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Dilectus, die Aushebung der Mannschaften zum Kriegsdienst. Zur Schreibung des Wortes vgl. Mommsen Abh. Akad. Berlin 1868, 172. Brambach Hülfsbüchlein für lat. Rechtschr. 34. Halm Rh. Mus. XXX 539. Fest. ep. p. 73, 5 M.: dilectus militum et is, qui significatur amatus, a legendo dicti sunt, zutreffender von der Verteilung der Ausgehobenen auf die vier Legionen. Polybios übersetzt VI 12, 6. 21, 7 διαγράφειν, διαλέγειν, V 63, 11 ἐκλογή), vgl. Corp. gloss. ed. Götz II 49, 53: στρατολογία, δοκιμασία. II 438, 50. 510, 40. III 445, 29. 479, 33: στρατολογία. Über ἐπίκρισις Mommsen CIL III p. 2007,1. P. Meyer Das Heerwesen der Ptolemaeer und Römer in Aeg. 109ff. 122ff. Wessely S.-Ber. Akad. Wien CXLII und den Art. Die Bildung des römischen Heeres hat in den Jahrhunderten nach Form und Umfang mancherlei Wandlungen erfahren, die hier nur in den Grundzügen verfolgt werden können; eine Reihe von Fragen sind besser in grösserem Zusammenhange, in der Betrachtung der Entwicklung und Umgestaltung des römischen Militärwesens überhaupt zu erörtern. Es wird ein gewichtiger Beitrag zur Geschichte der Romanisierung im imperium Romanum sein, wenn einmal möglich ist, in gründlichster Weise den im Laufe der Zeiten wachsenden Anteil der verschiedenen Landschaften des Reiches bei der Aushebung zu den einzelnen Truppengattungen genauer darzulegen und ursächlich zu erklären.

I. Königszeit und Republik bis auf Marius. Über die älteste Periode sind wir vielfach ohne sichere Kenntnis, da auch die Nachrichten der Alten oft nur Rückschlüsse aus späteren Zuständen waren. Jeder ansässige kriegstüchtige Bürger hat zur Wehr zu greifen, wenn die Gemeinde bedroht ist (Mommsen St.-R. III 103); die Bürgerwehr dient auf eigene Kosten und mit eigenen Waffen (Liv. IV 59, 11. Herzog St.-V. I 41. 66). Der König wird als Inhaber des imperium das Recht gehabt haben, das Heer zu [592] bilden, nachdem er sich mit dem Senat über den Umfang der Aushebung verständigt hat, Mommsen St.-R. III 1072: ,wenngleich er nicht unbedingt verpflichtet war. dem Ratschlag zu folgen; insofern darf die Mitwirkung bei der Heeresbildung zu den ursprünglichen Rechten des Senats gezählt werden.‘ Die Liste der wehrfähigen Mannschaft ist nach Liv. I 44, 1. Dionys. IV 15 (vgl. V 75) zuerst von Servius Tullius aufgestellt.

Über die Bedeutung der servianischen Centurienordnung für die Wehrpflicht und den Dienst der Unbewaffneten vgl. Mommsen a. a. O. 244ff. 281ff. Herzog I 103; oben Bd. III S. 1953; unentschuldigtes Ausbleiben zog schwere Busse, Verlust der Freiheit, auch wohl Todesstrafe nach sich, Mommsen Strafrecht 44, 4.

Auch in republicanischer Zeit liegt die Entscheidung, in welchem Masse Heer und Flotte auszuheben sind, dem Senat ob, Mommsen St.-R. I 119. III 1071ff. 1074 u. ö. und viele Stellen, so Dionys. VIII 87. Liv. III 41, 7: silentio patrum edicitur dilectus. VII 19, 7. X 21, 3. XXII 22, 1. XXVI 28. XXVIII 45, 13. XXX 2. XXXI 8, 5: de exercitibus consulum praetorumque actum, consules binas legiones scribi iussi, veteres dimittere exercitus . . et consules duas urbanas legiones scribere iussi. XXXII 1. XXXV 20. XXXVI 2. XL 1, 2. XLI 21, 3ff. XLII 10, 12 (mehrfach sehr ins einzelne gehende Anordnungen); die Bürgerschaft wird nur vor der Kriegserklärung befragt, s. Art. Comitia Bd. IV S. 696. Mommsen III 342. 1047. Nur ausnahmsweise ist dem Magistrat überlassen gewesen, die Aushebung nach Gutdünken zu vollziehen, so dem Dictator Q. Fabius Maximus nach der trasimenischen Niederlage (Liv. XXII 11, 2: decretum ut ab Cn. Servilio consule exercitum acciperet: scriberet praeterea ex civibus sociisque quantum equitum ac peditum videretur.....Fabius duas legiones se adiecturum ad Servilianum exercitum dixit) und jedenfalls öfter bei tumultus (s. u.); vgl. XXI 17, 2: sex in eum annum decretae legiones et socium quantum ipsis videretur et classis quanta parari posset. XXVII 38, 9: senatus liberam potestatem consulibus fecit et supplendi, unde vellent, et eligendi de omnibus exercitibus, quos vellent, permutandique et ex provinciis, quo e republica censerent esse, traducendi. XXXII 1. Appian. b. Hisp. 65. So auch bei den grossen Vollmachten, die der Senat später erteilte, z. B. an Pompeius, Plut. Pomp. 25: (Πομπήϊον) κύριον ὄντα πλήθους καὶ καταλόγου στρατιᾶς καὶ πληρωμάτων ἐρετικῶν. Mommsen a. a. O. 1075 macht darauf aufmerksam, dass wir kein Zeugnis haben für eine Aushebung gegen den Beschluss oder auch nur mit Übergehung des Senates, der ja auch die Zahlung der Löhnung aus dem Aerarium gestatten musste Mommsen a. a. O. 1097), dass aber auch merkwürdigerweise nirgends ausdrücklich die Vollmacht dieser Körperschaft gefordert wird. Der Senat war eben nicht in der Lage, solche Forderungen der Consuln auf die Dauer zu verweigern. Blos zweimal hat derselbe, um einen Druck auf die Consuln auszuüben, die Genehmigung, Truppen zur Ergänzung schon gebildeter Legionen einzuberufen, versagt, so dass sie genötigt waren, sich an Freiwillige zu wenden, Liv. XXVIII 45, 13 (im J. 549 = 205): Scipio eum ut dilectum haberet neque [593] impetrasset neque magnopere tetendisset, ut voluntarios ducere sibi milites liceret tenuit, vgl. Appian. Lib. 7, ferner Liv. XLII 10, 12 (im J. 582 = 172): postulantibus (consulibus), ut novos exercitus scribere aut supplementum veteribus liceret, utrumque negatum est.

Ebenso hat der Senat darüber zu befinden, ob statt neue Truppenteile (Liv. XL 36, 6: novus omnis exercitus consulibus est decretus. 8. XLII 31, 2) aufzustellen, blos Ersatzmannschaften einzuberufen sind, Liv. XXIX 13, 8: consules dilectum habere instituerunt et ad novas scribendas in Bruttios legiones et in ceterorum – ita enim iussi ab senatu erant – exercituum supplementum. XL 18, 6. XLI 15, 11. XLII 1, 2. 18, 6. XLIII 12, 5. 10; ferner ob etwa nur Freiwillige auszuheben sind. War dem Magistrat, der D. bewilligt, so durfte er auch Freiwillige einstellen, natürlich blos innerhalb der normierten Zahl von auszuhebenden Soldaten. Die eben citierte Stelle Liv. XXVIII 45, 13 zeigt, dass der Senat, wenn er D. nicht gestattete, doch dem Feldherrn erlauben konnte, Freiwillige anzuwerben; Mommsen St.-R. III 1077. Auch bezüglich der Entlassung zu Gunsten älterer Mannschaften trifft der Senat Anordnungen dahin, die jüngeren Jahrgänge weiter dienen zu lassen, Liv. XXVI 8, 7. 8. XXXI 8, 8. XXXIV 56, 8. XXXIX 38. 11. XL 36, 10. XLIII 12, 4. Mommsen a. a. O. 1080.

Der Dienst in den Legionen war während der Republik und in der ersten Kaiserzeit Ehrenpflicht der römischen Bürger. Die besitzenden Classen waren ja auch ihres Vermögens halber am meisten am Bestande des Staates interessiert. Gellius XVI 10, 11: sed quoniam res pecuniaque familiaris obsidis vicem pignerisque esse apud remp. videbatur amorisque in patriam fides quaedam in ea firmamentumque erat, neque proletarii neque capite censi milites nisi in tumultu maximo scribebantur, quia familia pecuniaque his tenuis aut nulla est. Plut. Mar. 9. Über den geforderten Besitz und die Ansätze des Servius s. Mommsen St.-R. III 247–251 und den Art. Classis Bd. III S. 2630ff. Andererseits bot der Kriegsdienst auch dadurch Vorteil, dass der Weg zu den grossen Staatsämtern nur nach erfüllter Dienstpflicht offen stand; über die Bedingungen im einzelnen vgl. den Art. Magistratus und Mommsen St.-R. I 505ff. Herzog St.-V. I 666. In der älteren Zeit wurden nur Bürger der fünf Classen ausgehoben, vom Dienst blieben die capite censi und proletarii mit geringerem Census befreit, Liv. I 43, 8 (centuria immunis militia). Val. Max. II 3. 1. Mommsen Tribus 114; über diese Bezeichnungen und die Controverse zwischen der von Mommsen und Lange I 500 u. a. vertretenen Deutung s. den Art. Capite censi Bd. III S. 1521ff. Schon seitdem Sold gezahlt ward (Liv. IV 59. 60. Flor. I 12. Diod. XIV 16. Herzog St.-V. I 212ff., s. den Art. Stipendium], konnte man tiefer greifen, nach Polybios wurden auch Bürger, die nur 4000 As besassen, in die Legionen eingestellt, die noch ärmeren bis 1500 As in die Flotte (s. u.) eingereiht, im schlimmsten Falle sogar auch in die Legionen. Polyb. VI 19, 2. 3. worüber weiterhin. Gellius XVI 10, 13: nam et asper is reipublicae [594] temporibus cum iuventutis inopia esset, in militiam tumultuariam legebantur. Die Bemerkungen Delbrücks Gesch. d. Kriegskunst I 383f. sind staatsrechtlich nicht zutreffend; hat man in Rom ärmere Kreise früher gewöhnlich nicht ausgehoben, so bedingt das noch keine gesetzliche Ausschliessung derselben von der allgemeinen Wehrpflicht; übersehen ist auch hiebei die durch die Soldzahlung geschaffene neue Verfügungsfreiheit der Regierung. Die Dienstpflicht begann mit dem 17. Jahr (Tubero bei Gell. X 28, 1. Liv. XXII 57, 9. XXV 5, 8 [im J. 542 = 212 ausnahmsweise herabgesetzt]. XXVII 11, 15. Plut. Cato m. 1; C. Gracch. 5 [wollte Aushebung Jüngerer gesetzlich untersagen]) und endete mit dem vollendeten 46. Jahr (abweichend ist das beendete 45. Jahr genannt von Varro bei Censorin. XIV 3. Dionys. IV 16. Liv. XLIII 14, 6). Polyb. VI 19, 2. Cic. de sen. 60. Mommsen St.-R. I 506. 508. Der Legionär war verpflichtet zu 16 bis 20, der eques zu 10 Feldzügen. Polyb. VI 19, 2: τῶν λοιπῶν τοὺς μὲν ἱππεῖς δέκα, τοὺς δὲ πεζοὺς ἕξ· οὐ (Lipsius: εἴκοσι, Casaubonus, Marquardt : δέκα ἕξ) δεῖ στρατείας τελεῖν κατ’ ἀνάγκην ἐν τοῖς τετταράκοντα καὶ ἕξ ἔτεσιν ἀπὸ γενεᾶς, πλὴν τῶν ὑπὸ τὰς τετρακοσίας δραχμὰς τετιμημένων· τούτους δὲ παριᾶσι πάντας εἰς τὴν ναυτικὴν χρείαν. ἐὰν δὲ ποτε κατεπείγῃ τὰ τῆς περιστάσεως, ὀφείλουσιν καὶ πεζοὶ στρατεύειν εἴκοσι στρατείας ἐνιαυσίους. Plut. C. Gracch. 2. Mommsen St.-R. I 505, 3. Madvig Verf. und Verw. II 469 macht darauf aufmerksam, dass in friedlicheren Zeiten, wo man die Bürger weniger in Anspruch nahm auch diese Normen gerechterweise entsprechend herabgesetzt werden mussten, wie denn auch für Ämter später ein geringeres Mass erfüllter Dienstpflicht verlangt werde; denn die Lex Iulia mun. vom J. 709 = 45, CIL I 206 Z. 89ff. 98ff., bestimmt nur für die Bewerber zum Duumvirat und Quattuorvirat, welche unter 30 Jahren sind, den Nachweis von wenigstens stipendia equo in legione III oder stipendia pedestria in legione VI, für die älteren Candidaten gelten solche Vorschriften nicht. Schärfer formuliert Mommsen St.-R. I 506 vgl. 509. III 299 die Frage, dahin: da der Dienstpflichtige die Einstellung nicht erzwingen kann, ward auch nicht die Ableistung des Kriegsdienstes gefordert, sondern die Stellung bei dem alljährlich an sämtliche Wehrpflichtige ergehenden Aufruf. Klagen über zu Lange Dienstzeit Liv. XXXIV 56, 9. XL 35, 11. Dass zunächst auch bürgerliche Unbescholtenheit Vorbedingung zum Kriegsdienst war, ist gewiss: Mommsen a. a. O. III 251ff. bemerkt jedoch, dass man seit der Zulassung nichtansässiger Bürger selbst solche, die eine censorische Rüge erhalten, einstellte.

Auf Grund der Steuerliste wird die Stammrolle der Dienstberechtigten aufgestellt, in der die Wehrpflichtigen hinsichtlich des Vermögens nach den fünf Classen, hinsichtlich des Alters in iuniores und seniores geschieden waren. Näheres über diese naturgemäss jedes Jahr zu revidierende Aushebungsliste bei Mommsen St.-R. II 407–412. Die tabulae iuniorum Liv. XXIV 13, 7, ἀπογραφαὶ τῶν ἐν ταῖς ἡλικίαις Polyb. II 23, 9, vgl. VI 19, 5 verzeichnen die felddiensttauglichen Bürger, tabulae seniorum die über 46 Jahre alten [595] vom Felddienst befreiten und die sonst wegen Alters von 60 Jahren von öffentlichen Dienstleistungen entbundenen Bürger. Die Stammrolle wird ferner auch Angaben über die geleisteten Feldzüge und eventuelle Dispensationen enthalten haben. Κατάλογος ist später nicht mehr die dem D. zu Grunde gelegte Censusliste, sondern das Verzeichnis der Ausgehobenen, wie Marquardt 432, 2 an vielen Stellen zeigt, daher bedeutet κατάλογον ποιεῖσθαι soviel wie dilectum habere.

Über die näheren Formen der Aushebung in der mittleren Republik haben wir eine wichtige Darstellung des Polybios, die allerdings nicht alle Schwierigkeiten löst. In erster Reihe sind mit dem D. die Consuln betraut, denn consules militiae summum ius habento, Cic. de leg. III 8. Polyb. VI 12, 6. 19, 5–9. 21, 2. 4. Dionys. VII 19, 1. VIII 87, 3. IX 5, 1. 38, 3. Liv. II 55, 1. III 69, 6. IV 1, 6. VII 25, 12. XXII 38, 1. XXVI 31, 11. XXVII 38, 1. XXVIII 10, 14. XXXI 8, 7. XXXII 8, 6. XXXIII 26, 3. XXXV 41, 7. XLI 2. XLII 32, 8; epit. 48. Val. Max. VI 3, 4, selbst wenn die Truppen praetorischem Befehle unterstellt werden sollen, Mommsen St.-R. III 1076. Ferner findet D. durch den Dictator statt (Liv. II 30, 6. 7. 32. 1. III 27, 3. VI 2, 6. XXII 11, 2. 3. 57, 9), und zwar ist dabei ein diesbezüglicher Senatsbeschluss nicht erwähnt. In Abwesenheit der Consuln kann der Auftrag an den Praetor gehen (Liv. XXIII 34, 13. XXV 3, 4. 22, 4. XXVIII 46, 13. XXXII 8, 6. XXXIII 43, 7. XXXV 2, 4, XXXVI 2, 15. XXXVII 2, 8. 10. XXXIX 20, 4 consules . . T. Maenium [pr. urbi] dilectui habendo praefecerunt. 38, 10. XL 26, 7. XLII 18, 6. 35, 4. XLIII 2, 11. XLIV 21, 7) gleichviel, ob es sich um D. in Rom oder das Aufgebot der Bundesgenossen handelt. Als im J. 585 = 169 die Consuln sich nicht einigen konnten, wurde der D. ihnen abgenommen und vom Senat den Praetoren übertragen, Liv. XLIII 14, 3. 4. Mommsen St.-R. II 96. 233. Als im J. 542 = 212 kriegstüchtige Mannschaft fehlte, ernannte der Senat eine besondere Commission. Liv. XXV 5, 6 triumviros binos creari iussit, alteros qui citra, alteros qui ultra quinquagesimum lapidem in pagis forisque et conciliabulis omnem copiam ingenuorum inspicerent, et si qui roboris satis ad ferenda arma habere, viderentur, etiamsi nondum militari aetate essent, milites facerent. Von diesen selteneren Fällen abgesehen, ist es der Consul, welcher durch Edict den Tag bekannt giebt, an welchem die Wehrpflichtigen innerhalb des ersten Meilensteins (Mommsen St.-R. I 71) sich zu stellen haben. Liv. II 55, 1 d. edicitur, XXVI 35, 1 d. habitus, V 19, 4. VII 6, 12 indicere d., Polyb. VI 19, 5 προλέγουσιν (οἱ ὕπατοι) ἐν τῷ δήμῳ τὴν ἡμέραν, ἐν ᾗ δεήσειπαραγενέσθαι τοὺς ἐν ταῖς ἡλικίαις Ῥωμαίους ἅπαντας. ποιοῦσι δὲ τοῦτο καθ’ ἕκαστον ἐνιαυτόν. Dass alljährlich sämtliche waffenfähige Bürger in Rom erscheinen mussten, ist allerdings kaum anzunehmen, wie auch Delbrück a. a. O. 386 bezweifelt. Der D. findet in älterer Zeit auf dem Capitol statt, Polyb. VI 19, 6. Liv. XXVI 31, 11 (Marcellus) in Capitolium ad d. discessit. Varro bei Non. p. 19. 11 M. Als die Räumlichkeit bei der wachsenden Zahl der Pflichtigen zu eng war, geschah der D. bei der Villa publica [596] auf dem Marsfelde, Varro r. r. III 2. Valesius glaubte (zu Cass. Dio frg. Peiresc. V 63 St.) annehmen zu können, dass auf letzterem die Einstellung, auf dem Capitol jedoch die Aushebung stattfand; auch Madvig II 472 A. lässt es unentschieden, ob die Varrostelle sich nicht vielmehr auf die Vorstellung der ausgehobenen Truppen vor dem Consul bezieht. Die Consuln bestiegen das Tribunal und sassen auf curulischen Sesseln, Liv. II 28, 6. III 11, 1.

Der D. erfolgt nach Tribus, wie bereits Mommsen Tribus 132f., vgl. Herzog St.-V. I 39. 93. 1025, nachgewiesen hat, und zwar nicht blos in der Zeit des Polybios (Stellen weiterhin), sondern bereits in der frühesten Periode, wie Varro de l. l. V 89 bezüglich der romulischen Legion, Dionys. IV 14 hinsichtlich des servianischen Heeres, für später die unten citierten Stellen Liv. IV 46, 1. Val. Max. VI 3, 4 bezeugen, vgl. Fest. p. 235 Primanus tribunus erat qui primam legionem tributim scribebat. Die von J. J. Müller Philol. XXXIV 104f. vertretene gegenteilige Ansicht hat Soltau Volksversamml. 338f., vgl. 257 mit Glück widerlegt. Dass die Curien auch zur Aushebung dienten, ist aus Dionys. II 7 nicht zu schliessen, Soltau 50. 64f. In welcher Weise dabei die Einteilung der Bürgerschaft in Classen Berücksichtigung fand, ist von Mommsen a. a. O. 133ff. klargelegt. Soltau 344. Herzog 1026.

Bei der Aushebung der zwei consularischen Heere von je zwei Legionen (Madvig Verf. II 471) wurden zunächst die 24 Tribunen für dieselben bestimmt in der Form, dass von den jüngeren die vier zuerst gewählten der ersten Legion zugeteilt wurden, die weiteren drei der zweiten, die nächsten vier der dritten, die drei letzten der vierten, dann von den älteren Tribunen in gleicher Folge je zwei der ersten und dritten, je drei der zweiten und vierten Legion zugewiesen wurden, Polyb. VI 19, 8 καὶ τοὺς μὲν πρώτους κατασταθέντας τέτταρας εἰς τὸ πρῶτον καλούμενον στρατόπεδον ἕνεινμαν· τοὺς δ’ ἑξῆς τρεῖς εἰς τὸ δεύτερον· τοὺς δ’ ἑπομένους τούτοις τέτταρας εἰς τὸ τρίτον· τρεῖς δὲ τοὺς τελευταίους εἰς τὸ τέταρτον. τῶν δὲ πρεσβυτέρων δύο μὲν πρώτους εἰς τὸ πρῶτον· τρεῖς δὲ τοὺς δευτέρους εἰς τὸ δεύτερον τιθέασι στρατόπεδον· δύο δὲ τοὺς ἑξῆς ἐς τὸ τρίτον· τρεῖς δὲ τοὺς τελευταίους εἲς τὸ τέταρτον. Die Tribunen sind zuerst von den Consuln (Dictator, nötigenfalls auch vom Praetor) ernannt; mit der Zeit ward dem Volke die Wahl übertragen, im J. 392 = 362 v.Chr. die von sechs Tribunen (also für eine Legion). Liv. VII 5, 9 cum eo anno primum placuisset, tribunos militum ad legiones suffragio fieri – nam et antea, sicut nunc quos rufulos vocant. imperatores ipsi faciebant – secundum in sex locis tenuit (T. Manlius), im J. 443 = 311 von 16, Liv. IX 30, 3 ut tribuni militum seni deni in quattuor legiones a populo crearentur, quae antea, perquam paucis suffragio populi relictis locis, dictatorum et consulum ferme fuerant beneficia, im J. 547 = 207 etwa (richtiger in der Zeit zwischen 463 = 291 und 535 = 219; von sämtlichen 24 Tribunen, Liv. XXVII 36. 14. Mommsen St.-R. II 575, s. d. Art. Tribunus militum und Herzog St.-V. I 241. 369. 705. 832. 853. Zuweilen wurde das Volk bewogen, auf deren Wahl zu verzichten, so im J. 583 = [597] 171, Liv. XLII 31, 5: in tribunis militum novatum eo anno propter Macedonicum bellum, quod consules ex s. c. ad populum tulerunt, ne tribuni militum eo anno suffragiis crearentur, sed consulum praetorumque in iis faciendis iudicium arbitriumque esset; zwei Jahre darauf fand Volkswahl statt, Liv. XLIII 12, 7, im J. 586 = 168 wurde die Bestimmung der Tribunen zwischen Volk und Consuln geteilt, Liv. XLIV 21, 2: senatus decrevit, ut in octo legiones parem numerum tribunorum consules et populus crearet: creari autem neminem eo anno placere nisi qui honorem gessisset; die ersteren hiessen tribuni comitiati, nach der allerdings fragwürdigen Notiz bei Ps.-Ascon. Cic. Verr. I 30, die letzteren rufuli, Liv. VII 5, 9. Fest. p. 260. Nach der Ernennung der Centurionen und Decurionen (Liv. XLII 34, 5. 14. 35, 2. Polyb. VI 24, 2. 25,1, vgl. Cic. de imp. Cn. Pomp. 37; in Pis. 88) wird eine Tribus ausgelost, aus derselben werden vier nach Alter und Körperbeschaffenheit möglichst gleiche Personen auserlesen; von diesen nehmen die Tribunen der vier Legionen nach einander je einen für eine Legion; bei den nächsten vier erwählten findet das gleiche Verfahren der Zuteilung statt, nur steht erst den Tribunen der zweiten, das drittemal denen der dritten, das viertemal denen der vierten die erste Entscheidung zu, danach den übrigen nach der Folge, bis die Legionen vollständig sind. Der Zweck dieses immerhin umständlichen Verfahrens ist eine möglichst gleichmässige Heranziehung der an Mitgliedern doch verschiedenen Tribus und Verteilung der Soldaten auf die einzelnen Legionen. Polyb. VI 20, 2ff.: κληροῦσιτὰς φυλὰς καὰ μίαν, καὶ προσκαλοῦνται τὴν ἀεὶ λαχοῦσαν· ἐκ δὲ ταύτης ἐκλέγουσι τῶν νεανίσκων τέτταρας ἐπιεικῶς τοὺς παραπλησίους ταῖς ἡλικάις καὶ τῖς ἕξεσιν· προσαχθέντων δὲ τούτων λαμβάνουσι πρῶτοι τὴν ἐκλογὴν οἱ τοῦ πρώτου στρατοπέδου, δεύτεροι δ’ οἱ τοῦ δευτέρου, τρίτοι δ’ οἱ τοῦ τρίτου, τελευταῖοι δ’ οἱ τοῦ τετάρτου. πάλιν δ’ ἄλλωντεττάρων προαχθέντων λαμβάνουσι πρῶτοι τὴν αἵρεσιν οἱ τοῦ δευτέρου στρατοπέδου καὶ ἑξῆς οὕτως, τελευταῖοι δ’ οἱ τοῦ πρώτου. μετὰ δὲ ταῦτα πάλιν ἄλλων τεττάρων προσαχθέντων πρῶτοι λαμβάνουσιν οἱ τοῦ τρίτου στρατοπέδου, τελευταῖοι δ’ οἱ τοῦ δευτέρου. καὶ ἀεὶ κατὰ λόγον οὕτως ἐκ περιόδου τῆς ἐκλογῆς γενομένης παραπλησίους συνμβαίνει λαμβάνεσθαι τοὺς ἄνδρας εἰς ἕκαστον τῶν στρατοπέδων. Vgl. Mommsen Tribus 143: ,Das Princip der servianischen Verfassung war, in dem Stimm- und Kriegsheer jede kleinste Abteilung aus allen Tribus zusammen zu setzen, woher denn auch die Centurie, die Legion und das Heer aus allen Tribus zu gleichen Teilen gebildet waren‘. Soltau 338. Lange R. A. I 525. Bei Auswahl der ersten vier Pflichtigen legte man Wert auf Soldaten mit bedeutungsvollen Namen z. B. Valerius, Salvius, Statorius, Cic. de div. I 102: quod idem in dilectu consules observant, ut primus miles fiat bona nomine. Festus p. 121, 15. Einmal ward die Aushebung nicht auf die gesamte wehrfähige Mannschaft ausgedehnt, sondern durch Los zehn Tribus bestimmt, Liv. IV 46, 1: dilectum haberi non ex toto passim populo placuit: decem tribus sorte ductae sunt. ex his scriptos iuniores duo tribuni ad bellum duxere; ebenso ist es vorgekommen, dass im Falle schleuniger Mobilmachung [598] die auszuhebenden Soldaten ausgelost wurden, so im J. 479 = 275, Val. Max. VI 3, 4, und 602 = 152 v. Chr., Appian. b. Hisp. 49.

