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Nicer, der Neckar, ein rechter Nebenfluß des Rheins.

Die Stellen aus antiken Schriftstellern, von denen der N. erwähnt wird, sind zusammengestellt von Holder Altcelt. Sprachsch. II 742. Much Hoops’ Reallex. III 315 und Riese Das rhein. Germ. in der antik. Litt. 483. Die Überlieferung schwankt zwischen Nicer und Niger: Nicer bei Ammian. Marc. XXVIII 2, 1. Sid. Apoll. VII 324 und Paneg. Constant 13. Niger Vita Probi XIII 7. Symm. or. II 23 und 24 und Auson. Mosella 423. Eine einzige Inschrift CIL XIII 2633 Riese Inschr. 2199) gibt Suebi Nicretes. (Alle übrigen Inschriften auf die Suebi Nicretes, zusammengestellt bei Holder II 745 und Riese Inschr. S. 244, kürzen die Namen ab.) Deshalb und weil den Römern das Verschreiben von Niger statt Nicer wegen der Angleichung an das Adjektiv niger näher lag als umgekehrt, ist der lateinische Namen des Flusses Nicer anzunehmen. Die Ableitung des Namens ist umstritten. Ligurische oder illyrische Herkunft ist abzulehnen, Springer Die Flußnamen Württembergs u. Badens 58. Egli Nomina geograph. 638. Für keltischen Ursprung spricht sich namentlich Much III 315 und Suppl.-Bd. III S. 550 aus, doch hält er auch germanischen Ursprung nicht für unmöglich, Paul u. Braune Beitr. XX 33, wenn er auch Grimms Ableitung, Dtsche. Mythol.4 405, von ags. nicor, nechar ,Wassergeist‘ ablehnt Auch Traub Württemb. Vierteljahrsh. XXXIV 13 glaubt an keltischen Ursprung des Namens, wenn auch der Umstand, daß ein Schweizer Fluß, ein Nebenfluß der Thur, ebenfalls Neckar heißt, kein Beweis für seine keltische Benennung ist, ebensowenig wie die Tatsache. daß ein großer Teil seiner Nebenflüsse keltische Namen trägt, Springer 218. Traub an verschiedenen Stellen.

Der N. hat natürlich im Laufe der Zeiten seinen Lauf öfters geändert, so bei Heilbronn nach Bilfinger Hist. Verein Heilbr., 6. Heft 78; namentlich am Unterlaufe sind Verschiebungen vorgekommen, so mündete der N. zur Römerzeit oberhalb von Mannheim gegenüber Alta ripa, Haug u. Bd. I A S. 736. Vgl. Naeher Bonn. Jahrb. LXX 6 mit Taf. II. Schaafhausen Bonn. Jahrb. LXXIV 161. Maurer Mannheimer Geschichtsbl. 1907, 78 und 231. Von einer künstlichen Verlegung der Neckarmündung durch Valentinian I. im J. 369 erfahren wir durch Symm. or. II, Franke o. Bd. XVI S. 640.

Die vorgeschichtliche Besiedlung des Neckartales wurde hauptsächlich untersucht von R. Gradmann, besonders in seiner Siedlungsgeographie des Königreichs Württemberg 1914 mit ausgiebigem Literaturverzeichnis; danach von Wahle XII. Ber. d. Röm.-Germ. [174] Komm. 1921 vom geologischen und pflanzengeographischen Standpunkte aus. Die permanente Besiedlung durch alle Epochen betont Schliz Histor. Verein Heilbronn, 10. Heft 1. Daß das Neckartal zu den frühestbesiedelten Gegenden Europas gehört, bezeugt der Unterkiefer von Mauer, südöstlich von Heidelberg, beschrieben von O. Schötensack 1908, und die neuerdings gefundenen Knochenartefakte Voelcker Forsch. u. Fortschr. X (1934) 29. Aus neolithischer Zeit sei nur das Dorf Großgartach bei Heilbronn genannt, Schliz Das steinzeitl. Dorf Großgartach 1901. Die verschiedenen Entwicklungsstufen, namentlich im Hausbau zeigt Schliz Histor. Verein Heilbronn, 10. Heft.

