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Demodokos (Δημόδοκος). 1) Der blinde Sänger der Phaiaken am Hofe des Alkinoos. Gutes und Schlimmes hat die Muse ihm verliehen, indem sie ihm das Augenlicht nahm, aber den süssen Gesang gab (Od. VIII 63f.), die Menschen zu erfreuen, wenn ihn sein Herz zu singen trieb (VIII 43ff.). Deshalb ist er hochgeehrt beim Volke (λαοῖσι τετιμένος XIII 28, vgl. Schol. Q VIII 44 οἰκεῖον τὸ ὄνομα διὰ τὴν παρὰ τῷ δήμῳ ὑποδοχήν), er wird, schon wegen seiner Blindheit, aufs rücksichtsvollste behandelt (VIII 65ff. 105ff.) und auch von Odysseus gepriesen und geehrt (474ff.). Im Palaste und auf der Agora erklingt sein Lied. Nach dem Mahle treibt ihn die Muse zu singen κλέα ἀνδρῶν οἴμης τῆς τότ’ ἄρα κλέος οὐρανὸν εὐρὺν ἵκανεν, den Streit zwischen Odysseus und Achilleus (75ff.); nach der Abendmahlzeit aber besingt er der Aufforderung des Odysseus entsprechend das hölzerne Ross und die Eroberung von Troia, wodurch die Erkennung des Odysseus eingeleitet wird (492ff.). Auf der Agora spielt er, in der Mitte stehend, die Phorminx zum Reigentanz der Jünglinge und singt danach das Lied von der Liebe des Ares zu Aphrodite (andre meinen nach Ath. I 15 d, dass der Gesang selbst von pantomimischen Tanzbewegungen begleitet war, doch ist das Lied von alten und neuen Kritikern für eingeschoben erklärt worden, vgl. Ameis-Hentze Anh. zu Hom. Od. VIII 266) VIII 262ff., vgl. Ath. I 14 c. So war auch am amyklaeischen Thron dargestellt Φαιάκων χορὸς καὶ ᾄδων ὁ Δημόδοκος (Paus. III 18, 11). Pausanias (I 2, 3) vergleicht die Stellung des D. bei Alkinoos mit der der Dichter an griechischen Tyrannenhöfen. Auf seine Blindheit spielt auch Ovid (I b. 270) an, und der Scholiast weiss zu berichten, dass D. nach einem Wettstreit mit den Musen geblendet oder bei gleichem Anlass von Apollon besiegt und getötet worden sei. Der späteren Zeit erschien er als ein Dichter, der Lieder von Ares und Aphrodite und von der Zerstörung Troias verfasste (Plut. de mus. 3: Δημόδοκος Κερκυραῖος παλαιὸς μουσικός); Ps. Plut. de fluv. 18 dichtet ihm sogar eine Ἡρακλεία an.

Die Gestalt des D. ist von culturgeschichtlicher Bedeutung. In ihr hat uns einer der homerischen Aoeden, zwar idealisiert aber mit der Wirklichkeit entlehnten Zügen, einen Vertreter seines Standes, d. h. der Sänger, die die homerischen Epen geschaffen haben, vorgeführt und die Art seines Auftretens geschildert. Die empfängliche Hörerschaft am Königshofe ist wohlvertraut mit dem Gang (οἴμη) der Sage, so dass sein Lied, wie bei Homer ἁμόθεν γε, an irgend einem Punkt beliebig einsetzen kann. Er selbst, θεοῖς ἐναλίγκιος αὐδήν (IX 3), hat seine Belehrung von Apollon oder der Muse empfangen (VIII 488) und wird von ihr inspiriert, wie Homer. Er eröffnet seinen Gesang mit Anrufung der Gottheit (ὁ δ’ ὀρμηθεὶς θεοῦ ἤρχετο, φαῖνε δ’ ἀοιδήν 499), wie dies nach [2870] den homerischen Hymnen thatsächlich Brauch war. Und wenn nach Schol. VIII 63 einige meinten, in der Blindheit des Sängers habe Homer auf sich selbst angespielt, so ist vielleicht umgekehrt D. nicht ohne Einfluss auf die Ausbildung der Legende von der Blindheit Homers gewesen (vgl. Bergk Griech. Litt. I 454. Niese Entwickl. d. hom. Poesie 48f. 245. E. Meyer Gesch. d. Altert. II 391f. 415).
[Wagner.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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