Dass in älterer Zeit die Aushebung nicht immer jährlich vorgenommen zu werden brauchte, ist anzunehmen. Mommsen St.-R. III 1073 schliesst aber aus der Entwicklung des Kriegstribunats, dass ,die römische Gemeinde in einer Epoche, die weit vor den Anfängen unserer Überlieferung liegt, … zu ständiger Heerbildung und damit zu einer gewissen Beschränkung des senatorischen Vorberatungsrechtes gelangt‘.

Hierauf folgt die Eidesleistung legionenweise; die Tribunen, welche, wie später die Legaten, zuerst geschworen, vgl. Caes. bell. civ. III 13, suchen eine geeignete Persönlichkeit aus, die sie verpflichten auf Gehorsam und Treue, Polyb. VI 21, 1ff.: λαβόντες ἐκ πάντων ἕνα τὸν ἐπιτηδειότατον, ἐξορκίζουσιν ἦ μὴν πειθαρχήσειν καὶ ποιήσειν τὸ προσταττόμενον ὑπὸ τῶν ἀρχόντων κατὰ δύναμιν. Dionys. X 18: ὅτι πάντες ὀνωμόκασι τὸν στρατιωτικὸν ὅρκον, ἀκολουθήσειν τοῖς ὑπάτοις, ἐφ’ οὓς ἂν καλῶνται πολέμους καὶ μήτ’ ἀπολείψειν τὰ σημεῖα μήτ’ ἄλλο πράξειν μηδὲν ἐνατίον τῷ δήμῳ. XI 43: ὅ τε γὰρ ὅρκος ὁ στρατιωτικὸς ὃν ἁπάντων μάλιστα ἐμπεδοῦσο Ῥωμαῖοι, τοῖς στρατηγοῖς ἀκολουθεῖν κελεύει τοὺς στρεθομένους ὅποι ποτ’ ἂν ἄγωσιν. Die andern verpflichten sich gleicherweise mit den Worten: Idem in me. Festus p. 224 M.: praeiurationes facere dicuntur hi, qui ante alios conceptis verbis iurant: post quos in eadem verba iurantes tantummodo dicunt: idem in me; vgl. Liv. II 45, 14: idem deinceps omnis exercitus in se quisque iurat. Polyb. VI 21, 3: οἱ δὲ λοιποὶ πάντες ὀμνύουσι καθ’ ἕνα προπορευόμενοι, τοῦτ’ αὐτὸ δηλοῦντες, ὅτι ποιήσουσι πάντα καθάπερ ὁ πρῶτος. Nur Tac. hist. IV 31 schwört wohl jeder den ganzen Eid (cum cetera iuris iurandi verba conciperent). Der Eid gilt nur dem Feldherrn, dem er geleistet ward, Liv. III 20, 3. 4, vgl. II 32, 2. IX 29, 4: (dictator) . . omnes iuniores sacramento adigit. Cic. de off. I 36. Caes. bell. civ. II 32; tritt aus irgend welchen Gründen ein neuer Befehlshaber an die Spitze, so ist zwar die Dienstpflicht nicht erloschen, aber ein erneuter Schwur erforderlich. Bei der Meuterei des Heeres in Spanien im J. 546 = 206 verlangte P. Scipio nach dem Strafgericht Wiederholung des Fahneneides, Liv. XXVIII 29, 12: citati milites nominatim apud tribunos militum in verba P. Scipionis iurarunt. S. den Art. Sacramentum. Lange De mut. rei mil. 12. Marquardt II 385. Auch andere Gelöbnisse werden erwähnt. Alle im Lager befindlichen Personen müssen einzeln schwören, nicht zu stehlen und gefundene Gegenstände den Tribunen zu übergeben, Polyb. VI 33, 1. 2: μετὰ τὴν στρατοπεδείαν συναθροισθέντες οἱ χιλίαρχοι τοὺς ἐκ τοῦ στρατοπέδου πάντας ἐλευθέρους ὁμοῦ καὶ δούλους ὁρκίζουσι, καθ’ ἕνα ποιούμενοι τὸν ὁρκισμόν. ὁ δὲ ὅρκος ἐστὶ μηδὲν ἐκ τῆς παρεμβολῆς κλέψειν, ἀλλὰ κἂν εὕρῃ τι τοῦτ’ ἀνοίσειν ςεπὶ τοὺς χιλιάρχους. Es scheint, wenn wir nicht bei Cincius Alimentus (Gell. XVI 4, 2. M. Hertz De Luciis Cinciis, Berol. 1842, 77) ein arges Missverständnis annehmen müssen, dieser Eid später nicht mehr verlangt zu sein. Marquardt II² 386, 1. Bei plötzlicher Kriegsgefahr, wenn es an Zeit gebrach, jeden Soldaten einzeln zu vereidigen [599] (vgl. die Art. Evocatio, Tumultus) ward eine abgekürzte Form des Schwurs nötig. Coniuratio (vgl. den Art. Bd. IV S. 885) ist das Zusammenschwören decurien- und centurienweise, Serv. Aen. VIII 1: apud maiores nostros tria erant militiae genera in bellis gerendis. nam aut legitima erat militia aut coniuratio aut evocatio. legitima erat militia eorum, qui singuli iurabant pro re publica se esse facturos nec discedebant nisi completis stipendiis i. e. militiae temporibus et sacramentum vocabatur. aut certe si esset tumultus i. e. bellum Italicum vel Gallicum, in quibus ex periculi vicinitate erat timor multus: quia singulos interrogare non vacabat, quia fuerat ducturus exercitum, ibat ad Capitolium et exinde proferens duo vexilla, unum russeum, quod pedites evocabat, et unum caeruleum, quod erat equitum, … dicebat: qui rem publicum salvam esse vult, me sequatur. et qui convenissent, simul iurabant, et dicebatur ista militia coniuratio. fiebat etiam evocatio. nam ad diversa loca diversi propter cogendos mittebantur exercitus. Liv. XXII 38, 1ff. sagt, dass der bislang unter den Legionscameraden freiwillig vereinbarte Eid, in aller Not treu zusammenzuhalten, im J. 536 = 216 v. Chr. durch die Kriegstribunen von Amtswegen gefordert ward: tum quod numquam antea factum erat, iure iurando ab tribunis adacti milites. nam ad eam diem nihil praeter sacramentum fuerat, iussu consulum conventuros neque iniussu abituros, et ubi ad decuriandum aut centuriandum convenissent, sua voluntate ipsi inter sese decuriati equites, centuriati pedites coniurabant. sese fugae aut formidinis ergo non abituros neque ex ordine recessuros nisi teli sumendi aut petendi aut hostis feriendi aut civis servanda causa. Id ex voluntario inter ipsos foedere ad tribunos ac legitimam iurisiurandi adactionem translatum (Madvig II 479).

Auch Meldungen Freiwilliger werden erwähnt, besonders bei beliebten Feldherrn, oder wenn sich Aussicht auf Beute und Triumphalgelder (Summen bei Marquardt II 574. Nitzsch R. G. II 30) eröffnete, Liv. III 57, 9: cum ad ea bella dilectum edixissent, favore plebis non iuniores modo sed emeritis etiam stipendiis pars magna voluntariorum ad nomina danda praesto fuere, eoque non copia modo sed genere etiam militum, veteranis admixtis, firmior exercitus fuit (im J. 305 = 449). X 25, 1. XXIX 1. 1. XXXII 9, 1 (mit Weissenborns Anm.). XXXVII 5. XLII 32, 6. 34. 6. 8, Polyb. VI 31, 2: οἱ τῶν ἐπιλέκτων ἱππέων ἀπόλεκτοι καί τινες τῶν ἐθελοντὴν στρατευομένων τῇ τῶν ὑπάτων χάριτι. Dem Scipio Aemilianus rüstete der Senat beim Ausmarsch nach Numantia allerdings kein Heer aus, erlaubte aber, Freiwillige, die ihm Städte und Könige aus Verehrung angeboten, einzustellen, Appian. b. Hisp. 84. Nach Marquardt 383 ist nomen dare im eigentlichen Sinne: sich freiwillig melden (Liv. III 57, 9 X 25, 1. XLII 32. 6. Dionys. X 43. Dig. XLIX 16, 4, 9), doch wird es auch für Eintritt überhaupt gebraucht (Liv. V 10, 4 coacti nomina dare), da die Pflichtigen dem Verzeichnis gemäss aufgerufen wurden und zu antworten hatten, Liv. VII 4, 2.

Hieher gehört ferner die evocatio (s. d.): jeder Bürger konnte, wenn das Staatswohl in ernster [600] Zeit es erheischte, die Wehrhaften zu den Waffen rufen; insonderheit ging die Aufforderung an die Veteranen, nochmals gegen gewisse Vergünstigungen Dienste zu nehmen. Marquardt 387. Donat. zu Ter. Eunuch. IV 7, 2. Serv. Aen. II 157: non sunt milites sed pro milite. VII 614. Isid. orig. IX 3, 53–55. Nach Dionys. X 43 konnte Siccius im J. 299 = 455 v. Chr. eine solche 800 Mann starke Cohors errichten. Liv. III 69, 8. Flamininus wählte im J. 557 = 198 3000 Soldaten, die schon unter Scipio in Spanien gegen Hasdrubal, in Africa gegen Hannibal gefochten hatten. Plut. Flamin. 3. Über einen Aufstand solcher über die gewöhnliche Zeit unter den Fahnen gehaltenen Freiwilligen Liv. XXXII 3, 3f.

Nach Liv. IV 26, 3. IX 39, 5. 40, 9. X 38, 3. XXXVI 38, 1 war bei den italischen Stämmen derjenige, welcher bei einer Mobilmachung ohne triftigen Grund wegblieb, den Göttern verfallen, sein Leben war verwirkt. Mommsen Strafrecht 44. In Rom wird, wer nicht zur Stelle ist, bestraft auf Grund des magistratischen Coercitionsrechts; das führt auch Pernice Ztschr. f. R.-G. XVIII (1884) 14 aus: die zu leistende Busse ist nach Zeit und Schwere des Vergehens verschieden gewesen. Dass ein Wehrpflichtiger sich vertreten lassen kann, ist in republkanischer Zeit nicht zulässig (Delbrück Kriegskunst I 381 bringt keinen Beleg) gewesen, aus den Worten des Sp. Ligustinus, Liv. XLII 34, 12, jedenfalls nicht zuschliessen. Die Strafen sind folgende:

a) Geldstrafen sind üblich gewesen, wenn auch nicht aus der Notiz Varros bei Gell. XI 1. 4 M. Terentio quando citatus neque respondit neque excusatus est, ego ei unum ovem multam dico zu folgern.

b) Confiscation des Vermögens. Dionys. VIII 81: προειστήκεσαν γὰρ τοῦ πλήθους οἱ δήμαρχοι καὶ κωλύσειν ἔμελλον, εἴ τις ἐπιχειρήσειεν ἢ τὰ σώματα τῶν ἐκλιπόντων τὴν στρατείαν ἄγειν ἢ τὰ χρήματα φέρειν. 87: οἱ ὕπατοι … τὸν σταρτιωτικὸν ἐποιοῦντο κατάλογον καὶ τοὺς οὐχ ὑπακούοντας τοῖς νόμοις, ἐπειδὴ αὐτοὺς ἄγειν οὐχ οἷοί τ’ ἦσαν, εἰς χρήματα ἐζημίουν· ὅσοις μὲν χωρία ὑπῆρχεν, ἐκκόπτοντες ταῦτα καὶ τὰς αὐλὰς καθαιροῦντες κτλ. X 33: ταῖς ἐκ τῶν νόμων τιμωρίαις εἴς τε τὰ σώματα καὶ τὰς οὐσίας αὐτῶν πικρῶς χρώμενος. Val. Max. VI 3. 4 (s. u.). Liv. ep. 14 (s. u.). Vgl. auch Dig. X 4, 20 (Pomponius).

c) Körperliche Züchtigung und Gefängnis, Liv. II 55, 5. VII 4, 2: partim virgis caesis, qui ad nomina non respondissent, partim in vincula ductis.

d) Verkauf in die Sclaverei. Bei Val. Max. VI 3, 4 ist erzählt, dass im J. 479 = 275, als den Aufruf des Consuls Curius niemand beantwortete, er den Namen einer Tribus erloste, und zwar der Pollia; dann liess der Consul die Namen der Tribusangehörigen in die Urne werfen (Mommsen Tribus 133) und rief den, welchen das Los ergab, auf: als dieser ebenfalls schwieg, belegte der Consul seine Güter mit Beschlag und befahl, als er an die Tribunen appellierte, ihn zu verkaufen. Liv. ep. 14: Curius Dentatus cum dilectum ha[b]eret, eius, qui citatus non responderat, bona primus vendidit. Herzog St.-V. I 317. Varro bei Non. p. 18: Manius Curius consul Capitolio cum dilectum haberet nec citatus in [601] tribu civis respondisset, vendidit tenebrionem (schwerlich noch in dieser Zeit). Vgl. Suet. Aug. 24. Cic. pro Caec. 99: iam populus, cum eum vendit, qui miles factus non est, non adimit ei libertatem, sed iudicat, non esse eum liberum. Dig. XLIX 16, 4, 10: qui ad dilectum olim non respondebant, ut proditores libertatis in servitutem redigebantur: sed mutato statu militiae recessum a capitis poena est, quia plerumque voluntario milite numeri supplentur (Arrius Menander). In späterer Zeit sind solche harte Massregelungen unterblieben, doch ist im Bundesgenossenkrieg ein Soldat, an dem das erkannte Todesurteil nicht vollzogen ward, mit Verlust des Vermögens und lebenslänglichem Gefängnis bestraft worden, Val. Max. VI 3, 3.

Ausserdem konnte auch die censorische Rüge erfolgen. Im J. 540 = 214 sind mehr als 2000 ex iuniorum tabulis und aus den Tribus getilgt und zu aerarii degradiert worden, weil sie in den letzten vier Jahren nicht Dienste genommen, ohne entschuldigt zu sein (quibus neque vacatio iusta militiae neque morbus causa fuisset), Liv. XXIV 18, 7. Mommsen St.-R. II 378, 1; ausserdem strafte der Senat sie mit schwererem und längerem Kriegsdienst, Liv. XXIV 18, 9: additum tam acri censoriae notae triste senatus consultum, ut ei omnes, quos censores notassent, pedibus mererent mitterenturque in Siciliam ad Cannensis exercitus reliquias, cui militum generi non prius, quam pulsus Italia hostis esset, finitum stipendiorum tempus erat; ebenso XXVII 11, 15. Als für den Krieg gegen Perseus auch jüngere Mannschaften sich weigerten sich ausheben zu lassen und die Praetoren (s. o.) statt der missliebigen Consuln den D. vornahmen, verfügten die Censoren zu ihrer Unterstützung, dass noch ein neuer Eid zu schwören sei, Liv. XLIII 14, 5: ut praeter commune omnium civium ius iurandum haec adiurarent: ,tu minor annis sex et XL es, tuque ex edicto C. Claudi, Ti. Semproni censorum ad dilectum prodibis et, quotienscumque dilectus erit, quamdiu hi censores magistratum habebunt, si miles factus non eris, in dilectu prodibis ?‘

In gewissen Fällen – natürlich bei körperlicher Unfähigkeit – ward die Wehrpflicht für erloschen erklärt, Mommsen St.-R. III 241 ff.

a) Nach zurückgelegtem 46. Lebensjahr für den Felddienst (s. o.) – Ausnahmen weiterhin – und nach Erledigung der vorschriftsmässigen Feldzüge. Mommsen a. a. O. 242, 4. 262. II 394. Die Dienstpflicht selbst währt bis zum 60. Jahr.

b) Infolge der Verwaltung städtischer Ämter oder eines Priestertums. Nach Cic. acad. pr. II 121: cum sacerdotes deorum vacationem habeant. Plut. Cam. 41: οὕτω δ’ οὖν ὁ φόβος ἦν ἰσχυρός, ὥστε θέσθαι νόμον ἀφεῖσθαι τοὺς ἱερεῖς στρατείας χωρὶς ἂν μὴ Γαλατικὸς ᾖ πόλεμος und Appian. bell. civ. II 150 (s. u.) waren die Priester überhaupt befreit, vgl. Dionys. II 21 und Lex Urs. 66 betreffs der Municipalpriester, während Dionys. IV 62. V 1 nur gewisse Kategorien wie Decemviri sacris fac. und den Rex sacrorum nennt, ebenso Liv. XXVIII 38, 12 den Flamen Dialis, vgl. Fabius Pictor bei Gell. X 15. 4: equo Dialem flaminem vehi religio est. classem procinetam extra pomerium, id est, exercitum armatum videre: idcirco rarenter flamen Dialis creatus consul est, cum bella consulibus [602] mandabantur. Diese vacatio wird sogar auf Nachkommen ausgedehnt, Mommsen St.-R. III 243, 2. Die Befreiung von Beamten ist anzunehmen, weil die Diener frei sind, Lex Urs. 62.

c) Ausnahmsweise zur Belohnung von Verdiensten verschiedenster Art bewilligt, so z. B. den tapferen Verteidigern von Praeneste im J. 536 = 216, Liv. XXIII 20, 2: Praenestinis militibus senatus Rom. duplex stipendium et quinquennii militiae vacationem decrevit; dem P. Aebutius, der im J. 568 = 186 den Bacchanalienfrevel enthüllt hatte, Liv. XXXIX 19, 4, vgl. Cic. de nat. deor. II 6: P. enim Vatinius . . et agro a senatu et vacatione donatus est (im J. 586 = 168); Phil. V 53: censeo decernendum . . militibus veteranis .. liberisque eorum militiae vacationem esse. Als in der schweren Kriegsnot des J. 539 = 215 grosse Auflagen erforderlich wurden, die namentlich die Pächter von staatlichen Gefällen treffen sollten, erklärten sich drei Genossenschaften bereit unter der Bedingung, ut militia vacarent, dum in eo publico essent, Liv. XXIII 49, 1. Das Repetundengesetz vom J. 631/2 = 123/2 sichert dem Nichtbürger, dessen Klage gegen einen Bürger wegen Repetunden zur Bestrafung führt, samt Kindern und Sohneskindern vacatio zu, CIL I 198, 77. Früher war den Colonisten in den Bürgercolonien der Besatzungsdienst auf die Wehrpflicht angerechnet worden; als im J. 547 = 207 und 563 = 191 die coloniae maritimae sich auf solche vacatio beriefen, wurden sie abgewiesen, und mit Recht, da jene Vergünstigung natürlich nur Geltung beanspruchen konnte, solange die Colonien Festungen in Feindesland waren. Liv. XXVII 38, 5. XXXVI 3, vgl. K. W. Nitzsch Die Gracchen 93f. Mommsen St.-R. III 243. Die zwölf latinischen Colonien, die im J. 545 = 209 sich weigerten, Truppen zu stellen, weil sie völlig durch die militärischen Anstrengungen der letzten zehn Jahre erschöpft seien, Liv. XXVII 9, 2 – zu Roms Glück versagten die übrigen 18 in dieser kritischen Zeit nicht und erklärten durch M. Sextilius von Fregellae ihre weitgehende Bereitwilligkeit: et milites paratos ex formula esse et, pluribus si opus esset, plures daturos; et quidquid aliud imperaret velletque pop. R. enixe facturos, Liv. XXVII 10, 3 – wurden 5 Jahre später mit äusserster Härte bestraft, Liv. XXIX 15, 6f.: iis imperarent, quantum quaeque earum coloniarum militum plurimum dedisset populo Romano, ex quo hostes in Italia essent, duplicatum eius summae numerum peditum daret et equites centenos vicenos .... stipendium praeterea iis coloniis in millia aeris asses singulos imperari exigique quotannis; censumque in iis coloniis agi ex formula ab Romanis censoribus data: dari autem placere eandem quam pop. R. deferrique Romam ab iuratis censoribus coloniarum, priusquam maqistratu abirent. Ihne R. G. II 299. Nitzsch R. G. II 27.

Die rechtliche Prüfung der Entschuldigungsgründe (causas cognoscere Liv. III 69, 6. XLIII 14, 9: causas probare Liv. III 69, 7 u. ö.) war Sache des Consuls (doch Liv. XXXIV 56, 9 den Tribunen überlassen), der die solchergestalt befreiten (causarii, Liv. VI 6, 14, vgl. Hist. Aug. Hadr. 10; missio causaria, Dig. XLIX 16, 13, 3. Cod. Theod. VII 20, 12, vgl. Cod. Iust. XII 35, [603] 6. 8; excusari Varro bei Gell. XI 1, 4) entliess. Der Redner Iulius Caesar Strabo wollte auf Augenschwäche frei kommen, aber Q. Metellus lehnte ab, Cic. de or. II 68. Man nahm, wenn möglich, auch Rücksicht auf Familienverhältnisse, so auf Familienväter, Liv. XLII 34, 12.

