen Kuppelraum mittlerweile weitgehend durch einen jüngeren Opus sectile-Boden ersetzt.

Einen deutlich anderen Eindruck machen die ebenfalls noch in der Entstehungszeit der Kirche gefertigten Wand- und Deckenmosaiken. Sie überziehen nahezu den gesamten Altar- und Apsisbereich und beeindrucken durch ihre kräftigen Farben, wobei Blau, Grün und Gold als Hintergrundfarben dominieren. Verglichen mit Mosaiken der klassischen Antike sind die Darstellungen aus relativ großen Tesserae zusammengesetzt, wobei das Inkarnat feiner modelliert wurde als der Hintergrund. Auch dies beruht auf der in der Spätantike aufgekommenen Darstellungskonvention, nach der der Inhalt Vorrang vor der Form hat. Der überwältigende Eindruck der Mosaiken beruht vor allem auf ihrer Farbenpracht. Im Gegensatz zu anderen Darstellungen, die über die Jahrhunderte häufig an Farbintensität verloren, bestehen die Mosaiken aus farbechten (Halbedel-)Steinen. Bei den goldenen Tesserae wurde echtes Blattgold verwendet, das zwischen zwei Lagen Glas eingebettet wurde.

Bereits der Eingangsbereich zum Altarraum, die Laibung des Triumphbogens ist vollständig mit Mosaiken überzogen. Sie zeigen Bildnismedaillons von Christus, seinen zwölf Aposteln und der Heiligen Gervasius und Protasius, die ursprünglich auch in einer der beiden Seitenkapellen der Kirche verehrt wurden und als Söhne der Heiligen Vitalis galten. Die meisten figürlichen Darstellungen auf den Mosaiken des Altarraums beziehen sich auf das Alte Testament. Die beiden Lunetten oberhalb der Säulenstellungen nördlich und südlich des Altars zeigen im Norden Abraham beim Bewirten der drei Pilger sowie bei der Opferung seines Sohnes Isaak und im Norden Abel und Melchisedek bei der Darbringung von Opfern für Gott. Beide Mosaiken beziehen sich deutlich auf die Eucharistie, die unterhalb von ihnen am Altar der Kirche gefeiert wurde. Oberhalb der Lunetten befinden sich neben je einem paar Engel Darstellungen aus dem Leben Mose sowie der Propheten Jeremia und Jesaja. Darüber schließen sich neben den Fensteröffnungen in die Emporen Ganzkörperporträts der vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symboltieren an. Die oberste Zone ist von floralen Mustern überzogen, während die Decke ein von vier Engeln getragenes Medaillon mit dem Lamm Gottes zeigt. Die Apsisstirnwand trägt neben einem weiteren Paar Engel Darstellungen der himmlischen Städte Jerusalem und Betlehem.
Apsis: Christus reicht San Vitale die Märtyrerkrone; ein Engel gibt Bischof Ecclesius ein Modell der Kirche

Die Apsis wird dominiert durch den in der Apsiskalotte auf einer Himmelskugel thronenden, bartlosen Christus. Die Darstellung auf der "Himmelskugel", mit der das gesamte Weltall gemeint ist, ist eine künstlerische Umsetzung des Ehrennamens "Kosmokrator" (Weltenherrscher). Ihm werden von zwei Engeln der Titelheilige Vitalis, dem Christus eine Märtyrerkrone überreicht, und der als Stifter der Kirche dargestellte Bischof Ecclesius zugeführt.

Die berühmtesten Mosaiken von San Vitale dürften allerdings die im Apsisgewände befindlichen Porträts von Justinian und Theodora in Begleitung ihres Hofstaates sein. Justinian im Norden steht im Zentrum seines Mosaikfeldes und trägt eine Patene (Hostienschale) in Richtung des in der Apsiskalotte dargestellten Christus. Er ist durch seine aufwändige Tracht deutlich von den umgebenden Personen abgehoben und als Kaiser gekennzeichnet: er trägt ein dreireihiges edelsteinbesetztes Diadem und ein purpurnes Paludamentum mit einer goldbesetzten Tabula, einem rechteckigen Stück Stoff, das hohe Würdenträger am spätrömischen Hof auszeichnete und in ähnlicher Form auch bei anderen Personen der beiden Mosaiken zu erkennen ist. Beachtenswert ist auch die prunkvolle Scheibenfibel (Orbiculus) mit Pendilien und Trifolium (dreiteiliges Schmuckstück). Ein weiteres Zeichen seiner kaiserlichen Würde ist der Nimbus, der seinen Kopf umgibt. Dem Kaiser folgen einige Würdenträger und seine Leibgarde. Justinian voran geht der Bischof Ravennas, der durch eine Inschrift als Maximian benannt ist, sowie zwei weitere Geistliche. Maximian trägt eine Alba (weiße Tunika, bzw. Dalmatik), darüber eine Planeta und ein Pallium als erzbischöfliches Abzeichen. Alle Männer tragen spezielle Calcei, Sandalen mit Kappen an Zehen und Ferse, die nur von der Oberschicht getragen wurden. Der Fachbegriff für die roten kaiserlichen Sandalen ist Calcei mullei.[5]

Im südlichen Mosaikfeld ist Theodora aus dem Zentrum etwas nach Osten verschoben. Sie ist durch ihre Tracht, sowie durch ihren Nimbus und die sie hinterfangende Nische deutlich als Kaiserin gekennzeichnet. Sie trägte eine Dalmatik unter einem purpurnen Umhang, eine Haubenkrone mit langen Pendilien und einen Juwelenkragen. In ihren Händen trägt sie den eucharistischen Weinkelch (Calix). Ihr voran gehen zwei Würdenträger, die denen des gegenüberliegenden Mosaiks ähneln, während ihr eine Gruppe Hofdamen folgt. Außer dem Kaiserpaar und dem Bischof lässt sich keine der dargestellten Personen mit absoluter Sicherheit identifizieren, auch wenn in der Forschung immer wieder Zuschreibungen einiger Figuren beispielsweise als Belisar[6] oder als Mutter Iustinians[7] auftauchen. Die Bedeutung dieser Mosaiken beruht u.a. darauf, dass sie eine der wenigen eindeutig zuschreibbaren Darstellungen des Kaiserpaares darstellen. Besonders die Gesichtszüge scheinen individuellen Charakter zu besitzen, wobei die spätantike Tendenz zum Abstrahieren durchaus noch gut zu erkennen ist. Was die Körpergröße angeht, so ist davon auszugehen, dass sie eher den gesellschaftlichen Rang der Personen abbildet, wie seit der Spätantike allgemein üblich. Darüber hinaus bieten die beiden Mosaiken wertvolle Informationen über die frühbyzantinische Hoftracht.

Es kann als gesichert gelten, dass die Mosaiken der Apsis noch aus der Zeit Bischof Victors (537/38-544/45) stammen. Die Darstellungen des Kaiserpaars können aufgrund der damaligen politischen Situation erst nach der Eroberung Ravennas durch die Byzantiner im Jahr 540 entstanden sein. Victors Nachfolger Maximian ließ die Mosaikausstattung des Altarbereichs vollenden und sein eigenes Porträt anstelle dessen seines Vorgängers in das Mosaikfeld mit dem Bildnis des Kaisers einfügen. Auch das Bildnis des zwischen bzw. hinter Justinian und dem Bischof stehenden Beamten entstand erst in dieser Zeit.[8]

Künstler

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