In der La-Tène-Zeit sind Kelten die Bewohner des Neckargebietes gewesen, denn Ligurer, Illyrier und Räter werden mit Recht von Springer 8 abgelehnt. Nach den Funden müssen die Kelten sehr dicht gesiedelt haben, namentlich in den offenen Landschaften, während sie auf den Höhen des Schwarzwaldes und des Keupergebirges, die das Neckartal im Westen und Osten begrenzen, nicht nachweisbar sind, Gradmann 78. Das bezeugen auch die zahlreichen keltischen Orts- und Flußnamen, Springer 222. Den Namen des keltischen Stammes, der hier wohnte, können wir bestimmen, es waren nach den Berichten des Caesar, Tacitus und Ptolemaios die Helvetier; vgl. Haug o. Bd. VIII S. 209. Von hier sind sie allmählich im Laufe des 3. und 2. Jhdts. v. Chr. nach Süden in die Schweiz ausgewandert, Fabricius Die Besitznahme Badens durch die Römer 18. Norden Die germ. Urgesch. 225. Doch blieben immerhin noch stattliche Reste der Helvetier im Neckartale zurück, wie vor allem die Funde bezeugen, so daß die Bezeichnung dieses Landes mit Helvetierwüste durch Ptolem. II 10, 6 nicht wörtlich zu nehmen ist. Daß auch Tribocer und Boier noch in der Kaiserzeit am Neckar gesessen haben, vermutet Fabricius 19 nach CIL XIII 6448. Dafür drangen nun germanische Stämme von Norden her in diese Gebiete ein, zuerst wahrscheinlich Sueben, die nach der Besiegung Ariovists durch Caesar 58 v. Chr. an das rechte Rheinufer zurückgingen und sich um die Mündung des N. herum ansiedelten. Sie sind durch zahlreiche Inschriften bezeugt (s. o.). Daß sie gerade der zurückgebliebene Rest der Marcomannen gewesen sein sollen, wie Schönfeld u. Bd. IV A S. 577 glaubt, ist nicht zu beweisen. Sie bilden dann unter der Römerherrschaft die civitas Ulpia Sueborum Nicretum mit der Hauptstadt Lopodunum, Cramer o. Bd. XIII S. 1429. Norden Alt-Germanien (1934) 144 nimmt nach Abzug der Helvetier eine Neubesiedlung durch Gallier an, die wegen der drückenden Lage in Gallien nach Caesars Eroberung in den ersten Jahrzehnten der christl. Ära in diese Gebiete auswanderten (Tac. Germ. 29 levissimus quisque Gallorum et inopia audax).