Von Schwierigkeiten und Hemmnissen, welche dem D. bereitet wurden, weiss die Tradition viel zu erzählen. Die Consuln schoben aus Rücksicht auf die innere Lage zeitweise die Aushebung auf, Liv. III 65, 6, vgl. 66, 3. Am häufigsten aber benutzten die Tribunen die Zeit, da D. angesagt war, das Volk zum Widerstand zu ermuntern, um die Gewährung bestimmter Wünsche desselben dem Senate und den Magistraten abzutrotzen, Liv. II 27. 43, 3. 44, 1. 55, 1. III 11, 2f. 20, 2f. 30, 5. IV 1, 6. 2, 13 (vgl. Mommsen St.-R. II 295, 1). 53, 2f. VI 31, 4 (auf eine Kritik solcher fragwürdigen Berichte muss hier verzichtet werden). XXXIV 56. XXXVI 3, 5. XLII 32, 7f.; epit. 48. 55. Dionys. VIII 81. 87. Lange I 841. 847. Waren die Tribunen einig, so konnten die Consuln den D. nicht ohne weiteres durchführen, es sei denn, dass sie ihn ausserhalb der Bannmeile vornahmen. In andern Fällen hat der Senat, um D. zu ermöglichen, tumultus erklärt, z. B. Liv. XXXIV 56, 9.

In aussergewöhnlichen Fällen, wenn der Feind Rom bedrohte oder der Staat sonst in Gefahr war (Mommsen St.-R. I 687f. 695), besonders später bei tumultus Italicus Gallicusve, Cic. Phil. VIII 1 (s. den Art. Tumultus, Coniuratio o. Bd. IV S. 885), konnte der D. nicht in der beschriebenen umständlichen Form gehalten werden. Zur Bildung des exercitus subitarius (Liv. III 30, 3, vgl. III 4, 11 subitarii milites, XL 26, 6 legiones subitariae, XXXI 2, 6; legiones tumultuariae XL 26, 7; milites tumultuarii XXXV 2, 7. 23, 8 vgl. XXXI 2, 6; d. tumultuarius XXXII 26, 12. XLIII 11, 11, exercitus tumultuarius V 37, 7. VII 11, 10, vgl. XLI 5,4 itaque quod in tumultu fieri solet, d. extra ordinem non in urbe tantum sed tota Italia indicti) wird der Magistrat im Amtsgebiet domi durch den Senat beauftragt. Vorgänge wie Liv. III 4, 10 sind allerdings nicht historisch. Mommsen St.-R. III 1072 weist hin auf Liv. XXXII 26, 11, dass im J. 556 = 198 der Praetor urbanus im Einverständnis mit dem Senat aus Rom geht und, wo immer er dienstfähige Bürger auf dem Wege findet, ins Heer einstellt, vgl. XL 26, 7. Auch im Amtsgebiet militiae ist vom Senat solcher D. angeordnet worden. Liv. XXIII 8. XXXV 2. 7; doch hat hier der commandierende Beamte meist auf eigene Verantwortung handeln müssen, Liv. XXXI 2, 5. Plut. Caes. 12. Wer auf solches Gebot hin nicht kam, ward als Deserteur bestraft, Liv. III 69, 7. Dass in ausserordentlichen Fällen der Not alle die genannten Befreiungen ausser Kraft gesetzt wurden, braucht kaum hervorgehoben zu werden: öfter ist es bei Gewährung der vacatio sogar ausdrücklich vermerkt, so betreffs der seniores Appian. bell. civ. II 150: ὡς νόμῳ τῷ περὶ ἀστρατείας ἱερέων καὶ γερόντων ἐγγραφῆναι πλὴν εἰ μὴ Κελτικὸς πόλεμος ἐπίοι, der Priester Plut. Cam. 41 (s. o.); Marcell. 3. der apparitores Lex Urs. 62, der im J. 425 = 329 deducierten Hafencolonicn Liv. XXVII 38, 3, bei den Cic. Phil. V 53 erwähnten [604] Vorrechten, Mommsen St.-R. III 242. Vgl. Liv. III 69, 6. 7: consensu omnium dilectus decernitur habeturque. cum. consules in contione pronuntiassent tempus non esse causas cognoscendi, omnes miliares postero die prima luce in campo Martio adessent, cognoscendis causis eorum, qui nomina tum dedissent, bello perfecto se daturos tempus, pro desertore futurum, cuius non probassent causam, omnis iuventus adfuit postero die. Die Prüfung etwaiger Ansprüche auf Dienstfreiheit wird also nach dem Krieg verschoben, Liv. IV 26, 12: cognitio vacantium militiae munere post bellum differtur. ita dubii quoque inclinant ad nomina danda. VII 28, 3: d. sine vacationibus. VIII 20, 3: scribere exercitum sine ulla vacationis venia. XLII 32, 5. Als im J. 542 = 212 die Aushebung Schwierigkeit machte, weil so wenig sich meldeten, wurde eine Commission eingesetzt zu weiterer Werbung, Liv. XXV 5, 6: senatus . . triumviros binos creare iussit, alteros qui citra, alteros qui ultra quinquagesimum lapidem in pagis forisque et conciliabulis omnem copiam ingenuorum inspicerent et si qui roboris satis ad ferenda arma habere viderentur, etiamsi nondum militari aetate essent, milites facerent. Auch sonst sind dann, nach Befragung der Bürgerschaft, Jünglinge unter 17 Jahren, sofern sie tauglich, eingestellt (Liv. XXII 57, 9: dictator . . M. Iunius et Ti. Sempronius magister equitum dilectu edicto iuniores ab annis septemdecim et quosdam praetextatos scribunt), und auf Geheiss des Senats von den Magistraten Männer über 47 Jahre angenommen werden, Liv. XLII 31, 4 (bis 50). 33, 4: s. c. .... quo veteres centuriones quam, plurimum ad id bellum scribi censuisset (senatus) nec ulli, qui non maior annis quinquaginta esset, vacationem militiae esse. XXXIV 56, 9, überhaupt alle Waffenfähigen unter die Fahnen gerufen VII 9, 6. XXXII 26, 11; doch hat der Senat auch zuweilen untersagt, altgediente und entlassene Mannschaften wiederum einzustellen, Liv. XXXI 8, 6, vgl. XXVI 28, 13. Mommsen St.-R. I 695. III 1079. Im J. 609 = 145 hob Aemilianus, um die alten Soldaten zu schonen, zwei neue Legionen aus. Appian. b. Hisp. 65, vgl. 78. Auch hinsichtlich der bürgerlichen Qualität der Einzustellenden mussten dann alle Bedenken schwinden. Nach Mommsen St.-R. III 448 haben zunächst die grundbesitzenden Freigelassenen im Heere dienen müssen; erst um die Mitte des 5. Jhdts. seien alle Libertinen von der Dienstpflicht ausgeschlossen, ausser in Fällen der Not: so zuerst im J. 458 = 296, Liv. X 21, 3. im J. 537 = 217, Liv. XXII 11, 8. Den Freigelassenen, die einen Grundbesitz von mehr als 30 000 Sesterzen Wert oder einen fünfjährigen Sohn hatten, ist das Recht zu dienen jedenfalls geblieben. Mommsen a. a. O. 449. Ebenso sind dann ausgehoben Künstler, obwohl diese meist Fremde waren, und Handwerker. Liv. VIII 20. 4: opificum vulgus et sellularii. minime militiae idoneum genus, exciti dicuntur; nach der Niederlage bei Cannae kaufte man selbst Sclaven den Besitzern ab. Serv. Aen. IX 546: servos sane numquam militasse constat nisi servitute deposita, excepto Hannibalis tempore, cum post Cannense proelium in tanta necessitate fuit urbs Roma, ut ne liberandorum quidem [605] servorum daretur facultas, Liv. XXII 57, 11. 12 (nach Cannae). XXIII 32, 1. 35. 6. XXIV 14, 3. 16, 9. XXV 20-22. XXVII 38, 10. XXVIII 46. Flor. II 6. 23. Fest. ep. p. 370 M. Macrob. Sat. I 11, 30. Frontin. strat. IV 7, 24. Isid. orig. IX 3. 38 – wer sich auszeichnet, soll frei sein, Liv. XXIV 14, 5. 8. 15, 3. 8. 16, 9. Selbst Verbrecher mussten in kritischen Zeiten notgedrungen eingereiht werden, Liv. XXIII 14, 2. 3: dictator M. Iunius Pera … ad ultimum prope desperatae rei publicae auxilium, cum honesta utilibus cedunt, descendit edixitque, qui capitalem fraudem ausi quique pecuniae iudicati in vinculis essent, qui eorum, apud se milites fierent, eos noxa pecuniaque sese exsolvi iussurum (im J. 538 = 216). Val. Max. VII 6, 1; vgl. dazu Delbrück Gesch. d. Kriegskunst I 316. Wurden Proletarier eingestellt, so musste der Staat ihnen auch Waffen geben, daher Ennius bei Gell. XVI 10, 1: proletarius publicum scutisque feroque ornatur ferro. Gell. XVI 10, 10f. Durch den Druck der politischen Verhältnisse wurde man gezwungen, solch alte Schranken aus dem Wege zu räumen; zuerst jedenfalls im J. 473 = 281, Cassius Hemina frg. 21 P.: tunc Marcius praeco (Mommsen St.-R. III 297, 1 schlägt vor pro consule) primum proletarios armavit. Augustin. de civ. dei III 17 = Oros. IV 1, 3. Als im J. 602 = 152 in Rom arge Beschwerden über die ungerechten Aushebungen und willkürliche Zuteilung der Dienstpflichtigen zu den Legionen laut wurden, kündigten die Consuln an, den D. nach dem Lose zu vollziehen, der Senat aber setzte die Dienstzeit auf sechs Jahre herab. Appian b. Hisp. 49, vgl. 78. Mommsen R. G. II 107. Nitzsch Gracchen 231. Begann der Dienst nicht sofort – wenn man von Rom ins Feld zog, nahmen die Quaestoren die Fahnen aus dem aerarium und liessen sie den Legionen überbringen, Liv. III 69. 9 –, so macht der Consul Zeit und Ort bekannt, wo die Truppen, eidlich verpflichtet, sich zu bestimmtem Termin einzufinden haben, Polyb. VI 26, 1. 2. Gell. XVI 4. 3; meist war es eine Stelle an den Thoren Roms, selten auswärts, wie Liv. XXII 11. 3: Fabius … iis per magistrum equitum scriptis Tibur diem ad conveniendum edixit. XXXIV 56. 3: consul .. in rostra escendit et edixit, ut legiones … post diem decimum Arretii adessent. 56, 12. XXXI 11, 1 (Ariminum). XXXVII 4. 1. XLII 27. 5 (Brundisium). XLI 10. 10; (Aquileia). Entschuldigungsgründe gab es natürlich kaum, Polyb. VI 26, 4 : παραγίνονται πάντες ἀδιαπτώτως οἱ καταγραφέντες, ὡς ἂν μηδεμιᾶς ἄλλης συγχωρουμένης προφάσεως τοῖς ἐξορκισθεῖσι πλὴν ὀρνιθείας καὶ τῶν ἀδυνάτων. Gell. XVI 4. 4: deinde concipiebatur iusiurandum, ut adessent. his additis exceptionibus: nisi harunce quae causa erit: funus familiare feriaeve denicales. quae non eius rei causa in eum diem conlatae sint, quo is eo die minus ibi esset, morbus sonticus auspiciumve, quod sine piaculo praeterire non liceat, sacrificiumque anniversarium, quod recte fieri non possit, nisi ipsus eo die ibi sit, vis hostesve, status condictusve dies cum hoste; si cui eorum harunce quae causa erit, tum se postridie quam per eas causas licebit, eo die venturum, adiuturumque, qui eum pagum, vicum, oppidumve delegerit. Wer aus andern Gründen [606] fehlte, galt als Deserteur (desertor, miles infrequens), Liv. III 69, 7. Gell. XVI 4, 5.

Die Reiterei (s. d. Art. Equites. Mommsen St.-R. III 106f. 253f. 260. 476f.) lässt Liv. I 43, 8 den Servius Tullius nach dem Fussvolk ausheben: pedestri exercitu ornato distributoque equitum e primoribus civitatis duodecim scripsit centurias; vgl. Marquardt Hist. equit. Rom. 5; die vornehme Stellung gegenüber den Legionaren ist bis auf Polybios Zeit gewahrt geblieben, der berichtet, dass jetzt der D. der equites vor dem des Fussvolks stattfinde, VI 20, 9: μετὰ ταῦτα τοὺς ἱππεῖς τ]μὲν παλαιὸνὑστέρους εἰώθεσανδοκιμάζειν ἐπὶ τοῖς τετρακισχιλίοις διακοσίοις, νῦν δὲ προτέρους, πλουτίνδην αὐτῶν γεγενημένης ὑπὸ τοῦ τιμητοῦ τῆς ἐκλογῆς . Im J. 545 = 209 wurden die Mitglieder der Reitercenturien, welche bei Beginn des Krieges das 17. Lebensjahr vollendet und sich nicht zum Dienst gemeldet hatten, zu aerarii degradiert, Liv. XXVII 11, 13: illis omnibus – et multi erant – adempti equi, qui Cannensium legionum equites in Sicilia erant, addiderunt acerbitati etiam tempus, ne praeterita stipendia procederent iis, quae equo publico emeruerant, sed dena stipendia equis privatis facerent. magnum praeterea numerum eorum conquisiverunt, qui equo mereri deberent, atque ex iis qui principio eius belli septemdecim annos nati fuerant neque militaverant, omnes aerarios fecerunt. Eine Altersgrenze war bei der Reiterei nicht besonders festgesetzt, Mommsen St.-R. III 261. Zunächst sind nur wohlhabende Bürger herangezogen worden, wie auch Liv. V 7, 5 zeigt (Mommsen St.-R. III 478), mit Einführung des Reitersoldes konnte die Aushebung noch weitere Kreise beanspruchen; deshalb ward, wie erwähnt, später die Reiterei zuerst ausgehoben, weil an die hiezu Bestimmten höhere Anforderungen als an Legionare gestellt werden mussten.

Die Bemannung der Flotte (s. d. Art. Classis Bd. III S. 2632ff.) besteht, abgesehen von den Legionaren, milites classici, die, wie bekannt, in den punischen Kriegen erwähnt werden (Polyb. 121. Liv. XXII 57, 7. XXIV 11, 8), aus nautae und remiges, jene besorgen die Segelung, diese den Ruderdienst. Die nautae sind meist aus bundesgenössischen Gemeinden ausgehoben worden; aber auch römische Bürger von niederm Census wurden herangezogen (Polyb. VI 19, 3. Mommsen St.-R. III 297. Lange I 500) und solche der Seecolonien (Liv. XXXVI 3, 4). endlich auch nicht selten Freigelassene, zuerst im J. 537 = 217. Liv. XXII 11, 8. XXXVI 2. 15. XL 18. 7: duumviros in eam rem consules creare iussi per quos naves viginti deductae navalibus sociis civibus Rom., qui servitutem servissent, complerentur, ingenui tantum ut iis praeessent. XLII 27, 3. 31, 7. XLIII 12. 9. Wenn nautae und remiges als socii navales bezeichnet werden (Liv. XXI 49. 7. 50, 3. XXII 11, 7. XXIV 11. 9. XXXIV 6, 12. XLII 27, 3), so können, bemerkt Haupt Herm. XV 154 (ebenso Ferrero L’ordinamento 6; vgl. Mommsen St.-R. III 659, 3), die Ruderer nicht stets Sclaven gewesen sein, wie Marquardt annimmt. Die Stelle Liv. XXVI 35 (s. u.) bezieht sich auf Ausnahmemassregeln. Über die Zahl der Besatzung einer Pentere und Polybios Angabe I 26, 7 vgl. Haupt a. a. O. 157. Den D. der Flotte hat ebenfalls der Senat zu [607] verfügen, der die Entscheidung über Zahl und Art der zu stellenden Schiffe aber wohl öfter den Beamten überliess, Liv. XXI 17, 2. Mommsen St.-R. III 1079. Im J. 540 = 214 haben, da es an Matrosen zur Aushebung mangelte, zum erstenmal Private die Flotte ausrüsten und Mannschaften stellen, je nach dem Vermögen, sowie dieselben mit Lebensunterhalt versorgen müssen, Liv. XXIV 11, 7: cum deessent nautae, consules ex s. c. edixerunt, ut qui L. Aemilio C. Flaminio censoribus milibus aeris quinquaginta ipse aut pater eius census fuisset usque ad centum milia, aut cui postea tanta res esset facta, nautam unum cum sex mensum stipendio daret; qui supra centum milia usque ad trecenta, tres nautas cum stipendio annuo; qui supra trecenta usque ad deciens aeris, quinque nautas; qui supra deciens, septem; senatores octo nautas cum annuo stipendio darent. ex hoc edicto dati nautae armati instructique ab dominis (nach Marquardt 500, 2 haben die Herren diese Sclaven wohl freigelassen) cum triginta dierum coctis cibariis naves conscenderunt, Nitzsch Gracchen 62f. Als im J. 544 = 210 die Bürgerschaft auch remiges, die stets aus dem Sclavenstande genommen wurden, stellen sollte mit Sold und Leibeskost für 30 Tage, erhob sich ein Sturm des Unwillens, den Laevinus zu beschwichtigen verstand, Liv. XXVI 35. 36. Freiwillige werden im J. 449 = 205 erwähnt, Liv. XXVIII 46, 1.

Hinsichtlich des D. bei den Bundesgenossen vgl. die Art. Auxilia Bd. II S. 2618ff., Latinum nomen, Socii. Die Stellungspflicht der Latiner soll hier nicht erörtert werden, in der Legion haben sie nicht gedient, Marquardt II 390. Mommsen St.-R. III 240; allmählich sind auch stammfremde italische Gemeinden herangezogen worden, socii zum Unterschied vom nomen Latinum. Zur Terminologie ausführlich Mommsen a. a. O. 661. An sich hat der römische Staat die Wehrpflicht wie der Bürger, so auch der Bundesgenossen unbeschränkt in Anspruch zu nehmen (Mommsen St.-R. III 672), das staatliche Interesse gebot kluge Erwägung des in jedem Fall notwendigen Masses. Der Bundesvertrag enthielt die Normen dafür, wie mit Mommsen aus Liv. XXVII 10, 3. XXIX 15, 7. XLI 8, 8 zu schliessen ist. Aussergewöhnliche Anforderungen an die Bürger rechtfertigten auch erheblichere Ansprüche an die Bündner, vgl. Polyb. II 24, 4.

Wieviel Truppen zu stellen sind auf Grund des Vertrags, hat zunächst jedesmal der Senat entschieden. Mommsen a. a. O. 1078 zeigt, dass am Ende des zweiten punischen Krieges den Magistraten die Gesamtzahl vorgeschrieben ward; wie im einzelnen die Wehrpflicht nach dem Masse der Leistungsfähigkeit der Gemeinden zu verteilen sei, war auch ferner ihre Sache, Liv. XXXIV 56, 6. Polyb. VI 21, 4. Dass dabei nicht immer Härten vermieden wurden, zeigen im J. 577 = 177 die Klagen des nomen Latinum, weil ihre in Rom geschätzten Mitbürger zumeist nach Rom ausgewandert waren; quod si permittatur, perpaucis lustris futurum, ut deserta oppida, deserti agri nullum militem dare possent, sowie der Samniten und Paeligner, dass 4000 Familien nach Fregellae gezogen, neque eo minus aut hos aut illos in dilectu militum dare, Liv. XLI 8, 6–8. Den [608] D. besorgen die Gemeinden selbst, ebenso die Vereidigung, sie zahlen auch den Sold ihrer Contingente (Liv. XXVII 9, 13), doch kommt Rom für die Verpflegung auf, Polyb. VI 39, 15. D. durch Consuln und Propraetoren, vgl. Liv. XXXI 8, 7. Dio XXXIX 33, 2. Das consularische Edict aber schreibt vor, wo und wann sich unter Führung eines Vorgesetzten und Begleitung des Zahlmeisters die Truppen einzufinden haben, Polyb. VI 21, 4. 5: οἱ τὰς ὑπάτους ἀρχὰς ἔχοντες παραγγέλλουςι τοῖς ἄρχουσι τοῖς ἀπὸ τῶν συμμαχίδων πόλεων τῶν ἐκ τῆς Ἰταλίας, ἐξ ὧν ἂν βούλωνται συστρατεύειν τοὺς συμμάχους, διασαφοῦντες τὸ πλῆθος καὶ τὴν ἡμέραν καὶ τὸν τόπον, εἰς ὃν δεήσει παρεῖναι τοὺς κεκριμένους· αἱ δὲ πόλεις παραπλησίαν ποιησάμενοι τῇ προειρημένη τὴν ἐκλογὴν καὶ τὸν ὅρκον ἐκπέμπουσιν, ἄρχοντα συστήσασαι καὶ μισθοδότην. Über die Stärke dieser Contingente vgl. Marquardt 391ff.; im allgemeinen trifft Polybios Ermittlung zu, III 107, 12, dass die Infanterie der Bündner im ganzen an Zahl den Legionen glich, die Reiterei aber der römischen numerisch dreifach überlegen war. Dass die Bundesgenossen über mehr wehrfähige Mannschaft verfügten, liegt auf der Hand. Nichtitaliker sind in republicanischer Zeit nur selten ausgehoben worden. Seit Rom auswärts kämpfte, wurden aus den überseeischen Ländern zuweilen Truppen gebildet; auf den D. dieser auxilia (Fest. ep. p. 17: auxiliares dicuntur in bello socii Romanorum exterarum gentium) und Söldner soll hier nicht eingegangen werden, Marquardt II 401. Mommsen St.-R. III 677. Herzog St.-V. I 306.

Von dem Umfange des D. überhaupt können wir uns ziffernmässig ein Bild machen durch die bei Polyb. II 24. Diod. XXV 13. Liv. ep. 20. Eutrop. III 5. Oros. IV 13. Plin. n. h. III 138 erhaltenen Berichte über die im J. 529 = 225 vorhandene Mannschaft, welche auf Fabius Pictor und von ihm benutzten officiellen Angaben beruhen. Das von Niebuhr Vorlesungen II 52. Nitzsch Gracchen 18. Ihne R. G. II. 401f. Beloch Rh. Mus. XXXII 245; Der ital. Bund 93ff. Herzog Comment. Mommsen . 124–142 behandelte Verzeichnis hat Mommsen Herm. XI 49–60, vgl. R. Forsch. II 383ff.; St.-R. II 411, danach Lange II 157 und Marquardt II 393 gründlichst erörtert. Ich gebe die somit auf Grund der Teilzahlen bei Polybios und Orosius gewonnene Tabelle, verweise aber hinsichtlich der Kritik im einzelnen auf die genannten Untersuchungen. Dass die Totalziffer bei Polybios um 1700 höher ist, scheint erklärlich, da wohl 4 Posten fehlen, doch ist auch zu beachten, dass die genannten Zahlen vielfach als runde Angaben aufzufassen sind.

