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Decimus Clodius Septimius Albinus oder kurz Clodius Albinus (* vermutlich um 150; † 19. Februar 197 bei Lugdunum, dem heutigen Lyon) war römischer Gegenkaiser gegen Septimius Severus von Ende 195 bis zu seinem Tod. Er wird oft als einer der Kaiser des römischen Fünfkaiserjahres 193 bezeichnet, was aber auf eine unglaubwürdige Überlieferung zurückgeht.

Herkunft und Karriere

Clodius Albinus wurde in Nordafrika geboren, vermutlich um die Mitte des 2. Jahrhunderts. Er stammte wohl aus Hadrumetum (heute Sousse in Tunesien). Seine Familie war senatorischen Ranges. Da seine Lebensbeschreibung in der Historia Augusta großenteils erfundene Angaben enthält, ist über die Anfänge seiner Laufbahn nichts Glaubwürdiges bekannt.

Unter Kaiser Commodus zeichnete er sich in den frühen achtziger Jahren bei Kämpfen in Dakien aus; er war dort wohl Legionslegat. Später amtierte er als Suffektkonsul. Um 191 wurde er Statthalter der Provinz Britannien.


Rolle als Thronfolger des Septimius Severus

Nach der Ermordung des Kaisers Pertinax am 28. März 193 entstand in Rom ein Machtvakuum, da der von den Prätorianern erhobene Nachfolger, der „Auktionskaiser“ Didius Julianus, sich keinen Respekt verschaffen konnte, von der Stadtbevölkerung abgelehnt wurde und auch anderswo keinerlei Anerkennung fand.

Im April wurde erst in Oberpannonien der dortige Statthalter Septimius Severus von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen, wenige Tage darauf in Antiocheia der Statthalter der Provinz Syria, Pescennius Niger. Niger brachte den Osten des Reichs unter seine Kontrolle, während Severus in Rom einzog. Albinus kam ebenfalls als Kandidat für die Kaiserwürde in Betracht. Er wurde aber damals noch nicht (wie die späte, unglaubwürdige Historia Augusta berichtet) von seinen Truppen zum Kaiser erhoben, sondern ließ sich von Septimius Severus überreden, sich mit dem Titel Caesar und der Aussicht auf die Thronfolge zufrieden zu geben. So gewann Septimius Severus freie Hand für seinen siegreichen Feldzug gegen Pescennius Niger (193–194). Albinus blieb in Britannien. 194 war er zusammen mit Septimius Severus consul ordinarius. Von ihm übernahm er den Namen Septimius.

Nach der Beseitigung des Gegenkaisers Niger stellte sich heraus, dass das Einvernehmen zwischen Kaiser Septimius Severus und Albinus keine stabile Basis hatte. Der nunmehr allgemein anerkannte Kaiser hatte zwei Söhne, denen er die Thronfolge sichern wollte, und hatte nach der Befriedung des Ostens keinen Grund mehr, auf Albinus Rücksicht zu nehmen. Dieser musste seinerseits die Unhaltbarkeit seiner Stellung erkennen.


Erhebung zum Kaiser, Bürgerkrieg und Tod

Der Bruch war unvermeidlich und trat im Jahre 195 ein. Einzelheiten lassen sich nicht zuverlässig feststellen. Jedenfalls wurde Albinus in Rom zum Staatsfeind erklärt und ließ sich von seinen Truppen zum Kaiser ausrufen. Er war jedoch von vornherein militärisch hoffnungslos unterlegen, obwohl er in Gallien und Spanien Unterstützung fand. Er setzte nach Gallien über, wo er Anfangserfolge erzielte und den gegnerischen Befehlshaber Virius Lupus besiegte. Er verlor dann aber die Entscheidungsschlacht bei Lugdunum, dem heutigen Lyon, am 19. Februar 197 und kam dabei ums Leben. Wie in solchen Fällen üblich wurde über ihn die damnatio memoriae verhängt. Von seinen Anhängern wurden viele hingerichtet, darunter 29 Senatoren. Insgesamt waren 64 Senatoren angeklagt worden, woraus die außerordentliche Beliebtheit des Albinus im Senat ersichtlich ist.


Quellen

Die wichtigsten Quellen sind die Werke der zeitgenössischen Geschichtsschreiber Cassius Dio (73,8; 74,14f.; 75,6; 76,4–8) und Herodian (2,15; 3,5–7). Die Angaben der weit jüngeren Historia Augusta sind von der Forschung als großenteils fiktiv erkannt worden.


Literatur

  • Géza Alföldy: Herkunft und Laufbahn des Clodius Albinus in der Historia Augusta. In: Johannes Straub (Hrsg.): Bonner Historia-Augusta-Colloquium 1966/1967 (Antiquitas, Reihe 4, Beiträge zur Historia-Augusta-Forschung, Bd. 4). Habelt, Bonn 1968, S. 19–38.
  • Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 5. Auflage. Beck, München 2002, S. 605ff.
  • Ursula Schachinger: Clodius Albinus. Programmatischer Friede unter der „Providentia Augusti“. In: Rivista storica dell'antichità 26 (1996), S. 95–122.

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