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Germania Superior ("Obergermanien") war eine römische Provinz.

Sie umfasste Teile der heutigen Schweiz, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands. Sie grenzte im Norden an Germania Inferior, im Westen an Gallia Belgica und Gallia Lugdunensis, im Südwesten an Gallia Narbonensis und im Südosten an Raetia. Östlich der Provinz lag das freie Germanien.

Der Statthaltersitz der Provinz war Mogontiacum, das heutige Mainz.

Spätestens mit den augusteischen Feldzügen fielen die linksrheinischen Gebiete in die Hand der Römer, die sie in der ersten Zeit militärisch verwalteten. Zusammen mit Germania Inferior wurde etwa im Jahre 85 n. Chr. unter Domitian die zivile Provinz eingerichtet.

Aufgrund der Lage an der Grenze des römischen Reichs waren hier zahlreiche römische Truppenverbände stationiert. Legionen waren in Mainz/Mogontiacum, Straßburg/Argentorate und zeitweise Windisch/Vindonissa stationiert, außerdem Hilfstruppen am obergermanischen Limes.

Besiedlung

Neben die anfangs dominierende militärische Komponente trat in der friedlichen Zeit ab dem späten 1. bis zum 3. Jahrhundert eine zivile: Eine Strukturierung in civitates (Einzahl civitas: Hauptorte mit umgebendem <Stammes->gebiet) erfolgte. Links des Rheins stellen diese Hauptorte wie Speyer/Noviomagus und Worms/Borbetomagus die ältesten deutschen Städte. Im Rechtsrheinischen bestand diese Kontinuität weniger, da hier die römische Herrschaft nur bis in das 3. Jahrhundert währte. Hauptorte wie Frankfurt-Heddernheim/Nida waren deswegen nicht bis in das Mittelalter kontinuierlich besiedelt, während in anderen Hauptorten wie Dieburg, Wiesbaden oder Ladenburg eine Siedlungskontinuität unter einfacheren Umständen wahrscheinlich ist.

Neben den Hauptorten, den militärischen Lagern und den Dörfern (vici, Einzahl: vicus) wie Alzey/Altiaia und Eisenberg gab es die römischen Landgüter (villa rustica), von denen einige einen beträchtlichen Luxus aufweisen. Beispielhaft kann dies im römischen Freilichtmuseum Hechingen-Stein besichtigt werden

Jenseits der römischen Städte blieb die alte germanische Bevölkerung meist ansässig, im Dekumatenland die keltisch-germanische Mischbevölkerung.

Die Provinz war verwaltungstechnisch in verschiedene civitates unterteilt:

  • Ladenburg (lateinisch Lopodunum) = Civitas Ulpia Sueborum Nicretum (nach den Neckarsueben);
  • Wimpfen = Civitas Alisinensium;
  • Cannstatt (?) = Civitas Aurelia G... (Theorie von C. S. Sommer);
  • Rottenburg (lateinisch Sumelocenna) = Civitas Sumelocennensis;
  • Rottweil (lateinisch Arae Flaviae)
  • Baden-Baden (lateinisch Aquae) = Civitas Aquensis;
  • Mainz (lateinisch Mogontiacum) = Civitas Aresacium;
  • Worms (lateinisch Borbetomagus) = Civitas Vangionum (nach den Vangionen);
  • Speyer (lateinisch Noviomagus) = Civitas Nemetum (nach den Nemetern);
  • Wiesbaden (lateinisch Aquae Mattiacorum) = Civitas Mattiacorum (nach den Mattiakern);
  • Frankfurt am Main - Heddernheim (lateinisch Nida) = Civitas Taunensium;
  • Dieburg (lateinisch Med... 〈Rest des Namens unbekannt〉) = Civitas Auderiensium

Spätantike

Unter Diokletian wurde in der Spätantike die Provinz in Germania Prima im Norden und Maxima Sequanorum im Süden geteilt und der Diözese Gallien mit der Kaiserstadt Trier/Augusta Treverorum unterstellt.

Im 5. Jahrhundert traten im Zusammenhang mit der Völkerwanderung für kurze Zeit Burgunden (407-443) und Alamannen, dann schließlich nach der Schlacht von Zülpich/Tolbiacum(496) die Franken die Nachfolge der römischen Herrschaft an: Das frühe Mittelalter begann.



Literatur

  • Dietwulf Baatz (Hrsg.): Die Römer in Hessen. 2. Aufl. Theiss, Stuttgart 1989. ISBN 3-8062-0599-X
  • Maureen Carroll: Römer, Kelten und Germanen. Leben in den germanischen Provinzen Roms. Theiss, Stuttgart 2003. ISBN 3-8062-1762-9
  • Heinz Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Theiss, Stuttgart 1990. ISBN 3-8062-0308-3
  • Philipp Filtzinger (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986. ISBN 3-8062-0287-7
  • Ders., Die Römer in Baden-Württemberg, in: Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte 1: Allgemeine Geschichte Teil 1: Von der Urzeit bis zum Ende der Staufer, Klett – Cotta, Stuttgart 2001. ISBN 3-608-91465-X (der Beitrag kann auch als pdf-Datei heruntergeladen werden.
  • Thomas Fischer: Die Römer in Deutschland. Theiss, Stuttgart 1999. ISBN 3-8062-1325-9
  • Andres Furger: Die Schweiz zur Zeit der Römer. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2001. ISBN 3-85823-809-0
  • Andreas Kakoschke: Ortsfremde in den römischen Provinzen Germania inferior und Germania superior. Eine Untersuchung zur Mobilität anhand der Inschriften des 1. bis 3. Jahrhunderts n. Chr. Möhnesee 2002.
  • Andreas Kakoschke: Die Personennamen in den zwei germanischen Provinzen. Ein Katalog. Bd.1. Die Gentilnomina. Rahden/Westf. 2006.

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