1. Bürgertruppen:
Fussvolk Reiterei Summe
4 Legionen im Felde
(Norditalien)
20 800 1 200
2 Legionen in Tarent
und Sicilien
8 400 400
Reserve in Rom 20 000 1 500
Nicht ausgehobene
Römer und Campaner
250 000 23 000
____________________
299 200 + 26 100 = 325 300
[609]
2. Bundesgenossen:
Fussvolk Reiterei Summe
Bei den 4 Legionen
in Norditalien.
30 000 2 000
Bei den 2 Legionen
Tarent und Sicilien
? ?
Bei d. Reseerve in Rom 30 000 2 000
Einberufene Sabiner
und Etrusker
50 000 4 000
Einberufene Umbrer
und Sarsinaten
20 000 ?
Einberufene Veneter
und Cenomanen
20 000 ?
Latiner 80 000 5 000
Samniten 70 000 7 000
Iapyger u. Messapier 50 000 16 000
Lucaner 30 000 3 000
Marser, Marruciner
Frentaner, Vestiner
20 000 4 000
____________________
400 000 + 43 000 = 443 000
hiezu Summe 1 325 300
__________
768 300

II. Seit Marius. Mit der Umänderung der Heeresorganisation, um die Mitte des 7. Jhdts. der Republik, ward auch die Aushebung umgestaltet. Hatte man, wie bemerkt, auch schon früher ausnahmsweise selbst in das Bürgerheer Leute eingestellt, die nach der ursprünglichen Norm von diesem Ehrendienst ausgeschlossen sein sollten, so wurde es mit der Zeit immer weniger erträglich, solch weite Kreise der Bürgerschaft frei von der Aushebung zu lassen, namentlich da die Zahl der Besitzenden sich verringerte, wie das bekannte Wort Ciceros, de off. II 21, zeigt. Der kimbrische Krieg machte grosse Anstrengungen nötig; Marius brach, notgedrungen, als der Feldzug gegen Iugurtha neue Aushebungen forderte, mit dem alten System, den D. auf Grund des Census zu veranstalten, Sallust Iug. 86, 2 (im J. 647 = 107): ipse interea milites scribere non more maiorum neque ex classibus (unter 4000 As, sed uti cuiusqne lubido erat capite censos (unter 1500 As) plerosque; vgl. Gell. XVI 10, 10. Nitzsch R. G. II 124. Herzog St.-V. I 483. Soltau 346ff. Mommsen St.-R. III 298. Val. Max. II 3, 1: laudanda etiam populi verecundia est, qui impigre se laboribus et periculis militiae offerendo dabat operam, ne imperatoribus capite censos sacramento rogare esset necesse, quorum nimia inopia suspecta erat, ideoque his publica arma non committebantur. sed hanc diutina usurpatione firmatam consuetudinem C. Marius capite censum legendo militem abrupit. Gell. XVI 10, 14: capite censos autem primus C. Marius, ut quidam ferunt, bello Cimbrico … vel potius, ut Sallustius ait, bello Iugurthino milites scripsisse traditur, cum id factum ante in nulla memoria extaret. Flor. I 36, 13; vgl. Quint. decl. 3, 5. Lyd. de mag. I 48. Iul. Exsup. 2. So auch Plut. Mar. 9: ἐστρατολόγει, παρὰ τὸν νόμον καὶ τὴν συνήθειανμ πολὺ δὸ ἄπορον καὶ δοῦλον (!) καταγράφων, τῶν πρόσθεν ἡγεμόνων οὐ προσδεχομένων τοὺς τοιούτους, ἀλλ’ ὥσπερ ἄλλο τι τῶν καλῶν τὰ ὅπλα μετὰ τιμῆς τοῖς ἀξίοις νεμόντων, ἐνέχυρον τὴν οὐσίαν ἑκάστου τιθέναι δοκοῦντος, doch ist der Bericht bezüglich der Einstellung von Sclaven [610] falsch; das ist nur in den Bürgerkriegen zuweilen nötig geworden, Plut. Mar. 41; Sull. 9. Flor. II 9, 11, s. Marquardt II 430 und Lange Hist. mut. rei mil. 5 dazu. Das frühere Gesetz über Aushebung und Dienstpflicht war formell nicht aufgehoben; vgl. auch die oben S. 594 besprochene Vorschrift des caesarischen Municipalgesetzes. Der Grundsatz, dass jeder Bürger, wenn des Staates Wohl es fordert, eingezogen werden kann, ist jetzt strenger durchgeführt, Pernice Ztschr. für R.-G. r. Abt. XVIII (1884) 8. Caesar erlässt als Dictator ein Gesetz: ne quis civis maior annis viginti minorve quadraginta, qui sacramento non teneretur, plus triennio continuo Italia abesset, neu qui senatoris filius nisi contubernalis aut comes magistratus peregre proficisceretur, Suet. Div. Iul. 42. In den Bürgerkriegen ist noch öfter der Eintritt in die Legionen erzwungen worden. Dio XXXIX 39 erwähnt einen D. im 2. Consulat des Pompeius und Crassus. XL 65. XLI 9 καταλόγους ἐκ τῶν πόλεων σπουδῇ ἐποιεῖτο. Cic. in Cat. II 12. Sallust. Cat. 30. Cic. pro Mur. 42 (Murena hob, als er nach Gallien reiste, Soldaten in Umbrien aus). Cic. in Pis. 30 cum orbabas Italiam iuventute. Cic. Phil. V 12 u. ö. XII 7. XIII 3 Aushebung der Soldaten gegen Antonius. Die Heeresbildung Caesars im J. 49 und Octavians im J. 42, die riesigen Anforderungen und die Umformung der gefangenen feindlichen Legionen untersucht eingehend v. Domaszewski N. Heidelberger Jahrb. 1894, 157ff. Aber im allgemeinen betrachtet, bestehen fortan die Legionen aus Bürgern niederer Stände, welche sich freiwillig stellen, Dig. XLIX 16, 4, 10 (s. o.). Mehr und mehr suchten schon längst (Delbrück I 382) die wohlhabenden Kreise sich der Dienstpflicht zu entziehen, Sallust. Iug. 85, 3 cogere ad militiam eos quos nolis offendere . . asperius est; ep. ad Caes. 1. Hirt. b. Alex. 56. Die tiefgreifenden Wirkungen dieser Neuerungen äusserten sich in der verschiedensten Beziehung, Marquardt II 431. Die bisherigen Unterschiede unter den Legionaren verschwanden. Seit die bessern Elemente der Bevölkerung den Legionen fernblieben, wurde im Heer der Einfluss der niedern Stände massgebend, die den Kriegsdienst nur wählten, um später mit Land versorgt zu werden (Appian. b. c. II 140) und im Fall des Sieges grosse Belohnungen einzuheimsen, Appian. b. c. III 48. 65. 87. Die Kriege waren ja oft recht gewinnbringend für den Soldaten gewesen (Liv. XXXIX 6, 7. Flor. III 12. Plut. Aem. Paullus 29; C. Gracch. 2. Appian. Illyr. 9), aber die Beutegier untergrub die Disciplin, Plut. Luc. 14. 17. Als die wirtschaftlichen Zustände in Italien sich immer trauriger gestalteten, fehlte es nicht an Ersatz für die Legionen; Delbrück a. a. O. I 383: ,je mehr Capitalismus und Sclaverei den alten Mittel- und Bauernstand zerrieben, desto mehr Material bot Italien dem Werbeofficier und die wichtigen Ausführungen von Nitzsch R. G. II 69f. Die Truppen folgten in erster Linie dem Feldherrn, der sie geworben hatte und Lohn gab, sie fühlten sich – trotz Cassius bei Appian. b. c. IV 98, dass sie Soldaten des römischen Volkes seien, und Cic. Phil. X 12,: omnes legiones, omnes copiae, quae ubique sunt, rei publicae sunt – nur ihm verbunden, wurden oft im Parteiinteresse und zu [611] Sonderzwecken benützt, Plut. Pomp. 51. 58; Cat. min. 45, und sie scheuten sich nicht, des Feldherren mit dem eignen eng verknüpften Vorteil über das Wohl des Vaterlandes zu stellen, Sallust. Iug. 85: homini potentiam quaerenti egentissimus quisque opportunissimus, cui neque sua curae, quippe quae nulla sunt, et omnia cum pretio honesta videntur. Einzelnes bei Lange Hist. mut. rei mil. 26ff.

Diese entsittlichenden und dem Staate äusserst gefährlichen Folgen, der Mangel an gesundem kriegerischen Sinn, wie er einst die Bauernschaft ausgezeichnet, die Roms grosse Schlachten geschlagen (vgl. Nitzsch R. G. II 71), mussten besonders in den Bürgerkriegen mit erschreckender Deutlichkeit hervortreten, wie zutreffend Appian. b. c. V 17 hervorhebt: αἴτιον δ’ ἦν, ὅτι καὶ οἱ στρατηγοὶ ἀχειροτόνητοι ἦσαν οἱ πλείους ὡς ἐν ἐμφυλίοις, καὶ οἱ στρατοὶ αὐτῶν οὐ τοῖς πατρίοις ἔθεσιν ἐκ καταλόγου συνήγοντο οὐδ’ ἐπὶ χρείᾳ τῆς πατρίδος, οὐδὲ τῷ δημοσίῳ στρατεθόμενοι μᾶλλον ἢ τοῖς συνάγουσιν αὐτοὺς μόνοις, οὐδὲ τούτοις ὑπ’ ἀναγκῃ νόμων ἀλλ’ ὑποσχέσεσιν ἰδίαις, οὐδὲ ἐπὶ πολεμίους κοινούς, ἀλλ’ ἰδίους ἐχθρούς, οὐδὲ ἐπὶ ξένους, ἀλλὰ πολίτας καὶ ὁμοτίμους. IV 93: Caesar an der Spitze von Heeren ἃ καὶ αὐτὰ τέως ὄντα τῆς πόλεως, ἑαυτοῦ ἐπεποίητο ἴδια. III 48 (Versprechungen und Geschenke an die Truppen, s. die Art. Donativum, Missio. Lange a. a. O. 28) und besonders Plut. Sull. 12: οἱ στρατηγοὶ ἠναγκάζοντο δημαγωγεῖν ἐν τῷ στρατηγεῖν, εἶθ’ ὧν εἰς τὰς ἡδυπαθείας τοῖς στρατευομένοις ἀνήλισκον ὠνούμενοι τοὺς πόνους αὐτῶν ἔλαθον ὤνιον ὅλην τὴν πατρίδα ποιήσαντεσ ἑαυτούς τε δούλους τῶν κακίστων ἐπὶ τῷ τῶν βελτιόνων ἄρχειν. Die Triumvirn tauschten Truppen gegeneinander aus (Gardthausen Aug. I 626), der Soldat war der Gebieter, um dessen Wohlwollen der Feldherr warb.

Von nicht geringerm Einflusse auf die Zusammensetzung des Heeres war die Verleihung des Bürgerrechtes an alle Italiker durch die Lex Iulia des J. 664 = 90 und die Lex Plautia Papiria des J. 665 = 89. So wurden den bisherigen Bündnern die Legionen eröffnet; fortan bestand das römische Heer 1) aus Legionssoldaten, 2) aus den auxilia der Provinzen, sowie der verbündeten Könige und Völker. Marquardt II 431. Der D. erfuhr manche Abänderung demzufolge; den Consuln blieb das Recht der Aushebung; über die Stellen Caes. b. G. VI 1. Appian. Syr. 51 vgl. Mommsen St.-R. II 96, 1. Nicht die alte feierliche Form, sondern das bei tumultus übliche abgekürzte Verfahren wurde allgemein Brauch. Da es ferner nun nicht mehr angängig war. den D. in Rom abzuhalten, wurden in die italischen Landschaften conquisitores – der Ausdruck conquisitio schon früher Liv. XXIII 32, 19 – geschickt (Cic. pro Mil. 67; ad Att. VII 21, 1), um auf Grund der amtlichen Listen die tauglichen Mannschaften auszuheben, in Cohorten einzustellen und nach Rom zur Musterung vor den Consul zu führen, Varro r. r. III 2, 4. Schon bald aber verfuhren diese wie Werbeofficiere, nahmen, wer kam oder wen sie durch ein gutes Handgeld, Versprechungen von hohem Sold oder Aussicht auf Beute gewinnen konnten. Wer sich dem Dienste entziehen mochte, konnte, wenn er Fürsprache hatte oder Geldopfer an den conquisitor [612] nicht scheute, leicht loskommen. Sallust. ep. ad Caes. 8, 6: item ne, uti adhuc, militia iniusta aut inaequalis sit, cum alii triginta, pars nullum stipendium faciet. Plut. Crass. 17. Hirt. b. Alex. 56, 4. Cic. Paradox. VI 2, 46 (falls dilectum und nicht edictum die richtige Lesart ist). Während der Bürgerkriege vollends haben die Generale und Parteiführer auf eigne Faust überall werben lassen. Dass man sich überhaupt später um alte Vorschriften nicht mehr kümmerte, kann nicht wundernehmen bei der allgemeinen Unordnung. Jedes Mittel schien recht, wenn man nur Leute bekam, vgl. Appian; b. c. V 27: τούς τε στρατολογήσαντας σφίσιν ἀνὰ τὴν Ἴταλίαν ὁ Καῖσαρ καὶ ὁ Λεύκιος περιέπεμπον· πεῖραί τε τούτων τῶν ξεναγῶν ἦσαν ἐς ἀλλήλους βραχύτεραι καὶ μείζους, καὶ ἐνέδραι πολλάκις. Wir finden schon im Bundesgenossenkriege Freigelassene, denen seither nur der Dienst in der Flotte gestattet war, im Landheer in besonderen Cohorten, Liv. ep. 74: C. Marius cum Marsis dubio eventu pugnavit. libertini tunc primum militare coeperunt. Macrob. Sat. I 11, 32: bello sociali cohortium duodecim ex libertinis conscriptarum opera memorabilis virtutis apparuit. Appian. b. c. I 49: ἡ βουλὴ .. τὴν μὲν θάλασσαν ἐφρούρει τὴν ἀπὸ Κύμης ἐπὶ τὸ ἄστυ δι’ ἀπελευθέρων, τότε πρῶτον ἐς στρατείαν δὶ’ ἀπορίαν ἀνδρῶν καταλεγέντων, Mommsen St.-R. III 449; ebenso hob Cato in Utica Freigelassene aus, b. Afr. 36, 1. Während der Bürgerkriege sind selbst in Provinzen Aushebungen für die Legionen vorgekommen. Schon Caesar hatte aus den Transalpini eine ganze Legion formiert, Suet. Caes. 24: unam etiam ex Transalpinis conscriptam vocabulo quoque Gallico (Alauda [Alaudae] enim appellabatur, quam disciplina cultuque Romano institutam et ornatam postea universam civitate donavit). Plin. n. h. XI 121. Cic. Phil. I 20. V 12. XIII 3. 37; ad Att. XVI 8, 2, aber ihr eine Sonderstellung gewahrt (ohne Legionsziffer) und den Mannschaften später die Civität als persönliches Recht verliehen, Mommsen Herm. XIX 13ff. Marquardt II 433, 1. Bezüglich des D. in Transpadana konnte er sich auf das roscische Gesetz berufen, welches am 11. März 49 den Bewohnern das Bürgerrecht gab. Aber Pompeius’ Generale in Spanien (Caes. b. c. III 4, 1) und weiterhin Labienus (b. Afr. 19, 3. 35, 4), die Triumvirn nicht minder, ferner Brutus (Appian. b. c. III 79) haben Provinciale in Legionen eingestellt. Solche hiessen legiones vernaculae, Eingeborenenlegionen, Caes. b. c. II 20, 4. Hirt. b. Alex. 53, 2: nemo enim aut in proviacia natus aut (Mommsen Herm. XIX 13, 2) vernaculae legionis miles aut diuturnitate iam factus provincialis … non cum omni provincia consenserat in odio Cassii. 54, 3. 57, 1; b. Hisp. 7, 5 – Langes (Hist. mut. rei mil. 11) und Marquardts Folgerung aus der Stelle, dass diese Soldaten des Bürgerrechts ermangelt hätten, widerlegt Mommsen a. a. O. –. 10, 3. 12. 1. 20, 2. Vgl. die Klage Virg. Ecl. 1, 70: impius haec tam culta novalia miles habebit? barbarus has segetes? Dass vernacula auch bei Tac. ann. I 31 vernacula, multitudo nuper acto in urbe dilectu lasciviae sueta, laborum intolerans, implere ceterorum rudes animos zur Bezeichnung des städtischen des [613] Bürgerrechtes entbehrenden Pöbels steht, zeigt Mommsen a. a. O. 15, 1. Musste in den Zeiten der Säbelherrschaft im schlimmsten Fall alles aufgeboten werden, so wurden auch Gladiatoren eingestellt, so von D. Brutus (Appian. b. c. III 49), L. Antonius im perusinischen Kriege (ebd. V 30. 33), ja selbst Sclaven, wie einst nach Cannae, s. o. S. 604. So hat Marius solchen die Freiheit versprochen (Plut. Sull. 9 ; Mar. 41) und sie als Abteilung der Bardyaei formiert (Plut. Mar. 44; Sert. 5. Appian. b. c. I 74), Pompeius Sclaven angeworben (Caes. b. c. I 24, 2), ebenso Labienus (b. Afr. 19, 3), Cn. Pompeius (Appian. b. c., II 103), Brutus (Plut. Brut. 45), S. Pompeius (Appian. b. c. V 131); Octavian liess letztere, denen der Senat auf Pompeius Verlangen die Freiheit zugesagt hatte, dann an einem Tage festnehmen und den rechtmässigen Eigentümern zuführen, Lange Hist. mut. rei mil. 11.

Für die Formierung des Heeres ist weiter von Belang, dass mit der Zeit die Armee dauernd unter den Fahnen blieb. Schon nach dem zweiten punischen Kriege, als die römischen Waffen in ferne Gegenden getragen wurden, war es nicht mehr möglich, die vorschriftsmässige Zahl von Feldzügen abzudienen und dazwischen nach Hause zurückzukehren, Marquardt II 433. Seit Marius währt die Dienstzeit ununterbrochen 20 Jahre, mithin hat auch der Fahneneid nunmehr Geltung für diese Dauer, Appian. b. c. V 128. 129; man gelobte: pro republica se esse facturos nec recessuros nisi praecepto consulis post completa stipendia, Serv. Aen. VIII 1. VII 614. Isid. orig. IX 3, 38. Daher wird dann die Militärzeit selbst sacramentum genannt, Tac. ann. XVI 13: aetate vel valetudine fessos sacramento solvere; hist. I 5: miles urbanus longo Caesarum sacramento imbutus. Iuven. sat. XVI 35 praemia sacramentorum. Entlassungen in der Zwischenzeit sind nur ganz selten erfolgt, Appian. Mithr. 116. Plut. Pomp. 21. 43. Dio XXXVII 20. Marius hat zuerst im J. 653 = 101 das Bürgerrecht auf Grund eines Volksbeschlusses an Soldaten, die Nichtbürger waren, verliehen, Plut. Mar. 28. Cic. pro Balbo 20. 21. Val. Max. V 2, 8; andere Feldherren sind dem Beispiel gefolgt (vgl. Sisenna I. IV [im J. 665 = 89] frg. 120 P.: milites, ut lex Calpurnia concesserat, virtutis ergo civitate donari), so Sulla (Cic. pro Arch. 25), so Pompeius, der nach dem sertorianischen Kriege die Vollmacht erhielt (Cic. pro Balbo 19. 32. Iustin. XLIII 5, 11), Caesar (Cic. ad fam. XIII 36. Phil. I 24. V 11). Mommsen St.-R. III 135; Herm. XIX 12.

Selbst nach erfolgter Entlassung hat man die gutgeschulten Truppen gern noch zu weitern Diensten verpflichtet. Solche veterani waren bei Caesars Ermordung gerade in Rom, Appian. II 119: τοὺς ἐστρατευμένους τῷ Καίσαρι, πολλοὺς ἐν τῇ πόλει τότε παρόντας, τοὺς μὲν ἄρτι τῆς στρατείας ἀφειμένους καὶ ἐς κληρουχίας διατεταγμένους, τοὺς δὲ προαπῳκισμένους μέν, ἐς δὲ παραπομπὴν τοῦ Καίσαρος ἐξιόντος ἀφιγμένους, deren Haltung den Mördern Furcht einflösste; Octavian veranlasste nach der Schlacht bei Philippi 8000 Veteranen unter den Waffen zu bleiben, Appian. V 3. 110 κληροῦχοισύμμαχοι χωρὶς καταλόγου. S. den Art. Veteranus. Häufiger als früher sind in dieser Periode bereits länger entlassene [614] und schon angesiedelte Krieger zu erneutem Eintritt ins Heer bewogen, Marquardt II 388. S. den Artikel Evocatus. Solche Truppenteile werden genannt im Heer des Marius (Sallust. Iug. 84, 2: praeterea ex Latio fortissimum quemque, plerosque militia, paucos fama cognitos accire et ambiundo cogere homines emeritis stipendiis secum proficisci), des Catilina (Sallust. Cat. 59, 3), des Cicero in Kilikien (Cic. ad fam. III 6, 5. XV 4, 3), des Pompeius (Caes. b. c. III 88, 4), des Caesar (Caes. b. c. I 3, 3. 17, 4. III 53, 1. CIL I 624 = X 3886 C. Canulei[u]s Q. f. leg. VII evocat., wie es scheint auch mit Pferden ausgerüstet, Caes. b. G. VII 65, 3) und des Octavian (vgl. Plut. Ant. 16; Brut. 27), der in der Schlacht bei Mutina ein Corps (σύστημα) von 10 000 evocati hat, Appian. b. c. HI 40. Dio XLV 12, 3. Diese Soldaten wurden nach Rang und Sold etwa wie Centurionen behandelt, das geht z. B. hervor aus dem Vergleich von Caes. b. c. III 53, 1 mit Vell. II 70, 3 und Dio XLVII 46, 4, aus Suet. Vesp. 1: Titus Flavius Petro … bello civili Pompeianarum partium centurio an evocatus. Caes. b. c. III 91, 1: erat Crastinus evocatus in exercitu Caesaris, qui superiore anno apud eum primum pilum in legione X duxerat. Marquardt II 388.

In der sinkenden Republik ist statt des normalen D. nicht selten die bei Notstand übliche Werbung eingetreten, nicht blos indem der Senat einen solchen Beschluss fasst, z. B. Cic. pro Mil. 70f. Ascon. in Mil. 35. Sallust. Catil. 29, 2. Dio XLI 2. Caes. b. c. I 7. Cic. Phil. V 12 – die Vorgänge in solchen Zeiten malt Cic. pro Rab. ad pop. 7 –, sondern auch, indem Private Truppen sammeln, Serv. Aen. II 157. VII 614. VIII 1. Donat. zu Terenz Eunuch. IV 7, 2. Isid. orig. IX 3, 53–55. Appian. b. c. I 80. Plut. Pomp. 6; Ant. 61. Liv. ep. 85. Appian. bell. civ. III 66. Mommsen St.-R. I 695ff. Das senatorische Recht der Truppenbildung aber wird gegen Ende der Republik mehr und mehr geschwächt, da statt der Formierung der Legion die Ergänzung derselben gewöhnlich ward und, was noch entscheidender war, die Aushebung weitaus meist in den Provinzen stattfand, wo die Statthalter im Grunde doch selbständig handelten; Caesar vollends gründete das Recht des D. auf den Beschluss des Volkes, Mommsen St.-R. III 1080ff. Die Reiterei wird in dieser Periode mehr und mehr aus den bundesgenössischen Mannschaften gebildet, wie die Belege bei Marquardt II 440, Nitzsch R. G. II 121 zeigen. War eine Flotte nötig, stellten dieselbe die Griechenstädte Italiens (Mommsen Münzw. 322; St.-R. III 677), Siciliens und die des Ostens (Appian. Mithr. 33. 56. Plut. Luc. 2. 3; Pomp. 25. 26), soweit sie nicht von dieser Pflicht befreit waren, wie Tauromenium, Cic. Verr. V 50. Die Geschichte der Flotte in dieser Zeit (o. Bd. III S. 2634) lehrt zur Genüge, wie man von Fall zu Fall die Recrutierung vornahm. Marquardt II 500f.

Die auxilia werden nach Verleihung des Bürgerrechtes an die Italiker aus den Provinzen genommen. Die auxilia der pedites sollten die Leichtbewaffneten bilden (Appian. b. c. II 70), Schleuderer und sagittarii hob man besonders von den Balearen aus (Liv. ep. 60. Flor. III 8 [615] Sallust. Iug. 105. Caes. b. c. I 83) und aus Kreta (Plut. C. Gracch. 16. Appian. b. c. II 49. 71. Caes. b. G. II 7); die funditores wurden selbst in Cohorten eingestellt, Caes. b. c. III 4. Die Reiterei der auxilia stammt zu einem kleinen Teil noch aus Italien (Appian. b. c. II 70. Caes. b. Hisp. 25), wohl Freiwillige, zumeist jedoch aus Provinzen, deren Bewohner in dieser Beziehung sich auszeichneten, wie Gallien (Caes. b. G. I 15. V 5. Plut. Crass. 17; Ant. 37. Appian. b. c. II 49. 70. IV 88). Spanien (Plut. Ant. 37. Caes. b. G. V 26; b. c. I 39; b. Afr. 39. Appian. b. c. I 89), Thrakien (Sallust. Iug. 38. Plut. Luc. 28. Appian. b. c. IV 88. 108), Numidien (Sallust. Iug 68. Appian. b. c. I 42. Hirt. b. Afr. 19), Germanien (Caes. b. G. VII 13. 65. VIII 13; b. Afr. 19). Lange Hist. mut. rei mil. 24. Früher gehörten zu einer Legion und 10 Cohorten Fussvolk der socii, 1200 equites, Polyb. VI 20. 26, später meist 1000, Appian. b. c. V 116. Veget. III 1.

