ART

Gartenbau. Es soll hier prinzipiell nur von der Kultur der Ziergewächse einschließlich der wohlriechenden Blumen und Schatten spendenden Bäume gesprochen werden, während der Gemüse-, Obst- und Weinbau nur soweit in Frage kommt, als diese Kulturen mit jener in irgend welchem Zusammenhang stehen. Spezielle Schilderungen von Gärten, in denen nur Gemüse oder Obst gezogen wurden, finden sich überdies nicht. Ebensowenig können hier einige lediglich der Mythologie angehörige Gärten näher berücksichtigt werden. Zu diesen gehören namentlich die sog. Gärten der Hesperiden mit ihren goldenen Äpfeln als dem Symbol der Fruchtbarkeit und Liebe, welche man ursprünglich in den Westen, später auch nach Libyen, an das Atlasgebirge im nordwestlichen Afrika und sogar zu den Hyberboreern verlegte (Seeliger in Roschers Lex. d. gr. u. r. Mythol. I 2, 1886–1890, 2594f., 2598, 49ff.); die Inseln der Seligen am Okeanos mit ihren goldenen Blumen (Pind. Ol. II 70ff. u. Schol.) oder verschiedene ihren Blütenduft aushauchenden Pflanzen, schattigen und Früchte tragenden Bäumen (Luc. ver. h. II 5. 13); das mit diesen Inseln vielfach in Zusammenhang gebrachte und später in die Unterwelt verlegte Elysium mit Zimtbäumen und duftenden Rosen (Tibull. I 3, 61), Ilexeichen (Ovid. am. II 6, 49), Granatäpfeln (Ovid. met. V 535. Serv. Georg. I 39. Lactant. zu Stat. Theb. III 511. Myth. Vatic. I 7. II 100), Blumen (Stat. silv. V 1, 257; vgl. II 1, 205. Claudian. r. Pros. II 284ff.), Rasen, schattigen und Fruchtbäumen (Claudian. ebd.; vgl. Eustath. Makrembol. I 4); der nicht näher beschriebene Garten des Phoibos bei den Hyberboreern (Sophokles bei Stab. VII 295); die Gärten des Okeanos, wo die Wolken mit Nymphen tanzten (Ar. Nub. 271); der Garten oder Hain der Hera am Vorgebirge Lacinium bei Kroton, welchen die Nereide Thetis mit Bäumen (Lycophr. 857 u. Schol.) und zwar besonders Weißpappeln (Liv. XXIV 3, 3) bepflanzt hatte. Hingegen können z. B. die Adonisgärten (I 11), welche keinen praktischen Zweck, sondern nur religiöse Bedeutung hatten, wohl nicht übergangen werden. Was schließlich die Kulturmethoden, besonders die Vermehrungsarten der einzelnen Zierpflanzen betrifft, so können auch diese, obwohl wir von ihnen nicht allzuviel erfahren, hier nicht näher berücksichtigt werden, sondern müssen der Besprechung der einzelnen Pflanzen überlassen werden.

Ohne direkten und wesentlichen Einfluß auf den abendländischen G. blieben wohl die von Nebukadnezar II. ca. 570 v. Chr. in Babylon hergestellten sog. hängenden Gärten der Semiramis (über diese vgl. Kaulen Assyrien u. Babylonien5 1899, 79ff. m. Abb. 43). Sie sind später öfters von klassischen Schriftstellern beschrieben, so als --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- (Berosos bei Joseph. ant. X 226), --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- (Diod. II 10. Strab. XVI 738. Phil. Byz. 1) und pensiles horti (Curt. V 1, 32. Plin. XIX 49), ohne daß die Baumarten näher angegeben sind. Nur bei einem zu Anfang des 6. nachchristlichen Jhdts. schreibenden Autor (Phil. Byz. 1, 3) ist auch von allerhand Bäumen in denselben die Rede. Wie Joret (Les plantes I 384f.) annimmt, befanden sich unter den Bäumen jedenfalls Palmen, die man auch sonst oft in den auf den assyrischen Basreliefs dargestellten Parks antreffe.

I. Gärten der Griechen. 1. Allgemeines. Die gewöhnliche Bezeichnung sowohl für den Zier- als Obst- und Gemüsegarten war --GRIECHISCHE BUCHSTABEN--, ein mit ahd. huoba = Hufe urverwandtes Wort, selten --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- (Hom. II XIV 123; Od. VII 112. XXIV 222. 245. 257. Anyte in Anth. Pal. IX 314. Lycophr. 857) = eingehegter Ort, etymologisch mit --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- = hege ein und --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- = Gehege verwandt. Für den persischen Park gebrauchte man das persische Wort --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- (Xen. oec. 4, 13. Poll. IX 13), das im Awestischen --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- lautet (Schrader Reall. 385). Schon die sagenhafte Semiramis sollte zwei solche in Medien angelegt haben (Diod. II 13; vgl. XVII 10). Die Wildparks des Astyages (Xen. Cyr. I 3, 14) und des älteren Kyros (ebd. I 4, 5) dürfte wohl auch kein Grieche gesehen haben. Aus Autopsie lernten die Griechen einen --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- wohl erst um die Mitte des 5. Jhdts. oder später kennen.

