ART

Montefortino ist ein römischer Helmtypus, dessen Name von einem keltischen Fundort an der Adriaküste stammt. Es gibt wohl kein anderes Helmmodell der römischen Armee, das so lange in Gebrauch gewesen ist, wie dieser Helmtyp „Montefortino“.

Geschichte

Schon zur Ära der Punischen Kriege bis in die Zeit des ersten römischen Kaisers, Augustus war er der Standardhelm des Legionärs. Sein Ursprung ist wahrscheinlich in der keltischen Kultur zu suchen, wo er parallel zur römischen Armee getragen worden ist: Damit kann diese, aus rund 1,5 bis 2 Millimeter starkem Bronzeblech getriebene Helmschöpfung für sich in Anspruch nehmen, die erfolgreichste der Antike gewesen zu sein. Ein echtes Massenprodukt, das im Laufe seiner Geschichte aber wiederholt verbessert und den aktuellen Gegebenheiten angepasst worden ist. Waren die keltischen Produkte vom 3. Jahrhundert an in Eisen getrieben, finden Ausgräber auf römischen Fundstellen stets bronzene Helmreste und waren die Montefortinohelme im 4. bis 2. Jahrhundert noch mit feinen Schmuckelementen verziert, werden sie spätestens mit der Heeresreform des Marius immer mehr zur tatsächlichen billigen, schmucklosen Massenware. Der römische Bürgerkrieg mit seinem hohen Verschleiß an Mensch und Material tat sein Übriges zu dieser Entwicklung.

Form und Aufbau

Der blankpolierte Helm hatte einen goldenen Schimmer. Manchmal überzog man ihn aber auch mit Weißmetall (verzinnen), was ihm einen silbernen Glanz einbrachte.

Der rund zwei Kilogramm schwere Montefortinohelm hat eine weitgehend halbkugelförmig wirkende Kalotte, die nach oben hin in einen leicht konisch sich verjüngenden Knauf ausläuft. Dieser aus einem Stück mit der Kalotte getriebene Knauf diente zur Aufnahme eines Helmbuschs. Der untere Rand des Helmes verläuft vollkommen waagerecht in Höhe der Augenbrauen. An ihn schließt sich der ebenfalls aus einem Stück mit der Kalotte getriebene schmale Nackenschild an. Nur bei späteren Fundstücken kann dieser Nackenschild etwas nach unten versetzt oder abgeschrägt sein.

Um im Gefecht nicht rücklings ins Gesicht gestoßen zu werden, sondern stets fest zu sitzen, hat der Montefortino, wie alle römischen Helme eine sehr modern anmutende Helmberiemung. An der Unterseite des Nackenschutzes befinden sich zwei festgenietete Ösen, durch welche der lederne Helmriemen im Nacken läuft. Der Riemen wird dann durch zwei weitere Ösen gezogen, die sich – je eine – auf Kinnhöhe an den beiden Wangenklappen (bucculae) befindet. Dort kann er dann unter dem Kinn des Trägers verknotet werden. Zur Zeit des Kaisers Augustus wurden öfters statt Ösen auch konisch zulaufende Knöpfe in die Wangenklappen genietet, durch die das Zubinden entfiel, da man nun in den Lederriemen Schlitze schneiden konnte, durch die man die Knöpfe schob — eine Art antiker Schnellverschluß.

Die geschwungenen, in Scharnieren beweglichen Wangenklappen selber sind breit und zumindest bei älteren Exemplaren anatomisch noch nicht an die Gesichtsformen des Menschen angepasst. Die Scharniere sind in der Schläfengegend angenietet. Ursprünglich waren in die Kalotte ein Helmfutter aus mit Roßhaar gefüllten Leinenkissen oder Filz geklebt. Auf dem kurzen Nackenschild ist häufig der Name des Helmbesitzers mit Angaben seiner Centurie und Legion gepunzt. Manchmal finden sich auch mehrere Namen, da die Helme Staatseigentum waren und lange Zeit in Verwendung blieben. Während des Marsches trug man den Montefortino an einem Brusthaken, der mit dem Kettenhemd befestigt war.


Künstlerische Darstellung

Die in Stein gehauenen Darstellungen römischer Helme zeigen immer viel zu schmale Wangenklappen. Von jeher fanden aufgrund dieser Vorlagen falsche Darstellungen römischer Helme statt. Malereien des Barock manifestierten diese schmalen Wangenklappen ebenso, wie eine Unzahl diverser Sandalenfilme aus Hollywood und Italien. Noch nie konnte indes ein Helm mit solchen Wangenklappen archäologisch nachgewiesen werden. Die zu schmalen Wangenklappen sind in Wirklichkeit als Kunstgriff antiker Künstler zu verstehen. Durch eine gravierend schmalere Darstellung der Wangenklappen war es nämlich erst möglich, das Gesicht der abzubildenden Person deutlich werden zu lassen. Echte römische Wangenklappen bedecken einen Großteil des menschlichen Gesichtsfeldes und hätten es den antiken Künstlern sehr erschwert, individuelle Züge und Bewegmomente wiederzugeben. Mit diesem und anderen, idealisierenden Kunstgriffen haben die Menschen der Antike aber auch ein vollkommen falsches, scheinbar nicht ausrottbares römisches Helmbild bis in unsere Zeit manifestiert.


Helmbusch / Federn

Der Helmbusch (crista) bestand beim Montefortino des 1. Jahrhunderts vor Christus (Marius, Caesar, Augustus) aus langem, herabhängendem Roßhaar, das durch eine Nadel in der mit Blei ausgegossenen Bohrung im Helmknopf befestigt wurde. Wie zeitgenössische Texte und pompejanische Malereien zeigen, war das Roßhaar rot gefärbt. Dieser Helmbusch wurde nur für Paraden und im Gefecht angesteckt; im Dienstalltag war er nicht zu finden.

Zur Zeit des Polybios, der im 2. Jahrhundert vor Christus lebte, befanden sich an der Stelle des späteren Helmbuschs noch schwarz oder purpurn gefärbte Federn.


Literatur

  • Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus – Der römische Soldat im archäologischen Experiment. 9. Auflage. Philipp von Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-0886-8
  • Daniel Peterson: Die römischen Legionen. 1. Auflage. Barett Verlag, Solingen 1994, ISBN 3-924753-54-7

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