III. Von Augustus bis Diocletian. Die allgemeine Dienstpflicht war auch jetzt nicht aufgehoben, Dig. XLIX 16, 4, 10, aber die Bürger Italiens wurden immer seltener herangezogen, zweifellos mit bestimmter Absicht, Dio LII 27. Herodian. II 11: ἐς ὅσον μὲν γὰρ ὑπὸ δημοκρατίας τὰ Ῥωμαίων διῳκεῖτο .. ἐν ὅπλοις Ἰταλιῶται πάντες ἦσαν .. ἐξ οὗ δὲ εἰς τὸν Σεβαστὸν περιῆλθεν ἡ μοναρχία, Ἰταλιώτας μὲν πόνων ἀνέπαυσε καὶ τῶν ὅπλων ἐγύμνωσε, φρούρια δὲ καὶ στρατόπεδα τῆς ἀρχῆς προὐβάλετο, μισθοφόρους ἐπὶ ῥητοῖς σιτηρεσίοις στρατιώτας καταστησάμενος. Dass auf Grund eines Gesetzes dies geschehen, ist nicht anzunehmen; in kritischen Zeiten hat auch Italien seine Leute selbstverständlich stellen müssen, so nach der Varusschlacht (Suet. Aug. 24. Dio LVI 23, 2), unter Nero (Suet. Nero 44), unter Vitellius (Suet. Vit. 15: dilectum quoque ea condicione in urbe egit, ut voluntariis non modo missionem post victoriam, sed etiam veteranorum iustaeque militiae commoda polliceretur. Tac. hist. III 58), unter Hadrian (CIL VIII 7036), unter M. Antoninus (CIL VI 1377). unter Maximinus (CIL V 7989), Mommsen Herm. IV 119. Hist. Aug. M. Ant. Phil. 11: Hispanis exhaustis Italica adlectione contra […?] Traianique praecepta verecunde consuluit erwähnt Vorschriften derart. Die allmähliche Entwaffnung Italiens ist zunächst nicht aus lediglich politischen Gründen in die Wege geleitet worden, und die Entvölkerung des Landes ist in der ersten Kaiserzeit, wie auch Suet. Nero 19 zeigt, auch noch nicht derartig gewesen, dass solche Schonung geboten gewesen wäre. Es wirken verschiedene Verhältnisse zusammen: der kriegerische Sinn hatte unter den Bürgern sehr abgenommen, die Friedenssehnsucht überwog, Tac. ann. I 2, die alten Exercitien wurden nicht mehr gepflegt (Senec. ep. 36, 7), der Dienstpflicht suchte man sich durch Selbstverstümmelung (Suet. Aug. 24) t oder Flucht zu entziehen (Suet. Tib. 8 sacramenti metus), die festen Plätze verfielen (Herodian. VIII 2, 4. Tiberius klagte: multitudinem veteranorum praetexebat imperator et dilectibus supplendos exercitus: nam voluntarium militem deesse, ac si suppeditet, non eadem virtute ac modestia agere, quia plerumque inopes ac vagi sponte militiam sumant, Tac. ann. IV 4; vgl. [616] Vell. II 130, 2; Zwang aber durch Werbung auszuüben, mochte man in Italien sich nicht ohne äusserste Not entschliessen, vollends später nicht, als Wohlstand und Bevölkerungsziffer sanken; so blieb nur übrig, andere Länder schärfer heranzuziehen, Seeck Rh. Mus. XLVIII 616f. Für gewöhnlich aber ward aus Italien nur die städtische Besatzung ausgehoben, daher stellt Hyg. de mun. castr. 2 dieser die Legionen als militia provincialis gegenüber, vgl. Tac. hist. II 21 militem peregrinum et externum. I 84. II 93. 94. CIL V 923: [s]eptimae qui cohortis centuriam reguit praetoriae fidus non barbaricae legioni[s].

Nach Dio LIV 25, 5 hat Augustus nähere Anordnungen getroffen betreffs solcher, die in die Armee eintreten mussten: συναγωγῶν δὲ . . τὸ βουλευτήριον … τὸ δὲ βιβλίον τῷ ταμίᾳ ἀναγνῶναι δοὺς τὰ τε πεπραγμένα οἱ κατηριθμήσατο, καὶ διέταξε τὰ τε ἔτη ὅσα παυσάμενοι τῆς στρατείας, ἀντὶ τῆς χώρας ἣν ἀεί ποτε ᾔτουν, λήψοιντο, ὅπως ἐπὶ ῥητοῖς ἐκείθεν ἤδη καταλεγόμενοι (so auch Herod. II 11: ἐπὶ ῥητοῖς σιτηρεσίοις στρατιώτας καταστησάμενος) μηδὲν τούτων γε ἕνεκα νεωτερίζωσιν. Vgl. Appian. b. c. V 17: οἱ στρατοὶ οὐ τοῖς πατρίοις ἔθεσιν ἐκ καταλόγου συνήγοντο οὺδ’ ἐπὶ χρείᾳ τῆς πατρίδος, οὐδὲ τῷ δημοσίῳ στρατευόμενοι μᾶλλον ἢ τοῖς συνάγουσιν αὐτοὺς μόνοις, οὐδὲ τούτοις ὑπ’ ἀνγκῃ νόμων ἀλλ’ ὑποσχέσεσιν ἱδίαις, οὐδὲ ἑπὶ πολεμίους κοινοὺς ἀλλ’ ἰδίους ἐχθρούς,οὐδὲ ἐπὶ ξένους ἀλλὰ πολίτας καὶ ὁμοτίμους. Suet. Aug. 49: quicquid autem ubique militum esset, ad certam stipendiorum praemiorumque formulam adstrinxit, definitis pro gradu cuiusque et temporibus militiae et commodis missionum. Das militärische Reorganisationswerk des Augustus, aufgebaut auf dem Fundament der republicanischen Wehrverfassung, ist hier nicht zu würdigen, Suet. Aug. 24. Gardthausen I 626ff. Nach den überaus grossen Anforderungen, die letzthin bis zur aktischen Schlacht an die Wehrkraft der Unterthanen gestellt waren , erschien eine erhebliche Reduction der Armee dringendste Forderung, Herzog St.-Verf. II 204ff. Mommsen Mon. Ancyr.² p. 68–76. Augustus schuf zum grössten Teil sein Heer aus den Legionen, die schon in den Bürgerkriegen gefochten hatten. v. Domaszewski Arch.-epigr. Mitt. XV 1841; Korr.-Bl. d. westd. Ztschr. XII 262. Dio LII 27 lässt schon den Maecenas ein stehendes Heer und allgemeine Wehrpflicht fordern, beim D. solle man nur die körperlich Tauglichsten auswählen; die Armee der Kaiserzeit besteht ja auch aus Berufssoldaten.

Im weiten Bezirke des Reiches fanden sich genug Freiwillige, denn Sold, Aussicht auf Beute, Beförderung, Donative und dauernde Versorgung nach Erledigung des Dienstes lockte den, der sonst nichts oder wenig sein eigen nannte. Dig. XLIX 16. 4. 10: plerunque voluntario milite numeri supplentur. Plin. ep. ad Trai. 30. 1 [39]. Tac. ann. IV 4 (s. o.). I 31 (s. o.). Vgl. den Art. Evocatus über die Controverse zwischen Joh. Schmidt und Mommsen . So hatte die Ergänzung der Legionen jetzt wenig Schwierigkeit. Velleius II 130 rühmt die Vorsicht, mit welcher Tiberius dabei verfuhr: quanta cum quiete hominum rem perpecui praecipuique timoris supplementum sine [617] trepidatione Italiae providet. Die neue Aushebung und Bildung voller Legionen war selten nötig, Suet. Calig. 43 legionibus et auxiliis undique excitis, dilectibus ubique acerbissime actis; Nero 19; Galba 10. Pfitzner Gesch. der Kaiserlegionen 1. 109. 214. 218. 220f. 224f. 234. 243. 272. Marquardt II 448f und P. Trommsdorff Quaest. duae ad hist. legionum Rom. spect., Diss. Leipzig 1896 über die von Traian errichteten leg. II Trai. und leg. XXX Ulpia. Über Stärke der Legionen, Veränderungen in der Zusammensetzung, Soldverhältnisse u. s. w. vgl. den Art. Legio. Der Eid ward jährlich am 1. Januar, Tac. hist. I 55. 56, dem Imperator geleistet – Caligula dehnte ihn auf seine Schwestern aus (Suet. Cal. 15) – Plut. Galb. 22. Suet. Galba 11. 16; Otho 8; Vit. 15; Vesp. 6. Tac. ann. I 8; hist. I 76. IV 31. Plin. ep. X 29. Arrian. Epict. III 14: πάντων προτιμήσειν τὴν τοῦ Καίσαρος σωτηρίαν von Senat und Volk war gewöhnlich nicht mehr die Rede, Tac. hist. I 55: ac ne reverentiam imperii exuere viderentur, senatus populique Romani obliterata iam nomina sacramento advocabant. 56; man schwur auch, nicht vor Ablauf der Zeit zurückzutreten, Serv. Aen. VIII 1. Isid. orig. IX 3. Veget. II 5. Das Heer war stehend, da jetzt auch in Friedenszeiten Entlassung auf Zeit nicht mehr stattfand, Lange Hist. mut. rei mil. 32.

Nur dem Princeps steht es zu, Militär zu halten, wie schon Caesar als Vorrecht gewährt ward, Dio XLIII 45 στρατιώτας μόνον ἔχειν … ἐκέλευσαν; daher die Teilung in kaiserliche Provinzen, die eines ständigen Heeres bedürfen, und befriedete, dem Senat überlassene, Dio LΙΙ 27. LIII 12. Suet. Aug. 47. 49. Wie der Kaiser als Inhaber des unbeschränkten imperium allein über Krieg und Frieden, Entlassung der Soldaten und Officiersernennung entscheidet, so steht nur ihm zu, D. zu halten. Dio LIII 15. 17 hebt καταλόγους ποιεῖσθαι als kaiserliches Recht hervor, Mommsen St.-R. II 840. 846. 849. 855. 954. Herzog St.-V. II 632. Aushebung ohne kaiserlichen Auftrag wird als Majestätsverbrechen bestraft, Dig. XLVΙII 4, 3: eadem lege (Iulia maiestatis) tenetur et qui iniussu principis bellum gesserit dilectumve habuerit, exercitum comparaverit. Dass Vitellius in aussergewohnlichen Verhältnissen den Consuln D. gestattete (Tac. hist. III 58), fällt nicht ins Gewicht. Den Statthaltern ist ausdrücklich die Aushebung verboten, Dio LIII 15: ἐπὶ πᾶσιν ὁμοίως ἐνομοθετήθη . Über die Anklage, die den makedonischen Proconsul traf wegen eines mit den Odrysen im J. 732 = 22 geführten an sich unbedeutenden Krieges, Dio LIV 3 vgl. Mommsen St.-R. II 263; Ephem. epigr. II p. 250 n. 4. Gardthausen Augustus I 631. Mommsen St.-R. II 849, vgl. 1090 sucht bezüglich des unbeschränkten kaiserlichen Aushebungsrechtes einen Unterschied für Italien und die Senatsprovinzen festzustellen dahin, dass zweifellos der Princeps hier die Truppenbildung conquirere Tac. hist. IV 14, inquisitio Plin. ep. ad Trai. 30, 2 [39]) durch Annahme Freiwilliger sofort vollziehen konnte, dass aber in den allerdings sehr seltenen Fällen der zwangsweisen Aushebung für diese Landschaften der Senat zu befragen war, da eine Angabe, wie Tac. ann. XVI [618] 13 eodem anno d. per Galliam Narbonensem Africamque et Asiam habiti sunt supplendis Illyricis legionibus nur den acta senatus entnommen sein könne. Über Commissare senatorischen Ranges weiterhin. Vielleicht ist hiebei ein entscheidender Gesichtspunkt, ob es sich um Neuformationen von Truppenteilen handelte, Mommsen Herm. XIX 57, denn es ist, wie Gardthausen 631 richtig bemerkt, kaum denkbar, dass Augustus das Recht auf eigene Kosten Truppen auszurüsten, welches er schon im mutinensischen Kriege besass, aufgegeben habe; nur wenn er Geld aus dem Staatsschatz zu solchem Behufe haben wollte, war die Befragung des Senats nötig. Dass Tiberius mit dem Senat sich über den D. (Suet. Tib. 30 de legendo vel exauctorando milite ac legionum et auxiliorum descriptione) ins Einvernehmen setzte, zeigt nur, wie beflissen dieser Kaiser war, die Empfindlichkeit der Körperschaft und ihre Rechte, so Lange es anging und das Staatswohl ermöglichte, zu schonen, wie er denn auch befahl, dass die Feldherren an den Senat berichten sollten, a. a. O. 32: corripuit consulares exercitibus praepositos, quod non de rebus gestis senatui scriberent. Eine praktische politische Bedeutung ist dieser Courtoisie nicht beizumessen. Wer sich oder andere der Aushebung entzieht, wird scharf bestraft, Suet. Aug. 24: equitem R. quod duobus filiis adulescentibus causa detrectandi sacramenti pollices amputasset ipsum bonaque subiecit hastae; quem tamen, quod imminere emptioni publicanos videbat, liberto suo addixit, ut relegatum in agros pro iibero esse sineret. Besonders hart verfuhr Augustus nach der varianischen Niederlage, Dio LVI 23, 2: ἐπειδὴ μηδεὶς τῶν τὴν στρατεύσιμον ἡλικίαν ἑχόντων καταλεχθῆναι ἠθελησεν, ἐκλήρωσεν αὐτούς, καὶ τῶν μηδέπω πέντε καὶ τριάκοντα ἔτη γενονότων τὸν πέμπτον, τῶν δὲ πρεσβυτέρων τὸν δέκατον ἀεὶ λαχόντα τήν τε οὐσίαν ἀφείλετο καὶ ἠτίμωσε· καὶ τρλοε, ὡς καὶ πάνυ πολλοὶ οὐδ’ οὕτω τι αὐτοῦ προετίμων, ἀπέκτεινέ τινας. Weitere Strafbestimmungen zeigen, dass man später die Todesstrafe für solche Vergehen aufgab, Dig. XLIX 16, 4, 10 (Arrius Menander libro I de re militari): mutato statu militiae recessum a capitis poena et quia plerumque voluntario milite numeri supplentur; 11: qui filium suum subtrahit militiae belli tempore, exilio et bonorum parte multandus est: si in pace, fustibus caedi iubetur et requisitus iuvenis vel a patre postea exhibitus in deteriorem militiam dandus est; 12: eum qui filium, debilitavit dilectu per bellum indicto, ut inhabilis militiae sit, praeceptum divi Traiani deportavit.

Die Aushebung geschah durch kaiserliche dilectatores, die in Italien und den senatorischen Provinzen senatorischen, in den kaiserlichen ritterlichen Ranges waren; vgl. Paul. Dig. IV 6, 35: qui mittuntur ut milites ducerent aut reducerent aut legendi cura[m age]rent, reip. causa absunt. Mommsen St.-R. II 850. 1090; Herm. XIX 56. Wir kennen folgende (nähere Personalien s. in der Prosopographie):

In Italien:

Cn. Iulius Agricola, Tac. Agr. 7: missus ad dilectus agendos im J. 70;

T. Caesernius Statius Quintius Statianus Memmius Macrinus, CIL VIII 7036: missus ad [619] d. iuniorum a divo Hadriano in regionem Transpadanam (Tribunicier);
M. Claudius Fronto, CIL VI 1377: missus ad iuventutem per Italiam legendam (Praetorier) unter Marcus und Verus;
L. Fulvius Gavius N[umisius] Aemilianus, CIL X 3856: electus ab op[timo imp. Severo] Alexandro ad [dilectum habendum] per regionem Transpadanam (Praetorier);
Anonymus, CIL VI 3836: [missus] ad iuniores legendos per Aemi[liam] (Praetorier) im

3. Jhdt.;

Anonymus, CIL V 7989: tirones iuventut(is) novae Italicae dilectus posterior(is) unter Maximinus;
Anonymus, Korresp.-Bl. der Westd. Ztschr. 1887, 148: missus ad tir(ones) legend(os). :Vielleicht gehört hieher auch der praetorische leg(atus) Aug(usti) p(ro) p(raetore) region(is) Transpadanae unter Traian, Orelli 2273.
In Provinzen:
Anonymus, Bull. hell. IV 507
πεμφθεὶς ἐπὶ στρατολογίαν ἀπὸ Ῥωμ[αίων] εἰς τὴν αὐτὴν ἐπαρχείαν, d. i. Thrakien;
C. Iulius Celsus, CIL XIII 1808 = Boissieu Inscr. d. Lyon I p. 135 = Wilmanns 1257: dilectator per Aquitanica[e] undecim populos;
L. Valerius Proculus, CIL II 1970: delectator Aug. pro ....

In den Provinzen haben auch wohl die Statthalter durch besonderen Auftrag die Ermächtigung erlangt, D zu halten; so in der Cyrenaica der Proconsul, Tac. ann. XIV 18, ebenso in Narbonensis, Asia und Africa, Tac. ann. XVI 13, ferner Torquatus Novellus Atticus, CIL XIV 3602: [legatus? a]d cens. accip. et dilect., vgl. Mommsen St.-R. II 850, 5. Notizie degli scavi 1895, 342: Publilius … Memorialis . . [pra]ef(ecto) gentis Numidar(um) dilictat(ori) (!) [tir]o(num) ex Numidia lect[or(um) leg(ionibus III] Aug(ustae) in Africa item … [a]e … item Ferrat[ae] …

Die aushebende Behörde hat ein Urteil über die körperliche Beschaffenheit und die bürgerliche Rechtsqualität des Eintretenden zu fällen, probare milites Plin. ep. ad Trai. 30, 2 [39]. Veget. I 5. Cod. Iust. XII 33, 1; wegen Dienstuntauglichkeit repudiare Veget. I 8. Auch in anderer Beziehung noch ist bemerkenswert, dass jetzt – in republicanischer Zeit fehlen solche bestimmte Anordnungen, nur Liv. VII 10, 7 media militaris statura – das Körpermass der Recruten (incomma, ἔγκομμα, vgl. auch Corp. gloss. ed. Götz IV 352, 3: incoma mensura militum. V 601, 41), Herodian. IV 9, 5: κελεύει δὴ στιχηδὸν τοὺς νεανίας πάντας διαστῆναι, ὡς ἂν ἐπελθὼν ἕκαστον ἴδῃ πῶς τε ἡλικίας ἔχοι καὶ μεγέθους σώματος καὶ εὐεξίας εἰς στρατείαν ἐπιπηδείου. VI 3, 1. Hist. Aug. Alex. Sev. 4: statura militaris, ebenso später Cod. Theod. VII 22, 8. VIII 7, 13 corporis st. VIII 13, 5, auf 1,725 m. normiert war. Dositheus Hadriani sent. 2: αἰτοῦντός τινος, ἵνα στρατεύηται,Ἀδριανὸς εἶπεν· Ποῦ θέλεις στρατεύεσθαι; Ἐκείνου λέγοντος· Εἰς τὸ πραιτώριον, Ἀδριανὸς ἐξήτασεν· Ποῖον μῆκος ἔχεις; Λέγοντος ἐκείνου Πέντε όδας καὶ ἥμισυ Ἀδριανὸς εἶπεν· Ἐν τοσούτῳ εἰς τὴν πολιτικὴν στρατεύου. Veget. I 5: proceritatem tironum ad incommam scio semper exactam, [620] ita ut senos pedes vel certe quinos et denas uncias inter alares equites et in primis legionum cohortibus probarentur. Hieron. adv. Iovin. II 34. Acta Martyr. ed. Ruinart p. 300 (a. 195): Tusco et Anulino consulibus, IV Id. Martii, Teveste, in foro; inducto Fabio Victore una cum Maximiliano, et admisso Pompeiano advocato, idem dixit: Fabius Victor, temonarius est constitutus cum Valesiano Quintiano praeposito Caesariensi; cum bono tirone Maximiliano filio Victoris, quoniam probabilis est, rogo, ut incumetur. Dion proconsul dixit: Quis vocaris? Maximilianus respondit: Quid autem vis scire nomen meum? mihi non licet militare quia christianus sum. Dion proconsul dixit: Apta illum. cumque aptaretur, Maximilianus respondit: non possum militare . . christianus sum. Dion proconsul dixit: Incumetur. cumque incumatus fuisset, ex officio recitatum est: habet pedes quinque, uncias decem. Dion dixit ad officium: Signetur .... Wenn Nero stolz auf seine in Italien ausgehobene Truppe von 6 Fuss grossen Leuten war, seine Magni Alexandri phalanx, Suet. Nero 19, so ist das nur ein weiteres Zeugnis für die verhältnismässig geringere Grösse der Italiker.

Ein bestimmter Tag des Dienstantritts war nicht festgesetzt, wenn auch der 1. März üblich blieb. Mommsen CIL III Suppl. p. 2029. Das interessante Verzeichnis Ephem. epigr. VII p. 456ff. zeigt, da die Termine des Eintritts angegeben sind, ganz verschiedene Tage, vgl. CIL VI 220. Die Soldaten trugen wohl eine Erkennungsmarke um den Hals, Acta Martyr. a. a. O. Die Legionare bekamen 225 Denare jährlichen Sold (Näheres über diese der Höhe nach wechselnde Summe, die Verrechnung und Abzüge in dem Art. Stipendium) und verpflichteten sich für eine Dienstzeit von 20 Jahren – Augustus hatte nach Dio LIV 25 erst 16 festgesetzt – Dio LV 23, 1. LVII 6. Tac. ann. I 17. 78. CIL III p. 849. 1959 (Diplom VII des Vespasian). Dig. XXVII 1, 8, 2. Cod. Iust. VII 64, 9. Suid. s. Βετρανός. In Wirklichkeit haben sie aber oft beträchtlich länger dienen müssen; der Aufstand der Legionen in Pannonien nach Augustus Tode ist verursacht durch den geringen Sold und die überaus lange Dienstzeit (tricena vel quadragena stipendia), die Legionen fordern ut . . sextus decimus stipendii annus finem adferret; ne ultra sub vexillis tenerentur. Tac. ann. I 17. Ebenso war die Lage der rheinischen Legionen, Tac. ann. I 31. 35. Das Geld zur Soldzahlung hatte gefehlt (Plin. n. h. VII 149: inopia stipendii) und andererseits hatte man ungern Werbungen veranstalten wollen. Die Inschriften geben weitere Auskunft über die Dienstfristen; wir finden Soldaten von 23 (CIL III 2709). 24 (CIL III 2839), 25 (CIL VIII 3049. Mommsen ebd. III p. 282. 1006; Ephem. epigr. V p. 4; Arch.-epigr. Mitt. VII 188. vgl. Serv. Aen. II 157, wie es scheint seit Hadrian die vorgeschriebene Zahl), 26 (CIL III 1172. VI 7931. 28 (CIL III 4858), 32 (CIL III 2048), 33 (CIL III 2014), 38 (CIL III 2818), 40 (CIRhen. 1212), einen evocatus von 46 (CIL III 3565), einen centurio von 43 Dienstjahren (CIL III 2834). Hinsichtlich der Vorschriften über das Alter beim Eintritt mögen die Bestimmungen gewechselt [621] haben. Veget. I 4 bezeichnet allgemein die Recrutierung incipiente pubertate als antiqua consuetudo, was nicht den Thatsachen entspricht. Ziffern werden selten genannt. Hist. Aug. Hadr. 10, 8: de militum aetatibus iudicabat, ne quis aut minor quam virtus posceret, aut maior quam pateretur humanitas, in castris contra morem veterem versaretur. Fronto p. 140 Nab.: non tantum voluntarios legimus sed etiam latentes militari aetate conquirimus. Isidor. orig. IX 3, 37 giebt das 16. Jahr an; für diese Periode wohl auch zu früh. Augustus hat nach der Varusschlacht die noch nicht 35 Jahre alten Bürger, welche sich dem Heerdienst entzogen, schwer bestraft. Dio LVI 23, 2: τῶν μηδέπω πέντε καὶ τριάκοντα ἔτη γεγονότων τὸν πέμπτον, τῶν δὲ πρεσβυτέρων τὸν δέκατον ἀεὶ λαχόντα τήν τε οὐσίαν ἀφείλετο καὶ ἠτίμωσε. Eine Zusammenstellung nach den Inschriften giebt J. W. Foerster Rh. Mus. XXXVI 157ff. Kuhn Städt. u. bürg. Verf. d. röm. Reichs I 131ff. Stellung von Stellvertretern war zulässig. Plinius wagt nicht ohne nähere Untersuchung an zwei unter den Recruten befindlichen Sclaven laut Gesetz die Todesstrafe zu vollziehen und fragt Traian (conditorem disciplinae militaris firmatoremque) um Rat; der Kaiser antwortet, Plin. ep. ad Trai. 30 [39]: refert . . voluntarii se obtulerint an lecti sint vel etiam vicarii dati, lecti si sunt, inquisitio peccavit: si vicarii dati, penes eos culpa est qui dederunt: si ipsi, cum haberent condicionis suae conscientiam; venerunt, animadvertendum in illos erit .... ille enim dies [pro] quo primum probati sunt veritatem ab iis originis suae exegit. Gerade bei solchen vicarii war genaue Controlle nötig und schwierig im Bezug auf die Dig. XLIX 16, 4, 1–15 erwähnten Punkte.