Die Besitzergreifung des Neckartales durch die Römer erfolgte verhältnismäßig spät. Die Hauptwerke darüber sind die schon oben genannte Schrift von Fabricius 1905 und Hertlein-Paret-Gößler Die Römer in Württemberg, 3 Bde., 1928-1932 mit einem Verzeichnis der [175] wichtigsten Literatur. Nachdem die Römer das linke Rheinufer und das nördliche Ufer der oberen Donau schon in der ersten Hälfte des 1. nachchristl. Jhdts. besetzt hatten, drangen sie erst in der zweiten Hälfte in das Neckartal ein, um eine kürzere Verbindung zwischen diesen beiden Gebieten herzustellen. Der Einbruch erfolgte von Süden her von der Provinz Raetien aus unter Vespasian über die Baar. Dieser Feldzug, von dem die Schriftsteller nichts erwähnen, ist uns nur durch Inschriften bekannt, Fabricius 36. Hertlein I 28. Der Feldherr war der legatus pro praetore Cn. Pinarius Cornelius Clemens, der 73 und 74 n. Chr. mit einer bedeutenden Truppenmasse das obere Neckartal in römischen Besitz brachte und sofort eine Militärstraße vom Rheine aus durch das Kinzigtal bis Tuttlingen an der Donau anlegte, die bei Rottweil den N. überschritt, Weynand o. Bd. VI S. 2661. Rottweil erhielt damals den römischen Namen arae Flaviae und wurde allmählich der Mittelpunkt einer großen römischen Ansiedlung. Von hier aus erfolgte die Besetzung des Neckartales, um die Verbindung mit dem inzwischen eroberten unteren Maintale herzustellen, Fabricius o. Bd. XIII S. 589. Es entstanden die römischen Kastelle Sulz (ORL nr. 61 a), Rottenburg - Sumelocenna (nr. 61), Köngen - Grinario (nr. 60), Cannstatt (nr. 59), Benningen (nr. 58), Walheim (nr. 57), Böckingen (nr. 56) und Wimpfen (nr. 54 und 55). Hier schloß sich die sog. Odenwaldlinie des obergermanischen Limes an, Fabricius 590. Hertlein I 60. Am unteren Neckar entstanden die beiden Kastelle Neuenheim bei Heidelberg und Ladenburg. So bildete der mittlere Neckar von Wimpfen bis Cannstatt einen Teil des Limes, bis zwischen 148 und 161 n. Chr. die Linie weiter nach Osten verlegt wurde, Fabricius 594. Angesiedelt wurden hier, namentlich im Odenwald, die Brittonen, die aus Britannien hierher verpflanzt worden waren, Hertlein I 8.5. Der Neckarlimes war aber keineswegs eine so feste Reichsgrenze, wie wir es sonst am Limes finden, sondern die Sicherungslinie einer Verbindungsstraße zwischen Main und Donau, jenseits deren auch noch Gebiete römischen Besitzes lagen, Fabricius Besitznahme 55 und o. Bd. XIII S. 589. Hertlein I 58 und 82. Das Neckartal gehörte damit zu den decumates agri, die Germ. 29 erwähnt. Der Begriff und seine Bedeutung ist bis heute noch nicht restlos erklärt. Hesselmeyer Klio XIX 259. XX 344. XXIV 1. Kahrstedt Forsch. u. Fortschr. X (1934) 56. Neuerdings unterzieht Norden Alt-Germanien 137f. den Begriff decumates agri einer eingehenden Analyse, er sieht darin mit Hesselmeyer einen keltischen Territorialnamen, den die Römer von den Kelten übernommen haben. Jedenfalls blieb das Neckartal lange Zeit im ungestörten Besitze der Römer, und es konnte sich hier eine blühende römische Provinzialkultur entwickeln, die durch die rührige württembergisch-badische Lokalforschung untersucht worden ist und worüber zuletzt das schon genannte Monumentalwerk von Hertlein-Paret-Gößler ausführlich Bericht mit einer archäologischen Fundkarte ablegt. Über die Straßen, die das Neckartal mit dem Rhein-, Main- und Donautal verbanden, berichtet [176] namentlich der 2. Bd. des genannten Werkes; die Straßen am unteren N. bis Wimpfen beschreibt Schumacher ORL Abt. A Bd. III 71. Brücken über den N. können wir wohl bei jedem Kastell annehmen; im Zusammenlange, wie es Gündel über die Mainbrücken getan hat, ORL Abt. A Bd. III 103, sind sie noch nicht untersucht, Schumacher Siedelungs- u. Kulturgesch. d. Rheinl. II 244.

Daß der Schiffsverkehr auf dem N. nicht unbedeutend gewesen sein kann, erfahren wir aus einer Inschrift, die von einer Schiffergilde gesetzt worden ist, CIL XIII 6450 = Riese 2176). Haug-Sixt 330.

Über römische Zivilverwaltung im Neckartal berichtet uns eine Reihe von Inschriften; es entstand die civitas Sumelocennensis mit dem Vorort Rottenburg - Sumelocenna, Keune o. Bd. IV A S. 888, civitas Alisinensis mit dem Vorort Wimpfen, Ihm o. Bd. I S. 1496, die civitas Sueborum Nicretum, später unter Traian civitas Ulpia Sueborum Nicretum genannt mit dem Vorort Ladenburg - Lopodunum, Schönfeld u. Bd. IV A S. 577. Noch unerklärt ist die civitas S. T. in der Inschrift CIL XIII 6482 (= Riese 2182). Haug-Sixt 364. Hertlein I 76. Schumacher Siedelungsgesch. II 219.

