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2) Athener, Sohn des Theseus (Eurip. Heracl. 213. Hyg. fab. 48 u. a.) und nach älterer Überlieferung (Pind frg. 176) der Amazone Antiope, nach der verbreiteten späteren der Phaidra (Apollod. epit. Vat. I 18 W. Diod. IV 62); ganz singulär Schol. Hom. Od. XI 321: Akamas und D. Söhne der Ariadne (Schol. Bernens. Verg. Ecl. V 10 3 Demofonta filium Adrasti [Adrasti ?vel? Thesei filium das andere Scholion] ist wertlose Erfindung). Da seine Geschichte fast überall mit der seines Bruders Akamas geht, so ist auf diesen zu verweisen. Unter Menestheus (Schol. Eurip. Tro. 31. Iliupers. frg. 3, von Lysimachos [frg. 19] citiert, Paus. I 23, 8) oder Elephenor (Hellanik. b. Schol. Eur. Hek. 123, Müller FHG I frg. 75 [unvollständig]. Plut. Thes. 35. Paus. I 17, 6; verworrene Kunde noch bei Dict. VI 2) ist er mit seinem Bruder vor Troia gezogen, nach Hellanikos, um seine Grossmutter Aithra aus der Gefangenschaft zu befreien, bei deren Entführung durch die Dioskuren er mit Akamas geflohen war (Apollod. epit. Vat. I 23 Wagn.; anders Quintus XIII 520ff.). Bei der Erkennung der Grossmutter, sei es, dass sie in der brennenden Stadt von den Brüdern gefunden und fortgeführt wird (Prokl. p. 244. Apollod. epit. 5,22 [nach Arktinos: Robert Iliupersis des Polygnot 76f.]), sei es, dass sie ins Griechenlager geflüchtet ist (Paus. X 25, 7. Iliupersis, d. h. die kleine Ilias des Lesches, frg. 3. Robert Bild und Lied 230; etwas anders gewandt beim Kyklographen Dionysios, Schol. Eur. Hek. 123. Toepffer Quaest. Pisistr. 69, 3; anders Noack Iliupersis, Diss. Giessen 1890, 50, 1), spielt D. die Hauptrolle, die für uns noch in der jüngeren von Quintus XIII 496ff. befolgten Version am kenntlichsten ist (vgl. noch Dict. V 14). Damit stimmt die bildliche Überlieferung; auf dem Gemälde Polygnots, der dem Arktinos und Lesches folgte (Robert a. a. O.), war D. dargestellt, sinnend, wie er die Grossmutter befreien könnte, die Befreiung selbst schildern mehrere rf. Vasenbilder (zum Teil mit beigeschriebenen Namen) und die Tabula Iliaca, vgl. Wernicke Bd. I S. 1109. Dagegen scheint der Auszug des D. und Akamas, Berl. Vasenkat. 651, ohne mythologische [150] Beziehung (Luckenbach Jahrb. f.Philol. Suppl. XI 544). Im hölzernen Pferd mit Akamas: Paus. I 23, 8 in der ehernen Gruppe des Strongylion (Hitzig-Blümner p. 260). Quint. XII 325. Triphiod. 177 (Tzetz. Posthorn. 647), dagegen nur Akamas Verg. Aen. II 262 (Hyg. fab. 108). Auch beim Palladionstreit (Mon. d. Inst. VI 22. O. Jahn Ann. 1858, 259; anders, aber nicht überzeugend P. Chavannes De Palladii raptu, Berl. Diss. 1891, 2) greift D. zusammen mit Agamemnon ein, als Sprecher für das Opfer Polyxenas führt das Brüderpaar Eurip. Hek. 123ff. vor. Zu dieser Bedeutung hat ihnen der wachsende attische Nationalstolz verholfen, der ihnen sogar mit Übergehung des Menestheus und Elephenor die Stellung selbständiger Führer im Griechenheere anwies, Eurip. Tro. 81. Soph. Philokt. 562. Doch spielen sie sonst in der sagengeschichtlichen Überlieferung nur eine bescheidene Rolle (?διωτεύοντες Plut. Thes. 35. Apollod. ep. Vat. 5, 22 Dict. I 13), und die ältere attische Sage kennt die Teilnahme D.s am troischen Kriege nicht, da nach seinem ersten Regierungsjahre die Einnahme Ilions datiert wurde (Dionys. ὁ Ἀργεῖος [Deinias? Kaibel] b. Clem. Alex. strom. I 381 P. = Euseb. praep. ev. X 12 aus Lysimachos, vgl. Schol. Eur. Hek. 910. Radtke De Lysimacho Alexandrino [Strassb. Diss. 1893] 16; vgl. noch Clem. Alex. strom. I 402 P.). Demgegenüber will es wenig besagen, wenn der späte Schwindler Dares die Brüder zu Proviantmeistern der Griechen macht (19. 