In Bezug auf die bürgerliche Qualität der Legionare führt Mommsen Herm. XIX 14ff. aus, dass Legionen, die überwiegend aus Nichtbürgern bestanden, nur im Osten sich finden, während im Westen zwar die aus latinischen oder peregrinischen Gemeinden ausgehobenen und durch den D. zu Bürgern gewordenen Legionare häufig sind, aber doch auch, besonders so lange noch Italien Truppen stellte, geborene römische Bürger zahlreich dienten. Schon früher hatten Feldherren, wie wir oben sahen, Nichtbürger aufgenommen und denselben das Bürgerrecht verliehen; so verfuhr auch Augustus. Um aber gewisse Grenzen zu ziehen, ward von dem Legionar der Nachweis der städtischen Heimat – die Form dieser Bezeichnung wird von Mommsen 23ff. eingehend erörtert – und der freien Geburt verlangt, der Nichtbürger also nur eingestellt, wenn er aus rechter peregrinischer Ehe stammte, denn die Forderung der Ingenuität ist ,das fundamentale Princip der Heeresbildung‘. Mommsen St.-R. III 450. Je liberaler die Verleihung der Civität gehandhabt ward, um so geringere Schwierigkeit bot die Ausfüllung der durch gesetzmässige Entlassung entstandenen Lücken; die Veteranensöhne stellten ein starkes Contingent. hUm nicht, bei der eigenen Unlust zum Kriegsdienst, fremden Völkern die Wehr zu übertragen, hätte Rom vielen Städten das Bürgerrecht verliehen und so des Reiches Schutz doch Römern anvertraut, führt in bemerkenswerter Weise Aristides (ἐγκώμιον [622] Ῥώμης), vol. I p. 352 D. = 217 J. aus: πῶς οὖν ἐποιήσατε;εὕρετε οἰκεῖον στράτευμα τῶν πολιτῶν οὐκ ἐνοχλουμένων. τοῦτο δὲ ὑμῖν ἐπόρισεν ἡ περὶ πάσης τῆς ἀρχῆς βουλὴ καὶ τὸ μηδὲν ἐκκρίνειν ξένον εἰς μηδὲν ὧν ἂν δύνηταί τε καὶ δέῃ ποιεῖν. Τίς οὖν ἡ συλλογὴ καὶ τίς ὁ τρόπος; ἐλθόντες ἐπὶ πᾶσαν τὴν ὑπήκοον ἐντεῦθεν ἐσκέψασθε τοὺς λειτουργήσοντας τήνδε τὴν λειτουργίαν, καὶ ὡς εὕρετε, ὁμοῦ τῆς τε πατρίδοςἀλληλάξατε καὶ τὴν ὑμετέραν πόλιν ἀντέδοτε αὐτοῖς, ὥστε καὶ αἰσχυνθῆναι καὶ τὸ λοιπὸν αὑτοὺς ἐκείνους γ’ ἂν εἰπεῖν, ὅθεν ἦσαν τὸ ἀρχαῖον. Ποιησάμενοι δὲ πολίτας, οὕτω καὶ στρατιώτας ἐποιήσατε, ὥστε τούς τε ἀπὸ τῆς πόλεως μὴ στρατεύεσθαι καὶ τοὺς στρατευομένους μηδ’ ὅτι οὖν ἧττον εἶναι πολίτας, πολιτείας τῆς μὲν ἀρχαίας ἀπολίδας γεγενημένους ἅμα τῇ στρατείᾳ, τῆς δὲ ὑμετέρας πολίτας τε καὶ φρουροὺς ἀπὸ τῆς αὐτῆς ἡμέρας. Mommsen Herm. XIX 63. Marquardt II 541 vergleicht Tac. ann. XI 24. III 40. Durch die Verleihung des Bürgerrechtes an jeden Nichtbürger, welcher in den Legionen dient, war es möglich , bei dem D. für die Legionen sämtliche Städte des Reiches heranzuziehen, Mommsen St.-R. II 891.

Freigelassene waren, wie wir sahen, grundsätzlich vom Legionsdienst ausgeschlossen und den Flotten und Vigiles zugewiesen, s. u. Nur in Ausnahmefällen sind libertini ausgehoben worden, Suet. Aug. 25: libertino milite praeterquam Romae incendiorum causa et si tumultus in graviore annona metueretur, bis usus est, semel ad praesidium coloniarum Illyricum contingentium (Dio LV 31, 1. Vell. II 111, 1), iterum ad tutelam ripae Rheni fluminis (Dio LVI 23, 3): eosque servos adhuc viris feminisque pecuniosioribus indictos ac sine mora manumissos sub priore vexillo habuit neque aut commixtos cum ingenuis aut eodem modo armatos. Macrob. Sat. I 11, 33: Caesar Augustus in Germania et Illyrico cohortes libertinorum complures legit, quas voluntarias appellavit. Über die Bildung von Legionen aus Flottensoldaten vgl. Suet. Galba 12. Plut. Galba 15. Tac. hist. I 31. Marquardt II 511 und den Art. Legio (adiutrix I und II). Mommsen Comm. zum Mon. Ancyr.³ p. 72; St.-R. III 449 führt die häufigen cohortes Italicae civium Romanorum voluntariorum (o. Bd. IV S. 351ff.) auf solche Aushebungen zurück. Immerhin ist späterhin, als die Kaiser in laxerer Weise die fictive Ingenuität verliehen (Scaevola Dig. XL 11, 3), auch Freigelassenen der Heerdienst ermöglicht worden, und bezeichnenderweise verbietet Traian bei der Legionsaushebung in Bithynien nur noch die Einstellung von Sclaven, Plin. ep. ad Trai. 29 [38]. 30 [39]. Mommsen Herm. XIX 17ff. Dass die verkäufliche militia schon im 2. Jhdt. den Freigelassenen offen stand und, weil die Ingenuität bald in weiterem Umfange verliehen ward, die römische Armee später zahlreiche Libertinen umfasste, hat Mommsen St.-R. III 450. II 893 ausgeführt. Sclaven blieben auch fernerhin vom Waffendienst ausgeschlossen, Dig. XLIX 16, 11 (Marcianus): ab omni militia servi prohibentur: alioquin capite puniuntur. Isid. orig. IX 3, 38. Serv. Aen. IX 547. Nur im Notfall wurden sie zum Schutz des Landes beordert. Dio LV 31. Hist. Aug. M. Anton. 21, 6: servos quemadmodum bello Punico factum fuerat ad militiam [623] paravit, quos voluntarios exemplo volonum appellavit; damals wurden auch Gladiatoren bewaffnet, die Räuber Dalmatiens und Dardaniens eingestellt und die Diogmiten auf private oder communale Kosten zur Armee ausgehoben, vgl. Le Bas-Waddington Asie min. 992. O. Hirschfeld S.-Ber. Akad. Berlin. 1891, 873. Plinius n. h. VII 149 stellt nebeneinander: servitiorum dilectus, iuventutis penuria.

Was die Recrutierungsbezirke anbelangt, ist auf Mommsens grundlegende Abhandlung Herm. XIX 1–79. 210–234 zu verweisen; die aufgrund der Heimatsvermerke besonders S. 23ff. (vgl. Eph. ep. V p. 159–249 und die daran anknüpfende Arbeit Seecks Rh. Mus. XLVIII 602–621) gewonnenen Ergebnisse sollen im einzelnen nicht wiederholt werden, s. die Art. über die einzelnen Truppenteile und Provinzen. Vorauszuschicken ist ferner, dass die einzelnen Landschaften überhaupt bei der Aushebung von Nichtbürgern sehr verschieden herangezogen worden sind, ohne dass uns jedesmal der Grund klar wäre, Mommsen a. a. O. 3ff. Man beachte auch, dass das römische Reich eine verhältnismässig kleine Heeresmacht hatte und bei einem Armeebestand von höchstens 300 000 Mann nur jährlich bis 20 000 Recruten aushob, Gardthausen Augustus I 635. 637.

Im allgemeinen kann man sagen, dass die orientalischen Legionen aus dem griechischen Osten, die occidentalischen aus Italien und den westlichen Provinzen, aber je mehr Italien ausfiel, aus letzteren sich recrutieren; dass ferner ein Ausgleich dahin stattfand: wo auxilia nicht ausgehoben werden, sind Legionare in grösserer Zahl zu stellen und umgekehrt, Mommsen Herm. XIX 50ff. 64. Für den D. der Legionen kamen in der ersten Kaiserzeit, ausser den mit vollem Bürgerrecht bedachten Gemeinden in den kaiserlichen Provinzen, Italien und die senatorischen Provinzen, Sicilien, Baetica, Narbonensis, Griechenland, Vorderasien in Betracht, civilisierte Länder mit durchgeführter städtischer Verfassung. Über die aussergewöhnliche Legionsaushebung in Gallien und Germanien a. a. O. 67.

Mommsen unterscheidet Herm. XIX 11 drei Perioden hinsichtlich des D. 1) Von Augustus bis Vespasian: Italien und der lateinische Westen liefern die occidentalischen, der griechische Osten die orientalischen Legionen. Die Inschrift von Koptos Ephem. epigr. V 15 = CIL III 6627 aus der ersten Kaiserzeit zeigt, dass zwei ägyptische Legionen, wohl III Cyren. und XXII Deiot. aus Ägypten und der Provinz Galatien ausgehoben wurden; so ist es auch später geblieben, Mommsen Herm. XIX 6, der weiterhin bemerkt, dass das syrische Heer ebenfalls aus dem Osten gebildet ward. Tac. ann. XIII 7. 35: et habiti per Galatiam Cappadociamque d. Dagegen wird aus diesen Ländern nicht für den Westen ausgehoben; in den spanischen, africanischen, germanischen, pannonischen Legionen und der 4. makedonischen in Mainz finden sich keine Orientalen, wohl aber nicht selten in den dalmatinischen und moesischen, wie Mommsen zeigt.

2) Von Vespasian bis Hadrian: Im Ganzen bleiben die Anordnungen des Augustus in Kraft, aber Vespasian schliesst die Italiker aus politischen Gründen vom Dienst in den Legionen thatsächlich [624] aus, wie Mommsen a. a. O. 19ff. 39 nachweist. Ausnahmen wie CIL III 3454. VI 1377 (s. o.). IX 2593. VII 1095 beweisen höchstens, dass eine gesetzliche Verfügung nicht erlassen und Eintritt behufs Avancement zum Officier gestattet war, sowie dass man im Notfall doch Italien heranzog. Da dies Land Recruten in erheblicher Zahl gestellt hatte, musste der anderweitige Ersatz mancherlei Verschiebungen beim D. überhaupt zur Folge haben. Die Inschriften des lambaesitanischen Legionslagers mit Heimatangaben zeigen, dass die Legion unter Traian zum grossen Teil auch aus dem Orient, dann aber seit Hadrian sich fast völlig aus Africa und Numidien recrutierte. Unter Traian gehören von 78 Soldaten CIL VIII 18 084 nach letzteren Provinzen 15, nach Cyrene 1, Ägypten 6, Syrien 32, Bithynien 22, Niedermoesien und Lugudunensis je 1; aber die Liste von 50 Soldaten, die unter Hadrian eingetreten sind, CIL VIII 18 085, weist 29 aus Africa auf, 19 aus Napoca, je einen aus Emona (?) und Savaria; die Verzeichnisse 18 086. 18 087 vollends nennen nur Africaner bis auf einen aus Napoca.

3) Seit Hadrian: Einführung der localen Recrutierung, so dass im grossen und ganzen die Legion aus der Provinz, wo sie Standquartier hatte, ausgehoben ward, Mommsen a. a. O. 21ff. 55. Falls eine Landschaft nicht Recruten genug stellte, wie die beiden Germanien, mussten benachbarte Provinzen, hier Raetien und die Tres Galliae, aushelfen. Da in Narbonensis, Baetica, Achaia, Asia keine Legionen garnisonierten, wurden diese Länder factisch vom Kriegsdienst frei. Kaiser Probus forderte von den Germanen 16 000 Soldaten, stellte sie aber, um den übeln Eindruck zu vertuschen, nicht als besondere Armee auf. Hist. Aug. Prob. 14: accepit sedecim milia tironum, quos omnes per diversas provincias sparsit, ita ut numeris vel limitancis militibus quinquagenos et sexagenos intersereret, dicens sentiendum esse, non videndum, cum auxiliaribus barbaris Romaniis iuvatur.

Augustus hat, was hier nicht weiter auseinanderzusetzen ist, die Truppen der Unterthanengemeinden als besonderes Corps der Auxilia neben die Legionen gestellt, s. den Art. Auxilia Bd. II S. 2621. Mommsen St.-R. III 678. 740. Marquardt II 462ff. Vell. II 112, 1: legionibus nostris auxiliaribusque. Suet. Aug. 49: ex militaribus copiis legiones et auxilia provinciatim distribuit. Ihre Heimat ist meist aus den beigefügten Ortsnamen zu erkennen , vgl. Mommsen Herm. XIX 40ff. und den Art. Cohors über die näheren hier nicht zu erläuternden Verhältnisse. Wichtig ist Mommsens Nachweis, dass Augustus die auxilia nur in den kaiserlichen Provinzen ausgehoben hat; sie waren gewissermassen eine Hausmacht des Kaisers; wo wie in Africa ein kaiserliches Commando stand, ist, wie es scheint, später auch zu Zeiten D. veranstaltet worden; nicht minder die Klarlegung der Aushebungsbezirke in den Provinzen Spanien, Germanien, Gallien, Illyricum, Syrien und den von Procuratoren verwalteten Ländern a. a. O. 47ff. 56. 66; er zeigt ferner 210ff., dass das Ethnicum der Auxiliartruppe zwar das ursprüngliche Aushebungsgebiet andeute, dass aber aus politischen und [625] militärischen Gründen nicht angängig war, einen bestimmten Truppenteil stets in demselben Lande zu bilden; die Einzelheiten müssen unter den betreffenden Formationen eingesehen werden. Auch das Standquartier ist nicht identisch mit dem Aushebungsbezirk, in eben unterworfene oder zur Insurrection geneigte Gebiete wird man nicht Garnisonen von ebenda ausgehobenen Soldaten gelegt haben. Erst als mit der weiteren Ausdehnung des Reiches jene Bedenken schwanden, konnte die örtliche Conscription wieder Platz greifen.

Die Dienstpflicht erstreckte sich auf 25 Jahre, so die Angabe der Diplome: qui quina et vicena (plurave) stipendia meruerunt u. ä. – nach der neuen Numerierung in CIL III Suppl. p. 1955ff. – des Nero II (CIL III p. 845. 1957), Vespasian VII (VI p. 849. 1959). XI (IX p. 852. 1960), Titus XIII (XI p. 854. 1960), Domitian XIV (p. 1960). XV (p. 1962). XVI (p. 1963). XVII (XII p. 855. 1964). XVIII (XIII p. 856. 1964). XIX (XIV p. 857. 1964). XX (p. 1964). XXI (p. 1965). XXIII (XVI p. 859. 1966), Nerva XXVI (XVIII p. 861. 1967), Traian XXVII (XIX p. 862. 1967). XXIX (p. 1969). XXX (XX p. 863. 1970). XXXI (p. 1971). XXXII (XXI p. 864. 1972). XXXIII (XXII p. 865. 1972). XXXIV (XXIII p. 866. 1972). XXXV (XXIV p. 866. 1972). XXXVI (p. 1973). XXXVII (XXV p. 868. 1974). XXXVIII (p 1974). XXXIX (XXVI p. 869. 1975). XL (XXVII p. 870. 1976), Hadrian XLIII (XXX p. 873. 1976). XLVI (XXXIII p. 876. 1977).: XLVII (p. 1978). XLVIII (XXXIV p. 877. 1979). L (p. 1979). LI (XXXVI p. 879. 1980), Pius LVII (p. 1982). LVIII (p. 1983). LIX (p. 1984). LX (p. 1985). LXI (p. 1986). LXV (XXXIX p. 881. 1988). LXVII (p. 1989). LXVIII (XLI1 p. 884. 1990). LXX fXLIV p. 886. 1990), M. Antoninus LXXIII (p. 1991). LXXIV (XLVI p. 888. 1992). LXXVI (p. 1993), der Jahre zwischen 216 und 247 XC (p. 2001), aus dem J. 157 Jahreshefte des österr. arch. Inst. III (1900) 22. Marquardt II. 543. Am Ende der Dienstzeit wurde ihnen, wie zahlreiche Diplome zeigen, das Bürgerrecht verliehen, das aber auch während des Dienstes an die ganze Truppe erteilt worden ist; vgl. Mommsen CIL III p. 2014ff. Seit das Bürgerrecht unter Caracalla allen Einwohnern des Reiches gegeben ward, sind auch die Truppen der auxilia Bürger, s. Art. Vexilla veteranorum; Cohortes civium veteranorum (Bd. IV S. 351ff.); Cohortes auxiliariae, quingenariae. miliariae (Bd. IV S. 221ff.); Alae equitum quingenariae. miliariae (Bd. I S. 1124ff.). Nur mit wenig Worten ist hier zu erwähnen der D. der kaiserlichen Leibwachen: a) der Praetorianer, b) der Germani corporis custodes. c) der Equites singulares. s. diese Artikel.

a) Das Praetorianercorps, dessen Entstehung und wechselvolle Geschichte in dem Art. Praetoria cohors (Mommsen St.-R. II 863ff.) zu verfolgen ist, ward im Laufe der Jahrhunderte in verschiedener Weise recrutiert. Die Abhandlung Bohns Die Heimat der Praetorianer, 1883 (vgl. Mommsen Herm. IV 117. XIV 25ff. XIX 52ff.) giebt die nötigen Unterlagen; dass das beigefügte Material seither durch neue Inschriften vermehrt ist. hat die wesentlichen Ergebnisse dieser Untersuchungen kaum geändert. Zum Eintritt in die Kaisergarde war der Nachweis des [626] Bürgerrechts erforderlich; ob man hier so leicht wie den nichtbürgerlichen Recruten der Legion die Civitas verlieh, steht dahin. Vermutungen hierüber äussert. Bohn 9ff., seine Annahme jedoch, dass vielfach Söhne von Municipalbeamten deshalb beim Praetorium eingetreten seien, um als Militär den immer lästiger werdenden heimatlichen Würden und Ämtern zu entgehen, trifft nicht zu. Thatsache ist, dass zunächst Italien weitaus die meisten Mannschaften stellte. Tacitus ann. IV 5 bemerkt: tres urbanae, novem praetoriae cohortes, Etruria ferme Umbriaque delectae aut vetere Latio et colonis antiquitus Romanis, für die Zeit des Augustus und Tiberius zutreffend. Mommsen Herm. IV 117ff. Es ward aber auch den Bürgern der latinischen Städte jüngern Rechts der Eintritt gestattet. Claudius Antwort an die Anauni zeigt, dass bereits Transpadaner als Praetorianer dienten, das Diplom Vespasians CIL III nr. X (Suppl. nr. XII) weist einen aus Aquae Statiellae auf. Die wenigen erhaltenen Verzeichnisse CIL VI 2379 a. b. 2375 a. b. c rechtfertigen keine allgemeinen Schlüsse auf die procentuale Beteiligung der Landschaften Italiens; Latium und Unteritalien treten zurück, Bohn 5. Die Zahl der Cohorten ward auf 10 – zeitweilig unter Caligula oder Claudius auf 12, CIL V 7003. unter Vitellius auf 16, Tac. hist. II 93 – vermehrt; wir finden nun auch Provincialen unter den Praetorianern, so Spanier Plin. n. h. XXV 17. Dio LXXIV 2, 4 bezeugt ebenfalls die Zulassung solcher: μάλιστα δὲ ἐπεκάλουν αὐτῷ (Severus) τινες ὅτι καθεστηκότος τε τῆς Ἰταλίας καὶ τῆς Ἰβηρίας τῆς τε Μακεδονίας καὶ τοῦ Νωρικοῦ μόνον τοὺς σωματοφύλακας … εἶναι τοῦτο μὲν κατέλυσεν. Die Listen (s. o.) ergeben, dass ausser Makedonien, Noricum, Spanien auch andere Provinzen, so Pannonien. Narbonensis, Dalmatien, Lusitanien – ganz fehlen Asia, Africa, Thrakien, Moesien, Tres Galliae, Germanien, Britannien –, wenn auch in noch geringerer Zahl Praetorianer stellten, Mommsen Herm. XIX 53. vgl. CIL VI 3885 aus dem J. 147/8: 7 Soldaten aus Verona, Volsinii, Bononia. Beneventum, Luca, Ravenna: 2381 a. b. c aus den J. 153–156: 50 Soldaten, davon 49 Italiker, 1 aus Pelagonia in Makedonien; 2382 a. b aus den J. 175–8: 60 Soldaten, darunter 45 Italiker. 2 aus den cottischen und Seealpen. 5 Makedonier, 8 Noriker, Ephem. epigr. IV 887. Im Grunde blieb die Garde italisch. Die Gründe, weshalb nach und nach besonders gewissen Provinzen der Eintritt in das Praetorium gestattet ward, sind öfters untersucht worden; mir scheint mit Bohn ein wesentliches Moment in dem Streben der Kaiser zu liegen. sich mit zuverlässigen Soldaten zu umgeben. Septimius Severus hat die Praetorianer aus den Legionaren ausgehoben, also diesen die Aussicht auf Beförderung eröffnet. Dio LXXIV 2, 4: ἐκ δὲ δὴ τῶν στρατοπέδων ὁμοίως πάντων τὸ ἀεὶ ἐνδεὲς ὂν ἀντικαθίστασθαι τάξασι, αὐτὸς μὲν ὡς καὶ ἐπιστησόμενος διὰ τοῦτο τὰ στρατιωτικὰ μᾶλλον αὐτοῖς χρησάμενος, καί τι καὶ ἆθλον τοῖς ἀγαθοῖς τὰ πολέμια προθήσων ἐποίησεν αὐτό. Marquardt II 479. Ungewöhnlich war dies Verfahren nicht (s. o.), Tacitus beklagte hist. II 94 freilich, dass Vitellius auf diese Weise die Garde erschüttere, vgl. IV 46. Dios Angabe ist nicht völlig [627] zutreffend; die Inschriften sprechen durchaus nicht für eine gleichmässige Recrutierung aus allen Legionen der einzelnen Landschaften, wie, Bohn 15 zeigt; Africaner und Orientalen werden mit der Zeit zurückgedrängt, die Illyrier, besonders aber die Thraker treten hervor. Die CIL VI 2385 Genannten stammen aus Kilikien, Galatien, Palästina, Syrien, Kappadokien, Bithynien, Karien, Phoinikien(?), Africa, Numidien, Ägypten, Thrakien, Moesien, Dacien, Dalmatien, Pannonien, nur zwei aus Noricum, einer aus Spanien; die in den Inschriften CIL VI p. 720 Angeführten aus Thrakien (vgl. VI 2799), Makedonien, Moesien, Dalmatien, nur zwei aus Belgica, je einer aus Germania inferior und Kilikien.