Die Blumen des Gartens scheinen besonders unter dem Schutz des Dionysos gestanden zu haben, da dieser in Athen den Namen --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- (Paus. I 31, 4; auch das Fest der Anthesterien galt wesentlich ihm, worüber Stengel D. griech. Kultusaltertümer 1898, 208ff.) in Achaia --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- (Paus. VII 21, 6) hatte, ferner unter dem der Horen, welchen der Beiname --GRIECHISCHE BUCHSTABEN-- (Hesych.) gegeben wird, und wohl auch der Chariten (s. Escher o. Bd. III S. 2161, 41ff.), speziell die Rosen unter dem der Aphrodite (Eur. Med. 835ff. Paus. VI 24, 7. Hesych. s. --GRIECHISCHE BUCHSTABEN--), wohl nur Obst und Gemüse unter dem des Priapos (Kaibel Epigr. gr. 782, vgl. 817. Anth. Pal. VI 21. 102; vgl. u. II 2), jenes auch unter dem des Pan (ebd. 42). Für das im Garten nötige Wasser bemühte man sich um die Gunst der Nymphen (Leonidas ebd. IX 329).

2. Vorhomerische Zeit. Obwohl Blumenzucht, Obst- und Gemüseanbau mit Ausnahme einiger Hülsenfrüchte und des Gartenmohns, Papaver somniferum L., dessen Varietät Papaver setigerum DC. im Mittelmeergebiet einheimisch ist, bei den indogermanischen Völkern erst nach ihrer Ankunft in ihren historischen Wohnsitzen aufgekommen ist (Schrader Reall. 97. 263f. 545. 582), fanden in der mykenischen Kunst, namentlich der Vasenmalerei, deren Dekorationsfarben freilich nicht der Natur entsprechen, doch schon Gewächse, Wasserpflanzen und Efeublätter Nachahmungen, ferner Blättchenzweige mit und ohne Ranken, die Dattelpalme, die wohl unlängst auf griechischem Boden bekannt geworden war, und namentlich die Blüte der Lilie (H. v. Rohden bei Baumeister 1940 lm. m. Abb. 1200. 1202. 2058. O. Kümmel Ägypt. und myken. Pflanzenornamentik 1901, 16ff. 39, nach welchem jedoch die Lilie infolge der mangelhaften Zeichnungen nicht zu bestimmen ist). In einem Zimmer des jüngst (im J. 1903) auf Kreta in Haghia Triada bei einem alten Phaistos von italienischen Archäologen aufgedeckten Palastes mykenischer Zeit (14. Jhdt.) sind Freskomalereien mit landschaftlicher Darstellungen, bezw. Darstellungen in Kreta wildwachsender Pflanzen gefunden und von Halbherr (Monumenti antichi XIII 1903, 55ff.) besprochen. Leicht erkennbar sind die Efeuzweige (Hedera helix L.) mit ihren ungelappten Blättern, bei den anderen Pflanzen läßt sich die Art nicht genau feststellen. Aus Felsenrissen kommt nach Halbherr (p. 57 m. Taf. VII) eine Amaryllidacee hervor, und die darüber befindliche Kelchblume ähnelt der Blüte des Stechapfels (Datura stramonium L.); ein anderesmal (ebd. p. 58 m. Taf. IX) sieht man eine schöne Pflanze mit sieben Blüten und einer Knospe, deren Blätter die einer Liliacee sind, während ihre Blüten sich denen einer Dispacee nähern und vielleicht die einer Scabiose sind. Zwei sehr schöne Stuckfragmente sind mit stilisierten Lilien bemalt, ließen sich aber leicht nicht wiedergeben, weil sie von dem Brande, durch welchen der Palast zerstört worden ist, zu sehr geschwärzt waren (ebd. p. 58). Übrigens scheint es auch, daß allen Pflanzenbildern fast nur eine gleichmäßige rote Färbung auf lichtem Grunde gegeben ist (vgl. die farbigen Tafeln VIII. IX). Noch sei die Vermutungs Halbherrs (p. 9) erwähnt, daß in der Nähe des Palastes an den aus dem Fluß Geropotamo abgeleiteten Kanälen sich Nutz- oder Ziergärten, ähnlich wie die Gärten des Laertes und Alkinoos in der Odysee, befunden hätten. Auch ist auf Kreta in dem alten Knossos vor kurzem ein Palast mykenischer Zeit mit Wandmalereien aufgedeckt, doch gehören die hier dargestellten Pflanzen der Nolflora an (Halbherr ebd. 56). In Mykenau hat man eine Dolchklinge mit der Darstellung von Papyrosblüten und ein Silbergefäß gefunden, auf dessen drei Seiten eine Art Kübel mit (fiederig beblätterten) Zweigen dargestellt ist (v. Rohden bei Baumeister 987 ro. 999f. m. Fig. 1208 a. b). Die beiden letzten Verzierungen müssen auf Nachahmung ägyptischer Vorbilder beruhgen. Für einen Ausläufer altägyptischer Manier sieht K. Sittl (Archäologie der Kunst 1895, 393) auch den Alkinoosgarten der Odyssee an. Allerdings wurden in Ägypten schon seit undenklichen Zeiten Papyrus antiquorum Willd., Nymphaea lotus L. und wohl auch Nymphaea caerulea Sav. ub Reservoirs und Teichen und zur Zeit des neuen Reiches (1530–1060) außer einigen Ziersträuchern auch sogar schon einige ausländische Blumen kultiviert (Joret Les plantes I 95ff. 101ff. 141ff.); doch nimmt Joret (ebd. 99, 1) wohl mit Recht an, daß die Griechen das Gefallen an Blumen und Kränzen nicht von Ägypten überkommen hätten.
[Olck.]

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