Während der langen Friedenszeit konnte die Romanisierung ungestört Fortschritte machen, wie die zahlreichen römischen Reste beweisen, wenn sie natürlich auch nicht so bedeutend sind, wie im linksrheinischen Germanien. Das änderte sich erst, als die germanischen Scharen von Norden her in das Neckartal eindrangen; es waren die Alemannen. Während die Alemannenstürme im Anfange des 3. Jhdts. das Neckartal kaum berührt haben werden, durchbrachen die Alemannen um das J. 260 den obergermanischen Limes und nahmen das ganze Gebiet bis an den Rhein in ihren Besitz, Fabricius o. Bd. XIII S. 596. Hertlein I 153. L. Schmidt Gesch. d. dtsch. Stämme II 246. Nur das untere Neckartal bis Heidelberg scheint noch länger in römischem Besitz geblieben zu sein, L. Schmidt II 256. Bei den vergeblichen Versuchen der Römer, mit dem rechtsrheinischen Germanien auch das Neckartal wieder zu gewinnen, wird der N. mehrfach genannt, zum ersten Male unter Probus im J. 277 n. Chr. von Vopiscus vita Probi XIII 7, worauf vielleicht auch Zosim. I 68 zu beziehen ist, wenn die Änderung des überlieferten αἰγυος in Νίγρος richtig ist, Riese Litt. 219. Wahrscheinlich ist auch Constantius I. Chlorus 291 oder 292 verwüstend durch das Neckartal gezogen, Hertlein I 175. Die folgenden Kaiser hatten die Vorstöße der Alemannen auf dem linken Rheinufer abzuwehren, erst Iulian überschritt wieder den Rhein. Ob er 357 am unteren N. kämpfte und Lopodunum wieder herstellte, ist zweifelhaft, Franke o. Bd. XVI S. 640. Wohl aber drang er 359 verwüstend tief in das Alemannenland ein und diktierte jenseits des N. in Capellatii vel Palas den Alemannenkönigen den Frieden, Ammian. Marc. XVIII 2, 15. Hertlein I 179. v. Borries o. Bd. X S. 58. Über die Lage dieses Ortes jenseits des Limes in der Nähe von Öhringen und die Bedeutung der Namen [177] stellt Norden Alt-Germanien 1-136 eine ausführliche Untersuchung an; er sieht darin keltische, in Palas vielleicht einen vorkeltischen Namen.

Im J. 368 rückte Valentinian I. verheerend in das Neckartal ein; ob vom Süden oder vom Norden ist noch umstritten. L. Schmidt II 282 tritt für den Marsch vom Süden her ein, Hertlein I 181 sucht zu beweisen, daß er vom Main her erfolgte, s. a. Kauffmann Dtsche Altertumsk. II 103. Bei Solicinium im Neckartale errang Valentinian über die Alemannen einen Sieg, den letzten Sieg der Römer am rechten Rheinufer. Über die Lage von Solicinium ist noch keine Einigung erfolgt, Schönfeld u. Bd. III A S. 920; neuerdings vermutete Hertlein I 181 Sülchen bei Rottenburg. Ausonius hat diesen Feldzug mitgemacht und nennt den N. in seiner Mosella 423; vgl. auch Symm. or. II 23 u. 24. In den folgenden Jahren suchte Valentinian I. die Rheingrenze durch den Ausbau der Befestigungen zu sichern; dabei errichtete er an der Neckarmündung durch Anlegung eines Brückenkopfes das munimentum Valentiniani, wozu er das Baumaterial aus Lopodunum holen ließ. Der Versuch diesen Brückenkopf durch eine Befestigung auf dem mons Piri (s. d.) zu sichern, wurde durch die Alemannen vereitelt, Franke o. Bd. XVI S. 640. Nach 404 ist auch diese Befestigung an der Neckarmündung in die Hände der Alemannen gefallen. Nicht schon am Ende des 4. Jhdts., wie L. Schmidt II 288 vermutet, sondern erst 406, Wirtz Bonn. Jahrb. CXXII 211, nahmen die Burgunder den nördlichsten Teil des Alemannenlandes ein und gründeten hier das uns namentlich durch das Nibelungenlied bekannte Burgunderreich mit der Hauptstadt Worms, das vielleicht auch den unteren Neckar mit umfaßte, aber schon nach wenigen Jahrzehnten den Alemannen wieder zufiel Allerdings wird jetzt von E. Stein XVIII. Ber. d. Röm.-Germ. Komm. 97 nach J. R. Dieterich Der Dichter des Nibelungenliedes (1923) das Bestehen eines Burgunderreiches um Worms angezweifelt und an den Niederrhein verlegt, eine Frage, die noch der Klärung bedarf. Daß im 5. Jhdt. Franken um den Neckar wohnten, wie man aus Sid. Apoll. VII 324 schloß, beruht auf einem Irrtum des Dichters, Wirtz 178.