Die principielle Ausschliessung der Italiker aber vom Gardedienst war ein schwerer politischer Fehler, dessen Folgen sich bald genug am Throne selbst gerächt haben; der africanische, italischem Wesen abholde Soldatenkaiser hat die bedenkliche Tragweite seiner Entschliessung verkannt; wenn nachdem einzelne Italiker aus Teanum und Mantua sich doch in den Praetorianerlisten finden, D. LXXXVIII (LII) vom J. 243 CIL III p. 894. 2000, D. XCII (LIV) vom J. 248 p. 897. 2003. CIL VI 2397, 8, so mag das vielleicht auf eine laxere Handhabung durch manche Kaiser (Alexander Severus) schliessen lassen, ist aber sachlich ohne Belang. Bohn 17. An Freiwilligen hat es nicht gefehlt, denn die Praetorianer bekamen 720 Denare jährlichen Sold und dienten seit dem J. 758 16 Jahre, Tac. ann. I 17. Dio LV 23, 1, und hatten manche andere Vorteile. Marquardt II 480. So haben sich Legionare zu diesem Dienste genug gemeldet. Die Auswahl geschah unter den Augen des Kaisers, Dositheus Hadr. sent. 2. damit nur Elitemannschaften genommen werden; ein eigentlicher D. war kaum nötig. Constantin hat diese Garde endgültig beseitigt, Zosim. II 27. Aur. Vict. Caes. 40, 25. Lactant. de mort. pers. 20.

b) Eine andere, berittene, Leibwache recrutierten die Kaiser aus dem römischen Germanien, die Germani corporis custodes (so CIL VI 4340. Suet. Gai. 55). s. d. Art. – die Heimatangaben hat Mommsen Neues Archiv VIII 349 gesammelt – selten aus dem freien Germanien. Suet. Gai. 43. 45. Sie sind Unfreie oder Halbfreie und zählen mehr zu dem kaiserlichen Gesinde als zu wirklichen Soldaten, weshalb auch vom D. derselben nicht eigentlich die Rede sein kann. Augustus löste sie aus Besorgnis nach der Varusschlacht auf, Suet. Aug. 49. Dio LVI 23. dann wird das Corps aber wieder mehrfach erwähnt, bis es von Galba abgeschafft ward, Suet. Galba 12. Mommsen St.-R. II 808.; Herm. XVI 458f. XIX 29. O. Stäckel Die Germanen im röm. Dienst. Berlin 1880. Rosenstein in Forschungen zur d. Gesch. XXIV 371f. Ersetzt wurden sie wohl unter Traian. durch

c) die Equites singulares (s. d. Art.), welche nur aus Peregrinen ausgehoben wurden und namentlich aus Provinzen, die für die Praetorianer nicht Mannschaften stellten, so Thraker, Besser, Raeter, Noriker, Pannonier, Germanen, Bataver, die überhaupt später wieder als Leibwache erscheinen, Herodian. IV 13, 6. VIII 8. 2. Dio LV 24, 7. Hist. Aug. Max. et Balb. 13. 14, o. [628] Bd. III S. 120, Brittonen, Dalmater, Mauren, Syrer, wie Mommsen Ephem. epigr. V p. 233f.; Herm. XIX 54; vgl. XVI 458f.; Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. 1886. 50. 123f. zeigt. Henzen Ann. d. Inst. 1885, 235–291. Beim Eintritt in das Corps bekamen sie wie alle Soldaten römische Namen (hier den Kaisernamen) und römisches Recht. O. Hirschfeld Gall. Studien I 59. Die Dienstzeit war später 25 und mehr Jahre, D. LXXXVII (LI) CIL III p. 893. 1999 vom J. 230.

Die cohortes urbanae haben sich im wesentlichen stets aus Italikern recrutiert, besonders aus den städtischen Tribus; es kann nicht Zufall sein, dass Mitglieder dieser Tribus im Legions- und Praetorianerdienst nicht vorkommen. Mommsen St.-R. II 443. 451. Lange Hist. mut. rei mil. 60f. O. Bohn Ephem. epigr. V p. 250f., vgl. E. Bormann Ephem. epigr. IV p. 318. Die Liste CIL VI 2384, 3884 aus den J. 197 und 198 zählt je 10 Soldaten aus Etrurien und Transpadana, 12 aus Cispadana (7 aus Ravenna), 16 aus Umbrien und Picenum, 61 aus Latium (26 aus Rom, 23 aus Ostia), 25 aus Campanien (11 aus Puteoli, 8 aus Capua), 10 aus dem übrigen Italien, 16 Fremde (12 Makedonier, 3 Africaner, 1 Noriker). Bohn 5. 8. 23f. Später finden sich zwar ebenfalls einige Provincialen aus Ländern, die zum Gardedienst nicht herangezogen wurden, darin, besonders Makedonier, seltener Orientalen, CIL VI 2886. 2914. 2910, aber der Charakter der Truppe ist dadurch nicht verändert. Auch hier deckten wohl freiwillige Meldungen den Bedarf, da der jährliche Sold von 360 Denaren lockte und die Dienstzeit nicht länger als in den Legionen war. Dio LVI 32, 2. Dig. XXVII 1, 8. 9 (Ulpianus). Marquardt II 481f. Mommsen Herm. XVI 644ff.

Die cohortes vigilum (s. den Art. Vigiles endlich wurden aus Freigelassenen ausgehoben (Dio LV 26, 5. Strab. V 235. Suet. Aug. 25), bekamen auf Grund der lex Visellia im J. 24 n. Chr. nach sechsjährigem, später laut einem Senatsbeschluss nach dreijährigem Dienste das Bürgerrecht. Marquardt II 484f.

Bezüglich des Reiterdienstes galten seit Augustus dieselben Qualificationsbedingungen wie für die Legionen. Näheres bei Mommsen St.-R. III 495f. und im Art. Equites. Die Altersgrenze war das vollendete 17. Jahr, erst im 2. Jhdt. n. Chr. haben Knaben das Ritterpferd ehrenhalber erhalten; eine bestimmte Grenze nach oben ist wohl so wenig wie früher festgesetzt gewesen, da körperliche Rüstigkeit ausschlaggebend sein musste. Nachzuweisen war ein Census von 400 000 Sesterzcn (Plin. n. h. XXXIII 32. Mommsen a. a. O. 499, 3) und freie Geburt, wenn auch in dieser Hinsicht mit der Zeit weniger streng verfahren wurde.

Die Bemannung der Flotte bestand vielfach aus Sclaven und Freigelassenen, Suet. Aug. 16, und entwickelte sich aus dem kaiserlichen Gesinde. Mommsen Herm. XVI 463. XIX 17. 29, 1. Seit die Flotte, lange nur als notwendiges Übel betrachtet, in den Verband der Armee eingegliedert wurde, musste man die Anforderungen steigern, zahlreich werden Freigelassene ausgehoben und Peregrine, vgl. das Diplom I vom J. 52 CIL III p. 844. Marquardt II 510. Die Liste der Classiarii in Misenum. CIL X p. 1128, weist auf: Aegyptius, Afer, Alexandrinus, [629] Asianus, Bessus, Bithynus, Cilix, Corsus, Dalmata, Formianus, Germanus, Graecus, Italicus, Libucus, Misenensis, Musiaticus, Nicaensis, Pamphylus, Pannonius, Phryx, Ponticus, Sardus, Seleuciensis, Syrus, Vibiensis. Die ravennatische Flotte besteht im J. 69 meist aus Delmatern und Pannoniern, Tac. hist. III 12. Die Befehlshaber waren auch früher schon Freigelassene, Ferrero L’ordinamento 32. Die Organisation des Flottendienstes geschah durch Claudius, wie Mommsen Herm. XIX 46f. ausführt, die Recrutierung erstreckte sich auf die kaiserlichen Provinzen; aus Baetica, Narbonensis, Makedonien, Achaia, Cyprus, Kreta giebt es keine Flottensoldaten, aus Asien ganz wenige, CIL X 6800, aus Africa einige, aus Kyrene vielleicht einen, CIL VI 3115. Über die Heimatbezeichnungen Mommsen a. a. O. 32f. Kaiserliche Provinzen, die für die Legionen viel Truppen stellten, wurden zur Flotte weniger herangezogen, Mommsen Herm. XVI 470. XIX 54. Hadrian gab den Flottensoldaten wohl latinisches Recht und hob sie auf eine höhere Stufe, Mommsen St.-R. II 863. Die Mannschaften der verschiedenen Flotten dienten in der Zeit von Vespasian bis Antoninus nach Ausweis der Diplome 26 Jahre – ich folge der neuen Numerierung – D. VIII (VII CIL III p. 850. 1959). IX (p. 1959). X (VIII p. 851. 1960). XVIII (XIII p. 856. 1964). XXII (XV p. 858. 1966). XLIV (XXXI p. 874. 1976). XLV (XXXII p. 875. 1976). XLIX (XXXV p. 878. 1979). LVI (XXXVIII p. 880. 1981). LIX (p. 1984). LXII (p. 1987). Jahreshefte des österr. archaeol. Inst. II (1899) 151ff. (correctere Lesung des Acad. des inscr. et belles lettres 1897, 538 veröffentlichten Diploms); unter Caracalla und später 28 Jahre, D. LXXXII (p. 1996). XCI (LIII p. 896. 2003). XCIV (LVI p. 898. 2003), sogar ein Soldat mit 32 Dienstjahren ist bekannt, CIL III 3486. Die Diplome geben weitere Auskunft über die Bürgerrechtsverleihung am Schlusse der Dienstzeit. Marquardt II 564. Mommsen CIL III p. 2014ff.

IV. Seit Diocletian. Das Militärwesen der nachdiocletianischen Zeiten im Osten und Westen des Reiches ist noch nicht eingehender untersucht; Mommsens Abhandlung im Herm. XXIV 195–279 zeigt die Richtwege, denen wir folgen, doch kann bei der Durcharbeitung eines einzelnen Feldes, des D. und der Heerbildung, auf die einschneidenden Wandlungen, welche in der Zusammensetzung der Truppen notwendigerweise stattgefunden haben, nur im allgemeinen Rücksicht genommen werden. Es ist klar, dass seit Caracallas Verallgemeinerung des Bürgerrechtes der Unterschied zwischen den Legionen und den andern Soldaten im Grunde aufgehoben war; beide Teile nähern sich auch äusserlich, selbst in der Bewaffnung einander.

In historisch elegischer Betrachtung hat Vegetius unter Theodosius I. die Lage der römischen Armee und das, was ihr zur Zeit not that, dargelegt; er meint, der kriegerische Geist sei noch nicht erloschen. I 28: neque enim degeneravit in hominibus Martius calor .... sed longae securitas pacis homines ad delectationem otii, partim ad civilia traduxit officia, klagt aber doch, dass den Soldaten die Waffen zu schwer, [630] der Legionsdienst zu hart scheine, weshalb die auxilia vorgezogen würden, II 3: ubi et minor sudor et maturiora sunt praemia, und der Dienst in den officia der Beamten I 7; hinc tot ubique ab hostibus inlatae sunt clades … dum honestiores quique civilia sectantur officia,, dum indicti possessoribus tirones per gratiam aut dissimulationem probantium tales sociantur armis, quales domini habere fastidiunt, ferner, dass geeignete Lehrmeister fehlen. Einen wesentlichen Mangel begründet Vegetius I 7 durch die nachlässige Art des D.: longa pax militem incuriosius legit; man solle damit tüchtige Leute betrauen: nec leve hoc putetur officium aut passim quibuscumque mandandum, und verlangt von ihnen sogar I 6: ut ex vultu, ex oculis, ex omni conformatione membrorum eos eligat qui implere valeant bellatores; die besten Recruten seien aus den temperatiores plagae I 2 (s. u.) auszuheben. Auch aus anderen Beobachtungen geht hervor, dass die Anforderungen für den Kriegsdienst stetig herabgesetzt wurden. Die persönliche Dienstpflicht blieb principiell noch bestehen, nach Mommsen a. a. O. 246, 6 bis zum Erlöschen des contantinischen Hauses. Eine eigentliche Werbung im Auslande kommt vor Diocletian nicht vor, aber Ausländer und Unfreie drangen in grösserer Zahl in die Armee ein. Was Augustus einst gewollt, die Bürgerlegionen aus sämtlichen Städten des Reiches römischen und peregrinischen Rechtes zu bilden, war nun möglich, Mommsen 241, bald kann man aber sogar sagen: ‚je barbarischer der Soldat ist – im Osten die Galater und Isaurer, im Westen die Illyriker, Bataver und Tungrer namentlich – desto mehr wird er als solcher geschätzt‘, ja die auxilia werden ständig der übrigen Infanterie vorangestellt, Mommsen a. a. O. 206. Dass die in den römischen Wehrdienst tretenden Ausländer das Bürgerrecht erhalten haben, ist vorgekommen.

Um den jährlichen Bedarf an Recruten zu ermessen, musste man die Stärke der einzelnen Truppenteile zu verschiedenen Zeiten kennen; ich darf hier auf die Darlegungen Mommsens a. a. O. 210f. 257f.; vgl. Schiller R. K.-Gesch. II 86f. verweisen; die Legionen waren an Zahl zwar erheblich gewachsen, die Notitia dignitatum nennt 25 leg. Palatinae, 70 leg. Comitatenses, 37 leg. Pseudocomitatenses und ungefähr noch 40 Legionen, aber sie sind numerisch schwach. Veget. II 3: legionum nomen in exercitu permanet hodieque, sed per neglegentiam superiorum temporum robur infractum est. Kuhn Städt. u. bürgerl. Verf. I 140. Marquardt II 609ff. Der Kaiser bestimmt durch Erlasse an die Praefecti praetorio den Umfang der Aushebung. Mommsen 245 unterscheidet vier Rechtsgründe des Kriegsdienstes: 1. Freiwilliger Eintritt, 2. die im Steuerweg herbeigeführte Recrutenstellung der Grundbesitzer, 3. Erbzwang, 4. Zugehörigkeit zu einer dediticischen Quasigemeinde. 1. Dass vor Diocletian das Heer sich aus Freiwilligen recrutierte, ist oben bemerkt; so blieb es auch jetzt, es meldeten sich sogar, wie Verbote zeigen, solche, die rechtlich vom Militärdienst ausgeschlossen waren, gelockt durch die zahlreichen dem Stande gewährten Privilegien, vgl. Schiller R. K.-Gesch. II 95. Nicht selten ist später die Pflicht, Soldaten zu stellen, in eine Geldsteuer umgewandelt, Ammian. XXXI 4,4: [631] pro militari supplemento quod (aurum) provinciatim annuum pendebatur, s. u., so dass der Staat über die nötigen Werbegelder verfügte. Aus allen Orten des Reiches kamen Dienstlustige nach den Werbebureaux in Byzanz, der spätere Kaiser Iustinus und seine Brüder waren zu solchem Zwecke als illyrische Tagelöhner eingewandert, Procop. hist. arc. 6, vgl. die Worte des Feldherrn Procop. b. Vand. II 16: ὃς (der Kaiser) ὑμᾶς ἐξ ἀγροῦ ἥκοντας σύν τε τῇ πήρᾳ καὶ χιτωνίσκῳ ἑνὶ συναγαγὼν ἐς Βυζάντιον τηλικούςδε εἶναι πεποίηκεν. Besonders bevorzugt sind die Illyrier, die auch in der Notitia dignitatum an erster Stelle stehen, Schiller R. K.-Gesch. II 85, 6. Hierher rechnet Mommsen 245 auch die Einstellung von Kriegsgefangenen, da diese öfters den Heerdienst wählten, um härterem Schicksal zu entgehen (Zosim. I 46. Procop. b. Vand. II 14; b. Pers. II 19; b. Goth. II 27. III 3); ferner ward den Barbaren im Friedensvertrag die Stellung von Recruten auferlegt, so Ammian. XXVIII 5, 4. XXXI 10, 17. 2. Weiter ergänzt sich das Heer durch die dem Grundbesitzer auferlegte Pflicht, Recruten zu stellen, die nach Mommsen 246 an die Stelle der älteren allgemeinen personalen Wehrpflicht getreten ist. Nicht alle Provinzen werden seit Valentinian I. (Cod. Theod. VII 13, 2 vom J. 365, vgl. Veget. I 2 Bemerkungen über die für Soldatendienst tauglichsten Völker) in dieser Weise herangezogen zur collatio iuniorum, es sind die provinciae a quibus corpora flagitantur; vgl. Cod. Theod. VII 13, 9: ex opportunis regionibus; von den provinciae suburbicariae hatte Theodosius I. dies nicht verlangt, Cod. Theod. XI 16, 12, wohl aber Valentinian III., Nov. VI 2. 1. Dem Grundsteuerpflichtigen lag ob, eine seiner Steuerquote entsprechende Recrutenzahl von seinen Leuten ex agro ac domo propria, Cod. Theod. VII 13, 7, zu stellen. Die Last ruht auf dem Grundbesitz, wie auch Valens einschärft, Cod. Theod. VII 13. 7: tironum praebitio in patrimoniorum viribus potius quam in personarum muneribus conlocetur, trotz des öfter abweichenden Sprachgebrauchs, wie Ammian. XXI 6, 6: indictis per provincias tirociniis omnis ordo et professio vexabatur. Veget. I 7. Nov. Val. III. VI 1, 1f.; vgl. Ammian. XIX 11, 7. XX 8, 1. XXXI 4. 4. Symmach. ep. VI 58. 64. IX 10. Deshalb erklärte Valens im J. 375 alle persönlichen Befreiungen von dieser Pflicht für nichtig, Cod. Theod. VII 13. 7, gewährte allerdings, wenn der Besitz entwertet war, Erleichterung und bestimmte, dass kleinere Besitzer sich vereinigen dürfen, um gemeinsam jährlich einen tiro zu stellen oder damit Jahr für Jahr untereinander abzuwechseln. Der indictio tironum unterliegen alle vermögenden Leute, vgl. Cod. Theod. VII 13, 7, so die Senatoren Roms, die honorarii (VI 26. 3. VII 27. 13. XI 18. 1), die principales (VII 13. 7. 2). die officiales iudicum (VII 13, 20). die sacerdotes provinciarum (ausser Africa. VII 13. 22). Dagegen sind frei von der Stellung (praebitio) der tirones (quorum pretia exhausti aerarii necessitas flagitavit) solche höhere Beamte, die wirklich Dienste thun. VII 13, 15. 20. und nach Cod. Theod. XI 18 (vom J. 409) folgende Behörden: illustres praef. praet., mag. militum, comes domesticorum, praep. et primicerius sacri cubiculi, castrensis. comes [632] sacrae vestis, cubicularii principis, mag. officiorum, quaestor palatii, comes sacrarum largitionum, comes rei privatae, primicerius notariorum, consistoriani principis, mag. scriniorum, tribuni, notarii, comites archiatrorum, comites stabuli, cura palatii, scholares, proximi scriniorum, scrinia (Cod. Theod. VI 26, 14. 15), comites dispositionum (VI 26, 14), decuriones palatii (VI 26, 3), mag. admissionum, ceterae similes comitum laboribus nostris (impp.) sociae dignitates (VI 27, 13), tribuni vel praepositi militares (vgl. VII 13, 18), ferner die medici professores, Cod. Theod. XIII 3, 10. 16, corporati,, Nov. Val. III. XV 1, sacerdotes prov. Africae, Cod. Theod. VII 13. 22, die regiones suburbicariae (s. o.) und die Juden, XVI 8. 24.

Die kaiserlichen Güter bleiben befreit von der Recrutenstellung in Person, ausser in Notlagen wie während des gildonischen Krieges, Cod. (Theod. VII 13, 12; wenn statt der Mannschaften Geldleistung verlangt wird, muss die Summe auch hier entrichtet werden, Cod. Theod. VII 13, 2, dann war überhaupt von jedem, selbst dem kleinsten Besitz die fällige Summe zu zahlen, Cod. Theod. VII 13, 7. Diese Form des Abkaufs der Stellungspflicht ward später öfter üblich, so Cod. Theod. VII 13, 13 (den Senatoren Roms wird im J. 397 freigestellt, taugliche tirones zu stellen oder für jeden 25 Solidi zu zahlen, vgl. Symm. VI 62. 64). 14 (dasselbe Privileg auch für die fundi perpetuarii des Kaiserhauses verfügt). 20. Nov. Val. III. VI 3. 1 tirones in adaeratione persolvere. Synes. ep. 79: ὃν ἐπὶ τῶν δεσμωτῶν ὄντα ταῖς ἀπαιτήσεσιν ἔταξε τοῦ καλουμένου τυρονικοῦ; zu letzterem Ausdruck vgl. den Art. Temonarius und Gothofredus Comm. zu Cod. Theod. VII 13, 7. Zu Iustinians Zeit war diese Stellung von Recruten fast ganz. Cod. Iust. XII 16, 2, abgeschafft. Das Amt, die statt der Recruten zu leistenden Gelder abzuschätzen und einzutreiben, prototypia, lastete schwer auf den Provincialen, da die Preise in die Höhe getrieben wurden. Valens schaffte es im J. 375 ab. Cod. Theod. VII 13. 7: quod provinciarum interna depascitur … quod aurum saepe pro corporibus immane deposcitur atque advenarum coemtio iuniorum insolentius quam convenit aestimatur, und setzte den Wert eines Tiro auf 36 Solidi fest, dazu noch 6 für Kleidung und Aufwand (gratia vestis et sumptum); dieser Ansatz hat gewechselt zwischen 25 Cod. Theod. VII 13, 13 und 30 Solidi, Cod. Theod. VII 13, 20. Nov. Val. III. VI 3, 1; falsch ist die Notiz bei Socrates h. eccl. IV 34: τὸν δὲ συντελούμενον ἐκ τῶν ἐπαρχιῶν κατὰ κώμας στρατιώτην ἐξηρυρησεν ὀγδοήκοντα (!) χρυσίνους ὑπὲρ ἑκάστου στρατιώτου τοὺς συντελεστὰς ἀπαιτεῖσθαι κελεύσας οὐ πρότερον τὰς συντελείας κουφίσας αὐτοῖς. Vgl. den Art. Aurum tironicum Bd. II S. 2353. Ammian. XXXI 4, 4.

Die gestellten (Cod. Theod. VII 13. 3. 10. 18. 10. 20, 12) tirones oder iuniores (zum Sprachgebrauch Gothofredus a. a. O. vol. II p. 372) haben sich einer probatio zu unterwerfen (Cod. Theod. VII 13, 1 vom J. 353. Veget. I 7), da vielfach schlechtes Material geliefert ward; betraut wurden damit gewissenhafte Leute, turmarii, Cod. Theod. VI 35, 3. VII 13, 9 (vom J. 380): [633] in id delectos quosque viros atque ab omni suspicione pravitatis alienos iussimus destinari, vgl. Veget. I 7. Die Prüfung (Gothofredus Paratitl. p. 253) erstreckt sich – wie bei dem Dienst im Palatium, Cod. Theod. VI 27, 3. 4. VI 30, 15. 16. 17 – a) auf die origo (Cod. Theod. VII 2, 1. 2), in Gegenwart der Decurionen, damit festgestellt wird, dass keine Verpflichtungen zu andern Diensten vorliegen und namentlich die Curie, deren schweren Anforderungen man sich gern durch den Militärdienst entzog, nicht geschädigt werde; diese Rücksicht zeigen deutlich die Erlasse Cod. Theod. VII 13, 1 (vom J. 383), 2 (vom J. 385); b) auf das Alter; die erforderliche Zahl von Jahren hat geschwankt, vgl. VII 22, 2, hier ist das beendete 18. genannt, vgl. XII 1, 19. 28; c) auf die proceritas, statura Cod. Theod. VII 1, 5. 18, 9. 20, 12. 22, 8. VIII 7, 13. Die Körpergrösse des tiro, Joh. Chrysost. hom. 21 ad pop. Antioch. p. 260 ed. Par.: ἐπὶ μὲν γὰρ τῶν ἔξωθεν στρατιωθῶν καὶ ἐπὶ σώματος μέτρον καὶ σαρκὸς εὐεξίαν ἐπιζητοῦσιν οἱ μέλλοντες αὐτοὺς καταλέγειν εἰς τὸ στρατόπεδον, bestimmt Valentinian in einem Erlass an den Vicarius urbis Romae Cod. Theod. VII 13, 3 (vom J. 367) auf 5 Fuss 7 Unzen, also geringer als früher, wie auch aus Vegct. I 5 hervorgeht, der überhaupt meint: si necessitas exigit non tam staturae rationem convenit habere quam virium. 6: utilius est fortes milites esse quam grandes. 7: et hoc est in quo totius reipublicae salus vertitur, ut tirones non tantum corporibus sed etiam animis praestantissimi deligantur; vgl. Symphos. aenigma 93 Baehr. Miles podager: bellipotens olim, semper metuendus in armis – quinque pedes habui, quos umquam nemo negavit – nunc mihi vix duo sunt: inopem me copia fecit. Man darf natürlich keine für alle Teile des Reiches gleiche Norm annehmen, die Überlegenheit der Germanen in dieser Hinsicht bemerkt Veget. I 1: quid adversus Germanormn proceritatem brevitas (Romana) potuisset audere?, der Britannen bereits Strab. IV 200, von andern Hinweisen zu schweigen. Für die milites ripenses (riparienses) war geringeres Mass erforderlich, Cod. Theod. VII 22. 8. Überhaupt ward robur, habitudo des Recruten in Betracht gezogen, Cod. Theod. VII 1, 5. 18, 9. 22, 8. VIII 7, 13, und seine Lebenslage überhaupt, VII 13, 6. 8. 11. Unter Umständen liessen die Kaiser selbst sich dieselben zur Prüfung vorführen. VII 22, 2. 5. Der Ausgehobene wird mit einem Erkennungszeichen am Körper versehen, Cod. Theod. X 22. 4. Joh. Chrysost. ad Corinth. 2 hom. 3. Veget. II 5. Ambros. de obit. Val. II 1 p. 1377 Migne. Der zu leistende Eid ist später selbstredend christlich, Veget. II 5: iurant autem per deum et Christum et sanctum Spiritum et per maiestatem imperatoris (die merkwürdige Begründung übergehe ich) .... omnia se strenue facturos, quae praeceperit imperator, numqaam deserturos militiam nec mortem recusaturos pro Romana republica.