26; herausgesponnen aus Thuk. I 11 mit Schol.). Wie der troische Zug im wesentlichen durch die Figur der Aithra (Πιτθῆος θυγάτηρ Hom. Il. III 144) zusammengehalten wird, so spielt diese auch in der Liebesgeschichte des D. mit der Laodike (Plut. Thes. 34), die von Akamas auf ihn übertragen ist, eine Rolle. Auf der Rückfahrt von Troia landet D. bei den bisaltischen Thrakern und gewinnt mit der Hand der Königstochter Phyllis zugleich die Anwartschaft auf das Land: Apollod. epit. Vat. 6, 16f. W. (vgl. Tzetz. Lykophr. 495, der dasselbe von Akamas erzählt). Schol. Aeschin. II 31 (Or. Att. II 29), wo gegen die von Aischines berichtete Sagenversion (Akamas) polemisiert wird. Offenbar ist Akamas ursprünglich und erst später durch D. ersetzt worden; für diesen wurde die Behandlung der Sage durch Kallimachos massgebend, Kallim. frg. 505. Prokop. ep. 18. 86. Prop. II 24 b, 44. Ovid. ep. 2; a. a. II 353. III 459; remed. 591ff. Culex 131. Hyg. fab. 59. Anthol. Pal. V 265. Kolluth. 216 Weinb. Konstant. Sikel. PLG III 351 (andere Version: Serv. Ecl. V 10 = Mythol. Vat. I 159. II 214. Theodul. 109ff.). Vgl. Rohde Rom. 473, 2. Knaack Anal. Alex. Rom. 29ff. Toepffer Quaest. Pisistr. 72ff. Nach der Sage bei Apollodoros fällt D., der nach der Trennung von Phyllis sich auf Kypros niedergelassen hat, in sein Schwert und stirbt (D. auf Kypros noch Plut. Sol. 26. Tzetz. Lykophr. 494). Es sind dies alles politische Vindicationssagen der Athener, die sich auf Sigeon (Herod. V 94. Aischyl. Eum. 397), Amphipolis (Herod. VII 113. Aischin. a. a. O.) und Kypros (Marm. Par. ep. 26) beziehen, Toepffer a. a. O. 76; o. Bd. I S. 1144f. Nach dem Tode des Menestheus (Plut. Thes. 35. Euseb. II 52f. Sch., anders Tzetz. [151] Lykophr. 911, aus Apollodor [p. 219 W.]) oder seiner Vertreibung durch die Thesiden (Schol. Thuk. I 12) herrscht D. als König in Athen (33 Jahre), in der attischen Königsliste der zwölfte, Euseb. I 186 (vgl. Append. Armen. p. 11. Hieronym. p. 31. Chronogr. σύντ. p. 87, excerpt. Barb. p. 216. Iustin. II 6. Hyg. fab. 48. Ampel. 15. Tzetz. Chil. 14). Oder er teilt die Herrschaft mit seinem Bruder, Eur. Herakl. 34. Plut. Thes. 35. Unter seiner Regierung kam das troische Palladion in den Besitz der Athener. Darüber giebt es mehrere Sagenversionen, a) Das von Diomedes und Odysseus geraubte Palladion wird dem D. in Verwahrung gegeben, Clem. Alex, protr. 42 P. (aus unbekannter Quelle, denn das Citat aus dem Kyklographen Dionysios bezieht sich nur auf die letzten Worte), b) Bericht Kleidems, am ausführlichsten, mit dem dasselbe von Akamas erzählenden Bericht Phanodems vereint bei Eustath. Hom. Od. I 302 p. 1419 (aus Paus. lex. rhet.) = Suid. im ?πὶ Παλλαδίῳ (Apostol. VII 34). Harpokr. ἐπὶ Παλλαδίῳ Etym. M. 362, 42 (verkürzt). Dagegen ist irrtümlicherweise D. in den auf Phanodem zurückgehenden Artikel Hesychs ἀγνῶτες θεοί hineingeraten (Poll. VIII 118, vgl. Maass Gött. Gel. Anz. 1889, 822). Argiver unter Agamemnons Führung landen an der Küste Attikas, werden von D. für Feinde gehalten und bekämpft. Er bemächtigt sich des Palladions, muss aber später wegen der Erschlagenen sich dem Spruch eines von 50 Athenern und ebensoviel Argivern gebildeten Gerichtes (der Epheten) unterwerfen; daher der Ursprung der Gerichtsstätte ἐπὶ Παλλαδί?. Eine nur im Namen (Diomedes statt Agamemnon) abweichende