Über die Besiedelung des Neckartales durch die Alemannen unterrichtet das Monumentalwerk von W. Veeck Die Alamannen in Württemberg (Germ. Denkm. d. Völkerwanderungszeit I. Bd.) 1931. Die Alemannen besiedelten zunächst die fruchtbaren Ebenen, die römischen Städte mieden sie, Ammian. Marc. XVI 2, 12, so daß sich dort die kelto-romanischen Bewohner länger hielten, ebenso wie in den weniger ertragreichen gebirgigen Distrikten, L. Schmidt II 314; erst allmählich wurden sie germanisiert, wenn sich auch keltische und römische Namen von Flüssen und Siedlungen erhielten. Doch haben die Alemannen gerade im Neckartale öfters auch in römischen Siedlungen sich festgesetzt, wie Veeck 127 nachweist, der die Worte Ammians mehr auf das rheinische Gebiet bezieht. Die Alemannen brachten eine nicht geringe Kultur mit, nahmen aber römische Anregungen bereitwillig auf, namentlich den Steinmörtelbau, den Obstbau, [178] Verbesserung ihrer Keramik und Metallbearbeitung, Veeck 125, gestalteten sie aber germanisch um, Veeck 121. Auf ostgermanisch (got.) christlichen Einfluß geht wahrscheinlich der Wechsel ihrer Bestattungsart, von Leichenverbrennung zur Leichenbestattung, zurück, der an den zahlreichen Reihengräberfriedhöfen zu beobachten ist, Veeck 9 u. 129. Aus der geringen Anzahl alemannischer Gräber des 3. und 4. Jhdts. ergibt sich die Folgerung, daß die Alemannen nicht sofort nach ihrem Einbruch zu fester Siedlung übergingen, sondern erst nach erfolglosen Vorstößen nach Italien und Gallien um die Mitte des 4. Jhdts. seßhaft geworden sind, Veeck 123 und Forsch. u. Fortschr. 1932. 442. Der blühende Zustand des Landes unter den Alemannen wird öfters gerühmt, L. Schmid II 316, und wird durch die 787 allein in Württemberg aufgedeckten Reihengräberfriedhöfe bestätigt. Erst 496 n. Chr. wurden die Alemannen durch Clodwich besiegt und der nördlichste Teil ihres Gebietes dem fränkischen Reiche eingegliedert und mit Franken besetzt. Die Grenze ist heute noch erkennbar an der Sprachgrenze zwischen dem fränkischen und alemannischen Dialekt, die zwischen Ludwigsburg und Marbach das Neckartal schneidet, Veeck Kartenbeilage und Springer 16, und an den Befunden der Reihengräberfriedhöfe.

Die im oberen Neckartal wohnenden Alemannen stellten sich wahrscheinlich unter den Schutz des Ostgotenkönigs Theoderich, Veeck 109, wenn sie auch nicht zum Ostgotenreich gehörten, Zeiß Germania XII 30. L. Schmidt II 299, bis sie 536 von dem Ostgotenkönig Wittigis an das Frankenreich abgetreten wurden, L. Schmidt II 301. Veeck 110. Zunächst nahmen sie unter den schwächlichen Nachfolgern Chlodwichs eine ziemlich selbständige Stellung unter einem einheitlichen Stammesherzog ein, bis sie im 8. Jhdt. auch diese Selbständigkeit verloren und ihr ganzes Gebiet eine Provinz des Frankenreichs wurde. In dieser Zeit war auch das Christentum im Neckartal vollständig durchgedrungen, wenngleich schon viel früher es einzelne Christen unter den Alemannen gegeben hat, Veeck 112. Damit schwinden auch die Reihengräberfriedhöfe, die wichtigste archäologische Quelle für die Erkenntnis der Kultur der Alemannen, da die römisch-katholische Kirche den Brauch der Grabbeigaben unterdrückte, Veeck 129.

Von den Nebenflüssen des N. sind im Altertume folgende mit ihren antiken Namen zu erschließen: Rechte Nebenflüsse: die Erms = Armisa oder Armisus nach CIL XIII 6378 (= Riese 2173). Ihm o. Bd. II S. 1200. Die Murr aus vicani Murrenses CIL XIII 6454 (= Riese 2179). Die Elz aus num. Brit. Elant. CIL XIII 6490 (= Riese 111) und 6498 (= Riese 114). Ihm o. Bd. V S. 2231. Den Namen des Flüßchens Lauter glaubt Hertlein I 63 aus Grinario erschließen zu können. —
Linke Nebenflüsse: der Name der Elsenz ist wahrscheinlich enthalten in dem Namen der civitas Alisin[ensis] CIL XIII 6482 (= Riese 2182) Haug-Sixt 364, der Name der Metter, eines Nebenflusses der Enz, in collegio Matisonensium Riese 2181. Haug-Sixt² 580. Springer 154.
[Alfred Franke.]

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