Harte Strafe trifft jeden, der sich der Dienstpflicht zu entziehen versucht. Schneidet sich jemand zu dem Zwecke Finger ab. so will ihn Valentinian wenigstens, wie Constantin, für die Curie noch haltbar machen, überhaupt: si quidem possint in quacumque rei publicae parte prodesse, verurteilt aber später in dem Erlass [634] an den Praefectus praetorio Galliaiura ihn zum Flammentod, Cod. Theod. VII 13, 4. 5. Dass gerade in Gallien eine strengere Bestrafung nötig gewesen, ist nach Ammian nicht anzunehmen, XV 12, 3: ad militandum omnis aetas aptissima et pari pectoris robori senex ad procinctum ducitur et adultus gelu duratis artubus et labore assiduo multa contempturus et formidanda, nec eorum aliquando quisquam, ut in Italia, munus Martium pertimescens pollicem sibi praecidit, quos ioculariter Murcos appellant. Gothofredus will deshalb die Verfügung als gegen Britannien, das zum Sprengel des gallischen Praefecten gehörte, gerichtet ansehen, wo Ammian. XXVII 8, 10 selbst Deserteure erwähnt; die Begründung des genannten Erlasses ist damit aber nicht gegeben. Auch der Herr, der die Selbstverstümmelung des Militärtauglichen nicht verhindert, wird bestraft. Theodosius Verordnung hingegen an den Praefectus praetorio Illyrici, Cod. Theod. VII 13, 10 (vom J. 381), verlangt auch von solchen den Waffendienst, aber ohne Ehrenrechte zu gewähren; ferner gelten bei der Gestellungsquote zwei verstümmelte für einen tiro. Die Bauern und Leibeigenen, welche, um der Aushebung zu entgehen, sich drücken (vagi, vagi atque fugitivi, Mommsen Herm. XXIV 247, 4), werden als desertores behandelt. Es werden protectores ausgesandt ad inquisitionem vagorum per provincias .... ut desertores veteranorum filios ac vagos et eos quos militiae origo consignat, um solche ad d. iuniorum zu zwingen, Cod. Theod. VII 18, 10 (vom J. 400), vgl. 17 (vom J. 412); dann wird jedem gestattet, einen Fahnenflüchtigen zu verhaften und bei Widerstand zu töten, Cod. Theod. VII 18, 13. 14 (vom J. 403). 15 vgl. noch 1. 16 über Degradation solcher; je länger die Dienstzeit, desto schwerer die Strafe. Über die Gesetzgebung gegen diese s. den Art. Desertor. Nicht minder schwer sind die Strafen für die, welche tirones verbergen. Cod. Theod. VII 13, 21; ebenso werden Soldaten, die zum Dienst geeignete freigeborene Personen als seien es Verwandte, heimlich aufnehmen, aufgefordert, solche den Officieren des Magister militum auszuliefern, wofür sie Beförderung erhalten, andernfalls degradiert werden, Cod. Theod. VII 1. 10: hi vero ad inferiorem ordinem revolventur, qui castris idoneos iuvenes studio inertis obsequii putaverint occulendos, dazu Gothofredus p. 277; wer als Privatmann Soldaten verbirgt, zahlt 5 Pfund Gold, Cod. Theod. VII 1, 15; vgl. 1. 12. 16. 17 über vagantes. Wer Deserteure nachweislich aufgenommen, wird, ist er niedern Standes (si plebeiae et humilioris condicionis est), zur Zwangsarbeit in Bergwerken verurteilt; der höher Stehende (qui superioris cuiuscunque loci dignitatisve est) verliert die Hälfte seines Vermögens, Cod. Theod. VII 18, 1 (vom J. 365). Der Gutsverwalter, bei dem ein Militärpflichtiger versteckt gefunden wird, soll mit Flammentod büssen, Cod. Theod. VII 18. 2 (vom J. 379). 4 (vom J. 380). 5 (vom J. 381). 8 (vom J. 383), die Herren selbst verlieren ihren Grundbesitz, Cod. Theod. VII 18, 4 (vom J. 380). Valentinian setzt im J. 383 für den plebeius und humilis Prügelstrafe, Bergwerksstrafe und lebenslängliche Deportation fest, für Leute angesehenen Standes Stellung von 10 tirones oder Zahlung von 50 Pfund Gold, Cod. Theod. [635] VII 18, 8 (vom J. 383), vgl. 1. 9 (vom J. 396). 12 (vom J. 403).

Zurückgewiesen sind als tirones vor allem Sclaven, so wird noch im J. 380 bestimmt. Cod. Theod. VII 13, 8, vgl. die von Gothofredus dazu angeführten Stellen bei Joh. Chrysost. hom. 10 in Joh. (ed. Montfaucon vol. VIII 59); catechesis II (ed. Montfaucon II 239); hom. in loc. n. test. 5 (ed. Montfaucon III 59): οὐδεὶς στρατεύεται οἰκέτης, ἀλλ’ ἐὰν ἁλῷ δοῦλος ὤν, μετὰ τιμωρίας ἐκβάλλεται τοῦ τῶν στρατιωτῶν καταλόγου. Joh. Chrysost. hom. ad eos qui conventum ecclesiae deseruerunt, III 76 Migne οὐδεὶς ἀγωνίζεται δοῦλος; sind sie irrtümlicher- oder betrügerischerweise in der Aushebungsliste vermerkt, müssen sie gestrichen werden; Mommsen Herm. XXIV 243. Iustinian behält die Todesstrafe für den Sclaven, der seine Stellung verschwiegen und Dienste genommen, bei, Dig. XL 12, 29. XLIX 16, 11. Im J. 382 jedoch wird verordnet: quisquis mancipium iuris alieni in tirocinium militiae duxerit offerendum, convictus ac proditus auri libram aerario nostro cogatur inferre, Cod. Theod. VII 13, 11 = Cod. Iust. XII 43, 2; man wird im Gegensatz zu Gothofredus mit Mommsen wohl daraus schliessen müssen, dass jetzt den Herren die Stellung von eigenen Sclaven gestattet ward. Im 406, als die Scharen Alarichs und des Radagaisus Italien überschwemmten, rief Westrom die Sclaven zum Eintritt ins Heer auf, Cod. Theod. VII 13, 16: servos huius auctoritate edicti exhortamur, ut cum primum se bellicis sudoribus offerant, praemium libertatis, si apti ad militiam arma susceperint pulveratici nomine etiam binos solidos accepturi, namentlich die Sclaven der reichsangehörigen Barbaren, der foederati und dediticii, welche nach germanischer Sitte sich von ihren Herren im Kampfe nicht trennten, quoniam ipsos quoque una cum dominis constat bella tractare, Mommsen a. a. O. 244. Ein Recht auf Kriegsdienst hat der Sclave aber nicht erworben. Die Bedeutung des Colonats (s. d.) ist hiebei nicht zu übersehen, Mommsen Herm. XIX 18. Seeck o. Bd. IV S. 504f. Hartmann Arch.-epigr. Mitt. XVII (1894) 127f. Hat der Herr seine Zustimmung nicht erteilt, so soll der Sclave frei werden, wenn er tauglich ist, Cod. Iust. XII 33, 6 (vom J. 529): sin scientibus (dominis) servi militaverint, cadere quidem eos non tantum dominio eorum sed etiam omni patronatus iure, illos vero ingenuos effectos, si quidem utiles ad militiam eis datam visi fuerint in ea durare, sin vero minime idonei sint, ea privari. Weiter untersagt die genannte Verordnung Cod. Theod. VII 13, 8 vom J. 380 Leute folgender Beschäftigung als tiro zu stellen: ex caupona ductum vel ex famosarum ministeriis tabernarum, aut ex cocorum aut pistorum numero vel etiam eo quem obsequii deformitas militia secernit (dieser dunkle Ausdruck mag sich auf Leute verachteter Gewerbe beziehen, wie Gothofredus unter Hinweis auf Veget. I 7: piscatores, aucupes, dulciarios, linteones omnesque qui aliquid tractasse videbuntur ad gynaecea pertinens, longe arbitror pellendos a castris meint) nec tracta de ergastulis nomina (also Freie in Arbeitshäusern). Wer solch eine Persönlichkeit als tiro anbietet, hat zur Strafe drei zulässige Personen zu stellen, vgl. Nov. Val. III. VI 1, 2. [636] Einige Bestimmungen hatte Valens schon im J. 370 getroffen, Cod. Theod. VII 13, 6: der tiro wird bei Eintritt ins Heer frei von census, nach 5jährigem Dienst auch seine regelrecht angeheiratete im Hause daheim lebende Frau (in priore lare derelicta), doch darf der tiro kein landflüchtiger oder Veteran sein; dies Privileg kommt nur den indigenae atque ipsius provinciae finibus innutriti, den adfixi censibus und adcrescentes zu, vgl. ebd. 1. 7 (s. d. Art. Bd. I S. 349). Und zwar soll die Ergänzung des Heeres in der Form vor sich gehen, dass erst die adcrescentes herangezogen werden, dann die vorhandenen tirones; reichen diese nicht aus, sollen neue tirones eingestellt und nur im äussersten Fall auf die censiti zurückgegriffen werden. Im J. 375 bestätigt Valens die genannte Immunität und dehnt sie auf die Eltern des tiro (nicht der bei den ripenses eingetretenen) nach fünfjährigem Dienst aus, Cod. Theod. VII 13, 7. In Zeiten dringlichster Not, wie im J. 402, werden alle Privilegien genau geprüft, nur iusta privilegia, nicht honorarii codicilli befreien von der collatio iuniorum. Cod. Theod. VII 13, 15, vgl. 18. VI 27, 13. VII 18, 12. 13; an die Vaterlandsliebe der Freigeborenen wird dann appelliert und Handgeld in Aussicht gestellt, Cod. Theod. VII 13, 16. 17, auch die sacerdotes provinciarum haben Recruten zu stellen, Cod. Theod. VII 13, 22 (vom J. 428). Wer angenommen ward, bekam ein pulveraticum als vorläufige Entschädigung, erst 6 Solidi, Cod. Theod. VII 13, 7 (advenarum coemptio iuniorum), wenn man viel Leute brauchte, der Freie 10, der Sclave 2. Cod. Theod. VII 13, 16. 17. Zuweilen wurden auch in den Dienstvertrag gewisse Abmachungen über Verwendung in bestimmten Ländern aufgenommen, so wollten nach Ammian. XX 4, 4 Germanen nicht jenseit der Alpen dienen, Mommsen Herm. XXIV 246.

3. Erbzwang. Wie in zahlreichen andern Ständen ward auch im Soldatenstand Erblichkeit des Berufs eingeführt. Constantin I. verlangt von diensttauglichen Veteranensöhnen den Eintritt in die Armee; wer sich aus Furcht davor verstümmelt, muss wenigstens die Lasten der Curie tragen, Cod. Theod. VII 22, 1 (vom J. 319). Zahlreiche, im einzelnen wenig von einander abweichende Verordnungen bestimmen, dass solche zum Waffendienst Fähige Dienste nehmen müssen oder der Curie eingereiht werden, Cod. Theod. VII 22. 2 (vom J. 326). XII 1, 15 (vom J. 327). 18 (vom J. 329). 19 (vom J. 331). VII 22. 4 (vom J. 332). 5 (vom J. 333). XII 1. 32 (vom J. 341). 35 (vom J. 343). VII 1, 5 (vom J. 364). XII 1, 58 (vom J. 364). 78 (vom J. 372). 83 (vom J. 380). Je bedeutender die mannigfachen Vorrechte der Veteranen und ihrer Söhne waren. vgl. Cod. Theod. VII 20 = Cod. Iust. XII 47 tit. de veteranis, um so schärfer äusserte sich der Dienstzwang. Valentinian I. griff auf das genannte Gesetz Constantins im J. 364, Cod. Theod. VII 1, 5. zurück und forderte den Eintritt des veterani filius (auch militis filius Cod. Theod. VII 23, 6. 10), sofern er körperlich tauglich, andernfalls si quosdam aut imbecillitas valetudinis aut habitudo corporis aut mediocritas proceritatis ab armatae militiae condicione submoverit, Dienstleistung in einem der vielen officia vgl. VII 22, 2; [637] blos die zu keiner solchen Function Fähigen beansprucht der Staat nicht; vgl. Cod. Theod. VII 22 tit. de fil. mil. app. et vet. Diese Veteranensöhne (vgl. Gregor. Naz. ep. 123 ad Ellebichum: Μάμαντα τὸν ἀναγνώστην, ὄντα μὲν ἀπὸ στρατιώτου πατρός, καθιερωθέντα δὲ τῷ θεῷ διὰ τὸν τρόπον, ἄφες τῷ θεῷ καὶ ἡμῖν. ἀλλὰ μὴ συναριθμήσῃς τοῖς πλάνησι καὶ δὸς ἔγγραφον τὴν ἐλευθερίαν, ἵνα μηδὲ ὑπὸ ἄλλων ἐπηρεάζηται. Sulp. Sev. Vita S. Martini 2: edictum a regibus ut veteranorum fili ad militiam scriberentur) sind gehalten, sich in einem bestimmten Alter dem Werber vorzustellen. Dieser Termin hat geschwankt: vom 20. Jahr ab, Cod. Theod. VII 22, 2; 18 Jahr, Hist. Aug. Prob. 16. Cod. Theod. XII 1. 19. 58; 19 Jahr, VII 13. 1; 16 Jahr, Cod. Theod. VII 22, 4 vgl. XII 1. 35; 15 Jahr, Hist. Aug. Hadr. 2. Vita S. Martini Migne Patr. lat. XX 161. Kuhn Städt. und bürg. Verf. des röm. Reichs I 148. Valentinian, der angesichts der schweren Kriegsnöte des Reichs, Ammian. XXVI 5, 10, sich mit den militärischen Verhältnissen viel beschäftigen musste (Ammian. XXX 7, 6. Zosim. IV 12), drohte dem Vater, der seinen Sohn nicht zur Stellung veranlasst, Strafe an, Cod. Theod. VII 22, 7. Die Soldatenkinder sind später überhaupt in einer eigenen Liste geführt worden, Cod. Theod. VII 1, 11: inter adcrescentes matriculis attinentur (s. d. Art. Adcrescentes Bd. I S. 349) und haben im oströmischen Reiche Sold bekommen. Cod. Theod. VII 4, 17 (vom J. 377), vgl. Wilcken Herm. XIX 422. Cod. Theod. VII 4, 28 (vom J. 406). 31 (vom J. 409), dazu VII 1, 14. Stellvertretung ist zulässig, Cod. Theod. XII 1. 78; wer sich nicht zur Zeit stellt (vacare Cod. Theod. VII 22, 10. VIII 2, 3), wird als Fahnenflüchtiger bestraft. Vgl. Mommsen Herm. XXIV 248, 7. Dass der solchergestalt Pflichtige keinem andern erblichen Berufe angehören durfte, ist selbstverständlich; gleichwohl haben oft Mitglieder des städtischen Rates, um den schweren communalen Lasten zu entgehen, den Soldatenstand gewählt, obwohl davon befreit, Cod. Theod. VII 2, 2. 13, 1. XII 1 u. o. Unter Iustinian ist der Erbzwang der Soldaten aufgegeben.

4. Die Barbaren innerhalb der Reichsgrenzen, denen Unabhängigkeit zugesichert war, stellen nicht Recruten, wenn sie auch Zuzug leisten müssen; doch kam auch vor, dass ersteres ausdrücklich ausbedungen war, Mommsen Herm. XXIV 249, 2 über Ammian. XVII 13. 3. XIX 11. XXX 6, 1. XXXI 4, 4. Eunap. frg. 42 Müll. Ausserdem ist den dediticii (s. den Art.) persönliche Militärpflicht nicht selten, namentlich in Gallien (vgl. Paneg. inc. Constantio vom J. 296) auferlegt worden, Ammian. XX 8, 13. XXI 4, 8. Cod. Theod. VII 13, 16. Diese Aushebungen aus den laeti (s. d.) und den gentiles (s. d.) sind hier nicht zu erörtern. Schiller K.-Gesch. II 89. Eine Übersicht der in den Clientelstaaten oder im Auslande gebildeten Truppenkörper giebt Mommsen Herm. XXIV 274–279.

Über den D. zur Reiterei und zur Flotte sind in dieser Periode besondere Bemerkungen nicht zu machen, Mommsen Herm. XXIV 207ff. Was erstere angeht, so vollzieht sich der D. wie beim Fussvolk, Cod. Theod. VII 2, 1. 2; wollen Veteranensöhne hier eintreten, so haben sie auf eigenen [638] Pferden zu dienen, VI 22, 2. Die Militärzeit währt 20 Jahr, Cod. Iust. VII 64, 9. X 55, 3. Man unterschied vexillationes (s. d.) unter magistri militum, Not. dign. or. V p. 13, 27; oc. VI p. 130, 42. und cunei (s. d.), Mommsen Herm. XIX 231ff. Schiller K.-Gesch. II 89. Die oben nach Cod. Theod. XI 18 aufgezählten Ämter, die von der Stellung der tirones befreien, sind auch von der Pflicht, zur Reiterei zu stellen, frei, vgl. Cod. Theod. VI 35, 2 bezüglich der memoriales und palatini. Auf den umfang der Recrutierung der Kaisergarden und Privatsöldner, der palatini, comitatenses, domestici, bucellarii (oben Bd. III S. 934ff.) habe ich keine Veranlassung, hier einzugehen und verweise auf die betreffenden Artikel sowie Mommsen Herm. XXIV 221ff. 225ff. 232f. Schiller K.-Gesch. II 97ff. Die auxilia (Veget. III 1), geschieden in cohortes und numeri, wurden aus den kräftigen Barbarenstämmen ausgehoben, besonders aus dem rechtsrheinischen Germanien. Die Notitia dign. zählt im Orient 35, im Westen 65 solcher Truppenteile (Not. or. V p. 13, 48. VI p. 17, 48; oc. V p. 122, 157), die kaum sehr stark waren, zwischen 500 und 900 Mann. Näheres in dem Art. Numeri. Mommsen Herm. XIX 44, 1. 219ff. H. v. Sybel Bonn. Jahrb. IV 40ff. H. Richter Das weström. Reich 180ff., besonders 203ff. 218ff. Schiller R. K.-Gesch. II 88. O. Stäckel Die Germanen im röm. Dienst, Progr. Realschule Berlin 1880.

Litteratur. Lange Röm. Altertümer I³ 499ff. 524ff. 841. III² 346. 492. Marquardt St.-V. II² 380-389. 429-435. 539-544. 560-566. Mommsen St.-R. I³ 71. 119. 505ff. 687ff. II³ 96. 99. 185. 233. 295. 359ff. 407ff. 575ff. 849ff. 862ff. 891. 954ff. 1040. III³ 103. 106. 237. 240ff. 281. 295. 448. 477. 495. 539. 576. 586. 659. 672ff. 724. 740. 1071–1082. 1097. Herzog St.-V. I 41. 66. 103. 212. 317. 483. 699. 704. 832. 838. 853. 1025–1027. II 204–206. 449. 631ff. Madvig Verf. II 467. 527ff. 547ff. 567ff. Schiller Röm. Kriegsaltertümer in Iw. Müllers Handbuch d. kl. Altertumswiss. IV² 2, 247–252; Nero 397ff.; Röm. K.-Gesch. II 84ff. Gardthausen Augustus I 626ff. H. Delbrück Gesch. der Kriegskunst I 383ff. Seeck Untergang d. ant. Welt I 222–256. 497. R. Cagnat in Daremberg-Saglio Dict. II 212–224. Le Beau Mém. de l’Acad. des inscr. et belles lettres XXXII 318ff. XXXV 189ff. Lange Historia mutationum rei militaris Rom., Götting. 1846. Revillout De Romani exercitus delectu et supplemento ab Actiaca pugna usque ad aevum Theodosianum, Paris 1849. L. Klopsch Der Dilectus in Rom bis zum Beginne der bürgerlichen Unruhen. Progr. Itzehoe 1879. J. J. Müller Die Aushebung und das Verhältnis der Legionen zu den Tribus, Philol. XXXIV (1874) 114ff. Soltau Altröm. Volksversammlungen 50. 64. 257. 335. 345–358. 370. W. Streit Die Heeresorganisation des Augustus. Berlin 1876. Mommsen Tribus 132ff.; Das Militärsystem Caesars, Sybels Histor. Ztschr. XXXVIII 1877, 1–15; Die Konscriptionsordnung der römischen Kaiserzeit, Herm. XIX (1884) 1–79. 210–234; Die röm. Provincialmilizen, Herm. XXII (1887) 547–559 ; Militum provincialium patriae, Eph. epigr. V p. 159–249; Die röm. Gardetruppen, Herm. XIV (1879) 25ff., Nachtrag ebd. XVI (1881) 643ff. O. Bohn Die [639] Heimat der Praetorianer, Progr. Friedrichs-Realgymn., Berlin 1883; Milites praetoriani et urbaniciani originis italicae, Ephem. epigr. V p. 250ff. J. Hirst Über die Aushebungen eingeborener Britannier durch die Römer, Vortrag im Royal Arch. Inst. London, Berl. Philol. Wochenschrift III 445ff. P. Meyer Das Heerwesen der Ptolemaeer und Römer in Ägypten 123ff. W. Harster Die Nationen des Römerreichs in den Heeren der Kaiser, Speier 1873. Henzen Sulle guardie Germaniche degli imperatori Romani, Bulletino dell’ Instit. 1856, 104ff. Mommsen Die germanischen Leibwächter der römischen Kaiser, N. Archiv f. ältere d. Geschichtskunde VIII 349ff. J. Rosenstein Die germ. Leibwache der iulisch-claudischen Kaiser, Forsch. zur d. Geschichte XXIV 369–420. Seeck Die Zusammensetzung der Kaiserlegionen, Rh. Mus. XLVIII 602–621. J. W. Foerster Das heerespflichtige Alter bei den Römern, Rh. Mus. XXXVI 157ff. v. Domaszewski Die Heere der Bürgerkriege in den J. 49 bis 42 v. Chr., N. Heidelberger Jahrb. 1894, 157–188. E. Ferrero L’ordinamento delle armate Romane, Roma. Torino 1878. Gothofredus Paratitlon Cod. Theodosiani lib. VII, ed. Ritter II 252ff. M. Plank Der Verfall des Kriegswesens am Ende des 4. Jhdts. n. Chr. C. Benjamin De Iustiniani imp. aetate quaestiones militares, Diss. Berlin 1892.

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