Version s. u. Demophilos Nr. 1. c) D. raubt dem Diomedes, der auf der Rückfahrt von Ilion im Phaleron landet, das Palladion. Als er den Wagen wendet, wird ein Athener von den Hufen der Rosse zertreten; wegen dieses Toten muss er sich dem Gerichte unterwerfen. Secundäre Fassung, rein bei dem fünften Lexikogr. Seguer. (Bekker An. I 311), mit der Version Phanodems verquickt bei Paus. I 28, 9 vorliegend (aus derselben Quelle: Kalkmann Paus. 65). d) Nach der sehr merkwürdigen, wohl in den Kreisen der attischen Buzygen entstandenen Sagenversion (Toepffer Att. Geneal. 146. Curtius Stadtgesch. v. Athen 55) hat D. (doch wohl vor Troia) das echte Palladion von Diomedes als Pfand erhalten, dieses einem Athener Buzyges gegeben und ein zweites nachmachen lassen, welches bei der Landung Agamemnons nach hartem Kampfe diesem in die Hände fällt und als echtes Bild nach Argos gebracht wird. Polyaen. I 5; vgl. das oben erwähnte Vasengemälde Hierons, welches mit dieser Sagenform irgendwie in Beziehung steht (unzureichend Chavannes 32f.). Über alle diese Versionen handelt ausführlich Maass a. a. O. 819ff., wo die topographischen Fragen über die Lage der Palladienheiligtümer erörtert werden. Auch mit Orestes bringt die attische Sage den D. zusammen. Orestes wird unter D.s Regierung auf dem Areopag gerichtet (Marm. Par. ep. 25. Nicol. Damasc. frg. 50. FHG III 386). D. nimmt den Flüchtigen auf, wehrt ihm aber als Mordbefleckten den Zutritt zu dem gerade gefeierten dionysischen Feste und erlässt gewisse Verordnungen, die seitdem beim [152] Choenfeste eingehalten werden, Phanodem frg. 13, FHG I 368. Tzetz. Lyk. 1374. Eur. Iph. T. 949ff. (dieser ohne D. zu nennen); anders Plut. quaest. symp. II 10, 1, s. Demophontidai; ganz abweichend Schol. Aristoph. Ach. 961; Eq. 95. Mommsen Feste der Stadt Athen 395f. Endlich erscheint D. als Schützer und Helfer der vor Eurystheus in die Tetrapolis geflüchteten Herakliden (Eur. Herakl. Anton. Lib. 33, dessen Randschrift ?στορεῖ Φερεκύδης sich auf den ersten, im wesentlichen mit Euripides sich deckenden Teil nicht bezieht, v. Wilamowitz De Eur. Heracl. [Greifswald. Lektionsverz. 1882] XIII). In dem euripideischen Drama gilt D. als König der nur durch Personalunion verbundenen Stadt Athen und der Tetrapolis mit dem Sitz in Marathon. Neben und mit ihm herrscht sein Bruder Akamas (v. 35), ohne dass dieser irgendwie sonst im Stücke erwähnt wird; beide haben das Land der Tetrapolis durch Erbschaft überkommen (πεδία γὰρ τῆσδε χθονὸς κλήρῳ λαχόντας ἐκ γένους Πανδίονος δισσοὺς κατοικεῖν Θησέως παῖδας λόγος, so von v. Wilamowitz umgestellt p. XIV). Eine Tochter D.s wird erwähnt v. 411. Das Drama spiegelt sehr altertümliche Verhältnisse wieder und ist vielleicht für den König D. das älteste Zeugnis (falls dieser nicht erst durch Euripides eingeführt ist). Denn ursprünglich hat D. mit Attika nichts zu schaffen; er ist aus der eleusinischen Sage in das attische Königsgeschlecht hinübergenommen und verhältnismässig spät (zwischen dem 6. und 5. Jhdt. ?) chronologisch eingereiht worden (v. Wilamowitz Kydathen 101. 125). Im 5. Jhdt. erscheint er im Cult, CIA I 273 e. f (Dittenberger Syll.¹ 29, 68. 85) werden in einer Schatzurkunde vor Erwähnung der Athene Zinsen für D. aufgezählt (Toepffer Att. Geneal. 146). Im Hafen Phaleron standen die Altäre der beiden Thesiden neben denen der θεοὶ ἄγνωστοι (Paus. I 1,4. Maass a. a. Ο. 823, anders Robert Herm. XX 354).
[Knaack.]

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