ART

Discerniculum, nach Varro de l. l. V 129 ein Gerät zum Scheiteln des Haares, quo discernitur capillus; vgl. Lucilius bei Non. 35 M. Garrucci Bull. d. Inst. 1865, 55 erkannte das D. in einem Gerät, das oft auf etruskischen Spiegeln dargestellt ist und mehrfach in Cisten zusammen mit Spiegeln und anderem Toilettengerät gefunden wird (o. Bd. III S. 2594). Es ist ein Stift aus Knochen oder Metall, an einem Ende spitz zulaufend, an dem anderen mit einem verschieden gestalteten Knopf versehen. Ein ähnliches Gerät, discriminatoio, ist noch jetzt in Italien üblich (Garrucci a. O.). Abbildung zweier D., aus Knochen und aus Bronze, Ann. d. Inst. 1855 Taf. XVIII. Drei bronzene D., etwa 30–40 cm. lang, besitzt das Museum Kircherianum in Rom. Nach Garrucci a. O. befindet sich ein silbernes D. in Rom in Barberinischem Besitz; das eben dort erwähnte goldene (Inghirami Mus. Chius. Taf. 91, danach bei Daremberg-Saglio Dict. d. Ant. I 62, 96) ist wohl eine Haarnadel.

Dies Gerät erscheint auf etruskischen Spiegeln oft, namentlich in Toiletten- und Badescenen in den Händen weiblicher Gestalten, die besonders häufig in der anderen Hand ein Salbenfläschchen (Alabastron), bisweilen einen Spiegel halten. Gerhard Etr. Spiegel 34–36. 82. 111. 181. 213. 282. 317; für Bd. V s. das Register. Auf dem Spiegel 318 ordnet sich eine Frau das Haar mit dem D. und hält in der anderen Hand das Alabastron; so ist auch in einem Vasenbild (Conestabile Pitture di Orvieto 161) eine Dienerin, die in der Linken das Alabastron hält, mit dem D. in den Haaren einer Frau beschäftigt. Darstellung einer Ciste, in der Spiegel und D. sichtbar sind, auf dem Spiegel Gerhard 19, 7.

[1172] Der Deutung Garruccis widersprach Friederichs Kl. Kunst 62, weil das Gerät dafür zu spitz sei, ferner auf Grund der Spiegelzeichnung Gerhard 319, wo eine Dienerin mit der Spitze desselben die Wange einer Frau zu berühren scheint, der eine andere Dienerin den Spiegel vorhält, und von Darstellungen, in denen der Stift in das Alabastron getaucht wird. Indem er dieses als Schminkgefäss fasst, erklärt er den Stift als ein Gerät zum Schminken. Doch verträgt sich diese Deutung nicht mit den erwähnten Darstellungen, in denen das D. offenbar für das Haar verwendet wird. Auch ist das Alabastron durchaus Salbgefäss und kann nicht wohl als Schminkbüchse gefasst werden. Antike Schminkbüchse, ganz anderer Form, Mau Pompeii 374. Aus den von Friederichs angezogenen Darstellungen und der steten Verbindung mit dem Alabastron ist zu schliessen, dass das Gerät auch diente, um Salböl in das Haar zu bringen. Dass aber dies seine eigentliche Bestimmung gewesen sein sollte, ist bei der geringen Zweckmässigkeit wenig wahrscheinlich. Dagegen kann sehr wohl das D. auch hierzu benutzt worden sein.

Schwierig bleibt die Darstellung Gerhard 319. Körte Etr. Spiegel V 36, 2, der Garruccis Deutung verteidigt, meint, die Dienerin halte nur das früher gebrauchte Gerät in der Hand; doch ist dies angesichts der Zeichnung nicht einleuchtend.

Wohl mit Unrecht wird das D. mit dem discriminale Isid. or. XIX 38, 8 zusammengebracht, das ein Goldschmuck gewesen zu sein scheint.
[Mau.]

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